G. F. Unger 1949 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger 1949 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Simson Hickock hatte mit seinen Revolverschwingern die Goldgräberstadt fest im Griff. Doch dann kam Bruce Rock, um eine alte Schuld bei ihm einzutreiben ...

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Seitenzahl: 159

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Inhalt

Cover

Impressum

Montana City

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Manuel Prieto/Norma

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-6257-2

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Montana City

Ein halbes Dutzend Männer stehen im Halbkreis vor den ausgestiegenen Fahrgästen. Alle sechs halten Gewehre in den Armbeugen. Ein siebter Mann kommt aus dem Blockhaus. Er ist klein, drahtig, geschmeidig wie ein Panther und hat einen Mund, der wie die Narbe eines Messerschnittes wirkt.

Dieser Mann ist offensichtlich der Anführer, und er sagt ruhig, aber kalt: »Also, Leute – ihr werdet es ja wohl schon gehört haben, dass der Weg nach Montana City im Goldland nur über diese Brücke führt. Es ist eine Privatbrücke, deren Bau hunderttausend Dollar gekostet hat. Wenn ihr einen Blick über den Schluchtrand in die Tiefe werft, werdet ihr erkennen, dass hier ein Wunder der Brückenbaukunst vollbracht wurde. Um es kurz zu machen, Leute: Wer über Simson Hickocks Brücke will, der muss fünfzig Dollar Zoll herausrücken!«

Er verstummt und zeigt grinsend seine Zähne.

Die fünf Männer, die mit Bruce Rock zusammen in der Kutsche fuhren, beginnen bitter zu fluchen. Einer ruft wütend: »Das ist doch eine verdammte Halsabschneiderei! Das ist eine unverschämte, gemeine Erpressung! Zum Teufel mit euch!«

»Nur keine Drohungen, Mister!«, unterbricht ihn der Revolvermann kühl. »Wir sind hier an solche Schwierigkeiten gewöhnt. Es zwingt Sie niemand, diese Brücke zu betreten. Das liegt ganz bei Ihnen. Wenn Ihnen fünfzig Dollar zu viel Geld sind, bauen Sie sich selbst eine Brücke oder versuchen auf andere Art, die Schlucht zu überqueren. Aber stoßen Sie keine Drohungen aus. Hier sind schon rauere Burschen als Sie fügsam geworden.«

»Aber wir haben doch alle einen Fahrpreis nach Montana City bezahlt. Und da muss man doch annehmen, dass alles inbegriffen ist«, knurrt ein anderer Mann.

Aber auch er ist schon eingeschüchtert.

Der kleine Revolvermann tritt jetzt vor und hält die linke Hand auf.

»Also, Gents! Die Kutsche fährt sofort weiter. Wer über die Brücke will, der muss zahlen.«

Unterdrückt fluchend zahlen die Männer, und manche kratzen ihr letztes Geld zusammen. Einer hat nur siebenundvierzig Dollar, aber der kleine Revolvermann gestattet ihm grinsend, wieder die Kutsche zu besteigen.

Ganz zuletzt hält er Bruce Rock die Hand hin.

Der schüttelt ruhig den Kopf und murmelt: »Von seinen alten Freunden nimmt Simson Hickock keinen Brückenzoll.«

»Doch«, sagt der Kleine sanft und schaut zu Bruce auf. »Vielleicht sind Sie mal Hickocks Freund gewesen, vielleicht ist es aber nur ein Trick, um Geld zu sparen. Zahlen Sie jetzt, Freund. Wenn der Boss Ihr Freund ist, so gibt er Ihnen das Geld wieder zurück.«

Grinsend hält er Bruce Rock die Linke hin, und seine Rechte hängt lässig hinter dem Coltkolben.

Bruce Rock trägt seinen Colt am rechten Oberschenkel. Es ist ein alter Colt in einem alten Holster. Der Holzkolben ist blank und abgegriffen.

Bruces Rechte bewegt sich langsam und greift in die Tasche. Der Revolvermann beobachtet dies und grinst zufrieden, als Bruce eine Rolle Geldscheine herausholt.

