G. F. Unger 2171 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger 2171 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Wir waren erst drei Meilen von Fort Tortilla Flat entfernt, da hörten wir hinter uns den Hufschlag galoppierender Pferde. Als wir uns umsahen, erkannten wir die Ex-Sergeants Vance Vansitter und Ringo Hernandez, die an diesem Tag ebenso entlassen worden waren wie ich und Leroy Carmack.
Wir warteten, bis Vansitter und Hernandez bei uns waren.
Hernandez sagte: »Wir können doch ein Stück zusammen reiten, nicht wahr? Oder habt ihr was gegen uns?«
Leroy und ich, wir grinsten.
»Nein, ihr wart stets in Ordnung«, sagte ich. »Aber ihr erinnert mich zu sehr an die Armee. Das ist es. Nun, ein Stück können wir zusammen reiten. Wohin wollt ihr denn?«
»El Paso«, sagten sie zweistimmig, und Hernandez fügte hinzu: »Ich sagte dir doch schon, dass in El Paso die dicke Rosita mit ihrem schönen Hotel auf mich wartet. Reitet ihr auch bis El Paso mit? Dann lade ich euch ein und ...«
»Nein«, sagte ich. »Wir wollen nur bis Mesa Station, um dort eine Kutsche der Hauptpostlinie nach Norden zu bekommen. Bis Mesa Station können wir zusammen reiten.«
Sie grinsten zufrieden. Denn zu viert war es sicherer in diesem Land.
Wir ritten also weiter und hielten uns in südsüdwestlicher Richtung. Am nächsten Tag gegen Mittag mussten wir die Mesa Station erreichen - wenn, ja, wenn nichts dazwischenkam. Und in diesem Land kam oft etwas dazwischen, wenn man zu einem Ziel unterwegs war ...


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Seitenzahl: 144

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Cover

Verdammte Treue

Vorschau

Impressum

Verdammte Treue

Wir waren erst drei Meilen von Fort Tortilla Flat entfernt, da hörten wir hinter uns den Hufschlag galoppierender Pferde. Als wir uns umsahen, erkannten wir die Ex-Sergeants Vance Vansitter und Ringo Hernandez, die an diesem Tag ebenso entlassen worden waren wie ich und Leroy Carmack.

Wir warteten, bis Vansitter und Hernandez bei uns waren.

Hernandez sagte: »Wir können doch ein Stück zusammen reiten, nicht wahr? Oder habt ihr was gegen uns?«

Leroy und ich, wir grinsten.

»Nein, ihr wart stets in Ordnung«, sagte ich. »Aber ihr erinnert mich zu sehr an die Armee. Das ist es. Nun, ein Stück können wir zusammen reiten. Wohin wollt ihr denn?«

»El Paso«, sagten sie zweistimmig, und Hernandez fügte hinzu: »Ich sagte dir doch schon, dass in El Paso die dicke Rosita mit ihrem schönen Hotel auf mich wartet. Reitet ihr auch bis El Paso mit? Dann lade ich euch ein und ...«

»Nein«, sagte ich. »Wir wollen nur bis Mesa Station, um dort eine Kutsche der Hauptpostlinie nach Norden zu bekommen. Bis Mesa Station können wir zusammen reiten.«

Sie grinsten zufrieden. Denn zu viert war es sicherer in diesem Land.

Wir ritten also weiter und hielten uns in südsüdwestlicher Richtung. Am nächsten Tag gegen Mittag mussten wir die Mesa Station erreichen – wenn, ja, wenn nichts dazwischenkam. Und in diesem Land kam oft etwas dazwischen, wenn man zu einem Ziel unterwegs war ...

Wir ritten den ganzen Tag, und als es Abend wurde, verließen wir den Pfad und suchten uns zwischen schwarzen Lavafelsen einen Platz für unser Camp. Wir machten sogar ein Feuer und kochten uns was. Einer von uns stieg dann auf einen der Felsen, von dem aus er in der zunehmend heller werdenden Nacht eine ziemlich weite Sicht hatte.

