Für immer? Ja! - Matthias Hipler - E-Book

Für immer? Ja! E-Book

Matthias Hipler

4,8

Beschreibung

Was können wir tun, um öfter gemeinsam glücklich zu sein? Das ist die Frage, die die Paare bewegt, die ihr Projekt „Liebe“ aktiv und bewusst neu anpacken wollen. Der erfahrene Paartherapeut und Theologe Matthias Hipler hat mit „Für immer? Ja!“ einen kurzweiligen, kompetenten und kreativen Workshop für Paare entwickelt, der dazu beiträgt, die Partnerschaft und das gegenseitige Verständnis zu stärken, die Kommunikation zu verbessern, die Freude am Zusammensein zu erhöhen und bestehende Konflikte zu lösen. Der Workshop umfasst zehn Arbeitseinheiten, die sich mit Themen wie Kommunikation, Konfliktmanagement, Sexualität, Bedürfnisse und Spiritualität befassen. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Darstellung typisch männlicher und weiblicher Sichtweisen, die eine verständnisvollere Sicht auf den Partner ermöglicht. Beispiele aus der Beratungspraxis und „Do-it-yourself“-Tipps helfen, Einsichten und Erkenntnisse in Taten umzusetzen und neue Kommunikations- sowie Verhaltensstrategien im Alltag zu erproben.

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Matthias Hipler

Für immer?

Ja!

Der kreative Workshop für Ihre Partnerschaft

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN 9783865065933

© 2013 by Joh. Brendow & Sohn Verlag GmbH, Moers 

Einbandgestaltung: Brendow Verlag, Moers

Titelfoto: shutterstock

Satz: BrendowPrintMedien, Moers

1. digitale Auflage: Zeilenwert GmbH 2014

www.brendow-verlag.de

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Vorwort

Kapitel 1Reden ist Silber – Verstehen ist Gold

Kommunikation ist alles

Praxis-Übung: Hören und verstehen

Allgemeine Erkenntnisse aus der Paarforschung

Die vier Sprecher-Regeln

Die vier Zuhörer-Regeln

Praxis-Übung: Wechsel der Sprecherrollen

Praxis-Übung: Komplimente

Praxis-Übung: Zeitreise in die Anfangszeit

Kapitel 2Fair streiten, aber wie?

Praxis-Übung: Druck und Gegendruck

Fragebogen zur partnerschaftlichen Streitkultur

So schnell kann es gehen – ein Streitgespräch mit typischen Konfliktmustern

Praxis-Übung: Durch Kommunikation täuschen

Fairness-Regeln für fruchtbare Auseinandersetzungen

Praxis-Übung zwischendurch: Wer hat Schuld?

Praxis-Übung zwischendurch: Ärgerfaust

Systematische Problemlösung

Kapitel 3Bedürfnisse: Wünschen darf man sich alles!

Spannungsfeld: Selbstfürsorge und Partnerfürsorge

Kapitel 4Erotik und Sexualität

Die drei Dimensionen partnerschaftlicher Sexualität

Lust und Frust im Liebesleben

Praxis-Übung: Wie zufrieden sind wir mit unserem Sexualleben?

Die sechs Spielarten partnerschaftlicher Sexualität

Praxis-Übung: Wir kommen wir über Sex ins Gespräch?

Praxis-Übung: Erotische Fantasien

Praxis-Übung: Was tun, wenn der Sex schlafen gegangen ist

Praxis-Übung: kreative Ideen für sinnliche Paarspiele

Kapitel 5Was macht Liebende unzertrennlich?

Praxis-Übung: Resilienz-Faktoren

Kapitel 6Küsse nach der Krise

Praxis-Übung: Die Partnerschaft als dritte Person sehen

Praxis-Übung: In der Beziehungskrise geschieht ein Wunder

Kapitel 7Die spirituelle Dimension der Partnerschaft

Kapitel 8 Herkunftsfamilie und Partnerschaft

Praxis-Übung: Familienaufstellung mit Bonbons

Praxis-Übung: Die Chronik meiner Herkunftsfamilie

Praxis-Übung: Behalten und Zurückgeben

Kapitel 9Humor contra Langeweile

Praxis-Übung: Humorbarometer

Praxis-Übung: Improvisiertes Erzählen

Praxis-Übung: Träumen auf die Spur kommen

Kapitel 10:Auf die Couch?!

