G. F. Unger 1954 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger 1954 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

In der wilden Rinderstadt steht Adam Lane allein einem Rudel von Town-Wölfen gegenüber - und niemand der feigen Bürger gibt noch einen Cent für sein Leben ...

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Seitenzahl: 155

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Inhalt

Cover

Impressum

Der Revolvermarshal

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Manuel Prieto/Norma

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-6384-5

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Der Revolvermarshal

Mit seinem Sattel und dem Bündel nimmt Adam Lane auf dem Brettergehsteig viel Raum ein. Erst im letzten Moment weichen drei angeheiterte Burschen fluchend zur Seite. Und einer ruft heiser und wütend: »Verdammt, wer kommt da so großspurig daher?«

Adam bleibt kurz stehen und wendet sich halb um. »Nur ruhig, Bruder«, sagt er sanft. »Ich würde jedem Reiter den Weg freigeben, der seinen Sattel tragen muss. Bleib nur friedlich!«

»Hölle, er redet auch noch großspurig!«, heult der wilde Bursche los, und es ist jetzt ganz offensichtlich, dass er sich nach einem handfesten Streit sehnt. Er will mit beiden Händen zugreifen, um Adam an der Hemdbrust heranzuzerren.

Adam stößt einen ärgerlichen Laut aus, weicht einen halben Schritt zurück. Aber dann reißt er das Knie hoch und trifft den anderen hart und schmerzvoll.

Der große und wilde Bursche geht jaulend in die Knie.

Adam lässt das Bündel fallen, sodass seine Rechte dicht hinter dem Coltkolben hängt …

»Bringt ihn zur Vernunft, Boys – er hat das abbekommen, weil ich meine Hände nicht frei hatte. Und jetzt habe ich eine Hand frei. Wollt ihr es ganz rau haben?«, fragt Adam Lane kalt.

Die beiden Reiter bewegen sich einen Moment nicht. Dann seufzt einer bitter – und dieser Laut übertönt sogar noch das schmerzvolle Stöhnen des Getroffenen.

»Schon wieder ein Revolvermann«, sagt der Mann schließlich böse und verächtlich. »Schon gut, Mister, die Sache ist beendet! Gehen Sie, bevor Huck wieder in Ordnung kommt und es noch einmal versucht.«

Adam Lane erwidert nichts. Er nimmt sein Bündel wieder auf, wendet sich ab und geht weiter.

Wieder spuckt er aus. Er verspürt auch Bitterkeit und Verachtung gegen sich selbst, denn wenn er sich an die Hauswand gestellt und die drei Cowboys vorbeigelassen hätte, wäre dieser Zwischenfall nicht passiert.

»Hölle«, murmelt er, »warum kann ich niemals jemandem aus dem Weg gehen. Ich bin wahrhaftig ein großspuriger …«

Er verstummt, denn er erreicht jetzt den Eingang eines Hotels.

Unter einer Laterne über der Tür ist ein Schild angebracht. Er liest die zwei Worte:

NORMAN HOTEL

»Es ist gewiss so schlecht wie das andere«, murmelt er und tritt ein.

Hinter dem Pult liest ein alter Mann in einer alten Zeitung. Als er den Kopf hebt und Adam ansieht, wechselt er seinen Kneifer gegen einen anderen aus.

»Yeah, wir haben noch ein Zimmer frei«, sagt er. »Es ist das schlechteste im Haus – aber in der ganzen Stadt ist heute kein besseres mehr frei.«

»Ich nehme es«, nickt Adam, dreht das Gästebuch herum und trägt sich ein. Der alte Graubart versteht sich gut darauf, eine Schrift auch verkehrt herum zu lesen, denn er sagt sanft und leise: »Dies ist eine wilde Stadt, Mister Lane – und selbst dem prächtigsten Mann kann sehr schnell etwas zustoßen. Deshalb …«

