G. F. Unger 2049 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger 2049 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Sie sind drei gefürchtete Banditenjäger. Seit dem Tag, an dem Guerillas ihre Frauen schändeten, ihre Kinder ermordeten und ihre Ranches niederbrannten ...


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EPUB
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Seitenzahl: 158

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhalt

Cover

Impressum

Die drei Harten

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Manuel Prieto/Norma

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-9359-0

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Die drei Harten

Es ist an einem späten Nachmittag, als sie sich vor dem großen Canyonmaul treffen, wo sich die Fährten vereinigen, denen sie folgten.

»Da sind wir also wieder beisammen«, spricht Pat Lannogan ruhig. Die beiden anderen Reiter nicken.

Nat Walker murmelt: »Wir wussten ja, dass sich die Fährten irgendwann und irgendwo vereinigen würden, damit die Bande wieder beisammen ist. So machten sie es ja nach jedem Coup.«

Stud Blaisdell, der Dritte von ihnen, schweigt wie immer. Er ist ein verschlossen wirkender Mann, zäh, hart und erfahren, der niemals ein unnötiges Wort spricht.

Pat Lannogan deutet in den Canyon hinein. »Das wird ziemlich hart für uns«, murmelt er. »Sie sind in der Überzahl. Wir werden einige von ihnen töten müssen und auch selber etwas abbekommen.«

»So wie fast immer«, spricht Nat Walker hart. Er ist von seiner Großmutter her zu einem Viertel ein Comanche. Und wären nicht seine hellen Augen, so könnte man ihn fast für einen Vollblut-Comanchen halten, der sich die Haare stutzen ließ und die Kleidung eines Weißen trägt. Aber Comanchen tragen auch keine sichelförmigen Schnurrbärte, deren Enden bis tief unter die Mundwinkel hängen.

Sie blicken beide auf Lannogan. Das tun sie stets, wenn eine Entscheidung getroffen werden muss. Er hat das letzte Wort. Auf seinen Instinkt ist Verlass. Er ist ihr heimlicher Anführer …

Er erwidert ihre Blicke und spricht ruhig: »Wenn wir bei unserem Geschäft bleiben wollen, dürfen wir nicht kneifen. Denn tun wir es auch nur einmal, dann …«

Er verstummt und winkt verächtlich mit der Hand.

»Ja, dann würden wir es immer wieder tun, wenn der Bissen uns zu groß erscheint«, brummt Nat Walker.

Und Stud Blaisdell spricht wie immer gar nicht, sondern nickt nur.

»Na gut, dann los«, entscheidet Lannogan und reitet wieder an und in den dunklen Canyon hinein. Sie folgen ihm sofort und reiten rechts und links neben ihm Steigbügel an Steigbügel.

Man nennt sie im Umkreis von tausend Meilen »Die drei Harten«.

Und wer sie so reiten sieht, der spürt sofort ihre Härte. Alle drei strömen sie eine absolute Unerschütterlichkeit aus, als könnten sie niemals verlieren, ganz gleich, was sich ihnen auch in den Weg stellt.

Ihre Pferde sind besondere Tiere. Keines wäre für weniger als dreihundert Dollar zu kaufen. Und dabei bekommt man in diesem Land ein durchschnittliches Pferd schon für zwanzig Dollar. Auch ihre Ausrüstung ist bestens, mag es sich um die Waffen, die Kleidung, die Sättel oder das Campgerät handeln.

Sie sind ein perfekt funktionierendes Trio, wenn es um Menschenjagd geht. Denn sie sind Kopfgeldjäger.

Nun, sie reiten also in den Canyon hinein, in dem es immer dunkler wird.

Der Canyon – man nennt ihn den Black Ghost Canyon – wird rechts und links von engen Schluchten durchbrochen und ist angefüllt mit Felsklötzen.

Er bietet viele Schlupfwinkel rechts und links in den engen Schluchten. Dort gibt es Geächtete und Gejagte, die im beständigen Hass gegen die menschliche Gemeinschaft leben.

