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G. F. Unger 2290 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Als sich die Brüder vor dem Saloon auf ihre Pferd schwingen, fragt Reb Adams noch nichts. Doch als sie die letzten Häuser der Stadt hinter sich lassen, wird er ungeduldig.
»He, Jeff, gibt es auch wirklich einen wichtigen Grund, mich wie einen kleinen Jungen aus dem Saloon zu holen?«
»Wir reiten nach Guntherville«, erwidert Jeff. »Es wird Zeit, dass du nüchtern wirst, Bruderherz. Ollie hatte mit Joey Kilroy einen Kampf. Er hat Kilroy getötet, und wurde selbst ziemlich schlimm verwundet. Wenn die Kilroy-Sippe vor uns in Guntherville ist, ziehen sie Ollie die Haut ab. Joey Kilroy war für die ganze Sippe der liebe, goldige Kleine. Sie werden die Nachricht von seinem Tod jetzt gewiss schon erhalten haben und losreiten. Hast du das begriffen, Reb?«
»Genau!« Reb Adams nickt grimmig und gibt seinem Pferd die Sporen. Denn er weiß, dass das Leben seines Bruders auf dem Spiel steht. Es kommt darauf an, wer die zwanzig Meilen nach Guntherville schneller reiten kann - die Adams' oder die Kilroys ...

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Seitenzahl: 156

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhalt

Cover

Die Adams-Brüder

Vorschau

Impressum

Die Adams-Brüder

Als sich die Brüder vor dem Saloon auf ihre Pferde schwingen, fragt Reb Adams noch nichts. Doch als sie die letzten Häuser der Stadt hinter sich lassen, wird er ungeduldig.

»He, Jeff, gibt es auch wirklich einen wichtigen Grund, mich wie einen kleinen Jungen aus dem Saloon zu holen?«

»Wir reiten nach Guntherville«, erwidert Jeff. »Es wird Zeit, dass du nüchtern wirst, Bruderherz. Ollie hatte mit Joey Kilroy einen Kampf. Er hat Kilroy getötet, und wurde selbst ziemlich schlimm verwundet. Wenn die Kilroy-Sippe vor uns in Guntherville ist, ziehen sie Ollie die Haut ab. Joey Kilroy war für die ganze Sippe der liebe, goldige Kleine. Sie werden die Nachricht von seinem Tod jetzt gewiss schon erhalten haben und losreiten. Hast du das begriffen, Reb?«

»Genau!« Reb Adams nickt grimmig und gibt seinem Pferd die Sporen. Denn er weiß, dass das Leben seines Bruders auf dem Spiel steht. Es kommt darauf an, wer die zwanzig Meilen nach Guntherville schneller reiten kann – die Adams' oder die Kilroys ...

Guntherville ist ein böser Ort. Früher war es einmal eine kleine, vielversprechende Stadt. Doch während des Krieges wurde der Ort mehrmals von Apachen angegriffen. Und viele Männer kehrten aus dem Krieg nicht mehr heim.

Es ist nun ein recht verlassener Ort. Es gibt hier nur noch einen Store, einen Saloon und ein fragwürdiges Hotel. Der Ort wurde zum Treffpunkt von Reitern, die vom Gesetz gesucht werden und sich in größere Ortschaften, in denen es Gesetzesmänner geben könnte, nicht hineinwagen können.

Viele Häuser stehen leer oder wurden schlimm beschädigt.

Und in solch einem Ort trafen Joey Kilroy und Ollie Adams aufeinander. Sie waren angetrunken und bekamen wegen eines Mädchens Streit.

Mehr wissen Jeff und Reb Adams nicht.

Sie besitzen erstklassige Pferde und legen die zwanzig Meilen in der besten Zeit zurück, die jemals auf dieser Strecke geschafft wurde. Es ist immer noch Nacht, als sie vor dem Papago Saloon ihre keuchenden Pferde anhalten und absitzen.

Ein Mann steht im Schatten der Hauswand, und er hat im Mond- und Sternenlicht die Adams-Brüder längst erkannt.

Dieser Mann sagt nun sanft: »Er lebt noch – doch er muss zu einem Arzt, der ihm die Kugel entfernt. Sind die Kilroys dicht hinter euch?«

»Das wissen wir nicht«, murmelt Jeff Adams und geht in den Saloon hinein.

Reb folgt ihm und sagt zu dem Mann: »Pedro, wo ist Ollies Pferd? Schaff es herbei.«

Dann folgt er Jeff in den Saloon.

Es ist eine Spelunke. Früher mag alles einmal besser und ordentlicher gewesen sein. Doch jetzt wirkt alles sehr vernachlässigt, schmutzig und ganz und gar wie eine üble Spelunke.