Es war dann schon nach Mitternacht, als Leroy Carmack vom Felsen zu uns Schläfern nieder rief: »He, da kommt was von Süden her – ein Reiter, ein einzelner Reiter im Trab. Aaah, jetzt sehe ich ihn. Diese Nacht ist verdammt hell. Da kommt ein Soldat ohne Hut. Und er schwankt im Sattel. He, das ist ja Shorty Brown, der Hornist von Captain Bannerhans Abteilung. Ja, es ist Shorty Brown, verdammt noch mal. Und jetzt kommt sein Pferd zu uns herüber. Wahrhaftig, der Gaul kennt den Geruch von Artgenossen genau. Er hat auch die Quelle gewittert. Shorty Brown ist gewiss nicht mehr bei Sinnen. Der schwankt, als wäre er auf dem Pferd festgebunden. Los, geht ihm entgegen. Ich pass auf, ob ihn jemand verfolgt.«

Wir hörten seine Worte, indes wir uns aus den Decken rollten und in die Stiefel fuhren, nach unseren Waffen griffen und uns also bereit machten für jeden möglichen Verdruss.

Dann kam auch schon das Pferd mit dem Soldaten darauf herübergetrottet. Es schnaubte und wieherte leise.

Ganz gewiss freute es sich, wieder bei Artgenossen zu sein, deren Stallgeruch es kannte. Und wir alle rochen ja irgendwie nach Fort Tortilla Springs.

Shorty Brown hatte sich selbst auf dem Pferd festgebunden. Er war verwundet und hatte Blut verloren. Aber Apachen hätten ihn nur tot auf das Pferd gebunden – nicht lebend.

Wir hoben ihn herunter, flößten ihm Wasser und etwas Schnaps ein und tätschelten seine Wangen.

Da erwachte er. Und sein erster Blick fiel auf mich. Als er mich erkannte, sagte er heiser: »Dem Vater im Himmel sei es gedankt. Ich bin beim richtigen Schmied gelandet. Sergeant O'Connor, ich habe eine lange Meldung zu machen. Kann ich erst noch einen Schluck Feuerwasser haben?«

»Sicher, Shorty, sicher«, sagte ich, und es passte mir nicht, dass er mich mit Sergeant angeredet hatte. Denn das war ich nicht mehr. Aber warum sollte ich jetzt sein Hirn damit belasten, ihm das zu erklären. Wir alle waren scharf auf seine Geschichte. Denn Captain Bannerhans Abteilung war vor einer Woche ausgerückt. Sie wäre am nächsten Tag überfällig gewesen. Und wenn ich dann noch im Fort Master Sergeant und Patrouillenführer gewesen wäre, hätte mich der Major mit einer Doppelpatrouille hinausgeschickt, um nach Captain Bannerhan und dessen Abteilung zu forschen.

Shorty Brown sah mich an. Leroy Carmack kniete hinter ihm und hielt ihn in sitzender Stellung. Ich kauerte vor Shorty Brown, der Captain Bannerhans Hornist war.

Er sagte: »Juan Locos' Bande hat die Postkutsche geschnappt. Ein paar Frauen und Kinder ließen sie am Leben und nahmen sie mit. Er verlangt zwei Frachtwagen voll Proviant, Waffen, Munition und Ausrüstung. Oder er will die Geiseln umbringen. Der Captain ritt mit uns nach Spanish Wells. Er requirierte dort zwei Frachtwagen mit Gespannen, lud aber nur mit Sand und Steinen gefüllte Kisten und mit Buschwerk gefüllte Säcke auf, damit die Wagenfährte tief genug war. Dann zogen wir zum Treffpunkt mit den Apachen. Der Platz war gut gewählt. Sie hatten meilenweite Sicht. Auch wir konnten die Geiseln sehen – zwei Frauen und drei Kinder. Aber noch bevor wir hinkamen, überfielen sie uns. Sie hatten sich im sandigen Boden eingegraben und mit Buschwerk zugedeckt. Wie die Teufel kamen sie über uns. Der Captain, der Sergeant und der Scout fielen sofort. Wir anderen flüchteten. Es blieben nur ein paar Jungs übrig. Sie haben sich verkrochen. Mich schickten sie los, um Hilfe zu holen. Und der gute Vater im Himmel ließ mich ...« Er sprach nicht weiter. Denn nun fiel er in eine tiefe Bewusstlosigkeit. Er hatte eine Menge gegeben. Jetzt konnte er nicht mehr.