Und deshalb gibt es die Kopfgeldjäger.

Die drei reiten ruhig durch den Canyon, so als hätten sie es nicht eilig, zu einem Ziel zu kommen. Und dennoch strömen sie eine bedrohlich Unaufhaltsamkeit aus.

Nach etwa drei Meilen – es wurde inzwischen Nacht – erblicken sie die Lichter des kleinen Ortes mitten in dem hier bauchigen Canyon.

Am Himmel kamen inzwischen die Sterne zum Vorschein, die mit zunehmender Dunkelheit immer klarer und stärker erstrahlen.

»Das ist es, dieses Nest«, murmelt Lannogan. »Ich denke, dass sie schon zu Abend gegessen, sich den ersten Rausch angetrunken haben und jetzt bei den Mädchen im Hurenhaus liegen. Das ist immer so, wenn diese Sorte einen gelungenen Coup feiert. Die müssen wir nicht lange suchen.«

Sie haben angehalten. Nun wittern sie hinüber zu den Lichtern von Ghost Lodge. Denn so heißt der kleine Ort, der aus einem einzigen Haus entstanden ist, um das sich nun andere Häuser, Hütten, Corrals, Weidekoppeln und ein paar Äcker und Felder scharen.

Ghost Lodge ist ein böses Nest inmitten eines Landes von Geächteten und für diese sozusagen der Nabel der Welt.

Nun endlich spricht Stud Blaisdell.

»Na gut«, sagt er hart und reitet an.

Sie bleiben nicht hinter ihm zurück. Und so erreichen sie bald die ersten Hütten und Häuser. Es gibt eine Schmiede, einen Mietstall, einen Store und natürlich einen Saloon. Dieser Saloon war das erste Haus in Black Ghost Canyon und nannte sich Ghost Lodge.

Sie reiten daran vorbei.

Aber eine der Gestalten, die vor dem Saloon auf der Veranda herumlungern, ruft ihnen zu: »Ins Hurenhaus kommt jetzt keiner hinein! Dort hat sich Jed Mortimer mit seinen Jungs breit gemacht. Die werfen euch gleich wieder raus. Bleibt hier, wenn ihr keinen Ärger wollt.«

Die drei Harten halten an.

Die heisere Stimme des Mannes fragt: »Wie viele seid ihr überhaupt? Müssten wir euch kennen?«

»Nein«, antwortet Lannogan ruhig. »Wir sind schon lange nicht mehr hier durchgekommen. Damals war der Ort noch sehr viel kleiner. Aber Elviras Hurenhaus stand schon. Sonst wäre Ghost Lodge wohl kaum gewachsen.«

Sie sind nach Lannogans Worten am Saloon vorbei. Rechts und links stehen noch einige Häuser, aus deren Fenstern Lichtbahnen fallen. Eines der Häuser ist eine Speiseküche. Dort tritt ein Mann, der sich eine Schürze umgebunden hat, beim Klang des Hufschlags aus der offenen Tür und ruft den drei Reitern zu: »Ich habe Hammelbraten für einen halben Dollar! Steigt ab und kommt herein.«

Aber sie reiten weiter, kommen an einem Sattlerladen und einem Waffengeschäft vorbei, dann an einem Sargladen und einem Barbier, der auch eine Badeanstalt unterhält, was im Lichtschein einer Laterne auf einer Tafel zu lesen ist.

Das Hurenhaus steht am Ende des Ortes etwas zurück.

Vor dem Eingang sind sechs Sattelpferde angebunden. Sie werden dort gewiss die ganze Nacht verbringen müssen, indes ihre Reiter drinnen ihrem Vergnügen frönen.

Die drei Harten halten an, sitzen ab und binden ihre Pferde ebenfalls an den Haltebalken an.

