Fürchte deinen Bruder - Joachim Rangnick - E-Book

Fürchte deinen Bruder E-Book

Joachim Rangnick

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Beschreibung

Robert Walcher bekommt Besuch: Kollegin Elena möchte Urlaub im beschaulichen Allgäu machen. Walcher ist sofort hin und weg, die junge Frau ist eine Wohltat für sein Junggesellenherz. Die Idylle endet jäh, als Elena einen Anruf bekommt: Ihr Bruder, ein bekannter Keltenforscher, wurde bei einem Mordanschlag schwer verletzt. Elena bittet Walcher um Hilfe. Gemeinsam folgen sie einer blutigen Spur und decken ein Komplott auf, in dem es um Geld, Macht und gefährliche Wahrheiten geht.

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Das Buch

Robert Walcher ist hin und weg, als er die Journalistin Elena kennenlernt. Nach seiner gescheiterten Beziehung zu Theresa ist die attraktive Elena Balsam für sein gebrochenes Männerherz. Doch die Allgäuer Idylle weilt nur kurz. Elenas Bruder, der Keltenforscher Georg Hinrichsen, braucht ihre Hilfe. Auf ihn wurde ein Mordanschlag verübt. Doch die Schüsse trafen stattdessen Monsignore Bracheso, Georgs Kontaktmann in den Vatikanischen Archiven. Wer hat ein Interesse daran, Georg zu ermorden? Hat es mit den Entdeckungen zu tun, die er im Vatikan gemacht hat? Oder mit seinen Forschungen zu den Steinreihen in Frankreich? Robert Walcher und Elena kommen ­einem gefährlichen Komplott auf die Spur …

Die Autoren

Joachim Rangnick und Jörg Bauer verbindet die Lust am Enträtseln vergangener Kulturen. Beide leben in Oberschwaben, inmitten jahrtausendealter Siedlungsplätze. Seit Jahren sammeln sie Belege für den hohen Wissensstand unserer Vorfahren aus grauer Vorzeit … Und was sie entdeckt haben, wird nicht nur Freunden des Kriminalromans den Schlaf rauben.

Fürchte deinen Bruder ist der neueste Fall von Robert Walcher.

In der Robert-Walcher-Serie sind in unserem Hause bereits erschienen:

Der Ahnhof

Bauernfänger

Winterstarre

Falkenjagd

Lämmerweid

Fürchte deinen Bruder

Joachim Rangnick Jörg Bauer

Fürchte deinen Bruder

Ein neuer Fall für Robert Walcher

List Taschenbuch

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ISBN 978-3-8437-0719-0

© Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2014

Umschlaggestaltung: bürosüd° GmbH, München

Titelabbildung: Maximilian Zimmermann/getty images (Landschaft);

bürosüd° GmbH (Mann und Fels)

Alle Rechte vorbehalten.

Unbefugte Nutzung wie etwa Vervielfältigung,

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können zivil- oder strafrechtlich

verfolgt werden.

E-Book: LVD GmbH, Berlin

Zitat

… nicht dulden werden wir die Wölfe, die sich an den ­Herden unseres Herrn laben und auch nicht jene, die sich unserer Zeichen bedienen, um damit Wankelmütige zu ­locken an süßere Quellen. Häretiker allesamt, sind sie gleichzusetzen Räubern, Mördern und Dieben und sollen als solche behandelt werden ohne Nachsicht und mit aller reinigenden Kraft kirchlicher Gerichtsbarkeit …

(Handschriftliche Notiz, die vermutlich aus der Hand von Papst Innozenz IV. stammt und seiner Dekretale »Ad Extirpanda« – lat. zur Ausrottung – vom 15. Mai 1252 zugeordnet werden könnte)

Im Neolithikum haben unsere Vorfahren ihr Wissen in Stein gemeißelt und versetzen uns noch heute, 6000 Jahre danach, in staunendes Grübeln. Was wird in 6000 Jahren von unserem digitalen Zeitalter ­übrig sein?

Wer das Internet beherrscht, steht am Ruder der Geschichte.

