G. F. Unger 2194 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger 2194 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Für mich, Jim Finnegan, den Sattelstrolch, war es wie ein Geschenk des Himmels, als Big Herb Morgan mir anbot, in seine Dienste zu treten. Denn ein Mann, der sich Morgans Befehlen bedingungslos unterwarf, konnte bei ihm sein Glück machen. So wurde ich ein Caballero und besaß das Vertrauen des Kings. Doch dann kam der Tag, an dem Sybille Morgan mir ihr furchtbares Geheimnis verriet. Meine Entscheidung stand fest: Ich durfte Big Herb Morgan nicht länger gehorchen. Auch wenn ich mir den Teufel selbst zum Todfeind machte ...


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Seitenzahl: 166

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Inhalt

Cover

Keine Chance für mich

Vorschau

Impressum

Keine Chancefür mich

Für mich, Jim Finnegan, den Sattelstrolch, war es wie ein Geschenk des Himmels, als Big Herb Morgan mir anbot, in seine Dienste zu treten. Denn ein Mann, der sich Morgans Befehlen bedingungslos unterwarf, konnte bei ihm sein Glück machen. So wurde ich ein Caballero und besaß das Vertrauen des Kings. Doch dann kam der Tag, an dem Sybille Morgan mir ihr furchtbares Geheimnis verriet. Meine Entscheidung stand fest: Ich durfte Big Herb Morgan nicht länger gehorchen. Auch wenn ich mir den Teufel selbst zum Todfeind machte ...

Als ich damals nach Mesa Gulch kam, war der Krieg gerade ein Jahr beendet. In Mesa Gulch ging es hoch her. Das lag daran, dass es nach dem Krieg zu viel Abschaum gab, der in solchen Orten eine Zuflucht suchte. Denn Mesa Gulch lag dicht an der Grenze, vielleicht sogar schon ein Stück auf der mexikanischen Seite. So genau wusste man das damals noch nicht. Denn die genaue Grenze zwischen Mexiko und dem Territorium wurde erst viel später festgelegt. Ich hatte ein wenig in den alten Goldminen herumgestöbert und da und dort etwa ein Pfund Goldstaub zusammenkratzen können.

Das war eine Menge Zeug für die damaligen Verhältnisse. Es war nicht ganz ungefährlich, nach diesem Zeug zu suchen. An der Grenze gab es auf beiden Seiten Apachen und Banditen.

Dass ich nach Mesa Gulch musste, lag daran, dass mein Pferd neue Eisen und ich Munition, Proviant und eine neue Hose brauchte. Ich war abgerissen wie ein Tramp. Das Herumkriechen in den alten Minen und die harte Arbeit hatten mich ziemlich zerlumpt.

Dann war auch einige Tage lang eine Bande von mexikanischen Bandoleros hinter mir her gewesen, richtige Mörder, die noch schlimmer waren als normale Banditen. Ich verbrauchte bis auf zwei Patronen meine Munition.

Aber ich behielt mein Leben und alles, was mir sonst noch gehörte, und ich konnte ohne Übertreibung sagen, dass an meiner Stelle nicht sehr viele harte Burschen heil davongekommen wären.

Denn kämpfen konnte ich schon immer. Ich war der Jüngste von sieben wilden Brüdern, die mir nichts schenkten. Ich hatte schon als kleiner Junge damit anfangen müssen, mich zu behaupten.

Mit zwei Patronen im Colt und einem hinkenden Pferd kam ich also nach Mesa Gulch. Ich wusste auch, dass ich Verdruss bekommen würde, weil ich alles, was ich kaufen wollte, mit Gold bezahlen musste.

Und auf Gold waren die Hombres hier so scharf wie Wölfe nach einem langen Blizzard auf frische Büffelleber. Um Gold drehten sich hier eines jeden Mannes Gedanken, Wünsche und Pläne.

Ich wollte mich nicht länger aufhalten als nötig, und so ritt ich gleich in die Schmiede. Der Schmied erkannte mich wieder, obwohl es nun schon fast fünf Jahre her war.

