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Dies ist die Story des berühmtesten Forts am Bozeman Trail, in dem die Armee einen aussichtslosen Kampf gegen die Übermacht von dreitausend Indianern führte. Und gleichzeitig ist es die Geschichte des Scouts Jim Cloud und der Frau, die er liebte ...
Es ist unmöglich, von G.F. Unger nicht gefesselt zu werden! Seine Romane erscheinen exklusiv im Bastei Verlag!
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Seitenzahl: 148
Veröffentlichungsjahr: 2020
Cover
Impressum
Fort Phil Kearney
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Manuel Prieto/Norma
Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-9357-6
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Fort Phil Kearney
Die Luft im WyomingTerritorium ist so klar, dass Jim Clouds Augen ohne Fernglas erkennen können, wer da östlich der meilenlangen Hügelkette nach Norden fährt. Denn er kennt die sechs Planwagen und die dazugehörigen zwölf Männer gut genug. Den dreizehnten Mann, der diesen Wagenzug führt und auf einem wundervollen Fuchs an der Spitze reitet, kennt er noch viel besser.
Es ist Gordon Banner.
Und Gordon Banner ist gerade dabei, sechs Wagenladungen voll Handelswhisky zu den Indianern zu bringen.
Mit sechs Wagenladungen aber kann man einige große Indianerdörfer für viele Tage betrunken machen.
Und was betrunkene Indianer alles anstellen können – nun, dies weiß Jim Cloud nur zu gut. Er weiß es besser als jeder andere Mann in diesem Land …
Ja, Jim Cloud ist ein weißer Mann, aber eigentlich wirkt er fast wie einer der großen, sehnigen, zähen und stolzen Urherren der Hochprärie, wie ein echter Dakota-Sioux vom Stamm der Oglala oder Hunkpapa. Sein Haar ist blauschwarz, sein Gesicht dunkel gebräunt. Es ist ein scharfes und verwegenes Gesicht. Seine Augen sind grün. Sie haben stets einen ruhig und fest prüfenden Blick.
Er trägt Lederkleidung wie alle Angehörigen der sogenannten Hirschleder-Brigade, also die Jäger, Scouts und Bergläufer.
Wie Jim Cloud dort so auf seinem schwarzen Wallach verhält, über das Land späht und dann wieder auf die sechs fahrenden Wagen blickt, da wirkt er ganz wie ein Mann, der auf die vollkommenste Weise in diese Welt hineingestellt wurde, in eine Welt, in der sich längst nicht jeder Mann behaupten kann.
Denn es ist eine ganz besondere Welt hier am Bozeman-Weg zwischen Fort Laramie und dem Powder River.
Er macht nur eine leichte Körperbewegung, die das schwarze Pferd unter ihm jedoch sofort richtig deutet. Es wendet sich zur Seite und trägt den Reiter auf die andere Seite des Hügelkammes, sodass Jim Cloud nun zur westlichen Seite der Hügelkette hinunterblicken kann.
Was er dort kommen sieht, lässt seinen Gesichtsausdruck härter und bitterer werden. Seine Lippen pressen sich fest zusammen. Seine Augen werden schmal.
»Oh, zum Teufel«, murmelt er, »was sind das für Dummköpfe dort in Washington, die eine Indianerpolitik machen, wie sie nicht dümmer und unglücklicher sein könnte!«
Er erinnert sich wieder scharf daran, wie es vor zwei Tagen bei Fort Laramie war.
Fünftausend Indianer waren rings um Laramie versammelt, und die großen Häuptlinge waren gekommen, um mit dem Regierungsbeauftragten über den Bozeman-Weg zu verhandeln.
Denn dieser Weg führt mitten durch das Indianerland hinauf nach Montana. Als man mitten in den Verhandlungen war, die den Weißen die Benutzung des Bozeman-Wegs einbringen sollte, kam Colonel Henry B. Carrington anmarschiert, und er kam an der Spitze von siebenhundert Soldaten und vielen Wagen, Geschützen und sogar einem Musikzug, der mit klingendem Spiel an der Spitze zog.
