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Beschreibung

Im weiteren Sinne können nach kirchlichem Sprachgebrauch Apologeten als diejenigen bezeichnet werden, die sich die Verteidigung christlicher Anschauungen und Einrichtungen zur Aufgabe machen; im engeren Sinne versteht man darunter die Schriftsteller des christlichen Altertums, welche Schutzschriften verfasst haben, in denen das Christentum überhaupt vor der öffentlichen Meinung oder vor den Staatsbehörden verteidigt werden soll gegen die ihm von den Zeitgenossen gemachten Vorwürfe: eine Verteidigung, die meistens in dem Nachweis gipfelt, dass die neue Religion nicht bloß ungefährlich, für das öffentliche Wohl sogar förderlich sei, sondern dass die anderen Religionen an keinem Punkt den Vergleich mit ihr aushielten. In diesem Band finden sich folgende Werke: Vom Irrtum der heidnischen Religionen Der Brief an Diognet Verspottung der nichtchristlichen Philosophen Dialog Octavius Tatians Rede an die Bekenner des Christentums Athenagoras' Bittschrift für die Christen

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Frühchristliche Apologetische Schriften

 

DIE SCHRIFTEN DER KIRCHENVÄTER

 

 

 

 

 

 

Frühchristliche apologetische Schriften

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

86450 Altenmünster, Loschberg 9

Deutschland

 

ISBN: 9783849659714

 

Cover Design: Basierend auf einem Werk von Andreas F. Borchert, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=35892522

 

Der Text dieses Werkes wurde der "Bibliothek der Kirchenväter" entnommen, einem Projekt der Universität Fribourg/CH, die diese gemeinfreien Texte der Allgemeinheit zur Verfügung stellt. Die Bibliothek ist zu finden unter http://www.unifr.ch/bkv/index.htm.

 

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

 

 

INHALT:

Vom Irrtum der heidnischen Religionen. 1

Fußnoten.49

Der Brief an Diognet51

Fußnoten. 61

Verspottung der nichtchristlichen Philosophen. 63

Fußnoten. 70

Dialog Octavius. 71

Fußnoten. 116

Tatians Rede an die Bekenner des Christentums117

Einleitung zu Tatians Rede  an die Bekenner des Griechentums. 118

Tatians Rede an die Bekenner des Griechentums1.132

Fußnoten. 166

Athenagoras’ Bittschrift für die Christen. 185

Einleitung zu Athenagoras’ Bittschrift für die Christen. 186

Fußnoten. 194

Bittschrift für die Christen. 195

 

 

Vom Irrtum der heidnischen Religionen (De errore profanarum religionum)

 

Bibliographische Angaben:

 

Titel Version: Vom Irrtum der heidnischen Religionen (BKV) Sprache: deutsch Bibliographie: Vom Irrtum der heidnischen Religionen (De errore profanarum religionum) In: Frühchristliche Apologeten Band II. Aus dem Griechischen übersetzt von J.Leitl (Autolycus). Aus dem Lateinischen übersetzt von Dr. Alfons Müller - Kaplan in Stuttgart (Octavius). Aus dem Griechischen oder Lateinischen übersetzt von Gerhard Rauschen (Märtyrerakten) (Bibliothek der Kirchenväter, 1. Reihe, Band 14) München 1913. Unter der Mitarbeit von: Ursula Schultheiß

 

 

 

1. Die Vergötterung des Wassers im Osiris- und Isisdienst der Ägypter

 

 […] was bei Erschaffung des Menschen der Schöpfer «bewirkt hat, wie wir früher » gesagt haben, ist in jährlich wiederkehrenden Mahnungen «und Zureden » gegenüber den Verlorenen im einzelnen aufzudecken. «Der Wahrheit zum Zeugnis » werden wir mit klaren Beweisen «und Belegen von » Beispielen nachweisen, daß «der Götterdienst » durch den Teufel «erfunden und ausgeführt wurde », um dadurch den Sinn des Geistes zu beflecken und mit der Hoffnung auf «kommendes » Glück in verkehrter Unterscheidung ewigem Unglück «preisgegebene » elende Menschen zu verderben.

 Daß es vier Elemente gibt «und sie sich in allen Körpern» finden, «wer» möchte daran zweifeln, d. h. Feuer, Wasser, Luft «und» Erde. Aber diese Elemente sind verschiedenartig « oder» in ihrer Wirksamkeit einander entgegengesetzt. Deshalb sind im Irrtum die Völker, « welche einerseits» den Elementen eine Herrschaft zuweisen, andererseits «das Feuer» noch dazu als den höchsten Gott «betrachten, insoferne» die übrigen1 von ihm ihre Wesenheit hätten «vermöge der Wärme»; sie wissen also nicht, daß alle Elemente gerade infolge ihrer entgegengesetzten Tätigkeit sich verbinden und daß auch sie Gott zum Schöpfer haben, der die einzelnen ihrem Ort und ihrer Stellung zuweist «und sie erschaffen hat». Dies erkennen wir ja mit dem Verstand oder durch Nachdenken «oder» sehen es «bestimmt» mit den Augen, nämlich daß «die auf sein göttliches Wort erfolgte» Zusammensetzung in gleichmäßiger «Verteilung» auf die Körper «sich vollzieht».

  

2.

 

1. Die Bewohner Ägyptens halten «im Hinblick auf die Wohltaten des Wassers» das Wasser heilig, rufen das Wasser an, verehren das Wasser fortgesetzt mit abergläubischen Gelöbnissen. Aber bei ihren heiligen Gebräuchen, welche sie Mysterien nennen, fügen sie « tragische» Leichenbegängnisse und schaurige, furchtbar unheilvolle Fehden hinzu: Blutschande mit der Schwester und Ehebruch und diese Freveltat durch harte Strafen des Gatten gerächt. Isis ist die Schwester; Osiris der Bruder; Typhon der Gatte. 2. Als letzterer erfahren, daß seine Gemahlin Isis durch die blutschänderischen Begierden ihres Bruders geschändet worden war, tötete er Osiris, zerstückelte ihn gliedweise und streute die zuckenden Gliedmaßen der elenden Leiche längs dem ganzen Ufer des Nilflusses hin. Isis verstieß Typhon und benützte für sich, um ihren Bruder und  Gatten zu bestatten, ihre Schwester Nephtus zur Hilfe und den Jäger Anubis, welchem deshalb ein Hundskopf gegeben wurde, weil er die zerstückelten Körperteile mit der Fertigkeit eines Spürhundes fand. Den auf diese Weise gefundenen Osiris übergab Isis dem Grabe. 3. Sicherlich waren sie in Ägypten Könige und Tyrannen zugleich, doch Osiris rechtschaffen, abgesehen von der Freveltat an seiner Schwester, Typhon rasend, zügellos und übermütig. Darum wird jener verehrt, dieser gemieden. Das ist der Kern des Isisdienstes. Im innersten Heiligtum halten sie des Osiris Bild vergraben, beweinen es mit jährlichen Trauerklagen, scheren das Haupt, um das erbärmliche Ende ihres Königs durch die Häßlichkeit eines entstellten Hauptes zu betrauern, zerschlagen sich die Brust, zerfleischen die Arme, entfernen die Narben der alten Wunden, damit durch jährliche Trauerklagen in ihrem Geiste das schaurige und erbärmliche tödliche Ende neu erstehe. Und nachdem sie dies an bestimmten Tagen getan, dann geben sie sich den Anschein, als «suchten» sie die Überreste des zerstückelten Leichnams, und jubeln, wenn sie dieselben gefunden, wie wenn damit der Trauer ein Ende wäre. 4. O elende und nichtige Menschheit! Um deinen Königen Jahr für Jahr düstere Totenopfer zu weihen, vernachlässigst du den höchsten Gott, der alles mit göttlicher Kunstfertigkeit und Leitung geschaffen, und verlierst deine Hoffnung und dein Leben und läßt dich nicht durch den Glanz des dir erschienenen Lichtes auf bessere Wege bringen und suchst nicht die Kennzeichen der wiedererlangten Freiheit und erkennst nicht die Hoffnung des dir verliehenen Heiles und flehst nicht aus Reue über die vergangenen Missetaten um Nachlassung. 5. Vergeblich wähnst du, daß das Wasser, das du verehrst, dir einmal Nutzen bringe. Ein anderes Wasser ist es, durch welches die Menschen erneuert und wiedergeboren werden. Dieses Wasser, das du Jahr für Jahr verehrst, trocknet eine andere Macht aus, indem sie die Adergänge auskocht. oder jedenfalls wird  es verunreinigt durch das unglückliche Blutvergießen deines Königs. Jenes Feuer-Wasser, welches du verachtest, wird durch die Majestät des verehrungswürdigen Geistes verherrlicht, daß mit ihm in die alten Narben des Gewissens den gläubigen Menschen Heil und Gesundheit eingeträufelt werde. 6. Doch bei diesen traurigen Leichenbegängnissen, welche in der Tat Leichenbegängnisse sind, die einst stattfanden, deren Reste heute noch vorhanden sind – denn das Grab des Osiris ist heute noch in Ägypten und man sieht dort die Überreste des verbrannten Leichnams – wollen ihre Verteidiger eine natürliche Erklärung beifügen; sie sagen, die Samen der Früchte seien Osiris, Isis die Erde, Typhon die Wärme. Weil nun die durch die Wärme gereiften Früchte zum Lebensunterhalt der Menschen gesammelt, so von der Gemeinschaft mit der Erde gelöst und getrennt werden und wiederum beim Herannahen des Winters ausgesät werden, behaupten sie, daß der Tod des Osiris darin bestehe, wann sie die Früchte einheimsen, die Auffindung aber, wann die Früchte von der wärmenden Umhüllung der zeugenden Erde umfangen in jährlich wiederkehrender Zeugung neu zu entsprießen beginnen. 7. Angenommen, daß dies die richtige Erklärung für jene religiösen Gebräuche ist, angenommen, daß wegen der Früchte den Göttern Gelöbnisse erstattet werden: warum fügst du dann Blutschande, warum Ehebruch, warum die Strafe, das erbärmlich schlimme Ende hinzu? Warum lieferst du den irrenden und einfachhin sündelustigen Menschen mit deinen religiösen Gebrauchen ein böses Beispiel? Die natürliche Erklärung, welche du angibst, möge auf andere Weise verheimlicht werden. Doch warum sollte man verheimlichen, was allen bekannt ist? Warum betrauert ihr die Früchte? Warum beklagt ihr die wieder aufsprießenden Samen? 8. Zur Erhaltung des  Menschengeschlechtes ist das alles durch die göttliche Güte des höchsten Gottes geschenkt. Danken muß man deswegen dem höchsten Gott, aber nicht die Freigebigkeit des höchsten Gottes betrauern. Beweinet vielmehr, daß ihr im Irrtum seid und klagt über euren Irrtum in stets wiederholter Trauer. Sucht nicht Jahr für Jahr in religiösen Gebräuchen eine fremde Leichenbestattung, Für eure Leichenbestattungen holt vielmehr Trost in den einzelnen Jahren. 9. O elender Mensch, du freust dich, daß du ich weiß nicht was gefunden habest, während du doch deine Seele durch diese religiösen Gebräuche Jahr für Jahr zugrunde richtest. Du findest dort nur ein Götterbild, das du selbst dort geborgen, mit dem Unterschied, daß du es immer wieder suchst oder betrauerst. Suche lieber die Hoffnung des Heiles, suche das Anbrechen des Lichtes, suche, was dich dem höchsten Gott empfiehlt oder versöhnt, und wenn du den richtigen Weg des Heiles gefunden hast, dann freue dich und verkünde frei mit erhobener Stimme: wir haben’s gefunden und freuen uns, wann du von diesem Verderben auf deine Reue hin durch die Gnade des höchsten Gottes erlöst worden bist.

