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Die Blumen-Elfen und anderen Bewohner des Waldes bereiten sich auf den Frühling vor und helfen ihm dabei, endlich den Winter zu vertreiben und ihre Heimat wieder zum Blühen zu bringen. All die kleinen Geschichten darum verpackt die Kinderbuchillustratorin Christl Vogl in kindgerechte Erzählungen, begleitet von zauberhaften Zeichnungen. – Insgesamt 62 farbige Illustrationen machen dieses Buch nicht nur zu einem Lese-, sondern auch zu einem Sehvergnügen. Es ist daher besonders gut für farbige E-Reader und Tablets geeignet.
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Seitenzahl: 154
Veröffentlichungsjahr: 2016
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Frühlingsmärchen
Christl Vogl
Frühlingsmärchen
Christl Vogl
Copyright © 2016 Christl Vogl
published by epubli GmbH www.epubli.de
ISBN: 978-3-7375-9252-9
Inhalt
Die Blumen-Elfen und anderen Bewohner des Waldes bereiten sich auf den Frühling vor und helfen ihm dabei, endlich den Winter zu vertreiben und ihre Heimat wieder zum Blühen zu bringen. All die kleinen Geschichten darum erzählen von ihren Erlebnissen und werden begleitet von einer Fülle an zauberhaften Zeichnungen.
Da lagen noch vereinzelt Reste von Schneehäufchen in Wald und Flur herum. Es war, als wenn der Frühling mit seinem Sonnenbesen nicht ordentlich gekehrt hätte. Aber das störte die kleinen, vielen weißen Glöckchen nicht. Nein, denn die Schneeglöckchen wollen nun jetzt überall ihr feines Läuten und Klingeln verkünden.
Also klingelten sie ganz fein, aber für die ersten Hummeln ganz deutlich. Ja, die hörten das Läuten der Schneeglöckchen, tingelinggeling hörten sie immer wieder.
Da freuten sie sich, denn die Schneeglöckchen hatten herrlichen Blütenstaub und Pollen, und da sie meistens hungrig waren, flogen sie schnurstracks zu den Schneeglöckchen.
Auch Hummi Hummel, eine Hummelkönigin, suchte fleißig nach Blütenstaub und Pollen und gar bald hatte sie die Schneeglöckchen entdeckt, die noch nicht durch die anderen Hummeln leer genascht waren. Sie hatte ein Körbchen umgehängt, das an ihren Hinterbeinchen befestigt war, so konnte sie gleich viel Blütenstaub auf einmal mitnehmen.
Oh, wie viele Schneeglöckchen hier blühten, komisch eigentlich, dass diese gar nicht läuteten. Darum waren natürlich noch keine Hummeln hier gewesen. Na ja, ihr soll’s recht sein und ohne noch zu zögern füllte sie ihr Körbchen mit dem herrlichen Schneeglöckchenblütenstaub.
Plötzlich hörte sie ein leises Schnarchen.
Nanu, wer schnarchte hier denn so leise?
Vorsichtig bog Hummi einige Blättchen auseinander und da sah sie zu ihrem großen Erstaunen ein wunderbares zartes Elfchen liegen. Es lag herrlich und entspannt auf einigen Schneeglöckchenblättern und schlief tief und fest.
„Ach, wie lieb“, dachte Hummi, „ein Schneeglöckchen-Elfchen, soll ich es aufwecken, eigentlich müsste es ja die Schneeglöckchen läuten und ich müsste es auch fragen wegen des Blütenstaubs, ob es mir erlaubt ist. Ach was, ich lasse es einfach schlafen und das nächste Mal, wenn ich wiederkomme, dann erzähle ich ihm alles.“
Doch da erwachte das Elfchen.
Uaa, gähnte es, „ich hab so schön geschlafen, so schön.“
Da entdeckte es Hummi Hummel.
„Waaas“, rief das Elfchen, „ist es denn schon so spät?“
„Wie meinst du das?“, fragte Hummi.
„Na, ich meine halt, weil du schon hier bist, denn wenn die Hummeln kommen, dann hat der Frühling angefangen, dann muss ich meine Schneeglöckchen läuten. Verstehst du das?“
Da lachte Hummi und sagte: „Natürlich versteh ich das, aber was soll’s, du hast eben verschlafen. Aber der Frühling ist dennoch gekommen, denn die anderen Schneeglöckchen haben schon sehr fleißig geläutet. Kannst du sie denn nicht hören?“
Ja, das Elfchen konnte sie alle läuten hören, nur ihre eigenen nicht. Und dabei hatte es sich so gefreut, dass sie die erste wäre, die ihre Schneeglöckchen läuten wollte. Und nun? Nun war sie die letzte, na ja, besser spät, als gar nicht.
