Funkelponys. Band 1-3 im Bundle - Emily Palmer - E-Book

Funkelponys. Band 1-3 im Bundle E-Book

Emily Palmer

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Beschreibung

***Die ersten drei Bände der magischen Pferdebuchreihe im Bundle*** Willkommen auf dem Ponyhof Funkelwiese, wo magische Ponys ein besonderes Geheimnis hüten! Fiona kann ihr Glück kaum fassen: Sunny, das süßeste Pony auf dem Hof, soll ihr neues Reitpony sein! Die beiden mögen sich auf den ersten Blick, und bald verbindet sie mehr als eine normale Freundschaft. Denn als Fiona in der Mähne ihres Ponys einen leuchtend hellen Edelstein entdeckt, ahnt sie, dass die vielen zauberhaften Dinge, die auf dem Hof passieren, mit Sunny zu tun haben … Auf dem Ponyhof Funkelwiese passieren zauberhafte Dinge - das merkt Fiona gleich bei ihrem ersten Besuch. Doch weshalb wundern sich die anderen Mädchen nicht über die sprechende Elster und den Glitzerglanz, der ihre Ponys umstrahlt? Während Fiona noch über die magischen Geheimnisse rund um die Funkelwiese-Ponys und die drei Freundinnen Leni, Jana und Aurelia nachdenkt, verschwindet ein kleines Mädchen vom Ponyhof. Keine Frage - Fiona und Sunny müssen etwas unternehmen! Ponys, Magie und Abenteuer - eine Freundin für Sunny ist der Auftakt zu einer neuen zauberhaft-magischen Pferde-Kinderbuchreihe für Mädchen und Ponyfans ab 8 Jahren. Mit vielen Schwarz-Weiß-Illustrationen von Josephine Llobet. Die Reihe ist auf Antolin.de gelistet. Im Bundle enthalten sind: Funkelponys. Eine Freundin für Sunny (Band 1) Funkelponys. Geheimnis um Stella (Band 2) Funkelponys. Luna und die Mondsteine (Band 3)

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Seitenzahl: 302

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Impressum

© 2020 Arena Verlag GmbH Rottendorfer Straße 16, 97074 Würzburg Alle Rechte vorbehalten Text: Emily Palmer Umschlagillustration: Marie Beschorner Innenillustrationen: Josephine Llobet Umschlaggestaltung: Irina Smirnov nach Vorlage von Anja Götz E-Book-Herstellung und Auslieferung: readbox publishing, Dortmund, www.readbox.net ISBN 978-3-401-80919-9 Besuche den Arena Verlag im Netz: www.arena-verlag.de

Inhalt

Die Funkelponys (1). Eine Freundin für Sunny

Kapitel 1: Plätscherwasser und Flüstergras

Kapitel 2: Auf dem Lichtenberg

Kapitel 3: Die Funkelsteine

Kapitel 4: Funkeln im Bauch

Kapitel 5: Auf der Funkelwiese

Kapitel 6: Geheimnisvoller Besuch

Kapitel 7: Aufruhr im Stall

Kapitel 8: Holunderblütenschnee

Kapitel 9: Eine Herde für Mila

Kapitel 10: Das Funkellicht

Kapitel 11: Rettung am Lichtersee

Kapitel 12: Wiedersehen auf der Funkelwiese

Die Funkelponys (2). Geheimnis um Stella

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Die Funkelponys (3). Luna und die Mondsteine

Kapitel 1: Gefunkel im Herbstnebel

Kapitel 2: Vorfreude auf Lichtenberg

Kapitel 3: Goldene Funkelsteine

Kapitel 4: Aurelia und Luna

Kapitel 5: Goldener Wasserfall

Kapitel 6: Zwei Ponys auf der Funkelwiese

Kapitel 7: Vorfreude auf Lichtenberg

Kapitel 8: Funkellicht im Morgengrauen

Kapitel 9: Sunnys wildester Lauf

Kapitel 10: Willkommen auf dem Ponyfest

Kapitel 11: Luna und die Mondsteine

Kapitel 12: Funkelsterne und Funkelsteine

Harriet Buchheit

Fiona

Leni

Aurelia

Jana

Emily Palmer

Die Funkelponys

Eine Freundin für Sunny

Weitere Bücher dieser Reihe:

Die Funkelponys. Geheimnis um Stella (Band 2)

Emily Palmer

machte als Kind die Ponyrücken von der Heide über Holstein bis nach Dänemark unsicher und ist sogar schon mal in Südafrika geritten. Sie lebt mit Mann und zwei Söhnen zwischen Bäumen und Pferdekoppeln in der Lüneburger Heide. Dort schreibt sie alles, was man für Kinder zwischen Buchdeckel pressen kann: Sach-, Rätsel- und Bastelbücher, Schulbücher und natürlich Geschichten, unter anderem im Rahmen einer bekannten Pferdebuchreihe.

Kapitel 1

Plätscherwasser und Flüstergras

Plitsch! Platsch! Plitsch! Fionas Zehen wackelten im kristallklaren Wasser. Auf den feinen Sand am Seegrund zeichnete das Sonnenlicht wellenförmige Streifen.

Plitsch! Platsch! Plitsch!, machten Fionas Zehen. Und dann ein Klatsch!. Kalte Tropfen regneten auf Fiona nieder. Zwei kleine Jungen waren ins Wasser gerannt und planschten um die Wette.

Fiona ließ ihren Blick über den Lichtersee schweifen. Unterbrochen von Inselchen zog er sich kilometerweit durch die flache Landschaft. Hier, am Naturschwimmbad, war eine Bucht zum Baden abgetrennt. Doch es war das gegenüberliegende Ufer, das Fionas Blick magisch anzog. Dort reichte eine saftig grüne Wiese bis zum Wasser. Ohne hinzusehen, hätte Fiona die vier Ponys beschreiben können, die darauf grasten: den hübschen Schimmel, den glänzend schwarzen Rappen, den Fuchs und das sandfarbene Pony mit der hellen Mähne. Sein Fell schimmerte in der Sonne wie Gold. Fiona konnte sich nicht helfen, sie musste es die ganze Zeit ansehen. Während die anderen Tiere grasten oder vor sich hin dösten, galoppierte es immer wieder rund um die Koppel, tänzelte oder stupste seine Ponyfreunde an. Zwischendurch blickte es über den See zu Fiona hinüber. Es war, als würde das fröhliche Pony nur auf sie warten … Fiona schüttelte den Kopf. Das konnte ja nun wirklich nicht sein!

