G. F. Unger 2230 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger 2230 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Auf dem Wege nach Bow verhält Jim Ballard sein Pferd. Von links kommt das Rudel der TT Ranch angeritten, als wollte es ihm den Weg abschneiden. An der Spitze der harten Mannschaft reitet Jack Quaid. Jim kennt ihn und die rücksichtslose Art dieser Meute. Vor wenigen Jahren war Jim selbst noch Vormann der Ranch gewesen. Bis er sich nach einer Auseinandersetzung mit dem Boss Bully Tex Texterlee selbstständig machte. Mit Jack Quaid, der jetzt Vormann ist, stand Jim schon von jeher auf Kriegsfuß. Jim kennt sich aus: Das dort sind keine Cowboys, das sind angeworbene Revolverschwinger!
Jack Quaid reitet direkt neben Jim Ballard, sodass sich ihre Pferde gegenseitig die Schwänze um die Mäuler schlagen können, und pöbelt Jim Ballard drohend an: »Nun, Mister Jim! Jetzt ist die Hölle aufgebrochen!«


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Seitenzahl: 157

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Inhalt

Cover

Die harte Ranch

Vorschau

Impressum

Die harte Ranch

Auf dem Wege nach Bow verhält Jim Ballard sein Pferd. Von links kommt das Rudel der TT Ranch angeritten, als wollte es ihm den Weg abschneiden. An der Spitze der harten Mannschaft reitet Jack Quaid. Jim kennt ihn und die rücksichtslose Art dieser Meute. Vor wenigen Jahren war Jim selbst noch Vormann der Ranch gewesen. Bis er sich nach einer Auseinandersetzung mit dem Boss Bully Tex Texterlee selbstständig machte. Mit Jack Quaid, der jetzt Vormann ist, stand Jim schon von jeher auf Kriegsfuß. Jim kennt sich aus: Das dort sind keine Cowboys, das sind angeworbene Revolverschwinger!

Jack Quaid reitet direkt neben Jim Ballard, sodass sich ihre Pferde gegenseitig die Schwänze um die Mäuler schlagen können, und pöbelt Jim Ballard drohend an: »Nun, Mister Jim! Jetzt ist die Hölle aufgebrochen!«

Jack Quaid ist ein großer Mann mit massigen Schultern und den schmalen Hüften eines Reiters, hart und sehnig, und wirkt fast so dunkelhäutig wie ein Sioux.

»Alle stolzen Burschen«, fährt er fort, »die nicht für die TT Ranch sind, werden ganz einfach in die Luft geblasen. Und das wird sehr schnell gehen. Nur dir allein wird der Boss wahrscheinlich eine Chance geben, dich auf unsere Seite zu schlagen. Aber wie ich dich kenne, wirst du nicht wollen. Und das ist dann der Moment, wo ich auch gegen dich losgehen darf. Ich werde nicht viel von dir übrig lassen. Hast du genau zugehört?«

»Du hast eine lange Rede gehalten, Jack.« Jim Ballard nickt gelassen. »Ich kann mich daran erinnern, dass ich dich schon mehrmals aufgefordert habe, es mit mir zu versuchen, an jedem Ort und zu jeder Zeit. Was ist passiert?«

Jack Quaid grinst seltsam. Er ist ein Riese, ein Ungetüm von einem Mann, mit roten Borstenhaaren und einem runden Gesicht. Seine Glotzaugen sind so hell wie gefrorenes Wasser. Sein Mund ist ungeheuer breit und hart, und sein Kinn ist breiter als die Stirn.

Er wiegt mehr als zwei Zentner, und er ist unduldsam, gemein und ständig gereizt.

Damals, als Jim Ballard erster Vormann auf der TT Ranch war, musste sich Jack Quaid mit der zweiten Stelle begnügen. Sein Hass auf Jim Ballard wurde in jener Zeit geboren, da er von Jim Befehle annehmen musste.

Nun ist Jim Ballard ein kleiner Rancher, und Jack Quaid ist der Vormann einer Riesenranch.