Und als einige Indianer jenen Colonel Carrington fragten, was er denn hier mit seinen vielen Soldaten wolle, da erwiderte dieser gradlinige Offizier schlicht, dass er gekommen sei, um im Powder-River-Land einige Forts zu errichten.
Jim Cloud grinst bitter, als er daran denkt, was es plötzlich für eine Aufregung unter den versammelten Indianern gab.
Oh, die Verhandlungen waren sofort beendet.
Und Rote Wolke sagte mit der ganzen Verachtung, zu der ein Indianer fähig ist: »Wir sitzen hier, um über die Benutzung des Weges durch unser Land zu verhandeln. Doch indes man hier versucht, uns mit Worten eine Erlaubnis abzuringen, schickt der Weiße Vater viele Soldaten, die uns einfach den Bozeman-Weg stehlen sollen, bevor wir überhaupt ja oder nein gesagt haben. Es wird Krieg geben, wenn dieser Adlerhäuptling mit seinen Soldaten ins Powder-River-Land kommt, um Festungen zu errichten. Es wird Krieg geben.«
Und nachdem Rote Wolke diese Worte gesprochen hatte, war alles vorbei und beendet.
Die fünftausend Indianer, die in vielen Dörfern rings um Laramie lagerten, zogen unheimlich schnell wieder ab.
Am nächsten Morgen waren nur noch einige zahme, degenerierte und mehr oder weniger dem Suff verfallene Agentur-Indianer da.
Die Stämme der Sioux aber waren unterwegs ins Powder-River-Land, um dort auf den Adlerhäuptling Carrington und dessen Soldaten zu warten.
An diese Begebenheit erinnert sich Jim Cloud nun also wieder.
Denn was er dort westlich der Hügelkette kommen sieht, sind jene siebenhundert Soldaten mit Colonel Carrington an der Spitze.
Sie sind wahrhaftig zum Powder River unterwegs.
Jim Cloud wird klar, dass er hinunter muss zu diesem Colonel Carrington, um ihn um Hilfe zu bitten. Denn so furchtlos Jim Cloud auch ist, kann er es doch nicht mit dreizehn hartgesottenen Burschen aufnehmen, die mit sechs Wagenladungen Whisky zu den Indianern wollen.
Aber wird Colonel Carrington ihm helfen?
Was ist Carrington für ein Mensch – was für ein Offizier?
Jim Cloud seufzt. Er lebt schon seit seiner Kindheit im Land. Er war schon mit seinem Vater hier, bevor die Armee kam und den indianischen Händlern Laramie abkaufte und ein Fort daraus machte.
Jim Cloud kann bald erkennen, dass man ihn bemerkt hat. Vorn beim Colonel reiten auch zwei weiße Scouts. Einer davon ist Büffel-Joe. Joe wird jetzt den Colonel gewiss über ihn, Jim Cloud, aufklären.
Der Colonel sitzt kerzengerade auf seinem Pferd. Nein, er ist ganz und gar kein Kavallerieoffizier.
Er ist ein schon älter wirkender Mann, eisgrau an den Schläfen, hager, schmal, mit einem ruhigen Gesicht, in dem die stets mit Zurückhaltung prüfenden Augen eines bescheidenen Mannes das auffälligste Merkmal sind.
Dieser Colonel gehört nicht zu der forschen und vorwärts drängenden Sorte.
Er gehört zu der stillen, ruhig-vornehmen Sorte, die zwar pedantisch ist, doch auf irgendeinem bestimmten Gebiet erstklassige Leistungen vollbringen kann.
Dies alles spürt Jim Cloud instinktiv, indes er neben den Colonel reitet, höflich grüßt und ihn betrachtet und studiert.
