G. F. Unger 2154 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger 2154 E-Book

G. F. Unger

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Ward Madden hätte nie gedacht, dass er eines Tages nach vielen Jahren des ziellosen Reitens auf diese Art heimkehren würde.
Er war damals als unfertiger Junge davongeritten, und die Jahre hatten ihn zu einem stolzen und harten Mann reifen lassen. Er hatte immer vorgehabt, nach Warfire zurückzukehren - aber nicht zu Fuß wie ein Tramp, sondern im Sattel eines guten Pferdes und als fertiger Mann.
Nun, er ist ein fertiger Mann - und sogar ein sehr beachtlicher Mann. Aber er geht zu Fuß. Er schleppt seinen Sattel auf der Schulter.
Gestern, als er den North Platte River überquerte, versank sein Pferd plötzlich wie ein Stein unter ihm. Es hatte einen Herzschlag bekommen und war tot. Das Tier wurde weiter unterhalb auf eine Sandbank geschwemmt, und Ward Madden konnte so wenigstens seinen guten Sattel retten. Sein Bündel jedoch ging verloren, und auch sein Gewehr war aus dem Sattelfutteral gerutscht.
Das also geschah gestern - und eine lange Nacht und fast ein ganzer Tag liegen nun dazwischen. Seit heute Morgen marschiert Ward Madden auf der staubigen Poststraße nach Westen und schleppt seinen Sattel mit ...


Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 156

Veröffentlichungsjahr: 2022

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Die Chance

Vorschau

Impressum

Die Chance

Ward Madden hätte nie gedacht, dass er eines Tages nach vielen Jahren des ziellosen Reitens auf diese Art heimkehren würde.

Er war damals als unfertiger Junge davongeritten, und die Jahre hatten ihn zu einem stolzen und harten Mann reifen lassen. Er hatte immer vorgehabt, nach Warfire zurückzukehren – aber nicht zu Fuß wie ein Tramp, sondern im Sattel eines guten Pferdes und als fertiger Mann.

Nun, er ist ein fertiger Mann – und sogar ein sehr beachtlicher Mann. Aber er geht zu Fuß. Er schleppt seinen Sattel auf der Schulter.

Gestern, als er den North Platte River überquerte, versank sein Pferd plötzlich wie ein Stein unter ihm. Es hatte einen Herzschlag bekommen und war tot. Das Tier wurde weiter unterhalb auf eine Sandbank geschwemmt, und Ward Madden konnte so wenigstens seinen guten Sattel retten. Sein Bündel jedoch ging verloren, und auch sein Gewehr war aus dem Sattelfutteral gerutscht.

Das also geschah gestern – und eine lange Nacht und fast ein ganzer Tag liegen nun dazwischen. Seit heute Morgen marschiert Ward Madden auf der staubigen Poststraße nach Westen und schleppt seinen Sattel mit ...

Seit gestern hat er auch keinen Bissen mehr gegessen, aber obwohl der Hunger in seinem Magen knurrt, macht sich Ward Madden keinen besonderen Kummer. Er ist so zäh wie ein Wolf und würde es noch einige Tage aushalten.

Obwohl die Sonne sinkt, schwitzt er noch von der Anstrengung des ständigen Marsches.

Sein scharfes und hageres Gesicht ist mit Sand bedeckt. Es wirkt durch die leicht schiefe Nase etwas unregelmäßig.

Seine rauchgrauen Augen sind etwas gerötet, und sie werden plötzlich schmal und prüfend, als er weit vor sich die Postkutsche über eine hohe Bodenwelle rollen sieht.

Er bleibt stehen, wirft den Sattel ab und wartet am Straßenrand.

Diese Postkutsche kann ihm zwar nichts nützen, denn sie fährt in die verkehrte Richtung, also nach Osten in Richtung Fort Laramie und nicht nach Westen, wo dreißig oder vierzig Meilen entfernt die kleine Rinderstadt Warfire liegt.

Die Postkutsche kommt schnell herangefahren und hält neben Ward Madden an.

Der Fahrer und sein Begleitmann blicken wachsam, aber auch interessiert auf den Mann ohne Pferd nieder.