Und ein wenig später läuteten auch ihre Schneeglöckchen dem Frühling ein Willkommen.
Tingelinggeling, willkommen, tingelinggeling …
Oben auf der Almwiese blühten die Winterlinge. Wie kleine gelbe Butterblumen strahlten sie aus der harten braunen Erde heraus. Da kamen auch schon die ersten Hummeln, denn der herrliche Duft der Winterlinge hatte sie herbeigelockt.
„Es wird Frühling,“ summten sie, „herbei, herbei, ihr Hummeln und Bienchen, hier gibt es was zu naschen.“
„Oh ja, sicher!“, rief das Winterling-Elfchen, „kommt nur und nascht, so viel ihr nur wollt. Vorbei ist die Winterzeit, vorbei der Hunger, vorbei die Kälte. Meine Winterlinge sind ja die ersten Frühlingsboten vor dem Kleinen Hufblatt und dem Schneeglöckchen.“
„Ja, ja, sicherlich“, summten wieder die Hummeln, „wir sind ja alle froh, dass deine Blümchen schon da sind, unsere erste Speise. Es wird wirklich Frühling.“
„Na, ich weiß nicht“, piepste eine Stimme irgendwo im Unterholz.
„Nanu“, rief das Elfchen, „wer ist denn da so misstrauisch?“
„Ich, ja ich, ich bin Benjamin Maus und ich komme gerade aus meinem unterirdischen Kämmerlein“, sagte das Stimmchen und kroch heraus aus dem gelben Blütenmeer der Winterlinge.
Da lachte das Elfchen und sagte: „Aha, du bist also Benjamin. Na ja, ich muss schon sagen, du bist ein ganzer Mausekerl. Aber was trägst du da über deinem Rücken?“
„Das ist meine warme Blattdecke, die habe ich im Herbst gefunden und die hält mich schön warm, den ganzen Winter über. Da hab ich mich reingekuschelt und ich will sie auch behalten, denn mich friert“, sagte Benjamin und zog das braune Blatt noch enger um seine Schultern.
Da hielt das Elfchen der kleinen Maus eine schöne gelbe Winterlingsblüte entgegen und sagte: „Aber Benjamin, du brauchst das Blatt jetzt nicht mehr. Der Frühling hat angefangen und es wird nun jeden Tag ein bisschen wärmer. Die Sonne wird jeden Tag kräftiger, glaube mir. Gib nur das verdorrte Blatt her, es fällt ja auch schon beinahe auseinander.“
Erschrocken schaute die Maus die Elfe an und wich einen Schritt zurück und rief: „Auf keinen Fall, da kann jeder sagen, der Frühling hat angefangen. Aber so dämlich bin ich nun auch wieder nicht, dass ich alles so mir nichts dir nichts glaube. Und überhaupt, kannst du es beweisen?“
„Aber Benjamin“, lachte die Elfe, „was soll ich dir denn beweisen? Dass meine Winterlinge blühen und strahlen wie kleine unzählige Sonnen? Dass ihr Duft sich über der ganzen Wiese verbreitet und dadurch die Hummeln und Bienchen erwachen? Dass der Schnee schon geschmolzen ist? Benjamin, schau mich an. Würde ich hier sein mit meinen Blümchen, wenn es noch Winter wäre? Ich glaube nicht, da würden ja meine Winterlinge alle erfrieren, und so etwas würde ich auch nicht überleben. Also sei gescheit und schüttle das braune verwelkte Blatt ab und nimm dafür meine kleinen sonnigen Frühlingsblümchen.“
Doch Benjamin sagte nichts, stattdessen hob er sein Schnuppernäschen in die Luft, schnupperte ein paarmal tief, warf das braune Blatt von seinen Schultern und rief: „Lass nur, ich muss dringend weg. Ich bekomme gerade einen herrlichen Duft von einer Hasenfrau in mein Schnuppernäschen, sie ruft mich. Tschüss …“ Und weg war Benjamin.