Wir aber sahen uns an.

Verdammt, was war das?

Wir waren nicht mehr in der Armee. Das alles ging uns nichts mehr an.

Oder doch?

Einer von uns konnte vielleicht an Shorty Browns Stelle nach Fort Tortilla Springs reiten und dort Meldung machen. Aber mehr brauchten wir nicht zu tun.

Oder doch?

»Zwei Frauen und drei Kinder ...«, sagte Leroy Carmack langsam.

»Leck mich doch ...«, begann Vance Vansitter zu brüllen, aber es war ein Ausbruch von Hilflosigkeit, nicht von Wut. Er konnte sich nicht anders Luft machen. Und er verstummte auch schon nach den ersten drei Worten.

Wir alle sahen uns im Mond- und Sternenschein an. Und wir alle fühlten uns wie hilflose Gefangene. Verdammt noch mal, was war das? Wir konnten es zuerst nicht definieren. Aber es war etwas in uns.

Erst allmählich, indes wir neben dem bewusstlos gewordenen Shorty hockten und über das, was er uns erzählt hatte mit letzter Kraft, betroffen nachdachten, da wurden wir uns über unsere Gefühle klar.

»Diese verdammte Blaubaucharmee kann mir den Buckel rauf und runter rutschen. Ich mache einen Haufen auf sie. So hoch!« Diesmal war es Ringo Hernandez, der sich Luft machte. Aber er brüllte nicht. Er stöhnte, winselte fast. Und als er verstummte, war uns allen klar, was in uns war.

Wir waren zu lange für die Armee geritten. Wir hatten zu viele Kameraden und Freunde neben uns fallen gesehen oder tagelang endlose Meilen mitgeschleppt – manchmal umsonst, weil sie unterwegs verreckten. Und wir hatten von den Apachen abgeschlachtete Zivilisten gesehen, Frachtfahrer, Siedler, Farmer und Rancher, Passagiere, Minenleute, Stationsleute der Pferdewechselstationen.

Es herrschte ein grausamer Krieg im Land. Auf die Apachen wurde Jagd gemacht. Man zahlte Prämien für ihre Skalpe. Es gab kein Erbarmen auf beiden Seiten. Und ich wusste, wenn ich ein Apache gewesen wäre, hätte ich ebenso gnadenlos gegen die Weißen gekämpft wie sie.

Doch ich war ein Weißer.

Wir hassten die Apachen, weil sie uns auf jede ihnen nur mögliche Art zu töten versuchten und weil wir immer wieder die Gräuel sahen, die sie begingen in hilfloser Wut, ja hilfloser Wut. Denn sie wussten längst, dass sie zum Untergang verurteilt waren.

Doch sie wollten kämpfend untergehen.

So war das also. Und jetzt hatten sie zwei Frauen und drei Kinder als Geiseln und eine unserer Patrouillen klein gemacht. Wahrscheinlich fanden sie irgendwie heraus, dass Captain Bannerhan sie betrügen wollte. Dafür bestraften sie ihn und seine Soldaten.

Was also sollten wir tun?

