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Das Etablissement von Madame Esther Pavot war das nobelste von ganz New Orleans. Die Mädchen darin waren nicht einfach nur außergewöhnlich schön, nein, sie waren richtige Ladys, Künstlerinnen und hochgebildete Damen.
Ich war oft zu Gast bei ihr. Denn sie war meine mütterliche Freundin. Und in ihrem kleinen Spielsaloon wurden die höchsten Einsätze gemacht. Genau das Richtige für mich. Seit dem verlorenen Krieg gegen die Yankees hatte ich nämlich notgedrungen die Tätigkeit eines Spielers aufgenommen. Und bei Madame Pavot hockten die Kapitäne und Reeder der Überseeschiffe, reiche Unternehmer und all jene Burschen, die sich mit gewagten und risikoreichen Geschäften goldene Nasen verdienten - oder über Nacht alles verloren, was sie an Geld und Gut nur verlieren konnten.
Viele dieser Burschen hatten während der Kriege irrsinnig viel Geld mit Waffengeschäften verdient. Denn es hatte ja nicht nur den Krieg der Süd- gegen die Nordstaaten gegeben - nein, in Mexiko hatte auch Juarez gegen Kaiser Maximilian gekämpft.
Es gab reichlich zu verdienen.
Und ich, der Spieler Louis Laroy, versuchte diesen Haien etwas von ihrem vielen Geld wieder abzunehmen ...
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Veröffentlichungsjahr: 2023
Cover
Das Paar aus Louisiana
Vorschau
Impressum
Das Paar aus Louisiana
Das Etablissement von Madame Esther Pavot war das nobelste von ganz New Orleans. Die Mädchen darin waren nicht einfach nur außergewöhnlich schön, nein, sie waren richtige Ladys, Künstlerinnen und hochgebildete Damen.
Ich war oft zu Gast bei ihr. Denn sie war meine mütterliche Freundin. Und in ihrem kleinen Spielsaloon wurden die höchsten Einsätze gemacht. Genau das Richtige für mich. Seit dem verlorenen Krieg gegen die Yankees hatte ich nämlich notgedrungen die Tätigkeit eines Spielers aufgenommen. Und bei Madame Pavot hockten die Kapitäne und Reeder der Überseeschiffe, reiche Unternehmer und all jene Burschen, die sich mit gewagten und risikoreichen Geschäften goldene Nasen verdienten – oder über Nacht alles verloren, was sie an Geld und Gut nur verlieren konnten.
Viele dieser Burschen hatten während der Kriege irrsinnig viel Geld mit Waffengeschäften verdient. Denn es hatte ja nicht nur den Krieg der Süd- gegen die Nordstaaten gegeben – nein, in Mexiko hatte auch Juarez gegen Kaiser Maximilian gekämpft.
Es gab reichlich zu verdienen.
Und ich, der Spieler Louis Laroy, versuchte diesen Haien etwas von ihrem vielen Geld wieder abzunehmen ...
Natürlich war ich nicht immer ein Spieler gewesen.
Meine Eltern hatten ein prächtiges Herrenhaus besessen, mehr als dreihundert Sklaven und gewaltig viel Land, auf dem nicht nur Baumwolle wuchs, sondern auch Zuckerrohr und Tabak.
Wir waren reich gewesen.
Doch dann brach der Krieg aus. Die Südstaaten wollten sich vom Norden ihren feudalen Lebensstil nicht nehmen lassen, den allein ihre Sklaven ihnen garantierten.
Auch ich zog damals als junger Bursche in den Krieg.
Fünf Jahre vergingen.
Als Captain geriet ich dann bei Appomattox in Gefangenschaft. Und als ich schließlich heimkam, waren meine Eltern tot. Unser schönes Herrenhaus war niedergebrannt. Alles war zerstört und vernichtet.
Eine Guerillabande der Nordstaatenanhänger hatte dort gewütet.
Unsere Sklaven waren nun frei. Und sie hatten sich überall auf unserem Land festgesetzt. Es sollte nun Gleichberechtigung für alle Menschen herrschen. Der industrialisierte Norden hatte dem feudalen Süden jede Grundlage zum weiteren Feudalismus entzogen.