Schon seit zwei Wochen saß Fiona jeden Tag hier auf dem Steg und beobachtete das Pony mit dem goldenen Fell. Sonst hatte sie auch wenig zu tun. Es waren Sommerferien. Fiona kannte noch kein Kind im Dorf, denn sie war mit ihren Eltern erst vor Kurzem hergezogen. Andrea und Jan Feldbaum hatten die Leitung des Naturschwimmbads am Lichtersee übernommen und arbeiteten von früh bis spät.

Schritte klopften auf dem Steg. „Wer träumt denn hier schon wieder vor sich hin?“, fragte Fionas Mama, eine rundliche, aber sehr sportliche Frau. Sie schleppte zwei schwere Einkaufsbeutel. Nun stellte sie sie ab und strich ihrer Tochter liebevoll über den Kopf. „Was geht unter diesen hübschen Locken vor?“, fragte sie.

„Nichts“, antwortete Fiona. „Na gut, ein bisschen was schon … die Pferde dort drüben.“ Sie zeigte über den See. „Sind sie nicht hübsch? Gefallen sie dir auch so gut?“ Am liebsten hätte sie ihre Mutter auch nach Reitstunden gefragt, aber sie traute sich nicht. Seit dem Umzug redeten ihre Eltern oft davon, wie viel alles gekostet hatte: der Umzugslaster, das neue Haus, die Renovierungsarbeiten im Lichtersee-Bad. Da konnte Fiona doch nicht mit Reitstunden ankommen! Auch wenn sie in ihrem alten Dorf schon ein paar Monate in den Reitstall gegangen war.

„Ob mir die Ponys gefallen? Ja, sie sind wirklich sehr hübsch. Fast so hübsch wie du.“ Fionas Mutter gab ihrer Tochter einen Kuss und ging mit den Tüten Richtung Kiosk davon.

Fiona sah wieder zu den Ponys hinüber. Ihre Füße setzten sich wie von selbst in Bewegung. Sie hatte sich entschieden.

Mit dem Rad fuhr Fiona durch das Dorf, auf die Landstraße und zur anderen Seite des Sees. Ein Stück hinter dem Dorf bog links ein Feldweg ab. Fiona lehnte ihr Rad an einen Baum und ging zwischen hohen Maisstängeln hindurch. Ein leichter Wind wehte und ließ das Gras am Wegrand erzittern. Es raschelte und klang, als würde jemand mit Fiona flüstern. Sie war fast sicher, dass das Pony mit dem goldfarbenen Fell sie zu sich rief.

Der Weg endete an einem Gatter. Dahinter erstreckte sich die Koppel. Zwischen einigen Bäumen am Ufer konnte Fiona den Lichtersee in der Sonne glitzern sehen. Die ganze Wiese erinnerte Fiona ein wenig an eine einsame Insel, so abgeschieden und friedlich war sie. Und mittendrin erkannte sie tatsächlich die vier Ponys. Warum sie die Tiere vorher noch nie besucht hatte, wusste sie selbst nicht so genau. Vielleicht hatte sie einfach Angst gehabt, dass das Goldpony von Nahem nicht mehr so lieb aussehen würde wie aus der Entfernung. Sie lehnte sich an den Zaun und beobachtete die Ponys. Der Rappe und der Fuchs standen dicht beieinander und beknabberten sich am Rücken. Der Schimmel fraß Gras und schritt dabei langsam über die Koppel. Auch Fionas goldfarbenes Lieblingspony graste. Eine Windböe rauschte heran und wieder flüsterte das lange Gras ihr etwas zu. Ein Schauer fuhr Fiona über den Rücken. Die Ponystute hob den Kopf und blickte mit gespitzten Ohren zu ihr herüber.

„Hallo, Goldpony!“, rief Fiona leise. Das Pony schnaubte und warf den Kopf zurück. Es machte ein paar tänzelnde Schritte, schnaubte erneut und fraß weiter.

Fiona musste grinsen. „Du bist ja eine ganz Lustige, was, Goldpony?“, fragte sie.

Wieder unterbrach das Tier sein Kauen. Dunkle Augen blickten Fiona neugierig an. Dunkle Augen, die ganz genauso lieb aussahen, wie Fiona es sich erträumt hatte.

„Ich bin Fiona! Und du?“, fragte sie freundlich. Natürlich antwortete das Pony nicht, aber Fiona gefiel der Name Goldpony sowieso am besten. „Komm her, Goldpony!“

Und das Wunder geschah: Das Pony fiel in den Trab und lief auf Fiona zu. Ein Stück vor dem Koppelzaun hielt es an, schaute noch einmal prüfend und trat dann näher.

Mit einem Schnauben und einem Stupsen des weichen Pferdemauls begrüßte es Fiona.

„Du bist ja lieb“, murmelte Fiona. Sie sprach leise, um das Pony nicht zu erschrecken. Aber das wirkte gar nicht scheu. Es warf den Kopf hin und her, spielte mit den Ohren und jetzt begann es sogar, an Fionas ausgestreckten Händen zu schnuppern. Suchend wanderten seine seidenweichen Lippen über Fionas Haut. Sie musste kichern. „Ich habe leider nichts dabei“, sagte sie. „Aber beim nächsten Mal bringe ich dir etwas mit, versprochen.“

Fiona hob eine Hand und ließ sie über die Stirn des Ponys gleiten. Das goldfarbene Fell fühlte sich weich und warm an und duftete wunderbar nach Pferd und Sonne. Fiona streichelte die helle Stirnlocke und den muskulösen Hals. Das Pony zuckte ein wenig und tänzelte zur Seite.

„Habe ich dir wehgetan?“, fragte Fiona erschrocken. Doch das Pony stand schon wieder still und brummelte zufrieden. Fiona entspannte sich. „Ich glaube, du machst nur Spaß, Goldpony. Kann das sein?“, fragte sie lächelnd. Sie blickte dem Pony in die ausdrucksvollen dunklen Augen und es blickte lange zurück. Dann trat es wieder näher und berührte Fionas T-Shirt mit Maul und Nasenrücken. Fiona spürte die Wärme, die von dem Pferdekörper ausging. Das Pony prustete und sein Atem strich über Fionas Arm. Das fühlte sich einfach wundervoll an! Sie schloss die Augen.