Aber Quaids Hass wird nicht früher zur Ruhe kommen, als bis er Jim Ballard vor sich auf dem Boden kriechen sieht.

So ist das.

Jetzt sagt Jack Quaid fast befriedigt: »Wir haben von einem unserer Grenzreiter die Meldung bekommen, dass Dave Texterlee tot auf der Weide liegt. Er war hinter einem Burschen her, der ein kleines Rudel unserer Rinder weggetrieben hat. Nun, wir werden unsere Rinder finden und den Burschen, der sie sich holte, ebenfalls. Es war nämlich ein Zufall, dass einer unserer Reiter den toten Sohn des Ranchers so schnell entdeckt hat. Und eine Sache steht jetzt schon fest. Wir werden sehr hart zu unseren Nachbarn sein, damit Bully Tex Texterlee nicht noch mehr Söhne verliert. Du bist auch unser Nachbar, Jim.«

Er grinst voller böser Zufriedenheit und reitet weiter.

Das Rudel folgt ihm.

Jim Ballard bleibt nachdenklich zurück.

Da hinter den Hügeln im Norden liegt die Weide der Drei-Kühe-Rancher und der Siedler. Weiter im Norden steigen die Vorberge an.

Noch vor wenigen Jahren lebten auch hier, wo Jim Ballard jetzt hält, kleine Rancher und Nester. Aber diese wurden von der TT Ranch vertrieben. Die Vertreibung geschah auf eine sehr harte Art, mit brutaler Rücksichtslosigkeit, und das war auch der Grund, warum Jim Ballard seine Stelle als Vormann aufgab und selbst mit dem Aufbau einer kleinen Ranch begann.

Jack Quaid hat dann für ihn diese harte Arbeit im Sinne der großen TT Ranch verrichtet.

Jim Ballard überlegt und starrt auf die Fährte des harten Rudels. Er verspürt in sich den Wunsch, Jack Quaid nachzureiten. Aber dann lässt er es sein und reitet weiter zu der kleinen Rinderstadt Bow.

Am Vortag hat er eine kleine Herde verkaufen können. Es war seine erste Fleischherde, und der Regierungsaufkäufer zahlte einen guten Preis.

Nun kann Jim Ballard einen Teil seines Schuldkontos bei der Bank abtragen.

Er reitet langsam und betrachtet immer wieder das weite Becken dieser Wyoming-Weide.

Dann erreicht er die Zollbrücke am Little Sweetwater, und die Hufe seines Tieres poltern dumpf auf den Bohlen.

Als er sich aus dem Sattel beugt, um die Schranke zu öffnen, kommt Catherine Sorrel aus dem Blockhaus. Sie legt ihre schlanke Hand gegen die Sonne schützend über die Augen.

Dann erkennt sie ihn und bleibt vor der Tür stehen.

Er schließt die Schranke hinter sich, wendet das Pferd und reitet zu dem hoch gewachsenen Mädchen hinüber.

An Catherine Sorrel ist alles richtig, vom Scheitel ihres dunklen Haares bis zu den Fußspitzen. Sie trägt Hosen und ein Männerhemd. Ihre Augen sind so blau wie Kornblumen, und auf dem Rücken ihrer kleinen Nase sind ein paar Sommersprossen. Sie ist kein junges Mädchen mehr, aber auch noch keine voll erblühte Frau.

»Hallo, Indianerprinzessin«, sagt Jim Ballard warm und sieht auf sie nieder.

Die Achtung eines Mannes für ein tapferes Mädchen ist in seinen Augen zu erkennen. Vor einem halben Jahr wurde Catherines Vater von einem Banditen, der über die Brücke in die Berge und den er aufhalten wollte, getötet.

Seitdem wohnt das Mädchen allein in dem Blockhaus an der Zollbrücke. Sie hat es bestimmt nicht leicht hier, drei Meilen vor der Stadt. Denn jede Nacht kommen betrunkene Reiter aus der Stadt, die über die Brücke wollen und für den Brückenzoll gerne noch mehr als nur freien Weg haben möchten.

Catherine trägt meistens einen Colt.

