G. F. Unger 2056 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger 2056 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Mit Ricahu haben die Apachen einen neuen Messias gefunden, und der Armee-Scout Lee Wade weiß, dass er höllisch schlau sein muss, wenn er Fort Eagle und die schöne Ada Bell retten will ...

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Seitenzahl: 144

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Inhalt

Cover

Impressum

Land des Todes

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Salvador Faba/Norma

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-9366-8

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Land des Todes

Es war ein schlimmes Land für jedes Lebewesen. Es war grausam und hart zu allen, die darin leben mussten. Die Männer in diesem Land waren wild, hart und unbezähmbar.

Die Frauen aber brauchten ihre ganze Kraft, sonst zerbrachen sie. Ja, es war ein schlimmes, ein weites, verlorenes und schweigendes Land, graugelb, mit gleißenden Sonnenuntergängen und kalten Nächten.

Coyoten und Wüstenwölfe lebten darin, Klapperschlangen, Antilopen, Adler, Pumas und Schwarzschwanzrehe. Und eine Handvoll Soldaten in blauen Uniformen ritt manchmal durch dieses Land.

Es gab auch einige Rancher und Siedler dort.

Es gab außerdem Geächtete, denen dieses Land zur letzten Zuflucht wurde. Und einige Männer suchten dort nach Gold.

Dieses schlimme Land gehörte den Apachen. Sie lebten darin wie die Coyoten und alles andere Getier.

Und die Behörden in Tucson/Arizona, setzten noch im Jahre 1880 eine Belohnung auf jeden Apachen-Skalp aus.

Es gab also auch Skalpjäger in diesem Land.

Wirklich, es war ein Land des Todes. Auch Lee Wade lebte darin. Und von diesem Mann, der sich Lee Wade nannte, und von einigen anderen Menschen will ich jetzt berichten …

Obwohl er von Südosten kam, nähert er sich der Wasserstelle von Nordwesten. Ja, er hat einen großen Bogen geschlagen. Das bedeutet für ihn zwar eine volle Stunde Zeitverlust, aber was ist schon eine Stunde im Leben eines Mannes, wenn sie ihm die Chance verschafft, seinen Skalp zu behalten? Was ist schon eine Stunde in diesem so stillen Land, in dem der Wind, der in den Gräsern spielt oder den Sand bewegt, das einzige Geräusch ist?

Lee Wade kennt dieses Land. Er lebt schon sehr lange in ihm, und er war bisher hart, zäh und schlau genug, um noch am Leben zu sein. Das bedeutet viel, denn in diesem Land werden die Menschen nicht sehr alt.

Nun, das Schicksal hat Lee Wade die Chance gegeben, Erfahrungen zu sammeln, ohne sie mit dem Leben bezahlen zu müssen.

Er steht im Gestrüpp der Wacholderbüsche. Hinter ihm sind Felsen. Dort wartet sein gelbbraunes Pferd. Es hebt sich kaum von den rotgelben Felsen ab.

Lee Wade betrachtet die Wasserstelle dort unten in der Senke. Er betrachtet sie mit einem kritischen Blick, so ruhig und still ist dort alles.

Lee Wade ist ein großer Mann, hager und sehnig. Er hat ein ruhiges, aber hartes Männergesicht, gut geformt und ziemlich regelmäßig. Die Augen sind hellgrau.

Er trägt einen alten Armeehut, und ein großer Colt mit beinernem Kolben hängt tief an seiner Seite.

Hinter dem Kolben lauert die leicht geöffnete, lange und geschmeidige Hand. In der Linken hält Lee Wade sein Winchestergewehr. Es ist das neueste Modell, hier in diesem Land noch vollkommen unbekannt. Er besitzt es erst seit wenigen Wochen.

Lee Wades spähender Blick hat nun die ganze Umgebung der Wasserstelle erforscht. Er hat alles studiert und abgetastet. Nun ist er fast sicher, dass er allein ist.

Er wendet sich um und stößt einen schnalzenden Laut aus. Das gelbbraune Pferd spitzt sofort die Ohren und bewegt sich. Auch das Tier scheint so vorsichtig wie ein Wolf zu sein. Es ist ein sehr hässliches Tier, mager, mit zottigem Fell und einigen Narben.