»Sicher«, nickt Adam und legt fünf Dollar auf den Tisch. »Ich bleibe sicherlich nur eine Nacht, und ich möchte ein Bad haben. Gibt es hier …«

»Wir sind das beste Hotel und besitzen zwei richtige Badewannen. Ich werde den Neger aufwecken, damit er heißes Wasser herbeischafft.«

Die Augen des alten Mannes heften sich auf die fünf Dollar. Adam weiß, dass das Zimmer nicht mehr als zwei Dollar für eine Nacht und das Bad wahrscheinlich nur einen Dollar kosten wird. Er grinst deshalb und nimmt beiläufig den Zimmerschlüssel aus der hageren Hand.

»Nummer elf«, sagt dieser und sieht dann dem großen Mann nach, der geschmeidig die Treppe hinaufgeht.

»Wieder solch ein scharfer Tiger«, murmelt der Alte, nimmt die fünf Dollar, steckt sie in die Tasche und tut dafür drei andere in die Kasse. Dann schlüpft er davon, um den Neger zu wecken.

Eine halbe Stunde später nimmt Adam Lane im angrenzenden Speiseraum des Hotels ein sehr spätes Abendbrot ein. Er wirkt nun etwas frischer, und da er keinen Hut trägt, bildet sein fast weißblondes Haar zu seiner bronzefarbenen Haut einen seltsamen Kontrast. Zuerst meint man immer, sein Haar wäre weiß – aber das ist unmöglich, da seine Gesichtszüge bis auf die scharfen Falten über der Nasenwurzel und die Kerben zwischen den Nasenflügeln und Mundwinkeln straff sind.

Er sitzt locker und zufrieden auf dem Stuhl, und er isst mit der Bedächtigkeit eines Mannes, der zwar Hunger hat, aber sich dennoch Zeit nimmt.

Als er fertig ist, zahlt er und tritt auf die Straße hinaus, und obwohl seine Schritte lang und sicher sind, als würde er sich durch nichts auf der Welt so leicht aufhalten lassen, hinkt er unmerklich. Nur einem sehr aufmerksamen Beobachter würde dieses kaum erkennbare Hinken auffallen. An seinem linken Bein ist eine Kleinigkeit nicht in Ordnung.

Eine johlende Treibermannschaft kommt wieder in die Stadt geritten. Sie heulen wie ein wilder Indianerstamm und schießen mit ihren Colts in den Nachthimmel. Und immer wieder stoßen sie jene gellenden Schreie aus, wie man sie von angreifenden Prärieindianern hören kann.

Adam Lane grinst verständnisvoll. Das kennt er. Diese Boys sind rau, wild und durstig – nicht nur durstig nach Feuerwasser, sondern nach einigen Stunden des Vergessens. Diese Mannschaft hat gewiss eine große Herde den Chisholm Trail heraufgebracht, und hinter ihr liegen mehr als hundert Tage Sonne, Hitze, Staub, Durst und Wildnis.

Adam beobachtet, wie das wilde Rudel vor einem großen Saloon anhält, absitzt, die struppigen Mustangs anbindet und dann dicht gedrängt hineinstürmt.

»Hoi, wie scharf schmeckt hier die Pumaspucke?«, gellt es noch einmal über die Straße, und dann fällt die Schwingtür hinter dem Männerknäuel zu.

Adam Lane sieht auf das Bild über dem Saloon. Es wird von zwei gelben Lampen beleuchtet. Adam Lane liest die Worte:

BEST CHANCE SALOON

Ich bin am Ziel – am Ende einer Fährte, denkt er bitter. Seine Rechte streicht noch einmal flüchtig über den Coltkolben. Dann geht er ruhig die zwei Stufen hinauf. Er hält nicht inne, stößt mit der Linken die Pendeltür auf und schiebt mit dem Daumen der Rechten seinen flachen Stetson in den Nacken.

An der wohl hundert Fuß langen Mahagonitheke stehen die trinkenden Männer in drei Gliedern und lassen sich von fast einem Dutzend Barleuten bedienen.