Sie sieht offen und frei zu ihm auf.

»Hallo, Häuptling«, sagt sie zu ihm, und sie lächeln sich wie gute Freunde zu.

Er sieht zur Hüttenecke hinüber und erkennt, dass dort der aufgestapelte Brennholzvorrat fast verbraucht ist. Sofort schwingt er sich aus dem Sattel und löst dem Pferd den Bauchgurt.

»Ich werde mir heute einen freien Übergang und ein Mittagessen verdienen«, sagt er und zieht die Axt aus dem Hauklotz.

Sie beobachtet ihn immer noch ruhig von der Tür aus. Plötzlich sagt sie sanft: »Jim Ballard, du weißt ganz genau, dass du immer freien Übergang hast – und dass ich dich zum Essen eingeladen hätte. Aber du lässt dir nie etwas schenken.«

Ohne auf seine Antwort zu warten, geht sie wieder ins Blockhaus hinein. Jim starrt einige Sekunden auf das leere Türrechteck.

In seinen Augen ist der Ausdruck des Bedauerns zu erkennen. Dann macht er sich an die Arbeit. Nach einer Weile beginnt er zum Takt seiner Beilhiebe zu singen.

Als Catherine ihn zum Essen ruft, hat er ihr Holz für mehr als eine Woche gespalten. Er geht zum Fluss hinunter, wäscht sich und nähert sich nachdenklich der Hütte.

Sie wäre eine gute Frau für mich, denkt er. Und ich könnte sie haben. Vielleicht würde ich sogar mit ihr glücklicher werden als mit Prudence Texterlee. Zum Teufel, warum kann ein Mann sich nicht entscheiden? Prudence bedeutet Kummer und Verdruss und Cat Ruhe, Frieden und eine glückliche Zeit. Aber Prudence liebe ich.

Das sind seine Gedanken, und als er eintritt, verbannt er sie.

Der Tisch ist gedeckt. Als er sich niedersetzt, verspürt er seinen Hunger. Sie bedient ihn, füllt dann ihren Teller und setzt sich Jim gegenüber.

»Du solltest nicht allein hier an der Brücke leben«, murmelt er nach einer Weile.

»Was sollte ich sonst tun? In einen Saloon gehen? Oder in einem Restaurant Gäste bedienen? Ich kann hier besser für mich sorgen, Jim.«

Sie verstummt, denn von draußen erklingt Hufschlag herein. Das Räderrollen eines Wagens vermischt sich mit dem Hufschlag. Jim Ballard erhebt sich und tritt an die Tür. Catherine schiebt sich dicht neben ihn. Er spürt den sanften Druck ihrer Schulter gegen seinen Oberarm. Als er auf sie nieder sieht, bekommt er den Duft ihres Haares in die Nase.

Dann sieht er schnell zur Brücke hin und tritt langsam zwei Schritte vor.

Als Erster kommt ein grauhaariger Riese auf einem Rappen über die Brücke. Der graue Spitzbart hängt ihm wie ein Eiszapfen am Kinn, und das Gesicht Bully Tex Texterlees ist bei aller Grobheit beeindruckend und durchaus nicht hässlich.

Aber er ist ein harter Mann, das sieht man sofort. Er wirkt wie ein grimmiger König.

Hinter ihm reitet seine Tochter Prudence zwischen ihren Brüdern Bob und Frank.

Dann folgt der Wagen, in dem ein langes, in Decken gehülltes Bündel liegt.

Das ist der tote Dave Texterlee, der älteste Sohn und Erbe des alten Rinderkönigs.

Dahinter folgen noch einige Reiter.

Bully Texterlee reitet zu Jim Ballard hinüber und macht den Reitern und dem Fahrer hinter sich eine kurze Handbewegung, die klar bedeutet, dass sie weitersollen und er allein mit Jim Ballard reden möchte.

Jim sieht zu Prudence hinüber. Ihr kastanienrotes Haar ist hinten mit einer Samtschleife zusammengefasst und flattert wie ein Pferdeschwanz im leichten Wind. Sie trägt ein dunkles Reitkostüm und sitzt heute ausnahmsweise einmal im Damensitz auf ihrer roten Stute.