PROLOG

Da war er wieder, dieser Schwindel, der den Blick trübte und das Herz schlagen ließ wie eine hart gespannte Trommel. Sogar Schweißperlen bildeten sich auf der pergamentenen Stirnhaut des Monsignore, kullerten über seine Wangen und tropften vom Kinn auf den Brief, der vor ihm auf dem Schreibtisch lag. Einer der Tropfen traf die Unterschrift, löste bei vier Buchstaben das dunkle Filzblau an und verdünnte es zu einem kleinen runden See aus wässrigem Himmelblau. Der altmodische Löschpapierroller, den Monsignore Bracheso aus der Schublade kramte, kam zu spät zum Einsatz. Von der linken Hand etwas umständlich über den Brief gerollt, saugte die Rolle zwar die Flüssigkeit auf, hinterließ aber in der Unterschrift eine hellblaue Leerstelle. Etwas verblüfft guckte er auf das Löschpapier, stutzte und kramte aus derselben Schublade sein Vergrößerungsglas heraus. Monsignore Bracheso machte das ganz automatisch, denn zu erkennen wäre in der Schublade ohnehin nichts. Die Lampe auf dem Schreibtisch erhellte nur einen kleinen Kreis, der Rest lag in dämmriger Dunkelheit, wie auch der ganze Raum. Ein großer, langgestreckter Raum, ein ehemaliges Skriptorium in den unergründlichen Gebäuden der Vatikanischen Bibliothek. Nur die Notbeleuchtung war eingeschaltet und ließ zwei Reihen von Schreibtischen erkennen, sechs auf jeder Seite. Der Schreibtisch des Monsignore stand am Ende des Saals und setzte sich durch seine Größe gegenüber den übrigen Schreibtischen deutlich ab. Zwei Jahrzehnte hatte es gedauert, bis er vom Eingang des Skriptoriums in die jetzige Position aufgerückt war. Dass er aber um diese Nachtstunde noch am Schreibtisch saß, hatte damit nichts zu tun, Monsignore Bracheso zählte sich immer schon zu den Nachtarbeitern. Er genoss die Ruhe, die tagsüber eher selten herrschte, auch waren manche seiner Studien nicht für neugierige Augen bestimmt.

Mit einem leichten Seufzer beugte er sich vor und brachte die Lupe in die richtige Position. Deutlich war nun sichtbar, welche Buchstaben seine Schweißtropfen gelöscht hatten: i-n-r-i.

Obwohl eine ganze Hand zwischen seinen Schildkrötenhals und den Kragen gepasst hätte, schien der Stoff mit einem Mal zu eng geworden, und er zerrte heftig an seinem Kollar. Erst als der Faden den Knopf am weißen Kragen freigab, bekam der alte Mann Luft und beruhigte sich allmählich. Er zog aus seinem Jackett ein Taschentuch, griff gleichzeitig zum Wasserglas und tupfte sich die Stirn trocken. Erst dann trank er etwas. Das kühle Wasser half aber wenig gegen den Druck, der ihm dumpf-brennend die Brust zusammenpresste und den Atem nahm. Trotzdem griff er sich noch einmal die Lupe, besah sich die Buch­staben auf dem Löschpapier und schwenkte mit der Lupe zum Brief. Unter der handschriftlichen Signatur stand der ausgedruckte Name: Georg Hinrichsen.

Monsignore Bracheso sah sich um. Außer der vertrauten Holztäfelung war nichts hinter ihm. Aber die dunkle Stille des Raums wirkte mit einem Mal bedrohlich. Mit abwesendem Blick schüttelte er den Kopf. »INRI«, flüsterte er versonnen und schüttelte den Kopf. Ein Zufall? Ein Zeichen?

Ein anderes Zeichen meldete sich wieder, der Druck in seiner Brust wurde stärker. Nach dem Infarkt vergangener Woche – ein leichter nur und von ihm verstanden als ein Zeichen, in Frieden dem Ruf seines Schöpfers zu folgen – steckte in seiner Jacken­tasche ein Nitrospray. Der Doktor hatte es ihm regelrecht aufgedrängt. Nun fingerte er den nur daumengroßen Behälter zittrig aus der Tasche. Die Situation hatte sich geändert, er konnte nicht mehr so einfach gehen. Noch nicht! Immer hatte er gehofft, hatte gebetet, niemals seinen Schwur erfüllen zu müssen. Er war Wissenschaftler, kein verbiesterter Dogmatiker und schon gar kein Religionspolizist.