Paartherapie praktisch

Verwendete Literatur

Fußnoten

Vorwort

■ „Wie können wir besser miteinander reden lernen?“

■ „Wir machen uns das Leben schwer, weil wir so unterschiedlich sind. Wie finden wir wieder enger zusammen?“

■ „In unserer Beziehung läuft es im Großen und Ganzen gut, aber wir merken langsam, dass wir etwas tun müssen, damit unsere Liebe nicht langsam einschläft. Was kann uns davor bewahren?“

■ „Wie bekommen wir sexuelle Probleme in den Griff?“

■ „Gibt es noch eine Perspektive für unsere Beziehung und wenn ja, wie kann die aussehen?“

Diese und ähnliche Fragen begegnen mir als Paartherapeut seit zwanzig Jahren immer wieder. Jedes Paar bringt seine individuelle Geschichte mit, verfügt über besondere Stärken, und ist gleichzeitig gewillt, an den eigenen Schwächen zu arbeiten.

Eine Vielzahl von Problemen und Konflikten kann das Zusammenleben belasten oder schier unerträglich erscheinen lassen. Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Letztlich entscheidet nicht das Ausmaß der Beziehungsprobleme über eine positive Veränderung, sondern die echte Bereitschaft zur Veränderung. Im Vergleich zu anderen Beziehungsratgebern habe ich den Schwerpunkt auf kreative Übungen und praxiserprobte Aufgaben gelegt, die die Liebe auffrischen und akute Konflikte lösen helfen. Und da es sich nicht um eine nüchterne Abhandlung handelt, sondern um ein Praxisbuch, das persönlich ansprechen soll, verwende ich als Anrede das vertraute „Du“.

Jedes Kapitel bildet eine in sich geschlossene Einheit. So könnt Ihr Euren ganz eigenen Workshop gestalten, darin herumstöbern und die für Euch besonders interessanten Themen herausgreifen.

„Für Immer? Ja!“ ist kein Rezeptbuch für das Glück zu zweit nach dem Motto: Man nehme diese und jene Zutat für eine glückliche Beziehung und alles entwickelt sich wie von selbst zum Guten. Nein, Ihr haltet ein echtes Arbeitsbuch in den Händen, das Euch herausfordert, zu Experten für die eigene Partnerschaft zu werden. Kommt offen und ehrlich miteinander ins Gespräch! Idealerweise nutzt Ihr die Lektüre gemeinsam zur Beziehungsarbeit. Und wenn der Partner noch keine Lust hat, mitzumachen, wirst Du Anregungen finden, ihn für positive Veränderungen zu motivieren.

Zugegeben: Das Cover dieses Buches zeichnet eine Idealvorstellung von romantischer Liebe. Der ganz normale Beziehungsalltag ist von verliebten Luftsprüngen weit entfernt. Aber ich verbinde mit meinem Workshop für Paare die Hoffnung, dass in Deinem und Eurem Liebesleben frischer Wind einkehrt und der starke Wunsch wächst, das Beste aus Eurer Liebe zu machen.

Ihr werdet bei der Lektüre dieses Buches die unterschiedlichsten Erfahrungen sammeln. Welche Einsichten, Übungen und Anregungen haben Euch als Paar weitergebracht? Welche Fragestellungen waren hilfreich und welche haben Euch gefehlt? Ich freue mich über ein Feedback, kreative Anregungen und Verbesserungsvorschläge per Mail an [email protected].

Matthias Hipler

Reden ist Silber– Verstehen ist Gold

Kommunikation ist alles!

Im Wald geht das Gerücht um, der Bär habe eine Todesliste. Als Erster fasst sich der Hirsch ein Herz, geht zum Bären und fragt ihn: „Bär, stimmt es, dass du eine Todesliste hast?“ „Ja, das ist richtig. Ich habe eine Todesliste!“, antwortet der Bär. „Und stehe ich auch auf deiner Liste?“, fragt der besorgte Hirsch. „Du stehst auch auf meiner Liste“, bekommt er zur Antwort. Verängstigt rennt der Hirsch weg und wird zwei Tage später tot im Wald aufgefunden. Das Wildschwein kommt zum Bären und fragt: „Stehe ich auch auf deiner Todesliste?“ „Du stehst auch darauf“, bestätigt der Bär. Zwei Tage später wird der Keiler tot im Unterholz entdeckt. Der Hase fasst sich ein Herz, hoppelt zum Bären und fragt: „Stimmt das mit der Todesliste?“ „Ja, das stimmt“, antwortet der Bär. „Und stehe ich auch darauf?“, fragt der Hase. „Ja, du stehst auch darauf!“ „Könntest du mich bitte von deiner Liste streichen?“, bittet der Hase. Darauf der Bär: „Na klar, kein Problem!“ Kommunikation ist alles!