»All right, Tonto«, sagt Lee Wade sanft.

Dann setzt er sich in Bewegung. Überall stehen Büsche und Cottonwood-Bäume.

Lee Wade springt plötzlich vorwärts, macht geduckt einige schnelle Sprünge und wirft sich dann in einen Busch. Er rollt sich sofort wieder heraus und liegt dann hinter einem großen Kaktusbaum still.

Und sein Bluff gelingt.

Denn während er sich aus dem Busch hinter den Kaktusbaum rollte, hörte er das scharfe Zischen und patschende Einschlagen von Pfeilen. Er hörte auch das Summen von Bogensehnen.

Es waren zwei Pfeile. Ein dritter kommt nun von rechts und schlägt dicht vor seiner Nasenspitze in den Kakteenstamm.

Aber dann schießt Lee Wade auch schon.

Aus dem Gebüsch vor ihm taumelt ein Apache hervor. Es ist ein Mimbreño-Krieger. Er dreht sich plötzlich im Kreise und fällt aufs Gesicht.

Dann ist es still.

Lee Wades Pferd steht beim Wasser. Es säuft nicht, sondern wittert mit erhobenem Kopf und wiehert schrill. Der Mann braucht keine Sorgen zu haben, dass die Apachen sein Tier töten werden. Pferde sind sehr kostbar in diesem Land. Ein Apache tötet Pferde nicht absichtlich. Sie bedeuten für ihn zu viel.

Lee Wade wartet einige Minuten, aber er weiß, dass er keine Zeit mehr verschwenden darf. Wenn die roten Burschen ihn hier noch länger festhalten, ist bald der große Schwarm seiner Verfolger da. Sein Schuss war in diesem Land viele Meilen weit zu hören.

Lee Wade vertauscht die abgeschossene Patrone in seinem Colt gegen eine neue. Er füllt auch die sechste Kammer in der Trommel, die er sonst immer leer lässt.

Dann lädt er das Winchestergewehr durch und nimmt es in die Linke.

Ungefähr weiß er, wo die beiden anderen Apachen liegen.

Und dann erhebt er sich plötzlich und stürmt geduckt vorwärts. Er schnellt nach dem dritten Sprung zur Seite und dann wieder vorwärts.

Die beiden Pfeile, die scharf und zischend kommen, verfehlen ihn. Aber einer streift seine beiden Schulterblätter wie ein Peitschenhieb.

Lee Wades Colt bellt mehrmals scharf auf.

Wade hört den Schrei von rechts, wirft sich zu Boden und entgeht einem weiteren Pfeil, der von links kommt.

Er schießt die beiden letzten Kugeln aus dem Colt in einen anderen Busch und feuert hinterher sofort mit dem Gewehr. Dann lässt er den Colt fallen, repetiert noch dreimal und setzt die Kugeln dicht hintereinander.

Dann sieht er den dritten Roten aus dem Busch taumeln.

Der Apache kommt genau auf ihn zu. Sein linker Arm hängt kraftlos nieder. Er kann wohl deshalb den Bogen nicht mehr spannen, denn dies erfordert die ganze Kraft eines Mannes.

Aber in der Rechten hält der Rote sein Messer. Und er kommt immer näher und versucht es schließlich mit einem wilden Satz.

Doch er schafft es nicht, denn er ist nicht mehr sicher auf den Beinen. Lee Wade gleitet zur Seite und schlägt mit dem Gewehrkolben zu.

Dann seufzt er bitter.

Aber er muss sich beeilen. Es bleibt ihm wahrscheinlich nicht viel Zeit. Er nimmt seinen Colt auf, lädt ihn neu und geht zur Wasserstelle. Er legt sich neben dem Pferd nieder und trinkt. Dann nimmt er die Wasserflasche, füllt sie und sitzt auf.

Als er davonreitet, sieht er noch einmal in die Runde. Die drei Apachen haben sich nicht mehr bewegt. Sie sind tot.

So ist dieses Land.

Drei Rote haben einem weißen Scout an einer Wasserstelle aufgelauert. Und der Weiße musste töten, um am Leben zu bleiben.

Es gab keinen anderen Weg.

Lee Wade späht vom Kamm eines Hügels aus in die Senke hinunter.