Eigentlich hatte er nicht vorgehabt, die Medizin zu benutzen, er wollte den Weg gehen, den der Herr vorgab … Aber nun war das eingetreten, was ihn bis in seine dunkelsten Träume verfolgt hatte. Wie eine Waffe gegen die Angriffe der finsteren Mächte hielt er die kleine Dose in der Hand. Nur ein kleiner Druck auf den Zerstäuber, und der Schmerz würde nachlassen, hatte der Doktor erklärt. Das Gas strömte in den Hals, reizte die vertrockneten Bronchien und entfachte einen heftigen Hustenreiz. Ein zweites Mal ließ er das Gas zischen. Keuchend zwar, aber mit ­einem deutlichen Gefühl der Erleichterung, lehnte er sich zurück. Er hielt seine Augen geschlossen, als könnte er so die Bilder erfassen, die nun auf einer imaginären Leinwand im Zeitraffer vorbeiflatterten. Bilder aus längst vergangenen sonnigen Zeiten, die sich wie eine Geheimwaffe gegen die harte Realität stemmten. In warmen Farbtönen leuchteten sie chronologisch auf, wie es seinem ausgeprägten Ordnungssinn entsprach. Die kleine Ziegenherde, neun Geißen an der Zahl, die er als Kind hüten musste, sie zog vorüber, und er hörte das helle Bimmeln der Glöckchen an den dürren Hälsen, spürte förmlich die flirrende Hitze, wenn er die störrischen Viecher täglich zum Tempel der Hera getrieben hatte. Anfangs, weil der Tempel oder besser gesagt dessen spär­liche Reste in der Nähe des heimischen Hofes lagen, und später, weil er gehört hatte, dass dort das Grab von Pythagoras vermutet wurde. Die Studienjahre in Rom, begleitet vom stolzen Lächeln der Mutter und ihrem köstlichen Brot, das jeden Monat mit der Post in seine trostlose Wohnkammer kam, wie ein Segen. Dann die ersten Jahre in der Bibliothek der Congregatio Sancti Officii, die wissenschaftliche Anlaufstelle für Anfragen aus aller Welt.

Eine interessante Zeit, in der er sich als Vertrauter qualifiziert und Zutritt in das Innerste der Vatikanischen Archive erhalten hatte, dort wo die Essenz der Organisation Kirche lagerte. Über heidnische Götter, die unbefleckte Empfängnis, das Grabtuch von Turin, die Inquisition, über die Päpste gab er Auskünfte oder Hinweise auf die erbetenen Quellen. Dreißig Jahre reihten sich aneinander wie Tautropfen an Leimruten, die nur am Morgen sichtbar, im Laufe des Tages jedoch in Vergessenheit gerieten, wie auch sein romantisches Ziel, eine besondere Leistung für den Herrn zu erbringen. Jeder Gedanke daran wurde geschluckt von all diesen Anfragen über Recht und Unrecht, über die Wiedergeburt oder ob es ein Jenseits gab, wo Gott saß und ob Jesu Tod ein Sühneopfer war und Darwin mit dem Teufel im Bund stand, ob die Freimaurer eine geduldete Unterorganisation der Kirche waren oder ob es Listen der Wanderer auf den Klosterrouten gab. Erstaunlich, aber selbst von namhaften Historikern kamen ähnlich unsinnige Anfragen, wenngleich auf ­einem anderen Niveau. Da drehte es sich zum Beispiel schon mal um die weltbewegende Klärung der Frage, ob Cyprian von Karthago durch seine vehemente Abrede der Gültigkeit der von Häretikern vorgenommenen Taufe faktisch die Wiedertäufer unterstützt hatte. Immerhin, solche Anfragen belegten die Wichtigkeit des Archivdienstes – und waren angelegt, heftige Dispute unter Wissenschaftskollegen zu entfachen. Wie das Quaken der Frösche klang es dann in den Publikationen, mit denen sich die Fachleute gegenseitig der oberflächlichen Sichtweise, manchmal gar der Dummheit bezichtigten. Das war gut so und hatte über Jahrhunderte funktioniert, hielt es sie doch von jenen Themen ab, die wirklich wichtige Rätsel aufgaben.