Doch das goldene Pony hatte genug gekuschelt. Es stupste Fiona das Maul leicht gegen den Bauch, trabte davon und fiel schließlich in den Galopp. Dabei warf es den Kopf hin und her und wieherte ausgelassen. Der Rappe und der Fuchs ließen sich anstecken und galoppierten ebenfalls einmal um die Koppel. Nur die Schimmelstute betrachtete alles ganz ruhig. Fiona musste lachen.

Nach seiner Galopprunde kam das Goldpony noch einmal an den Koppelzaun und ließ sich von Fiona streicheln. Sie strich mit der Hand über seine Wange und die Nase. Dann glitten ihre Finger unter die Stirnlocke, wo es besonders warm und weich war. Sie kraulte das Pony und wuschelte ihm mit der Hand durch die langen goldenen Haare.

Plötzlich stießen Fionas Finger gegen etwas Hartes.

„Huch!“, machte sie und zog ihre Hand zurück. „Was war das denn, Goldpony?“

Das Pony schnaubte und machte einen Schritt rückwärts. Bei der Bewegung fiel eine dicke Haarsträhne zur Seite. Ein zart schimmernder Edelstein, geschliffen wie ein Diamant, aber undurchsichtig wie Gold, kam zum Vorschein.

„Ein Stein?“, hauchte Fiona. Sie streckte die Hand aus, doch das goldene Pony schüttelte den Kopf, die dichte Mähne schloss sich und der Stein war verschwunden.

Kapitel 2

Auf dem Lichtenberg

Einige Tage später fuhr Fiona wieder mit dem Rad die Landstraße entlang. Sie warf einen Blick zur Koppel am See, doch das Maisfeld verstellte ihr die Sicht. Außerdem fuhr ihr Vater auf seinem Rennrad vor ihr her und hatte es eilig. Das machte Fiona aber gar nichts aus. Sie erwartete etwas noch viel Schöneres, als die Ponys auf der Koppel nur anzusehen und zu streicheln: eine echte Reitstunde!

Nach mehreren Besuchen beim Goldpony auf der Wiese am See hatte Fiona ihren ganzen Mut zusammengenommen und mit ihren Eltern geredet. Und es war ganz leicht gewesen! Mama und Papa entschuldigten sich sogar, dass sie nicht von selbst auf die Idee mit den Reitstunden gekommen waren. Nur eine Bedingung hatten sie gestellt: Fiona musste allein zum Hof und zurückfahren.Wegen der vielen Arbeit im Schwimmbad hatten ihre Eltern einfach keine Zeit, sie zu begleiten. Fiona hatte natürlich zugestimmt. Und dann hatte sich ihr Papa trotzdem auf sein Rennrad geschwungen. „Ich möchte meine neuen Nachbarn und deine Reitlehrerin doch gern persönlich kennenlernen“, hatte er erklärt.

Die Landstraße machte eine Kurve, aber Fiona und ihr Vater fuhren geradeaus weiter auf ein Hoftor zu. Hof Lichtenberg stand auf einem Schild. Fiona mochte den Namen, auch wenn es in der Gegend weit und breit keine Berge gab. Es gab nichts als Felder und Wiesen und neben dem Hof ein winziges Reetdachhaus mit einem Garten voller Blumen.

Fiona und ihr Vater rollten auf den Hof und stellten ihre Räder vor einem gemütlich aussehenden Fachwerkhaus ab. In Fionas Bauch kribbelte es. Hoffentlich war hier wirklich das Zuhause ihres Goldponys! Neugierig sah sie sich um. Neben dem Wohnhaus standen Ställe, Schuppen und Scheunen. Überall wuchsen Blumen und auf einem Stück Rasen vor dem Haus lag eine getigerte Katze in der Sonne. Ein ungefähr achtjähriges Mädchen saß im Schneidersitz daneben und streichelte ihr über den Rücken. Mit einem Krächzen flog eine Elster vom Dach auf und segelte dicht über Fionas Kopf hinweg.

„Willkommen!

Du bist sicher Fiona. Ich bin Leonore Lichtenberg.“ Eine Frau mit langen Haaren, in Reithosen und karierten Kniestrümpfen, kam über den Hof auf sie zu. Freundlich schüttelte sie erst Fiona, dann ihrem Vater die Hand. An ihrem Finger funkelte ein Ring mit einem schwarzen Stein, der gleichzeitig regenbogenbunt schimmerte.

„Hof Lichtenberg ist kein normaler Reiterhof mit tausend Reitschülern“, erzählte Leonore Lichtenberg. „Aber ich freue mich, wenn ab und zu ein paar nette Kinder kommen, um meine Ponys zu bewegen. Wir werden sehen, ob du zu uns passt, Fiona. Okay?“

„Okay“, flüsterte Fiona. Sie wurde immer aufgeregter und konnte es kaum abwarten, dass ihr Papa und Frau Lichtenberg ihr Erwachsenengespräch beendeten. Die Tigerkatze maunzte, stand auf, machte einen Katzenbuckel und stolzierte auf langen Beinen von dem Mädchen weg. Es hatte ein rundes Gesicht und eine Stupsnase und sah der Katze traurig hinterher. Doch die strich nun um Leonore Lichtenbergs Beine. Fiona kniete sich hin, um sie zu streicheln.

„Das ist Herr Elch“, sagte Leonore. „Er ist ein miserabler Mäusejäger, dafür aber ein sehr guter Spinnenfänger.“ Die Tigerkatze namens Herr Elch schnurrte wie zur Bestätigung.

Fiona grinste, unsicher, ob das alles ein Scherz war. „Heißt er in echt so?“, fragte sie. „Und fängt er wirklich Spinnen, Frau Lichtenberg?“

„Aber natürlich. Und nenn mich ruhig Leo. Wollen wir jetzt zu den Ponys?“, fragte die Hofbesitzerin.

