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Ein verstörter Hengst mit kupferrot schimmerndem Fell. Ein Mädchen, das in die Seele der Pferde schauen kann. Wahre Freundschaften und ein Talent, das ein großes Publikum verzaubert ... Für Fuchsl fängt das Leben gar nicht abenteuerlich an, eher traurig. Nach den ersten schönen Jahren kommt er zu einer Frau, die kein Gefühl für ein junges Pferd hat. Der Hengst mit dem außergewöhnlich kupferroten Fell, das schimmert wie fließendes Gold, fällt immer mehr in sich zusammen. Das Glück will es, dass Karla Mitleid mit ihm hat und ihn zu sich auf ihren Reiterhof holt. Emma, die jede freie Minute im Stall bei Karla verbringt, merkt bald, dass sie die Gabe hat, Pferde zu verstehen. Als sie in Fuchsls Seele schaut, ist sie zutiefst erschüttert über die unendliche Traurigkeit, die sie dort spürt. Fuchsl weint, er leidet unter unglaublichen Qualen. Emma kann ihren Vater überreden, Fuchsl zu kaufen. Jetzt beginnen für das schöne Pferd mit der Vorliebe für Zitroneneis die wahren Abenteuer des Lebens. Mit Emma an seiner Seite blüht Fuchsl wieder auf und erlebt mit ihr lustige und tragische Geschichten.
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Seitenzahl: 166
Veröffentlichungsjahr: 2024
Martina Mayer
Fuchsl
Ein Pferdeleben voller Abenteuer
© 2024 Martina Mayer
Umschlag & Satz: Erik Kinting – www.buchlektorat.net
Softcover
978-3-384-43750-1
Hardcover
978-3-384-43751-8
E-Book
978-3-384-43752-5
Druck und Distribution im Auftrag des Autors:
tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5,
22926 Ahrensburg, Germany
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter:
tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice",
Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland.
Cover
Titelblatt
Urheberrechte
Fuchsl ist ein Teil des großen Abenteuers …
Das erste Mal in der Halle
Viel Neues
Neue Wege gehen
Angst, alles zu verlieren
Von einer Katastrophe in die nächste
Ist das jetzt das Ende?
Reicht das Talent?
Neue Begegnungen
So viele Fragen
Ein unglaubliches Geständnis
Die Gefahr ist nicht zu unterschätzen
Wo die Liebe hinfällt
Die Familie wächst
Endlich wieder Showtime
Neue Ideen
Große Aufgaben
Der weite Weg zur Eis-Show
Epilog
Martina Mayer
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Titelblatt
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Fuchsl ist ein Teil des großen Abenteuers …
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Fuchsl ist ein Teil des großen Abenteuers …
… und ich möchte euch seine Geschichte erzählen, die erst mal gar nicht abenteuerlich anfängt … oder doch?
Für ein Fohlen ist jeder Tag ein Abenteuer. Sich selbst entdecken, seine Umwelt erkunden, andere Pferde und Menschen kennenlernen, das ist die erste große Herausforderung. Das Pferdeleben des jungen Hengstes beginnt auf einem kleinen Hof. Idyllisch gelegen, eingebunden in einem sanften, hügeligen Land mit großen Koppeln. Behütet in einer kleinen Herde mit anderen Fohlen und ihren Müttern ist er langsam an dieses Leben herangeführt worden. Unerschrockenheit, Sanftmut und seine ungewöhnliche Fellfarbe wurden ihm ins Stroh gelegt … sagt man doch so, oder? Bei Menschen heißt es: Es wurde ihm in die Wiege gelegt … Na ja, wie auch immer. Wettrennen mit den anderen, im Gras neben seiner Mutter liegen und Kräfte messen mit Artus. Das ist sein Leben, bis jetzt.
Die Pferdeschule geht los. Die jungen Vierbeiner werden an Trense und Sattel gewöhnt und lernen, das Gewicht eines Menschen zu tragen. Mit viel Geduld wird ihnen beigebracht, die Zeichen des Reiters zu verstehen. Jetzt ist der Tag gekommen, um die Nervenstärke der jungen Pferde zu testen. Der erste Ausritt ins Gelände steht an, dieser ist immer ungeheuer aufregend. Leon, der Bereiter des Stalls, reitet heute selber mit. Er will sehen, wie sich der junge Fuchshengst im Gelände macht. Sie haben Artus und einen erfahrenen Wallach dabei.