  

3. Die Vergötterung der Erde im Kybele (Magna Mater)- und Attisdienst der Phygier

 

1. Die Phrygier, welche Pessinunt bewohnen an den Ufern des Gallusflusses, weisen der Erde den Vorrang vor den anderen Elementen zu und erklären sie als Mutter des Alls. Auch sie haben, um für sich eine Anordnung jährlicher religiöser Gebräuche vorzunehmen, der Liebe eines reichen Weibes, und zwar ihrer Königin, welche die spröde Zurückweisung von seiten eines geliebten Jünglings grausam rächen wollte, in jährlichen Trauerklagen eine religiöse Weihe gegeben. Damit sie nun dem zornigen Weibe Genüge leisteten oder der Reuigen Trost verschafften, faselten sie von einem Wiederaufleben des kurz zuvor Begrabenen und errichteten, da das Herz des Weibes in übermäßig großer Liebe brannte, dem verstorbenen Jüngling Tempel. Was sodann das zornige Weib zur Rache für verschmähte Schönheit getan, das sollen die von ihnen eingesetzten Priester erdulden. So wird in jährlichen  religiösen Gebräuchen der Erde zu Ehren jene prunkvolle Leichenbestattung veranstaltet, um die erbärmliche schlimme Leichenbestattung zu ehren, während dabei den Menschen die Überzeugung beigebracht wird, daß sie die Erde verehren. 2. Hier, allerheiligste Kaiser, nehmen sie ebenfalls, um jenen Irrtum zu verschleiern, an, daß auch diese religiösen Gebräuche auf natürlicher Begründung beruhen. Sie behaupten, die Früchte lieben die Erde. Attis aber, sagen sie, sei gerade das, was aus den Früchten erwächst, die Strafe indes, welche er erduldete, sagen sie, bestehe in dem, was der Schnitter mit der Sichel an den gereiften Früchten tut. Sie nennen es seinen Tod, wenn die Samen gesammelt und eingeheimst werden, sein Aufleben wiederum, wenn in jährlichem Wechsel die Samen ausgestreut und wieder an ihren Ort gesteckt werden. 3. Ich möchte nun, daß sie mir auf meine Frage Antwort geben, warum sie diese einfache Sache der Samen und Früchte mit einer Leichenbestattung, mit einem Todesfall, mit spröder Zurückweisung, mit Strafe, mit Liebe in Verbindung gebracht haben. War es somit nicht etwas anderes, was gesagt werden sollte? War es somit nicht das, was die elenden Sterblichen tun sollten, indem sie dem höchsten Gott für die Früchte Dank abstatten? Um für die neu erwachsenen Früchte Dank abzustatten, heulst du, um dich zu freuen, klagst du, und noch nicht hast du dieses Tun bereut, wiewohl du die richtige Erklärung eingesehen hast, sondern du handelst so, um mit den jährlichen Trauerfeiern beschäftigt immer das Leben zu fliehen und den Tod zu suchen. 4. Sie mögen mir sagen: Was hat dies den Früchten genützt, daß sie ihr Weheklagen in jährlichen Jammertönen erneuern, daß sie über die unselige neu veranstaltete Leichenbestattung aufseufzen, daß sie dies auf natürliche Erklärung  zurückführen? Ihr trauert und klagt und verheimlicht eure Trauer durch eine andere Begründung. Es weiß der Landmann, wann er die Erde mit dem Pflug zerteilen soll, weiß, wann er den Furchen das Getreide anvertrauen muß, weiß, wann er die durch die Sonnenglut gereiften Samen sammeln, weiß, wann er die gedörrten Fruchte dreschen muß. Das ist die natürliche Erklärung, das sind die richtigen Opfer, welche von den Menschen mit gesundem Sinn in jährlicher Arbeit gebracht werden; diese einfache Sache verlangt die Gottheit, daß die Menschen beim Sammeln der Früchte den bestimmten Gesetzen der Jahreszeiten dienen. Warum suchte man für diese Ordnung die Wahnidee eines elenden Todesfalls? Warum wird mit Tränen verheimlicht, was nicht geheimgehalten werden sollte? Sie müssen also bekennen, daß diese religiösen Gebräuche nicht zur Ehre der Früchte, sondern zu Ehren eines fremdartigen Todesfalls angeordnet wurden, 5. Denn wenn sie die Erde die Mutter aller Götter nennen, diejenigen, welche diesem Elemente die erste Rolle zuteilen, so ist sie in der Tat ihrer Götter Mutter. Das leugnen oder weisen wir gar nicht zurück; denn aus ihr setzen sie ja ihre Götter zusammen und machen sie stets aus Stein oder Holz. Die ganze Erde umströmen die Meere und sie wird hinwiederum durch den sie umgebenden Kreis des Ozeans umschlossen und eingefaßt, wird auch mit der hohen Wölbung des Himmels bedeckt, von den Winden durchweht, von Regenströmen bespritzt und gesteht ihre Angst durch fortgesetztes Beben und Zittern. Erwägt, was euch erwartet, die ihr Derartiges verehrt, wenn doch eure Götter euch ihre Schwäche in täglichen Geständnissen verraten.

