Fünf-Kugeln-Eis-Tage mit Oma und Opa - Dagmar Chidolue - E-Book

Fünf-Kugeln-Eis-Tage mit Oma und Opa E-Book

Dagmar Chidolue

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Beschreibung

Zum Glück gibt's Oma und Opa! Alle Kinder freuen sich, wenn Oma und Opa zu Besuch kommen, auf sie aufpassen, Ausflüge mit ihnen machen oder sogar mit ihnen verreisen. Großeltern haben einfach mehr Zeit, sind geduldiger und spendieren auch mal fünf Kugeln Eis auf einmal! Von ihnen kann man auch erfahren, wie es war, als Mama und Papa selbst noch Kinder waren. Dagmar Chidolue, preisgekrönte Autorin und ausgewiesene Expertin als Oma, erzählt mit einem Augenzwinkern und sehr viel Humor Alltagsgeschichten, die Felix und Feline mit Oma und Opa erleben. Susanne Göhlich fängt mit ihrem kongenialen Strich den Charme dieser Geschichten ein und setzt sie farbig in Szene.

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Seitenzahl: 153

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Dagmar Chidolue

Fünf-Kugeln-Eis-Tage mit Oma und Opa

FISCHER E-Books

Mit farbigen Illustrationen von Susanne Göhlich

Inhalt

Was man wissen sollteDas beste Spiel der WeltHaltestelle KastanienbaumPropeller-TagCinderallalaEine Rose aus PapierDie KinderkisteKaugummi-TinaÖhrchen-Möhrchen
Was man wissen sollte

Felix – der Zweitklässler – findet, er ist mit Opa ein bisschen verwandter als mit Oma. Weil sie beide Männer sind!

Seinen Namen hatte Opa ihm ausgesucht. Angeblich heißt das Der Glückliche. Na ja.

 

Feline, Felix’ kleine Schwester, ist fünf Jahre alt, mit Raffy befreundet und geht noch in den Kindergarten. Sie liebt Kuscheltiere und mischt sich manchmal in Dinge ein, die sie nichts angehen. Feline heißt Die Glückliche. Sie kann allein schon deswegen glücklich sein, weil sie Felix als Bruder hat. Aber sie verdirbt ihm manchmal das beste Spiel der Welt. Er fürchtet auch, dass Feline sein großes Geheimnis verraten könnte. Das hat mit Liane zu tun. Aber das ist seine eigene Herzensangelegenheit.

Meistens verstehen sich Oma und Opa gut, obwohl Oma das Sagen hat. Sie macht sich gerne schick … mit Kette. Sie denkt, dass sie vieles besser weiß als andere. Trotzdem macht es Spaß, mit ihr etwas zu unternehmen. Sie ist sich nicht zu schade dafür, hin und wieder ein Gespenst zu sein. Und sie kann auch prima vorlesen und Geschichten erzählen. Und trösten kann sie fast so gut wie Mama.

Oma ist … hmhmhmhmhm … alt. Also … nicht uralt, aber natürlich älter als Papa und Mama. Oma kriegt sich mit Mama schon mal in die Haare. Aber alles in allem: Oma ist lieb. Opa nennt sie manchmal … Evchen.

Opa ist für Felix ein toller Kumpel. Und er kann alles. Alles! Mit Oma legt er sich nie an, weil er die Ruhe weghat. Opa ist ungefähr so alt wie Oma. Mit Felix versteht er sich super, und er hat stets den Durchblick. Seine Enkeltochter Feline hat er natürlich ebenfalls sehr gern. Er weiß, was in jedem vorgeht. Als ob er Gedanken lesen könnte.

Opa ist auch lieb. Oma nennt ihn nie anders als … Opa.

Mama und Papa spielen natürlich auch eine wichtige Rolle für Felix und Feline. Es ist aber gut, dass es Oma und Opa gibt. Sie sind für Felix und Feline immer und immer und immer da. Und manchmal sogar für die Eltern.

Das beste Spiel der Welt

Es sieht aus, als würde heute Besuch kommen. Im Wohnzimmer schmückt ein bunter Blumenstrauß den gedeckten Kaffeetisch. Papa räumt in der Küche die Spülmaschine aus.

