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Es war im Jahre 1867, als ich von Norden her die großen Ströme herunterkam. Zuerst brachte ich mit einer Mannschaft ein Riesen-Holzfloß den Big Muddy hinunter nach Saint Louis.
Es war wirklich ein Riesending, Leute, das könnt ihr mir glauben. Und es bestand eigentlich aus einem halben Dutzend Flößen, die aneinandergehängt waren und sich wie eine gewaltige Riesenschlange bewegten. Meine Mannschaft bestand aus sechsunddreißig harten Burschen.
Der Strom führte Hochwasser, und obwohl wir Tag und Nacht nach Süden sausten, waren wir länger als drei Wochen unterwegs.
Als ich mein Floß in Saint Louis verkauft und meine Männer ausgezahlt hatte, blieben mir noch knapp dreißigtausend Dollar Gewinn.
Mann, o Mann, ich fühlte mich verdammt großartig. Und das konnte ich wohl auch. Denn wenn ich mich nicht dümmer anstellte, als ich es bisher getan hatte, musste es nun gewaltig aufwärts gehen mit mir. Mit dreißigtausend Dollar konnte ein Bursche von meiner Sorte gewiss eine Menge anfangen. Er musste sich nur umsehen und die Augen offen halten ...
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Seitenzahl: 145
Veröffentlichungsjahr: 2021
Cover
Der Flusswolf
Vorschau
Impressum
Der Flusswolf
Es war im Jahre 1867, als ich von Norden her die großen Ströme herunterkam. Zuerst brachte ich mit einer Mannschaft ein Riesen-Holzfloß den Big Muddy hinunter nach Saint Louis.
Es war wirklich ein Riesending, Leute, das könnt ihr mir glauben. Und es bestand eigentlich aus einem halben Dutzend Flößen, die aneinandergehängt waren und sich wie eine gewaltige Riesenschlange bewegten. Meine Mannschaft bestand aus sechsunddreißig harten Burschen.
Der Strom führte Hochwasser, und obwohl wir Tag und Nacht nach Süden sausten, waren wir länger als drei Wochen unterwegs.
Als ich mein Floß in Saint Louis verkauft und meine Männer ausgezahlt hatte, blieben mir noch knapp dreißigtausend Dollar Gewinn.
Mann, o Mann, ich fühlte mich verdammt großartig. Und das konnte ich wohl auch. Denn wenn ich mich nicht dümmer anstellte, als ich es bisher getan hatte, musste es nun gewaltig aufwärts gehen mit mir. Mit dreißigtausend Dollar konnte ein Bursche von meiner Sorte gewiss eine Menge anfangen. Er musste sich nur umsehen und die Augen offen halten ...
Und meine Augen offen zu halten – nun, dies hatte ich schon als kleiner Junge im Indianerland gelernt. Das war damals schon lebenswichtig für mich gewesen.
Ich hatte in Dakota und Montana natürlich oft vom Süden gehört, auch vom mächtigsten aller Ströme dem Mississippi, der ja noch größer und gewaltiger sein sollte als der Missouri, den wir alle nur Big Muddy nannten.
So kam ich eines Tages auf einem Schiff nach Charlesboro.
Es war eine kleine Stadt am Strom.
Wir legten eigentlich nur an, um noch einmal Feuerholz für die Dampfkessel zu übernehmen.
Im Hafen lagen noch einige andere Schiffe. Ich sah sie mir an, denn diese Mississippi-Dampfschiffe waren anders als die Dampfboote auf dem Big Muddy, besonders jene, die den oberen Missouri bis nach Montana hinauf befuhren.
Ich setzte mich dann auf die Veranda einer Kneipe, kippte meinen Stuhl an die Hauswand und schickte mich an, ein Nickerchen zu machen. Das war so meine Art. Ich konnte zu gewissen Zeiten faul sein wie ein Agenturindianer in der Sommerhitze.
Aber ich döste nicht lange. Dann kam ein Reiter herangaloppiert. Er hielt vor der Veranda an, schwang sich vom Pferd und stolperte an mir vorbei in die Kneipe. Ich öffnete ein Auge und sah, dass er sein Pferd zumindest ein Dutzend Meilen erbarmungslos geritten hatte. Ich mochte Pferde. Und ich spürte einen gewissen Zorn beim Anblick dieses schweißbedeckten, zitternden Tieres. An seinen Weichen war Blut, so sehr hatte er das Tier mit den Sporen bearbeitet.