  

4. Die Vergötterung der Luft durch die Assyrier und Afrikaner im Kult der Juno caelestis

 

1. Die Assyrier und ein Teil der Afrikaner nehmen an, daß die Luft die Führung unter den Elementen habe und verehren sie mit einer erträumten Vorstellung. Gerade ihr nämlich, das heißt der Luft, haben sie unter dem Namen Juno oder der jungfräulichen Venus - wenn überhaupt einmal der Venus Jungfräulichkeit gefiel - eine religiöse Weihe gegeben. Sie behaupten, Juno sei - natürlich darf auch hier Blutschande nicht fehlen - aus einer Schwester des Jupiter zu dessen Gemahlin geworden. Sie haben wahrhaftig dieses Element zu einem Weibe gemacht, ich weiß nicht durch welche Verehrung bewogen. Rufen sie etwa, weil die Luft zwischen Meer und Himmel gelagert ist,  dieselbe durch Priester mit weibischen Lauten an? 2. Sage mir: Ist das eine Gottheit, die im Manne ein Weib sucht, der der Priesterchor nicht anders dienen kann, als daß sie ihr Gesicht weibisch gestalten, ihre Haut glätten und das männliche Geschlecht durch Weiberschmuck entehren? Man kann in ihren Tempeln bei öffentlichem Geseufze erbärmliche Aufzüge schauen,2 wie Männer sich als Weiber gebrauchen lassen und die Schmach ihres unreinen und unzüchtigen Leibes mit großsprecherischer Prahlerei kundtun. Sie geben ihre Schandtaten bekannt und bekennen die Schmach des befleckten Leibes mit der schändlichsten Ergötzung. Sie zieren weibisch ihre wohlgepflegten Haare, und bekleidet mit feinen Gewändern halten sie kaum ihr Haupt am schlaffen Nacken aufrecht. Wenn sie so das männliche Aussehen getilgt haben, rufen sie ganz erfüllt vom Flötenklang ihre Göttin an, um, vom ruchlosen Geiste erfüllt, törichten Menschen gleichsam die Zukunft vorauszusagen. Was ist das für eine Ungereimtheit oder was für eine Ungeheuerlichkeit? Sie verleugnen sich als Männer und sind doch keine «Weiber»; sie wollen als Weiber gelten, aber etwas anderes verrät jede Eigenschaft ihres Körpers. 3. Man muß auch bedenken, was das für eine Gottheit ist, welche an der Freundschaft mit einem unreinen Leib eine solche Freude hat, welche sich an unzüchtige Glieder hängt, welche durch Besudelung und Befleckung des Leibes versöhnt wird. Errötet über alle Maßen, ihr Elende; anders hat euch Gott geschaffen. Wenn eure Schar zum Richterstuhl des göttlichen Richters hinzutritt, werdet ihr nichts mit euch bringen können, was Gott, der euch erschaffen, gelten läst. Weiset diesen so unseligen Irrtum zurück und gebt die Neigungen unheiligen Sinnes endlich einmal auf. Verdammt nicht den Leib, welchen Gott geschaffen, durch das frevelhafte Gesetz des Teufels zu eurem Unheil; solange es die Zeit noch gestattet, schaffet Abhilfe. Die Barmherzigkeit Gottes ist reich, er verzeiht gerne. 4. Er läßt die neunundneunzig Schafe zurück und sucht das eine verlorene und als Vater  gibt er dem verschwenderischen Sohne nach dessen Rückkehr ein Festgewand und bereitet ihm ein Mahl. Ich will nicht, daß die Menge der Vergehen euch in Verzweiflung stürze: der höchste Gott erlöst durch seinen Sohn Jesus Christus unseren Herrn alle, die es wollen, und verzeiht den Reuigen gerne und fordert nicht viel zur Verzeihung. Allein schon durch Glauben und Reue könnt ihr wieder erlangen, was immer ihr durch die ruchlosen Wahngebilde des Teufels verloren habt.

  

5. Töricht ist endlich die göttliche Verehrung des Feuers

 

1. Die Perser und die Magier alle, welche innerhalb der Grenzen des persischen Gebietes wohnen, geben dem Feuer den Vorzug und glauben das Feuer allen Elementen voranstellen zu sollen. Sie teilen deshalb das Feuer in zwei Kräfte, indem sie seine Natur auf die beider Geschlechter übertragen und mit dem Bildnis eines Mannes und Weibes die Wesenheit des Feuers bestimmen. Und zwar stellen sie das Weib mit dreigestaltigem Gesicht dar und bringen an ihm ungeheuerliche Schlangen an. Das tun sie deshalb, damit sie nicht mit ihrem Stammvater, dem Teufel, irgendwie in Widerspruch stehen, sondern damit ihre Göttin durch ihr Schlangengewimmel mit den berüchtigten Abzeichen des Teufels geziert werde. 2. Wenn sie aber den Mann als Viehdieb verehren, übertragen sie dessen Kult auf die Macht des Feuers, wie dessen Prophet uns mit den Worten überliefert hat: Μύσταβοοκλοπίηςσυναλέξιεπατρόςἀγαυοῦ (Eingeweihter der Rinderstehlerei, Mithelfer des erlauchten Vaters) . Ihn nennen sie Mithras, vertrauen aber seinen Kult verborgenen Höhlen an, um so immer, in die düstere, schauerliche Finsternis versenkt, der Gnade eines glänzenden und hellen Lichtes aus dem Wege zu gehen. O wahrhaftige Weihe einer Gottheit! O verwerfliche Erfindung und barbarische Einrichtung! Du hältst den für einen Gott, dessen Verbrechen du eingestehst. Warum preist ihr also, die ihr behauptet, es würden in diesen Tempeln die heiligen Kulte der Magier regelrecht nach persischem Gebrauche  ausgeübt, nur diese Gebräuche der Perser? Wenn ihr dies des römischen Namens wert erachtet daß ihr den heiligen Kulten der Perser, daß ihr den Gesetzen der Perser dienstbar seid […] welche mit einem Schild bewaffnet, mit einem Panzer bedeckt auf dem Gipfel der höchsten Burg heilig gehalten wird. 3. Der dritte Teil (das zweite Dritteil? Ζ) ist der, welcher in rauhen und verborgenen Wäldern die Herrschaft über die Tiere des Feldes erlangt. Der letzte Teil dieser dreifachen Anordnung ist der, welcher die Wege der Ausschweifung, welcher verwerfliche Gelüste, welcher die Lockungen einer verkehrten Begierlichkeit kundtut. Deswegen weisen sie den einen Teil dem Kopf zu, daß er den Zorn des Menschen gewissermaßen zu «enthalten» scheint. Den andern verlegen sie ins Herz, daß es den Wechsel der verschiedenen Gedanken, welche wir in vielfältiger Aufmerksamkeit fassen, nach Art von Wäldern zu enthalten scheint. Der dritte Teil wird in die Leber versetzt, wo die böse Begierde und die sinnliche Lust entsteht. Dort erregt nämlich die vereinigte Fülle der zeugungskräftigen Samen in natürlichen Trieben leidenschaftliches Verlangen. 4. Was nun diese Einteilung bezweckt, beachtet genau, damit die wahrheitsgemäße Erklärung leicht die Erfindung bekämpfe. Wenn die Seele zerteilt und ihr Wesen nach der verschiedenen Art ihrer Wirksamkeit auseinander  gerissen wird, beginnt sie, mit Zerstörung ihrer Beschaffenheit zu sein, was sie «nicht» gewesen war. Etwas anderes ist nämlich der Verstand, etwas anderes der Zorn, etwas anderes die Begierlichkeit. Diese Einteilung löst also die Seele auf und bringt infolge dieser Abtrennung den größten Verlust mit sich und nicht wahrt sie ihre ungeschmälerte Gestalt und Form, wenn sie in drei verschiedenartige getrennt und zerteilt wird; sie wird, um es richtiger zu sagen, infolge dieser Teilung sterblich. Denn alles, was geteilt werden kann, ist ein Körper. Ein Körper aber ist notwendigerweise sterblich. Wenn also die Seele zerteilt wird, ist sie ein Körper; wenn sie ein Körper ist, ist sie ebenfalls notwendigerweise sterblich. Treffliche, famose Erfindungen dieses Irrwahns! Den größten Gefallen erweist uns diese göttliche Weihe: wir lernen aus diesen Lehren und Kulten, daß die Seelen sterblich sind.

  

6. Kult des kretischen und thebanischen Bacchus oder Liber

 