Es riecht schon nach Frühling, als sie im Schritt durch die schöne Landschaft reiten. Endlich können die eben erst ausgebildeten Pferde zeigen, welche Kraft und Ausdauer in ihnen steckt. Nach einem langen Galopp, der Pferd und Reiter einiges abverlangt, kommen sie langsam wieder zur Ruhe. Zufrieden streicht Leon dem jungen Hengst mit dem kupferroten Fell über den Mähnenkamm.
„Na, wie gefällt es dir hier draußen in der Natur?“, spricht er ihn leise an.
Zufrieden schnaubt dieser ab und denkt: „Na ja, es ist ja nicht das Allerschlimmste, wenn Menschen auf mir reiten.“ Er sollte die nächste Zeit eines Besseren belehrt werden.
Heute ist ein komischer Tag. Karlchen, der Pferdepfleger, hat die jungen Pferde stundenlang geputzt und jedes in eine einzelne Box gestellt. Viele fremde Leute sind durch den sonst so ruhigen Stall gelaufen. Sie haben die Pferde begutachtet, hin und her geschoben und sind auf ihnen geritten. Vor der Box des kleinen Hengstes steht eine Frau. Theatralisch hält sie ihm ihre Hand hin. Neugierig kommt er auf sie zu. Aber als er in ihre kalten Augen sieht, weicht er erschrocken zurück. Ehe sich der junge Hengst versieht, steht er in einem wackligen, engen Kasten. Die Fenster sind so hoch, dass er nicht rausschauen kann. „Was passiert hier?“
Resignation und tiefe Trostlosigkeit hüllen den jungen Hengst wie in eine große schwarze Decke ein. Seit er nun in dem Stall von der Frau mit den kalten Augen steht, ist die Leichtigkeit, mit der er sonst durchs Leben galoppiert ist, weg. Keine lieben Worte, kein Herumtollen mit den anderen Pferden auf der Weide. Jeden Tag kommt Kaltauge, legt den Sattel auf und reitet das junge Pferd bis zur vollkommenen Erschöpfung. Sie zieht ihm in seinem Maul rum, drückt ihm die Sporen in die Flanke und schlägt ihn mit der Gerte, wenn er nicht schnell genug macht, was sie will. Kaltauge merkt nicht einmal, dass sie das Pferd komplett überfordert und ihm Schmerzen an seinem Körper und seiner Seele zufügt. So hat ihm seine Mutter das Leben als Reitpferd nicht beschrieben. Sie lag völlig falsch.
Kaltauge steht mit einem Mann vor der Box. „Lasst mich in Ruhe“, denkt der Fuchshengst. Er würde es ihnen entgegenschreien, wenn er könnte …
„Der taugt nichts! Das ist ein Blender, sehr schick, muss ich zugeben, aber komplett untalentiert“, zischt Kaltauge bösartig. „Du brauchst mehr Geduld, er ist noch sehr jung“, erwidert der Mann.
„Hallo“, eine junge Frau betritt den Stall, schaut kurz in die Box und wendet sich dann an Kaltauge. „Ich wollte das Zusatzfutter abholen.“
„Ich bringe es ihnen“, sagt der Mann. Die Frau schaut zu dem Pferd und fragt Kaltauge: „Was ist mit ihm?“
„Der taugt nichts, ich versuche ihn schon seit Monaten zu trainieren, der lernt nichts.“ Nachdenklich sieht die junge Frau Kaltauge lange an. „Willst du ihn verkaufen? Ich nehme ihn.“ Kaltauge zuckt mit den Schultern. „Du kannst ihn haben, Karla, ich sag’ dir aber gleich, der taugt höchstens, um im Gelände rumzujuxen.“
„Ah, Karla heißt die Frau.“ Ihre warme, ruhige Stimme lässt das verängstigte Pferd aufhorchen. Doch sie geht wieder. Hätte sie ihn doch nur mitgenommen. Weg hier aus dieser Hölle …
Es ist doch passiert, aber eigentlich ist es egal. Diese Karla hat den Junghengst mit dem wackligen Kasten abgeholt und in einen anderen Stall gebracht. Die schwarze große Decke liegt immer noch über der empfindsamen Pferdeseele und erdrückt das völlig verstörte Pferd fast ganz. Er kann sich kaum bewegen und steht wie immer mit hängendem Kopf in der Ecke seiner Box, so geht es ihm am besten. Wenn er niemanden sieht, sieht ihn auch niemand.
„Wer ist das?“, fragt eine Mädchenstimme an der Box. Sie hat die Arme über die Boxentür gelegt und schaut neugierig auf das neue Pferd im Stall.