»Denk dran, dass du nachher die beiden abholen musst«, mahnt ihn Mama. Sie hat noch ihre Gammelklamotten an … Schlabberhose und bekleckertes T-Shirt.

»Öhhh …«, stößt Papa aus. »Wen soll ich abholen?«

Hat er etwa Löcher im Kopf? Das kann er doch wohl nicht vergessen haben!

»Meinen Opa!«, sagt Felix, und schon plappert seine kleine Schwester dazwischen. »Und meine Oma!«, ruft sie.

Papa meint, Oma und Opa gehören beiden Kindern … unsere Oma und unser Opa.

Okay!

Aber Opa gehört noch ein bisschen mehr zu Felix. Sie sind ja beide Männer! Und Oma ist ein wenig mehr mit Feline verwandt. Weil sie Frauen sind! Eine groß und die andere klein. Oder … eine alt und eine jung, sehr, sehr jung … Feline ist erst fünf Jahre alt. Und alt … das will Oma gar nicht hören. Sie möchte immer eine schicke Dame sein. Mit Kette!

Weil Oma und Opa zu Besuch kommen, backt Mama einen Kuchen. Leider ist es nur ein Möhrenkuchen und kein Schokokuchen.

Felix darf helfen. Er schlägt die Eier auf. Das macht er gern. Er kann das auch ganz prima! Ja! Weil er schon lange zur Schule geht. Er ist bereits in der zweiten Klasse! Und Zweitklässler sind Meister im Eieraufschlagen! Jawohl!

Feline traut sich das nicht. Sie ist ein Kindergartenkind! Anfängerin!

Beim Eieraufschlagen guckt Felix immer genau hin. Ob ein Küken drin ist! Das möchte er mal erleben!

Peng! Peng! Peng!

»Drei Eier sind genug«, meint Mama.

Vier Eier sind besser. Peng!

Ein Küken ist leider nicht drin.

Der Kuchen ist schnell gebacken. Aber Oma und Opa sind noch nicht da. Ach so … obwohl sie nicht weit weg wohnen, will Papa sie heute zusammen mit Felix und Feline abholen. Mit dem Auto!

Papa wartet schon. »Wo bleibt ihr denn?«

Gleich, Papa, gleich! Felix kramt in der Kommode nach seinem Fernglas. Er guckt, ob die beiden vielleicht doch schon zu Fuß auf dem Weg hierher sind.

Nichts ist zu sehen.

Mama hilft Feline, die rosa Glitzerkette um den Hals zu legen.

Pfff.

»Felix!«, ruft Papa. »Feline! Habt ihr keine Ohren?«

Och …, wenn jemand nach ihnen ruft, geht das bei Felix und Feline meistens … da rein, da raus. Rein in ein Ohr und raus aus dem anderen!

Felix legt sein Fernglas auf den Küchentisch. Er rennt los, mit Feline im Schlepptau. Papa wartet ein wenig ungeduldig.

Trotzdem fragt Felix: »Machen wir noch eine kleine Spritztour?«

»Nein, mein Freund«, sagt Papa. »Wir holen nur deine Großeltern ab.«

»Meine auch!«, verbessert ihn Feline. »Jaha.«

Eine kleine Spritztour wäre aber auch nicht schlecht. Felix hält jedoch lieber den Mund.

»Schnallt euch an«, sagt Papa.

Ja, ja, ja.

Schon braust er los. Felix pult erst mal mit den Händen in den Ritzen vom Sitzpolster. Papas Auto ist nämlich eine Goldgrube!

Da! Schon hat Felix etwas gefunden. Es ist hart und rund und fühlt sich an wie ein Geldstück. Eine Münze! Silber. Oder Gold. Boah!

»Darf ich behalten, was ich gefunden habe?«, fragt Felix.

»Hmhm«, murmelt Papa. Er hört gar nicht zu. Bei ihm geht es auch oft … da rein, da raus. Papa achtet nämlich nur auf den Straßenverkehr.

Feline ist neidisch, weil Felix einen Schatz gefunden hat. »Papa!«, ruft sie. »Ich will auch was finden!«

»Mach du nur«, sagt Papa. Er weiß gar nicht, wovon Feline redet, und Felix grinst. Er steckt seine Finger auch noch in die Seitenablage der Autotür. Schon wieder eine Münze! Eine rotgoldene. Mannomannomann!