Indes wir so beisammen hockten und jeder tief in sich hineinlauschte, da wurde uns allen bewusst, dass wir immer noch von einem verdammten Gefühl der Treue tief in unseren Kernen beherrscht wurden. Wir fluchten auf die Armee, der wir entkommen zu sein glaubten. Wir waren unterwegs zu einem neuen Anfang. Doch bevor wir richtig frei werden konnten von Pflicht- und Treuegefühlen, hatte es uns schon wieder eingeholt.

Shorty Brown begann sich wieder zu regen. Irgendwie ließ ihn sein Pflichtgefühl nicht in Ruhe. Es stieg wieder in ihm auf, kroch gewissermaßen aus seinem innersten Kern nach oben ins Hirn und ließ ihn wieder zu sich kommen.

Er sah uns an, denn wir hockten immer noch um ihn herum am Boden.

»Warum seid ihr noch hier? Nun reitet doch endlich und helft den Jungs. Die sind doch ohne den Captain und den Sergeant verloren. Und auch Blue Charly, den Scout, haben die Hurensöhne erledigt. Nun helft ihnen doch endlich. Zu was haben sie mich denn losgeschickt?«

Seine Worte trafen uns wie Tritte vor die Schienbeine oder wie Faustschläge in die Magengegend.

Ich blieb noch einen Moment auf meinen Absätzen hocken und hielt die Unterarme über den Knien, rieb mit meinen Bartstoppeln auf dem Handrücken.

Dann erhob ich mich, trat zu meinem wenigen Gepäck und holte mein Notizbuch und einen Tintenstift hervor.

Im Mondlicht begann ich zu schreiben:

An den Kommandanten von Fort Tortilla Springs, Major J. W. Clayton

Sir, im Zusammenhang mit der Meldung des Hornisten S. Brown erklären sich die Unterzeichneten als reaktiviert und treten unverzüglich wieder ihren Dienst an.

Wir nehmen sofort Verbindung mit dem Rest von Captain Bannerhans Patrouille auf und halten Fühlung zu Juan Locos und dessen Horde, bis wir Verstärkungen erhalten, um Juan Locos zu schlagen und die Geiseln zu befreien.

Zwei Uhr morgens, den 17.8.69

bei Hurtado Springs

Lieutenant Jace O'Connor

Sergeant Vance Vansitter

Sergeant Ringo Hernandez

Zivilscout Leroy Carmack.

Nachdem ich dies geschrieben und meine Unterschrift hingesetzt hatte, sagte ich: »Also, wenn ihr unterschreibt, seid ihr wieder dabei.«

Sie knurrten.

»Können wir nicht auch als Zivilisten ...«, begann Ringo Hernandez.

»Nein«, sagte ich. »Wir hätten als Zivilisten nicht die Befugnisse. Wir könnten zum Beispiel nicht Pferde und Proviant requirieren, stünden nicht unter Kriegsrecht, welches uns auch eine Menge Rechte gibt gegenüber der Zivilbevölkerung. Und auch mit den Apachen könnten wir als Zivilisten nicht verbindlich verhandeln. Was wir ihnen zusagen, würden sie nicht anerkennen. Wir müssen damit rechnen, dass wir wochenlang hinter Juan Locos und dessen Bande herreiten müssen – vielleicht Monate, bis wir ihn stellen können in diesem verdammten Land. Also?«

Sie knurrten zwar noch, doch sie unterschrieben.

Zuletzt tat es Leroy Carmack.

»Weil ich auf euch aufpassen muss«, sagte er. »Und nun, ihr stolzen Pferdesoldaten, wo habt ihr denn eure Uniform?« In seiner Stimme klang Spott.

Als er das fragte, begannen wir wie auf Kommando zu grinsen. Und dann gingen wir zu unserem Gepäck und öffneten unsere Sattelrollen, welche fast so dick waren wie die Seesäcke von Matrosen.

Denn wir hatten von der Armee eine Menge organisiert, wie man sich unter Soldaten so vielsagend ausdrückte.