„Er heißt Dorbas, ich habe ihn gestern gekauft. Er ist noch sehr jung und da, wo er war, konnte er nicht bleiben. Du siehst ja, was sie dort aus ihm gemacht haben. Er war bestimmt ein fröhliches, aufmerksames Pferd. Alles kaputt gemacht, es ist so traurig. Solchen Leuten gehört es verboten, Pferde zu halten.“
„Er ist so schön, sein Fell hat eine ganz besondere, kupferrot schimmernde Farbe, wie fließendes Gold“, sagt das Mädchen leise. Sie öffnet die Boxentür und geht hinein. Dorbas zittert leicht, er hat Angst vor dem Schmerz, der jetzt wieder kommt. Sattel drauf, im Maul rum zerren und mit der Gerte schlagen.
Erstaunt dreht Dorbas ganz langsam den Kopf zu ihr. „Was tut sie da?“ Das Mädchen hat sich ganz langsam im Schneidersitz mitten in die Box gesetzt, hält ihm ihre Hand entgegen und schaut ihn nur an. Lange schaut sie ihn an, sie ist ganz ruhig. Karla beobachtet von draußen die Szene, sie wundert sich innerlich, wie Emma mit diesem verstörten Pferd umgeht.
Nun dreht er sich langsam zu ihr um, schaut ihr ins Gesicht. Sie rührt sich nicht, schaut ihn nur an. Ein kleiner Schritt und Dorbas ist mit seinem weichen Maul direkt vor Emmas Gesicht. Sie tut ihm gut, die große schwarze Decke über seiner Seele ist in diesem Moment etwas leichter geworden. Emma steht langsam auf, streichelt ihm über den Hals und geht raus. Sie und Karla stehen sich gegenüber. Emma laufen Tränen übers Gesicht.
„Karla, ich habe ihn schreien hören vor Schmerz, seine Seele weint. Es ist so furchtbar. Was haben sie mit ihm gemacht!“ Sie bricht weinend in Karlas Armen zusammen. „Emma, du hast die Gabe, die Pferde flüstern zu hören, du spürst ihren Schmerz fast körperlich. Das ist erst mal erschreckend für dich. Du kannst damit aber viel bewirken und du wirst lernen, damit umzugehen. Du bist erst 14 Jahre alt.“ Karla hält Emma ganz fest, bis sie sich wieder beruhigt hat. „Du kannst dich um ihn kümmern, er wird sich wieder erholen.“
„Ich möchte ihn gerne haben, aber mein Vater wird wohl nicht begeistert sein“, antwortet Emma. „Rede mit ihm, es wird eine Lösung geben“, erwidert Karla.
Emma schaut zu dem Pferd, das jetzt ein bisschen am Heu rumknabbert. „Ich nenne ihn „Fuchsl“. Wir gehören zusammen und Papa werde ich schon überzeugen.“
Emma hat richtig vermutet. Ihr Vater hält gar nichts davon, dass er Fuchsl kaufen soll. „Der ist viel zu jung“, versucht er Emma zu erklären, warum er findet, dass Fuchsl nicht das richtige Pferd für Emma ist. „Schau ihn dir doch an, er steht nur in der Ecke, glotzt an die Wand. Der Gaul kann nichts und wer weiß, ob er nicht auch noch gefährlich wird.“
„Sag nicht Gaul zu ihm“, funkelt Emma ihren Vater an. Sie ist jetzt wütend. Ihr Vater hat keine Erfahrung mit Pferden und wenn jemand Gaul sagt, wird sie richtig sauer. „Er kann nichts dafür, dass er in falsche Hände geraten ist!“
„Ach ja, und du kannst beurteilen, ob er in falschen Händen war? Du hast doch überhaupt keine Erfahrung mit jungen Pferden.“
„Ich habe seine Seele weinen gehört“, sagt Emma jetzt ganz traurig. „Du hast was?“, fragt der Vater völlig erstaunt. „Ja, ich habe seine Seele weinen gehört. Ich höre das. Ich fühle, was er durchgemacht hat, ich spüre das fast körperlich.“
Emmas Vater schaut ratlos zu Karla. „Was erzählt sie da? Das ist doch purer Teenager Blödsinn.“
„Nicht ganz“, mischt Karla sich jetzt ein. Sie hat die Diskussion bis jetzt wortlos verfolgt, doch sie muss ihn wohl langsam mal aufklären, was mit seiner Tochter los ist. Sie hatte es schon lange vermutet, dass Emma die Pferde flüstern hört. Doch seit dieser Begegnung mit Fuchsl und Emma in der Box hat sie nun Gewissheit.“Ihre Tochter hat die Gabe.“