»Hey, Finnegan«, sagte er, »haben sie dich während des Krieges nicht totgeschossen? Bist du das wirklich? Hattest du keine bessere Idee, als in dieses böse Nest zurück ...«

Ich grinste und unterbrach ihn: »Beschlage mein Pferd – und dann reite ich auch schon weiter. Mesa Gulch liegt nur zufällig an meinem Weg.«

»Kannst du die Eisen bezahlen?«, fragte er.

Ich hatte mir vorher schon einige kleine Goldkörner aus dem Gürtel genommen, den ich mit Gold gefüllt unter Jacke und Hemd auf dem bloßen Körper trug. Ich gab ihm eine dieser »Golderbsen«. Er nahm sie, betrachtete sie und bekam einen fiebrigen Glanz in seine Augen.

»Wo gibt es das Zeug? Sag es mir, Finnegan.«

»Ach«, sagte ich, »ich fand es im Dreck neben der Wäsche der alten Aurora-Mine drüben – und noch drei oder vier solcher Dinger. Du kannst es behalten, wenn mein Gaul in einer Stunde beschlagen ist. Willst du oder nicht?«

Er starrte mich misstrauisch an.

»Eines Tages«, sagte er, »wird es hier wieder Goldfunde geben. Und dann wird aus diesem fast schon gestorbenen Nest wieder eine strahlende Stadt, größer, schöner und besser, als sie es jemals war. Ich weiß es. Deshalb halte ich hier aus. Finnegan, sag mir, wenn du eine ...«

Ich ging davon, und er verstummte. Irgendwie tat er mir leid. Er gehörte offenbar zu den wenigen Hoffnungsvollen, für die Mesa Gulch noch nicht tot war und die immer noch neue Goldfunde erwarteten.

Vielleicht würde er Glück haben. Ich aber wollte mit meinen rund zwanzig Unzen Gold nach Tucson. Dort würde ich von der Bank einen ziemlich fairen Preis dafür erhalten. Und dann ...

Ich wusste nicht, was ich mit fünfhundert Dollar anfangen würde. Ich wusste nur, dass ein Cowboy zwei Jahre dafür arbeiten musste, wenn er einen guten Job hatte. Denn die Zeiten waren schlecht.

Ich verließ die Schmiede zu Fuß, ging weiter in die Stadt hinein. Sie lag längst im Schatten der vielen Mesas, von denen die Schlucht gebildet wurde wie von gewaltigen Bauklötzen eines Riesenkindes. Viele Häuser und Hütten waren unbewohnt, schon ziemlich verfallen. Überall im Staub wuchs Unkraut.

Aber es gab auch noch menschliches Leben hier. Der große Store war offen. Pferde waren dort angebunden, Wagen abgestellt.

Vor dem Gulch Hotel standen Sattelpferde. Auch im Mesa Saloon waren Gäste. Einige davon lungerten auf der Veranda herum wie Geier auf einem Felsen. Sie hatten mich längst kommen sehen. Gewiss wollten sie mich genau ansehen.

Ich ging in den Store. Den Storehalter erkannte ich wieder wie zuvor den Schmied. Auch der Storehalter gehörte zu den wenigen Hoffnungsvollen, die immer noch ihre Chips auf Mesa Gulch setzten.

Er sagte: »Manchmal dachte ich darüber nach, was wohl aus jenen wilden Jungs von damals geworden sein könnte. Und über dich machte ich mir am wenigsten Sorgen, Jim. Du warst immer ein wenig schneller, wacher, schlauer – aber auch wilder und verwegener. Hat dich das Heimweh hergetrieben?«

Er grinste, und er war ein Mann mit einem Viertel Apachenblut, ein harter Mann, der mit allem handelte. Schon sein Vater war mit einem Händlerwagen umhergezogen und sogar den Apachen willkommen gewesen.

Ich nickte ihm zu und sagte meine Wünsche. Zuerst verlangte ich Patronen. Er gab sie mir, bevor er meine anderen Wünsche zu erfüllen begann. Indes er einen Leinenbeutel mit Proviant füllte und mir dann ein neues Hemd, Unterzeug, eine neue Hose und ein paar andere Dinge auf den Ladentisch legte, füllte ich die Schlaufen meines Patronengürtels. Meinen alten Colt hatte ich als Erstes nachgeladen. Es war immer noch der alte Patterson-Revolver, den ich damals bei ihm gekauft hatte. Er war sündhaft teuer gewesen, aber er war die beste Waffe dieser Art, die damals zu haben gewesen war.