Jeder Sergeant, der etwas auf sich hielt, hatte eine Uniform, die nicht in seinem Kleider- und Ausrüstungsbestand aufgeführt war. Es war nämlich praktisch, solch eine saubere und gepflegte Uniform in Reserve zu haben, wenn überraschende Appelle angesetzt wurden. Wir hatten Armeeunterzeug, Socken, Handtücher. Denn die wollten wir uns in den nächsten Jahren als Zivilisten nicht kaufen müssen.

Ich wandte mich an Shorty Brown, dessen Wunden wir ja schon versorgt hatten, indes er bewusstlos war.

Ich gab ihm die Nachricht an den Major und sagte: »Du hast ja wohl alles mitbekommen, Shorty, nicht wahr? Also, dann ruhe dich hier noch ein wenig aus. Und dann reitest du zum Major. Muss ich dir noch etwas erklären?«

»Nein, Sir«, sagte Shorty Brown. »Und ich danke Ihnen, dass Sie diesen armen Jungs aus der Patsche helfen wollen. Von denen haben sich gewiss einige in die Hosen gemacht.«

Wenig später ritten wir los und blieben auf Shorty Browns Fährte. Die Nacht blieb bis gegen Morgen hell. Erst dann stiegen Nebel und verschleierte sich der Himmel mit Dunst.

Als es dann Tag wurde und die aufsteigende Sonne die Nebel zu fressen begann, da stießen wir auf die breite Fährte von Captain Bannerhans Abteilung. Sie kam von Westen her, und es waren auch die Radfurchen der beiden Wagen zu sehen, die Captain Bannerhan nur mit wertlosem Ballast beladen hatte.

Die Apachen mussten das irgendwie herausbekommen haben. Und so bekam der Captain, was er haben wollte, nämlich einen Kampf. Weil er in eine Falle ritt, verlor er.

Wir aber durften nicht in eine Falle reiten. Sonst erging es uns wie ihm.

Wir hielten nicht an, folgten der deutlichen Fährte und begannen schon bald zu schwitzen. Das Land war unübersichtlich, ein Land, in dem die Wölfe Klapperschlangen fressen mussten, weil es oft genug nichts anderes für sie gab.

Es war ein Land der hitzeflimmernden Tage und kalten Nächte. Es war Apachenland, ein Todesland für Weiße, die nicht aufpassten oder gar wehrlos waren.

Es war ein endloses Reiten. Bald schon brannte die Sonne erbarmungslos auf uns nieder, und der Staub vermischte sich mit unserem Schweiß zu einer schmierigen Schicht. Es juckte und brannte überall an unseren Körpern.

Aber das alles kannten wir. Wir ritten ja schon jahrelang durch dieses Land, und wir hassten und liebten es – und wir konnten nicht so recht erklären, warum das so war.

Endlich erreichten wir den Ort, wo sich die Apachen im sandigen Boden vergraben und mit Büschen zugedeckt hatten. Der Captain hatte seine Reiter fast über sie hinweggeführt. Da waren sie aufgesprungen und hatten getötet, bevor die Soldaten überhaupt richtig begriffen, welche Teufel da rechts und links neben ihnen aus der Erde sprangen.

Wir sahen sie liegen. Geier und Wölfe machten sich davon, als wir uns näherten. Es würgte uns in den Kehlen, und Ringo Hernandez begann fast tonlos zu fluchen.

Die beiden Wagen, die der Captain requiriert hatte, waren verbrannt. Die Zugtiere hatten die Apachen mitgenommen.

Wir fanden jedoch eine Schaufel und einige Bretter, die wir als Grabinstrumente benutzen konnten. Die Schaufel hatte keinen Stiel mehr. Aber wir steckten einen Knüppel hinein. Und so hoben wir eine Grube aus für fünf Mann, darunter den Captain und den Sergeant.

Dann ritten wir weiter.

Denn die Abteilung war in wilder Panik geflohen.