»Darf ich behalten, was ich gefunden habe?«, fragt er.

»Nein!«, brüllt Feline.

Papa knurrt nur vor sich hin. Er will beim Autofahren nicht gestört werden. Wenn er knurrt, heißt das wohl … okay, okay. Jetzt könnte Felix schon ziemlich reich sein. Aber er will mal nicht so sein und gibt Feline die Hälfte von seinem Schatz ab. Dafür muss sie aber nachher tun, was er sagt!

Papa hält vor dem Haus der Großeltern. Er braucht gar nicht an der Haustür zu klingeln … Oma steht bereits auf dem Bürgersteig und wartet.

Und wo bleibt Opa?

Papa steigt aus und begrüßt Oma mit einem Küsschen. Aber er küsst nur die Luft. Dann muss Felix aussteigen, damit Oma auf die Rückbank klettern kann. Sie sitzt nämlich immer in der Mitte zwischen ihm und Feline.

Oma hält Felix ihre Wange hin. Er soll ihr ein Küsschen geben. Aber er küsst auch nur die Luft.

Dann ist Feline an der Reihe. Sie knallt Oma einen Kuss auf die Backe. Oma freut sich.

Und wo bleibt Opa?

»Schwer beschäftigt«, sagt Oma. »Er wollte unbedingt noch den Wasserhahn reparieren, und das kann dauern. Was er angefangen hat, muss er immer zu Ende bringen. Keine zehn Pferde würden ihn davon abhalten.«

Papa steht noch auf dem Bürgersteig und zögert. »Steig ein!«, fordert Oma ihn auf. »Das kann jetzt Stunden dauern.«

»Wir haben einen Kuchen gebacken«, wirft Feline ein. »Jaha.«

Oma tätschelt ihr die Hand. »Opa kann zu Fuß laufen. Ist ja nicht weit bis zu euch. Oder er nimmt den Bus.«

Papa seufzt und steigt ins Auto. Er blickt noch einmal zur Haustür. Opa ist nicht zu sehen. Schwer beschäftigt!

Oma schnallt sich an. Dabei rasselt die Kette, die sie heute über ihrer blau-weißen Bluse trägt. Es ist eine lange, lange, lange weiße Perlenkette mit zwei Reihen! Beide Stränge hat Oma zu einem Knoten geschlungen. Der baumelt genau über ihrem Busen.

Jetzt greift Oma nach Felix’ Hand und macht ein geheimnisvolles Gesicht. Felix weiß, was das bedeutet.

Richtig. Oma drückt ihm was in die Hand. Das macht sie immer. Und sie drückt auch Feline was in die Hand. Sie freut sich, wenn sie ihren Enkelkindern was in die Hand drücken kann.

Es ist Geld! Münzen! Oma ist auch eine Goldgrube.

Während der kurzen Fahrt nach Hause versucht Felix rauszubekommen, wie viel Geld seine kleine Schwester bekommen hat. Es müsste eigentlich weniger sein als seine zwei Euro. Weil sie viel jünger ist als er! Viel jünger!

Aber Feline öffnet nicht ihre Hand.

Mama hat inzwischen ein hübsches Kleid angezogen. Schick sein für Oma und Opa?

Warum nicht.

Der Kuchen riecht nach Karotten. Wonach denn sonst? Und wo ist Felix’ Fernglas geblieben?

»Immer muss ich hinter dir aufräumen«, beklagt sich Mama.

Aha … dann ist sein Fernglas wieder in der Kommode gelandet.

Mama ist sehr ordentlich. Felix nicht.

Wo hat er denn sein vieles Geld gelassen? Ach so. In der Hosentasche. Er klimpert mit den Münzen. Dann schnappt er sich das Fernglas und sieht sich mal alle Leutchen von nahem an. Mama in ihrem Mohnblumenkleid, Papas Bartstoppeln und Oma mit der blau-weißen Bluse. Ganz genau betrachtet er den fetten Knoten der Perlenkette über ihrem Omabusen.

Feline umklammert mit einer Hand ihren Goldschatz und hopst und springt wie eine kleine Ziege. Ihre Glitzerkette am Hals hüpft bei jeder Bewegung mit. Pfff. Mädchen! Feline ist wirklich ein bisschen mehr mit Oma verwandt als mit Opa. Felix hat’s gewusst.