Leise lachte das Elfchen, dann sagte es zu den Hummeln: „Na, unser kleiner Benjamin hat endlich begriffen, dass der Frühling nun wirklich da ist.“
Ganz leise und ganz zart kam der Frühling. Da sprossen die kleinen Schneeglöckchen aus der Erde. Da läuteten irgendwo die gelben Narzissen und die Palmkätzchen reckten und streckten sich auf dem Weidenbusch.
Aber da wurde der Winter böse. Zwar wusste er ganz genau, dass er Platz machen musste für den Frühling. Aber so schnell gab er nicht auf, oh nein. Also brauste er mit seinem eiskalten Atem über das Land, ließ den Waldsee wieder zufrieren und bedeckte alles mit einer dicken Schneedecke. Da froren die ersten Hummeln, da erstarrte die Erde wieder und die kleinen Veilchen duckten sich tief in den Schnee hinein.
Ganz traurig wurde der Frühling und faltete seine duftigen Schleier zusammen und setzte sich müde und traurig in den kalten Schnee.
Vergebens versuchten die Schwalben und die Vöglein den Frühling aufzumuntern. „So komm schon, gib nicht auf, du musst gegen den Winter ankämpfen“, zwitscherten sie.
Nein, der Frühling hörte sie nicht, er war ganz einfach eingeschlafen.
Da freute sich der Winter. „Vielleicht“, dachte er, „vielleicht kann ich auch den Sommer entmutigen. Was mir bei dem Frühling gelang, wird mir bei dem Sommer sicherlich auch gelingen.“ Ja, so dachte er, der kalte, eisige Winter.
Aber so dachten die ersten Schwalben, die gerade aus den warmen Ländern zurückgekommen waren, gar nicht, nein, sie fürchteten sich vor dem Winter nicht, denn sie hatten einen starken, kräftigen Freund, und den wollten sie holen. Jawohl, nur er konnte dem Frühling beistehen, nur er konnte den Frühling wieder aufwecken.
Also zogen die Schwalben los und bald hatten sie ihren großen, starken Freund gefunden.
Er saß auf einem Regenbogen und erzählte den Regenkindern, die zahlreich auf dem Regenbogen saßen, gerade eine schöne Geschichte.
Schon von weitem riefen die Schwalben ihm zu: „Südwind, wir brauchen dich, komm herunter auf die Erde, der Frühling ist eingeschlafen, beeile dich, es ist keine Zeit mehr zu verlieren.“
„Was?“, rief der Südwind, „das ist ja schrecklich, ich komme, zeigt mir den Weg.“ Und schon wehte er von dem Regenbogen herunter, breitete seinen weiten Mantel aus und brauste über das Land.
Bald hatte er den eingeschlafenen Frühling gefunden.
Oh, wie schön und zart er doch war. Ganz zärtlich und sanft weckte der Südwind den Frühling auf.
Aber der schlief fest und tief. Da hauchte er einen kleinen Kuss auf den Apfelblütenmund des Frühlings. Da schlug der Frühling seine Augen auf und schaute direkt in die himmelblauen Augen des Südwinds.
„Wie schön, dass du da bist“, hauchte der Frühling, „ich fühle mich gleich viel wärmer und fröhlicher.“
„Das freut mich“, erwiderte der Südwind und ein tiefes Lächeln huschte über sein edles Gesicht. „Komm, dann verjagen wir zusammen den Winter, es wird höchste Zeit, dass er verschwindet.“
Da erhob sich der Frühling und jauchzend flog er zusammen mit dem Südwind der warmen Sonne entgegen.
Sofort spürte der Winter, wie er müde wurde und alles tat ihm auf einmal weh. „Ich muss mich ausruhen“, dachte er, setzte sich auf die Flügel des Nordwindes und zusammen flogen sie, so schnell sie nur konnten, zurück zum Nordpol und legten sich zur Ruhe.
Nun konnte sich der Frühling ungehindert über das ganze große Land ausbreiten, endlich.
Der Apfelbaum war voller rosaroter Blüten. Ein richtiges Apfelblütenmärchen war das.
Da summten die Hummeln, da zwitscherten die Vögel und bauten sich ein Nest mitten in den herrlichen zartrosa Blüten.
Und das Apfelblüten-Elfchen hopste und sprang von Ast zu Ast auf und nieder. Ach, es freute sich ja so, dass es Mai war, der schöne Wonnemonat Mai.