Ich hatte keine Lust, wieder alles aufzubauen und Steuerschulden für unseren zerstörten und ruinierten Besitz zu zahlen. Und so ging ich meiner Wege, landete in New Orleans und wurde ein Spieler.
Denn mit den Karten war ich so gut wie mit dem Revolver.
Das hatte ich während des Krieges fünf Jahre lang immer wieder bis zur Vervollkommnung üben können. Unter meinen Kameraden und späteren Untergebenen hatte ich nämlich die allerbesten Lehrmeister.
Auf diese Weise war ich also bei Madame Pavot gelandet.
Ich hatte in jener Nacht, in der meine Geschichte beginnt, allerdings kein Glück im Spiel. Es gibt solche Tiefs, und wenn man ein kluger Spieler ist, der auf seinen Instinkt hört, versucht man in solchen Perioden das Glück nicht mit der Brechstange oder mit Hilfe von Kartentricks zu erzwingen. Nein, in solchen Situationen hält man sich besser zurück und wartet, bis die Sterne wieder besser stehen, bis das Schicksal einem wieder gewogen ist – oder wer auch immer für unser Glück oder Pech die Verantwortung trägt.
Ich stand an der noblen Bar und lauschte auf Sarahs Klavierspiel. Sarah war eine wirkliche Künstlerin, und ich fragte mich manchmal, warum sie hier gelandet war, anstatt in den Konzertsälen der Welt ihre Kunst darzubieten. Aber sie war eben sehr lebenslustig und mochte die Männer.
Als ich den Kopf wandte und die geschwungene Treppe hinauf nach oben blickte, sah ich Louise.
Ja, wir hatten eigentlich die gleichen Vornamen – nur ihrer war durch das angehängte E weiblich.
Irgendwie hatte ich instinktiv gespürt, dass Louise etwas von mir wollte. Es war, als hätte sie mir von der Treppe ein unhörbares Signal gesandt. Sie winkte mir zu. Ich sollte kommen.
Oha, was wollte sie von mir? Gewiss, sie war mir das liebste Mädchen hier. Wir verstanden uns gut. Einmal hatte sie sogar gesagt: »He, Louis, wenn du einmal von New Orleans fortgehen solltest, dann nimm mich mit – als Partnerin und Geliebte. Aus uns würde gewiss ein erfolgreiches Paar für große Geschäfte. Du bist kein richtiger Spieler. Du würdest gerne etwas aufbauen, dich bewähren als ein Boss unter Bossen. Ich kenne dich.« Diese Worte fielen mir binnen einer einzigen Sekunde wieder ein, als ich sie dort oben auf der Treppe winken sah.
Warum sollte ich hinaufkommen? Ich wusste doch, dass sie einen Gast bei sich hatte in ihrem luxuriös eingerichteten Zimmer. Der Mann war ein prächtig aussehender Bursche mit grauen Schläfen, ein Boss, der stets mit zwei Leibwächtern kam, die ihre Revolver in Schulterholstern unter ihren Maßanzugjacken trugen.
Der Bursche war schon bei Jahren, doch körperlich offenbar noch gut beisammen. Er musste noch oben bei Louise sein.
Ich sah mich nach seinen beiden Leibwächtern um.
Einer stand am anderen Ende der Bar und würfelte mit einem Kapitän, der mit seinem Schiff die hundertsieben Meilen vom Golf den Mississippi heraufgekommen war, um wertvolle Frachten auszuladen und Baumwolle, Tabak und Zucker nach Europa zu bringen.
Der andere Leibwächter unterhielt sich mit der schwarzen Perle Maria, die von sich behauptete, einst in Afrika die Tochter eines Königs gewesen zu sein.
Beide Leibwächter konnten Louise oben auf der Treppe nicht sehen. Ihre Blickwinkel ließen dies nicht zu.
Ich löste mich von der Bar, hörte nicht länger dem Klavierspiel zu und ging hinauf.
Als ich oben war, stand Louise schon bei der Tür ihres Zimmers und winkte mir, dass ich mich beeilen sollte. Der Gang war gut beleuchtet. Man ging auf dicken Teppichen.
Ich beeilte mich und trat ein. Louise schloss die Tür hinter mir und flüsterte: »Er ist tot.«
Ich glaubte zuerst, ich hätte mich verhört.
