G. F. Unger 2157 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger 2157 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Als sie mit vier schweren Geldbeuteln aus der Bank kommen, steht der Sheriff mitten in der Fahrbahn.
»Gebt auf, Jungs!«, ruft er scharf, und obwohl er ein grauhaariger Mann ist, liegt in seiner Stimme die Autorität eines alten Kämpfers, der Situationen wie diese mehrfach erlebte und meistern konnte. Auch jetzt fürchtet er sich nicht vor vier maskierten Banditen.
Er wartet mit gezogenem Colt, den er in Hüfthöhe hält.
Doch die Kugel, die ihn zwei Sekunden später trifft, kommt nicht von den vier Banditen - sie kommt von hinten.
Aus einer Gasse gegenüber der Bank reitet ein geschmeidiger Bursche hervor. Er sitzt auf einem herrlichen Hengst. Er feuert auf den Sheriff und trifft.
Doch er trifft nicht gut. Der alte Revolverkämpfer schwankt herum und bekommt dabei die zweite Kugel.
Der Sheriff fällt zwar auf die Knie, doch sein alter Army-Revolver beginnt zu krachen. Die erste Kugel verwundet den prächtigen schwarzen Hengst an der Schulter, denn das Tier drehte sich in den Schuss hinein. Mit der zweiten Kugel holt er den jungen Banditen aus dem Sattel.
Dann reicht seine Kraft nicht mehr aus, um sich noch mit den vier Bankräubern zu befassen, die sich inzwischen auf die Pferde warfen und wild um sich schießend aus der Stadt galoppierten ...


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Seitenzahl: 151

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Cover

Mustanghügel

Vorschau

Impressum

Mustanghügel

Als sie mit vier schweren Geldbeuteln aus der Bank kommen, steht der Sheriff mitten in der Fahrbahn.

»Gebt auf, Jungs!«, ruft er scharf, und obwohl er ein grauhaariger Mann ist, liegt in seiner Stimme die Autorität eines alten Kämpfers, der Situationen wie diese mehrfach erlebte und meistern konnte. Auch jetzt fürchtet er sich nicht vor vier maskierten Banditen.

Er wartet mit gezogenem Colt, den er in Hüfthöhe hält.

Doch die Kugel, die ihn zwei Sekunden später trifft, kommt nicht von den vier Banditen – sie kommt von hinten.

Aus einer Gasse gegenüber der Bank reitet ein geschmeidiger Bursche hervor. Er sitzt auf einem herrlichen Hengst. Er feuert auf den Sheriff und trifft.

Doch er trifft nicht gut. Der alte Revolverkämpfer schwankt herum und bekommt dabei die zweite Kugel.

Der Sheriff fällt zwar auf die Knie, doch sein alter Army-Revolver beginnt zu krachen. Die erste Kugel verwundet den prächtigen schwarzen Hengst an der Schulter, denn das Tier drehte sich in den Schuss hinein. Mit der zweiten Kugel holt er den jungen Banditen aus dem Sattel.

Dann reicht seine Kraft nicht mehr aus, um sich noch mit den vier Bankräubern zu befassen, die sich inzwischen auf die Pferde warfen und wild um sich schießend aus der Stadt galoppierten ...

Auch der verwundete Rapphengst rast aus der Stadt. Er überholt die vier Reiter mit spielerischer Leichtigkeit. Draußen vor der Stadt schlägt er eine andere Richtung ein.

Er prescht nach Norden.

Die vier Banditen flüchten mit ihrer Achtzigtausend-Dollar-Beute nach Westen.

Als die ersten Bürger bei dem sterbenden Sheriff anlangen, sagt er mit letzter Kraft: »Wenn mein Sohn kommt – erzählt ihm von dem Hengst. Sagt ihm, dass der Hengst von mir verwundet wurde und zu Menschen kein Vertrauen mehr hat. Er wird auf seine Heimatweide laufen und verwildern. Wenn ihr mit einem Aufgebot die Banditen nicht erwischen könnt – mein Junge wird sie bekommen. Er braucht nur den verwilderten Hengst zu suchen. Dort, wo er ihn findet, werden auch die vier Banditen sein.«

Nach diesen Worten stirbt Ben Lockhart im Staub der Straße.