Aber dann kommt plötzlich Bruces Linke – und sie kommt kurz und wie ein Blitz. Aus nächster Nähe knallt sie auf den Kinnwinkel des kleinen Mannes.

Und dieser wäre wie eine Puppe umgefallen, hätte Bruce ihn nicht mit einem schnellen Zugriff an der Hemdbrust gepackt. Auch dies erledigt er mit der Linken.

Die Rechte mit den Geldscheinen verschwindet in der Tasche, dann zieht er mit ihr den Colt. Es ist ein schneller Zug, der sich in den Kreisen der besten Revolverkämpfer sehen lassen kann. Den bewusstlosen Revolvermann hält er wie einen Schutzschild vor sich. Sein Colt droht. Und er selbst blickt kühl und furchtlos in die sechs Gewehre hinein, die sich auf ihn und seinen »Schutzschild« richten.

Die ganze Sache hat sich blitzschnell abgespielt. Von Bruce Rocks Seite aus war es der schnelle Ausbruch eines Kämpfers, der nur äußerlich so lässig wirkt und in Wirklichkeit wie eine Pulverladung explodieren kann.

Er presst den Bewusstlosen fest an sich. Die kraftlosen Beine des kleinen Revolvermannes berühren nicht mehr den Boden.

Über den Kopf des Mannes hinweg sagt Bruce kalt zu den sechs Männern: »Wetten, dass ich ihn noch erledigen kann, bevor ihr mich umgelegt habt? Wie ist es, Freunde?«

»Diese Wette könntest du gewinnen«, sagt einer und senkt grinsend sein Gewehr.

»Lasst ihn nur machen«, sagt er zu den anderen Burschen. »Er will nach Montana City. Und wenn er nicht wirklich ein guter Freund von Simson Hickock ist, so lässt der ihn wegen dieser Sache hier in Streifen schneiden. Ah, er muss wirklich Hickocks Freund sein, sonst würde er jetzt nicht über die Brücke wollen! All right, Fremder, du kannst ohne Zoll fahren, du kannst Montana City nur über diese Brücke wieder verlassen, und Hitt Lane, den du da im Arm hältst, würde uns verfluchen, wenn wir ihm eine Arbeit abnehmen, die er selbst tun will. Selbst wenn du Hickocks Freund bist, wird Hitt Lane sich deinen Skalp holen! Fahr nur los!«

Er wendet sich ab und geht zur Bank an der Blockhauswand. Auch die drohende Gruppe der anderen Männer löst sich auf.

Bruce Rock lässt seinen bewusstlosen Gefangenen fallen und klettert rückwärts in die Kutsche. Dabei hält er seinen Colt schussbereit auf die sechs Männer gerichtet.

Aber die grinsen nur.

Bruce zieht die Tür hinter sich zu und setzt sich in seine Ecke. Als die Kutsche anfährt, stoßen die anderen fünf Männer den angehaltenen Atem aus – und einer sagt: »Mister, selbst wenn Sie ein guter Freund dieses Hickock sind, haben Sie eben mit Ihrem Leben gespielt. An Ihrer Stelle hätte ich mir von Hickock lieber die fünfzig Dollar zurückgeben lassen.«

Bruce Rock grinst.

»Er wird sie mir nicht geben, er gibt nie etwas zurück, was er einmal in Besitz genommen hat. Und er ist mir eine Menge schuldig. Diese Schuld könnte er selbst dann nicht abtragen, wenn ich ein ganzes Jahr lang jeden Tag zehnmal ohne Zoll die Brücke passieren würde. Wer wirft seinem Schuldner schon noch mehr Geld vor die Füße?«

Die fünf Männer, die hier Gold suchen wollen, sehen ihn staunend an. Einer war sicherlich mal Cowboy, zwei andere sehen wie ehemalige Frachtwagenfahrer aus. Einer war bestimmt mal Holzfäller, und der fünfte Mann hat vor kurzer Zeit gewiss noch hinter einem Ladentisch gestanden.