Ich werde Howard Hawlee im Spielraum finden – und wenn er bei meinem Anblick nach dem Colt greift, dann wird es für ihn schlimmer, als ich es ihm zugedacht habe, denkt Adam Lane kalt.

Und er sucht sich einen Weg zu einer Tür, vor der eine dichte Portiere hängt, die anscheinend den Lärm abhalten soll.

Es ist ein gut und mit viel Geld ausgestatteter und eingerichteter Spielsaal.

An einem besonderen Tisch sitzt eine Frau bei vier Männern, und obwohl sie begehrenswert und verlockend schön ist – von jener aufreizenden und betörenden Schönheit, die Männer um den Verstand bringt –, wirkt sie jetzt beim Poker außergewöhnlich kalt und nüchtern.

Adam Lane tritt näher, denn der Mann neben der Frau ist der von ihm gesuchte Howard Hawlee. Er teilt im Moment gerade neue Karten aus und bewegt dabei seine Hände mit einer zauberhaften Geschmeidigkeit.

Adam erkennt, dass sich der Spieler nicht verändert hat, und er sieht einen großen, schlanken und geschmeidigen Mann mit blauschwarzen Haaren, dunklem Gesicht und scharfen Augen. Als der Spieler der schönen Frau die Karten zuteilt, lächelt er blitzend, und es sieht fast so aus, als zeigte ein schwarzer Panter sein prächtiges Gebiss.

Adam wirft auch einen Blick auf die Frau.

Im selben Moment hebt sie ihren Blick und sieht fest in seine Augen hinein.

Sie hat die grünen Augen einer Panterkatze. Es ist ein abschätzender Blick, kühl, forschend und abweisend zugleich. Aber schon nach einem kurzen Moment blitzt der Schein von Interesse in diesen Augen auf – und verschwindet wieder.

Adam Lane lächelt leicht und macht eine leichte Verbeugung. Sein blitzendes Lächeln ist voller selbstbewusster Männlichkeit.

In diesem Moment schaut Howard Hawlee neben ihr auf und genau in Adams Augen und dessen lächelndes Gesicht hinein. Hawlee zuckt wie von einem Peitschenhieb getroffen zusammen und springt mit einem zischenden Fluch auf.

Der Stuhl hinter ihm fällt um.

Es wird sofort still im Raum.

Und die herumstehenden Zuschauer weichen auseinander.

Adam Lane steht plötzlich ganz allein vor dem Tisch. Er sieht Howard Hawlee kühl und hart an und erkennt aus den Augenwinkeln heraus, wie sich nun auch die anderen Spieler am Tisch erheben und sich aus der voraussichtlichen Schussbahn bringen.

Es ist bis auf Hawlees bösen Fluch noch kein einziges Wort gefallen.

Und doch ist für alle Menschen in diesem Raum alles klar.

Ein Mann ist gekommen und still vor einen Tisch getreten.

Und ein anderer Mann ist aufgesprungen und hat dabei hassvoll geflucht.

Das genügt hier in dieser wilden Stadt.

Nur ein Greenhorn würde noch nicht im Bilde sein.

Denn für alle anderen Menschen ist es klar, dass der angekommene Mann hier vor dem Tisch das Ende einer Fährte erreicht hat und dass es jetzt irgendwie ausgetragen werden wird.

Aber die Frau sitzt immer noch auf ihrem Stuhl und knapp einen halben Yard neben dem aufgesprungenen Spieler. Ihr schön geformtes Gesicht weist jene gewisse Härte auf, die Glücksjägerinnen von ihrem Format haben müssen, wenn sie unter rauen Männern stolz einhergehen und ihnen für ein Lächeln und für ein vages Versprechen das Geld abnehmen.

Sie bewegt sich nicht und sieht Adam Lane kühl an.