Gäste sind nicht mehr vorhanden – teils wohl deshalb, weil sie längst zu ihren Camps oder sonstigen Behausungen heimritten, teils aber auch, weil sie mit den kommenden Dingen und mit der Kilroy-Sippe nichts zu tun haben möchten.

Denn die wilde Kilroy-Sippe bringt es fertig und macht auch die Zuschauer dafür mitverantwortlich, dass Joey Kilroy getötet werden konnte. Bei den Kilroys ist alles möglich.

Es sind nur der Wirt und die drei Mädchen da, die in diesem Saloon die Gäste unterhalten. Sie umgeben Ollie, der auf einer Bank sitzt, mit dem Rücken an der Wand lehnt und sein zerschossenes Bein auf zwei Hocker und eine Decke gebettet hat. Man hat ihm das Hosenbein bis zur Hüfte aufgeschnitten und einen Verband angelegt.

Er ist ziemlich schlimm betrunken und scheint keine Schmerzen zu spüren. Sein Gesicht glänzt vor Schweiß.

Jeff und Reb Adams knurren nur, als sie ihn hochreißen und zur Tür schleifen. Obwohl er völlig betrunken ist, spürt er nun doch die Schmerzen in seinem zerschossenen Bein.

Draußen steht nun auch ein drittes Pferd. Es gehört Ollie. Und der Mann, der draußen wartete und den Reb einfach nur Pedro nannte, sagt aus dem Schatten eines Winkels hervor: »Ich höre schon ihren Hufschlag. Ihr habt nur noch wenige Minuten. Sie sind gleich da. Es sind mehr als ein halbes Dutzend Reiter.«

Jeff und Reb Adams hören es, indes sie den stöhnenden und fluchenden Ollie aufs Pferd binden, sodass er sich nicht befreien und auch nicht herunterfallen kann. Denn er wird die Schmerzen gewiss kaum ertragen können und bald bewusstlos werden.

Als sie fertig sind, sitzen sie auf.

»Danke, Pedro«, sagt Reb kurz.

Dann reiten sie mit dem Bruder los. Ihr Weg führt zum Chelly Canyon hinüber. Durch diesen Canyon gelangt man in ein wildes und unübersichtliches Gebiet, in dem zwei kleine Armeen miteinander erfolgreich Katz und Maus spielen könnten.

Sie haben es mit knapper Not schaffen können, Ollie dem harten Zugriff der gewalttätigen Kilroy-Sippe zu entziehen.

Die Kilroys sind fast alle Revolverhelden, Viehdiebe und Banditen. Sie beherrschen mehr oder weniger dieses Land, und die Adams' wurden bisher nur von ihnen geduldet, wenn auch mit einigem Respekt.

Nun werden die Kilroys bald die Verfolgung aufnehmen.

An seinem Ende ist der Chelly Canyon eng. Zu beiden Seiten des Creeks ist kaum noch Platz.

Jeff Adams hält an. Auch Reb, der das Pferd führt, auf dem der bewusstlose Ollie festgebunden ist, folgt seinem Beispiel.

Sie lauschen, und nun können sie vom anderen Ende des Canyons her den Hufschlag der Verfolger hören.

Die Kilroys kennen sich aus in diesem Land. Auch befinden sich unter ihren Freunden und Anhängern fast immer einstige Scouts oder Halbindianer, die sich besonders gut darauf verstehen, eine Fährte zu verfolgen.

»Sie werden uns bald haben«, sagt Reb Adams ruhig. »Wir sollten uns nach einem Platz umsehen, wo wir es ihnen schwer machen können.«

»Noch nicht«, murmelt Jeff Adams und gleitet aus dem Sattel. »Reite mit Ollie schon voraus«, sagt er, indes er das Lasso vom Sattelhorn nimmt und ein Stück zurückgeht.

Reb stößt einen zufriedenen Ruf aus, denn er hat schon begriffen, was Jeff tun will.

»So ist es richtig! Dies wird sie etwas aufhalten und uns vorsichtiger folgen lassen.« So sagt Reb scharf und reitet wieder an. Er zieht das Pferd, auf dem der bewusstlose Ollie festgebunden ist, hinter sich her.

Jeff spannt indes das Lasso zwischen zwei Bäumen aus. Er tut es hoch genug, sodass die Pferde nicht stürzen und sich die Beine brechen können. Doch die Reiter werden aus dem Sattel gestreift, dies ist sicher.

Der Hufschlag der Verfolger ist schon bedenklich nahe, als Jeff sich in den Sattel wirft und den Brüdern folgt.

