G. F. Unger 2216 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger 2216 E-Book

G. F. Unger

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Der Mond ist eine silberne Scheibe am Sternenhimmel. Jim Payne blickt nach Westen, und er scheint dort einen Stern zu betrachten, der klarer und schöner ist als alle anderen. Er leuchtet für Jim Payne irgendwie verheißungsvoll und lockend. Es ist der Stern, dem Jim Payne immer folgt, wenn er spürt, dass er reiten muss.
Jim geht langsam zu seinem Pferd. Als er das Bündel hinter dem Sattel festgeschnallt hat, tritt der schwergewichtige Vormann aus dem Dunkel zu ihm. »Pass auf, du verdammter Satteltramp«, sagt er grollend und böse. »So leicht kommst du jetzt nicht weg. Jill hat mir eben gesagt, dass du sie beleidigt hast. Jetzt weiß ich auch, weshalb du so plötzlich reiten möchtest. Nun, erst werde ich dich verprügeln, damit du dich bei Miss Jill entschuldigst.«
Während dieser Worte ist der Vormann bei Jim Payne angelangt, hat Jims Schulter ergriffen und ihn herumgerissen. Jim duckt sich unter der mächtigen Faust weg, gleitet zur Seite und springt dann dem wieder angreifenden Mann entgegen. Er blockt zwei Schläge ab und hämmert einen Aufwärtshaken gegen das Kinn des Vormanns.
Der Vormann taumelt zurück. Jim Payne setzt nach und trifft ihn mit zwei harten Schwingern, bei denen er sich Zeit lassen kann. Der Vormann taumelt drei Schritte zur Seite und fällt dann zu Boden. Er ist ein mächtiger Mann, der gewiss über zwei Zentner wiegt. Aber da liegt er nun, rollt auf den Rücken und streckt Arme und Beine von sich ...


Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 158

Veröffentlichungsjahr: 2023

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Jim Paynes Stern

Vorschau

Impressum

Jim Paynes Stern

Der Mond ist eine silberne Scheibe am Sternenhimmel. Jim Payne blickt nach Westen, und er scheint dort einen Stern zu betrachten, der klarer und schöner ist als alle anderen. Er leuchtet für Jim Payne irgendwie verheißungsvoll und lockend. Es ist der Stern, dem Jim Payne immer folgt, wenn er spürt, dass er reiten muss.

Jim geht langsam zu seinem Pferd. Als er das Bündel hinter dem Sattel festgeschnallt hat, tritt der schwergewichtige Vormann aus dem Dunkel zu ihm. »Pass auf, du verdammter Satteltramp«, sagt er grollend und böse. »So leicht kommst du jetzt nicht weg. Jill hat mir eben gesagt, dass du sie beleidigt hast. Jetzt weiß ich auch, weshalb du so plötzlich reiten möchtest. Nun, erst werde ich dich verprügeln, damit du dich bei Miss Jill entschuldigst.«

Während dieser Worte ist der Vormann bei Jim Payne angelangt, hat Jims Schulter ergriffen und ihn herumgerissen. Jim duckt sich unter der mächtigen Faust weg, gleitet zur Seite und springt dann dem wieder angreifenden Mann entgegen. Er blockt zwei Schläge ab und hämmert einen Aufwärtshaken gegen das Kinn des Vormanns.

Der Vormann taumelt zurück. Jim Payne setzt nach und trifft ihn mit zwei harten Schwingern, bei denen er sich Zeit lassen kann. Der Vormann taumelt drei Schritte zur Seite und fällt dann zu Boden. Er ist ein mächtiger Mann, der gewiss über zwei Zentner wiegt. Aber da liegt er nun, rollt auf den Rücken und streckt Arme und Beine von sich ...

Jim knetet seine schmerzenden Hände und leckt das Blut von seinen Knöcheln.

Einige Männer sind aus dem Schlafhaus gekommen, und eine Stimme ruft hinein: »Kommt raus, kommt raus! Seht euch das an! Da liegt Cal McIntire am Boden und kann nicht mehr! Jungs, er hat Jim Payne nicht mal treffen können! Seht euch Cal McIntire an, Jungs, der zum ersten Mal in diesem Land verprügelt wurde. Und das in vier Sekunden!«

Jim Payne sitzt indes auf.

