Früchte ABC - Roswitha Wenzel - E-Book

Früchte ABC E-Book

Roswitha Wenzel

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Beschreibung

25 inspirierende Kindergeschichten von A wie Apfel bis Z wie Zwetschge, mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad, ein Tanz zwischen Wahrheit und Fiktion, ein Erfahrungsschatz für Geist und Seele. Ihr größter Wunsch ist es, die angeborene kindliche Neugierde zu wecken, spielerisch Wissen zu vermitteln sowie Lernfreude zu verbreiten und dabei den Keim zu legen für die Liebe zu Natur und Umwelt. Mit Zeichnungen zum Ausmalen, geeignet nicht nur zum Vorlesen - ein Buch für daheim, in der Schule oder unterwegs.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
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Seitenzahl: 82

Veröffentlichungsjahr: 2021

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In Liebe und Dankbarkeit

für unsere zwei wundervollen Kinder

Anja & Andreas

Inhaltsverzeichnis

Apfel

Banane & Birne

Clementine

Dattel

Erdbeere

Feige

Granatapfel

Himbeere

Indianerbanane

Johannisbeere

Kirsche

Limone

Mango

Nektarine

Orange

Pfirsich

Quitte

Reneklode

Stachelbeere

Traube

Unglaubliches

Vitamine

Wasser

Kreuzung

Zwetschge

Nachwort für die Kleinen

Nachwort für die Großen

Schwierigkeitsstufe:

leicht

mittel

anspruchsvoll

A

Es war einmal …

ein Apfel, dessen Äußeres

zum Hineinbeißen einlud.

Eine Augenweide war er,

ein Star unter den Äpfeln.

Jonathan, ein kleiner Junge,

hatte sein Herz jedoch an einen

ganz anderen Apfel verloren …

Eltern haben es nicht leicht, Kinder aber auch nicht. „Tu dies! Tu das!“, wird von ihnen verlangt, alles andere als ein Honigschlecken. Dazu sollten sie noch dankbar sein für Dinge, die sie nicht mögen.

Was Jonathan definitiv nicht mochte, war, mit seiner Mutter einkaufen zu gehen. Prinzipiell hätte er nichts dagegen einzuwenden gehabt, doch es gab Rituale, die für den kleinen Jungen der reinste Albtraum waren.

Eines davon spielte sich regelmäßig an der Obsttheke ab. „Sehen die nicht appetitlich aus?“, war eine sich wiederholende Frage, die den Äpfeln im Regal galt.

Im Grunde genommen war es keine Frage, sondern eine Feststellung, die dazu führte, dass Mutter sich für den Kauf der Äpfel entschied, die SIE sich wünschte – und nicht Jonathan.

Dieser hatte seine eigenen Favoriten und die gab es in Opas Garten. Deswegen freute er sich diebisch, wenn er im Sommer Großvater besuchte, der ihn aufforderte: „Los! Hol dir einen Apfel!“ Der schmeckte jedes Mal köstlich, war für ihn der Inbegriff dessen, was er sich unter einem guten Apfel vorstellte.

Wohl ein Dutzend Apfelbäume hatte Opa, „ ...alte, so wie ich“, meinte er augenzwinkernd. Jonathan mochte jede seiner Apfelsorten, den sauren Granny Smith ebenso wie den hartschaligen Boskop.

Ein Apfel hatte es dem Kleinen aber besonders angetan. Das Außergewöhnliche an ihm war sein Name: Er hieß auch Jonathan.

Hin und wieder griff der Junge unabsichtlich zu einem ‚bewohnten Apfel‘, wie sein Großvater diese Kandidaten nannte. „Da war der Apfelwickler am Werk“, erklärte er, wenn sich eine Made ausgerechnet in Jonathans Apfel verirrt hatte. „Ein gutes Zeichen!“, hieß es dann. „Der Apfelwickler ist nämlich ein schlauer Bursche. Er sucht sich nur die besten Äpfel aus.“

Das waren klare Worte der Zufriedenheit. Auch Jonathan war zufrieden, allerdings erst dann, wenn er dank Opa die Made wieder los war.

„Weißt du eigentlich, dass du die weltbesten Äpfel hast?“, leitete der kleine Enkel eines Tages zu einem Thema über, das ihn schon länger beschäftigte. „Mir sind deine Äpfel viel lieber als die von Mama. Dabei kosten ihre sogar noch Geld.“ Das, was ihm schon immer rätselhaft erschienen war, brachte er damit auf den Punkt.