Es trifft auf alle menschlichen Beziehungen zu: Ohne Kommunikation läuft nichts. Das gilt besonders für Paarbeziehungen. Egal ob wir uns intensiv unterhalten oder in Schweigen hüllen, wir kommunizieren unentwegt. Verbal oder nonverbal, immer reagieren wir aufeinander und teilen uns in Worten, Mimik und Gestik dem anderen mit. Nicht kommunizieren geht gar nicht. Entscheidend ist die Frage, welche Qualität die partnerschaftliche Kommunikation hat.

Praxis-Übung: Hören und verstehen

Setzt Euch Rücken an Rücken. Einer wählt aus einer Zeitschrift ein Bild aus, das der Partner nicht kennt, und beschreibt dieses Bild in 60Sekunden. Der Partner hört nur zu und lässt während der Bildbeschreibung ein entsprechendes Bild in seinem Kopf entstehen. Nach Ablauf der Minute zeigt der Erzähler seinem Partner das beschriebene Bild. Der Zuhörer meldet zurück, inwieweit sein inneres Bild mit dem tatsächlichen übereinstimmt. Anschließend werden die Rollen mit einem neuen Bild getauscht.

Diese Übung veranschaulicht, dass das, was wir sagen und was wir hören, nicht immer hundertprozentig übereinstimmt. Bei einer sachlichen Bildbeschreibung gelingt die Verständigung vielleicht noch einigermaßen gut. Sehr viel schwieriger fällt sie dagegen aus, wenn es beispielsweise um die Kommunikation von negativen Gefühlen oder komplexen Problemen geht.

Verliebten fällt das Reden noch leicht

In der Anfangszeit der Beziehung erleben die meisten einen sehr wortreichen Austausch über Gott und die Welt. Sie haben sich unendlich viel zu erzählen und hören einander interessiert zu. An Themen mangelt es nicht. Mit der Zeit schleicht sich eine gewisse Sprachmüdigkeit ein. Die Bereitschaft, dem anderen mit voller Aufmerksamkeit zuzuhören, nimmt langsam ab. Mann und Frau haben einander nicht mehr ganz so viel zu sagen wie in der Verliebtheitsphase. Es kann passieren, dass die partnerschaftliche Kommunikation in destruktive Muster abgleitet. Gesprächskiller wie beispielsweise Kritik, Vorwürfe, Anklagen oder der Rückzug ins Schweigen würgen gute Gespräche regelrecht ab. Ihr müsst Euch nur lange genug missverstehen, damit der gemeinsame Austausch immer öfter verstummt. Jeder fühlt sich unverstanden.

Mangelhafte Kommunikation trocknet mit der Zeit auch die größte Liebe aus. Dabei sind es oft nicht die einzelnen Probleme in der Beziehung, mögen sie auch noch so schwer wiegen, die in die Gesprächskrise führen, sondern es ist die mangelhafte Bereitschaft, die Schwierigkeiten angemessen zu bereden. Klappt es nicht mehr, konstruktiv zu reden, werdet Ihr Euch entzweien. Nicht das, was Probleme macht, ist entscheidend, sondern die Art und Weise, wie miteinander darüber gesprochen wird. Wenn Ihr Euch am Ende eines intensiven Gespräches immer häufiger schlechter fühlt als zu Beginn, müssen alle Alarmglocken schrillen.

Allgemeine Erkenntnisse aus der Paarforschung

Das 5-zu-1-Prinzip:

Der amerikanische Paarforscher John Gottman fand heraus, dass Paare, die auf Dauer glücklich zusammenleben, fünfmal mehr positive Kommunikationsanteile gebrauchen als negative. Dieses magische Verhältnis (5:1) kennzeichnet die Kommunikation von stabilen Zweierbeziehungen. Die Partner schätzen einander wert, indem sie regelmäßig loben und Komplimente machen. Wenn sie miteinander reden, schauen sie sich dabei an. Sie pflegen einen sachlichen Gedankenaustausch, können aber auch über ihre Gefühle reden. Sie lächeln einander häufiger an und bemühen sich, aktiv zuzuhören. Wenn sie merken, dass ihr Gespräch zunehmend verletzende Züge annimmt, ziehen sie rechtzeitig die Notbremse: „Besser, wir hören jetzt auf, weiterzudiskutieren, sonst verletzen wir uns nur unnötig!“ Sie vertagen die Fortsetzung der Unterredung. Diese konstruktiven Kommunikationsstile sind fünfmal häufiger vertreten als destruktive Redeweisen. Aber es darf durchaus auch einmal unfair zugehen. Entscheidend ist, dass vergleichsweise selten Vorwürfe ausgesprochen oder verbale Machtkämpfe ausgefochten werden.