»Hallo«, krächzt Ward Madden, »ihr fahrt zwar in die falsche Richtung, aber vielleicht habt ihr einen Schluck Wasser für mich und könnt mir sagen, wann die Gegenpost hier vorbeikommt. Ich habe im Fluss mein Pferd verloren.«

Die beiden Männer auf dem hohen Bock betrachten ihn noch einige Sekunden wachsam und blicken auch in die Runde.

Dann nickt der Fahrer, und der Begleitmann wirft Ward Madden eine Wasserflasche hinunter.

»Sie können die Flasche behalten«, sagt der Mann. »Und es gibt keine Gegenpost auf dieser Strecke. Wir fahren nach Fort Laramie und kommen in sechs Tagen wieder zurück. Die Post verkehrt nur alle sechs Tage in einer Richtung, also entweder von Fort Laramie nach Westen oder von Warfire nach Osten.«

Ward Madden hört es und nickt bitter.

Das Fenster der Postkutsche wird jetzt aufgerissen. Ein gewichtiger Mann steckt seinen Kopf heraus und brüllt: »Zur Hölle mit euch, wenn ihr nicht gleich diese verdammte Kutsche wieder in Bewegung bringt!«

»Machen Sie mir keine Vorschriften«, sagt der Fahrer grimmig. »Ich weiß überhaupt noch nicht, ob ich so einen Whiskyreisenden wie Sie noch mal nach Warfire fahren werde. Denn Sie verstehen es immer wieder, Sandy Wallace richtige Wolfs- und Pumaspucke als echten Whisky anzudrehen. Wenn die Leute in Warfire nicht schon so abgehärtet wären, würden sie an diesem Whisky so schnell sterben wie an einem Klapperschlangenbiss.«

Der Fahrer wendet sich wieder Ward Madden zu.

»Tut mir leid, mein Freund. Proviant haben wir nicht. Sie müssen entweder sechs Tage hier auf uns warten oder die vierzig Meilen nach Warfire zu Fuß machen. Aber wenn Sie Ihren Sattel dort drüben in den Busch legen, so bringe ich ihn auf dem Rückweg nach Warfire mit.«

»Danke«, murmelt Ward Madden.

Er greift in die Tasche und holt einen Dollar hervor.

»Kann ich dafür etwas Tabak von euch bekommen?«

Der Fahrer wirft ihm seinen Beutel hinunter und sagt: »Behalten Sie Ihren Dollar.«

Dann bewegt er die Zügel und ruft heiser und scharf: »Heeeeeyaaaah! Braaah! Lauft weiter, ihr Meerschweinchen!«

Ward Madden wartet, bis sich der Staub verzogen hat. Dann trinkt er aus der Flasche und dreht sich danach eine Zigarette. Er hockt sich auf seinen Sattel, raucht und beobachtet die sinkende Sonne im Westen.

Als es dann dunkel wird, kommt auch schon die Kühle.

Die Poststraße steigt nun immer mehr an. Als Ward Madden den Kamm der Bodenwelle erreicht hat, über die er die Kutsche so plötzlich hatte auftauchen sehen, da geht der Mond auf.

Der einsame und hungrige Mann erkennt im bleichen Licht des Mondes nun viele Hügel und Bodenwellen, Senken, kleine Täler und tiefe Bodenrisse.

Er stößt einen unwilligen Laut aus, lässt den Sattel von der Schulter gleiten und flucht bitter.

Aber dann – als wollte ihm das Schicksal sein Pech etwas lindern – sieht er links von sich zwischen zwei Hügeln ein Feuer aufleuchten.

Dieses Feuer wird jetzt eben erst angemacht.

Und es ist wahrscheinlich nur von Ward Maddens Standort aus zu entdecken, so versteckt leuchtet es zwischen den Hügeln dort drüben.

Er überlegt einige Sekunden, aber dann schnauft er zufrieden, nimmt den Sattel wieder auf und beginnt in Richtung Feuer zu marschieren.

Etwa zwanzig Minuten später hört er die Geräusche einer Rinderherde.