Dreißig Sekunden später verlässt er den Canyon.

Und genau zu diesem Zeitpunkt reiten die Kilroys und deren Freunde und Begleiter gegen das aufgespannte Lasso.

Es gib ein schlimmes Durcheinander. Zwei Pferde stürzen. Einige Reiter fliegen aus den Sätteln.

Das wilde, harte Rudel wird also gewaltsam abgebremst, und es tönen einige wilde Flüche, böse und rachsüchtige.

Dann wird es allmählich still.

Eine Stimme sagt: »Das habe ich immer gewusst! Die Adams-Brüder sind gefährlich. Wenn wir sie eingeholt und versucht hätten, sie einfach zu überreiten, so hätte es Tote gegeben. Wir müssen es anders machen. Wenn sie das nächste Lasso in Kniehöhe spannen, brechen sich unsere Pferde die Beine. Wir müssen ihnen jetzt vorsichtiger folgen.«

Nach diesen Worten ist es still. Erst nach einer Weile sagt ein anderer: »Du hast recht, Abe. Doch wir können sie doch nicht mit dem Mörder unseres guten Joey entkommen lassen. Das geht doch nicht!«

»Nein«, mischt sich eine dritte Stimme ein, und diese Stimme klingt kehlig und heiser. »Ihr solltet jetzt mal wieder auf euren Onkel Hogjaw zu hören beginnen, Abe und Lewis, nicht wahr? Ich habe Joey als Neffen genauso gern gehabt wie ihr als Brüder. Und deshalb möchte ich genauso gern den Skalp des Burschen, der ihn tötete. Denkt mal richtig und gründlich nach. Ollie Adams ist verwundet. Man sagte uns, dass die Kugel noch in seinem Knie stecken würde. Also müssen seine Brüder ihn zu einem Arzt bringen. Und wenn sie das getan haben, sitzen sie fest. Sie können dann nicht weiter mit ihm. Und dann haben wir sie. Wir brauchen nur herauszufinden, wohin sie reiten. Es gibt da gar nicht so viele Möglichkeiten für sie. Sie können nur nach Westen, nach Santa Anna oder nach Norden. Dort soll es in Golden Cruz einen Doc geben. Nach Santa Anna sind es etwas mehr als fünfzig Meilen, und nach Golden Cruz werden es knapp siebzig Meilen durch raues Gebiet sein. Ich glaube, sie werden sich für Golden Cruz entscheiden.«

»Was ist das für eine Stadt?«, fragt jemand.

Hogjaw Haggarty, der Onkel der Kilroys, lacht leise.

»Es ist eine verlassene Goldgräberstadt«, sagt er. »Es leben kaum mehr als zwei Dutzend Leute dort. Und der Doc dort ist schon alt und ein Sonderling, der noch aus jener Zeit übrig ist, als man dort Gold fand und die Stadt lebendig und wild war, voller Leben und tausend Sünden. Oha, wenn wir nach Golden Cruz kommen und die Adams' dort sind, dann übernehmen wir einfach die Stadt. Sie gehört uns – und die Adams' bekommen die Haut abgezogen. So ist das!«

Er verstummt und stellt dann die Frage: »Können wir reiten?«

»Langsamer, denn unsere Pferde wurden die letzten Meilen scharf geritten, zu scharf!«

Dies sagt Abe Kilroy, und er übernimmt damit wieder die Führung.

Als es im Osten zu dämmern beginnt, sagt Reb: »Du willst nach Norden, Jeff? Also nach Golden Cruz, wo es einen alten und sonderlichen Doc geben soll. Aber kann unser Kleiner das durchhalten?«

Jeff grinst bitter. »Die Kilroys wissen genau, dass Ollie zu einem Arzt muss«, spricht er. »Und es ist sicher, dass wir mit ihnen kämpfen müssen. Für uns kommt es nur darauf an, dass Ollie wenigstens vorher zu einem Doc geschafft werden kann. Dann will ich mich diesem Rudel stellen. Ich habe es immer kommen sehen, dass wir mit dieser Sippe einmal Streit bekommen würden.«

Reb Adams nickt.