Fiona konnte nur nicken. Sie verabschiedete sich von ihrem Vater und rannte Frau Lichtenberg hinterher.

„Wir haben vier Ponys“, erklärte Leonore auf dem Weg zum Stall. „Luna, Tiger, Opal und Sunny. Meine fleißigen Helferinnen haben sie schon von der Koppel geholt. Nachher ist Reitstunde, aber vorher nehme ich dich an die Longe. Ich möchte erst einmal sehen, ob du überhaupt zu Sunny passt. Sie ist nicht immer ganz einfach.“

Bevor Fiona fragen konnte, was Leonore damit meinte, fuhr die Reitlehrerin fort: „Und diese beiden Schönheiten sind übrigens Lise und Lotte.“

Fiona bemerkte einen Auslauf neben dem Stall. Darin standen zwei grauschwarze Schweine mit sehr dicken Bäuchen. Als Leo näher trat, wackelten sie grunzend zum Zaun.

„Hängebauchschweine“, erklärte Leonore weiter. „Na, Hunger, Liselotte?“ Sie streichelte den Tieren nacheinander über die borstigen Rücken. „Es gibt erst heute Abend wieder etwas zu futtern, sonst werdet ihr zu dick.“

Fiona betrachtete grinsend Lises und Lottes Bäuche, die fast auf dem Boden schleiften. Na, hoffentlich sahen die Ponys besser aus! Schnell folgte sie Leonore in den Stall.

Alles im Pferdestall war groß, luftig und sauber, von der gefegten Stallgasse bis zu den Sattelböcken und Boxengattern. Auf einer Seite befanden sich mehrere Pferdeboxen, auf der anderen Seite waren vier Ponys angebunden. Im hellen Sonnenlicht, das durch das Tor am anderen Ende des Stalls fiel, konnte Fiona zuerst nur ihre Umrisse erkennen. Endlich ließ das Blenden nach.

Fionas Herz machte einen Satz. Ein Rappe, ein Fuchs, eine Schimmelstute und ein Pony mit goldfarbenem Fell: Auf Hof Lichtenberg lebten tatsächlich ihre Ponyfreunde von der Koppel am See!

„Goldpony!“, rief Fiona und lief, ohne nachzudenken, zu ihrem Liebling hin. Glücklich streichelte sie seinen Nasenrücken.

„Nanu, kennt ihr euch?“, fragte Leonore.

Fiona wurde rot. „Ich habe sie auf der Koppel gesehen“, sagte sie.

Leonore lächelte. „Mehr als gesehen, scheint mir“, sagte sie. „Angefreundet habt ihr euch! Umso besser. Schließlich sollst du heute auf Sunny reiten.“

„Sunny?“ Fiona wusste nicht, wovon Leonore sprach.

„Sunny“, wiederholte die und zeigte auf das goldfarbene Pony. „Dieses Pony hier.“

„Ach so. Klar, gerne!“ Fiona hätte daran denken müssen, dass das Pony einen richtigen Namen hatte. Und dabei hatte sie sich schon so an Goldpony gewöhnt! Aber Sunny klang auch nicht schlecht: sonnig und hell und fröhlich. „Der Name passt einfach super zu dir, Goldpony … Ich meine, Sunny“, flüsterte sie dem Tier zu.

Leonore gab Sunny einen Klaps auf die Schulter. „Sunny ist genau die Richtige für eine Longenstunde. Sie ist lebhaft, aber nicht wild. Sehr lieb, aber nichts Besonderes“, sagte sie. Fiona runzelte die Stirn. Für sie war Sunny schon jetzt etwas ganz Besonderes!

„Aurelia!“, rief die Reitlehrerin nun. „Hilfst du Fiona dabei, Sunny fertig zu machen?“

Fiona sah sich neugierig um. Sie bemerkte erst jetzt, dass sie und Leonore nicht allein im Stall waren. Drei Mädchen kümmerten sich um die anderen Ponys. Ein großes mit glattem schwarzem Haar tauchte hinter der Schimmelstute auf. Aurelia warf Fiona nur einen kurzen Blick zu und sagte dann: „Ich bin aber mit Luna noch nicht fertig.“ Ohne ein weiteres Wort wandte sie sich wieder ihrem Pony zu.

Leonore seufzte. „Na gut. Hat sonst jemand Zeit? Ich muss noch die Longe einfetten, das hat sie nötig.“

„Ich mach’s!“ Ein zierliches Mädchen mit langen, wilden Locken trat von dem Fuchs weg.

„Hi, ich bin Leni“, sagte das Mädchen zu Fiona. „Da drüben hängt Sunnys Trense. Die mit dem grünen Stirnriemen. Holst du sie? Danke. Ich löse schon mal das Halfter.“

Fiona kam kaum hinterher, so fix war Leni mit allem. Sie legte Sunny die Trense an und sattelte sie. Dabei redete sie sehr schnell auf Fiona ein. Sie zeigte ihr die einzelnen Riemen und Schnallen des Zaumzeugs, erzählte von Ausritten und Prüfungen auf dem Fuchswallach Tiger und von den anderen Reiterinnen auf Hof Lichtenberg. Nach einer Viertelstunde wusste Fiona, dass Leni wie sie selbst zehn Jahre alt war, außerdem sehr schlau und sehr nett. Fiona erfuhr auch alles über Aurelia mit den schwarzen Haaren, die schon elf war, und ihr Lieblingspony, die Schimmelstute Luna. Die dritte Reiterin war die zehnjährige Jana. Sie hatte ihre braunen Haare zum Zopf geflochten und putzte schweigend den Rappen Opal. Als Fiona zu ihr guckte, lächelte sie schüchtern. Ob eins oder sogar alle Mädchen vielleicht nach den Sommerferien mit Fiona in eine Klasse gehen würden? Aber das konnte sie jetzt nicht herausfinden. Stattdessen erfuhr sie von Leni, dass alle drei schon lange auf Hof Lichtenberg ritten und oft herkamen, um bei der Stallarbeit zu helfen. Dafür durften sie ihre Lieblinge auch mal extra reiten.

Leonore kam mit einer langen Leine über der Schulter und holte Fiona und Sunny für ihre erste gemeinsame Reitstunde ab. Auf dem Sandplatz hinter dem Stall half sie Fiona beim Aufsitzen.