1. In dieser Weise sind, allerheiligste Kaiser, die Elemente vom verlorenen Menschen vergöttert worden. Doch es bleiben noch andere abergläubische Gebräuche übrig, deren Geheimnisse enthüllt werden müssen, des Liber und der Libera, welche alle eurem heiligen Urteil bekanntzugeben sind, damit ihr erkennt, daß bei diesen heidnischen Religionen tote Menschen vergöttert wurden. So war Liber ein Sohn des Jupiter, nämlich des Königs von Kreta. Einer ehebrecherischen Mutter entstammt wurde er bei seinem Vater über Gebühr sorgsam aufgezogen. Die Gemahlin des Jupiter mit Namen Juno suchte, von stiefmütterlichem Groll erfüllt, auf jede Weise dem Kinde Nachstellungen zu bereiten, um es zu morden. 2. Als der Vater in die Fremde reiste, vertraute er, wohl kundig des geheimen Unwillens seiner Gemahlin, den Sohn  Wächtern zum Schutze an, die ihm dafür geeignet schienen, damit nichts aus Arglist von seiten des zornigen Weibes geschehe. Da fand Juno für ihre Nachstellungen den günstigen Zeitpunkt. Noch heftiger erregt, weil der Vater vor seiner Abreise dem Knaben den königlichen Thron und das Zepter übergeben hatte, bestach sie zuerst die Wächter mit königlichen Belohnungen und Geschenken, dann stellte sie ihre Helfershelfer, die sogenannten Titanen, in den inneren Räumen des Königspalastes auf und gewann durch Spielzeug und einen kunstgerecht gefertigten Spiegel das kindliche Gemüt derart, daß3 die königlichen Gemächer verlies und, von kindlichem Sinn verleitet, an den Ort des Hinterhalls sich führen ließ. 3. Dort wurde er gefangen genommen und ermordet; damit keine Spur des Mordes entdeckt werden könnte, zerschneidet die Schar der Helfershelfer stückweise die Glieder und teilt sie unter sich. Um dieser Untat noch eine andere beizufügen, kochen sie aus großer Angst vor der Grausamkeit des Tyrannen auf verschiedene Weise die Glieder des Knaben und verzehren dieselben, um sich mit einem bis auf jenen Tag unerhörten Essen eines Menschenleibes zu nähren. Das ihr zugeteilte Herz verwahrt die Schwester mit Namen Minerva, weil auch sie Genossin der Freveltat war, als offenkundigen Beweis für die Anzeige und als Handhabe, um das Ungestüm des rasenden Vaters zu dämpfen. Nach der Rückkehr berichtet die Tochter den Hergang der Untat. 4. Da läßt der Vater, durch das schauerliche Unglück und den Verlust sowie durch seine furchtbare herbe Trauer veranlaßt, die Titanen nach verschiedenartigsten Qualen töten. Keine Folter noch Strafart wurde bei der Rächung des Sohnes unterlassen, sondern durch alle Arten von Strafen rächte der Rasende die Ermordung des Sohnes, wie er auch beschaffen sein mochte, zwar mit väterlichem Wohlwollen, aber mit tyrannischer Gewalttätigkeit. Weil nun der Vater die Qualen seines betrübten Gemütes nicht länger ertragen konnte und weil der Schmerz über den Verlust durch keine Trostgründe gelindert wurde, ließ er dessen Abbild aus Gyps in einer plastischen Darstellung fertigen und der Künstler mußte  das Herz des Knaben, durch welches auf Anzeige der Schwester hin die Untat aufkam, in den Teil einsetzen, durch welchen die Umrisse der Brust gebildet waren. Nachher ließ er statt eines Grabhügels einen Tempel errichten und stellte einen Priester als Erzieher des Knaben an. 5. Er hieß Silen. Die Einwohner von Kreta veranstalten, um die Wut ihres tobenden Herrschers zu mildern, Tage feierlicher Leichenbestattung und setzen eine jährliche Feier und religiöse Weihe alle drei Jahre fest, wobei sie alles der Reihe nach tun, was der Knabe beim Sterben getan oder gelitten hat. Sie zerfleischen mit den Zähnen einen lebenden Stier, wodurch sie das grausame Mahl in jährlicher Erinnerung darstellen, und durch dunkle Wälder hin in verworrenem Geschrei laut wehklagend ahmen sie das tolle Rasen nach, damit jene Untat nicht als Tat der Hinterlist, sondern der Tollheit erscheine. Es wird die Kiste herbeigebracht, in welcher die Schwester das Herz heimlich geborgen hatte; durch Flötenklang und Klingen von Schallbecken deuten sie das Spielzeug an, mit welchem man den Knaben hintergangen hatte. So war zu Ehren des Tyrannen durch das unterwürfige Volk derjenige zu einem Gott erhoben, welcher keine Bestattung erhalten konnte. 6. Es gab auch einen anderen Liber, der in Theben Tyrann war, berühmt durch die Macht seiner Zauberkunst. Er fesselte Weibergemüt durch gewisse Gifttränklein und Gesänge an sich, dann gebot er nach eigener Willkür den Rasenden grausame Taten, um diese vornehmen, rasend gewordenen Weiber zu Dienerinnen seiner Leidenschaften und Freveltaten zu haben. Welche Freveltaten er verübt oder welch ungeheuerliche Untat er der Mutter gegen ihren Sohn oder den Schwestern wider ihren Bruder geboten hat, wird täglich auf den Theaterbühnen von den Verfassern der Tragödien überliefert, auf daß die ruchlose Grausamkeit des verbrecherischen Tyrannen in den Herzen der Zuhörer durch die schaurigen Vorträge neu auflebe. 7. Ihn beraubte Lykurg, geschützt durch die Verschwörung besonnener Männer, des Thrones und vertrieb ihn aus der Vaterstadt. Er war nämlich so weibisch geworden, daß er dem Beschluß von Männern nicht länger widerstehen  konnte. Wie er ein weibischer Ballettänzer gewesen und den Lüsten von Buhlen zu Diensten war, wird in den griechischen Gymnasien herabgeleiert. Doch nicht einmal mit seiner Flucht und Verbannung begnügte sich Lykurg, sondern aus Furcht, er möchte auf der Flucht auch von andern aufgenommen werden und so die Saat seiner schmählichen Freveltaten auch in einer anderen Gegend ausstreuen, umgürtete er sich mit dem Schwert und verfolgte die Schmach seiner Vaterstadt mit einem bedrohlichen Erlaß. Da warf Liber die Wollenbinden, welche er ringsum mit Weinlaubkränzen zu umwinden pflegte, weg und floh mit seiner weibischen Begleitung - es folgten ihm nämlich nur die Genossen seiner Buhlereien, Schandtaten und Leidenschaften - der ganzen Küste des benachbarten Meeres entlang und irrte mit höchster Angst und Verzweiflung herum. 8. Dort wurde er unter trunkenen Frauenzimmern und berauschten Greisen, während ihm noch der schandbare Aufzug vorausging, der eine in abscheulich schwarzem Gewand, der andere durch Vorzeigen einer Schlange Schrecken einflößend, ein dritter mit blutigem Mund eben die lebenden Glieder eines Tieres zerfleischend, von Lykurg ergriffen und bei der nächsten Felswand, welche eine ungeheuer jäh abfallende Höhe mit unwegsamen Felsen gebildet hatte, ins Meer hinabgestürzt. So sollte der zerfleischte Leichnam noch lange in den Meereswogen umhergetrieben den verirrten Sinn der Völker zu einer gesunden und nüchternen Ordnung mittels der harten Strafe zurückbringen. Von diesem Ende des Liber sagt Homer, um seine Flucht und Angst kundzutun und seinen Tod zu veranschaulichen:

"Auch selbst Dionysos voll Schreckens

Taucht’ in die Woge des Meers und Thetis nahm in den Schoß ihn,

Welcher erbebt’ angstvoll vor der drohenden Stimme des Mannes".

9. Es ahmt dir, Lykurgus, nach und folgt deinem besonnenen Verfahren auch unser Konsul Postumius;  und er weicht nicht ab von deinen heilsamen Gesetzen. Denn wie wir in den Büchern der Annalen finden, wurden Bacchanalische Freveltaten auf die Anzeige eines gewissen Jünglings Aebutius hin entdeckt. Noch waren in der Stadt Rom die Sitten rein und verlangte niemand nach ausländischem Wahnglauben unter Lockerung der Sitten. Da fehlte weder der Senat dem Konsul noch die Gesetze der Republik noch der Konsul den Gesetzen, sondern nach einem Verhör aller, welche über die frevelhaften Erfindungen dieses Kultes Aussage machten, wurde gegen alle mit einer strengen, ja echt römischen Untersuchung des Falls die Todesstrafe nach Urteil der Ratsversammlung beschlossen, und die Racheschwerter der Konsuln kamen erst zur Ruhe, als dieses Übel mit der Wurzel beseitigt war. O Strafe, würdig des römischen Namens! O lobenswerte Festigkeit früherer Tugend! Nicht einmal seine Mitbürger wollte der Konsul verschonen, wenn ausländische Laster zur Säuberung des Vaterlandes ausgerottet wurden

  

7. Kult der Ceres von Henna (Eleusinische Mysterien)

 