Ihr Gesicht ist bleich und wirkt dadurch noch schöner. Jim erkennt an ihren grünen Augen, dass sie geweint hat.

Er hebt grüßend die Hand, und sie nickt, reitet jedoch mit ihren Brüdern weiter. Ihr letzter Blick richtet sich auf Catherine Sorrel, die hinter Jim steht.

Bully Texterlee hat seinen großen Rappen dicht neben Jim getrieben. Nun beugt er sich schwer im Sattel vor und starrt auf ihn nieder.

»Jim«, sagt er ruhig und voller Nachdruck. »Einer von dieser lausigen Bande hat Vieh gestohlen. Dave hat ihn überrascht – und der Kerl hat ihn getötet. Dave war mein bester Sohn. Nur Dave hatte das Zeug in sich, die große Ranch einmal in meinem Sinn zu erhalten. Jetzt ist er tot! Das ist eine Herausforderung für mich. Ich werde damit anfangen, das ganze Becken zu säubern. Ich werde alle Siedler und Drei-Kühe-Rancher bis über die Berge oder tief in die Wüste jagen. Sie werden sich natürlich zusammenschließen und sich gegen mich verbünden. Es wird einen schlimmen Krieg geben. Daves Tod ist nur der Anfang. Ich soll den Krieg beginnen, und die lausige Bande wird natürlich abstreiten, dass einer von ihnen Dave getötet hat. Aber ich werde es so hart machen, dass ihnen die heilige Furcht noch bis ans Lebensende in den Knochen sitzen wird. Und nun frage ich dich: Auf welcher Seite wirst du stehen, Jim?«

»Ich kämpfe nicht mehr für dich, Tex Texterlee«, murmelt Jim ruhig. »Ich habe früher deine Interessen vertreten, und als du zu deinen Nachbarn immer härter und unduldsamer wurdest, so als wärst du ein Gott, da habe ich dir den Dienst gekündigt. Deine Reiter haben in den vergangenen Jahren auch die Söhne anderer Männer getötet. Warum brüllst du jetzt wie ein Löwe? Du hattest die ganzen Jahre nichts anderes zu tun, als Menschen zu vertreiben, sie zu zertreten und zu zerschmettern. Du hast dir ein Rinderreich aufgebaut. Du bist ein König geworden. Aber alle deine Nachbarn hassen dich. Du bist zu hart. Die TT Ranch ist eine zu harte Ranch. An den Grenzen deines Reiches haben sich die Davongejagten, die Zertretenen und Zerbrochenen angesammelt. Du hast ihnen mehr genommen als nur die paar Rinder, die sie sich von dir holten, damit sie nicht verhungern. Auch Dave war hart! Vielleicht ließ er dem anderen Mann keine andere Wahl, als zu schießen. Und jetzt brüllst du mächtig, weil es nun einen von euch getroffen hat. Nun, ich kann deinen Krieg nicht aufhalten. Ich werde auch nicht mit den anderen Leuten gegen dich kämpfen. Ich bleibe aus dieser Sache heraus. Aber du weißt, dass ich auf dieser Weide zwei Freunde habe. Lass sie in Frieden! Für Matt Dunnhill und Ringo Shore trete ich zu jeder Zeit ein, denn sie sind meine Freunde. Von ihnen weiß ich mit Bestimmtheit, dass sie dir keine Rinder stehlen. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«

»Das hast du, Junge, bei Gott, das hast du! Ich habe befürchtet, dass du diese Stellung einnehmen würdest. Nun, du bist außer mir der einzige Mann in diesem Land, der ein wirklicher Kämpfer ist und große Dinge vollbringen könnte. Du bist wie ein Mann unter tausend anderen Männern, ein besonderer Mann! Komm mir nicht in den Weg, Jim. Du hast dich jetzt entschieden. Wenn es sein muss, so schone ich deine Freunde nicht. Jack Quaid und meine Söhne hassen dich, weil ich dich ihnen immer – und auch heute noch! – als Vorbild eines Mannes hinstelle. Nun wird alles seinen Lauf nehmen. Ich nehme von dieser lausigen Bande, die an den Grenzen meines Reiches lauert, den Tod meines besten Sohnes nicht hin!«

Nach diesen Worten starrt er Jim Ballard finster an. Dann seufzt er und richtet seinen Blick auf Catherine.