Er winkt den Männern zu, zieht sein Pferd herum, lenkt es um die bewegungslose Gestalt des Vormanns herum und reitet davon.

Und er weiß, dass das Mädchen Jill von irgendwoher aus dem Schatten zugesehen hat. Die eitle Tochter des Ranchers wollte sich dafür rächen, dass nicht einmal ihre Reize Jim Paynes Fernweh besiegen konnten. Deshalb hetzte sie den Vormann gegen ihn auf.

Aber er ist ihr nicht böse. Er reitet nach Westen. Sein Stern leuchtet dort klar am Himmel. Die Nacht ist schön.

Es wird ein gutes Reiten.

Acht Wochen später hat er New Mexico durchquert und erreicht die Grenze von Arizona.

Arizona! Er hat schon viel von diesem Land gehört. Und als er die Grenze erreicht, da sieht er die gewaltigen Bergketten vor sich.

Voll tiefer Neugierde und mit großer Erwartung reitet er auf der staubigen Poststraße weiter nach Westen und betrachtet die roten Mesas mit Staunen.

Und wenn er in der Nacht an seinem Campfeuer sitzt und nach seinem Stern blickt, kommt es ihm so vor, als wäre der Himmel hier in Arizona viel schöner als anderswo.

Zwei Wochen später kommt er über einen Pass, dessen Namen er nicht kennt. Unter ihm liegt ein gewaltiges Tal, in dem sich eine Kette von Mesas von Ost nach West zieht und das immer wieder von tiefen Canyons kreuz und quer durchbrochen wird.

Eine kleine Stadt liegt dort unten. Die Holzhäuser wirken von hier oben wie kleine gelbe Schachteln.

Am späten Nachmittag erreicht Jim Payne die Ebene des Tals und die Stelle, wo eine kleinere Fahr- und Reitstraße in die Poststraße mündet. Hier steht auch ein Wegweiser.

In das verwitterte Holz wurden vor langer Zeit mit einem Brenneisen die Worte eingebrannt:

RENNAHAN CITY

einzige Stadt im

Whisper Valley

Jim Payne liest die Worte und denkt darüber nach, warum dieses Tal wohl Whisper Valley, also »Geflüstertal« oder »Wisperndes Tal«, heißen mag.

Er reitet weiter.

Die Sonne ist schon weit hinter den Bergen versunken, als er die ersten Häuser der Stadt erreicht.

Jim reitet an der Schmiede vorbei und denkt daran, dass sein Wallach beschlagen werden sollte. Aber er hat nur noch einen einzigen Dollar in der Tasche. Er ist ziemlich abgerissen, besitzt keinen Proviant mehr und hofft, dass er hier irgendwo Arbeit bekommen kann.

Jim reitet langsam weiter – ein großer, hagerer Bursche mit rotem Haar, abgerissener Kleidung, staubig, auf einem müden Pferd mit hungrigem Magen.

Er kommt am Frachtwagenhof, an der Posthalterei und an einem großen Store vorbei. Auf der anderen Seite schließt sich ein Hotel mit Restaurant an die Futtermittelhandlung an.

Dann erreicht er den Mietstall und reitet in den Hof hinein.

Ein alter Mann sitzt neben der offenen Stalltür an der Wand und arbeitet an einem Zaumzeug. Als Jim absitzt, erhebt sich der Alte und sieht Jim scharf und prüfend an.

»Das ist ein schönes Tal.« Jim lächelt und sein braunes Gesicht verliert mit einem Mal die dunklen und harten Linien und wird hübsch und sympathisch. Er wirkt nun ganz wie ein junger und etwas verwegener, leichtsinniger Satteltramp. Er ist ja auch erst fünfundzwanzig.

Der Alte betrachtet ihn immer noch forschend. Er hat klare Augen, die noch scharf sind. Sein Blick bleibt eine Sekunde lang auf dem Colt des großen Cowboys hängen.

Dann nickt er und murmelt: »Yeah, es ist ein prächtiges Tal. Und es ist geduldig und muss die Menschen darin ertragen. Fremder, für fünfzig Cents bekommt Ihr Pferd alles, was es braucht. Es müsste beschlagen werden, nicht wahr?«

»Yeah«, nickt Jim und überlässt dem Alten sein Tier. Er geht zum Brunnen, holt Wasser herauf und steckt dann seinen Kopf in den Eimer. Er trocknet sich mit dem Halstuch ab und geht dann wieder in den Stall hinein.