Im Alter von fünfzig Jahren erhielt er dann vom Präfekten der Glaubenskongregation den Auftrag, die Rätsel der Pseudo­isidorischen Dekretalen zu lösen, und fraß sich folgsam durch die Archive. Die Suche nach dem wirklichen Umfang der großangelegten Fälschungen, die in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts im heutigen Ostfrankreich begonnen hatten, beschäftigte ihn bis auf den heutigen Tag, etwa 26 Jahre. Mehr als den dritten Teil eines durchschnittlichen Lebensalters. Niemanden, auch ihn selbst nicht, wunderte es, dass er in dieser Zeit all dem ihn umgebenden Pergament immer ähnlicher geworden war: blass, ausgetrocknet und verstaubt. Einzig die Unterbrechungen seiner Recherche – besonders sensible Anfragen an die Glaubenskongregation wurden trotz seines wichtigen Hauptauftrags immer noch an ihn weitergereicht, auch in den Archiven dünnte qualifizierter Nachwuchs stetig aus – hatten wohl den längst fälligen Infarkt hinausgezögert. Aber nun war er gekommen, zwar erträglich schmerzhaft und von ihm aufgefasst als ein Zeichen, dass der Herr ein Einsehen mit ihm hatte, aber immerhin deutlich genug. Vielleicht hatte der Herr ja etwas gegen seinen Wunsch, die Auftraggeber dieser so außergewöhnlichen Fälschungen zu entdecken und dazu noch das eine oder andere Pergament zu glätten. Aber vermutlich gab es ja wirklich etwas Wichtigeres als gefälschte Dekretalen, zum Beispiel der Brief vor ihm. Gut, immer wieder war mal einer gekommen, hatte nach dem Auge des Herrn gefragt, nach der Bedeutung des heiligen Dreiecks oder nach den göttlichen Strahlen der Monstranzen, aber nun stellte einer gleich eine ganze Liste von Fragen, gefährliche Fragen, wie sie nur jemand stellen konnte, der die Zusammenhänge erkannt hatte. Ob in den Vatikanischen Archiven etwas über die Mathematik der frühen Kelten vorhanden sei, über den Satz des Pythagoras, das gleichseitige Dreieck, die heilige Lanze im Zusammenhang mit dem Äskulapstab, den Bischofsstäben und jenen Stäben der Pharaonen. Ob in alten Schriften speziell der Bereich des 48. Breitengrades erwähnt werde, ob es sein könne, dass man Apollon als Mathematiker verehrt hatte und sein Winkelmessgerät fälschlich als Pfeil und Bogen interpretiert wurde … und noch ein paar ketzerische Fragen mehr, die in der Summe einen Angriff auf die Unfehlbarkeit des Papstes, ja der heiligen Kirche in ihrer Ganzheit gleichkamen.

Unbewusst verkrampften sich seine Finger und drückten erneut den Spraykopf. Aber seine rechte Hand war schon auf die Schreibtischplatte gesunken. Der Gasstoß hob den Brief, ließ ihn wie einen fliegenden Teppich über den Schreibtisch schweben und aus dem Lichtkegel in die Dunkelheit des Raumes gleiten. Täuschte er sich, oder roch es plötzlich intensiv nach Ozon? Hatte er nicht mehrmals in Schriften gelesen, dass dieser Geruch bei der Materialisierung eines Engels auftrat, oder traute sich gar der Teufel ins Zentrum seines Feindes? Vermutlich handelte es sich nur um das Treibgas, und es schien höchste Zeit, seinem Körper ein wenig Schlaf zu gönnen.