1. Es folgt diesem lasterhaften Kult und ahmt die Anordnung einer Leichenbestattung nach die Weihe des Todes der Tochter durch Ceres, eine Frau von Henna. Denn alles was der Vater auf Kreta hinsichtlich seines Sohnes getan, das hat alles Ceres bei Henna nach Verlust ihrer Tochter in maßlosem Mutterschmerz angeordnet. Wie das geschehen ist, will ich in kurzer Ausführung behandeln. Die einzige Tochter der Ceres, welche die Griechen Persephone, die Unsrigen mit Änderung des Wortes Proserpina nennen, wünschten mehrere zur ehelichen Gemeinschaft. Die Mutter überlegte sorgsam mit Rücksicht auf die Verdienste der einzelnen und während noch allen die Entscheidung der Mutter ungewiß erschien, konnte ein  reicher Bauer, der wegen seiner Reichtümer Pluton hieß, die Verzögerung und den Aufschub nicht mehr ertragen und er raubte in verwegenem Liebesglühen und erhitzt durch die Glut verkehrter Liebe die Jungfrau, die er beim Percus vorfand. Der Percus ist ein See im Gebiete der Stadt Henna, sehr lieblich und anmutig, dessen Lieblichkeit von dem bunten Blumenflor herrührt. Er ist nämlich das ganze Jahr mit abwechselnd nacheinander blühenden Blumen umkränzt. 2. Dort wirst du finden, was von Hyazinthen in den Stengeln schwillt, dort die Blätter der Narzisse oder was die goldene Rose oberhalb färbt, dort wuchert der glänzende Efeu weich über den Boden hin und findet sich bei purpurnen Veilchen lieblich der rötliche Majoran, und nicht fehlen bei diesem Kranz die Lilien. Ein durchaus geeigneter Ort, um durch seine Anmut Mädchenherzen anzuziehen und festzuhalten. An diesem Ort wurde die Jungfrau gegen Abend von Pluton vorgefunden, mit Gewalt geraubt, auf einen Wagen gesetzt und mit zerrissenen Kleidern und zerrauften Haaren entführt. Nichts nützten die beibehaltenen Nägel gegen den bäurischen Liebhaber noch half das Geschrei und Geheule noch das Lärmen der übrigen Mädchen. 3. Da meldete eine, als niemand aus der Stadt zu Hilfe kam, in schnellem Lauf - die Angst gerade beschleunigte ihn - der Mutter den Raub der Jungfrau. Gegen den Räuber führte die entrüstete Mutter eine bewaffnete Schar. Doch dem Pluton entging das Herannahen der Mutter nicht, sondern als er zur Stadt die Augen zurückwandte und die ungezählten Haufen mit der Mutter herankommen sah, faßte er in der Verzweiflung einen schrecklichen Entschluß. Er lenkte das Viergespann, durch das der Wagen gezogen wurde, mitten in den See hinein. Dieser verlor sich in tiefen Strudeln. Dort tauchte er mit der geliebten Jungfrau unter und gab der erbarmungswürdigen Mutter durch den Tod ihrer Tochter ein trauriges Schauspiel. 4. Die Einwohner von Henna erdichteten nun, um für den Mutterschmerz einen Trost erfinden zu können, der König der Unterwelt habe die Jungfrau geraubt, und damit Glaubwürdigkeit sich mit der Erfindung verbinde, behaupteten  sie, er sei bei Syrakus an einem andern Ort mit der Jungfrau in die Erde getaucht. Sie errichten wahrhaftig dem Räuber und der Jungfrau mit sorgsam gesammelten Geldern einen Tempel und ordnen jährliche Gelöbnisse an. Doch auf keine Weise wird der Schmerz der Mutter gebannt und die Qualen mütterlicher Sehnsucht werden nicht geheilt, sondern im Wahn, es sei in der Tat ihre Tochter bei Syrakus gesehen worden, kam sie unter Führung ihres Güterverwalters Triptolemus in nächtlicher Reise zum Gestade der Stadt Syrakus mit Trauergewand, in schmutzigem Aufzug. Dort fehlte auch einer nicht, welcher die leichtgläubige Mutter in ihrem Unglück täuschte. Es behauptet ein gewisser Pandarus, er habe unweit von Pachynus den Räuber mit der Jungfrau ein Schiff besteigen sehen. Das Weib war überzeugt, da sie ja irgendwie zu hören wünschte, daß ihre Tochter lebe, und belohnt die Stadt mit unermeßlichen Geschenken. 5. Die Syrakusaner umkleiden, bewogen durch die Freigebigkeit des Weibes, den Raub der Jungfrau mit religiöser Weihe und mildern den Schmerz der Mutter, indem sie zu Ehren der Tempel eine elende Leichenbestattung mit Prunk begehen. Aber auch dies genügt der Mutter nicht, sondern sie besteigt ein Schiff und sucht ihre Tochter an fernen Gestaden. So kam sie, durch Sturm und Unwetter umhergeworfen, in die Gegend einer attischen Stadt. Dort von den Einwohnern gastlich aufgenommen, teilt sie ihnen den bisher4 unbekannten Weizen mit. Der Ort erhielt nach der Heimat und der Ankunft des Weibes seinen Namen, er wurde nämlich Eleusin genannt, weil Ceres nach Verlassen der Heimat dorthin gekommen war. 6. So wurde sie, weil sie durch Verteilung des mitgebrachten Getreides die Anweisung für die Getreideernte gegeben, nach ihrem Tode wegen der Wohltat, die aus der Fülle der Früchte entsprang, an diesem Orte beigesetzt und zugleich vergöttert und samt ihrer  Tochter mit göttlichen Namen benannt. Es beliebt nämlich der griechische Leichtsinn, die, welche ihm etwas verschafft haben oder durch Rat oder Tat ihm geholfen, mit göttlichen Namen zu benennen; so wird von ihnen eine angenehme Dienstleistung damit vergolten, daß sie diejenigen Götter nennen und für Götter ansehen, welche ihnen einmal genützt haben. So zweifelt Nisa an seinem Liber nicht noch hat Sparta betreffs neuer Gestirne Bedenken, der düstere Öta verbrennt und vergöttert Herkules und von den törichten Kretensern wird noch das Grab des toten Jupiter verehrt. 7. Es wird jedoch, allerheiligste Kaiser, als Zutat zu diesem verruchten Irrwahn etwas hinzugefügt, was diese Menschen, d. h. Liber und Proserpina, gleichsam mit größerem Ansehen schützend umgibt. Den Liber wollen nämlich die griechischen Erdichtungen auf die Sonne beziehen, die Proserpina aber, welche sie Libera nennen, denken sie sich als den Mond. Wie ungereimt und wie erbärmlich das ist, können wir aus der Erklärung des wahren Sachverhalts selbst entnehmen. Wer hat die Sonne als Knaben gesehen? Wer hat getäuscht, wer getötet? Wer hat zerfleischt, wer zerteilt, wer sich mit dessen Gliedern gemästet? Wer hat den Mond geraubt, wer ihn verschwinden lassen? Wer hat ihn zur Gattin des Pluton gemacht? 8. Doch auch diesen Irrwahn wollen sie wieder durch eine natürliche Erklärung decken:5 vom ungeteilten und geteilten Sinn, d. h. ton ameriston kai ton memerismenon noun; mit dieser Begründung glauben sie jene verehren zu können. 9. Sagt mir, ihr elenden Sterblichen, warum fügt ihr natürlichen Dingen Leichenbestattungen hinzu? Warum befleckt ihr eine göttliche Einrichtung mit schauderhaften, grauenhaften Todesfällen? Wozu braucht es eine solch harte und grausame Quälerei? Was will denn dieser Wahn, daß sich mit göttlichen Dingen der Vorgang eines schaurigen Unheils verbinde? Daß die Natur der Gestirne, welche der höchste Gott nach bestimmten Gesetzen geschaffen, mit Trauerklagen über einen unseligen Todesfall sich vereinige? Wozu nützt ein solches Tun? Ihr mischt Irdisches mit Himmlischem, Vergängliches mit überirdischem, Finsternis mit dem  Licht, wenn ihr Schmerzen und Klagen von Manschen mit göttlichen Ehren umgebt.

  

8. Scheltrede der Sonne an die Götzendiener

 