Neben mir war ein Fenster. Es war geöffnet. Was drinnen im Gastraum gesprochen wurde, konnte ich gut hören.
Der eilige Reiter keuchte: »He, wo ist Mister Walker? Er muss sofort – aaah, da sitzt er ja! Hallo, Mister Walker! Es ist so weit. Sie kommen! Ich zählte mehr als hundert Wagen. Hoch beladen mit Baumwolle. Und es kommen noch mehr am Horizont über die Hügel. Sie sind unterwegs nach Charlesboro. Die ganze Baumwollernte aus dem Land zwischen Benton und Pine Bluff ist unterwegs nach Charlesboro. Die paar Schiffe hier werden kaum ausreichen. Na, hab ich mir das Geld verdient?«
Er fragte es wie ein Mann, der sich seiner Sache sicher war.
Und um seine Wichtigkeit noch zu unterstreichen, fügte er hinzu: »Jetzt können Sie das Riesengeschäft machen, Mister Walker. Jetzt können Sie allen verfügbaren Laderaum chartern, bevor jemand weiß, dass ...«
»Halt doch endlich dein lautes Maul«, hörte ich diesen Mr Walker zornig schnauben. »Du brüllst die Neuigkeit noch bis nach New Orleans, du Narr!«
Der Mann sagte nun auch nichts mehr.
Ich hörte Mr Walker sagen: »Hier ist dein Lohn. Und nun halt dein Maul. Beim Vater im Himmel, ich stopf es dir, wenn du es in den nächsten Stunden noch einmal aufmachst – nicht mal zum Luftholen. Atme durch die Nase.«
Indes ich das alles hörte, eilten meine Gedanken schon tausend Meilen in der Sekunde.
Verdammt noch mal, ich erkannte die Chance sofort. Das war solch ein Ding, auf welches ich mit meinen dreißigtausend Dollar wartete.
Nun konnte ich gewiss ein Geschäft machen.
Ich musste nur entschlossen und hart genug sein.
Aber ein Bursche wie ich, der mit seiner rauen Mannschaft ein Jahr lang im Indianerland Edelhölzer fällte, zum Strom transportierte, ein Floß zusammenstellte und dann darauf den brüllenden Big Muddy bei Hochwasser hinuntersauste, solch ein Mann war ganz gewiss entschlossen und hart.
Ich erhob mich und ging zur Verandatreppe. Denn wenn die Kerle herauskamen, sollten sie nicht annehmen müssen, dass sie belauscht worden waren.
Ich lehnte mich gegen den Stützbalken des Verandadaches und drehte mir eine Zigarette.
Zuerst kam der Reiter heraus.
Er sah mich nur schräg an und nahm sein Pferd. Er führte es fort.
Ich schielte zur Seite, wartete auf den anderen Mann.
Dieser Walker war mir schon von der Stimme her bekannt. Sie gefiel mir nicht. Als ich ihn nun sah, gefiel er mir noch weniger. Der gehörte zu der Sorte, die immer irgendwelche Dummen findet. Er war dick, wenn nicht gar fett. Aber er hatte helle, harte Augen und einen dünnen Mund.
Ich entschloss mich ganz plötzlich, indes er an mir vorbei die Treppe hinunter wollte.
Ich trat ihm gegen den Knöchel, und es sah so aus, als wäre ich selbst durch Unachtsamkeit ausgerutscht und könnte mich nur mühsam vor einem Sturz bewahren. Der dicke Walker fiel.
Es waren nur vier Stufen, doch er war darauf nicht vorbereitet. Er fiel nicht besonders geschickt.
Er konnte vorerst nicht aufstehen. So hockte er stöhnend und schnaufend im Staub und starrte zu mir hoch, indes ich zu ihm trat und scheinheilig sagte: »Tut mir leid, Mister. Wissen Sie, ich bin mit der Schulter vom Stützbalken gerutscht. Ich glaube, ich bin stehend eingeschlafen. Darf ich Ihnen helfen?«
»Geh zur Hölle«, sagte er. »Oh, geh zur Hölle! Ich weiß schon, für wen du arbeitest! Dieser verdammte Trust soll auch zur Hölle gehen. Ihr würgt das freie Reedertum auf dem Strom erbarmungslos ab. Ihr ...« Er verstummte, denn vor Zorn und Schmerz versagte ihm nun die Stimme.