Und wo bleibt Opa?

Das wird er sein! Es hat nämlich an der Tür geklingelt.

»Opaaa!« Feline ist bereits aufgesprungen. Sie darf schon die Tür aufmachen, obwohl sie erst ein kleines Kindergartenkind ist.

Ach … geschenkt!

Felix kann aber ziemlich gut mit Feline spielen. Nachher vielleicht … Piratenkapitän und gefangene Prinzessin? Das ist das beste Spiel der Welt!

Hmhmhmhmhm … leider, leider muss er mit Feline vorher bestimmt noch Vater-Mutter-Kind spielen. Eigentlich nur … Vater-Mutter. Kinder möchte Felix gar nicht haben. Kinder machen nur Ärger. Vater-Mutter-ohne Kind … das ist das zweitbeste Spiel der Welt. Piratenspiele sind an erster Stelle!

Bevor es mit dem besten und dem zweitbesten Spiel der Welt losgeht, müssen sie leider brav am gedeckten Tisch sitzen. Felix hört deshalb auf, die Leutchen durchs Fernglas anzustarren.

Opa lobt den Möhrenkuchen. Oma sagt nichts. Mama redet die ganze Zeit. Papa hört zu. Oder auch nicht.

»Wie schmeckt es dir, Schatz?«, will Mama nun von Papa wissen.

»Öh«, murmelt er, »öh … gut, Schatz.«

Bei Felix und Feline geht die Quatscherei der Großen … da rein, da raus.

»Wie schmeckt es euch?«, fragt Mama.

Felix schaut Feline an, und Feline schaut Felix an. Sie sind sich einig. Der Kuchen schmeckt nicht besonders gut. Nur nach Möhren!

»Ist aber gesund«, sagt Mama. »Und?«

Langsam hebt Felix eine Hand. Die zeigt mit dem Daumen nach unten. Und schließlich nimmt er noch die andere Hand dazu. Daumen runter.

Mama guckt Feline an. Felix’ Schwester sagt nichts. Aber sie macht es Felix nach. Daumen runter.

»Oh«, sagt Mama. »Dann kriegt ihr nachher auch kein Eis zu essen.«

Hmhmhmhmhm. Langsam dreht Felix die Hände. Jetzt liegen beide Daumen schon waagerecht.

Feline zögert noch. Sie blickt auf ihren Teller. Und auf den Möhrenkuchen. Dann sieht sie wieder Felix an. Nun sind ihre Daumen auch waagerecht.

»Erst der Möhrenkuchen und dann das Eis«, sagt Mama.

Langsam, ganz langsam bewegt Felix wieder seine Hände. Nun zeigen die Daumen nach oben.

Feline guckt Felix still an. Aber schließlich sind ihre beiden Daumen ebenfalls aufgerichtet.

Mama atmet auf.

Oma verdreht die Augen. Hoffentlich sagt sie nicht, was sie denkt. Felix kann an ihrem Gesicht ablesen, dass ihr der Möhrenkuchen auch nicht geschmeckt hat. Sie hat nicht besonders viel davon gegessen! Aber Opa sagt zu Mama: »Na gut, ich nehme gerne noch ein Stück.« Dabei sieht er ein wenig unglücklich aus. Seine Stirn hat er in Wellen gelegt, und eine Augenbraue zieht er hoch.

»Du musst dich nicht opfern«, meint Mama.

»Doch, doch«, sagt Opa und reicht ihr den Teller hin. »Mir schmeckt er.« Er betont das Wort mir. Und seine Stirn ist auch wieder glatt.

Opa ist lieb.

Ja gut … Oma auch.

***

Felix und Feline bekommen jeder eine kleine Schüssel mit drei Eiskugeln. Gelb, Rot und Braun für Feline. Und Rot, Rot, Rot für Felix. Fünf Kugeln Eis wären ihm aber lieber gewesen … Rot, Rot, Rot, Rot, Rot.

Feline fragt Mama: »Hast du kein Schirmchen fürs Eis?«

»Heute nicht«, sagt Mama.

Feline zieht eine Schnute.

Pfff.