Vor der Tür erhebt sich ein riesiger Neger, dessen Stimme jedoch sehr höflich klingt, als er spricht: »Gentlemen, es ist alles von Jed Mortimer und dessen Jungs besetzt. Die wollen nicht gestört werden. Es geht heute nicht, Gentlemen.«

Als er verstummt, erwidert der sonst so wortkarge Stud Blaisdell mit seinem typischen Texanerslang: »Bimbo, mach dir keine Sorgen um uns. Wir kommen mit Mortimer gewiss zurecht.«

»Nein, ihr müsst erst einmal mit mir zurechtkommen«, erwidert der Schwarze. »Und mein Name ist Caesar Bonaparte. Sie kommen hier nicht rein. Denn wenn euch die Mortimers rauswerfen, geht drinnen gewiss eine Menge zu Bruch. Also …« Er klatscht bei seinem letzten Wort in die Hände, so als könnte er auf diese Weise die drei Ankömmlinge verjagen.

Die drei Harten nehmen beim Absitzen ihre Gewehre aus dem Sattelfutteral. Stud Blaisdell nickt dem Schwarzen zu, als dieser sich vor ihm aufbaut.

»Oh, mein Amigo Caesar Bonaparte«, spricht er freundlich, »wenn das so ist …«

Er macht einen Bewegungsansatz, so als wollte er sich abwenden, doch dann wirbelt er ganz herum wie ein Wildkater, dem jemand in den Schwanz beißen will. Der Gewehrlauf trifft den Schwarzen quer über dem Ohr und schlägt ihm fast den Kopf von den Schultern.

Sie steigen dann über die riesige Gestalt hinweg und betreten das Putahaus.

In der Empfangshalle befindet sich die Bar, und hier sehen sie die Chefin Elvira stehen, die sie mit den Worten empfängt: »Heute nicht. Wieso hat Caesar euch überhaupt reingelassen, caramba!« Ja, sie stößt es zornig hervor.

Diesmal ist es Pat Lannogan, der spricht: »Doña Elvira, wir sind gekommen, um uns die Mortimers zu holen. Und wenn Sie jetzt zu kreischen beginnen, dann gibt es hier eine Schlacht. Wollen Sie eine Schlacht in Ihrem wunderschönen Putahaus?« Er fragt es richtig freundlich und so, als machte er sich ehrlich Sorgen.

»Nein, ich will keine Schlacht«, erwidert sie. »Aber wenn die harten Jungs und Hombres hier erst begreifen, dass Kopfgeldjäger gekommen sind, dann werdet ihr den Canyon nicht mehr lebend verlassen.«

»Wir werden sehen.« Pat Lannogan lächelt. »Sind sie alle oben bei den Mädchen? Oder ist noch einer hier unten?«

Sie gibt ihm keine Antwort. Aber ein Mann in Unterzeug taucht im Durchgang zur Vergnügungshalle auf, der sofort böse fragt: »Wer seid ihr? Raus hier!«

Der Mann hält in jeder Hand eine Flasche. Offenbar ist er heruntergekommen, um die Tequilaflaschen zu holen, weil oben der Vorrat ausging.

Nun steht er in seinem Unterzeug da und hält die Flaschen wie Keulen in den Händen. Sekunden später stürmt er brüllend auf die drei Kopfgeldjäger los, schwingt die vollen Flaschen wie Keulen.

Dabei brüllt er: »Achtung, Mortimers!«

Als er nahe genug ist, um Stud Blaisdell eine der Flaschen auf den Hut zu schmettern, schlägt Blaisdell wieder mit dem Gewehrlauf zu, indes er dem Angreifer durch einen Seitenschritt ausweicht.

Der wilde Mortimer in seinem roten Unterzeug kracht zu Boden wie ein gefällter Baum, aber sein Alarmschrei reichte aus, um die anderen Mortimers zu alarmieren.

Nun brüllen sie oben vielstimmig, und weil sie nicht nur die wilden Mortimers sind, die sich stets durch Kühnheit behaupten, sondern auch noch einen Rausch haben, kennen sie keine Vorsicht.