»Tragen Sie Ihre Händel auf der Straße aus, Mister«, sagt sie plötzlich ruhig mit leicht kehliger Stimme. »Oder sind Sie kein Gentleman?«

Adam macht eine leichte Verbeugung.

»Lady, ich bin schon viele Wochen hinter Ihrem Nachbarn her. Es …«

»Nanu, sind Sie am Ende gar ein Sheriff oder ein US Marshal?«

»Ich bin nur Adam Lane und …«

»Revolver-Lane ist es – dieser verdammte Hundefloh!«, zischt in diesem Moment Howard Hawlee heiser, und seine Rechte schiebt sich mit den Fingerspitzen langsam unter den Saum seines erstklassigen Gehrockes. Er trägt die dunkle Tracht der Berufsspieler: Prinz-Albert-Gehrock, geblümte Weste und blütenweißes Hemd mit einer schwarzen Samtschleife. Jetzt, wo er steht, wirkt er noch größer und stattlicher als sitzend.

Aber in seinen schwarzen und scharfen Augen tanzen die unruhigen Funken einer wilden Angst, und diese Angst lässt ihn auch so rau und gar nicht wie ein Gentleman sprechen.

Aber er ist ja auch kein Gentleman. Er ist nichts anderes als ein gefährlicher Kartenhai.

»Revolver-Lane ist es!«, ruft er noch einmal in den Raum, und in seiner Stimme liegt eine hilflose Wut.

Im weiten Kreis der Zuschauer, die zumeist schon halb in Deckung gegangen sind, entsteht ein leises Gemurmel. Es sind genügend Männer im Raum, die den Namen schon gehört haben, denn der Name »Revolver-Lane« ist eng verknüpft mit einigen wilden Legenden von Fehden und Kämpfen.

Und nun sehen sie Revolver-Lane hier im Raum.

Auch die schöne Frau am Tisch zeigt deutlich ihre Überraschung. Doch schnell erlangt sie wieder ihre Beherrschung.

Sie erhebt sich plötzlich, wendet sich ab und geht davon. Howard Hawlee wirft ihr einen seltsamen Seitenblick nach. Fast um Hilfe suchend und bittend ist dieser Blick. Ein Schauder überläuft seinen Körper. Dann strafft er sich wieder. Er besitzt genügend Stolz, um jetzt nicht zu einem winselnden Feigling zu werden. Aber der flackernde Blick seiner nachtschwarzen Augen wird noch unsteter. Eine wilde Verzweiflung zeichnet sich auf seinem Gesicht ab.

»Nun gut, Lane«, sagt er heiser. »Ich habe deinen Bruder getötet, weil er zuerst nach dem Colt griff. Du hast dich auf meine Fährte gesetzt, und ich bin eine ganze Weile vor dir davongelaufen. Jetzt hast du mich eingeholt. Und das ist gut! Denn ich hätte es nicht mehr länger ertragen können, vor dir zu flüchten. Wenn ein Mann einmal davonläuft, so tut er es immer wieder. Ich bin froh, dass wir die Sache endlich austragen können. Fang schon an damit, Lane! Ich warte darauf, dass ich dich deinem Bruder in die Hölle nachschicken kann! Und damit du es weißt: dein Bruder war ein Hundefloh! Er taugte nichts – gar nichts, und …«

»Ich weiß es selbst, ganz genau weiß ich, dass mein Bruder nichts taugte, Hawlee! Aber er war noch jung, und vielleicht hätte ich ihn eines Tages auf den richtigen Weg bringen können. Ich bin nicht hier, um für meinen Bruder Rache zu nehmen, Hawlee. Ich bin hier, um mein Wort einzulösen. Was sagte ich damals zu dir? Los, ich will von dir hören, was ich zu dir sagte!«

Adam Lanes Stimme wird nicht lauter, aber sie bekommt einen anderen Klang. Sie ist beherrscht, aber in ihr ist der Zorn und die kalte Unduldsamkeit eines harten Mannes.