Großvater, der Jonathans Worten aufmerksam gefolgt war, nahm auf dem alten Schaukelstuhl im Erkerzimmer Platz. Er deutete seinem Enkelsohn an, es sich auf seinem Schoß gemütlich zu machen. Liebevoll streichelte er dem Blondschopf übers Haar, ehe er zu sprechen anfing:

„Weißt du, mein Junge, mit den Äpfeln verhält es sich so ähnlich wie mit den Menschen.“ Jonathan hörte gebannt zu. „Es gibt welche, deren Äußeres nahezu makellos ist. Lernst du sie aber näher kennen, stellst du manchmal fest, dass sie unfreundlich oder lieblos sein können.“

„Wie Mamas piekfeine Äpfel, die nicht immer so schmackhaft sind“, vergewisserte sich der Kleine, ob er das Gesagte auch richtig verstanden hatte. „Ganz genau“, stimmte ihm sein Opa bei.

„Dann gibt es aber auch jene Menschen“, setzte der Großvater seinen Vergleich fort, „denen man auf den ersten Blick nicht ansieht, wie wertvoll sie sind. Das Besondere liegt tief in ihrem Inneren verborgen.“

„So wie bei deinen Äpfeln!“ Damit gab Jonathan seinem Opa zu verstehen, dass er den vollen Durchblick hatte. „Die schmecken vorzüglich, auch wenn sie manchmal nicht ganz so ansehnlich sind“, schwärmte der Junge.

„Ich wusste schon immer, dass du ein kluges Kerlchen bist“, lobte der Großvater seinen Enkelsohn und fuhr ihm dabei behutsam durch das blonde Wuschelhaar.

„Jetzt verstehe ich endlich, warum ich dich so lieb habe“, sprach der Kleine und umschlang Opa mit seinen zwei Ärmchen ganz liebevoll. „Du bist wie deine Äpfel: Außen nicht mehr ganz so schön und etwas runzlig, aber innen bist du einfach der beste Opa der Welt!“

B

Es war einmal …

eine Birne, nicht irgendeine,

sondern eine aus Mitteleuropa.

Neben ihr, in einer Brotzeitbox,

welche ein kleiner Junge bei sich trug,

befand sich eine Banane

aus einem fernen Land

in Zentralamerika.

„Oh Graus, ist das kalt bei dir!“, jammerte die Banane. Kein Wunder, wo sie Wärme und Sonnenschein gewöhnt war. „Tut mir leid für dich“, erwiderte die Birne betroffen. Kälte war etwas, was der Frucht aus Mitteleuropa weniger ausmachte.

„Schau mal, wie groß und schlank ich bin!“, prahlte die Banane nach einiger Zeit und räkelte sich in der Brotzeitbox. Dabei blickte sie etwas geringschätzig auf die rundliche Birne herab.

„Was nützt dir dein Schlanksein, wenn du nicht einmal kerzengerade auf deinen Beinen stehen kannst“, konterte die Birne. „Und das hat nichts mit der Enge hier drinnen zu tun“, sprach sie leicht verärgert. Was sich diese dumme Krumme bloß einbildete!

„Eigentlich bin ich etwas ganz Besonderes“, machte die Wichtigtuerin von Neuem auf sich aufmerksam. „Wusstest du schon, dass man so eine einzelne Banane wie mich Finger nennt und dass mehrere Finger eine Bananenhand bzw. mehrere Hände zusammen den Blütenstand einer Bananenpflanze bilden?“

„Ich wusste es nicht und ich will es nach wie vor nicht wissen, weil es mich nicht im Geringsten interessiert“, machte die mittlerweile erzürnte Birne ihrem Ärger Luft.

„Dann weißt du sicherlich auch nicht, dass meine Blätter über einen Meter lang werden können“, rühmte sich die Banane. „Wie groß sind deine eigentlich?“, klang es eher scheinheilig aus dem Mund der hochnäsigen Frucht. Die Antwort war ihr natürlich bekannt.

„Jetzt reicht’s mir aber!“, entfuhr es der für gewöhnlich gelassenen Birne. „Glaubst du tatsächlich, dass du etwas Besseres bist als ich? Bloß weil ich nicht ein Loblied auf meine Vorzüge anstimme, heißt das noch lange nicht, dass ich keine habe“, rebellierte die Kernfrucht.