Drei von ihnen kommen schießend die Treppe – halb nackt, so wie sie bei den Mädchen in den Betten lagen.

Sie haben sich so lange bei Elvira und deren Mädchen aufgehalten, weil sie glaubten, ihren Verfolgern entkommen zu sein. Und begreifen nun ihren Irrtum. Den aber wollen sie korrigieren, indem sie versuchen, sich den Weg freizuschießen, wie sie es mehr als einmal taten.

Doch bis jetzt haben sie es noch nicht mit den drei Harten zu tun gehabt und springen direkt in den Hagel der Schrotkugeln hinein. Mehr oder weniger mit Blei gefüllt landen sie in der Amüsierhalle.

Allerdings sind es nur vier, die nun am Boden liegen, und die drei Harten wissen, dass es sechs sein müssen. Also fehlen noch zwei.

Und die kommen von draußen hereingesprungen, weil sie das Haus durch die Fenster verließen, um die Angreifer in die Zange zu nehmen.

Es sind Old Man Mortimer und sein ältester Sohn Lance.

Aber auch sie haben keine Chance, denn die drei Harten erwarten sie schon.

Es ist dann vorbei.

Die Mortimers stöhnen oder fluchen, je nachdem, wie schwer sie angeschossen wurden. Einer kann keinen Laut mehr von sich geben, denn er ist tot. Es ist der jüngste Mortimer, den sie Tate nennen.

Oben kreischen die Mädchen und heulen wilde Beschimpfungen.

Die massige Doña Elvira zeigt sich, nachdem sie ihre Deckung hinter der Bar verließ. Kehlig sagt sie: »Ihr seid bestimmt Kopfgeldjäger, aber noch niemals wagten sich welche von eurer Sorte in den Canyon – noch niemals. Ihr müsst verrückt sein. Denn ihr kommt mit den Mortimers nicht heil hier hinaus. Und ihr müsst sie ja mitnehmen, tot oder lebend, wenn ihr irgendwo die Prämien für sie kassieren wollt. Ihr müsst sie mitnehmen, ihr Narren. Aber das lassen die harten Jungs des Black Ghost Canyons nicht zu. Denn sie wissen genau, dass sie den Anfängen wehren müssen. Ihr tut mir leid, ihr Narren.«

Sie verstummt böse und lässt ihren Hass spüren.

Die drei Harten nicken ihr zu.

»Ja, wir können dich gut verstehen, Dicke«, murmelt Nat Walker. »Ihr seid hier ja eine große Familie. All die Jungs verjubeln bei euch einen Teil ihrer Beute. Aber vielleicht holen wir uns in den nächsten Wochen und Monaten auch alle anderen Banden, die hier untergekrochen sind. Dann seid ihr arbeitslos! Doch im Moment gibt’s noch zu tun! Vorwärts, schaff Verbandszeug herbei. Wir sind keine Unmenschen. Bevor wir Verwundete mitnehmen, werden wir ihre Wunden versorgen. Na los, Verbandszeug her! Oder sollen wir deine Bettwäsche in Streifen reißen?«

Sie schüttelt den Kopf. »Ich werde euch sogar dabei helfen, wenn ihr die Mortimers wie Christenmenschen versorgen wollt. Obwohl ich das bezweifle, dass ihr Christenmenschen seid!«

Die drei Harten grinsen hart.

Dann murmelt Pat Lannogan: »Die ganze Welt ist voller Christenmenschen, doch die meisten hält das nicht davon ab, dann und wann Böses zu tun. Doña, wir tun Gutes auf böse Weise. Und wenn es uns nicht gäbe, dann kämen die Bösen immer wieder ungestraft davon.«

Es ist gegen Mitternacht, als sie einen toten und vier angeschossene Mortimer auf den Pferden festbinden, damit sie nicht herunterfallen können.

Der sechste Mortimer ist jener, der von einem Gewehrlauf niedergeschlagen wurde. Er kann trotz seines Brummschädels auf sein Pferd steigen. Sie binden ihm nur die Handgelenke am Sattelhorn fest.