»Ich werde dir diese Brücke mitsamt dem Zollrecht abkaufen, Mädel. Nenn mir deinen Preis. Ich möchte kontrollieren können, wer von der Stadt her über den Fluss auf meine Weide kommt. Nenn mir den Preis. Ich werde nicht handeln. Also?«

Catherine Sorrel überlegt nicht eine Sekunde. Sie schüttelt ruhig den Kopf.

»Ich verkaufe nicht«, sagt sie fest. »Diese Brücke bleibt für alle Menschen dieses Landes frei.«

Er sieht sie ernst an und schüttelt bedauernd den Kopf.

»Nun gut, dann werde ich auf der anderen Seite eine Wachhütte errichten lassen. Jim, ich werde meiner Tochter verbieten, sich mit dir zu treffen oder überhaupt mit dir zu sprechen. Wer nicht für mich ist, der ist gegen mich.«

Nach diesen Worten reitet er an und folgt dem Wagen, in dem sein Sohn zur Stadt gefahren wird, um dort beerdigt zu werden.

Jim Ballard aber sieht über den Fluss und zu den Hügeln hinüber. Irgendwo dort im Norden reitet Jack Quaid mit seinem rauen Rudel herum.

Jim weiß plötzlich, dass Quaid sicherlich ein Opfer finden wird.

Aber vielleicht war es wirklich ein gemeiner Mord, denkt er dann.

Catherine tritt neben ihn und legt leicht ihre Hand auf seinen Arm.

»Das ist es«, sagt sie bitter. »Davor habe ich mich gefürchtet. Es wird der Tag kommen, da du und Bully Tex Texterlee gegeneinander kämpfen werdet. Du bist der einzige Mann im Land, an dem die TT Ranch zerbrechen könnte. Du bist ein Häuptling, Jim. Auch andere Leute wissen das. Sie kennen die Legenden von deinen Kämpfen. Manche haben dich schon kämpfen gesehen. Vielleicht ist Dave Texterlee nur getötet worden, damit sein Vater gegen deine Freunde vorgeht. Und dann wirst du für deine Freunde gegen die harte Ranch kämpfen. Vielleicht warten einige Leute nur auf diesen Tag. Jim, sei bitte vorsichtig! Ich sorge mich um dich.«

Er sieht sie an.

»Du bist klug – und du siehst, hörst und denkst viel hier an dieser Brücke. Weißt du etwas, Cat? Wer kam in dieser Nacht von der Stadt her über die Brücke?«

»Mehr als ein Dutzend Männer kamen geritten oder gefahren.«

Sie wendet sich ab und geht zum Blockhaus zurück. Er folgt ihr, bis er sein Pferd erreicht. Mit einer geschmeidigen Bewegung sitzt er auf.

Von der Tür her beobachtet sie ihn. Als er zum Abschied an den Hutrand greift, sagt sie plötzlich: »Du wirst jede Chance bei Prudence verlieren, wenn du eines Tages gegen ihren Vater kämpfen musst. Vielleicht musst du sogar auf ihre Brüder schießen. Bedeutet das nichts für dich, Jim?«

»Ich werde tun, was ich tun muss«, erwidert er ruhig und reitet davon.

Das Mädchen sieht ihm nach, bis er hinter einer Waldecke verschwindet.

Dann blickt Cat über den Fluss.

Nach einer Weile tauchen drüben bei den Hügeln einige Reiter auf. Das Mädchen holt ein Fernglas aus dem Blockhaus.

Nach einer Minute weiß sie, dass Jack Quaid und die harte Mannschaft mit einem Gefangenen aus den Hügeln kommen.