Der Alte reibt sein Tier ab. Jim hilft ihm dabei. Er prüft auch das Kornfutter und das Heu.

»Es ist ein gutes Pferd«, murmelt der Alte. »Bleiben Sie hier – oder reiten Sie nur durch, Fremder?«

»Wenn ich Arbeit finde, könnte ich es vielleicht eine Weile in diesem Tal aushalten«, lächelt Jim, und seine Worte sind nicht nur eine Antwort, sondern auch eine Frage.

Er reicht dem Mann seinen Dollar und bekommt fünfzig Cents zurück.

»Arbeit?«, murmelt der Alte. Und er sieht Jims tief geschnallten Colt. »Vielleicht bekommen Sie hier Arbeit, mein Sohn – vielleicht auch nicht.«

Er wendet sich ab und verschwindet im Hintergrund des Stalls.

Jim tritt auf die Straße hinaus. Er bleibt stehen und überlegt. Zwei Männer in Weidekleidung kommen vorbei, betrachten ihn scharf und überqueren dann die Straße. Sie verschwinden im Saloon.

Jim folgt ihnen. Der Saloon heißt »Royal Saloon«, und als Jim eintritt, stehen die beiden Männer am Schanktisch und beobachten ihn im Spiegel. Auch der Mann hinter der Bar sieht ihn scharf an. Es ist ein riesenhafter Mann, in dessen großen Händen die Whiskygläser fast wie Fingerhüte wirken.

Jim geht zum anderen Ende des Schanktischs, nickt grüßend und verlangt ein kühles Bier.

Der Barmann bringt es ihm nach einer Weile, bleibt aber stehen und betrachtet Jim aufmerksam. Auch die beiden anderen Männer sehen Jim an.

Jim trinkt langsam. Das Bier ist wirklich kühl. Auf diesen Trunk hat er sich schon viele Tage gefreut. Als er das Glas absetzt, fragt der große Mann ihn: »Fremd hier?«

»Sicher, und wenn ich irgendwo Arbeit bekommen sollte, werde ich noch eine ganze Menge von diesem Bier trinken. Es ist gutes Bier.«

»Das Glas kostet fünfundzwanzig Cents«, sagt der Barmann nur.

Jim legt seine fünfzig Cents auf den Tisch und grinst.

»Dann kann ich noch ein Glas trinken.«

»Vielleicht bekommen Sie Arbeit – vielleicht auch nicht«, wiederholt nun der Barmann die Worte des Alten vom Mietstall. Dann geht er davon, um ein neues Bier einzuschenken.

Die beiden Männer in Weidekleidung beobachten Jim noch. Er erwidert ihre scharfen Blicke hart und fest. Natürlich wird ein Fremder immer genau beobachtet, wenn er in eine kleine Stadt kommt. Aber für Jims Geschmack starren ihn die beiden Männer zu offensichtlich an.

Er hat sie schon abgeschätzt. Es sind zwei hagere und hartgesichtige Burschen. Er kennt diese Sorte. Sie tragen ihre Colts auf eine besondere Art, und überhaupt wirken sie mehr wie zwei Nachtfalken als wie Cowboys. Ein Hauch von Härte und Unduldsamkeit, Verwegenheit und ständiger Bereitschaft geht von ihnen aus.

Als Jim meint, dass sie ihn nun lange genug angestarrt haben, sagt er sanft und ruhig: »Ich bin sechs Fuß groß, wiege hundertachtzig Pfund, komme aus Texas und trage einen Colt. Und ich liebe es nicht besonders, wenn ich so angestarrt werde.«

Sie grinsen seltsam. Der eine Mann sagt leise, aber vernehmlich: »Siehst du, er ist von jener Sorte. Vielleicht weiß er schon ganz genau, wo er Arbeit finden wird.«

Draußen kommt ein Wagen in die Stadt gefahren. Der Wirt schenkt nun das Bier ein und starrt Jim dabei wieder forschend an.

Einer der beiden Männer geht zur Tür und tritt auf die Straße. Er ruft bald darauf: »Pete, was ist mit Curly passiert?«

Eine Stimme ruft eine längere Erklärung, aber Jim kann die Worte nicht verstehen.