»So ist es. Auch am Spieltisch konnten sie nie verlieren. Ich hasse Burschen, die nicht fair verlieren können. Wir hätten vielleicht das Land verlassen sollen, um ihnen aus dem Weg zu gehen. Doch wir Adams' gehören nun mal zu der Sorte, die immer zeigen muss, dass sie sich auf jedem Platz behaupten kann. Vielleicht sind wir Narren, Bruder. Schon unser Vater hatte es sich in den Kopf gesetzt, sich mitten unter den Apachen zu behaupten. Er hätte es in einem anderen Land besser gehabt, leichter und bequemer. Doch er war zu stolz und blieb – zwanzig Jahre lang, bis sie ihn eines Tages doch erwischten und skalpierten. Warum machen wir es nicht besser?«

Er stellt die Frage ziemlich bitter, doch er erwartet darauf offensichtlich keine Antwort. Er denkt nach, indes sie reiten.

Oh, während des Krieges ist er mit Jeff oft so geritten. Jeff hat immer die Führung gehabt, wenn die Situation gefährlich war. Auf Jeff kann man sich verlassen. Er tut immer das Richtige.

Und so wird er es auch jetzt gewiss tun.

Reb glaubt daran.

Er blickt zurück auf Ollie. Oh, der arme, wilde Junge, denkt er. Nun hat er es bekommen, und vielleicht wird er nachher, wenn er noch einmal davonkommt, vernünftig werden – vielleicht.

Spät in der Nacht kommen sie durch eine Schlucht nach Golden Cruz. Der alte Goldgräberort entstand schon damals in der Spanierzeit, als man hier in dem kleinen Tal die ersten Minen in die steilen Felswände trieb.

Es leuchten einige wenige Lichter durch die Nacht herüber.

Den beiden Brüdern ist es, als hätten sie einen schrecklichen Traum hinter sich gebracht. Sie sind vollkommen erschöpft, hungrig und ausgebrannt.

Aber es hat sich gelohnt. Ollie lebt noch. Er hat es überstanden, und nun wird er wahrscheinlich bald in einem Bett liegen und die Hilfe eines Arztes erhalten.

Reb stößt ein heiseres Keuchen aus und reitet wieder an. Jeff, der Ollie bei sich auf dem stolpernden Pferd hat und mit letzter Kraft in den Armen hält, folgt ihm.

Sie kommen bis zum Ortsausgang, dann tritt ihnen aus dem Schatten einer einstigen Schmiede ein Mann mit einer schussbereiten Schrotflinte entgegen.

Dieser Mann sagt mit präziser Härte: »Haltet an! Es kommt niemand in die Stadt! Reitet im großen Bogen um Golden Cruz herum und verlasst das Tal wieder.«

Jeff und Reb können das, was sie hören, zuerst nicht glauben. Sie bleiben eine Weile stumm. Ihr Verstand wehrt sich einfach dagegen, begreifen zu müssen, dass man ihnen den Zugang zur Stadt verweigert.

Aber dann sagt Jeff heiser: »Bruder, wir haben einen Verwundeten bei uns, der sterben wird, wenn der Doc ihm nicht sofort hilft. Wir müssen in die Stadt. Wir brauchen ein Bett für unseren kranken Bruder und die Hilfe des Arztes. Bitte gib uns den Weg frei!«

Adams bittet also.

Doch der Mann sagt noch härter: »Hier kommt keiner rein! Wir haben eine schlimme Seuche in der Stadt.«

Die Adams-Brüder denken über diese Mitteilung nach. Und wieder weigert sich ihr Verstand, den Worten des Mannes zu glauben.

»Eine böse Seuche«, sagt der indes nochmals zu ihnen. »Die Leute sterben wie die Fliegen. Es muss am Wasser gelegen haben. Der Doc sagt, dass es eine besonders schlimme Art von Typhus wäre. Also schlagt lieber einen großen Bogen um Golden Cruz. Die Stadt ist verseucht und voller Kranker.«

Als seine drängende Stimme verstummt, denken die beiden Brüder immer noch nach. Ollie aber beginnt in Jeffs Armen zu stöhnen.

Sie blicken von ihren Pferden über den Mann hinweg in den Ort hinein, und sie können ziemlich weit hineinsehen, weil die Straße sehr gerade ist.

Aus einigen Häusern fallen Lichtbahnen. Zwei oder drei Sattelpferde stehen vor einer Veranda. Zwei Wagen wurden abgestellt. Der Ort macht einen stillen, ruhigen und völlig normalen Eindruck.

Plötzlich jedoch klingt mitten aus der Stadt eine Detonation wie von einer hochgehenden Sprengladung. Man hört dann auch das Poltern von Steinen und Erdbrocken, die auf irgendwelche Planken fallen oder gegen Hauswände geworfen werden.

Und danach hört man etwa ein Dutzend Stimmen jubeln.

»Ihr sollt verschwinden!« Der Mann mit der Schrotflinte ruft es mit scharfer Strenge.