„Ach Kleine, ich wüsste nicht, was du Besonderes zu bieten hättest“, schoss die Banane einen weiteren Giftpfeil ab.

„Hast du dir schon jemals Gedanken darüber gemacht, wer von uns beiden die saftigere Frucht ist?“, schoss die wutentbrannte Birne zurück. „Und wenn schon! Damit punktest du bloß einmal“, gab die Banane ironisch lächelnd zurück.

„Hinzu kommt, dass meine Schale verzehrt werden kann, deine dagegen ungenießbar ist und auf dem Komposthaufen landet, vorausgesetzt, du bist eine Bio-Banane. Andernfalls ist deine Schale selbst dafür nicht gut genug“, hielt die verärgerte Birne dagegen, während die vorlaute Banane immer blasser wurde.

„Und nur, dass du es weißt“, beendete die Birne ihre Rede, „ich hatte die Ehre, auf einem richtigen Baumstamm aufwachsen zu dürfen, der viele Jahrzehnte alt werden kann. Darauf haben schon meine Eltern, Großeltern und sogar Urgroßeltern gesessen und meine Kinder und Kindeskinder werden es auch tun. Er ist, wie gesagt, ein echter Stamm, kein sogenannter Scheinstamm wie deiner.“

Die Banane, welche noch vor Kurzem mit verletzenden Worten um sich geworfen hatte, blickte stumm vor sich hin, während kleine Tränen aus ihren Augen kullerten. Ehe sie jedoch etwas antworten konnte, hörte sie die versöhnlichen Worte ihrer Brotzeitbox-Nachbarin:

„Weißt du, eigentlich ist keine von uns besser oder schöner als die andere. Wir sind beide gut, so wie wir sind. Jede von uns ist auf ihre Art besonders und einzigartig. Ich bin glücklich, eine Birne zu sein, und du hast allen Grund dich zu freuen, eine Banane sein zu dürfen.“

In ihrem tiefsten Inneren gerührt, denn so hatte noch niemand zu ihr gesprochen, krümmte sich die Banane, um der Birne die Hand zur ewigen Freundschaft zu reichen …

C

Es war einmal …

eine Zitrusfrucht, noch bekannt als

die ‚kleine Schwester der Orange’.

Vom Geschmack her süßer

als die Mandarine,

immer wieder verwechselt

mit der glattschaligen Satsumas,

führte sie ein glückliches Leben,

diese Zitrusfrucht,

genannt Clementine.

Sie lebte inmitten einer liebevollen Großfamilie, unter einem Dach mit der Zitrone und der Limette, Tür an Tür mit der Orange und der Grapefruit. Ihre Tischnachbarinnen waren die kleine Kumquat und die große Pomelo – ein Bild zum Kugeln.

Trotz alledem quälte unsere Clementine schon seit geraumer Zeit eine heimliche Sehnsucht. Ein stets wiederkehrender Wunschtraum war es, den sie hegte und der sie nicht mehr losließ.

Einmal in ihrem Leben wollte sie, so wie der Apfel, in einem Nikolauspackerl sein und dabei in leuchtende, erwartungsvolle Kinderaugen blicken.

„Das geht nicht! Unmöglich!“, hörte sie ihre Mutter aufgebracht sagen. „Der Apfel hat schon seit eh und je sein Platzerl da, genauso wie die Nüsse und Mandeln“, wies sie ihre Tochter energisch zurecht. „Du gehörst nicht in diese Tüte!“

Da erinnerte sich das Mädchen, irgendwann einmal ein Buch mit schlauen Sprüchen gelesen zu haben. Einer davon ging ihr seit damals nicht mehr aus dem Sinn:

„Träume sind wunderschön, wenn man sie wachküsst und wahre Wunder geschehen!“

„Gesagt, getan“, oder um es ganz genau zu formulieren, „gedacht, getan.“ Die kleine Zitrusfrucht entschloss sich, der Sache auf den Grund zu gehen und machte sich daher schnurstracks auf den Weg zu ihrem Ziel. Clementine suchte den Nikolaus auf und – nein, sie küsste ihn nicht wach –, sondern sprach mit ihm höchstpersönlich. Sie erzählte ihm von ihrem Lebensraum und dieser wiederum hörte ihr aufmerksam zu.