Aber dann sah ich, dass er bewegungslos wie ein Toter auf dem wunderschönen Prachtbett lag, angezogen, doch mit geöffnetem Hemd, so als hätte Louise ihm wie einem Erstickenden alles Hemmende vom Hals wegnehmen wollen.
»Er ist mausetot«, sagte sie. »Hatte wohl was mit dem Herzen. Ich wusste es schon lange. Er wollte von mir nichts anderes als mich ansehen. Ich musste mich ihm nackt in allen möglichen Stellungen zeigen, so etwa wie ein Modell einem Maler. Und jetzt ist er tot. Es ging ganz schnell. Er begriff wohl in der letzten Minute, dass es aus war mit ihm. Denn er flüsterte mir zu, indes ich ihm den Kragen öffnete, dass ich seine Erbin wäre und mir der Inhalt des kleinen Lederbeutels gehören würde, den er in der Hosentasche trüge.« Louise verstummte, und ihre großen Augen waren jetzt noch größer, ganz so, als würde sie immer noch über etwas staunen und mir jetzt ein großes Geheimnis anvertrauen.
Ich trat an das Bett und untersuchte diesen Mann, dessen Name Fitsgerald war. James B. Fitsgerald. Aber was waren schon Namen? Jetzt nach dem Krieg nannten sich viele Leute anders, besonders einstige Kriegsgewinnler, Spione, Anführer von Guerillas, die oft nichts anderes als Banditenbanden waren.
Fitsgerald war wirklich tot. Da gab es keinen Zweifel.
»Und was befindet sich in dem Beutel?« Ich wandte mich bei diesen Worten wieder an Louise.
Sie streckte mir die rechte Hand entgegen und öffnete sie.
Oho, ich sah es nun! Es waren geschliffene Edelsteine, Brillanten. Sie funkelten im Lampenlicht, glitzerten und strahlten verlockend.
O Moses, dachte ich, das ist ja ein Vermögen, ein riesiges Vermögen. Und es ist dennoch so leicht zu transportieren wie ein Beutel voll Tabak. Oha!
»Diamanten«, murmelte ich.
»Er hat es mir mit seinen letzten Worten vererbt«, flüsterte sie. »Es gehört mir. Hast du gehört, mein Freund, er vererbte es mir! Ich bin reich.«
Ich nickte und murmelte: »Wie schön für dich, Louise. Herzlichen Glückwunsch.«
Sie sah mich nun staunend an, so als wunderte sie sich, dass ich sie nicht begriffen hatte. Und da sagte sie auch schon, um es mir klarzumachen: »Ja, ich bin jetzt reich, doch gewiss nicht dumm. O Louis, James B. Fitsgerald war gewiss ein mächtiger Mann. Unten sind zwei Leibwächter von ihm. Die wurden von ihm nicht nur zu seinem Schutz, sondern auch als Bewacher seines Vermögens engagiert. Wenn sie nun erfahren, dass er hier in meinem Zimmer starb, dann ...« Sie sprach nicht weiter, überließ es mir, die entsprechenden Folgerungen zu ziehen.
Und das war wirklich ganz einfach.
Fitsgerald hatte alles, was in dem Beutel war, Louise vererbt als sterbender Bewunderer ihrer Schönheit und Anmut. Doch sie konnte es nicht beweisen. Die beiden Leibwächter würden es ganz gewiss anzweifeln. Denn sie waren harte Burschen. Sie würden selbst die Erben sein wollen. Vielleicht aber hatte dieser Fitsgerald auch noch Partner, die sich nun als seine Erben betrachteten.
Oho, es konnte eine Menge Verdruss geben.
Von dem Moment an, da der Tod von James B. Fitsgerald bekannt wurde, waren Leute hinter den Diamanten her. Es konnte auch sein, dass sie ihm gar nicht gehörten, dass er sie nur verkaufen sollte. Oh, es gab da noch viele Möglichkeiten.