Dann kommt der Mann wieder in den Saloon zurück und sagt zu seinem Gefährten und zum Wirt: »Wieder ein guter Junge zum Teufel! Curly Peters ist gestern aus dem Tonto-Becken bei uns angekommen, um sich den verdammten Hengst anzusehen, den keiner reiten kann. Und heute ist er auf das verdammte Biest geklettert, weil er sich die fünfhundert Dollar verdienen wollte. Aber Apache hat ihn natürlich zur Sonne gefeuert. Curly Peters hat sich beide Beine und einige Rippen gebrochen. Dieser Hengst hat wieder einmal einen Mann erledigt. Ich glaube, es gibt in ganz Arizona keinen Zureiter mehr, der es mit Apache versucht. Und Bill Montgomery wird die fünfhundert Dollar niemals ausgeben müssen. Sie haben Curly Peters eben mit dem Wagen in die Stadt gebracht und ins Haus des Doc getragen. Ich konnte ihn stöhnen hören. Zum Teufel, es gibt auf der ganzen Welt keinen Mann, der länger als zehn Sekunden auf dem Rücken dieses Teufelshengstes bleiben kann.«

»Aber Bill Montgomery hat Spaß daran, wenn der Hengst gute Männer zerbricht«, brummt der Saloonwirt.

Er bringt Jim Payne das zweite Bier, wendet sich schon halb ab, um zu den beiden anderen Männern zu gehen, aber plötzlich grinst er, sieht Jim nochmals an und sagt: »Da sind fünfhundert Dollar zu verdienen, Texas-Mann. Auf der Mokassin Ranch gibt es einen Hengst, den niemand reiten kann. Bill Montgomery hat eine Prämie von fünfhundert Dollar ausgesetzt. Ist das Ihre Chance, Texas-Mann?«

Jim Payne trinkt, setzt das große Glas dann ab und wischt den weißen Schaum ab. Er lächelt seltsam, denn er weiß, dass der Wirt jetzt damit rechnet, er würde auf diese Chance verzichten.

Ganz ruhig sagt er: »Sicher, warum nicht. Ich werde mir den Hengst mal ansehen. Vielleicht verdiene ich mir die fünfhundert Dollar. Wie komme ich zur Mokassin Ranch?«

»Ihnen muss das Wasser wirklich bis zum Hals stehen«, murmelt der Wirt nachdenklich.

Die beiden anderen Männer grinsen seltsam.

»Sie können mit uns reiten, Texas-Mann«, sagt der eine plötzlich. »Denn wir gehören zu Bill Montgomerys Mannschaft.«

Alle drei Männer betrachten Jim Payne nun fast gierig. In ihren Augen glänzt eine seltsame Neugierde.

Jim trinkt den Rest des Bieres und fragt dann ruhig: »Ist es weit? Mein Pferd ist ziemlich müde.«

»Zehn Meilen – und wir können langsam reiten«, erwidert einer der Männer. »In einer Stunde brechen wir auf. Wir warten nur auf die Ankunft der Postkutsche. In einer Stunde reiten wir.«

Jim Payne nickt. »Ich komme mit«, sagt er und geht zur Schwingtür.

Er bleibt draußen auf dem Gehsteig stehen. Die Nacht senkt sich jetzt über die kleine Stadt. Überall brennen schon die Lichter in den Häusern.

Die kleine Stadt ist sehr still und ruhig.

Plötzlich begreift Jim Payne, dass die Stadt zu ruhig ist. Er war schon in sehr vielen solch kleinen Rinderstädten. Er kennt ihren Pulsschlag genau.

Sein feiner Instinkt ist plötzlich geweckt. Jim Payne wittert und lauscht nun. Aber es ist nicht das Lauschen auf Geräusche, nein, es ist mehr ein Fühlen. Denn was hier ist, ist nicht greifbar. Es ist auch nicht zu hören oder irgendwo zu erkennen.

Aber Jim Payne spürt und fühlt plötzlich, dass die kleine Stadt ihren Atem angehalten hat. Ihr Pulsschlag geht nur noch unmerklich. Rennahan City gleicht einem seltsamen Wesen, das irgendwie betäubt ist und wartet.

Gefahr liegt in der Luft.