„Welche Gabe? Wovon redet ihr?“ Emmas Mutter ist in den Stall gekommen und hat die letzten Worte von Karla gehört. Emma ist den Tränen nah. Sie spürt, dass ihr Vater überhaupt nichts verstanden hat. Er hört ihr ja nicht mal richtig zu. Sie läuft zu ihrer Mutter und schlingt die Arme um sie. „Vielleicht verstehst du mich ja“, schluchzt sie. „Jetzt beruhige dich erst mal, was ist denn überhaupt los?“
„Emma möchte, dass ich ihr Fuchsl kaufe“, erklärt Emmas Vater seiner Frau. „Was willst du denn mit dem? Der kann doch noch gar nichts.“ Emma schreit ihre Eltern verzweifelt an: „Ihr versteht überhaupt nichts!“
„So kommen wir nicht weiter. Ich werde ihnen jetzt erklären, was mit Emma los ist.“ Karla versucht Emmas Eltern so einfach wie möglich beizubringen, was Emma fühlt, wenn sie Kontakt zu solchen Pferden hat. Es ist schwierig, da beide Laien sind. Sie haben Emma mal beim Reiten zugeschaut und finden es schick, wenn die Tochter auf einem hübschen Pferd sitzt, das alles macht, was sie will. Aber so einfach ist es nicht, denn genau das ist die Kunst. Nicht zu sehen, was sie tut, damit das Pferd genau das macht.
Doch Emmas Gabe ist noch viel komplizierter, denn wie erklärt man, dass Emma in die Seele der Pferde schauen kann und mit dem Tier mitfühlt. Karla versucht es den Eltern schonend beizubringen, denn es ist nicht immer gut, diese Gabe zu haben. Vor allem, weil Emma noch so jung ist. Sie muss lernen, damit umzugehen. Karla kann ihr aber helfen, auch das macht sie den Eltern verständlich. „Wie wollen sie ihr denn dabei helfen?“, fragt Emmas Mutter verwundert. „Wenn das so besonders ist, braucht sie doch einen speziellen Reitlehrer.“
„Ich kann ihr helfen“, Karla flüstert jetzt fast. „Ich habe auch diese Gabe.“ Verwunderung macht sich auf den Gesichtern breit. „Ach, deswegen hast du mir auch gleich geglaubt, als ich sagte, ich habe seine Seele weinen gehört“, antwortet Emma erleichtert. „Ja, mein Engel, deshalb habe ich dir geglaubt“, sagt Karla zärtlich und streicht Emma übers Haar. Emmas Eltern schauen sich an. Ihre Mutter nickt ihrem Mann zu. „Gut, das müssen wir erst mal sacken lassen.“ Emma schaut ihren Vater flehend an und schickt ein kleines Stoßgebet gen Himmel.
„Ich bin bereit, Fuchsl zu kaufen.“ Das Aber und die Bedingung, die damit verbunden ist, hört Emma schon nicht mehr. Sie rennt zu Fuchsl’s Box und ruft über die Schulter zurück: „Das muss ich Fuchsl erzählen, er freut sich bestimmt genauso wie ich.“
„Na schön, dann sage ich es ihnen“, wendet sich der Vater kopfschüttelnd Karla zu. „Sie können es ja Emma erzählen, wenn sie wieder ansprechbar ist. Ich schaue mir das eine Weile an und wenn das Pferd zu schwierig für Emma wird …“ Karla unterbricht ihn: „Dann nehme ich ihn zurück. Aber das wird nicht passieren, glauben sie mir. Es wird eine große Aufgabe für Emma, aber sie schafft das. Ich bin mir ganz sicher. Ich verstehe nicht nur was von Pferden, sondern auch von Menschen.“
Das erste Mal in der Halle
Emma hat ihren Vater wirklich überzeugen können, das verstörte Pferd zu kaufen. Dass jetzt sein Abenteuer erst richtig anfängt, konnte Fuchsl da noch nicht ahnen …
Langsam führt Emma ihn in die Halle. „Na, Emma, dann mal in den Sattel“, fordert Karla sie auf. Emma setzt sich langsam in den Sattel. Es ist trotzdem etwas unangenehm auf dem empfindlichen Rücken, der Sattel drückt. Die ersten Runden tun Fuchsl sichtlich weh, es zwickt ihn und er versucht sich zu entziehen. Laufen kann er auch nicht gut, ab und zu stolpert Fuchsl durch die monatelangen Verspannungen über seine eigenen Hufe.