Vorsichtig ließ Fiona sich auf Sunnys Rücken gleiten, setzte sich zurecht und nahm die Zügel auf. Endlich wieder Sattel, Steigbügel und den starken Pferdekörper spüren – das fühlte sich einfach wundervoll an! Leonore gab ein Kommando, Sunny ging los und Fiona wurde im Takt der Schritte sanft hin und her geschaukelt. Ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus.

„Oh, ist das toll, Gol… Sunny“, flüsterte sie dem Pony zu.

Fiona brauchte nur wenige Minuten, um sich wieder ans Reiten zu gewöhnen. Leonore ließ Sunny im Schritt, Trab und Galopp gehen und war mit allem sehr zufrieden. „Dein Sitz ist gut, Fiona. Die Hilfen stimmen. Perfekt!“, lobte sie. „Du kannst nachher ohne Probleme bei der Reitstunde mitmachen.“

Fiona lächelte stolz. Schließlich wickelte Leonore die Longe auf und ließ Fiona absitzen. „Möchtest du auch mal, Mila? Du hast doch gesehen, wie brav Sunny dabei ist!“, rief sie über ihre Schulter.

Überrascht bemerkte Fiona, dass das kleine Mädchen, das vorhin Herrn Elch gestreichelt hatte, am Rand des Sandplatzes saß. Wie lange es wohl schon zusah? Doch Reiten wollte es anscheinend nicht, denn es schüttelte den Kopf, sprang auf und rannte davon.

Leonore seufzte und drehte an ihrem funkelnden Ring. „Das war Mila, die Tochter von Freunden“, erklärte sie. „Sie macht hier für ein paar Wochen Ferien, aber ich fürchte, sie hat Heimweh. Wenn du mal mit ihr spielen magst, Fiona … gerne!“

Fiona sah Mila hinterher. Wenn Mila sich auf Hof Lichtenberg ähnlich fremd fühlte wie Fiona nach dem Umzug im neuen Haus, dann tat die Kleine ihr leid. Sie selbst hatte wenigstens Mama und Papa gehabt und jetzt Sunny! Das Pony schnaubte und vertrieb alle anderen Gedanken aus ihrem Kopf. Es rieb seinen Nasenrücken an ihrem Bauch und sie stolperte rückwärts.

„He!“ Fiona musste lachen. „Ist dir langweilig, Sunny? Dann warte mal ab, wie unsere erste Reitstunde wird.“

Doch bis dahin war noch etwas Zeit. Leonore band Sunny vor dem Stall fest.

„Gut gemacht“, sagte sie zu dem Pony und klopfte ihm dankbar den Hals. „Du bist eben das perfekte Reitschulpony, wenn auch nicht mehr.“

Fiona verstand nicht, was Leonore damit meinte. Für sie war Sunny das schönste und liebste Pony der Welt! Sie streichelte das weiche Fell zwischen ihren Nüstern und sah ihr tief in die Augen. „Mein Goldpony“, flüsterte sie. „Das Reiten war einfach wundervoll! Ich kann kaum fassen, dass es gleich noch weitergeht!“

Aurelia, Jana und Leni brachten die anderen Ponys aufgezäumt und gesattelt nach draußen und banden sie fest. Leni lief sofort zu Fiona, Jana folgte ihr langsam.

„Na, wie war es?“, fragte sie. „Wenn ich dein Gesicht so sehe: sehr gut. Stimmt’s oder habe ich recht?“

Fiona merkte erst jetzt, dass sie ein glückliches Dauergrinsen auf den Lippen hatte. Es wurde sogar noch breiter, als Leni sie so nett ansprach.

„Es war himmlisch!“, sagte sie. „Sunny ist so lieb! Ich habe irgendwie das Gefühl, dass sie …“, sie suchte nach Worten, „… dass sie mich genau versteht. Egal, ob ich etwas sage, Hilfen gebe oder nur an sie denke.“ Glücklich schmiegte Fiona sich an das Pony. Sunny schnaubte sanft und hielt ganz still.

Als Fiona aus Sunnys Goldmähne auftauchte, sah sie, dass Leni und Jana miteinander flüsterten. Dann winkte Leni Aurelia zu. „Komm mal schnell her, Lia!“, rief sie. Wenn Fiona sich nicht täuschte, zwinkerte Leni dabei ganz merkwürdig. Aber Aurelia blickte Fiona wieder so abschätzig an wie vorhin im Stall, schüttelte den Kopf und wandte sich ab.

Jana wurde rot und sogar Leni war ein bisschen verlegen. „Wir müssen kurz mit Aurelia sprechen. Warte hier auf uns“, sagte sie.

Die drei Mädchen traten ein Stück von Fiona und Sunny weg und unterhielten sich miteinander. Fiona sah ihnen neugierig zu. Wie gern hätte sie sich mit Leni und Jana angefreundet! Aber wenn es nach der hochnäsigen Aurelia ging, würde daraus wohl nichts werden.

„Immerhin habe ich dich“, flüsterte sie und sah Sunny an. Das Pony blickte aus seinen dunklen Augen freundlich zurück.

Aus dem Augenwinkel bemerkte Fiona plötzlich ein Glitzern bei den drei Mädchen. Sie sah genauer hin und entdeckte ein Schmuckstück um Aurelias Hals: einen schimmernden weißen Edelstein an einer langen Silberkette. Er war ganz ähnlich geformt wie der goldene Stein, den sie vor ein paar Tagen in Sunnys Mähne entdeckt hatte.

Anscheinend hatte Aurelia Fionas Blick bemerkt. Sie ließ den Anhänger unter ihrem T-Shirt verschwinden, drehte sich mit fliegenden Haaren um und marschierte davon. Über Fionas Kopf krächzte es. Eine Elster flatterte vom Dachfirst auf und verschwand in Richtung See.

Kapitel 3

Die Funkelsteine

Die Reitstunde mit Leni, Jana und Aurelia war für Fiona genauso traumhaft wie die Probestunde an der Longe. Sie hatte immer mehr das Gefühl, dass Sunny sie nicht nur über die Hilfen verstand, sondern einfach so, durch ihre Worte, Gedanken und Gefühle.