Der junge geschmeidige Bandit, der den herrlichen Rapphengst ritt, starrt voller Hass in die vielen Gesichter, die sich über ihn beugen, und er flüstert die Worte: »Amigos, bringt mich heim in die Mustanghügel.«

Im nächsten Moment stirbt auch er.

In Mogollon hört Jim Lockhart zum ersten Mal nach vielen Monaten erfolgloser Suche und rastlosen Herumreitens von einem schwarzen Hengst in den Mustanghügeln.

Er reitet in den folgenden Tagen immer am Mogollon Rim entlang nach Westen – ein einsamer Reiter, groß, sehnig und hager, dunkel und grauäugig, ein Mann, der in schwarzes Leder gekleidet ist, ein rotes Pferd reitet und seinen Revolver links trägt.

Ja, es ist Ben Lockharts Sohn Jim.

Das Land ist wild und einsam. Aber Jim Lockhart hat sich die verborgenen Pfade gut beschreiben lassen. Als er einen Creek erreicht, weiß er, dass es der Carrizo Creek sein muss.

Er trifft auf den Cibecue Creek und auf den Canyon Creek.

Als er nach Norden sieht und die gewaltige Nase erkennt, die das Rim nach Süden vorschiebt, weiß er, dass er in der Höhe von Promotory Butte ist.

Weiter im Süden muss das Armeecamp O'Connel liegen.

Im Westen beginnt das große Tonto Basin, in dem die Rinderzüchter gegen das Vordringen von Schafzüchtern kämpfen.

Jim Lockhart glaubt, dass er sich jetzt endlich in den Mustanghügeln befindet.

Zwei Wochen harrt Jim Lockhart an dieser Stelle aus. Unter ihm liegt die Quelle. Sein Platz ist gut gewählt. Mit seinem Armeeglas kann er von dem flachen, stark bewaldeten Hügel die Wasserstelle, bei der es viele alte Wildpferdspuren gibt, gut beobachten.

Alles spricht dafür, dass er Glück haben wird, denn es waren schon einige Wochen keine Wildpferde mehr an dieser Wasserstelle. Wenn der Hengst schlau ist und niemals zweimal hintereinander dieselbe Wasserstelle mit seiner Herde besucht, so müsste er bald bei dieser hier auftauchen.

Vielleicht wird Jim Lockhart dann sehen können, ob es der richtige Hengst ist.

Wenn es das Pferd ist, auf dem der Mörder seines Vaters saß, muss es jetzt eine Narbe an der linken Schulter haben.

Erst dann kann Jim sicher sein, dass er sich in dem Land befindet, in dem vielleicht noch die vier Bankräuber leben.

Er hat nur diese eine Chance, sie zu finden.

Lockhart muss oft an seinen Vater denken, der, tödlich verwundet, die einzige Möglichkeit erkannte, die Bankräuber aufzuspüren.

Als Jim fast schon wegen Mangels an Proviant aufgeben will, hat er endlich Glück. Am späten Nachmittag kommt eine Wildpferdherde in den kleinen Kessel zwischen den Hügeln und nähert sich vorsichtig der Wasserstelle.

Als Jim Lockhart den Leithengst sieht, sagt ihm sein Instinkt, dass er endlich den gesuchten Hengst gefunden hat. Durch das Glas kann er die Narbe im rabenschwarzen Fell des Tieres erkennen.

Der Hengst hat ein starkes Rudel auserlesener Stuten bei sich, und Jim Lockhart grinst unwillkürlich anerkennend, als ihm klar wird, dass die meisten dieser langbeinigen Stuten gar keine Wildpferde sind. Was er da sieht, ist beste Zucht. Das sind kostbare Zuchtstuten von edler Abstammung.

Damit ist fast sicher, dass der schwarze Hengst sich sein Rudel von einer Ranch holte. Er muss die Stuten aus den Corrals entführt haben. Aber nur eine große und reiche Ranch kann sich solche Zuchtstuten halten.