»Nun, Mister Cloud«, sagt der Colonel mit präziser und zugleich unpersönlicher Höflichkeit. »Führt Sie ein besonderer Anlass zu uns?«
Jim Cloud nickt. Er blickt sich um, erwidert Büffel-Joes Nicken und blickt dann in die Augen eines Offiziers, der ein Stück seitlich hinter dem Colonel reitet.
Dieser Captain ist ganz und gar das Bild eines verwegenen und forschen Kavallerieoffiziers. Jim Cloud kennt ihn vom Ansehen. Es handelt sich um Captain William Fetterman, der während des Bürgerkrieges schon einmal Lieutenant Colonel war und der dem Colonel als Kavallerieoffizier beigegeben wurde. Er hat offensichtlich den Auftrag, unter dem Kommando von Colonel Carrington eine Kavallerieabteilung aufzustellen, sobald die Forts gebaut sind.
Der Blick des Captains ist eisig, abweisend und irgendwie etwas verächtlich.
Jim Cloud lächelt leicht, denn er kennt auch diese stolze Sorte von Offizieren, bei denen der ebenbürtige Mensch erst beim Lieutenant beginnt.
Überdies hat Captain William Fetterman in Laramie stolz verkündet, dass er mit fünfzig Kavalleristen Rote Wolke und dessen ganzen Stamm in Fetzen hauen würde.
Jim Cloud hält diese Sorte von Offizieren für arrogante Narren, deren Selbstüberschätzung nichts anderes als verblendete Dummheit ist.
Er wendet sich an den Colonel.
»Ich möchte Ihre Hilfe, Sir«, sagt er schlicht. »Ein Dutzend Reiter unter der Führung eines erfahrenen Sergeants. Ich sehe, dass Sie keine Pferde bei sich haben, Colonel. Doch Sie könnten einige Wagen anhalten und die Maultiere ausspannen lassen, damit …«
»Wozu bitten Sie um meine Hilfe, Mister Cloud?«, fragt der Colonel nüchtern. In seiner Stimme aber schwingt kaum merklich ein ärgerlicher und abweisender Ton mit. Er ist offensichtlich ein Mann, der sich nicht gerne durch irgendwelche Nebensächlichkeiten von seinem Weg abbringen lässt.
Er hat den Befehl, ins Powder-River-Land zu marschieren und dort einige Befestigungen zu errichten. Und genau das und nichts anderes will er tun.
Er erinnert sich jedoch daran, dass Büffel-Joe, der sein erster Scout ist, ihm über diesen Jim Cloud, als dieser sich näherte, eine sehr günstige Auskunft gab.
Jim Cloud deutet auf die Hügelkette, von der er kam.
»Auf der anderen Seite dieser Hügelkette fahren sechs mit Schnaps gefüllte Wagen zu den Indianern. Sie gehören Gordon Banner und dessen Mannschaft. Er ist ein Händler von der übelsten Sorte. Bald werden einige Indianerdörfer völlig betrunken sein.«
»Na und! Sollen sich die roten Affen doch vergiften!«
Es ist Captain Fetterman, der diese Worte scharf und verächtlich hören lässt.
Aber Jim Cloud wendet sich nicht einmal nach ihm um.