Bald riecht er auch deutlich den Rauch des Feuers, und als er um eine Busch- und Baumgruppe herumhinkt – ja, er hinkt bereits –, sieht er das Camp dicht vor sich.

Er hält an und ruft: »He, Feuer!«

Drei Männer gleiten drüben sofort aus dem Feuerschein und verschwinden in den Schatten von Felsen, Büschen und Bäumen.

Es ist ein sehr verstecktes Camp. Auch ein Wasserloch scheint dort zu sein.

Nach einer Weile ruft eine scharfe und heisere Stimme zu ihm herüber: »Wer ist da?«

»Ich habe mein Pferd verloren und sah euer Feuer«, erwidert Ward und setzt sich wieder in Bewegung.

Die drei Männer treten aus dem Dunkel hervor und nähern sich ihm.

Von der Herde, die drüben ein Wasserloch umdrängt, nähert sich ein Reiter. Und dieser Reiter fragt laut in die Nacht: »Wer ist da gekommen?«

Aber er erhält keine Antwort, reitet deshalb näher und späht über das Feuer hinweg auf Ward Madden, den die drei anderen Männer jetzt umgeben.

Vielleicht haben sie die Herde wirklich gestohlen, denkt Ward Madden, und er hat viele Gründe für diese Annahme, da dies hier ein sehr versteckter Ort ist und die Männer so wachsam und misstrauisch wie Wölfe sind.

Der eine ist schon grauhaarig. Man kann es im Feuerschein gut erkennen.

»Wo kommst du her?«, fragt er Madden.

»Aus Laramie.«

»Und wohin willst du?«

»Irgendwohin«, murmelt Ward und fügt hinzu: »Mein Pferd bekam im Platte River einen Herzschlag und ging wie ein Stein unter. Wenn ich euch hier stören sollte, so ...«

»Schon gut«, murmelt der Mann und starrt dann auf Ward Maddens Colt, der tief an dessen Schenkel baumelt. Es ist eine alte und sehr abgegriffene Waffe.

Dann betrachtet der Mann Ward Maddens Sattel und nickt.

»Das ist ein Texas-Sattel, ich erkenne das sofort. Nun, wir essen bald Abendbrot. Machen Sie es sich bequem.«

Ward Madden nickt dankend. Dann blickt er zu den Pferden hinüber.

»Könnte ich vielleicht ein Pferd von euch kaufen – oder leihen? Oder ist gar eine Ranch in der Nähe, wo ich ...«

»Vielleicht bekommen Sie ein Pferd von uns«, sagt der Mann.

Und dann sagt ein anderer Mann, der hinter Ward Madden steht, böse: »Flint, soll ich ihm den Colt abnehmen?«

»Nein, Charly. Lass ihn nur zufrieden. Cheyenne, kümmere dich endlich wieder um unser Essen. Und du, Bob, du solltest doch bei der Herde sein, nicht wahr?«

Die Spannung löste sich nun. Irgendwie erscheint es Ward Madden, als wäre eine Gefahr vorüber. Ja, er spürte ganz plötzlich den Atem einer Gefahr.

Aber der grauhaarige Falke, den der andere Mann Flint nannte, hatte sich wohl dafür entschieden, dass der Fremde ein Satteltramp ist. Oder er hält ihn für einen Revolvermann, der nach Westen reitet, weil er etwas weit hinter sich zurücklassen möchte.

Ward Madden nickt und murmelt: »Danke. Ich will mich nur waschen.«

Als sich Madden dann mit dem Hemd abtrocknet, fragt der Mann sanft: »Sie legen wohl nie Ihren Colt ab, Fremder?«

»Selten«, erwidert Ward ruhig und streift sich das feuchte Hemd wieder über.

»Sie kommen also aus Texas? Das war ein langes Reiten, Fremder. Was wollen Sie hier in diesem Land?«

Ward Madden wartet einige Sekunden, dann sagt er betont lässig: »Hören Sie, Flint. Ich bin euch sehr dankbar, wenn ich mit euch essen darf und vielleicht auch ein Pferd kaufen könnte. Aber ich beantworte nicht gerne Fragen. Und ich stelle auch nie Fragen. Wenn es euch angenehm ist, dann vergesse ich morgen früh, dass ich euch gesehen habe. Genügt das?«

Der hagere, falkengesichtige und graue Mann lässt fast eine volle Minute verstreichen. Dann sagt er ruhig: »All right! Ich weiß schon Bescheid.«

Er geht davon. Seine Sporen klirren leise im braun gebrannten Gras, das nur in unmittelbarer Nähe der Wasserstelle frisch und grün ist.