1. Wenn die Sonne das ganze Menschengeschlecht zusammenrufen und zu ihm in einer Rede spräche, würde sie euch Hoffnungslose ungefähr mit folgenden Worten erschüttern: „Wer hat euch, vergängliche Menschen, die ihr alle Tage euch gegen den höchsten Gott auf verschiedene Weise empört, zu dieser ungeheuerlichen Tat getrieben, daß ihr in frevelhafter Leidenschaft und ruchlosem Irrwahn willkürlich mich sterben und leben lasset? Möchten doch Erfindungen dem hergebrachten Brauche oder einer einzigen Art eures törichten Sinnes entspringen! Möchten doch ohne Schmach für mich eure verwerflich frevelhaften Ideen sich ausspinnen! Nun schont ihr auch mich nicht, indem ihr mich in den Abgrund schleudert und euer Gerede kennt gar keine Rücksicht, sondern zugleich mit meiner Entehrung eilt ihr in euer tödliches Verderben. 2. Die einen versenken mich in Ägypten in die Wellen des Nils und dessen reißende Strudel aus hartnäckiger Raserei, andere beklagen mich, indem sie sich entmannen, andere kochen mich, nachdem sie mich grausam hingemordet, entweder in einem Topfe oder heften an sieben Bratspieße die zerstückelten Glieder meines Leibes. Wer nur ein wenig mit friedlichen Worten schmeichelt, denkt sich unter mir den Lenker eines Viergespanns. Werfet doch einmal einen solch verderblichen Wahnsinn von euch, laßt euch durch heilsame Überredung mahnen und sucht den wahren Weg des Heiles. Ein Feind Gottes ist es, der dies ausgedacht oder ausgesonnen hat und nicht eine einfache oder übliche Strafe begleitet die Untat eines solchen, der die Geheimnisse mit ruchlosen Ideen befleckt, der über das herrliche Gotteswerk6 derartiges erfunden hat. 3. Betrauert eure Toten, ihr, die ihr auch selbst eines gleichen Todes sterben werdet, spendet euren Königen nach eurem Willen Totenopfer und tröstet sie über den Verlust ihrer Kinder durch eine andere Art  von Heilmitteln hinweg. Betrauert den Liber, betrauert die Proserpina, betrauert den Attis, betrauert den Osiris, aber ohne unserer Würde Schmach anzutun. Ich will mich nicht durch deren Grabhügel und Asche führen lassen, will nicht meinen Namen zur Förderung eures Irrwahns hergeben. Zum Beginn des Tages bin ich von Gott geschaffen worden, das allein genügt mir. Warum beraubt ihr mich der Würde und Ehre des Amtes? Als etwas anderes hat mich Gott geschaffen, etwas anderes bin ich nach seinem Gebot, und ihr zerteilt mich nach eurer Laune, zerfleischt mich nach eurer leidenschaftlichen Willkür. Was ich bin, das lediglich zeige ich an mir und nichts anderes sollt ihr euch unter mir vorstellen, als was ihr an mir seht. Das ist Gott angenehm, das nimmt Gott gerne an, das führt die Menschen zum Weg des Heiles, wenn ihr die Irrtümer wegwerft und schlicht und gläubig Gottes Gnade schöpft.“ 4. Dies, allerheiligste Kaiser, in einer zur Darstellung der Sitten geeigneten Rede gesagt zu haben, möge meinerseits genügen. Doch ich will jetzt durch die Lehre der heiligen Lesungen unterrichtet die verlorenen Menschen mit einem religiösen Gespräch ermahnen. Wenn es Götter sind, die ihr verehrt, warum betrauert ihr sie dann? Warum beklagt ihr sie in jährlicher Trauer? Wenn sie der Tränen und der Trauer wert sind, warum überhäuft ihr sie mit göttlichen Ehrenbezeugungen? Tut also das eine von beiden: entweder betrauert sie nicht, wenn sie Götter sind, oder wenn ihr sie der Trauer und Tränen wert erachtet, dann nennt sie nicht Götter, damit nicht durch eure Trauer und eure Tränen die Majestät des göttlichen Namens entheiligt wird. 5. Doch weil der verdorbene Sinn, verstrickt in die Schlingen frevelhafter Leidenschaft, durch keinen Vernunftgrund wiederhergestellt werden kann, will ich das übrige behandeln, damit die Barmherzigkeit Gottes, wenn alles  bekannt gemacht und aufgedeckt ist, was gottlose Schlechtigkeit, mit einer religiösen Weihe versehen, im Namen unseres Herrn Jesu Christi die Gefallenen aufrichte, die Flüchtigen zu sich zurückrufe, die Zweifelnden stärke, die Irrenden bessere und, was die Hauptsache ist, den Sterbenden Leben verleihe.

  

9. Kult des Adonis in Verbindung mit Mars und Vulcanus

 

1. In den meisten Städten des Orients - dieses Übel dürfte auch zu uns herübergekommen sein - wird Adonis als Gemahl der Venus beklagt und sein Mörder und die Wunde den Umstehenden gezeigt. Mars hatte nämlich Gestalt und Form eines Wildschweins angenommen, und um für sich die erste Stelle in der Liebe der Venus zu behaupten, tötete er den unvorsichtig gegen ihn anstürmenden Jüngling. Wenn Adonis ein Gott war, warum wußte er nichts von den Nachstellungen seines Nebenbuhlers? wenn ein Mensch, warum kämpfte er mit einem Höheren? 2. Doch ich höre auch von einem andern, der mit Venus eheliche Gemeinschaft gepflogen: Vulcan wird, wenn ich mich nicht täusche, von diesen Götterverehrern als Gatte der Venus angegeben. O lächerliche Einbildung törichter Menschen! Zwischen zwei Gatten wird ein Ehebrecher gestellt, er wird von dem einen überwältigt, den andern bewältigt er selbst. Aber sieh, welchen Leib sich der ehebrecherische Gott erwählt hat, um den Gatten zu überwältigen. Er zog es vor, ein Schwein zu sein, während er doch, wenn er Macht hatte, seinen Leib zu ändern, eher Gestalt und Form eines Löwen hätte annehmen sollen. Aber diejenigen, welche die Natur der Tiere kennen, behaupten, daß der Löwe trotz seines rohen wilden Sinns die Tugend der Keuschheit bewahre: mit Recht wird also die Löwengestalt von dem Ehebrecher verschmäht und die7 eines lüsternen Tieres gewählt. 3. Hier wollen wir nun geheimnisvolle Berichte des Evangeliums behandeln. Dem ausgetriebenen bösen Geist schenkt der Herr eine Schweineherde, nicht mit  Unrecht, damit der unreine Geist mit den wollüstigen Tieren über schroffe Abgründe und Fluten sich stürze und durch die verschiedenen Todesarten der Schweine in verdientem Verderben hinweggerafft würde.

  

10. Kult der kyprischen Aphrodite (Venus)

 

1. Ich höre, daß Cinyras einen Tempel auf Cypern seiner Buhlerin geschenkt habe – sie hieß Venus –, der cyprischen Venus sehr viele geweiht habe und durch sinnlose Weihen8 hingegeben habe; auch habe er angeordnet, daß jeder, der in den ihm anvertrauten Geheimdienst der Venus eingeführt werden wolle, der Göttin ein Aß als Preis entrichte. Wie beschaffen dieser Geheimdienst ist, müssen wir alle schweigend verstehen, weil wir die Sache selbst wegen ihrer Schändlichkeit nicht deutlicher darlegen können. Gut ist der Liebhaber Cinyras den Vorschriften von Buhldirnen zu Diensten: er gebot, daß der vergötterten Venus als Buhldirne von ihren Priestern eine Geldspende gegeben werde. Die, welche den Jupiter Sebazius verehren, führen eine Schlange durch ihren Busen, wenn sie für seinen Dienst einweihen. Noch heute werden die Frevel der ersten Verirrung verbreitet und, was die Menschen unglücklich gemacht hat, verehrt, und die schlaue und boshafte Grausamkeit der unseligen Schlange angebetet.

  

11. Kult der Korybanten und des Makedonischen Kabir

 

1. Im Klub der Korybanten wird der Brudermord verehrt. Denn ein Bruder wird von zwei9 ermordet, und damit kein Anzeichen den gewaltsamen Tod des Bruders verrate, wird er am Fuß des Berges Olymp von den Brudermördern göttlich verehrt. Eben diesen verehren die Mazedonier in törichter Einbildung. Das ist Kabirus, zu dem die Thessalonicher mit blutbefleckten Händen als dem Blutbefleckten zu flehen pflegten. Man muß also bedenken, was das für eine Gottheit ist, welche der Raserei von Brudermördern ihre Entstehung verdankt in der Absicht, den Brudermord zu verheimlichen

  

 

12. Die Götter sind Vorbilder aller denkbaren Laster

 