Als der Storehalter fertig war mit dem Einpacken der Dinge, wartete er geduldig, bis ich mich in der Kammer nebenan umgekleidet hatte. Meine alten Sachen warf ich einfach in den Abfallkorb.

Wir sahen uns an, und in seinen Augen erkannte ich, dass er sich wegen der Bezahlung einige Sorgen machte. Er hatte auf einem Stück Packpapier siebenunddreißig Dollar zusammengerechnet.

Ich legte ihm drei Goldkörner auf den Ladentisch und hoffte, dass er nicht bemerkt hatte, wie schwer der mit Gold gefüllte Gürtel unter meinem Hemd war. Es war ein kleiner Gürtel mit nur zwei Taschen. Aber immerhin war er für einen kundigen Mann unter meinem Hemd zu erkennen.

»Ich habe nur noch eines dieser Goldkörner«, sagte ich und kam seinen Fragen zuvor. »Und das versaufe ich nun drüben im Saloon. Nein, ich fand keine Goldtasche. Ich fand ein paar Körner im Dreck neben der alten Waschanlage der Aurora-Mine. Du brauchst dich erst gar nicht aufzuregen, alter Amigo.«

Damit nahm ich den gefüllten Leinensack und ging hinaus.

Er sagte nichts hinter mir her. Er war noch zu sehr damit beschäftigt, die drei Goldkörner zu untersuchen und dann abzuwiegen. Längst wusste er, dass ich mein Pferd in der Schmiede hatte und nicht so leicht entkommen konnte.

Ich ging über die staubige Gulch Street hinüber zum Saloon. Die harten Hombres auf der Veranda wirkten nur so schläfrig und waren es mit Sicherheit längst nicht mehr.

Einer, der seinen Stuhl an die Hauswand gekippt und sich den Hut über das Gesicht gezogen hatte, stand plötzlich auf.

»Das ist ja Red Jim Finnegan«, sagte er. »Warum hat man dich denn noch nicht aufgehängt?«

Ich erkannte ihn. Er war einer von jener wilden Horde, mit der ich damals ritt, nachdem ich lange genug beim Schmied gearbeitet hatte, um zu begreifen, dass ich dies eine Million Jahre tun konnte, ohne auf einen grünen Zweig zu kommen.

Seine Worte beruhigten die anderen. Sie glaubten nun, dass ich zu ihnen gehörte wie ein Geier zu den anderen. Ich war bei einem ihrer Freunde oder Kumpane bekannt, und das war beruhigend.

Ich nickte dem alten »Jugendfreund« zu, grinste und sagte: »Larry, du verschwendest hier nur Zeit. Was lungert ihr hier herum? Bekommt man hier in dieser toten Stadt etwas geschenkt?«

Er folgte mir in den Saloon, und auch hier saßen noch ein paar Hombres herum. Es waren jene, die noch einen Drink bezahlen konnten, selbst gebrautes Bier, Tequila oder Mondscheinwhisky.

Alle starrten mich an.

Larry, dessen Nachnamen ich nicht mehr kannte, sagte: »Wir sammeln uns hier für einen Zug nach Mexiko hinüber. Wenn du knapp bei Kasse bist, dann reite doch mit uns. Wir wollen die kleinen Städte Santa Rosa und Fernando nehmen. So in ein bis zwei Tagen haben wir dann allerlei herausgeholt. Auch ein paar Minen liegen an unserem Weg. Wir sind stark genug, um es auch mit kleineren Abteilungen Juaristas aufzunehmen. Kommst du mit? Wir warten hier nur noch auf unseren Anführer. Du kennst ihn. Es ist Capote, Irish Capote. Du bist früher auch schon mit ihm geritten, nicht wahr?«

Ich nickte, dann schüttelte ich meinen Kopf.