Ward Madden kehrt ebenfalls ans Feuer zurück. Er hockt sich auf seinen Sattel, zündet sich eine Zigarette an und beobachtet die Männer. Der verlockende Duft von Bohnensuppe mit Rindfleisch steigt ihm in die Nase.

Er betrachtet die drei Männer.

Cheyenne, der den Koch macht, ist ein Halbindianer. Aber er trägt die Tracht eines Cowboys und wirkt fast wie ein Weißer. Sein ruhiges und fast bewegungsloses Gesicht ist nur eine Maske. Das erkennt man, wenn man in seine dunklen Augen blickt. Dieser Mann kann sicherlich sehr wild, kühn und verwegen sein.

Der zweite Mann ist noch ein junger Bursche. Es ist der, der Ward Maddens Colt haben wollte und den der grauhaarige Anführer Charly nannte. Dieser junge Bursche wirkt auf den ersten Blick wie ein netter und etwas verwegener Cowboy. Aber wenn man in seine Augen blickt, erkennt man auch darin den gleichen Ausdruck wie in den Augen der anderen Männer. Es ist das ständig wachsame, misstrauische und bereite Lauern und kühle Abwägen.

Das also sind Flint, Cheyenne und Charly. Den vierten Mann, der mit seinem Pferd wieder um die ruhende Herde reitet, hat Ward Madden nicht so genau sehen können. Aber auch dieser Bursche wird sicherlich hart sein.

Am Feuer richtet sich Cheyenne bei seinen Töpfen und Pfannen auf und sagt kehlig: »Wir können es hinunterschlingen!«

Und dann füllen sich alle Männer ihre Teller. Wortlos beginnen sie zu essen.

Der alte Flint beobachtet den Fremden, und er sieht, wie vorsichtig und bedächtig dieser sicherlich sehr hungrige Mann das Essen einnimmt.

Das scheint ihm zu gefallen.

Er sagt: »Tex, wenn du im Moment nichts Wichtiges vorhaben solltest, so könntest du uns vielleicht helfen. Wir könnten die Herde dann etwas schneller treiben. Du bekommst jeden Tag zehn Dollar.«

Ward Madden gibt nicht sogleich Antwort. Aber er weiß nun mit Bestimmtheit, dass diese Herde hier gestohlen wurde.

Ein guter Spitzen-Cowboy verdient höchstens vierzig Dollar im Monat. Ein Herdentreiber bringt es vielleicht auf fünfzig Dollar und bekommt am Ende des Treibens eine angemessene Prämie. Aber zehn Dollar am Tag sind dreihundert im Monat.

Ward Madden weiß, dass er bei Viehdieben am Feuer sitzt.

»Ich bin nicht interessiert«, erwidert er nach einer Weile ruhig.

»Überleg es dir bis zum Morgengrauen«, sagt der alte Falke, erhebt sich, nimmt sein Deckenbündel und entfernt sich damit in den Schatten der Büsche.

Auch Charly geht mit seiner Deckenrolle weg.

»Du kannst dir eine von diesen Decken dort nehmen«, murmelt der Koch. »Und du solltest dir wirklich überlegen, ob du nicht bei uns bleiben und uns etwas helfen möchtest. In zehn Tagen wären wir am Ziel. Und wir hätten dich bei uns und brauchten uns keine Sorgen zu machen.«

Die letzten Worte sind sehr zweideutig.

Ward Madden begreift, dass ihn diese Männer hier nicht werden fortgehen lassen. Wenn er keinen Verdruss bekommen will, so wird er einige Zeit bei ihnen bleiben müssen.

Vielleicht brauchen sie wirklich die Hilfe eines weiteren Treibers, um die Herde schneller durch dieses raue Land bringen zu können.