Sie sehen ihn also staunend an.

Dann ächzt der Cowboy: »Oha, dann ist Simson Hickock, der große Boss der Goldfelder, wohl gar nicht Ihr Freund, Mister?«

»Nein.« Bruce grinst.

Nun starren sie ihn wie einen Verrückten an.

»Sie sehen doch aber ganz gesund aus«, wundert sich der Ladenclerk.

»Nur gut, dass wir mit Ihnen nichts zu tun und unseren Zoll bezahlt haben«, murmelt der ehemalige Frachtwagenfahrer.

Dann verstummen sie und vermeiden es sichtlich, Bruce Rock anzusehen.

Bruce Rocks Blick schweift aufmerksam über das weite Tal. Hier und da längs des Creeks und an den kleineren Bächen, am Fuß der Hügel und weiter drüben längs der Bergwände – überall sieht er kleine Goldgräbercamps und einzelne Bretterhütten oder Zelte.

Männer sind überall an der Arbeit. Manche stehen im Creek und waschen dort den Kies aus. Andere treiben Stollen in die Hänge der Hügel oder Löcher in den steinigen Boden.

Überall sind diese Männer am Werk – es sind Männer aller Klassen und Sorten: ehemalige Cowboys, Lehrer, Angestellte, Buschräuber, Holzfäller, alte Büffeljäger, Trapper, Exsoldaten, Frachtwagenfahrer und Maultiertreiber, Rowdys.

Und sie bevölkern das Tal. Sie wühlen, graben, waschen und schuften. Sie arbeiten hart, und sie sind hart gegen sich selbst und hart gegen die Artgenossen.

Denn sie suchen nach Gold.

Gold!

Für Gold sind auf dieser Erde schon die unmöglichsten Dinge vollbracht worden!

Die Kutsche rollt schwankend auf der schmalen und staubigen Straße durch dieses regsame Goldfeld. Der Creek wird immer breiter, denn von allen Seiten rinnen dünne Bäche in sein Bett.

Und die Camps, die Hütten, Schutzdächer und Zelte werden immer zahlreicher. Jetzt sind auch nirgendwo mehr Wäldchen oder Bäume zu sehen. Nur noch Baumstümpfe sind da.

An einer schmalen Stelle des Creeks, wo die Strömung stark ist, da steht eine Sägemühle.

Aus dem Fenster der Kutsche liest Bruce Rock das große Schild an der Holzwand.

BAUHOLZ-HÄUSERBAU

MÖBEL

Inh. Simson Hickock

Bruce Rock grinst. Er hat den Namen auf der Kutsche und dem Brückenhaus bereits gelesen. Er ist nicht mehr überrascht. Nun ist er darauf vorbereitet, dass er den Namen Simson Hickock überall an wichtigen Gebäuden und Unternehmen lesen wird.

Dieser Simon Hickock ist nichts anderes als der ungekrönte König dieses Goldlandes.

Und der Schlüssel zu seiner Macht dürfte die Brücke sein.

Der Creek teilt sich in zwei Arme, die jeder für sich einen Weg durch eine Hügelbarriere suchen. Der Fahrweg folgt dem linken Arm.

Ein Stück weiter sieht Bruce Rock einen kleinen Mann aus einem Loch springen und wie wild herumtanzen. Der Kleine hält einen Klumpen in der Hand und brüllt immer wieder: »Gold! Gold! Das größte Nugget des Montana Valley! Ich bin reich! Gold! Gold!«

Von allen Seiten laufen Männer auf ihn zu.

Dann ist die Kutsche vorbei. Die fünf Männer, die mit Bruce in dem Gefährt sitzen, rutschen unruhig auf ihren Sitzen herum.

Einer sagt heiser: »Bei Gott, ich werde hier ebenfalls mein Glück machen – ich fühle es ganz deutlich, dass ich hier reich werde!«

»Wenn wir nur nicht so spät kämen«, sagt ein anderer. »Die besten Stücke sind längst vergeben.«

Bruce Rock hört das alles und noch mehr. Er lächelt hart und hält weiter scharf Ausschau.