1. Darum sucht, wer diese Kulte mit ergebener Gesinnung pflegt, wem die schauderhafte Befleckung durch diesen Aberglauben gefällt, entweder für seine [Götter] Trost oder lobt ihre Untaten in Gedanken stillschweigend, indem er das wünscht, das sucht, das jedenfalls heftig begehrt, daß es ihm auch erlaubt sein möge, was seinen Göttern erlaubt war; so führt auch ihn zur Teilnahme an solchem Lebenswandel die Gleichförmigkeit der Sitten hin. 2. Es hat jemand am Ehebruch Freude: er schaut auf Jupiter und gewinnt bei ihm eine Förderung seiner Leidenschaft; er billigt, ahmt nach und lobt, daß sein Gott als Schwan getauscht, als Stier geraubt, als Satyr gefoppt und, um an Freigebigkeit bei den Schandtaten zu gewöhnen, die eingeschlossene königliche Jungfrau durch reichlichen Goldfluß verführt hat. Jemand hat Freude an Knabenschändung: er möge den Ganymed im Schoße Jupiters suchen, er möge auf Hercules sehen, wie er in ungestümer Liebe den Hylas sucht, er möge bei Apollon lernen, der von Sehnsucht nach Hyakinthus überwältigt ward, ein anderer schaue auf Chrysippus, ein anderer auf Pelops, damit er sagen (könne), es sei ihm durch seine Götter erlaubt, was heutzutage aufs strengste durch die römischen Gesetze bestraft wird. 3. Alle ihre Ehebrüche aufzuzählen, wäre schwierig, wer die Amymone, die Alope, wer die Menalippe, die Chione und Hippothea verführt hat. Natürlich, euer Gott soll das getan haben. Er, der nach ihrer Behauptung durch strenge Orakel die Sünden irrender Menschen bessert, liebt die Sterope, raubt die Äthyssa, schändet die Zeuxippe, sucht die Prothoe und schmeichelt der Arsinoe mit ehebrecherischen Gelüsten. Aber aus dieser Schar verführter Weiber hat eine Jungfrau den göttlichen Buhler gemieden und gesiegt; die Daphne konnte der Gott, welcher weissagt und die Zukunft vorausverkündet, nicht finden und nicht schänden. 4. Es läßt jemand sich als Weib gebrauchen und sucht Trost für seinen weibischen  Leib: er schaue auf Liber, der seinem Liebhaber sogar nach seinem Tode den versprochenen Lohn für die Wollust durch Nachahmung des schändlichen Umgangs vergilt. Wenn jemand durch die Glut widernatürlicher Leidenschaft sich zu verruchtem Vatermord rüstet, mag er von Jupiter den Ursprung herleiten. Wer nach Bruderblut verlangt, folgt der Anweisung der Korybanten, und für die, welche Blutschändung begehren, bieten sich bei Jupiter Beispiele: mit der Mutter pflegte er Umgang, die Schwester führte er als Gemahlin heim, und um die Schandtat eines Blutschänders voll zu machen, wagte er sich sogar in verführerischer Absicht an seine Tochter heran. 5. Es verfolgt einer mit zorniger Eifersucht Schwächere und wünscht seinen Gegner mit grausamer Wildheit zu quälen: er lerne von Apollo bei dem Fall Marysas «das Verfahren» für grausame Foltern. Jemand gelüstet nach fremdem Gut und sucht dies mit dem Tod des Eigentümers zu erreichen: er sehe, wie Hercules nach Ermordung des Geryon die Hiberischen Kühe wegtreibt. Wenn jemand sich an Massenmord von Menschen ergötzt, der lerne sorgfältig die ruchlosen Gelüste des Mars kennen. Den Keim fast zu allen Freveltaten hat die Sünderschar von ihren Göttern gewonnen, und damit der verdorbene Sinn ungestraft die Tat begehen könnte, schützt er sich durch die vorausgehenden Beispiele der Untaten mit höherer Autorität. 6. Wenn ein Verführer Lohn für seine Schändung sucht, wenn er den Weg der Verführung kennen zu lernen wünscht, möge er im Schoße des verführten Weibes Jupiters Gold beschauen. Wenn ein Staatsverräter den ihm anvertrauten Schutz des Reiches in ruchloser Gier preiszugeben verlangt, schaue er auf die, welche den Saturn seinem Sohn ausgeliefert haben. Wie das Recht der Gastfreundschaft verletzt oder die Rechte der Freundschaft umgestoßen werden oder wie das heilige Band der Tischgenossenschaft verletzt wird, falls jemand zur Gewalttat neigend das sucht, siehe, er lerne das Verfahren bei Verbrechen aus dem Fall Tantalus. 7. O trauriger Trost für frevelhafte Leidenschaft! O beweinenswerte Einbildung von Menschen! O blutiges Trachten nach unseliger Nachahmung! Ihr habt aus  dem Himmel eine Theaterbühne gemacht und habt irrende Herzen in grausamem Verderben an schroffe Abgründe geführt, indem sündelustigen Menschen der Weg der Untaten an den Beispielen der Götter gezeigt wird. Doch bei dieser Art und Weise von Verbrechen, bei diesem Geständnis von Freveltaten wollen wir denen danken, welche sogar den Untergang und Tod dieser Götter uns Unkundigen verraten haben, auf daß wir alles erfahren trotz so vieler, welche dies verhindern wollen. Es war nämlich auch bei den Alten, als noch nicht unser verehrungswürdiger, erhabener Herr Christus die Erde erleuchtet hatte, eine religiös ängstliche Standhaftigkeit in Verachtung von Wahnideen vorhanden. 8. Der keusche und nüchterne Diomedes verwundet die Venus, besiegt und durchbohrt den Mars. Auf Anordnung des Otus und Ephialtes ward der kriegsgewaltige Mars zu einer zeitweiligen Verbannung verurteilt und mußte einen eisernen Kettenhund sich gefallen lassen. Seinen in Troja verstorbenen Sohn Sarpedon beklagt Jupiter, und Neptun erhielt von dem hochmütigen König den Lohn für erstellte Mauern nicht. Apollon weidet die Herden eines andern Königs und ein anderer meldet dem allsehenden Sonnengott den Tod seiner hingemordeten Rinder. Sparta bestattet das Kastorpaar, Hercules geht am Öta in Flammen auf und Äskulap wird anderswo vom Blitze getroffen. Vulcan bricht, von seinem Vater heruntergestürzt, den Fuß, Liber stirbt auf der Flucht vor Lykurg. Venus wird beim Ehebruch ertappt und überwiesen, und nach der Vermählung mit dem Gotte trachtet sie nach dem Schlafgemach des Menschen Anchises. Saturn verzehrt aus Angst für seine Herrschaft seine Söhne und versteckt sich auf der Flucht vor seinem Sohn in Italien als Flüchtling. Wegen der Liebe zu Katamitus wird Juno verschmäht, zu Endymion steigt Luna herab und gegen den Willen von Gemahlin und Tochter schläft Jupiter, da er ungern den Trojanern Hilfe brachte. 9. O schmähliches Geständnis! O traurige, beweinenswerte Fälle! O  erbärmlicher Zustand harter Knechtschaft! Zur Verehrung dieser Götter hat fromme und an Gott mit ehrfürchtigem Sinn gläubige Menschen die ruchlose Herrschaft von Tyrannen geführt, und damit zu dieser Schandtat noch eine andere komme, ward die Todesstrafe für die Widersetzlichen verfügt. Überfragt lieber aufs Theater die Tempel, damit auf den Bühnen die Geheimnisse dieser Religionen vorgeführt werden und, damit die Ruchlosigkeit nichts außer acht lasse, macht die Priester zu Schauspielern. Ein anderer mehr entsprechender Ort für diese Religionen wird sich nicht finden lassen. Dort möge eine nichtsnutzige Schar die Liebschaften der Götter herableiern, dort mögen die Unglücks- und Todesfälle pantomimisch zur Darstellung kommen. Dort wird von unreinen und frevlerischen Lehrern durch die Beispiele der Götter besser verderbte Gesinnung, Ehebruch und (sonstige) Schandtat gelehrt.

  

13. Kult des Serapis

 

1. Lernet auch, hochheilige Kaiser, kennen, wovon die verehrungswürdige Gottheit Alexandriens ihren Ursprung genommen hat, damit auch diese abgeschmackte, hinfällige Sache geoffenbart werde und die Rede unserer Wenigkeit auf die ursprüngliche Wahrheit zurückkomme. Als in Ägypten infolge der glühenden Luft die Früchte verdorrten und ein böser Hungertod drohte, da legte ein Jüngling, der dem Geschlecht eines gottesfürchtigen Patriarchen entstammt war, den Traum des Königs aus und zeigte alles, was bevorstand. Es war Joseph, der Sohn Jakobs, welcher wegen seiner Keuschheit ins Gefängnis geworfen ward, aber nach der Traumauslegung Teilhaber an der Herrschaft wurde. Er ließ nämlich sieben Jahre lang die Früchte sammeln und aufspeichern; so linderte er durch die Fürsorge seines gotterleuchteten Geistes die Not der andern sieben Jahre. 2. Ihm errichteten die Ägypter nach seinem Tod in der ererbten Weise ihres Volkes Tempel und, damit die Nachwelt die Wohltat einer gerechten  Verteilung lerne, wurde seinem Haupte der Scheffel aufgesetzt, mit dem er den Hungrigen Getreide ausgeteilt hatte. Auch den Namen erhielt er von dem ersten Stammvater des Geschlechtes, auf daß er um so ehrfürchtiger verehrt wurde. Denn weil er der Urenkel der Sara gewesen, von der Abraham mit neunzig Jahren durch die Huld Gottes einen Sohn erhalten hatte, wurde er mit einem griechischen Wort Serapis genannt, das heißt xxxx, freilich dies gegen den Willen des Joseph, ja erst nach seinem Tode. 3. Denn niemals hätte sein religiöser dem höchsten Gott ergebener Sinn zu dieser Freveltat verleitet werden können, daß er selbst nach seinem Namen abergläubische Menschen zu einem Irrwahn verführt hätte, zumal da er wußte, daß es in den hochheiligen Geboten Gottes steht, daß kein Mensch so etwas anbete oder verehre. Er wird in Ägypten verehrt, er angebetet, sein Bildnis hütet die Schar der Tempelaufseher, und zur Erinnerung an alte Zeiten bewahrt das irrende Volk die zu Ehren des höchst unbescholtenen und klugen Mannes angeordneten Kultformen auch heute noch mit hartnäckiger Leidenschaft. 4. Doch auch beim Götterbild selbst wie bei den übrigen10 versammeln sich infolge der immerwährenden Opfer die unreinen dämonischen Geister. Denn nichts bewirken die Opfer und das Blut, welches hei dem immerwährenden Hinschlachten der Tiere ausströmt, als daß die Wesenheit der Dämonen, welche durch Zeugung des Teufels entstehen, aus diesem Blut Nahrung bekommt. Diesen Sachverhalt hat nämlich Porphyrius, der Verteidiger der Götterkulte, der Feind Gottes, der Gegner der Wahrheit, der Lehrer frevelhafter Künste, mit klaren Belegen uns  mitgeteilt. In den Büchern nämlich, welche er xxxx betitelt, pries er dessen Majestät und bezeugte damit seine Ohnmacht. Im ersten Teil der Bücher, das heißt eben im Anfang befindlich, erklärte er: „Serapis, gerufen und in den Leib des Menschen versetzt, gab solche Antwort“. 5. Es mögen mir nun die verlorenen Menschen sagen, wer mächtiger ist, der, welcher ruft und befiehlt und einschließt, oder der, welcher gerufen wird und folgt und, wenn er kommt, in den Leib des ihn aufnehmenden Menschen, der mit Macht ihm gebietet, eingeschlossen wird? Wir danken, Porphyrius, deinen Büchern: du hast uns das Wesen deiner Götter verraten. Wir haben durch dich erfahren, wie deine Götter den Menschen auf ihr Geheiß hin dienstbar sind. Dein Serapis wird von einem Menschen gerufen und kommt, und, wenn er kommt, läßt er sich sofort auf Geheiß einschließen, und vielleicht wider Willen wird er auf Geheiß genötigt, zu reden. 6. So peitschen bei uns eure Götter, wenn sie Menschen zu schaden beginnen, die Geißeln religiöser Worte. In dieser Weise im Leib des Menschen befindlich, werden eure Götter durch das Wort Gottes mit dem Feuer geistiger Flammen gepeinigt; sie, die bei euch als Götter verehrt werden, müssen bei uns die Gegenmittel frommen Glaubens, indem sie durch die Gnade Christi menschlicher Herrschaft untertan sind, und Peinen widerstrebend sich gefallen lassen, und überwältigt, werden sie rächenden Strafen ausgeliefert.