Ich sah zu, wie er sich erhob. Aber er konnte nicht mehr laufen. Er musste sich auf eine der Treppenstufen setzen. Dort zog er den Stiefel aus, um nach seinem Knöchel zu sehen.
Manchmal warf er mir einen bösen Blick zu.
Ich wusste, dass ich mir in diesem Walker einen Feind gemacht hatte. Aber er glaubte, dass mächtigere Männer hinter mir standen, Männer, die er fürchtete und auf deren Macht er hier in dieser kleinen Stadt am Fluss nicht zu stoßen gehofft hatte. Er hatte von einem »verdammten Trust« gesprochen.
Nun, davon hatte ich selbst am oberen Missouri schon gehört.
Aber wo gab es solche »Vereinigungen« oder »Gilden« nicht, die keine Konkurrenz duldeten?
Ich fürchtete mich nicht vor solchen Monopol-Banditen.
Ich hatte mit diesem Walker nichts mehr zu reden.
Ich machte mich auf den Weg zum Hafen.
Das erste Schiff, dessen Gangway ich auf der Hafenstraße erreichte, war die »Rivercat«, die Flusskatze.
Es war kein großes Schiff. Mit diesem Ding konnte man sogar auf dem oberen Missouri fahren. Es hatte je zwei Schornsteine und zwei Schaufelräder auf der Steuerbord- bzw. Backbordseite.
Solche Dampfboote waren praktisch. Man konnte sich in enge Fahrrinnen und gewundene Kanäle hineinwagen. Das war wichtig im Indianerland.
Ich ging an Bord.
Ein Mann tauchte auf. Er trug einen Colt im Hosenbund und war barfuß. Er sah aus wie ein Seeräuber, trug ein rotes Kopftuch und einen Ring im linken Ohr.
»Na, was denn?«, fragte er.
»Vielleicht hätte der Kapitän etwas Zeit für mich«, grinste ich. »Und dann wird er euch Beine machen, weil es Arbeit gibt. Na?«
Er sah mich schräg an, ganz und gar wie ein Bursche, dem es nicht passt, wenn ein anderer Bursche sich breit machen will. Meine Worte gefielen ihm nicht sehr, auch nicht der Klang in meiner Stimme. Er hätte mir gern was vor den Latz geknallt, aber dann sagte ihm wohl sein Verstand, dass ich ihn in der Luft zerrissen hätte wie ein Wolf den Kater.
Und so flüchtete er sich in Spott.
»Einen Moment, Exzellenz«, sprach er. »Wen darf ich denn melden, Exzellenz? Die Schiffseigner werden entzückt sein, Ihre Bekanntschaft zu machen. Na?«
Er sprach das »Na?« auf die gleiche Weise wie ich.
Ich wusste, dass ich ihm was auf sein Maul geben musste, würde ich länger als einen Tag auf diesem Schiff bleiben.
»Quincannon, Ty Quincannon ist mein Name«, sagte ich sanft.
Er sah mir dabei in die Augen – und da wusste er meine Sanftheit sofort richtig einzuschätzen. Sein Blick wurde nachdenklich. Und dann wirkte er zurückhaltender.
Oha, der hatte jetzt gespürt, dass ich mit rohem Fleisch großgezogen worden war.
»Und wer bist du, mein Freund?«, fragte ich.
»Der Steuermann«, grinste er. »Meinen Vaternamen vergaß ich längst. Man nennt mich Tortuga John. Schon gehört von mir? Von einem Quincannon hörte ich noch nichts.«
Da grinste ich wieder.
Dann folgte ich ihm hinauf zum Kabinendeck.
Er klopfte an die erste Kabine unterhalb des Ruderhauses. Dann rief er: »Besuch! Da ist jemand, der uns Beine machen will! Darf er reinkommen?«
Ich machte das Kabinenschott auf und trat ein.
Und dann staunte ich erst einmal, nachdem meine Augen sich an die Lichtverhältnisse in der Kabine gewöhnt hatten.
Es war sicherlich die beste und nobelste Kabine des ganzen Schiffes.
In einem Sessel saß die Frau.
Aber es war nicht einfach nur eine Frau. O nein, mir verschlug es die Sprache, und ich hielt erst einmal die Luft an. Und dann staunte ich, dass es so was auf dieser Erde überhaupt gab.
Sie hatte rote Haare und grüne Augen. Verdammt noch mal, sie kam mir von Anfang an wie eine schöne rassige Katze vor.