Dort zwischen Büschen und einigen Felsen brennt ein Feuer. Es ist gut verborgen und brennt ohne Rauch. Man konnte es nicht riechen. Das wieder ist für Lee Wade ein Zeichen, dass dort unten keine unerfahrenen Männer sind.

Lee Wade reitet langsam hinunter. Etwa dreißig Yards vor dem Feuer hält er hinter einem Busch an, späht darüber hinweg und sagt ruhig in die Stille: »Ich weiß, dass ihr mich schon gehört habt. Nur ruhig, Leute!«

Er hat längst die Sattelpferde im primitiven Seilcorral gesehen und auch an den vielen herumliegenden Dingen erkannt, dass er es mit Weißen zu tun hat.

Langsam reitet er an das Feuer heran.

Aus den Büschen in der Umgebung treten vier Männer – aber nein, es sind nur drei Männer! Die vierte Gestalt ist eine Frau, obwohl sie wie ein Mann gekleidet ist.

Als die Frau in den Feuerschein tritt, sieht er, dass sie noch jung ist. Ihre Augen leuchten grünlich. Sie ist ziemlich groß und wirkt sehr selbstsicher. Ihr Haar ist unter dem flachen Stetson verborgen.

Dann sieht Lee Wade die Männer der Reihe nach an.

Er kennt sie alle drei, denn auch sie leben seit einiger Zeit in diesem Land. Er ist ihnen da und dort schon begegnet und er kann jetzt wirklich nicht sagen, dass es ihm Freude macht, die drei Hartgesottenen hier zu treffen.

Was ihn jedoch besonders wundert, ist die Tatsache, dass sie eine junge und hübsche Frau bei sich haben.

Lee Wade sagt trocken zu Jim Stone, der dem Feuer am nächsten steht: »Mach das Feuer schnell aus, Stone! Und wenn ihr eure Skalps behalten wollt, dann packt eure Siebensachen zusammen und kommt mit mir ins Fort zurück. Hinter mir sind etwa hundert Mescaleros und Mimbreños. Ich war unterwegs, um nachzusehen, warum Lieutenant Ben Barton und dessen Patrouille überfällig wurden und nicht ins Fort zurückkehrten. Nun, ich habe die Jungs gefunden. Und die Apachen waren noch in der Nähe. Vielleicht hatten sie auf mich gewartet. Jetzt sind sie hinter mir her, und sie werden auch bald hier zu euch kommen. Das ist alles, was ich euch zu sagen habe.«

Jim Stone bewegt sich schnell und tritt das Feuer aus.

Jeremy Dubbins und Faro Royal fluchen bitter.

Dann sagt Jim Stone, nachdem er das Feuer gelöscht hat: »Also sind die Stämme wieder auf dem Kriegspfad. Also haben sie wieder einen neuen Häuptling, den sie für einen Wundermann halten?«

»Ricahu heißt er«, murmelt Lee Wade. »Ich kenne ihn, und ich habe schon immer gewusst, dass er den Ehrgeiz hat, eines Tages groß zu werden. Jetzt ist er groß. Er hat drei Dinge getan, die ihn für seine roten Vettern zu einem großen Burschen machten, von dem sie glauben, dass er ihnen Glück bringen wird. Er hat unter einem Baum gesessen, in dem der Blitz einschlug, und blieb am Leben. Und dann hat er sich von einer Klapperschlange beißen lassen – und das Gift machte ihm nichts aus. Und schließlich hat er ihnen vorausgesagt, dass sie Lieutenant Ben Barton und dessen Patrouille ohne eigene Verluste töten würden. Auch das hat gestimmt. Ich hatte mich nahe genug an das Camp der Bande herangeschlichen und konnte alles genau hören. Jetzt glauben sie an Ricahu. Er ist ihr neuer Wundermann. Und während ich hier zu euch rede, verlassen überall die jungen Krieger die Reservate und ziehen aus, um sich Ricahu anzuschließen. Die Kunde von seiner Zauberkraft verbreitet sich schnell. Überall sind jetzt Kriegstrupps zu ihm unterwegs. Sie wollen es unter seiner Führung noch mal versuchen. Alle, die Mescaleros, die Mimbreños, die Chiricahuas und die Tontos. Bevor eine einzige Woche vergeht, werden eine Menge Menschen sterben. Aber jetzt habe ich genug Zeit mit euch vertrödelt.«

Er treibt nach diesen Worten sein Pferd langsam vorwärts, bis es neben der jungen Frau verhält. Sie blickt zu ihm auf, und er sieht einige Sekunden auf sie nieder. Im Sternenlicht erkennt er den Schwung ihrer Lippen und den Glanz ihrer Augen.