  

14. Kult der Penaten

 

1. Auch was die Penaten sind, will ich darzulegen suchen, damit nichts von mir ausgelassen «scheine. Diejenigen, welche» das Leben «für nichts anderes ansehen», als die Möglichkeit zu essen und zu trinken, haben sich diese Götter in ihren niedrigen Begierden ersonnen, indem sie die Nahrung des Leibes, welche durch die täglichen Mahlzeiten zugeführt wird, zum Wohle der Menschen mit diesem Namen vergöttert  haben. Weil durch die Mahlzeiten die körperliche Schwäche gestärkt wird, bestimmten sie die Nahrungsmittel zu ihrem einzigen Gott, unkundig der Wahrheit des göttlichen Ausspruches. 2. Als nämlich der Herr Jesus Christus, für unser Heil besorgt, mit dem Teufel in göttlichem Ringen um seine Majestät stritt und zugleich, um die Menschheit, die er angenommen hatte, aus dessen Schlund zu erlösen, schlug er ihn durch folgende Antwort. Als der Teufel zu ihm sagte: „Wenn Du der Sohn Gottes bist, so mache, daß diese Steine Brot werden“, gab ihm der Herr zur Antwort: „Nicht vom Brote allein lebt der Mensch, sondern von jedem Worte Gottes“. Da sie also das Wesen des Menschengeschlechtes mißkennen, haben sie die täglichen Mahlzeiten unter diesem Namen vergöttert. Denn alles, was die Menschen essen, wird „penus“ genannt: daher sind auch die Vorratskammern11 , daher auch die Penatengötter von verworfenen und niedrigen Menschen in erbärmlicher Weise zusammengedacht worden. Lernt aber, was die Vesta ist, damit ihr nicht glaubt, sie sei etwas Altehrwürdiges oder mit höchstem religiösem Schauer entdeckt worden. Sie ist das häusliche Feuer, welches im Herd dem täglichen Gebrauch dient. Daher soll sie Köche zu Priestern haben, nicht elende Jungfrauen, welche die Loderasche eben dieses Feuers hintansetzen und dafür ihren Körper preisgeben und zur Sünde gezwungen werden, oder, falls sie in der Jungfräulichkeit verharren, Ehre und Würde eines ruhmvollen Namens einbüßen.

  

15. Kult des Palladiums

 

1. Hort auch, was das Palladium für eine Gottheit ist. Es ist ein Götterbild, gefertigt aus den Gebeinen des Pelops. Der Skythe Abaris hat es nach der Überlieferung gemacht. Bedenkt nun, wie beschaffen das Ding ist, welches der skythische Barbar geweiht hat. Ist überhaupt etwas bei den Skythen mit menschlichen Vernunftgründen ersonnen und konnte  jener verwilderte und immer mit grausamer und unmenschlicher Härte verfahrende Menschenstamm bei Gründung von Religionen etwas Rechtes erfinden? 2. Dieses Götterbild verkaufte Abaris den Trojanern, indem er den törichten Menschen lügenhafte Versprechungen machte. Es wurde ein Gott verkauft, um dem Käufer zu nützen, und der Käufer betete unterwürfig an, was er kurz vorher zur Versteigerung ausgestellt gesehen. Die Wesenheit eben dieses Götterbildes bilden die Gebeine des Pelops. Wenn du, Abaris, elende Menschen in ihren Gebeinen verehren willst, so sammle wenigstens die Überreste eines reineren und keuscheren Menschen. Es mögen sich mit dem Bilde, das du machst, Tugendverdienste eines Menschen verbinden. Pelops ging den Schlüpfrigkeiten eines Liebhabers nach und mußte den Verlust seiner lange preisgegebenen Scham erdulden. Doch auch bei dem Erwachsenen fehlte die Freveltat nicht den, dessen Tochter er begehrte, ermordete er mit Verräterlist, auch an dem Verräter selbst verging er sich eidbrüchig und stürzte ihn, um den versprochenen Lohn nicht auszahlen zu müssen, schroffe Felsenhänge hinab. Siehe, wessen Gebeine ausgewählt wurden, um daraus einen Gott zu machen als Schutzherrn von Städten und Reichen! 3, Doch er war weder ein Schätzer noch nützte er einmal, und er sah aus dem Fall der Städte, in welchen er sich befand, was ihm bevorsteht. Troja wurde von den Griechen in Brand gesteckt, Rom von den Galliern, und bei beiden Bränden blieb das Palladium erhalten, aber erhalten nicht durch eigene Kraft, sondern durch menschlichen Schutz. Denn an beiden Orten befreien es Menschen es wurde fortgetragen, um nicht in menschlichem Feuer zu verbrennen. Einer so großen Gottheit war also menschlicher Schutz notwendig und sie suchte menschliche Hilfe, um nicht zu verbrennen. Nur fortgeschafft wurde das Palladium vor dem Brande, nicht davon12 bewahrt. Das Urteil ist gefällt, es harrt die Strafe, das Feuer droht, das Feuer drängt, dem es nicht entgehen kann. 4. Schon geht schwanger die himmlische Flamme, schon zeigt sich das Kommen der göttlichen Strafe, schon wird künftiges Unheil und Verderben  verkündet. Bei diesem Brand wird das Palladium keinen Zufluchtsort finden können. Dieses Feuer erforscht das Verborgene, sucht das Versteckte, und was immer irrende Menschen in eitler Einbildung zugrunde gerichtet hat, wird von der wilden Verheerung der Flammen erfaßt. „Es kommt nämlich“, heißt es, „der Tag des Herrn wie ein brennender Ofen“. Du hast es gehört, was kommen soll. Du hast es gehört, was kommen soll. Nichts gibt es, was von dir gesammelt, in den Speichern des Herrn zu ruhen käme. Du wirst brennen wie Stroh, dessen nichtige Wertlosigkeit für Glut und Asche aufbewahrt wird, von welchem das wilde Feuer mit zwingender Gewalt eines Geistes sich nährt. 5. Das ist euer Ausgang und Ende, das ist die Strafe, welche Gott für betrogene Menschen bestimmt hat, daß derjenige in ewigen Flammen brennt, welcher gegen den göttlichen Willen einen elenden Menschen betrogen oder zugrunde gerichtet hat. Doch ich will sorgfältig untersuchen, welcher Minerva sie dies13 als Sinnbild zuweisen wollen. Bekanntlich waren es mehrere Minerven und keiner ist in dieser Sache anderer Meinung. Wir wollen deshalb von den einzelnen ihre Abstammung, Anweisungen, Kunstfertigkeit und Sinnesrichtung aufsagen, um aus all dem nachweisen zu können, welcher Minerva zu Ehren das Palladium geweiht wurde.

  

16. Kult der fünf Minervae