»Ich reite meinen eigenen Weg«, sagte ich. »Und eines Tages werden sie euch in Mexiko hängen. Die Truppen von Juarez brauchen jetzt nicht mehr gegen Maximilian zu kämpfen. Der ist tot. Sie werden nun Ordnung schaffen im Land. Auch die Grenze wird gewiss besser bewacht. Ihr könnt bald nicht mehr einfach so hinüber zu den Mexikanern reiten und dort plündern und rauben. Reite nicht mit, Larry. Ich komme von drüben. Es wimmelt dort nur so von Apachen und Banditen. Die wenigen Orte oder Siedlungen – auch die noch in Gang befindlichen Minen –, sie alle haben sich eingeigelt und warten darauf, dass die Reiter von Juarez kommen, um die Straßen und Wege sicherer zu machen und dem Land Frieden und Ordnung zu bringen. Wenn ihr solch einer Abteilung in den Weg kommt, dann ...«

»Ach, hör auf, Amigo«, unterbrach er mich. »Du bist auch nicht mehr der alte Hombre bravo. Hör auf! Trinken wir einen Schluck auf die alten Zeiten. Mit dir bin ich stets gern geritten.«

Der Barmann hatte uns Tequila eingeschenkt, und es war für mich das erste Feuerwasser seit vielen, vielen Wochen. Als es in meinem Magen brannte, musste ich nach Luft schnappen. Ich spürte, wie mir die Augen aus dem Kopfe springen wollten. Aber dann war es auch schon vorbei, und ein angenehmes Gefühl überkam mich.

»Noch einen«, sagte ich. »Denn vielleicht wird es der letzte sein, den du trinken kannst, Larry.« Ich grinste dabei.

»Es gibt immer ein letztes Mal«, sagte er und grinste ebenfalls.

Wir tranken nochmals.

Dann legte ich die Golderbse auf die Theke und sagte dem Wirt: »Gib mir den Rest in Pesos oder Dollar heraus.«

Er starrte auf die kleine Golderbse. Auch Larry tat es, und von den anderen Hombres schoben sich welche heran. Einer sagte heiser: »Er hat Gold.«

Sie alle wollten das kleine Ding sehen. Dabei war es kaum mehr wert als fünf Dollar. Aber es war Gold.

Sie staunten. Und wenn dort hundert Dollar gelegen hätten, würden sie nicht so gestaunt haben wie über diesen winzigen Krümel Gold, der kaum mehr als sieben oder acht Gramm wiegen konnte.

»Hast du noch mehr davon, Red?« So fragte einer, und er meinte mich. Ich hatte rote Haare.

Was sollte ich antworten? Ich grinste und sagte: »Hältst du mich für blöd oder krank, Amigo? Wenn ich mehr von diesen Dingern hätte, wäre ich hier nicht hereingekommen, sondern in der Nacht vorbeigeritten. Oder glaubt ihr vielleicht ich wüsste nicht, was für eine gierige Bande ihr seid? Ich habe ein paar solcher Dinger aus dem Dreck bei der Waschanlage der alten Aurora-Mine herausgekratzt. Und ich ließ alle anderen Dinger beim Schmied und im Store.«

Ich sagte es freundlich, aber mein Grinsen und der Ausdruck meiner Augen waren hart und kalt. Sie betrachteten mich und schätzten mich richtig ein. Überdies sagte Larry an meiner Seite: »Lasst ihn nur zufrieden. Das ist ein alter Amigo von mir. Das ist Red Jim Finnegan. Der nimmt drei von euch mit.«

»Vier«, sagte ich. »Zumindest vier, wenn du nicht dabei bist, Larry.«

Sie grinsten, zeigten mir ihre Zähne. Und sie strömten etwas aus, was man nicht so leicht beschreiben kann. Es war eine Witterung aus einem Wolfsrudel. Das da waren Banditen, Mörder, Deserteure, einstige Guerillas aus dem Krieg. Es waren alle Hautfarben vertreten, auch vielerlei Mischungen. Sogar ein Chinese war dabei, der sich wie ein Weidereiter gekleidet hatte.

Ich wusste, dass ich verloren war, zeigte ich auch nur einen Moment Furcht. Aber mit solchen Hombres kannte ich mich aus. Ich war schon oft ein Wolf unter Wölfen gewesen. Und ich war keine zweitklassige Nummer. Bestimmt nicht!