Brauchen Mädchen denn ein Schirmchen für ihr Eis? Als ob das dann besser schmecken würde!

Pfff.

Feline stochert lange in ihrem Eis herum. Bis es flüssig ist. Dann schlürft sie die Eissuppe direkt aus dem Schüsselchen.

Felix nimmt das Fernglas und betrachtet Feline genauer. Sie hat jetzt einen Schnurrbart und sieht aus wie ein Kater! Einer von der bunten Sorte.

Feline zeigt mit dem Löffel auf Felix und lacht sich kaputt. Gibt’s was?

»Du hast da einen roten Leberwurstfleck«, kichert sie. »Jaha.«

Quatsch! Schnell wischt sich Felix das bisschen rote Eiscreme von der Backe.

»Können wir jetzt spielen?«, fragt Feline.

Es ist klar, dass sie zuerst Vater-Mutter-Kind spielen will. Auch ohne Kind.

Na schön.

Mama fängt bereits an, den Tisch abzuräumen, und Opa zeigt Papa, wie man den Nuschel vom Wasserhahn rausschraubt und reinigt. Papa ist begeistert, und Opa ist beschäftigt. Es gibt fünf Wasserhähne in der Wohnung.

Oma hängt sich an Felix und Feline. »Darf ich euch zuschauen?«, fragt sie.

»Nur, wenn du uns nicht dazwischenquakst.«

»Alles, was ihr so erzählt, geht bei mir … da rein, da raus«, sagt Oma.

Felix’ Zimmer ist das Schiff von beiden, vom Piratenkapitän und der Prinzessin. Oder das Haus vom Vater und der Mutter.

Felix zeigt auf seinen Schaukelstuhl.

»Setz dich da hin!«, sagt er zu Oma.

Oma ist brav. Sie tut auch, was Felix sagt, und schaukelt auf dem Stuhl hin und her und her und hin.

Beim zweitbesten Spiel der Welt hat Felix das Sagen. Beim erstbesten sowieso. Am Schluss eines Spiels gibt es meistens auch einen Gewinner.

»Zuerst müssen wir es uns schön machen!«, befiehlt er. Befehlen macht auch Spaß.

Er zeigt auf das Foto vom Elch, der einen gestrickten weiß-roten Pullover trägt. »Her damit, Schatz!«

Feline nimmt das Bild vom Tisch und fragt: »Ist das der Weihnachtselch?«

Pfff.

Felix nimmt den Elch und schneidet mit seiner Papierschere das Geweih aus.

»Das stellen wir jetzt ins Regal«, sagt er.

»Woher hast du eigentlich den Elch?«, will Feline wissen.

»Den hat mein Papa geschossen«, sagt Felix.

»Papa?«, fragt Feline erstaunt. »Geschossen?«

»Ja. Mein Vater ist Jäger.« Er sagt das mal so.

»Wo geschossen?«

Mannomannomann. Was die alles wissen will!

»Wo geschossen?« Feline lässt nicht locker. »In Schweden, in Polen oder in Russland?«

Felix zuckt mit einer Schulter. »Im Wald«, sagt er. Das muss doch wohl reichen!

Das Elchgeweih bleibt nicht stehen. »Wir müssen es an die Wand hängen«, sagt er.

»Mit Spucke?«, fragt Feline.

»Mit einer Schraube«, sagt Felix. Na, was denn sonst.

»Darf ich mich mal einmischen?« Oma hat sich gemeldet.

»Nein«, sagt Felix streng.

Feline sagt zu Oma: »Dich gibt es doch gar nicht.« Dann fragt sie ihren Bruder: »Und wo sind die Schrauben?«

»Im Baukasten«, sagt Felix und zeigt auf die Holzkiste mit dem Krimskrams.

»Wie viele Meter brauchst du?«, fragt Feline.

»Eine!«, sagt Felix. »Eine Schraube! Das reicht.«

»Eine lange oder eine kurze Schraube?«, will Feline wissen.

»Mittellang«, sagt Felix. »Oder mittelkurz.«

Feline kippt den Krimskrams aus der Kiste auf den Boden. »Blau oder rot?«, fragt sie. Sie hält eine blaue und eine rote Schraube in den Händen.

»Egal!«, brüllt Felix.

Oma hält sich die Ohren zu.