Auf der nächsten Meile fanden wir noch drei weitere tote Soldaten und begruben sie.

Acht waren es also. Der Rest der überfallenen Doppelpatrouille war geflüchtet und verfolgt worden. Am östlichen Rand der Ebene befand sich eine Felsengruppe. Es waren schwarze Lavafelsen, die wie eine eng beisammenstehende Elefantenherde anmuteten.

Als wir nahe genug waren, kamen einige Gestalten zwischen den Felsen hervor. Sie winkten uns und brüllten.

Es waren die Überlebenden von Captain Bannerhans Doppelpatrouille. Die Fährte der Apachen bog nach Süden ab.

Ich nickte Leroy Carmack zu, und dieser trennte sich sofort von uns und ritt auf der Apachenfährte nach Süden.

Wir aber erreichten bald die Soldaten bei den Felsen.

Es waren zumeist alles noch junge Burschen, die ihre Ausbildungszeit erst vor Kurzem hinter sich gebracht hatten. Nur zwei oder drei ältere Reiter waren dabei, aber auch sie waren Burschen, die zur Armee kamen, damit sie etwas zu essen hatten und zu einem Haufen gehörten.

Ich fragte vom Sattel aus: »Nun gut, wer macht mir hier eine Meldung?«

Niemand sagte etwas, tat etwas. Sie standen nur als loser Haufen herum und blickten geradezu gläubig zu mir empor.

Endlich sagte einer: »Sir, wir sind noch dreizehn Mann, denn zwei von uns starben hier zwischen den Felsen. Aber einige sind mehr oder weniger verwundet. Die Apachen sind erst vor einer halben Stunde abgezogen. Sind Sie die Vorhut einer Truppe, Sergeant?«

»Ich bin jetzt Lieutenant, denn der Major hätte mich dazu ernannt, wäre ich bei der Armee geblieben«, erwiderte ich. »Und ich übernehme jetzt hier das Kommando. Ihr kennt mich ja wohl alle. Also los, antreten zur Musterung.«

Ich saß ab.

Und jetzt kam das übliche militärische Reglement in Gang. Das war nun mal so. Aber ich musste mir einen Überblick verschaffen, Fragen stellen.

Zehn Minuten später wusste ich Bescheid.

Wir waren mit Leroy Carmack siebzehn Mann. Aber zwei waren ziemlich schlimm verwundet. Ich sagte ihnen: »Heute Abend, wenn es kühler wird, müsst ihr wieder reiten.«

»Sicher, Sir«, sagte einer der Verwundeten. »Bis ins Fort schaffen wir es sicherlich noch. Das halten wir aus.«

»Nicht ins Fort, Soldat«, erwiderte ich. »Wir folgen den Apachen. Denn die haben immer noch zwei Frauen und drei Kinder. Wir folgen ihnen. Auf wen sollen die Geiseln der Apachen denn hoffen, wenn nicht auf die Armee?«

Der verwundete Soldat sagte nichts mehr. Er schluckte nur würgend. Auch die anderen schwiegen. Ich konnte ihre Enttäuschung verstehen. Sie hatten gehofft, nach Fort Tortilla Springs zurückzukönnen – oder zumindest Verstärkung zu bekommen.

Stattdessen kamen nur wir drei Vorgesetzte und der Scout. Zuvor, unter dem Captain, waren sie mehr gewesen als jetzt. Dennoch waren sie geschlagen worden. Sie hatten Angst. Das konnte ich spüren. Sie schwiegen und hatten Angst.

Aber sie standen unter Befehl. Ich konnte mit ihnen in den Tod reiten. Sie mussten meine Befehle ausführen. Wahrscheinlich hassten sie mich jetzt alle.

Als es Nacht wurde, ritten wir los.

Ich führte also wieder eine Patrouille.

Gegen Mitternacht tauchte Leroy Carmack plötzlich vor uns auf. Er ritt neben mich und erstattete Bericht.