Der Rappe hat seine Mühe mit ihnen, denn sie sind in der Wildnis unerfahren. Er hat ihnen in der kurzen Zeit nur wenig beibringen können.

Auch jetzt hat der Hengst Mühe, sie vom Wasser abzuhalten. Er will die Wasserstelle erst umkreisen, will schnuppern, prüfen und das Wasser probieren.

Er schnaubt drohend, wiehert und zeigt seine Zähne. Er stößt die Stuten fort. Ein- oder zweimal beißt er sogar, bis sie endlich begriffen haben. Sie warten ungeduldig und nervös, bis er ihnen erlaubt, zur Tränke zu laufen.

Während sie saufen, hält er aufmerksam Wache, wittert fortwährend in die Runde und scheint nervös zu werden, wenn er in Jim Lockharts Richtung wittert.

Dabei kann er Lockhart nicht sehen und auch nicht gegen den Wind wittern. Dennoch warnt ihn sein Instinkt vor einer verborgenen Gefahr.

Jim Lockhart lächelt anerkennend und nachdenklich zugleich.

Dieser Hengst, denkt er, wird hier noch eine Menge Schaden anrichten. Allein die Zuchtstuten dürften an die fünfzigtausend Dollar wert sein. Aber wenn man sie wiederbekommen kann, sind sie noch wertvoller. Ihre Fohlen müssten gerade die richtige Mischung haben. Einen besseren Hengst für diese Stuten gibt es gewiss nicht auf tausend Meilen in der Runde. Oha, ich wette, es sind eine Menge Jäger hinter diesem King her. Gewiss jagen ihn ganze Mannschaften. Ich würde mich nicht wundern, wenn eine hohe Belohnung ausgesetzt ist. Es könnte sogar sein, dass die Prämie für tot oder lebendig gezahlt wird. Solche Wildhengste werden nicht selten abgeschossen. Sie mögen noch so prächtig sein, aber sie richten zu viel Schaden an. Nun, wir werden sehen. Ich bin endlich in das richtige Land gekommen. Nun muss ich anfangen, mich hier umzusehen.

Er will sich zu seinem Camp und zu seinem roten Wallach zurückziehen, um seine Siebensachen zu packen und dorthin zu reiten, wo die kleine Stadt Goldflake liegen muss.

Aber dann verharrt er.

Was er nun zu sehen bekommt, ist ein wildes Schauspiel.

Von allen Seiten jagen Reiter durch die Hügellücken zur Wasserstelle, brüllende, pfeifende, ihre Lassos schwingende Reiter.

Es ist klar, dass sie dem Hengst das Stutenrudel abjagen wollen und dabei versuchen möchten, ihn zu fangen.

Es ist eine starke Mannschaft, die verwegen reitet und ihr Geschäft versteht.

Aber der Hengst wirft nur einmal den Kopf hoch und dreht sich dabei auf der Hinterhand. Dann hat er auch schon die schwächste Stelle erkannt und beginnt, seine Stuten anzutreiben. Sie gehorchen ihm sofort. Gewiss hat er das mit ihnen schon etliche Male geübt. Sie wissen sofort, was er von ihnen will. In wenigen Sekunden hat er sie in einer geschlossenen Formation und setzt sich an ihre Spitze. Er ist schneller als die schönen, langbeinigen Geschöpfe, obwohl er wesentlich schwerer ist.

Sein Ziel ist eine enge Hügelkette, die von einem einzigen Reiter blockiert wird. Der Reiter ist noch jung. Er trabt dem Hengst, der nun etwa zehn Sprünge vor seiner Herde läuft, sein Lasso schwingend entgegen.

Jim Lockhart schüttelt den Kopf. Er weiß, dass man den Hengst nicht mit einem auf diese Art geschwungenen Lasso erwischen kann. Der Horseking ist jetzt viel zu schnell. Er kann sich wie eine Katze unter der Schlinge wegducken. Er hat darin gewiss viele Erfahrungen gesammelt. Mit einem Lasso kann man diesen schwarzen Burschen nur dann erwischen, wenn man es aus dem Handgelenk werfen kann – blitzschnell und unerwartet.