Allgäu im Morgengrauen

Mit wild pochendem Puls saß er aufrecht im Bett, aus dem Schlaf gerissen durch einen gellenden Schrei. Der Hahn hatte noch nicht gekräht, aber die Nacht befand sich bereits auf dem Rückzug, so viel war durchs Fenster zu erkennen. Aus einem Traum, wenn er denn überhaupt einen gehabt hatte, konnte der Schrei nicht gekommen sein, da war er sich ziemlich sicher. Also kam nur Mathilde in Frage.

Noch etwas benommen, aber wieder mit halbwegs normalem Puls stieg Walcher aus dem Bett. Im Haus war alles ruhig. Die Hunde hatten nicht angeschlagen. Kürzlich war er aus dem Mittagsschlaf hochgeschreckt, weil er die Hausglocke gehört hatte… glaubte er jedenfalls. Mehrten sich solche eingebildeten Geräusche, sollte er sich vielleicht Gedanken machen. Walcher zog den Morgenmantel über und beugte sich aus dem offenen Fenster. Eine Amsel war erwacht und begrüßte lautstark und hoffnungsfroh entweder den kommenden Tag oder beschimpfte einen Feind. Nur unwillig, so schien es, wickelte sich das Allgäuer Land aus den Traumtüchern der Nacht. Eine Kuhglocke schepperte, eine zweite und eine dritte war zu hören. Die Kühe begannen mit ihrer Arbeit, obwohl in der Luft noch die feuchte Kühle von Dunkelheit lag.

Walcher sog noch einen tiefen Zug dieser geballten Ladung Natur durch die Nase ein und ging zur Tür. Leiser und langsamer als normal öffnete er sie. Was erwartete er? Dass davor ein Monster lauerte? Dann hätte es vorher die Hunde auffressen müssen.

Wer derart abrupt aus dem Schlaf gerissen wird, brauchte sich über solch blödsinnige Ideen nicht zu wundern. Walchers Gedanken wurden aber jäh unterbrochen, denn tatsächlich stand ein Monster vor seiner Zimmertür. Ein moderates Monster allerdings. Mathilde.

Ihr weißes Haar, das in einem wilden Kranz von ihrem Kopf abstand, deutete auf einen Blitzeinschlag hin, zumindest auf den Kontakt mit einer Starkstromleitung. Und dann der Morgenmantel. Diese bodenlange Elegie aus rotem Samt. Ein Kinderbuch mit solch einer Illustration wäre bestimmt verboten worden. Mathildes Blick ließ aber Walchers Grinsen im Ansatz erstarren. In ihren Augen lag eine verzehrende Traurigkeit, in die sich jedoch Erleichterung mischte. Ja sogar der Hauch eines Lächelns huschte über Mathildes Altersfalten.

»Du lebst!«, flüsterte sie, faltete die Hände zusammen, drückte sie an ihr Kinn, wandte sich ab und schwebte den Gang entlang zu ihrem Zimmer. Ohne sich noch einmal umzusehen, verschwand sie darin und schloss leise die Tür hinter sich.

Walcher machte sich Vorwürfe, weil er sie nicht nach dem Schrei oder dem Grund ihrer nächtlichen Wanderung gefragt hatte, aber es war nur ein milder Selbsttadel. Vermutlich war Mathilde wieder mal von einer Vision geplagt worden Walcher weigerte sich standhaft, von Hellseherei oder sonstigen Fähigkeiten aus den Grenzbereichen außersinnlicher Wahrnehmungen zu sprechen und scheute sich deshalb auch darüber nachzudenken, ob es überhaupt seherische Fähigkeiten und dergleichen geben konnte. Das Thema überforderte ihn, zumal er sich darüber nicht in einem kuscheligen Diskussionszirkel auseinandersetzen musste, sondern mit der harten Realität namensMathilde konfrontiert wurde. Und dass in der Vergangenheit Mathildes Visionen, zumindest Teile davon, durchaus reale Bezüge zu Geschehnissen aufweisen konnten, nahm er schicksalsergeben hin, so wie die Jahreszeiten oder eine Steuermahnung.

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