Plötzlich hörte das Elfchen ein schlürfendes, nagendes, schmatzendes Geräusch. Nichts Gutes ahnend bog es die Blätter auseinander und sah zu seinem großen Schreck viele schwarze, stachelige Raupen, die sich über die Apfelblüten hermachten.
Oh, du meine Güte, das war ja schrecklich!
„Macht, dass ihr wegkommt, ihr Raupenpack!“, schrie es aufgebracht und fuchtelte mit seinen Ärmchen wild hin und her.
Aber davon waren die Raupen gar nicht beeindruckt und ohne sich um das aufgebrachte Elfchen zu kümmern, fraßen sie einfach weiter.
„Wartet“, sagte es, „ich werd’s euch zeigen“, und schnell flog es zu den Vögeln, die fleißig dabei waren, ihre Nester zu bauen.
Aber die Vögel wussten schon von den Raupen, nur fressen wollten sie das Raupenpack gar nicht. „Nein“, sagten sie, „die sind uns zu giftig.“ „Du musst sie wegjagen“, meinte eine Amsel.
„Leichter gesagt, als getan“, entgegnete das Elfchen, „die haben überhaupt keine Angst vor mir, ich bin eben nur ein kleines Elfchen. Ja, wenn ich groß wäre, dann wäre alles viel leichter.“
„Dann frage doch mal die Mairegenkinder!“, rief eine Blaumeise. „Man sagt doch: Mairegen macht, dass man größer wird.“
„Ach ja? Ist das wirklich so? Wenn das so ist, dann werde ich den Mairegen rufen, sodass er mir seine Mairegenkinder schickt“, erwiderte das Elfchen und laut rief sie hinauf in den Himmel zu den kleinen weißen Wölkchen.
„Mairegen, Mairegen, so komm und schicke mir deine Kinder, deine Mairegenkinder.“
Und tatsächlich, es dauerte auch gar nicht lange, da wurden die weißen Wölkchen grau und es fielen kleine süße Mairegenkinder auf den Apfelbaum hernieder.
Sie setzten sich auf einen Ast und sagten: „Na du, was willst du von uns?“
„Ganz einfach, ihr müsst mich größer machen, denn der Mairegen macht, dass man größer wird, und größer will ich wohl sein, dann kann ich die Raupen verjagen, versteht ihr?“, erklärte das Elfchen und schaute erwartungsvoll auf die Mairegenkinder.
Da lachten die Kinder und sagten: „Na gut, wir lassen den Mairegen auf dich niederprasseln, aber ob du davon groß wirst, das wissen wir nicht. Aber man kann es ja versuchen.“
Und flugs spannten sie ihre kleinen Regenwolkenschirme auf und daraus fiel der warme sanfte Mairegen.
Schnell stellte sich das Elfchen darunter und sang: „Mairegen macht, das man größer wird, und größer, das will ich wohl sein. Und bin ich dann endlich groß genug, tanze ich wieder im Sonnenschein.“
Nach einiger Zeit ließ der Regen nach und die Mairegenkinder verschwanden wieder.
„So“, dachte das Elfchen, „nun bin ich groß und stark und jetzt werde ich die Raupen verjagen.“
Aber sie suchte vergebens die gefräßigen Raupen, sie waren verschwunden.
„Na, die haben wohl Angst bekommen“, dachte das Elfchen und zufrieden setzte es sich in die Sonne, um zu trocknen. War es nun wirklich größer geworden oder war es nur der Regen, der die Raupen verjagt hatte?
Ach, wer kann es sagen, ist ja auch nicht so wichtig. Hauptsache, die Raupen waren weg …
Schön sah die Wiese aus, voller herrlicher Frühlingsblumen. Da blühten die Schlüsselblumen, die Maiglöckchen, die süßen kleinen Gänseblümchen, die Vergissmeinnicht, die Primeln und natürlich die herrlich duftenden Veilchen.
Wer konnte da bloß widerstehen? Natürlich niemand, die Schmetterlinge nicht, die Hummeln und die Bienchen nicht, die Krabbelkäfer nicht und die Blumenelfen erst recht nicht. Die tummelten sich in Scharen bei ihren Blumen, Klee und Gräsern.
Auch das Veilchen-Elfchen saß frohgemut bei seinen Veilchen und freute sich des Lebens.