Der junge Reiter hat keine Chance.

Aber er wirft sich dem Hengst und dessen Herde entgegen, weil er hofft, sie zum Abdrehen und zur Umkehr zu bewegen. Dann würde er das Rudel seinen Kameraden zutreiben.

Plötzlich geschieht etwas Außergewöhnliches, völlig Unerwartetes. Selbst Jim Lockhart, der sich mit Pferden auskennt, selbst schon Wildpferde jagte und wilde Hengste zähmte, schüttelt ungläubig den Kopf.

Der Hengst greift den Reiter an und rammt mit seiner Schulter gegen das Sattelpferd. Er beißt nach dem Reiter und ist in seiner schwarzen Wildheit, seiner bösen Mordlust wie ein Ungeheuer, das aus der Hölle sprang.

Reiter und Pferd überschlagen sich. Der Hengst feuert noch mal die Hinterhand nach ihnen und tanzt auf der Stelle, bis die Stuten vorbeigerast sind.

Sie verschwinden in der Hügellücke.

Die Reiter folgen ihnen, doch sie haben keine Chance. Sie können niemals die Entkommenen einholen.

Jim Lockhart wischt sich über die Augen. Er hat nicht geträumt, der Hengst griff tatsächlich einen Reiter an!

Wenig später ist Jim unterwegs. Noch vor Anbruch der Nacht hat er zehn Meilen hinter sich gebracht.

Dicht bei einem Weg schießt Lockhart ein Kaninchen. Er erledigt es mit einem einzigen Coltschuss. Bald brennt ein Feuer. Als er zu essen beginnt, erhält er Besuch.

Schon eine Weile vorher hörte er die Reiter kommen. Doch er blieb am Feuer sitzen.

Sie kommen ohne Anruf von der Straße herüber und umgehen das Feuer in dichtem Kreis. Ihr Schweigen wirkt grimmig.

Dann sagt eine heisere, harte Stimme: »Hombre, was machst du hier in diesem Land?«

Lockhart erhebt sich und wirft den abgenagten Kaninchenknochen ins Feuer. Er nähert sich dem Sprecher einige Schritte, bis er ihn im Feuerschein genauer ansehen kann.

Es ist ein klotziger, massiger Mann, der gewiss schnell wie ein Leichtgewicht ist. Er ist von jener unduldsamen Sorte, die eine raue Mannschaft führen und auch den wildesten Burschen unter Kontrolle halten kann.

»Ich bin hier«, sagt Jim Lockhart ruhig, »weil ich von dem Hengst gehört habe. Ihr nennt ihn Rainbow King, nicht wahr? Ich sah vorhin, wie ihr ihn vergeblich zu fangen versuchtet. Er hat eine Herde kostbarer Stuten bei sich. Das macht mir Hoffnung, dass es eine Prämie für ihn gibt. Oder irre ich mich?«

Er macht eine kleine Pause. Weil der bullige Mann auf dem Pferd noch grimmig schweigt, fügt er hinzu: »Ich bin jetzt nach Goldflake unterwegs. Nachdem ich den Hengst endlich sehen konnte – und dazu noch in Aktion, macht es mir Spaß, ihn zu jagen. Ich werde mich in Goldflake ausrüsten und mit der Jagd beginnen. Haben Sie etwas dagegen, Mister?«

Der Reiter sagt nichts. Er starrt nur auf Jim Lockhart hinab. Lockhart hat schon längst die Brandzeichen der Pferde betrachtet. Alle weisen ein großes S auf, das rechts und links von je einem Strich begrenzt wird, der etwa halb so lang wie das S ist.

Von der Mannschaft geht ein Strom von unduldsamer Härte, von Drohung und Gefahr aus. Aber dann sagt der bullige Mann plötzlich: »Bart, geh zu ihm und rieche!«

Einer der Reiter schwingt sich geschmeidig aus dem Sattel und tritt dicht an Jim Lockhart heran. Er ist fast so groß wie Jim und etwa im gleichen Alter.