Ich nickte ihr zu und nahm meine Mütze ab.
»Eigentlich wollte ich den Kapitän sprechen«, sagte ich. »Oder den Eigner. Ich möchte dieses Schiff chartern. Mein Name ist Ty Quincannon. Bin ich hier bei Ihnen richtig, Ma'am?«
Sie lachte leise.
Dann aber öffnete sich eine Tür.
Von der anderen Kabine, die auf der anderen Schiffsseite lag, trat ein Mann ein. Und der sah aus wie ein Kapitän. Er hatte meine Worte offenbar gehört. Denn er nickte mir zu und sagte: »Ich bin Bill Shannon. Dies ist meine Schwester Honey. Was können wir für Sie tun?«
»Was kostet Ihr Schiff pro Tag?«
»Hundert Dollar«, erwiderte er, und ich sah ihn an und wusste, dass er nicht mit sich handeln lassen würde. »Hundert Dollar bei Talfahrt und hundertfünfzig bei Bergfahrt, Mister Quincannon. Und Sie müssten für zehn Tage im Voraus zahlen. Sonst lasse ich die Kessel gar nicht anheizen.«
Ich nickte, holte Geld heraus und legte tausend Dollar auf den Tisch.
»Wir werden einen Vertrag machen«, sagte ich.
Er nickte. »Sicher. Wir werden einen Vertrag machen. Was wird geladen?«
»Erst den Vertrag«, sagte ich.
Er schüttelte den Kopf. »Wenn ich stinkende Schafe fahren soll«, sagte er, »müssen wir ...«
»Keine Schafe«, sagte ich. »Keine Rinder. Also?«
Er sah auf das Geld, und ich wusste, sie brauchten es dringend.
Die rothaarige Frau, die er als seine Schwester Honey vorgestellt hatte, lächelte seltsam.
»Kommen Sie aus dem Norden herunter?«, fragte sie.
Ich nickte.
Ihr Bruder hatte indes einen Chartervertrag aus dem Schrank genommen. Es waren zwei vorgedruckte Formulare. Er füllte sie aus. Dann unterschrieben wir beide. Jeder bekam eine Ausfertigung. Ich wandte mich zur Tür.
»Und was laden wir?«
»Baumwolle«, sagte ich. »Wir packen dieses Schiff bis über die Ohren mit Baumwollballen voll – bis zum Schornstein, wenn es nicht vorher sinkt.«
✰
Tortuga John stand an der Gangway.
»Na, Exzellenz?«, fragte er. »Sind Sie jetzt mein Boss?«
Ich nickte. »Bin ich. Und ich weiß auch, dass ich zu der Sorte gehöre, die für dich eine Herausforderung ist. Wenn du mich noch einmal in diesem Ton Exzellenz nennst, stoße ich dir jeden Buchstaben einzeln ins Maul zurück. Und dann werden wir entweder Freunde oder Feinde sein, mein Bester.«
Er grinste. Er wollte etwas sagen. Doch er sah in meine Augen. Und da grinste er nur, weil er das Gesicht nicht verlieren wollte.
Ich ging über die Gangway an Land.
Einige Schritte weiter lungerten vier Bürschchen herum. Sie wirkten auf den ersten Blick wie Müßiggänger, die es ja oft gibt bei den Landebrücken eines Hafens und an Flussufern in Stadtnähe.
Aber diese vier Kerle waren vorhin noch nicht da gewesen. Überdies taten sie zu betont uninteressiert. Für sie war ich gar nicht da. Und das war verdächtig. Denn Müßiggänger hätten mich schon aus Langeweile und Neugierde beobachtet.
Ich dachte sofort an den fetten Walker, den ich so gemein davon abgehalten hatte, all diese schönen Schiffe hier zu chartern für die Baumwollernte eines ganzen Countys.
Ich ging ruhig weiter wie ein Trottel, der die Gefahr nicht riechen konnte.
Die vier vermeintlichen Müßiggänger warteten, bis ich mich zwischen ihnen befand. Dann griffen sie mich an.
Ich traf den ersten genau an den Hals.
Dem zweiten trat ich gegen das Knie, und er wurde für die nächsten Wochen einbeinig, das war sicher.
Einer hing mir nun am Rücken und umschlang meinen Hals mit beiden Armen.