„Herbei, herbei“, rief es den Hummeln und den Bienchen zu, „hier erwartet euch ein süßer Nektartrunk.“ Aber da kam nichts herbeigesummt oder herbeigeflogen. Nein, im Gegenteil, die Bienchen und die Hummeln beachteten ihre Veilchen gar nicht. Na, das war aber komisch! Was war denn los mit den Veilchen?
„Vielleicht duftet ihr nicht mehr?“ sagte es zu seinen Veilchen und schnupperte an jedem. Aber nein, alle Veilchen dufteten so wie eh und je.
„Das verstehe ich nicht“, sagte es wieder.
„Ich auch nicht“, rief eine Kohlmeise, die nun ganz nahe an das Veilchen-Elfchen heranrückte.
Erstaunt schaute das Elfchen auf den Vogel, dann sagte es: „Ja, was machst denn du hier, so tief unten auf der Erde. Du gehörst doch in die Luft oder hoch oben in die Bäume und Sträucher!“
Da schaute die Kohlmeise das Elfchen treuherzig an und sagte; „Ich weiß, aber weißt du, dein Veilchenduft hat mich so betört, dass ich mich entschlossen habe: Nur hier, gleich neben den Veilchen, will ich mein Nest bauen. Meine Kinderlein sollen sich an dem herrlichen Veilchenduft ergötzen. Schau mal, mein Nest ist beinahe fertig und mein Frauchen wird nun auch bald kommen. Na, die wird sich freuen, dass ich das Nest zwischen den Veilchen gebaut habe, meinst du nicht auch? Oder hast du etwas dagegen?“
„Nein, nein!“, rief das Elfchen, „das nicht, aber ist das nicht ein bisschen gefährlich, dass du dein Nest im Gras baust? So tief unten auf der Erde, da lauern ja so viele Gefahren auf dich und dein Frauchen, und nicht zu vergessen auf deine kleinen zarten Kinderlein.“
„Wie meinst du das? Und welche Gefahren warten denn auf mich und meine Familie?“, fragte erschrocken die Kohlmeise.
„Na ja, hier unten im Gras, da schlängelt sich so manche Schlange entlang, die gerne deine Eierchen oder Kinderlein verspeisen würde. Die dicken Kröten lieben auch zu gerne kleine Vogeleierchen. Oder der Fuchs, der jede Nacht durch die Wiese streunt, und nicht zu vergessen die Wildkatze. Meinst du nicht auch, dass dein Nest hoch oben in dem Baum viel mehr geschützt ist als hier unten auf der Erde? Der Veilchenduft wird dich bestimmt nicht beschützen“, meinte das Elfchen.
Da erschrak der Vogel ganz gewaltig und leise sagte er: „Oh du meine Güte, du hast ja recht, daran habe ich gar nicht gedacht. Ich war ganz betört von dem Veilchenduft, bitte sei mir nicht böse, aber ich bevorzuge doch, ein Nest so hoch wie möglich in den Bäumen zu bauen. Leb wohl, und sage bitte nichts meiner Frau, wenn du sie siehst, sonst hält sie mich womöglich für dumm.“
„Nein, nein, natürlich nicht, ich kenne ja deine Frau gar nicht. Ich bin ja nur froh, dass du ein Einsehen hast und meinen Rat befolgst. Also auf Wiedersehen und nimm dir ruhig ein Veilchen mit für deine Frau“, erwiderte das Elfchen.
Und das machte der Vogel und als er weg war, da kamen sogleich viele Hummelchen und Bienchen herbeigeflogen und labten sich an dem süßen Nektar.
Ja, jetzt begriff auch das Elfchen, warum keine Hummeln und Bienchen zu ihr kamen, das lag natürlich an der Kohlmeise, die ihr Nest neben den Veilchen gebaut hatte, denn man weiß ja nie bei so einem großen Vogel …
„Guck doch mal“, riefen die Sonnenstrahlkinder, „da ganz hinten im Gärtchen, da liegt doch noch Schnee? Das kann doch nicht möglich sein, wo der Frühling schon überall ist. Kommt, lasst uns den Schnee wegjagen!“
Aber das war leichter gesagt als getan. Die Sonnenstrahlkinder versuchten immer wieder das Schneehäufchen mit ihren warmen Strahlen zu erreichen, aber da war der dunkle kalte Schatten und der verwehrte ihnen den Weg. Breit hatte er sich hingelegt und wich keinen Daumen breit zu Seite. Er war ein guter Freund des Schneehaufens und sie erzählten sich von dem Winter, dem Nordwind und den vielen Schneeflocken.