Sie bleiben dabei nicht unbeobachtet. Es fanden sich mehr als zwei Dutzend schweigender Gestalten ein, von denen eine feindliche Strömung ausgeht.

Und als eine heisere Stimme sie als verdammte Kopfgeldjäger zu beschimpfen und mit den Worten zu bedrohen beginnt: »Ihr verdammten Bluthunde, ihr kommt nicht lebend aus dem Canyon heraus!«, da erwidert Pat Lannogans Stimme hart: »Fangt nur damit an, wenn ihr wollt, dass die Hölle aufbricht. Auf diese Weise könnt ihr den Mortimers nicht helfen, denn sie würden noch vor uns tot sein.«

Es ist eine helle Nacht. Man könnte die drei Harten abschießen, fast so wie bei Tageslicht. Doch noch fehlt der feindlichen Versammlung der Anführer, der etwas in Gang bringt. Und überdies sehen sie, dass stets zwei der Kopfgeldjäger ihren dritten Mann absichern, der die Gefangenen auflädt.

Dieser dritte Mann ist Stud Blaisdell, der über gewaltige Körperkräfte verfügt. Denn er kann die Gefangenen mühelos anheben, so als wären sie Leichtgewichte und nicht zumindest hundertsechzig Pfund schwer.

Ständig drohen zwei doppelläufige Schrotflinten.

Und noch etwas lähmt die Zuschauer. Es ist die Selbstsicherheit, mit der sich die drei Kopfgeldjäger bewegen. Die drei Männer strömen eine gnadenlose Härte und jene Furchtlosigkeit aus, die auch ein Sterben in Kauf zu nehmen bereit ist. Das spüren sie alle.

Und sie bringen selbst dann noch nichts in Gang, als Old Man Mortimer, der bäuchlings über einem Pferd liegt, heiser und vor Schmerzen stöhnend ruft: »He, wenn ihr uns nicht beisteht, dann ist das der Anfang. Dann holen sie noch viele von euch. Denn …«

Er verstummt jäh, weil Stud Blaisdell ihm eine Kopfnuss gibt und dabei knurrt: »Halt dein Maul, Old Man Mortimer! Irgendwann muss jeder mal seine Rechnung bezahlen, und eure ist schon verdammt hoch angewachsen!«

Sie sind nun fertig und sitzen auf.

Aber da kommt eines von Doña Elviras Mädchen aus der Tür gelaufen. Sie taucht unter dem Arm des riesigen Schwarzen hinweg, der sie aufhalten will. Denn Caesar Bonaparte ist wieder auf den Beinen. Das Mädchen ruft: »Nehmt mich mit! Ich bin gegen meinen Willen hier! Ich wurde entführt! Ich bin keine Hure! Nehmt mich mit! Ich wurde verkauft an Doña Elvira!«

Sie halten inne und betrachten das Mädchen im Licht der Gestirne und im gelben Licht der beiden Laternen rechts und links neben der Tür.

Sie trägt kaum mehr als ein Hemd. Ihre Füße stecken in Pantoffeln. Und ihr offenbar rotes Haar hängt ihr offen über Schultern und Rücken nieder.

Die drei Harten überlegen noch. Da ruft sie wild: »Ich wurde von einer Ranch geraubt und einfach mitgenommen! Und sie haben meine Familie umgebracht! Ich komme von der Spanish Bit Ranch am Brazos!«

Als sie verstummt, da taucht ein Reiter mit einem zweiten Sattelpferd auf.

Er muss sich offenbar hinter der Hausecke befunden und alles gehört haben. Denn er ruft: »Komm, Cindy! Hier ist ein Pferd für dich! Ich bin es, Johnny Bedun! Ich wollte dich ohnehin in dieser Nacht herausholen!«

Seine Stimme klingt scharf, aber dennoch beherrscht.