»Mama hat aber das Bild in meinem Zimmer auf einen Nagel gehängt«, sagt Feline. »Nicht an eine Schraube. Jaha.«

So, so. Vielleicht hat sie recht.

»Nägel sind ausverkauft«, sagt Felix und pfeffert das Elchgeweih in die Ecke. »Jetzt überlegen wir uns, was wir zu Abend essen könnten. Du bist die Mutter …«

»Und du der Vater«, sagt Feline. »Was willst du heute kochen?«

Wenn Felix schon kochen muss, dann am besten … Pizza.

»Was willst du auf deiner Pizza draufhaben?«, fragt er.

Oma meint: »Salami.«

»Du bist doch ein Gespenst. Und Gespenster haben keinen Hunger«, sagt Felix.

»Und was mache ich hier?«, fragt Oma. »Dumm herumsitzen?«

»Genau«, sagt Felix. »Du bist das Gespenst in unserer Hütte.«

»Ach so«, murmelt Oma.

»Was für eine Pizza willst du?«, fragt Felix seine Schwester.

»Tomatupizza«, sagt Feline.

»Und was noch? Welchen Käse?«

»Tomatu!«, schreit Feline. »Hast du keine Ohren, Schatz?«

»Holländer, Schweizer oder italienischen Käse?«, fragt Felix. So was weiß er schon. Steht doch immer auf den Schildern an der Käsetheke. Und lesen kann er bereits! Zweitklässler! Weltmeister!

»Tomatumotzirella!«, brüllt Feline. »Jaha.«

»Mozzarella ist auch Käse!«, sagt Felix.

Ach so.

Felix und Feline tun so, als ob sie Pizza essen.

Felines Pizza ist heiß. Sie pustet auf ihre Finger.

»Jetzt hast du ein Stück fallen gelassen«, meckert Felix. »Und genau auf meine Hose. Du bist ein Ferkel, Schatz!«

Feline kichert.

»Ich wasche deine Hose«, sagt Oma, das Hüttengespenst. »Zieh sie nachher aus.«

Das fehlte noch!

»Ich kaufe mir einfach eine neue Hose«, sagt Felix. »Oder zwei.«

»Hast du denn Geld, Schatz?«, fragt Feline.

»Ich bin ziemlich reich«, sagt Felix. »Ich habe die Taschen voller Geld.« Er klimpert mit den Münzen in seiner Hosentasche.

»Dann sind wir Millionär«, sagt Feline. »Jaha.«

»Ich bin Millionär, Schatz!«, behauptet Felix. »Nur ich.«

»Mann und Frau teilen sich alles«, meint Oma.

»Wer sagt das?«, fragt Felix.

»Ich«, sagt Oma. »Mann und Frau teilen sich Tisch und Bett und alle Reichtümer.«

»Auch meine Glitzerkette?«, fragt Feline.

»Aber ja«, sagt Oma, das Gespenst. »Alles wird geteilt. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.«

»Das geht bei mir … da rein, da raus«, sagt Felix.

Und niemals wird Feline ihre Kette hergeben!

»Aber jetzt wird ferngesehen«, sagt Felix’ Schwester.

»Okay«, meint er. »Was willst du sehen, Schatz?«

»Prinzessin Rühr-mich-nicht-an.«

»Pfff«, macht Felix. »Das ist doch was für Babys.«

»Dann … Nachrichten.«

Felix schnappt sich das Fernglas und guckt hindurch.

»Heute gibt es keine Nachrichten«, sagt er. »Heute ist nichts passiert.«

»Zum Glück«, sagt das Gespenst.

***

»Schatz …«, sagt Feline. »es ist Zeit, dass wir schlafen gehen. Jaha.«

Felix hopst auf sein Sofa. »Ich liege an der Wand«, sagt er. »Sonst falle ich noch raus.«

»Und ich?«, will Feline wissen. »Soll ich aus dem Bett fallen?«

»Das Gespenst passt doch auf dich auf«, sagt Felix.

»Das Gespenst ist alt«, sagt Feline. »Mein Mann muss auf mich aufpassen.«

»Okay«, sagt Felix. Er lässt Feline als Erste aufs Sofa krabbeln.

»Ich brauche aber noch meine Kuscheltiere«, fällt Feline ein. »Jaha.«