Ich war Red Jim Finnegan.

Und so grinste ich zurück, ließ sie meine ganze Furchtlosigkeit spüren. Ich ließ sie begreifen, dass sie von mir alles bekommen konnten, nur kein Gold.

Aber dann kam mir noch etwas zu Hilfe. Jemand steckte von draußen den Kopf in den Saloon und rief: »Da kommt ein Weib! Jungs, da kommt ein richtiges Honey-Girl mit einem einzigen Knaben hereingeritten!«

Diese Nachricht veränderte alles.

Denn für die meisten dieser Burschen waren Frauen und Mädchen noch wichtiger als Gold. Und so drängten sie hinaus.

Nur Larry blieb neben mir am Schanktisch. Wir tranken noch einen Tequila. Der Wirt gab mir das Wechselgeld. Und er betrog mich um mindestens einen Dollar, weil die Goldwaage falsch wog.

Larry sagte: »Manche dieser Hombres wissen kaum noch, wie eine richtige weiße Frau aussieht. Wenn dieses Honey-Girl was Besonderes sein sollte, dann wird es einigen Ärger geben.«

Er ging nun ebenfalls hinaus.

Ich sah den Wirt an. Ihn kannte ich nicht. Er musste diesen Saloon nach meiner Zeit übernommen haben. Er nickte mir zu.

»An deiner Stelle«, sagte er, »würde ich mich jetzt auf die Socken machen. Dieses Rudel hier, das sich zur gemeinsamen Jagd zusammenfand, weil Irish Capote es so wollte, ist schlimm. Sie haben vor drei Monaten schon mal drüben in Alvarez drei Tage gehaust. Ohne Gnade! Hau ab, Red Jim Finnegan. Hau sofort ab!«

»Mein Pferd ist noch nicht beschlagen«, sagte ich.

Dann nahm ich mein Bündel, in welchem sich meine Einkäufe befanden, und ging hinaus. Ich war zu stolz, die Hintertür zu benutzen. Nein, ich konnte das nicht. Es war ein dummer Stolz. Aber ich war nun einmal Red Jim Finnegan. Überdies wäre es wahrscheinlich doch dumm gewesen, sich davonschleichen zu wollen. So einer Wolfsmeute durfte man nicht den Rücken kehren.

Wenn ich jedoch gewusst hätte, was hier in Mesa Gulch auf mich wartete, hätte ich mit meinem Pferd irgendwo in einem verborgenen Camp ein Weilchen gewartet, bis die Luft rein gewesen wäre.

Nun aber war es zu spät. Nun konnte ich nur mit völliger Furchtlosigkeit davonkommen. Dabei half mir natürlich, dass mich dieses Rudel für einen Artgenossen hielt.

Ich trat aus dem Saloon und wollte zur Schmiede gehen, um dort zu warten, bis mein Pferd fertig war. Aber ich blieb dann doch wie angewurzelt stehen. Denn ich sah nun die Frau.

Es lag nicht daran, dass ich schon viele Wochen keine Frau mehr gesehen hatte, einige Indianerinnen ausgenommen. Nein, daran lag es nicht, dass sie mir so reizvoll und wunderschön vorkam wie zuvor keine andere auf dieser Welt.

Sie und ihr Pferd waren mit Staub bedeckt. Sie ritt im Herrensitz, also wie ein Mann. Der geteilte Rock ließ das zu. Es war schön, sie so reiten zu sehen, und nicht nur wegen der knappen Bluse, die sie unter der offenen und ärmellosen Weste trug.

Sie war eine Frau, wie man sie sich hier in diesem Land nur erträumen konnte. Das war klar. Von ihrer Haarfarbe war nichts zu erkennen. Sie hatte ihr Haar unter dem schwarzen, flachkronigen Stetson verborgen. Ihr Gesicht war gebräunt von der Sonne. Sie hatte helle Augen.

Mein Blick richtete sich nun auf den Mann, mit dem sie ritt.