»Es sind einige Wagenzüge nach Montana und Oregon unterwegs«, sagt Jim Cloud drängend. »Diese Wagenzüge brachen auf, weil sie glaubten, dass die Verhandlungen bei Laramie noch viele Tage dauern und bestimmt zu einem guten Ende führen würden. Aber wenn sich die Indianer in den nächsten Tagen richtig betrinken können, werden sich bald tausend verrückte Krieger auf diese Wagenzüge stürzen. Sie werden Kinder, Frauen und Männer töten. Betrunkene Indianer sind so ziemlich die schlimmste Sache, die es gibt. Jeder Weiße, der an die Indianer Schnaps verkauft, sollte auf der Stelle erschossen werden. Colonel, ich kann es allein nicht mit dreizehn Burschen aufnehmen, die sämtlich hartgesotten sind und kämpfen können wie die Teufel. Ich möchte von Ihnen eine kleine Abteilung. Ich will die Schnapsladung vernichten. Dies allein schon wird Dutzenden von Menschen das Leben retten. Die Indianer sind nach der Enttäuschung in Laramie jetzt ohnehin wild wie die Hornissen. Wenn sie jetzt noch Schnaps bekommen …«
Er verstummt bitter, und seine Handbewegung besagt, dass sich jeder Mann mühelos ausmalen kann, was dann passieren wird.
Der Colonel aber wendet nur den Kopf und betrachtet ihn von oben bis hinunter zu den Steigbügeln – und dann wieder hinauf.
Der Colonel hat ernste Augen, aber es ist auch ein Staunen darinnen. Für einen Moment wirken diese Augen wie ungläubige Kinderaugen. Dann werden sie unwillig im Ausdruck.
Sie sind ein sehr deutlicher Spiegel seiner Gefühle.
Nun schüttelt er den Kopf.
»Ich kann Ihnen aus verschiedenen Gründen nicht helfen, Mister Cloud«, sagt er dann. »Mein Auftrag lautet, ins Powder-River-Land zu marschieren und dort einige Forts zu errichten. Und nichts anderes werde ich tun. Denn wenn ich erst damit anfange, mich auch noch um andere Dinge zu kümmern, so werde ich meine Aufgabe bis zum Anbruch des Winters nicht erfüllen können. Überdies ist längst nicht erwiesen, dass jener Wagenzug seine Schnapsladung zu den Indianern bringen wird. Es könnte doch auch sein, dass die Wagen nach Montana ins Goldgräberland wollen. Dort soll es Goldgräberstädte geben mit Saloons, die ständig Nachschub an Feuerwasser nötig haben. Und überhaupt, Mister Cloud, ist für solche Dinge der kommandierende Offizier in Fort Laramie zuständig. Sie müssen sich dorthin wenden.«
»Dann ist es zu spät«, erwidert Jim Cloud bitter. Er betrachtet den Colonel staunend, denn er glaubt, dass Carrington überhaupt nicht begriffen hat und sich gar nicht vorstellen kann, was es bedeutet, wenn einige tausend Indianer betrunken sind.
Carringtons Augen erwidern seinen Blick fest und offen.
Und nun weiß Jim Cloud es endlich genau: Carrington führt alle Befehle genau und wortwörtlich aus, präzise und zuverlässig. Und er blickt dabei nicht nach rechts und nicht nach links. Carrington wird sich niemals durch irgendwelche Dinge, die nichts mit seinem Auftrag zu tun haben, ablenken oder behindern lassen. Colonel Carrington gleicht einem unbeirrbaren Pferd mit riesengroßen Scheuklappen.
Das ist es!
Und weil Jim Cloud das erkennt, verschwendet er kein weiteres Wort mehr und nickt nur leicht.
Bevor er sein Pferd zur Seite lenkt, betrachtet er noch einmal Captain William Fetterman, in dessen Augen es funkelt.
»Warum kümmern Sie sich eigentlich um diese Dinge, Cloud?« So fragt Fetterman scharf herüber.
Aber Jim Cloud gibt ihm keine Antwort. Er nickt Büffel-Joe und dem anderen Scout zu und reitet davon.
»Zum Teufel, Cloud, ich habe Sie etwas gefragt!« Dies ruft Fetterman ihm scharf und drohend nach.
Aber Jim Cloud wendet sich nicht einmal um. Da will der Captain sein Pferd antreiben, um ihm zu folgen, denn er ist von anderer Art als der Colonel. Er nimmt eine Missachtung solcher Art nicht hin, sondern fühlt sich herausgefordert wie ein Terrier von einem Wildkater.