Er schnüffelt hörbar.

Dann tritt er zurück und sagt: »Kein Schafgestank, Cash.«

Dabei sieht er in Jim Lockharts Augen. »Vielleicht ist er wirklich ein Wildpferdjäger«, sagt er. »Aber das wird sich ja herausstellen, nicht wahr? Sollen wir ihn nach seinem Namen fragen, Cash?«

»Der ist unwichtig«, sagt dieser. »Entweder hat er einen Kriegsnamen, dann wird er uns einen falschen nennen. Hat er keinen Kriegsnamen, so sagt uns sein richtiger Name nichts. Reiten wir!«

Er zieht sein Pferd herum. Doch er hält noch einmal an und blickt über die Schulter auf Lockhart zurück.

»Die Stonewall Ranch zahlt tausend Dollar für den Hengst. Lebend! Buck Stonewall will nämlich mit eigenen Augen zusehen, wie man diesen Satan vor der Veranda des Ranchhauses erschießt. Er will es sehen, verstehst du, Hombre? Und noch eins: Sollten wir dir wieder mal begegnen und du solltest dann nach Schafen stinken, dann bist du reif! Bart kann es nämlich riechen, wenn du auch nur in der Nähe eines Schäfers warst. Das ist alles!«

Er gibt seinem Pferd die Sporen. Das Rudel der Reiter schließt sich an.

Gegen Mitternacht, als sein Feuer nur noch schwach brennt, hört er einen Mann kommen – zu Fuß und wild fluchend, so als ob er sich immer wieder Luft machen müsste. Plötzlich verhält der Mann am Rand des Weges.

Lockhart weiß, dass der Bursche nun den Rauch des Feuers wittert und wahrscheinlich noch das schwache Glühen sieht.

Und da kommt auch schon der Ruf: »Hoii, Feuer!«

»Komm her!«, erwidert Lockhart. Er ist neugierig darauf, wer wohl um Mitternacht zu Fuß durch dieses Land wandert. Er wirft etwas Holz in die Glut, um seinen Besucher besser zu erkennen.

Ja, er erkennt ihn wieder.

»Lassen sie dich zu Fuß heimlaufen, weil du Rainbow King nicht aufhalten konntest?«, fragt Lockhart. »Ich sah, wie er dein Pferd rammte und euch niedertrampelte. Er biss nach dir. Hast du es noch weit?«

Der junge Cowboy hockt sich nieder.

»Ich muss bis Sonnenaufgang auf der Stonewall Ranch sein«, sagt er, »sonst werde ich gefeuert. Ich kann das nur schaffen, wenn ich rechtzeitig zu Stella Lee komme und sie mir ihr Pferd borgt. Aber auch bis zu Stella sind es noch acht Meilen. Seit gestern Nachmittag bin ich schon zehn gelaufen. Ich schaffe es nicht mehr. Kamerad, würden Sie mir wohl Ihr Pferd borgen? Ich schwöre Ihnen, dass Stella es Ihnen bis zum Tagesanbruch zurückgebracht haben wird. Stella tut das für mich. Fremder, ich verliere sonst meinen Job.«

»Wäre das ein Verlust?«, fragt Jim Lockhart langsam. »Ist es auf der Stonewall Ranch so schön?«

Der junge Cowboy nagt an seiner Unterlippe. »Ich bin Ben Clayborne«, sagt er dann. »Ich habe wichtige Gründe, um auf der Stonewall Ranch zu bleiben. Es geht nicht so sehr um mich. Muss ich Sie auf Knien bitten, Mister?«

Jim Lockhart schüttelt den Kopf.

»Du kannst mir ein paar Auskünfte geben«, sagt er. »Weißt du, ich bin völlig fremd hier. Du musst mir ein paar Dinge erklären. Vielleicht borge ich dir dann mein Pferd.«

»Fragen Sie, Mister, fragen Sie nur!«

»Warum will dieser Buck Stonewall den Hengst erst einfangen und dann vor der Veranda seines Hauses erschießen lassen? Warum nimmt er sich nicht selbst ein Gewehr und geht auf die Jagd?«

Der junge Cowboy grinst bitter.