„Aber das kann ja gar nicht sein, oder, Goldpony?“, flüsterte Fiona Sunny später beim Putzen im Stall zu. Sie massierte ihr gerade das goldschimmernde Fell mit einem Striegel. Sunny hatte die Augen halb geschlossen und hielt ganz still. Fiona musste lächeln. Es kam wirklich selten vor, dass das Pony so ruhig war. Aber für ein paar Streicheleinheiten machte die lebhafte Sunny offensichtlich eine Ausnahme.

Fiona bürstete Sunny nun mit einer Kardätsche glatt. Als sie abschließend die Mähne und die Stirnfransen kämmte, stießen ihre Finger gegen etwas Hartes. „Der Stein!“, hauchte Fiona. Sie ließ den Mähnenkamm fallen und löste die Strähnen auseinander. Zart schimmernd lag der goldene Edelstein auf Sunnys Stirn, den Fiona schon vor ein paar Tagen auf der Koppel bemerkt hatte. Fiona berührte ihn vorsichtig mit den Fingerspitzen. Der Stein fühlte sich glatt und warm an, so warm wie Sunnys Fell.

„Was ist das bloß?“, fragte Fiona das Pony leise. Es schnaubte und ruckte mit dem Kopf hin und her, als wollte es sagen: Das verrat ich dir nicht … Finde es selbst heraus!

Fiona nahm den goldenen Stein nun ganz in die Hand und betrachtete ihn von allen Seiten. Auf der Rückseite war er ebenso fein geschliffen wie auf der Vorderseite. Durch ein Loch war eine Strähne von Sunnys Mähnenhaaren gefädelt, die darunter mit anderen Haaren zum Zopf geflochten waren. So saß der Stein ganz fest.

Plötzlich traf ein heller Lichtstrahl Fionas Augen. Sie blinzelte. Der Stein funkelte hell auf, wie tausend Sterne in der Nacht. Erschrocken ließ Fiona los. Sunny schüttelte erneut den Kopf, ihre Mähne flog hin und her und der Stein verschwand wieder unter den Stirnfransen.

Fiona stand wie betäubt neben ihr. Hatte sie sich das gerade nur eingebildet oder hatte der Stein wirklich so hell geleuchtet? Sie wühlte ihre Finger in die Mähne des Ponys und holte den goldenen Stein noch einmal hervor. Matt schimmernd lag er auf ihrer Handfläche. Von einem hellen Funkeln war nichts mehr zu erkennen. Sie sah sich um, ob vielleicht ein gebündelter Sonnenstrahl durch eins der Stallfenster fiel. Doch sie konnte nichts entdecken. Fiona erinnerte sich plötzlich, dass sie draußen auf dem Hof ein Rumpeln gehört hatte. Ein Blick aus der Box verriet ihr, dass ein Auto vor dem Wohnhaus parkte. Vorhin war es noch nicht da gewesen. Ob ein Sonnenstrahl vom Seitenspiegel in die Box geworfen worden war? So etwas musste es sein.

„Suchst du etwas?“ Leni stand plötzlich vor der Box. „Soll ich dir vielleicht die Sattelkammer zeigen? Oder brauchst du Hilfe beim Hufeauskratzen? Sunny ist manchmal ein bisschen bockig, aber das kriegen wir schon hin.“

Fiona schüttelte den Kopf und dann sprudelte es auch schon aus ihr heraus. „Da ist ein Stein in Sunnys Mähne eingeflochten, Leni, und der hat gerade ganz hell gefunkelt. Ich wurde richtig geblendet! Was hat das bloß zu bedeuten?“

Leni riss die Augen auf. Ausnahmsweise sagte sie nichts, gab keine Tipps und keine Erklärungen ab. Nachdem sie ein paarmal von Fiona zu Sunny und wieder zurück geschaut hatte, sagte sie: „Wir treffen uns in fünfzehn Minuten draußen hinter dem Stall. Ich hole Jana und Aurelia. Aber zu niemandem ein Wort!“ Leni lief davon und Fiona sah ihr verwirrt hinterher. Sie hatte keine Ahnung, warum Leni so geheimnisvoll tat. Aber eine Gelegenheit, sich mit ihr und Jana anzufreunden, wollte Fiona sich auf keinen Fall entgehen lassen. Und die Möglichkeit, etwas über den goldenen Stein in Sunnys Mähne zu erfahren, natürlich auch nicht.

Zehn Minuten später hatte Fiona Sunny fertig geputzt und sich mit ganz viel Streicheln und Schmusen verabschiedet. Leonore Lichtenberg kam, um nach den Ponys zu sehen.

„Darf ich noch ein wenig bleiben, Frau Lichtenberg … ich meine, Leo?“, fragte Fiona. „Leni wollte mir den Hof zeigen.“

Leonore nickte. „Aber klar“, sagte sie. „Deine Eltern bezahlen zwei Reitstunden die Woche. Wenn du jeden Tag hilfst, so wie die anderen Mädchen, kannst du auch öfter kommen. Vorausgesetzt natürlich, du verstehst dich gut mit Sunny. Ich hoffe es auf jeden Fall für euch.“ Leonore sah sie und das Pony prüfend an.

„Und wie wir uns verstehen!“ Fiona strahlte. „Ich komme ab jetzt jeden Tag!“ Voller Begeisterung wuschelte sie Sunny noch einmal durch die Mähne. Dabei spürte sie den goldenen Stein unter den weichen Haaren. Fionas Herz klopfte heftiger. Es wurde wirklich Zeit, dass sie Leni und den anderen ein paar Fragen stellte.

Auf der Suche nach den drei Mädchen umrundete Fiona den Stall, vorbei an den Hängebauchschweinen Lise und Lotte. Unter einer knorrigen, riesengroßen Eiche an der Stallseite hörte Fiona einen schrillen Schrei. Ein schwarz-weißer Vogel flatterte aus den Ästen herab und landete vor Fiona. Dunkle Knopfaugen sahen sie an.

„Hallo, Frau Elster“, sagte Fiona leise. Sie hatte in ihrer alten Schule mal ein Referat über heimische Vögel gehalten und konnte sie gut unterscheiden. „Du bist hier auf dem Hof wohl Dauergast, oder?“

Die Elster legte den Kopf schief und sah Fiona eindringlich an, als würde sie sie ganz genau einschätzen. Fiona machte einen Schritt vorwärts. Krächzend flatterte die Elster davon.