Verändert sich das Verhältnis von positiver zu negativer Kommunikation auf 3:3, steigt die Trennungswahrscheinlichkeit deutlich an. Die Partner reden zwar noch miteinander, aber es fällt ihnen zunehmend schwerer, Konflikte offen auszutragen und versöhnlich zu lösen. Lob und Komplimente werden seltener. Kritische Bemerkungen und Anklagen werden umso häufiger vorgebracht. Wenn sich das Verhältnis der Kommunikationsstile von 3:3 weiter auf 1:5 verschlechtert, sind die Partner kaum mehr in der Lage, unbefangen, freundlich und sachlich zu reden. Sie geraten andauernd verbal aneinander. Die Gespräche eskalieren sehr schnell. Jeder fühlt sich andauernd unverstanden. Negative Gedanken und Gefühle machen sich breit und bestimmen die partnerschaftliche Atmosphäre. Geht es mit der Kommunikation bergab, rutscht die gesamte Beziehung in eine tiefe Krise.

Jedes Paar kann einer Krise vorbeugen, indem es daran arbeitet, positive und aufbauende Kommunikationsstile zu praktizieren. Grundlage dazu sind die nachfolgenden Sprecher- und Zuhörerregeln.

Sprecher- und Zuhörertraining

Acht simple, aber sehr effektive Regeln schaffen die Voraussetzung für eine gute Gesprächskultur. Während der eine spricht, übt sich der andere im aktiven Zuhören. Für Dich als Sprecher kommt es darauf an, dass Du Vorwürfe und Anklagen vermeidest. Dabei helfen Dir sogenannte Ich-Botschaften.

Die vier Sprecher-Regeln

1.Sprich über dich!

Formuliere Deine Botschaft in Ich-Form, d.h., berichte Deine Sichtweisen, Deine Gedanken und auch davon, was Dir Probleme bereitet. Wenn Du beispielsweise sagst: „Du bist total egoistisch und denkst immer nur an Dich!“ startest Du einen verbalen Angriff. Dein Partner wird kaum gelassen darauf antworten, sondern sich kritisiert fühlen und entsprechend negativ reagieren.

Überlege zuerst, welches Problem Du für Dich selbst siehst. Was geht Dir durch den Kopf? Welche Gefühle nimmst Du bei Dir selbst wahr? Womit kommst Du nicht so gut klar im Verhalten des Partners?

Versuche, Dein Erleben in einer Ich-Botschaft auszudrücken. Die könnte lauten: „Mir ist in letzter Zeit klar geworden, dass ich meine Wünsche und Bedürfnisse oft zurückgestellt habe. Ich möchte künftig mehr mit Dir zusammen entscheiden. Ich wünsche mir, dass Du meine Anliegen stärker berücksichtigst.“ Auf diese Weise beziehst Du einen Standpunkt und wünschst Dir eine Verhaltensänderung, ohne deinem Gegenüber eine „Breitseite“ zu verpassen.

2.Sprich ein konkretes Thema an!

Je genauer ein Gesprächsthema eingegrenzt wird, umso effektiver die Kommunikation. Dabei fällt es gar nicht so leicht, bei einem Thema zu bleiben. Die Versuchung ist groß, im Laufe einer Unterhaltung von „Hölzchen auf Stöckchen“ zu kommen. Du kannst zum Beispiel mit einer konkreten Frage Deine Sichtweise eröffnen: „Ich habe darüber nachgedacht, wie wir das verlängerte Wochenende im nächsten Monat nutzen können. Ich würde gerne mit Dir zusammen eine Radtour planen. Wir sind schon länger nicht mehr gemeinsam Rad gefahren. Ich dachte da an eine schöne Strecke den Rhein entlang. Wie denkst Du darüber?“

Bitte vermeide Verallgemeinerungen wie „immer“ oder „nie“. Besonders wenn es um konflikthafte Themen geht, führen Pauschalisierungen nicht wirklich weiter. Die Aussage „Wir unternehmen nie etwas gemeinsam“ klingt anklagend. Sie entspricht auch nicht der Wahrheit, denn natürlich gab es gemeinsame Aktivitäten, auch wenn sie in letzter Zeit zu kurz gekommen sind.