Und jene Cindy stößt einen befreiten Ruf aus und spricht dann seltsam ruhig, so als fühlte sie sich erlöst: »Da bist du ja, Johnny. Ich habe auf dich gewartet. Ich wusste, dass du eines Tages kommen würdest, solltest du nicht von der Bande getötet worden sein, als sie uns die Pferde stahlen. Ich wusste es immer, Johnny!«

Sie schwingt sich auf das ledige Sattelpferd.

Der Reiter aber wendet sich an die drei Harten. »Wir reiten mit euch. Ihr habt wohl nichts dagegen - oder?«

Seine Stimme klingt zuletzt hart.

Sie betrachten ihn im hellen Licht der Gestirne.

Jemand aus der Versammlung, von der immer noch ein feindlicher Atem ausgeht, ruft bissig: »Das ist doch der Junge, der gestern in den Saloon kam und so tat, als wäre er einem Aufgebot entkommen. Er fragte mich, ob er hier sicher wäre.«

Aber die drei Harten und der Junge hören nicht zu. Sie nehmen Cindy und die Mortimers in ihre Mitte und reiten an.

Langsam verlassen sie den kleinen Ort, begleitet rechts und links von den Fußgängern, die aus dem Saloon und den Häusern und Hütten kamen.

Und wieder ruft eine Stimme heiser: »He, ihr schafft das nicht! Wir nehmen euch die Mortimers wieder ab!«

»Dann versucht es doch endlich!«, klingt Pat Lannogans Stimme hart und herausfordernd.

Aber nichts geschieht, noch nicht.

Etwa eine Stunde später erreichen sie das Ende des Canyons.

Hier halten sie inne.

Lannogan sagt ruhig: »Sie werden bald kommen, denke ich, um die Jagd außerhalb von Black Ghost Lodge und dem Canyon in Gang zu bringen. Inzwischen werden sie auch einen Anführer haben. Wir müssten sie hier eine Weile aufhalten. Denn unser Vorsprung ist nicht groß genug. Mit den Mortimers können wir nicht so schnell reiten. Auch sind unsere Pferde nicht mehr frisch. Ich denke, wir müssen sie etwa vier Stunden im Canyon festhalten.«

»Dann werde ich sie mit meiner Buffalo Sharps aufhalten«, spricht Stud Blaisdell ruhig.

»Und ich«, mischt sich jener Johnny Bedun ein. »Denn auch ich habe eine gute Sharps. Ich will, dass sie Cindy nicht mehr in dieses Putahaus zurückbringen können.«

Sie betrachten den Jungen im Mond- und Sternenschein noch einmal aufmerksam. Und sie sehen einen typischen Cowboy von etwa zwanzig Jahren.

Cindy aber sagt ein wenig schrill: »Hat jemand eine Decke für mich?«

Da zieht Johnny Bedun seine Jacke aus und reicht sie ihr hinüber.

Und aus einer der beiden Satteltaschen zieht er ein Flanellhemd.

»Das kannst du als Kleid anziehen, Cindy«, spricht er ruhig. »Wir werden beim nächsten Store etwas kaufen.«

Er sieht dann Lannogan an, den er als den Anführer erkannt hat.

»Ihr könnt euch auf mich verlassen. Cindy ist die Tochter meines Ranchers, den eine Bande von Pferdedieben getötet hat, ebenso die beiden Zureiter der Pferderanch am Brazos. Ich war nicht auf der Ranch, als sie die Zuchtpferde wegholten. Sonst hätten sie auch mich getötet. Ich folgte vier Tage ihrer Fährte.«

Er bricht ab und macht eine resignierende Bewegung.

»Aber mich hätten sie nicht so leicht erledigt. Ich möchte also hier am Canyonausgang bleiben. Denn dann kann ich sicher sein, dass sie Cindy nicht mehr einholen können.«

Als er verstummt, da spricht Stud Blaisdell trocken: »Du traust mir wohl nicht viel zu, Johnny Bedun?«