Auf der Rückseite des Pferdestalls fand Fiona die anderen Mädchen. Unter einem Dachvorsprung lagerte Brennholz. Die würzig duftenden Scheite waren nicht sehr hoch gestapelt und bildeten eine gemütliche Sitzbank. Hier hatten es sich Leni, Jana und Aurelia bequem gemacht.

Leni winkte Fiona zu sich. Die kletterte auf die Scheite und zog die Beine an. Vor ihr breiteten sich saftige Wiesen bis zum Ufer des Lichtersees aus, der in der Ferne glitzerte. Davor erstreckte sich die Koppel mit den vielen Bäumen, auf der Fiona Sunny zum ersten Mal gesehen hatte.

„Also, Fiona“, begann Leni. „Erzähl doch mal Jana und Aurelia, was du mir erzählt hast.“

Fiona berichtete noch einmal von dem Goldstein in Sunnys Mähne und seinem hellen Funkeln. Leni, Jana und Aurelia sahen sich immer wieder groß an.

„Ja und?“, fragte Aurelia, als sie fertig war. Es klang sehr hochmütig und Fiona wurde sofort unsicher.

„Und? Ich weiß nicht … ich dachte, ihr könnt mir das erklären …“, stammelte sie.

Leni nickte freundlich. „Das können wir ja auch“, sagte sie. „Sunny ist …“

„Halt den Mund, Leni!“, fuhr Aurelia dazwischen. „Wir dürfen Fiona nichts verraten! Erstens ist Sunny seit Ewigkeiten auf Hof Lichtenberg und hat nie besondere Fähigkeiten gezeigt. Leo meinte schon oft, sie habe sich in Sunny geirrt. Ich verstehe nicht, warum sie Fiona überhaupt erlaubt, sie zu reiten.“

Fiona begriff nur die Hälfte von dem, was Aurelia sagte. „Und zweitens?“, fragte sie leise.

„Zweitens haben wir eine ganz besondere Verbindung zu unseren Ponys“, meinte Aurelia betont. „Und ich finde nicht, dass ausgerechnet Fiona irgendetwas ganz Besonderes an sich hat.“

Fiona spürte ein Kribbeln im Bauch. Natürlich war sie nichts Besonderes … Aber Sunny dafür umso mehr! Bevor sie jedoch etwas erwidern konnte, ergriff Jana das Wort. Sie sprach leise, aber sehr deutlich.

„Ich glaube, das stimmt nicht, Lia“, sagte sie. „Fionas und Sunnys Freundschaft ist ganz besonders. Wenn du nach der Reitstunde nicht sofort abgedampft wärst, hättest du es auch gesehen.“

Leni nickte. „Außerdem hat der Stein gefunkelt, Aurelia. Dagegen kannst auch du nichts sagen. Das verrät ja wohl alles.“

Fiona wurde langsam ungeduldig bei so viel Geheimnistuerei. „Könnt ihr mir vielleicht endlich sagen, was los ist?“, fragte sie.

Aurelia verschränkte die Arme und schaute starr zum Lichtersee hinunter. Leni aber wandte sich lächelnd an Fiona. „Pass auf“, sagte sie. „Es ist ein Riesengeheimnis, aber es ist wirklich wahr. Die Ponys vom Hof Lichtenberg haben alle Edelsteine in der Mähne. Wir nennen sie Funkelsteine! Sunnys Funkelstein hast du ja schon gesehen. Mithilfe des Steins können die Ponys ihre ganz besonderen Fähigkeiten einsetzen. Aber nicht allein, sondern nur zusammen mit ihren Reiterinnen. Wir Funkelmädchen tragen an einer Kette den gleichen Stein wie unsere Ponys. Immer wenn ein Stein funkelt, wissen wir: Irgendwo braucht jemand unsere Hilfe.“ Sie zog einen Anhänger unter ihrem T-Shirt hervor, an dem ein goldbraun gestreifter Stein hing. „Das ist mein Tigerauge“, erklärte Leni. „Der gleiche Stein wie in Tigers Mähne.“

Jana zeigte Fiona nun ebenfalls ihre Kette. Daran hing ein tiefschwarzer Stein. Je nachdem, wie Jana ihn drehte, schimmerte es in seinem Inneren grünlich und bläulich. „Mein Funkelstein ist ein schwarzer Opal“, sagte Jana. „So einen trägt auch Opal in seiner Mähne.“

Erwartungsvoll blickten Fiona, Jana und Leni nun zu Aurelia. Die seufzte schwer, ließ aber trotzdem kurz den weißen Edelstein an der Silberkette aus ihrem Ausschnitt hervorschauen, den Fiona vor der Reitstunde schon bemerkt hatte. „Ich denke zwar immer noch, wir machen einen Fehler“, sagte Aurelia, „aber das ist ein Mondstein. Luna trägt das Gegenstück in der Mähne. Dank unserer Funkelsteine können wir zwei für andere da sein, ihnen beistehen, sie begleiten, egal, was passiert. Denk ja nicht, dass das so einfach wäre, Fiona!“

„Denk ich ja gar nicht“, erwiderte Fiona schnell. Sie hatte tausend Fragen und wollte Aurelias einigermaßen freundliche Stimmung nicht gleich wieder kaputtmachen. „Wie heißt Sunnys Stein? Warum hat er gefunkelt? Wo ist der zweite?“, fragte sie. Nur die Frage, die sie eigentlich am meisten beschäftigte, konnte sie nicht laut stellen: Würde sie ebenfalls einen Funkelstein bekommen und damit noch fester zu Sunny gehören?

„Sunnys Stein ist ein Pyrit, auch Narrengold genannt, weil er Goldsucher zum Narren hält“, erklärte Leni. „Den zweiten Pyrit-Funkelstein verwahrt Leo.“

„Und wer bekommt den?“, fragte Fiona atemlos.

„Das Funkelmädchen“, sagte Jana schlicht.

Fiona guckte sie verwirrt an. „Und wer ist das?“, fragte sie.