Und dieser Gefangene ist Jim Ballards Freund Ringo Shore.

Als Catherine das Glas absetzt, ist sie unter der braunen Hautfarbe bleich.

Denn sie weiß, dass Jim Ballard bald gegen die harte TT Ranch kämpfen wird. Jim Ballards Freundschaft ist groß und reicht bis in die Hölle.

Jim Ballard sitzt vor der Bank ab und geht hinein. Der Buchhalter öffnet die Schranke.

Jim darf sofort in Clay Perritts Büro eintreten.

Der Bankier lächelt ihm ernst zu und hebt hinter dem Schreibtisch grüßend die Hand.

»Hallo, Jim! So sieht also ein erfolgreicher Rancher aus! Aber auch du wirst noch genug Kummer bekommen! Hast du schon gehört, dass ...«

»Yeah, ich habe es gehört«, murmelt Jim Ballard und legt zweitausend Dollar auf den Tisch.

»Den Rest meines Darlehens werde ich dir erst im nächsten Frühjahr zurückzahlen können, wenn ich die nächste Herde verkaufen kann.«

Clay Perritt macht eine wegwerfende Handbewegung zu Jims Worten.

»Ich habe noch nie gedrängt, Jim. Und – sind wir nicht Freunde? Oder?«

Er sieht Jim fragend an.

Der zögert, und dann sagt er offen zu dem jungen Bankier: »Clay, wir waren einmal gute Freunde, du, Matt, Ringo und ich. Aber dann haben du und ich plötzlich entdeckt, dass wir Prudence lieben. Du möchtest sie haben und ich möchte sie haben. Sie selbst schwankt noch. Nun, ich weiß nicht, ob du noch mein Freund bist. Aber das wird sich bald klar herausstellen, denke ich.«

Clay Perritts Augen verdunkeln sich. Er ist ein großer, schlanker und blonder Mann. Er sieht gut aus, und er führt die Bank, die er von seinem Vater übernahm, geschickt und erfolgreich.

»Manchmal denke ich, dass Prudence mit uns beiden spielt«, murmelt er heiser und wischt sich mit der Hand über Stirn und Augen. Er starrt einige Sekunden auf die Schreibtischplatte, als müsste er sich über eine bestimmte Sache klar werden und zu einem Entschluss kommen. Dann hebt er den Kopf und sieht Jim Ballard fest an.

»Well, stellen wir das also klar, Jim. Ich betrachte mich immer noch als deinen Freund. Aber ich würde mich niemals gegen Bully Tex Texterlee stellen. Das kann ich nicht, denn dadurch brächte ich mich um die Chance, eines Tages Prudence zu bekommen. Und du solltest dich gleichfalls aus jedem Kummer heraushalten, Jim.«

Der erhebt sich.

»Clay«, sagt er, »du bist einer wirklichen Freundschaft nicht mehr fähig. Aber das ist kein Vorwurf. Ich kann schon verstehen, dass Prudence für dich das höchste Ziel bedeutet, sodass du dabei alles andere vergisst. Nun, wir werden sehen.«

Er macht eine lässige Handbewegung und geht zur Tür. Als er sie öffnet und dabei dem Bankier die Seite zudreht, richtet dieser seinen Blick auf Jim Ballards alten und abgegriffenen Colt, der tief am rechten Oberschenkel baumelt.

Und als sich die Tür schließt, murmelt Clay Perritt leise: »Viel Glück, großer, stolzer Jim Ballard! Ich wünsche dir wirklich viel Glück! Denn wenn du wegen deiner Freunde auf Tex Texterlee losgehen musst, so wirst du eine Menge Männer töten. Und dann ist Prudence für dich verloren. Dann bin ich der Mann, der sie besitzen wird. Und wenn der alte Tex erst tot ist, werde ich auch die Riesenranch leiten. Denn er hat seinen besten Sohn verloren, und die beiden anderen Burschen taugen nichts, gar nichts. Die habe ich so in der Hand.«

Bei den letzten Worten schließt er seine Faust, als wollte er etwas zerquetschen.