Vielleicht aber befürchten sie, dass er, wenn er nach Warfire geht, dort einigen interessierten Leuten Auskünfte über die verschwundene Herde geben könnte, denn diese Herde dort drüben ist bestimmt gestohlen und wird sicherlich schon gesucht.

So muss es sein.

Ward Madden gibt dem Koch keine Antwort.

Er nimmt sich eine Decke aus dem Stapel und hebt auch seinen Sattel auf. Er ist sehr erschöpft und kann sich kaum noch bewegen.

Zwischen zwei Büschen legt er sich zur Ruhe.

Sein Schlaf ist tief und fest, denn es ist ein Erschöpfungsschlaf. Er erwacht, als jemand neben ihn tritt und ihn leicht mit der Fußspitze anstößt.

Ward Madden erhebt sich. Er hebt auch seinen Waffengurt auf, den er bei sich unter der Decke hatte.

Indes er ihn umlegt, sieht er dem Mann nach, der ihn soeben weckte.

Es war Flint.

Die anderen Männer hocken und knien um das Feuer herum und schlingen hastig ihr Frühstück hinunter.

Auch der vierte Mann ist jetzt da. Die Herde ist nun für eine kurze Weile unbewacht.

Sattelpferde, zwei Packtiere und drei Reservetiere sind zwischen den Bäumen zum Aufbruch bereits angebunden.

Ward Madden nimmt einen Blechteller auf, füllt ihn aus dem Kochkessel und beginnt zu essen.

Die Männer sind vor ihm fertig. Sie drehen sich Zigaretten und beobachten ihn dann.

Als er seinen Teller einen Moment ins Gras setzt, sagt Flint wie beiläufig: »Nun, Texas? Willst du bei uns bleiben und uns helfen?«

»Ich wünsche euch viel Glück«, murmelt Ward Madden und trinkt vorsichtig das heiße Gebräu. »Aber ich habe andere Pläne. Ich muss weiter. Ich könnte euch einen guten Preis für ein Pferd zahlen.«

Nachdem er dies gesagt hat, lässt er die Rechte schlaff am Körper herabhängen und behält den Becher in der Linken.

Die vier Männer starren auf Ward Maddens Colt und auf die große, sehnige und nervige Hand, die ruhig hinter dem Griff hängt. Sie sehen auch, dass Maddens Beine leicht gespreizt sind und sein Oberkörper sich etwas vorgeneigt hat.

Sie begreifen, dass dieser Fremde sich nicht fürchtet, sondern kämpfen würde, um unabhängig bleiben zu können.

»Freund«, sagt Flint sanft, »du musst ganz einfach unsere Lage verstehen. Wir haben vor einigen Tagen diese Herde gestohlen. Das hast du dir längst ausgerechnet, nicht wahr? Wir haben Jeremy McNultys Herdenmannschaft und einigen anderen Leuten einige Tricks gezeigt und unsere Fährte so gut verborgen, dass man sicher noch nicht in dieser Richtung nach den verschwundenen Rindern sucht. Wir bekommen vielleicht auch noch einen Vorsprung von einigen Tagen, sodass wir dieses Spiel glatt gewinnen.«

»Vielleicht habt ihr Glück«, murmelt Ward Madden.

Er trinkt den Becher leer, lässt ihn dann zu Boden fallen und sieht die Männer hart an.

»Ich habe euer Essen gegessen und an eurem Feuer geschlafen ...«, beginnt er.

Doch Flint unterbricht ihn mit einer Handbewegung. Seine Stimme klingt nun hart.

»Tut mir leid, aber du musst einige Tage bei uns bleiben. Ich halte es zwar für sehr wahrscheinlich, dass du in Warfire niemandem auf die Nase binden würdest, dass du die verschwundene Herde unterwegs gesehen hast. Aber ich möchte nichts riskieren. Jeremy McNulty und sein Vormann Onslow Cagney nehmen sich jetzt bestimmt jeden fremden Satteltramp vor und quetschen ihn aus. Und vielleicht würdest du ihnen doch einen Tipp geben, um selbst keinen Verdruss zu bekommen. Du reitest mit uns!«

Bei seinem letzten Wort klatscht er mit der Hand gegen den Coltgriff. Auch die drei anderen Männer reagieren ähnlich. Und der junge Charly sagt heiser und ärgerlich: »Siehst du Flint, ich wollte gestern schon, dass wir ihm den Colt abnehmen.«

»Er ist kein Narr, und deshalb wird er nicht kämpfen«, murmelt Flint.