3.Sprich im Hier und Jetzt!

Gerade dann, wenn es um strittige Themen oder verletzte Gefühle geht, kann das Gespräch schnell ausfransen, indem Verletzungen aus der Vergangenheit hervorgeholt werden. Was Dein Partner vor fünf Monaten oder sechs Jahren verbockt hat, mag vielleicht stimmen, aber es hilft momentan im Austausch über ein konkretes Thema nicht weiter. Bleibe bei dem, was im Moment für Dich aktuell ist, und verzichte darauf, alte Kamellen hervorzukramen. Ein Thema könnt ihr noch ganz gut im Gespräch bewältigen. Noch zusätzlich zurückliegende Themen anzusprechen wird Euch überfordern. Besser ist es, ein altes Thema zu einem anderen Zeitpunkt gesondert anzugehen.

4.Sprich offen!

Es fällt nicht immer leicht, offen und ehrlich über sich selbst zu reden. Aber nur dann, wenn Du Dich für den anderen gedanklich und emotional durchschaubar machst, weiß er, woran er mit Dir ist. Lass Dein Gegenüber wissen, wie es Dir wirklich geht. Wenn es Dir schwerfällt, über einen bestimmten Punkt zu sprechen, hilft es, Deine Unsicherheit oder Angst in Worte zu fassen: „Es fällt mir nicht ganz leicht, Dir zu sagen, wie ich mich im Moment fühle, und ich bin unsicher, ob ich es Dir richtig erklären kann. Aber ich glaube, es ist wichtig, dass Du mich besser verstehst.“

Die vier Zuhörer-Regeln

1.Sei ganz Ohr!

Signalisiere Deinem Partner verbal und nonverbal, dass Du ganz auf Empfang eingestellt bist. Schau ihm in die Augen und zeige Dein Interesse. Lächle oder nicke zustimmend mit dem Kopf. Du musst Dir bewusst sein, dass Deine Denk- und Zuhörgeschwindigkeit schneller ist als die Sprachgeschwindigkeit des Sprechers. Der Mensch kann dreimal mehr Worte aufnehmen als sprechen. Deshalb ist die Versuchung so groß, dass Du als Zuhörer gedanklich spazieren gehst. Du schweifst innerlich ab und hörst nicht mehr wirklich zu. Möglicherweise hast Du eine Bemerkung gehört, auf die Du am liebsten sofort antworten willst. Jetzt wartest Du nur darauf, dass Du endlich Deine Sichtweise schildern und den Sprecher korrigieren kannst. Und wieder hörst Du nicht mehr aufmerksam zu. Nur wer diese beiden Versuchungen überwindet, ist in der Lage, den Sprecher wirklich zu verstehen und seine Ausführungen stehen zu lassen.

2.Gib mit Deinen Worten wieder, was bei Dir angekommen ist!

Um Dich zu vergewissern, dass Du alles richtig verstanden hast, gib das Gehörte noch einmal mit Deinen Worten wieder: „Habe ich Dich richtig verstanden…?“ oder „Bei mir ist angekommen, dass du…!“ Versuche, auf Interpretationen zu verzichten. Frage nach, wenn etwas für Dich unklar geblieben ist. So erfährst Du, ob Du den anderen verstanden oder missverstanden hast. Der positive Nebeneffekt dieser Regel besteht darin, dass sich der Sprecher ernst genommen fühlt und er sich durch Deine Wiederholung klarer darüber wird, ob er genau das sagen wollte, was bei Dir als Zuhörer angekommen ist.

3.Stelle offene Fragen!

„Wie genau war das für dich? Wie kommst du auf diesen Gedanken? Was bewegt dich besonders?“ Durch solche offenen Fragen motivierst Du den anderen Sprecher, seine Sichtweisen noch konkreter und ausführlicher zu schildern.

4.Sag, wie es Dir mit dem eben Gehörten geht!

Vielleicht bist Du überrascht. Möglicherweise bist Du nachdenklich geworden oder Du merkst, wie Ärger in Dir hochkommt. Versuche, dem Sprecher eine taktvolle Rückmeldung zu geben. Einer

Praxis-Übung: Wechsel der Sprecherrollen

Die acht Gesprächsregeln sind Euch sicherlich nicht neu. Das Geheimnis liegt in ihrer Umsetzung. Übt sie in der Praxis miteinander ein und schaut, was passiert. Eure Gespräche bekommen einen etwas anderen Charakter. Ihr werdet konzentrierter und effektiver miteinander kommunizieren. Je schwieriger allerdings die Thematik, umso schwerer fällt die Einhaltung der Regeln.