Dann rollt die Kutsche aus den Hügeln. Hier vereinen sich die beiden Creek-Arme wieder und werden zu einem Fluss, der über Sandbänke plätschert, dessen Bett dann aber wieder tief zwischen engen Felswänden eingeschnitten ist.

Und dann sieht er die Stadt Montana City auftauchen. Er kann nur einen raschen Blick auf die Ansammlung von Holzhäusern, Hütten, Buden und Zelten werfen, dann macht die Straße eine Biegung, und die Postkutsche fährt zwischen den ersten Häusern in die Stadt hinein.

Hier reihen sich die Saloons, Spielhallen, Tanzsäle, Speisehäuser und Stores aneinander.

Plötzlich hält die Kutsche vor einem zweistöckigen Haus. Auch hier liest Bruce Rock auf einem Schild:

FRACHT- und POSTLINIE

Inh. Simson Hickock

Er ist wirklich ein großer Mann, denkt Bruce Rock. Es gibt sicherlich auf tausend Meilen in der Runde keinen, der wichtiger und größer ist als Simson Hickock. Sein Schatten liegt über der Stadt und dem ganzen Goldtal. Was wird er nur sagen, wenn …

Er beendet seine Gedanken nicht, lächelt hart und grimmig, klettert aus der Kutsche und geht die Nugget Street hinauf.

Als er hundert Yards gegangen ist, hat er noch dreimal den Namen Simson Hickock lesen können. Der General Store, der große Montana Saloon und die Bank gehören also ebenfalls Hickock.

Vor der Bank hält Bruce inne und streicht sich nachdenklich die stoppelbärtige Wange.

Und dann geht er weiter.

Ganz plötzlich hält er inne.

Über dem Eingang eines Hotels liest er die Worte:

GOLDEN BELL HOTEL

Inh. Kate Rock

Er starrt auf den Namen – und dann geht er langsam hinein.

Ein einarmiger Mann hockt hinter dem Pult und sagt: »Bedaure, Mister – aber dieses Haus ist bis zum Dachboden hinauf belegt.«

»Für mich wird noch Platz sein«, murmelt Bruce. Er nimmt die Feder aus dem Tintenfass, dreht das Gästebuch herum und schreibt seinen Namen unter die lange Reihe.

»Das nutzt alles nichts, Mister«, sagt der Portier. Aber er starrt dabei auf Bruces Namen – und er ist geübt genug, um die Buchstaben auch verkehrt herum lesen zu können.

Der Mann ist grau, alt, aber noch stark und schwer. Er richtet sich plötzlich auf und sieht fest in Bruces Gesicht.

»So ist das also«, sagt er ruhig. »Ich bin Frank Mallet. Gehen Sie durch diesen Gang und klopfen Sie an die zweite Tür. Ich werde dem Hausneger sagen, dass er schon einmal ein warmes Bad vorbereitet. Nun, ich weiß nicht, ob es gut ist, dass Sie gekommen sind – aber ich verdanke mein Leben Ihrem Bruder. Seit diesem Tag arbeite ich für die Rocks.«

Bruce sieht ihn an, nickt unmerklich und geht davon.

Frank Mallet sieht ihm nach, schielt auf den Eisenhaken, der ihm die Hand ersetzt, betrachtet dann nachdenklich seine gesunde Rechte und tritt einen Schritt zurück, damit er die Schrotflinte unter dem Pult sehen kann.

Kolben und Lauf dieser Flinte sind abgesägt. Es ist eine gefährliche Kugelspritze.

»Nun, die kann ich auch mit einer Hand abfeuern«, murmelt Frank Mallet. Sein grobes Gesicht zuckt, und seine hellen Augen blitzen.

Inzwischen klopft Bruce an der bezeichneten Tür. Er hört die Stimme einer Frau, öffnet und tritt ein.