Er ritt lässig auf einem zähen Grulla, und er trug zwei Revolver im Kreuzgurt. Er war groß, hager und zäh wie ich. Ja, er gehörte zu meiner Sorte. Ein Revolvermann war er, der sich durch Kühnheit behauptete. Das ging von ihm aus. Da gab es keine Zweifel. Unter tausend Männern war er der Mann, der es wert war, dass ihm solch eine Frau gehörte.

Aber er hatte einen noch größeren Fehler gemacht als ich. Ich war nur mit etwas Gold hergekommen und mitten in ein Rudel zweibeiniger Lobos geraten.

Er aber kam mit einem schönen Weib.

Das Paar hielt drüben vor dem Store an, und damit war auch schon klar, dass sie aus fast den gleichen Gründen hergekommen waren wie ich. Sie mussten ihren Proviant ergänzen, und sie wollten dann gewiss gleich weiter. Vielleicht waren sie hergekommen, um hier eine Nacht im Hotel zu verbringen. Doch daran dachten sie jetzt gewiss nicht mehr. Dieser hartgesichtige Mann wusste inzwischen, in welches Hornissennest er hier geraten war.

Ich sah über die Fahrbahn hinweg, wie er zu ihr ein paar Worte sagte. Sie ging daraufhin allein in den Store. Er blieb draußen und tränkte die Pferde am Wassertrog, der vor dem Store stand. Dabei sah er sich scharfäugig um. Sogar ich spürte seinen Blick über die Straße hinweg.

Die wilde Horde, die sich hier gesammelt hatte für einen Raubzug nach Mexiko, verhielt noch da und dort. Die Männer waren überall, und da sie jetzt alle zum Vorschein gekommen waren, sah ich endlich, wie viele es waren.

Vier Dutzend etwa.

Und einer würde die Frau haben wollen. Ich wusste es plötzlich mit Sicherheit. Denn sie waren Banditen. Dass sie den paar Bürgern und Geschäftsleuten von Mesa Gulch nichts taten, geschah nur deshalb, weil sie hier immer wieder ihre Zuflucht fanden, sich ausrüsten konnten und ihren Treffpunkt hatten.

Doch eine fremde schöne Frau war verloren.

Ich sah mich um, versuchte herauszufinden, wer von den Lobos wohl zuerst den Anspruch erheben würde. Denn ich wusste mit untrüglicher Sicherheit, dass es einer tun würde.

Auch der Mann vor dem Store, der noch so tat, als ob er sich um die Pferde kümmern würde, wusste es. Vielleicht hatte er noch etwas Hoffnung, und gewiss vertraute er auch auf seine Revolverschnelligkeit.

Und dann sah ich auch schon den Hombre, der es zuerst versuchen wollte.

Es würde alles nach den uralten und primitiven Regeln verlaufen. Ein Männchen machte einem anderen Männchen den Anspruch auf ein Weibchen streitig. So einfach und primitiv war es.

Der Hombre war groß und geschmeidig wie ein Berglöwe und dunkel wie ein schwarzer Panther. Er bewegte sich lässig durch den knöcheltiefen Staub. Seine silbernen Sporen klimperten melodisch. In seinem linken Ohr blinkte ein Ring mit einem Edelstein. Und seine langen Haare hingen ihm bis auf die Schultern nieder.

Er trug nur einen Colt, aber ich sah schon an der Art, wie er ihn trug, dass er ihn wie ein Künstler hervorzaubern konnte.

Ich hörte ihn laut sagen: »Eh, Hombre, verkaufe mir für ein Weilchen deine Puta! Gib sie mir, si?«

Ich war neugierig, was der Fremde antworten würde.

Aber er antwortete nicht, er zog, und er zog unheimlich schnell. Er war ein Großer der kleinen Gilde der wirklich Großen.

Aber er schaffte es nicht.

Jener Hombre mit dem Ohrring war schneller. Das war kaum zu glauben, aber jeder konnte es sehen. Überdies machte der ohrringgeschmückte Hombre, der halb wie ein Mexikaner gekleidet war, im Moment des Ziehens eine schnelle Bewegung. Er wandte sich zur Seite, sprang einen halben Schritt nach vorn und stieß den Revolverlauf dabei gegen den Gegner.

Er traf mit einem Schuss.