Was mich betraf, ich glaubte Louise. Ja, er hatte sie gewiss zu seiner Erbin gemacht mit seinen allerletzten Worten. Ich glaubte der wunderschönen Louise, weil ich ihr glauben wollte. Denn für mich eröffneten sich unwahrscheinliche Möglichkeiten. Louise brauchte einen Beschützer, einen Partner. Nur mit meiner Hilfe würde sie ihr Erbe in Sicherheit bringen können. Und sollte man uns verfolgen, um uns Louises Erbe wieder abzujagen – aus welchen Gründen auch immer –, so würde ich sie beschützen müssen.
Wir sahen uns über das Bett hinweg, in dem der Tote lag, einige Atemzüge lang schweigend an. Dann sprach Louise: »Mit dir wollte ich schon immer zusammen in die weite Welt ziehen. Mir fehlte nur ein gutes Startkapital. Das haben wir nun und können dort anfangen, wo andere aufhören, weil sie glauben, genug zu haben. Aber wir wollen viel mehr. Wir wollen einen hohen Einsatz bringen und groß werden, riesengroß. Wirst du mir dabei als mein Partner helfen? Wollen wir den gleichen Weg gehen? Louis, ich spürte schon immer, dass du und ich ...« Sie sprach nicht weiter, sondern drängte sich in meine Arme.
Verdammt, ich war auf eine Goldmine gestoßen.
Diese wunderschöne und so reizvolle und begehrenswerte Frau – und dazu noch eine Hand voll Diamanten ...
✰
Es war noch tiefste Nacht, doch schon sehr viel ruhiger in New Orleans, als wir das noble Haus durch das Fenster verließen und an zusammengeknoteten Bettlaken abwärts rutschten.
Louise war nun sehr zweckmäßig gekleidet. Sie trug ein sehr seriös wirkendes Reisekostüm. Wir hatten nur wenig Gepäck, ich eigentlich gar keines, sie nur eine kleine Reisetasche. Unterwegs fanden wir eine Droschke, die uns zum Hafen brachte.
Und hier wollte eines der großen Salondampfboote gerade losmachen, um bei Mond- und Sternenschein in den Strom zu gehen – und zwar stromaufwärts.
Wir sprangen an Bord.
Der Zahlmeister empfing uns und fragte: »So eilig?«
»Aaah«, sagte ich, »es gibt immer Spieler, die können nicht verlieren. Ist noch eine Kabine für Mister und Mrs Laroy frei?«
»Weil Sie Glück haben, ja«, erwiderte er. »Es kamen einige Passagiere nicht nach dem dritten Signal an Bord, obwohl sie eingehend informiert wurden, dass wir dann ablegen. Bis wohin wollen Sie mit?«
»Saint Louis«, erwiderte ich. »Und wir hätten gerne eine Luxuskabine. Denn wir sind noch auf der Hochzeitsreise.« Als ich es sagte, da drückte sich Louise ganz eng an mich, und ich wusste, es war ein Versprechen. Wir waren nun ein Paar. Und von nun an war ich der einzige Mann in ihrem Leben.
Gewiss, sie war eine Frau mit Vergangenheit, die ihre Schönheit verkauft hatte.
Jetzt aber würde alles anders sein.
Nun, es folgten wunderschöne Tage und Nächte an Bord der »Cleopatra«. So hieß das prächtige Mississippi-Dampfboot, das uns Tag und Nacht stromaufwärts schaufelte. Wir fühlten uns wirklich wie ein Paar auf der Hochzeitsreise. Louise war eine wundervolle Liebhaberin, und wäre ich nicht schon ein erfahrener Mann gewesen, der sich auskannte – nun, dann hätte ich wahrscheinlich den Verstand verloren wie ein Hirsch in der Brunftzeit und die herrliche Louise wie in einem Rausch immerzu neu erlebt.
Aber zum Glück war ich schon das, was man einen »gestandenen Mann« nannte. Und so behielt ich einigermaßen den Verstand.
Es würde nicht leicht sein, all die kostbaren Diamanten zu einem guten Preis zu verkaufen. Dies wurde uns immer klarer.
Dennoch mussten wir es versuchen.
Am besten wäre es natürlich gewesen, wenn wir zur Ostküste gegangen wären, zum Beispiel nach Boston. Aber als wir die Ohiomündung erreichten, wo wir hätten umsteigen müssen auf ein Ohio-Dampfboot, blieben wir an Bord. Wir wollten es in Saint Louis versuchen.