Der Spieler erschaudert wieder. Und wie unter einem Zwang murmelt er heiser: »Es war in Tombstone. und du hast allen Spielern in Tombstone verboten, mit deinem Bruder zu spielen – ja, auch mir. Dein Bruder war ein Narr und hörte nicht auf dich. Du hattest keinen Einfluss auf ihn. Und weil du wusstest, dass er bald mit einem von uns Kummer bekommen würde, weil er unverschämt beim Poker betrog, so hattest du uns verboten, mit ihm zu spielen. Ah, du konntest deinen einzigen Bruder nicht zurechtstutzen, denn du hättest ihn töten müssen, wenn …«

»Genug, Hawlee! Du hast mein Verbot also nicht beachtet. Deshalb bin ich hier. Muss ich dich …«

»Zur Hölle mit dir, Lane! Bist du denn der Boss unserer Welt, dass du Männern Befehle erteilen kannst? Ah, dein Revolverruhm ist dir zu Kopf gestiegen, und jetzt bist du wahrhaftig zu groß in deinen Hosen! Oh, du forderst von einem Mann Rechenschaft, weil er sich den Teufel um deine Befehle gekümmert hat! Nun, ich bin nicht der Narr, der es mit einem Schießeisen gegen dich versucht! Aber ich werde dich mit diesen Fäusten auf die richtige Größe zurechtstutzen. Und wenn ich mit dir fertig bin, so wirst du vor jedem erstklassigen Schießer davonlaufen!«

Howard Hawlee hat sich bei jedem Wort immer mehr in eine wilde Wut hineingesteigert. Seine ganze Haltung ist stolzer und selbstbewusster geworden.

Er bewegt langsam seine Arme und zieht sich den Rock aus. Er lässt ihn achtlos hinter sich fallen und löst dann langsam die Schnalle seines Schulterholsters. Der kleine Colt poltert mitsamt dem Holster zu Boden.

Adam Lane sieht sich um. Sein Blick bleibt auf einem kleinen und rothaarigen Reiter haften, der nicht in der Nähe neben einem Roulettetisch steht. Der kleine Mann erwidert den Blick offen und fest.

Adam nickt.

»Reddy, kann ich meinen Colt für eine Weile bei Ihnen lassen?«, fragt er sanft.

»Sie werden ihn bestimmt zurückbekommen, Lane.« Der rotköpfige Gartenzwerg grinst und zeigt dabei eine prächtige Zahnlücke, die sicherlich vor nicht sehr langer Zeit durch eine Faust verursacht worden ist.

Als Adam seinen Waffengurt abschnallt, fegt Howard Hawlee mit einer unduldsamen Bewegung den Tisch zur Seite. Pokerkarten und Chips fallen auf den Boden.

Und Hawlee greift an, bevor Adam Lane fertig ist.

»Zertrümmern werde ich dich großspurigen Burschen!«, zischt er, und beidhändig schlagend trifft er Adam mächtig. Der Zusammenprall ist hart. Adam wird zurückgestoßen und landet mit dem Rücken auf dem Roulettetisch.

Aber er zieht die Beine an und stößt sie Hawlee gegen die Brust. Nun marschiert der Spieler rückwärts und fällt über den umgestürzten Tisch.

Mit einem letzten Griff löst Adam nun seinen Waffengurt und wirft ihn dem Rotkopf zu. Der fängt ihn geschickt auf und stellt sich neben eine schmale Seitentür, durch die die Frau verschwunden ist.

»Jetzt werden wir es richtigmachen, Hawlee«, keucht Adam, denn er hat einige harte Schläge nehmen müssen.

Und sie stürmen gegeneinander an.

Sie sind von gleicher Größe und sicherlich auch von gleichem Gewicht. Mit den Fäusten ist Howard Hawlee seinem Gegner bestimmt gleichwertig. Sein wütender Angriff beweist, dass er sich dieser Gleichwertigkeit vollkommen bewusst ist, und die Tatsache, dass er es gegen den gefährlichen Revolver-Lane mit den Fäusten austragen kann, gibt ihm Mut und Zuversicht.