»Sie sind wirklich fremd hier«, sagt er. »Buck Stonewall kann nicht mehr reiten. Er war es, der vor etwa drei Jahren den noch jungen Rainbow King einfing. Er gab ihm sogar den Namen. Er sah den jungen Hengst zum ersten Mal in den Mustanghügeln auf einer Felsnase genau unter einem Regenbogen. Deshalb nannte er ihn Regenbogenkönig. Ja, er fing ihn, doch er konnte ihn nicht zähmen. Der Hengst feuerte ihn gegen die Corralpfosten, sodass Buck Stonewall sich am Rückgrat verletzte. Er ist unterhalb der Gürtellinie gelähmt. Er kann nicht gehen und nicht reiten. Nur in seinem leichten Einspänner kann er noch fahren. Nachdem ihn der Hengst zum Krüppel machte, gab Buck seinem Sohn Ernie den Befehl, das Tier zu erschießen. Doch Ernie gehorchte seinem Vater nicht. Ernie zähmte den Hengst. Er konnte zum ersten Mal seinem Vater beweisen, dass ...«

Der junge Cowboy, der sich Ben Clayborne nannte, bricht ab und macht eine abweisende Handbewegung. »Nun, das sind wohl Familienangelegenheiten«, sagt er. »Jedenfalls ritt Ernie Stonewall immer wieder den Hengst. Er musste fast jedes Mal einen Zweikampf mit diesem Biest austragen. Aber irgendwie wurde Ernie Stonewall dadurch ein Mann. Die Tatsache, dass er den Hengst besiegt hatte und immer wieder besiegte, hatte ihn größer gemacht. Jeder Mann auf der Ranch glaubte, dass Ernie Stonewall nun doch in die Fußstapfen seines Vaters getreten wäre und sich auf dem besten Weg befände, endlich ein Boss zu werden. Aber eines Tages warf ihn der Hengst in eine Schlucht. McIntire und die anderen Reiter schossen auf Rainbow King, doch sie verwundeten ihn nur. Er war völlig verrückt geworden und konnte ihnen entkommen. Ernie Stonewall fand man nicht mehr, denn es hatte sich eine Steinlawine gelöst. Er wurde in der Schlucht unter tausend oder noch mehr Tonnen Gestein begraben. Der Hengst verschwand eine Weile in den Mustanghügeln, aber schon bald tauchte er wieder auf. Er hatte sich von der Verwundung erholt und war wilder und gefährlicher als vorher. Er holte sich sogar von der Stonewall Ranch ein großes Rudel der kostbaren Zuchtstuten, die wir aus Kentucky hatten kommen lassen. Allein der Transport der Stuten hatte einen Haufen Geld gekostet. Es sind tausend Dollar Belohnung auf Rainbow King ausgesetzt. Und Buck Stonewall will ihn wahrscheinlich selbst von der Veranda aus erschießen. Wer kann es ihm verdenken? Der Hengst machte nicht nur ihn zum Krüppel, sondern tötete auch seinen einzigen Sohn. Nun hat er nur noch seine Tochter Julia. Ihretwegen kann ich nicht von der Ranch fort, verstehen Sie? Bekomme ich nun Ihr Pferd geliehen? Oder lassen Sie zu, dass Cash McIntire mich feuert?«

»Zu deiner ersten Frage sage ich ja, und zur zweiten nein.« Lockhart grinst. »Doch behandle mein Pferd wie einen eigenen Bruder. Und sollte ich es morgen bei Tag nicht zurückbekommen, so ...«

»Ich gebe mein Wort darauf, dass Stella es Ihnen bringen wird«, unterbricht ihn Ben Clayborne und lacht grimmig auf.

»Cash wird sich noch wundern, wie ich es schaffen konnte, rechtzeitig zur Arbeitsverteilung wieder auf der Ranch zu sein«, sagt er.

»Er ist wohl sehr hart, dieser Cash McIntire?«, fragt Jim Lockhart.

Der junge Cowboy stutzt.