Aber Carrington wendet jetzt seinen Kopf, nimmt seinen starren Blick vom nördlichen Horizont und blickt seinen Stellvertreter und Kavallerieoffizier an.
»Schon gut, Captain!«, sagt er ärgerlich. »Schon gut! Ich hoffe, dass Sie sich nicht durch diesen schlecht erzogenen Grenzer herausgefordert fühlen.«
Fetterman schluckt, knirscht mit den Zähnen und hat heiße Flammen in den Augen. Er salutiert sorgfältig.
»Yes, Sir! Ich vergaß, dass diese Grenzer nicht viel anders sind als Indianer – ungebildet und primitiv.«
Als er es gesagt hat, lachen Büffel-Joe und der andere Scout leise, doch unverkennbar so, als hätten sie einen guten Witz vernommen.
Fettermans rotblonder Kavalleristenbart sträubt sich sofort sichtbar. Er fragt schnaubend: »Warum lachen Sie?«
Büffel-Joe grinst ihn an. »Es war ein guter Witz, Captain«, sagt er ungerührt. »Sie sagten, dass diese Grenzer nicht viel anders als Indianer sind. Vielleicht trifft dies auf mich und Portugee hier zu. Doch wenn Sie Jim Cloud gemeint haben sollten, so sind Sie auf dem Holzweg. Er war Offizier im Bürgerkrieg, und er hat eine sehr noble Schulbildung. Sein Vater war damals hier einer der größten Händler. Er wurde von den Indianern nicht weniger geachtet und geliebt als Pater de Smet, denn er meinte es gut und war ein ehrlicher Händler. Jim Clouds Mutter aber wurde von den Indianern verehrt. Er kennt all die großen Häuptlinge persönlich. Als Knabe hat er mit ihnen gespielt, war mit ihnen befreundet. Er jagte mit ihnen. Unterschätzen Sie Jim Cloud nicht, Captain!«
Colonel Carrington wendet interessiert den Kopf.
»Er war Offizier der Union? Oder der Rebellenarmee?«
»Der Union, Sir.«
»Und seine Eltern?«
»Sie sind tot«, erwidert Büffel-Joe. »Es war kurz vor dem Bürgerkrieg, als sie von Indianern erschlagen wurden.«
»Oha, von ihren Freunden? Ich denke, sie wurden geachtet, verehrt, geliebt und ich weiß nicht noch was?« Dies ruft Captain Fetterman spöttisch und verächtlich.
Büffel-Joe aber wischt sich über das dunkle und wettergegerbte Gesicht und schnauft durch seine Falkennase.
»Ein schurkischer Händler hatte den Indianern zuvor Schnaps gegen Felle und Häute gegeben«, spricht er dann. »Die Indianer waren allesamt schlimm betrunken. Haben Sie schon einmal betrunkene Indianer gesehen, Captain? Sie bringen sich dann auch gegenseitig um. Sie sind dann völlig verrückt. Jim Cloud ist deshalb auf jene Schufte, die den Indianern Schnaps geben, nicht gut zu sprechen. Und ich denke, dass er noch längst nicht aufgeben wird, obwohl er hier keine Hilfe erhielt und er nun allein gegen Gordon Banner und dessen hartgesottene Mannschaft steht.«
Der Colonel sagt nichts zu diesen Worten. Er starrt nur nach Norden. Dort ist sein Ziel.
Was Jim Cloud tun wird, kümmert ihn und Captain Fetterman wenig.
☆
In Jim Cloud ist ein bitterer und verächtlicher Zorn, doch seine Enttäuschung ist nicht besonders groß. Irgendwie hat er es nicht anders erwartet.
Trotzdem denkt er nicht daran aufzugeben.
Denn er muss immer wieder an seine Eltern denken, die von den Indianern geachtet und geehrt wurden, und die man dennoch erschlug, weil dieser Handelswhisky die besten Indianer verrückt macht.