Der ganze Hass, der in einem Mann anwächst, der endlose Meilen vor dem Colt eines anderen geflüchtet ist, kommt in Hawlee nun zum Ausbruch.

Wieder trifft er Adam Lane hart, treibt diesen vor sich her, durch einige Zuschauer hindurch und bis an die Wand. Aber dort stößt sich Lane wieder ab. Er rammt seinen Kopf unter Hawlees breites Kinn und jagt ihm die Rechte in die Magenpartie.

Schon jetzt weiß jeder Zuschauer, dass es ein harter Kampf werden wird. Auch die kleine Seitentür öffnet sich wieder. Ein breiter und sehr massiger Mann taucht auf. Seine schwarzen Brauen bewegen sich wie zwei dicke Raupen, und seine wasserhellen Augen funkeln wütend. Aber als er sich bewegen will, taucht die Frau hinter ihm im Türrechteck auf, und ihre Hand, die sie ihm nur leicht auf die Schulter legt, scheint den Dicken schnell zu beruhigen.

Adam Lane verspürt den heißen Schmerz, den ihm Hawlees Fäuste immer wieder zufügen. Sie stehen nun dicht beisammen und hämmern in wildem Vernichtungswillen in die Körperpartien des Gegners hinein.

Lane muss sich gestehen, dass er diesen großen Spieler unterschätzt hat. Dieser Mann ist nicht weich wie so viele seiner Kollegen. Adams Fäuste hämmern gegen einen muskulösen Körper, der stahlhart und biegsam ist. Und dabei wird es ihm auch klar, warum Howard Hawlee der einzige Mann in Tombstone war, der sich nicht um das Verbot gekümmert hatte.

Hawlee sackt plötzlich dicht vor ihm zusammen. Adam hat ihn mehrmals hart getroffen. Es sieht wirklich so aus, als würde Hawlee zu Boden gehen wollen.

Aber es ist nur ein Trick.

Als Adam zurücktreten will und schon die Arme sinken lässt, da richtet sich Hawlee aus der zusammengesunkenen Hockstellung blitzschnell auf. Seine Hände sind zu einer einzigen Faust geballt, und diese Faust wird nun von beiden Armen hochgerissen.

Es kracht dumpf, als diese Wucht gegen Adams Kinn knallt, ihm den Kopf zurückstößt und ihn für einen Moment vollkommen die Übersicht verlieren lässt.

Er spürt aber, wie er hart auf dem Rücken landet. Instinktiv rollt er sich zur Seite. Dicht neben seinem Kopf stampft der Stiefel des nun wild aufbrüllenden Spielers auf den Boden.

Keuchend wirft sich Adam herum, packt das Bein und bringt den Gegner zu Fall.

Sie wälzen sich übereinander und schlagen immer wieder mit aller Kraft aufeinander ein – bis Adam einmal oben ist, sich losreißt und aufschnellt.

Er empfängt Hawlee mit zwei mächtigen Schwingern, und er weiß dabei, dass dies wahrscheinlich seine letzte Chance ist. Wenn er Hawlee jetzt nicht stark erschüttern kann, wird dieser Kampf wahrscheinlich unentschieden enden. Dann werden sich die Männer gegenseitig so sehr zerschlagen, dass keiner von ihnen der wahre Bezwinger des anderen sein kann.

Die Schläge kommen richtig an. Hawlee wird erst nach links und dann nach rechts geworfen. Er fällt auf die Knie. Adam lässt ihm genügend Zeit und wartet.

Als Hawlee dann taumelnd auf den Füßen steht, nach Luft keucht und mit wilden Augen Maß nehmen will, da trifft ihn Adam noch einmal schmetternd gegen Mund und Nase. Eine wilde Befriedigung überkommt ihn dabei.