Er nimmt den Hut ab und sieht die junge Frau an, die sich hinter dem Schreibtisch erhebt.

Langsam schließt er die Tür, ohne seinen Blick von Kate Rock zu nehmen.

»Was wünschen Sie?«, fragt sie herb. Ihre Stimme klingt dunkel.

Plötzlich kommt sie hinter dem Schreibtisch hervor und nähert sich Bruce. Zwei Schritte vor ihm bleibt sie stehen und sieht ihn an.

Auch Bruce sieht sie an – er steht vor der Frau seines Bruders Jim. Kate ist mittelgroß und schlank. Sie ist nicht ausgesprochen schön – aber sie ist sehr anziehend.

Bruce lächelt ernst auf sie nieder.

»Wir haben uns noch nie gesehen, Kate«, sagt er, »aber Jim sah mir ähnlich, obwohl seine Haare so gelb wie Stroh waren. Bin ich willkommen?«

Sie sieht ihn noch immer an.

Dann sagt sie herb: »Du bist also Bruce. Du bist also der große Bruder meines Mannes. Du bist …«

»… der Revolverheld und der Satteltramp – das schwarze und böse Schaf der Familie Rock«, vollendet er sanft.

Sie schüttelt unwillig den Kopf und wendet sich ab. Sie tritt ans Fenster und starrt auf die Straße.

»Jim hat mir genug über dich erzählt«, murmelt sie. »Ich weiß also, warum du vor einigen Jahren ins Gefängnis musstest.«

»So, weißt du das?«, murmelt er sanft.

Sie wendet sich schnell. »Du hast den Mann getötet, der eure Schwester …«

»Das ist vergessen«, murmelt er. »Helen ist tot – und jener Schuft, mit dem sie ging und an den sie glaubte und der sie dann in größter Not verließ, ist tot. Aber auch Jim ist tot. Du bist seine Witwe. Ich habe von Jim einige Briefe erhalten. Ich weiß, dass er mit Simson Hickock eine Partnerschaft hatte und dann von Hickock getötet wurde. Vielleicht wurde ich, nachdem ich jenen Mann getötet hatte, ein Revolverheld und ein Satteltramp. Vielleicht habe ich auch einige Dinge getan, die ein Mann nicht tun sollte. Aber Jim war anders! Jim war kein …«

»Simson Hickock wird dich ebenfalls töten oder töten lassen«, unterbricht sie ihn. »Ich weiß, dass du hier eine Hölle entfesseln kannst. Aber dabei wirst auch du umkommen. Und einige Männer, die es nicht verdienen, werden vielleicht ebenfalls sterben. Ich will keine große Rache für Jim – obwohl es für dieses Tal gut wäre, wenn Simson Hickock nicht mehr existieren würde. Aber das geht nicht.«

»Ich möchte erst einmal wissen, wie sich die ganze Sache abspielte«, murmelt er. »Wenn es dir nicht sehr viel ausmacht, so berichte mir alles. Mir ist es nicht gleich, wenn mein Bruder wegen Falschspiels von seinem eigenen Partner getötet wurde. Jim hätte niemals seinen Partner im Spiel betrogen. Wie war es also?«

Er geht langsam zu einem Sessel und lässt sich nieder. Er legt den Hut neben sich auf die Erde, faltet die Hände und sieht Kate fest an.

Sie setzt sich ihm gegenüber. Aber dann erhebt sie sich wieder und holt eine Flasche Wein und zwei Gläser aus dem Schrank.

Als sie trinken, sehen sie sich wieder in die Augen.

»Du bist genauso, wie Jim dich beschrieben hat. Ich weiß, dass Jim dazu verpflichtet war, dir die Hälfte des Wertes der väterlichen Ranch auszuzahlen. Das Geld liegt für dich bereit, Bruce.«

»Ich bekomme es von Simson Hickock«, sagt Bruce sanft. »Bitte erzähle, Kate, wie es von Anfang an war.«

Sie zögerte, aber dann nickt sie und beginnt.