„Was ist denn mit ihm los? Ich verstehe das nicht, was hat er denn?“, fragt Emma etwas verzweifelt. Karla mustert Fuchsl und geht aus der Halle. „Oh, nein! Bitte, bitte nicht die Gerte holen …“ Voller Panik wird Fuchsl ganz zappelig. Emma versucht, ihn zu beruhigen.
Karla kommt wieder in die Halle, sie hat etwas in der Hand. „Das ist aber keine Gerte.“ Misstrauisch schielt Fuchsl zu ihr herüber, kann aber nicht genau sehen, was sie in der Hand hält. „Er ist furchtbar unruhig. Ich glaube, er buckelt gleich los“, befürchtet Emma.
Karla sagt ganz ruhig: „Steig mal ab, ich habe da was.“ Sie hebt den Sattel an und legt etwas darunter. „Was ist das?“, fragt Emma. „Das ist ein Gelpad. Es wird unter den Sattel gelegt. Damit haben es Pferde, die einen neuen Sattel und nicht viele Muskeln auf dem Rücken haben, etwas angenehmer. Das Gewicht wird besser verteilt und es drückt die Pferde nicht.“ Emma steigt wieder auf. Die Runden werden etwas entspannter und sie spürt, wie Fuchsl’s Pferdeherz vor Erleichterung hüpft. Er würde gerne mal einen kleinen Bocksprung machen, traut sich aber nicht, nachher fällt Emma noch runter.
Alles läuft prima. Rechte Hand, ganze Bahn. „Kann ich alles schon“, denkt Fuchsl stolz. „Sieht recht ordentlich aus“, sagt Karla. „Jetzt reite mal auf dem Zirkel um mich herum.“ Emma drückt Fuchsl die Beine in die Flanken und der trabt willig an. Wie, reiten auf der rechten Hand, hey, was macht sie? Will sie, dass er plötzlich nach links geht? „Ok, mache ich“, denkt Fuchsl. „Bleib auf dem Zirkel“, ruft Karla. „Geht nicht, er läuft immer wieder nach links weg, sobald wir auf die Bande zureiten“, ruft Emma zurück. „Was ist das denn?“, reagiert Emmas Vater von der Bande aus gereizt. „Kann der nicht mal auf dem Zirkel laufen?“
„Was ist denn los“, denkt Fuchsl verunsichert. Er macht doch, was Emma sagt. Jetzt versteht er gar nichts mehr und Karla steht in der Mitte und grinst. „Geht’s noch?“ Emma ist verzweifelt. „Ich krieg’ ihn nicht rum.“
„Emma, Fuchsl ist kein Fahrrad. Wenn du rechts herumreitest und Druck auf die innere Hüfte machst und den Oberkörper nach rechts drehst, schiebst du ihn links rüber. Fuchsl hat alles richtig gemacht“, erklärt Karla. „Na also“, denkt sich Fuchsl und schnaubt zufrieden ab. Emma versucht es noch einmal. Angestrengt bleibt sie mit der inneren Hüfte und Schulter vorne. Jetzt klappt es. „Gut, es reicht für heute“, sagt Karla. Jetzt muss Fuchsl doch noch mal einen Bocksprung machen, nur einen kleinen. Karla und Emma müssen lachen. Emma wirft sich auf seinen Hals und streichelt ihn. Das tut gut. „Das werde ich weiter beobachten“, brummelt Emmas Vater vor sich hin. „Kann er“, denkt Fuchsl und schüttelt den Kopf.
Viel Neues
Die letzten Wochen gab es viel Neues zu erkunden. Emma und ihr Pferd lernten sich besser kennen. Sie hat mit ihrer fröhlichen, unbeschwerten Art Fuchsl’s Seele wieder zum Strahlen gebracht. Emma ist so ganz anders als Kaltauge, sie reitet auch mal ohne Sattel, ohne Sporen und ohne Gerte. Das hat also die Mutter von Fuchsl gemeint, als sie sagte, es gibt viele Menschen, die gut mit den Pferden umgehen. An seiner Box gibt es eine Tür, die fast immer offen steht. Fuchsl kann rein und raus, wie er möchte, wenn er nicht mit den anderen Pferden auf die Koppel kann. Dort liegt er jetzt in der Sonne im warmen Sand und döst vor sich hin. Er dachte ja, das geht immer so weiter mit diesem ruhigen Leben. Da hat er sich gewaltig geirrt, nicht mit Emma. Sie sprüht vor Energie und ihr fällt immer etwas ein. Doch auf diese Abenteuer mit ihr war Fuchsl nicht gefasst …
Mit einem lauten Knall kommt Emma aufs Paddock. „Aufstehen, Faulpelz … Los, komm schon“,