Gordon Banner gehörte zu jenen Männern, die am Tode seiner Eltern schuld waren. Er muss ihm das Handwerk legen.
Jim Cloud will sein Pferd wieder zur Seite lenken, als ihm plötzlich etwas auffällt. Oh, er hätte es fast übersehen.
Es sind nicht mehr dreizehn Männer dort unten beim Wagenzug.
Er zählt nur noch elf Männer, davon sechs Fahrer. Und auch von den Sattelpferden, die der Wagenzug bei sich hat und die zumeist hinter den Wagen angebunden sind, fehlen zwei Tiere.
Zwei von Gordon Banners hartbeinigen Burschen sind fort. Er muss sie als Scouts ausgesandt haben, als Jim Cloud bei Colonel Carrington war.
Und wo sind sie jetzt?
Jim Cloud weiß, dass er sich nun vorsehen muss. Gordon Banner und dessen Männer kennen ihn gut genug. Es herrscht Feindschaft zwischen ihnen.
Jim Cloud treibt seinen schwarzen Wallach nun schräg den Hang hinunter und auf den Bozeman-Weg zu. Dort gibt er dem Tier die Zügel frei und ruft leise: »Vorwärts, Blackboy, vorwärts!«
Eine Meile weiter führt der Bozeman-Weg durch den Little Dry Fork. Jim Cloud reitet vorsichtig, und jetzt gleicht er in seiner ganzen Haltung mehr einem Indianer als einem Weißen. Er nimmt die Winchester aus dem Sattelschuh, lädt durch und hält sie bereit.
Am sandigen Ufer sind keine frischen Spuren.
Aber sein Pferd spitzt plötzlich die Ohren und wendet den Kopf nach rechts zu den Felsen hinüber.
»Hoi, warum versteckt ihr euch?« Dies ruft Jim Cloud hinüber. Er ist nicht sehr sicher, ob sich dort zwischen den Felsen jemand versteckt hält. Seine scharfe Frage ist nur ein Bluff.
Doch der Bluff gelingt.
Gordon Banners beide Scouts kommen langsam herausgeritten. Einer hat sein Gewehr unter dem Arm wie Jim Cloud. Und der andere Mann lässt sein Tier etwas seitlich gehen. Sein Revolverarm hängt an der Seite nieder. Gewiss hält er auf der Jim Cloud abgewandten Seite die Waffe in der Hand.
Diesen Trick kennt Jim gut. Wenn man sich seitlich aus dem Sattel beugt, kann man gut unter dem Pferdehals hindurch auf einen Gegner schießen und wird überdies vom Pferd etwas gedeckt.
Langsam kommen sie angeritten. Als sie bis auf zehn Yards heran sind, verhalten sie.
»Hallo, da ist ja der große Lederstrumpf!«, sagt einer.
»Von dem wir wissen, dass er in Laramie in unseren Wagen herumschnüffelte«, fügt der andere Mann hinzu.
Jim Cloud betrachtet sie ernst. Es sind wahrhaftig hartgesottene Burschen, die hier an die Indianergrenze kamen, weil sie vor dem Gesetz flüchten mussten und eine Zuflucht brauchten. Sie gehören zum Abschaum der Grenze.
»Gordon Banner trug uns auf, dich von ihm zu grüßen, sollten wir dich finden«, beginnt der eine, und seine Stimme klingt nun gedehnt und hat einen gefährlichen Unterton.
Sein Begleiter grinst kalt und sagt etwas schrill: »Wir bekommen hundert Dollar für deinen Skalp, Bruder. Hast du an Banner noch etwas zu bestellen?«
»Nein«, sagt Cloud und wirft sich zur Seite. Dabei kracht sein Gewehr. Die Kugel des anderen Gewehres, das sein Gegenüber auf ihn abfeuert, fährt nur durch sein Lederhemd.