Jim Payne geht langsam auf dem Plankensteig entlang. Seine Schritte sind deutlich hörbar, und seine Sporenrädchen klingeln melodisch. Er kann durch die Fenster ins Hotelrestaurant blicken. Drinnen sitzen einige Männer am großen Speisetisch. Leere Teller stehen vor ihnen. Aber sie sitzen dort drinnen und scheinen zu warten. Es sind keine Reiter oder Rinderleute dabei. Das sind alles Bürger der Stadt.

Jim Payne riecht den Geruch des Abendessens. Es muss Hammelfleisch mit Bohnen gegeben haben. Auch der starke Duft von Kaffee und Apfelkuchen steigt in seine Nase.

Er seufzt unhörbar, denn er verspürt nun seinen Hunger, und er bereut, dass er seine letzten fünfzig Cents in Bier angelegt hat.

Langsam geht er weiter und erreicht die Posthalterei. Auch hier blickt er in den erleuchteten Raum. Der Postagent sitzt geduckt hinter einem Pult, kaut an einem Federhalter und starrt ins Leere. Als er Jim Payne vor der offenen Tür erkennt, zuckt er zusammen, senkt den Kopf und beginnt zu schreiben.

Er hat Furcht, denkt Jim. Zum Teufel, vor was fürchtet sich diese Stadt so sehr, dass sie sich in den Boden verkriecht?

Aber er kann sich diese Frage nicht beantworten. Er überquert langsam die Fahrbahn, geht ein Stück zurück und erreicht den Mietstall.

Drinnen brennt eine Laterne. Der alte Mann kommt aus dem Hintergrund zum Vorschein, bleibt stehen und sieht Jim Payne schweigend an.

Der tritt in die Box seines Pferdes und sieht, dass der Wallach den Hafer und das Heu bis auf einen kleinen Rest gefressen hat. Das Tier zupft nur noch spielerisch an den wenigen Halmen, die an der Raufe hängen.

Jim betastet die Muskeln des Tieres und prüft noch einmal Alamos abgenutzte Hufeisen. Er kommt zu der Erkenntnis, dass er noch einen langsamen Zehn-Meilen-Ritt zumuten kann. Aber dann muss das Tier unbedingt beschlagen werden und braucht einige Tage Ruhe.

Sie haben nämlich eine sehr lange Fährte hinter sich gelassen.

Als er den Sattel von der Stange nimmt, tritt der Alte näher und fragt sanft: »Reiten Sie weiter?«

»Ich will mir fünfhundert Dollar verdienen«, lächelt Jim.

»Ah, Bill Montgomerys Hengst! Das Tier wird Sie übel zurichten. Sie werden wahrscheinlich die Hilfe des Doc in Anspruch nehmen müssen. Vielleicht wird es sehr lange dauern, bis er Sie wieder zusammengeflickt hat, Fremder. Und um alles bezahlen zu können, werden Sie Ihr Pferd und auch den guten Sattel verkaufen müssen. Sie hatten doch nur diesen einen Dollar in der Tasche, nicht wahr?«

»Yeah«, nickt Jim und sattelt sein Tier ruhig.

»Ich habe schon eine ganze Menge Pferde gezähmt«, murmelt er gedehnt. »Vielleicht ...«

»Bill Montgomery selbst konnte das Tier nicht bändigen«, unterbricht ihn der Alte scharf. »Hören Sie, Mister. Bill Montgomery ist kein gewöhnlicher Mann. Er ist ein besonderer Mann, der kämpfen kann wie kein anderer. Aber der Hengst hat ihn geschlagen. Nun hasst er das Tier. Noch nie in seinem Leben wurde er von einem Menschen oder einem Tier besiegt. Und er hat die fünfhundert Dollar nur als Prämie ausgesetzt, damit er immer wieder zusehen kann, wie ...«

Aber der Alte spricht nicht weiter. Er bricht jäh ab, als hätte er in seiner Erregung schon zu viel gesagt.

Jim Payne steht einen Moment unbeweglich bei seinem Pferd und überlegt. Aber dann macht er weiter. Er sattelt das Tier und schnallt auch sein Bündel hinter dem Sattel fest.

Als er das Tier aus der Box führt, da sagt der alte Mann bitter hinter ihm her: »Fünfhundert Dollar sind eine Menge Geld. Aber ich würde es mir überlegen, mein Sohn.«

»Vielleicht«, murmelt Jim.