»Ma’am«, sagt er, »haben Sie einen bestimmten Grund, hier in diesem Land herumzureiten? Ich sehe, dass Sie einen Colt tragen. Sie sind freiwillig hier?«

Er hört dann die Frau mit einer dunklen und etwas kehlig klingenden Stimme sagen: »Es ist schon alles in Ordnung, Mister. Ich kann gut für mich sorgen. Vielen Dank für die Warnung vor den Indianern. Wir werden nach Osten ausbiegen.«

Lee Wade wendet sein Pferd. »Nun gut«, murmelt er. Er will anreiten, aber noch einmal zögert er.

»Ihr Name, Ma’am? Würden Sie mir Ihren Namen …«

»Der geht niemanden etwas an«, unterbricht sie ihn wieder. Und nun klingt ihre Stimme seltsam bitter.

»All right«, murmelt er.

Dann reitet er in die Nacht hinein.

Sergeant Joel Carradine ist sehr groß, sehnig, dunkelhaarig und helläugig. Während des Bürgerkrieges war er Captain in der Rebellenarmee. Jetzt aber ist er Sergeant der Unionskavallerie. Und er weiß noch nicht, dass er nach Captain John Conover der zweithöchste Dienstgrad im Fort ist.

Denn Lieutenant Ben Barton und die Patrouille sind tot.

Und die Armee ist zu dieser Zeit nicht nur knapp an Mannschaften, sondern auch an Offizieren. Wenn dem Captain etwas zustoßen sollte, würde der Sergeant sogar Kommandant des Forts sein.

Der lange Sergeant steht im Schatten des Unterkunftshauses und betrachtet nachdenklich die neuen Rekruten, die etwa dreißig Yards von ihm entfernt in Reihe und Glied in der Sonne stehen. Er betrachtet sie Mann für Mann, und er nimmt sich Zeit dabei.

Neben ihm steht Corporal O’Connor. Dieser Corporal ist ein rothaariger Riese mit einem Schnurrbart, und er ist Carradines Freund. Auch er betrachtet die Neuen, und er schnauft dabei seltsam.

Dann blickt Joel Carradine in die Runde.

Der Exerzierplatz des Forts ist von Gebäuden umgeben. Und hinter diesen Gebäuden befindet sich das Geviert der Palisaden. Drüben ist die Kommandantur.

Dort steht John Conover am Fenster.

Vor dem Magazin werden einige Frachtwagen entladen. Mit diesem Frachtwagenzug kamen die Rekruten. Überdies ist auch der Zahlmeister gekommen, um in Fort Eagle den seit Monaten fälligen Sold auszuzahlen.

Die Sonne brennt. Staub wirbelt.

Vor dem Store sitzen einige Zivilisten. Und Kate Bridger zeigt sich in den oberen Fenstern des Store und hängt dort frische Gardinen auf. Sie wohnt dort mit ihrem Vater, der die Kantine und den Store führt.

Joel Carradine vergisst einige Sekunden lang die neuen Rekruten und denkt daran, dass Kate Bridger ein prächtiges Mädchen ist, genau das Mädchen, das sich Joel Carradine zur Frau wünscht. Er erinnert sich daran, dass er sie vor fünf Tagen geküsst hat. Aber sie hat seinen Kuss nicht erwidert. Und dabei hatte er immer geglaubt, dass er die meisten Chancen bei ihr hätte.

Als er den Kopf wendet, sieht er den Reiter durchs Tor kommen. Er kennt den Reiter gut, denn Lee Wade ist ebenfalls sein Freund, genauso wie Corporal Mac O’Connor.

Da Lee Wade zur Kommandantur will, muss er an dem Sergeant vorbei.

Er und sein Pferd sind mit Staub und einer schmierigen Schicht bedeckt. Er wird jetzt von überallher beobachtet, denn im ganzen Fort ist es ja bekannt, dass er den Auftrag hatte, nach dem Verbleib der überfälligen Patrouille zu forschen.