☆☆☆

Ihre Stimme klingt herb – aber sie wird nach wenigen Worten fest und ruhig.

»Mein Vater war sein ganzes Leben lang auf der Suche nach Gold. Er entdeckte auch dieses Tal. Es gibt im Osten noch einen gefährlichen Kletterweg über die Berge – aber das ist ein schlimmer Weg, der jetzt durch einen Bergrutsch unpassierbar gemacht wurde. Mein Vater fand schnell heraus, dass der Creek und die kleinen Wasserläufe, die Hügel und überhaupt der ganze Boden dieses Tales Gold enthielten. Er steckte seinen Claim ab und machte sich dann auf den Weg, um seinen Besitzanspruch eintragen zu lassen. Das geschah in Farel. Beim Landagenten traf er Simson Hickock, und von meinem Vater erfuhr Hickock, dass dieses Goldtal nur über einen gefährlichen Kletterweg zu betreten war. Hickock war damals in Farel ein Spieler und Revolvermann. Nun, mein Vater zog wieder ins Goldland – und mit ihm zogen mehr als hundert andere Männer, die sich alle neben dem Entdeckerclaim ihre eigenen Claims abstecken wollten. Sie konnten nur mitnehmen, was sie auf den Schultern trugen. Simson Hickock aber suchte einen Geldgeber. Jim hat mir später erzählt, wie er Hickock kennenlernte.«

»Das hat er mir geschrieben«, murmelt Bruce. »Inzwischen war nämlich der verdammte Bürgerkrieg beendet worden. Ich habe auf der Seite der Südstaatler gekämpft. Bei Appomattox wurde ich am letzten Tag sehr schwer verwundet. Ich brauchte mehr als ein halbes Jahr, um wieder in den Sattel zu können. Inzwischen war Jim längst daheim. Er schrieb mir, dass er die Ranch verkauft hätte und mit zweitausend Rindern nach Dodge City aufgebrochen wäre. Er schrieb mir auch von der weiten Weide in Wyoming. Er wollte dort mit dem Aufbau einer neuen und größeren Ranch beginnen. Ich sollte, sobald ich könnte, nachkommen.«

Kate nickte. »So sagte Jim mir es auch. Er hatte in Dodge City einen großen Teil der Herde verkauft. Nur etwa zweihundert auserlesene Rinder und hundert Pferde behielt er. Mit Frank Mallet, der damals noch beide Arme hatte, und zwei anderen Cowboys brach er von Kansas nach Wyoming auf. Hickock hörte, dass Jim sich eine Ranch aufbauen wollte und ein gutes Stück Land suchte. Er erfuhr auch bald, dass Jim viel Geld hatte. Sie wurden Partner, denn Hickock interessierte Jim für das Projekt einer Brücke.«

»Das hat mir Jim noch geschrieben«, murmelt Bruce wieder. »Jim versprach sich viel Geld davon, aber er hätte gewiss nicht fünfzig Dollar für die Benutzung der Brücke genommen.«

Kate sieht ihn an. »Als Jim noch lebte, zahlte man einen Dollar für Mensch und Tier – und zehn Dollar für eine Tonne Fracht«, sagt sie. »Aber dann gehörte die Brücke eines Tages nur noch Simson Hickock. Und der erhöhte den Zoll. Jeder zahlt die Summe. Du hast sicherlich auch gezahlt, Bruce.«

Er grinst und schüttelt den Kopf.

»Ich habe nicht gezahlt«, murmelt er. »Aber erzähle nur weiter. Du hast Jim hier kennengelernt, und ihr habt schnell geheiratet, nicht wahr? Es stand in seinem letzten Brief, den ich erhielt, als ich nach Monaten zum ersten Mal das Bett verlassen konnte. Dann kam nur noch ein Brief von dir, Kate, der mir den Tod meines Bruders mitteilte. Ich brauchte dann immer noch viele Wochen, um wieder gesund zu werden.«

Sie sieht ihn aufmerksam an.

»Du hast keinen Zoll gezahlt? Wie bist du denn …?«