Wie könnt Ihr die Regeln konkret ausprobieren?

Verabredet Euch zu einem kleinen Paaraustausch in entspannter, ungestörter Atmosphäre. Legt jetzt die Sprecher- und Zuhörerrolle fest. Der Sprecher wählt ein Thema aus und schildert seine Gedanken und Gefühle, während der Zuhörer sehr aufmerksam bemüht ist, zu verstehen. Das Gespräch ist dann erfolgreich verlaufen, wenn der Zuhörer verstanden hat, was den Sprecher genau bewegt. Anschließend wechselt Ihr die Rollen. Der Zuhörer wählt entweder das gleiche oder ein anderes Thema aus, worüber er gerne reden will. Hier eine kleine Auswahl an konfliktfreien Themen:

■„Was ich an unserer Kommunikation schätze.“

■„Was mir besonders gut gefällt in unserer Partnerschaft.“

■„Mich beschäftigt im Augenblick folgendes Thema:… “

■„So stelle ich mir unser Leben in drei oder fünf Jahren vor:“

■„Für unsere Freizeitgestaltung wünsche ich mir… “

Besonders herausfordernd können auch diese Themen sein:

■„Ich habe mich das letzte Mal über dich geärgert, weil… “

■„Ich würde mich in unserer Beziehung ein bisschen zufriedener fühlen, wenn wir… “

■„Ich habe Schwierigkeiten damit, dass… “

■„Ich fühle mich unverstanden im Blick auf… “

Frauen und Männer kommunizieren unterschiedlich

Männer und Frauen ticken unterschiedlich in ihrem Kommunikationsverhalten. Die sprachlichen und kommunikativen Fähigkeiten von Frauen sind in der Regel deutlich ausgeprägter als die des Mannes. Sie benutzt pro Tag etwa dreimal so viele Kommunikationszeichen (Worte, Gesten, Töne) wie ihr Partner. Auch wenn es sehr sprachgewandte Männer gibt, geben die Frauen stärker den Ton in partnerschaftlichen Gesprächen an. Nicht selten ist sie diejenige, die das partnerschaftliche Gespräch sucht, während er sich wortkarger gibt und sich schwerer tut, Emotionen in Worte zu fassen.

Harry sagt zu seiner Frau: „Hör mal, das ist interessant, Schatz. Ich habe gerade gelesen, dass einer Studie zufolge Männer durchschnittlich 9000Wörter am Tag benutzen – Frauen dagegen fast 27000.Das dürfte ja wohl endgültig beweisen, dass Frauen mehr reden als Männer.“ „Überhaupt nicht“, sagt seine Frau „Das beweist nur, dass wir immer alles dreimal sagen müssen, damit ihr es kapiert!“

In vielen Paarberatungen habe ich häufig wiederkehrende Kommunikationsmuster erlebt, die das Zweiergespräch erschwert haben.

Deine Art, Probleme anzugehen, ist aber nicht meine Art

Männer suchen nach Lösungen– Frauen nähern sich von verschiedenen Seiten einem Problem, wie zum Beispiel Markus und Katja:

Katja: „Meine Chefin war heute echt nervig. Sie hatte wieder andauernd etwas zu meckern. Ich gebe wirklich mein Bestes, aber das scheint sie nicht zu sehen. Manchmal würde ich am liebsten kündigen und eine neue Stelle suchen.“

Markus: „Ich habe dir schon ein paarmal vorgeschlagen, auf dieser einen Internetseite nach Stellenangeboten zu suchen.“

Katja: „Ich will von dir nicht gesagt bekommen, was ich tun soll. Höre dir doch einfach nur mal meinen Frust an. Kannst du mich wenigstens ein bisschen verstehen?“

Katja und Markus haben aneinander vorbeigeredet. Katja schildert ihren Frust, Markus schlägt ihr eine Problemlösung vor. Katja will mit ihm über die Chefin reden, Markus geht nicht wirklich auf ihre emotionale Stimmung ein. Katja fühlt sich unverstanden und nicht ernst genommen. Markus fühlt sich mit seinem Vorschlag, Katja zu helfen, nicht wertgeschätzt.