Ward Madden beobachtet die Männer.

Er betrachtet sie aufmerksam und erkennt, dass sie wirklich rau und hart genug sind, um es auf einen Kampf ankommen zu lassen.

»Nun gut. Ich würde zwei von euch mit in die Hölle nehmen können. Aber ich bin auch kein Narr.«

»Versuche nur keinen Trick mit uns, hörst du«, murmelt Flint. »Vergiss nicht, dass es gleich Tag ist und wir Gewehre haben. Wir werden dir auch nicht unser schnellstes Pferd geben. Hast du mich verstanden? Das ist eine Warnung. Wenn du uns aber ein guter Partner bist, so wirst du einen guten Anteil bekommen. Nimm dir diesen Schecken dort!«

Ward Madden nickt.

Er geht zu seinem Sattel, hebt ihn mit der Decke auf und sattelt das für ihn bestimmte Pferd. Es ist ein kleiner Pinto, der ziemlich stämmig und bestimmt sehr ausdauernd ist, aber nicht schnell laufen kann.

Ward Madden kennt diese Sorte.

Während er dieses Tier sattelt, brechen die Männer das primitive Camp ab.

Und als sie dann fertig sind und sich in die Sättel schwingen wollen, da kommt nicht nur für sie, sondern auch für Ward Madden die große Überraschung.

Eine scharfe Stimme ruft nämlich aus den Büschen des kleinen Sees: »Wir haben euch! Wenn ihr zu kämpfen anfangt, dann wird es bitter für euch!«

Ward Madden lässt sich sofort zu Boden fallen. Er zieht aber nicht den Colt.

Das tun die vier anderen Männer.

Und dann krachen die Schüsse. Männer brüllen gellend und wild. Pferde wiehern, stürzen, steigen und brechen aus.

Der Kampf dauert nur eine halbe Minute.

Als Ward Madden sich mit erhobenen Händen erhebt, hat sich viel verändert.

Cheyenne liegt tot neben seinem Vorratssack am Boden.

Charly liegt unter seinem gestürzten Pferd und brüllt, weil sich das Tier immer noch auf seinem gebrochenen Bein wälzt, bevor es endlich verendet, und Bob konnte im Sattel seines Pferdes etwa fünfzig Yards weit entkommen, bevor ihn einige Kugeln aus dem Sattel rissen.

Das alles sieht und erkennt Ward Madden mit einem schnellen Blick.

Er steht also da, hält seine Hände in die Höhe und ruft: »Macht keine Fehler! Ich bin nur zufällig hier und gehöre nicht dazu!«

»Das werden wir gleich feststellen, mein Junge«, sagt eine grimmige Stimme.

Dieser Mann ist Onslow Cagney, der Vormann von Jeremy McNulty.

Ward Madden kennt Onslow Cagney gut. Er kennt auch Jemery McNulty gut, denn diese beiden Männer waren ja vor acht Jahren hauptsächlich der Grund, warum Ward Madden als Junge das Land verließ.

Und als Onslow Cagney nun massig und schwer vor Ward Madden verhält und ihn anstarrt, da weiß Ward Madden, dass sich Onslow Cagney nicht verändert hat.

Dieser harte Vormann hat schon mehr als ein Dutzend Männer zerbrochen, die es im Laufe der Jahre wagten, sich gegen Jeremy McNulty aufzulehnen.

Onslow Cagney betrachtet ihn, und weil die Sonne im Osten nun über die Berge kommt und der graue Morgen sich in einen strahlenden Tag verwandelt, kann der Vormann der Bullskull Ranch sich den Fremden genau ansehen.

Ward Madden hat sich schon einige Tage nicht rasiert. In den vergangenen Jahren hat er sich auch sehr verändert, da er fast fünfzig Pfund schwerer geworden ist.