Carradine tippt mit zwei Fingern an den Mützenschirm.

Dann klingt die Stimme des Captains über den Platz: »Sergeant, kommen Sie mit Lee Wade zu mir!«

Der Sergeant setzt sich in Bewegung. Mit langen Schritten geht er neben dem Reiter her.

Lee Wade stellt sein Pferd an den Tränktrog, löst ihm den Bauchgurt und klatscht gegen den Hals des hässlichen Tieres.

»Gleich, Tonto, gleich«, murmelt er, denn er muss dieses Pferd stets selbst versorgen, weil es keinen anderen Menschen an sich heran lässt.

Captain John Conover steht hinter dem Schreibtisch, als sie eintreten. Der Sergeant grüßt vorschriftsmäßig.

Der Scout aber greift in sein Hemd und wirft den Wimpel von Lieutenant Ben Bartons Patrouille auf den Tisch.

»Ich fand ihre Reste in einer Schlucht. Sie hatten sich dort verschanzt und waren sicherlich viele Tage ohne Wasser. Sie konnten wohl nicht mehr kämpfen, als die Apachen über sie herfielen. Ricahu hatte Zeit und konnte warten, bis der Durst die Jungs halb umgebracht hatte.«

Nach Lee Wades Worten ist es eine ganze Weile still. Captain John Conover, der Kommandant des Forts, wendet sich dann ab und geht langsam an der Fensterwand des Raumes entlang. Er bleibt einen Moment vor der an der Wand hängenden Karte stehen und starrt bitter darauf. Dann geht er weiter und bleibt vor den beiden Fahnen stehen, die rechts und links neben dem Bild des Präsidenten aufgestellt sind.

Endlich wendet er sich um und fragt: »Ricahu?«

»Ich kenne ihn«, sagte Lee Wade ruhig. »Die Apachenstämme haben immer wieder an Wunderknaben aus ihren Reihen geglaubt und dann jedes Mal eine Hölle entfesselt. Sie dachten immer wieder, dass nun endlich der große, rote Napoleon auferstanden wäre, der die Weißen aus dem Land vertreiben könnte. Jetzt ist Ricahu ihr großer General. Und er wird uns zu schaffen machen. Ich kenne ihn gut. Schon als Knabe habe ich ihn gekannt. Er ist schlau – schlauer als alle anderen, mit denen wir es bisher zu tun hatten. Und grausamer ist er. Wenn wir ihn nicht rechtzeitig erwischen, wird es schlimm. Der letzte Apachenkrieg hat mehr als fünfhundert Weißen das Leben gekostet, Soldaten und Zivilisten, Männer, Frauen und Kinder. Aber diesmal wird es schlimmer, Captain, wenn wir ihn nicht baldigst erwischen und aufhängen.«

Als der Scout verstummt, ist es wieder still.

Captain John Conover starrt den Sergeant an. Er weiß, dass Joel Carradine eigentlich mehr ist als nur ein Sergeant. Wenn Carradine kein Rebellenoffizier gewesen wäre, hätte er schon längst die Schulterstücke eines Lieutenants. Er hätte auch ebenso gut mit einigem Glück jetzt die Stellung des Captains hier im Fort haben können.

Der Captain starrt also den Sergeant an. Und er überlegt, ob er ihm hundert Reiter anvertrauen kann. Er könnte diesen langen Sergeant zum Lieutenant auf Zeit ernennen und ihn mit hundert Reitern hinaus in dieses höllische Land schicken.

Aber dann verwirft er den Gedanken.

Der Sergeant könnte vielleicht doch einen Fehler machen. Und er, Captain John Conover, müsste ihn dann ausbaden. Es ist ein Feldzug durchzuführen. Und deshalb muss er, der Captain, selbst führen. Er darf nicht im Fort sitzen bleiben.

Nun hat er sich entschlossen. Er sieht Lee Wade an.

»Wann sind Sie wieder ausgeruht, um uns führen zu können, Mister Wade?«

»Vier Stunden brauche ich«, sagt dieser schlicht, und er denkt dabei an die junge Frau, die irgendwo mit drei gefährlichen Burschen durchs Land reitet. Es passt ihm gut, dass er wieder mit soll.

Der Captain wendet sich an den Sergeant