Draußen sitzt er auf. Vom Sattel aus starrt er zum Himmel hinauf. Er sieht im Westen wieder seinen Stern leuchten. Irgendwie ist er sehr sicher in der Überzeugung, dass es sein Stern ist. Er vertraut ihm und glaubt an sein Glück.

Der Alte tritt aus dem Stall in den Hof. Jim erinnert sich an die merkwürdige Stille in dieser Stadt. Er fragt lässig, und man hört nun ganz deutlich, dass er Texaner ist: »Was ist mit dieser Stadt los, Oldtimer? Hier ist doch etwas nicht normal.«

»Tuck Johnson und Wego Cooper warten auf die Ankunft der Postkutsche«, erwidert der Alte bitter. »Sie sind kurz hinter diesen beiden Männern in den Saloon gegangen, Freund.«

»Ach, das waren also Tuck Johnson und Wego Cooper? Sie sagten, dass sie für Bill Montgomery reiten. Sie nehmen mich mit zur Ranch. Was sind sie für Männer?«

»Sie haben sie doch gesehen, nicht wahr?«, murmelt der Alte abweisend.

Jim nickt.

Er reitet aus dem Hof. Vor dem Hotel stehen zwei Sattelpferde. Er hat sie schon bei seiner Ankunft bemerkt. Sie tragen an ihren Flanken ein Brandzeichen, das wie die grobe Zeichnung eines Mokassins aussieht. Es müssen also die Tiere der beiden Männer sein. Jim lenkt sein Pferd daneben, sitzt ab und wirft die Zügel um die Haltestange. Dann bückt er sich unter dem Geländer zum Gehsteig hinauf und lehnt sich an einen Stützpfosten.

So wartet er.

Schräg gegenüber von ihm befinden sich die Postagentur und der Frachtwagenhof. Links von ihm auf der anderen Straßenseite liegt auch der Saloon.

Dort kommen jetzt die beiden Männer heraus, deren Namen er soeben von dem alten Stallbesitzer hörte.

Tuck Johnson und Wego Cooper.

Einer der beiden geht auf dem jenseitigen Gehsteig entlang und am Saloon und an der Posthalterei vorbei. Erst in der Einfahrt des Frachtwagenhofes hält er an.

Dort wartet er.

Die Stadt ist noch ruhiger als vorher. Nur in irgendeinem Hinterhof bellt ein Hund.

Jim Payne wendet sich um und späht durch eines der Fenster in den Speisesaal des Restaurants. Dort sitzen immer noch einige Bürger der Stadt am großen Tisch. Die meisten halten ihre Köpfe gesenkt und scheinen zu lauschen. Sie sind längst mit dem Abendessen fertig, aber sie wirken auf ihren Stühlen wie festgenagelt.

Und dann hört Jim Payne ein Geräusch in der Ferne. Es kommt näher und wird lauter.

Es ist das Räderrollen einer Postkutsche, vermischt mit dem Hufschlag von sechs trabenden Pferden. Er hört auch wenig später das Knallen einer Peitsche und den heiseren Ruf des Fahrers.

Als er zum nördlichen Eingang der Stadt späht, sieht er dort die Postkutsche zwischen den ersten Häusern der Stadt erscheinen. Sie kommt schnell näher.

Das Geräusch der Kutsche ist nun sehr laut zwischen den Häusern.

Kurz vor der Postagentur kreischen die Bremsen. Aus dem Frachtwagenhof kommen zwei Männer mit einem frischen Sechsergespann. Der Kutscher schwingt sich vom Bock. Der Wagenschlag klappt. Der Beifahrer springt ebenfalls vom hohen Bock. Und dann wird binnen weniger Minuten das müde Gespann gegen das frische ausgetauscht. Der Fahrer und sein Begleitmann klettern wieder auf ihren hohen Sitz. Von der anderen Seite wird ein Postsack hinaufgereicht.

Die Peitsche knallt, und die scharfe Stimme des Fahrers ruft: »Ho! Braah! Braah! Lauft! Lauft, ihr Tanten!«

Die Kutsche setzt sich schnell in Bewegung. Sie hinterlässt wieder eine Staubwolke. Das müde Gespann wird weggebracht. Die Tür der Postagentur klappt hart zu.