„Das weiß vorher keiner“, erklärte Leni. „Aber ich sage dir, was ich glaube: Du hast so einen guten Draht zu Sunny und du hast ihren Stein funkeln gesehen. Das kann eigentlich nur eins bedeuten. Du bist ein Funkelmädchen, Fiona. Du und Sunny, ihr gehört zusammen. Und irgendwo braucht euch jemand ganz dringend.“

Kapitel 4

Funkeln im Bauch

Fionas Bauch fühlte sich an, als würde Sunnys Goldstein darin glitzern, leuchten und Funken sprühen. Ihr Kopf dagegen war merkwürdig leer und ihr Mund ganz trocken. Sie sah nur Sunny vor sich und den funkelnden Stein in ihrer Mähne. Dazu fühlte sie eine Wärme um ihr Herz, die ihr ganz eindeutig sagte: Sunny war für immer und ewig ihr Lieblingspony.

Aber bedeutete das auch, dass sie ein Funkelmädchen war? War sie tatsächlich Sunnys ganz besondere Reiterin und Freundin? Konnten nur sie beide zusammen demjenigen helfen, der sie gerade so dringend brauchte? Und wenn ja, wie sollten sie das anstellen?

„Was ist denn Sunnys besondere Fähigkeit?“, fragte Fiona.

Aurelia sprang von ihrem Sitzplatz auf dem Holzstoß auf. „Glaubst du, die Funkelponys kommen mit einer Gebrauchsanleitung daher? Du musst schon selbst herausfinden, was du mit Sunny leisten kannst. Falls sie ein Funkelpony und du ihre Funkelreiterin bist, heißt das.“

Jana lächelte Fiona freundlich an. „Aurelia hat recht, auch wenn sie gerade nicht besonders nett ist. Nicht wahr, Lia?“ Fiona staunte, als Aurelia sich bei Janas ruhiger, freundlicher Ansprache wieder hinsetzte.

„Sorry“, murmelte sie. „Ich will bloß vorsichtig sein.“

„Opal und ich geben Mut zu Veränderungen und ersten Schritten“, erzählte Jana weiter. „Das ist ganz nützlich, wenn jemand zum Beispiel in eine neue Schulklasse kommt.“

Fiona machte große Augen. „So wie ich nach den Ferien!“, sagte sie. „Könnt ihr mir dabei helfen?“

„Unsere Funkelsteine leuchten aber nicht“, meinte Jana bedauernd. „Du brauchst keine Hilfe. Ich glaube, du schaffst es alleine.“ Sie lächelte so nett, dass Fiona das auch sofort glaubte.

Aurelia schnaufte ungeduldig. „Können wir beim Thema bleiben?“, fragte sie. „Ich habe nicht ewig Zeit, ich will Luna noch die Mähne einflechten.“

Jetzt schaltete sich Leni wieder ein. „Tiger und ich sind die Experten für knifflige Rätsel und Probleme. Wann immer ein Mensch in Schwierigkeiten steckt und unsere Steine funkeln, legen wir los.“

„Wow“, machte Fiona nur. „Und ich gehöre dazu.“

„Vielleicht dazu“, sagte Aurelia.

Leni verdrehte die Augen. „Beachte sie einfach nicht“, sagte sie zu Fiona. „Ihr werdet es schon herausfinden. Aber eins ist ganz wichtig: Du darfst niemandem ein Wort verraten. Deinen Eltern nicht, deiner besten Freundin nicht, deinen Geschwistern nicht. Außer Leo und uns dreien weiß kein Mensch von den Funkelponys!“ Fiona nickte. Natürlich würde sie das wunderbare Geheimnis für sich behalten!

Leni, Aurelia und Jana nahmen Fiona noch einmal mit zu den Ponys. Fiona lehnte sich an Sunny und streichelte sie. Das Pony hielt ein Weilchen ganz still. Danach verabschiedete es sich mit einem Freudenhüpfer.

Fiona ging zu ihrem Fahrrad. Nach einiger Zeit fiel ihr auf, dass sie immer noch nicht losgefahren war. Die vielen Fragen, die durch ihren Kopf tanzten, hatten die Zahlenkombination für das Schloss verdrängt.

Seufzend sah sie sich um. Leonore Lichtenberg kam gerade mit Mila und einem fremden Mann über den Hof.

„Alles klar, Fiona?“, fragte sie. „Das hier ist übrigens Till, mein wunderbarer Ehemann. Mila kennst du ja schon. Sie ist natürlich auch wunderbar.“

Till Lichtenberg, ein kleiner Mann mit Brille, schüttelte Fiona die Hand. „Noch ein junger Pferdefan?“, fragte er. „Du siehst aus wie die anderen: Reithosen, Stroh im Haar und Ponys im Kopf. Manchmal denke ich, ich muss euch alle auf eine Sucht testen: die Ponysucht!“ Er lachte herzhaft.

Leonore stimmte mit ein. „Till ist Arzt“, erklärte sie, „und hat mit Ponys wenig am Hut. Aber Schatz, ihr müsst jetzt wirklich los, wenn ihr noch vor Ladenschluss ins Eiscafé wollt.“

„Oha, denn mal los. Komm, Mila!“ Till und Mila stiegen in das Auto, das Fiona vorhin aus dem Stall heraus gesehen hatte, dann fuhr er mit Mila davon.

Fiona hatte von der Unterhaltung nicht viel mitbekommen. Ihr Kopf und ihr Herz waren immer noch voller Fragen.

„Ist bei dir wirklich alles in Ordnung?“, fragte Leonore noch einmal. „Aurelia hat dir doch nicht das Leben schwer gemacht? Sie ist eigentlich viel netter, als sie selbst weiß. Oder hat Leni dich schwindelig gequasselt?“ Fiona schüttelte den Kopf und sah in das freundlich lächelnde Gesicht der Reitlehrerin. Außer Leo und uns dreien weiß kein Mensch von den Funkelponys, das hatte Leni gesagt. Es musste also okay sein, ihre vielen Fragen Leonore Lichtenberg zu stellen. Und das tat sie auch. Die Hofbesitzerin hörte aufmerksam zu.

„Soso“, sagte sie schließlich. „Du hast also von den Funkelponys erfahren. Und jetzt glaubst du, Sunny ist auch eins.“

„Wieso glauben?“, fragte Fiona. „Sie hat doch den Stein in der Mähne.“