Ich bekam seinen Kopf zu fassen und zog ihn über die Schulter. Ich warf ihn ins Wasser. Der vierte Gegner prallte gegen mich. Ich spürte seine Faust. Er stieß mir auch sein Knie von der Seite gegen den Oberschenkel. Das Knie sollte meinen Unterleib treffen. Doch ich hatte mich instinktiv weggedreht. Denn ich war schon durch Dutzende solcher Kämpfe gegangen. Ich war ein narbiger Flusswolf vom oberen Big Muddy.
Ich drehte mich zurück und setzte ihm dabei meinen Ellbogen zwischen die Rippen. Er stöhnte, schlug jedoch einen Haken nach meinem Kopf, den ich auspendelte. Dann bekam er meinen linken Haken. Er stöhnte, fiel auf die Knie. Er bot mir sozusagen seinen Nacken dar.
Ich schlug zu. Er fiel aufs Gesicht und blieb liegen.
Die Sache war vorbei. Ich sah mich um.
Der, den ich ins Wasser geworfen hatte, wollte heraus.
Aber ich drohte ihm: »Bleib drinnen, Freund! Komm nicht raus, solange ich das sehen kann. Sonst komm ich zurück und werfe dich wieder rein.«
Ich sah zur »Rivercat« hinüber.
Tortuga John stand noch an der Gangway. Er grinste herüber.
»Ich dachte mir gleich, dass ich nicht an Land kommen und helfen müsste«, rief er mir zu. Dann salutierte er wie ein Offizier, aber er sah immer noch spöttisch aus.
Ich sah auch zum Kabinendeck hinauf.
Dort standen Bill und Honey Shannon. Auch sie hatten alles gesehen.
Jetzt wussten sie besser Bescheid über mich.
✰
Als es Abend wurde, ritt ich auf einem Mietpferd aus der Stadt, nachdem ich noch sechs weitere Schiffe gechartert hatte. Nach einigen Meilen sah ich die Campfeuer in der Dunkelheit aufleuchten.
Beim ersten Camp ritt ich ans Feuer.
Ich sah, dass die schweren Frachtwagen und ihre Anhänger wirklich hoch mit Baumwollballen beladen waren.
Ich fragte nach dem verantwortlichen Mann.
Und so kam ich zu Daniel Foggerty.
Er lehnte an einem Hinterrad und schlürfte heißen Kaffee. Er sah müde und ausgebrannt aus wie seine Männer.
Er nickte mir zu und wartete, was ich zu sagen hatte.
Ich sagte: »Mister, ich habe sieben Schiffe, die mich jede Stunde eine Menge Geld kosten und auf Ladung warten, es sind nur noch sieben Meilen bis zu diesen Schiffen. Warum sitzen Sie hier noch herum? Denn ich muss meine Unkosten schließlich auf die Frachtgebühren aufschlagen, nicht wahr? Können Sie denn leichter Geld verdienen? Sie brauchen nur noch sieben lächerliche Meilen zu fahren. Und schon sparen wir eine ganze Nacht, also zumindest acht Stunden Charterkosten. Na?«
Er sah mich an.
Zuerst wollte er grinsen oder gar lachen. Aber dann spürte er, zu welcher Sorte ich gehörte. Und weil er selbst ein Bursche dieser Sorte war, verstanden wir uns sofort.
»Was gibt Ihnen die Gewissheit, dass wir ins Geschäft kommen?«
»Ich bin ein Mann vom Big Muddy«, sagte ich. »Und ich habe rein zufällig die Chance dieses Geschäftes erkannt. Was mir die Gewissheit gibt? Nun, wenn wir uns zusammen hinsetzen und das alles mal genau durchrechnen, dann wird Ihnen Ihr Verstand sagen, dass ich einen fairen Frachtpreis nehme. Wollen wir?«
»Wie ist Ihr Name?«, fragte er. »Ich bin Daniel Foggerty. Ich vertrete alle Baumwollpflanzer zwischen Benton und Pine Bluff. Sie haben mich gewählt. Wer sind Sie?«
»Ich bin Ty Quincannon«, sagte ich. »Vor ein paar Tagen kam ich mit einem dreihundertzwanzig Yards langen Holzfloß aus Montana den Big Muddy herunter nach Saint Louis. Und meine Mannschaft bestand aus sechsunddreißig ausgesuchten Männern. Jetzt will ich kein Holz, sondern Baumwolle ans Ziel bringen. Glauben Sie, dass dies schwerer ist, als mit einem Riesenholzfloß durch das Indianerland zu fahren?«