Denn Saint Louis, dies war ja schon längst eine große Stadt, sozusagen das Gegenstück zu New Orleans, eine französisch wirkende Stadt also, mit reichen Leuten. Man müsste dort eigentlich auch Diamanten an den Mann bringen können. Denn Saint Louis war das große Handelszentrum im Schnittpunkt zweier Ströme, welche die Lebensadern der Vereinigten Staaten und deren Territorien waren.
Nun, wir würden in Saint Louis also unser Glück versuchen. Doch ich wusste, auch dort warteten Banditen jeder Sorte darauf, Leuten wie uns etwas abnehmen zu können. Ich würde verdammt aufpassen müssen.
✰
Als wir Saint Louis erreichten, die Stadt, deren Namen ich als Vornamen trug, war es Abend. Die Sonne stand als roter Ball tief im Westen. Und im Hafen lagen die Dampfboote zu Dutzenden, auch im Missouri-Hafen. Die Missouri-Steamer waren kleiner, hatten weniger Tiefgang, und es gab kaum Seitenraddampfer unter ihnen. Denn der Missouri war gefährlich mit seinen Untiefen und treibenden Hindernissen.
Wir ließen uns mit einer Droschke zum nobelsten Hotel von Saint Louis bringen und gaben unsere Edelsteine in den Hoteltresor. Dabei sagte ich zum Hotelmanager: »Wir sind Diamantenhändler, haben in New Orleans günstig von Übersee eingekauft und wollen hier gute Geschäfte machen. Den hiesigen Juwelieren würden wir zu Preisen verkaufen, die ihnen guten Gewinn ermöglichen. Vermittlern zahlen wir Provisionen. Wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie uns die Namen der Zeitungen nennen würden, die sich für entsprechende Annoncen eignen.«
Er hatte sich die Diamanten genau angesehen, bevor wir das Päckchen versiegelten. Nun sagte er: »Das wird nicht nötig sein, Sir. Wenn Ihre Preise nicht zu hoch sind, sondern annehmbare Gewinne zulassen, kann ich Ihnen Abnehmer vermitteln. Das ist nicht schwer hier in Saint Louis. Hier will jedermann gute Geschäfte machen – auch die Juweliere und die wohlhabenden Familien. Sie werden sich einen Sport daraus machen, sich die besten Steine gegenseitig wegzuschnappen. Denn es gibt hier sehr viele Leute, die haben schon alles – nur noch keine großen Diamanten. Wir werden sehen, Sir. Wir hoch würde meine Provision sein?«
»Fünf Prozent, Mister«, erwiderte ich. »Aber nur, wenn ich zu meinen Vorstellungen verkaufe. Ich reise mit meiner Frau sonst nach Boston.«
»Dort ist das Angebot größer«, gab er zu bedenken. »Sie verkaufen hier gewiss mit mehr Gewinn. Hier ist alles teurer als im Osten. Verlassen Sie sich auf mich. Ich gebe hier vielen Geschäftsleuten immer wieder gute Tipps.«
Wir gingen auf unser Zimmer. Und da wir an Bord eingekauft hatten, besaßen wir einiges Gepäck.
Aber wir werden uns am nächsten Tag hier in Saint Louis noch besser ausstatten.
✰
Schon als wir zwei Stunden später im eleganten Speiseraum des Hotels beim Abendessen saßen, brachte der Manager zwei Herren an unseren Tisch, die er als die führenden Juweliere von Saint Louis vorstellte.
»Wir sind sehr neugierig auf Ihre Ware«, sagte einer.
Und der andere fügte hinzu: »Es muss aber wirklich allerfeinste Ware sein, Sir.« Dann betrachteten sie Louise, und ich spürte, dass ihre Schönheit in ihnen fast schon die Gewissheit erzeugte, dass unsere Edelsteine wirklich etwas ganz Besonderes sein würden.
Denn ihrer Meinung nach gab sich ein Mann mit solch einer schönen Frau gewiss nicht mit minderer Ware ab, ganz gleich auf welchen Gebieten.
Wir aßen zusammen zu Abend.
Louise konnte plaudern wie eine gebildete Gräfin. Und auch ich hatte ja von meinen Eltern eine gute Erziehung bekommen.