Doch die beiden Adams' wirken nun trotz ihrer Müdigkeit wachsam und lauernd wie zwei Wüstenwölfe.

»He«, sagt Reb langsam, »das war eine Sprengung. Und danach hörte man Jubel – Mann, Sie haben uns da etwas von einer Seuche unter die Weste schieben wollen, um uns loszuwerden. Aber es ist uns völlig gleich, was in diesem Ort hier geschieht. Wir wollen nichts anderes als Hilfe für unseren Bruder. Geben Sie den Weg frei!«

In seinen letzten Worten klingt eine kalte und entschlossene Schärfe. Es ist völlig klar, dass Reb Adams sich den Weg auch freikämpfen wird.

Der Mann stößt einen scharfen Schrei aus und will die Schrotflinte abdrücken.

Doch Jeff Adams kommt ihm zuvor. Jeff, der Ollie vor sich auf dem Pferd hat, zog inzwischen hinter Ollies Rücken den Revolver und schießt sofort.

Die Kugel trifft den dicken, doppelläufigen Flintenlauf und stößt die Doppelmündung zur Seite. Indes drückt der Mann ab, doch die beiden Ladungen prasseln gegen die halb verfallene Schmiede.

Reb aber stößt einen Schrei aus, gibt seinem Pferd die Sporen und reitet den Mann nieder. Er beugt sich weit aus dem Sattel und trifft ihn noch mit dem Revolverlauf.

Dann reiten sie mit Ollie weiter in die Stadt hinein. Jeff war schon einmal vor drei Monaten hier und kennt sich aus. Bis zum Hotel ist es nicht weit.

Doch noch bevor sie den Hoteleingang erreichen, tauchen einige Männer auf. Sie alle sind bewaffnet.

Eine heisere Stimme – sie gehört einem Mann mit einem Holzbein – ruft bitter: »Was war das? Warum wurde geschossen? Ihr habt doch wohl nicht unseren Bürgermeister Bill Sanders erschossen dort am Stadteingang? Was soll dieser Überfall? Wir werden euch voll Blei füllen, wenn ihr nicht sofort die Hände hebt und euch ergebt!«

Die heisere Stimme müht sich sehr forsch und grimmig zu klingen. Der Sprecher will ganz offensichtlich den Eindruck erwecken, als wären Jeff und Reb mit Ollie in ein böses Nest gekommen.

Aber im Mond- und Sternenschein der hellen Nacht erkennen die Adams-Brüder schnell, dass dies hier eine armselige Bürgerwehr ist.

Reb sagt grimmig: »Wir haben einen Verwundeten, der sterben wird, wenn ihm der Doc nicht hilft. Wir wollen ein Bett für unseren Bruder und ärztliche Hilfe. Dieser Narr dort am Stadteingang wollte uns nicht hereinlassen. Er erzählte uns sogar etwas von einer Seuche. Doch selbst wenn es hier eine Seuche geben sollte, so werden wir bei euch bleiben. Versucht mal, uns rauszuwerfen! Ihr könnt es aus zwei Revolvern bekommen. Und ihr könnt darauf wetten, dass wir ein halbes Dutzend von euch traurigen Nullen erwischen! Habt ihr das verstanden? Wo ist euer Doc? Er soll ins Hotel kommen und an die Arbeit gehen! Vorwärts!«

Er hat seinen Revolver schussbereit in der Hand und treibt sein Pferd vorwärts.

Die seltsame Bürgerwehr der Stadt verhält sich untätig. Sie sehen zu, wie Jeff dem Bruder vor das Hotel folgt.

Dann ruft Jeff scharf: »Los, zwei oder drei Mann sollen herkommen und mir helfen! Tragt ihn in das beste Bett des Hotels!«

Er hat kaum ausgesprochen, als eine junge Frau aus dem Hotel kommt. Wahrscheinlich hat sie zuvor aus einem der oberen Fenster alles verfolgt und gehört.

Sie sagt nun herb: »Nun helft ihm doch, Leute! Seid ihr schon so kopflos und verrückt, dass ihr einem Kranken nicht helfen wollt?«

Sie stampft mit dem Fuß auf und ruft nun einige Namen.

»Charley, Cane, Arch, los! Was haben Sie mit unserem Wächter gemacht? Haben Sie auf ihn geschossen?«

Die beiden Fragen gelten den Adams-Brüdern.

»Nein, wir haben ihm nur die Schrotflinte aus den Händen geschossen und ihm eine Kopfnuss gegeben«, erwidert Reb bitter.

Sie nickt heftig.

»Wir werden den Doc herbeischaffen«, erklärt sie. »Ich bin Judith Anderson. Meinem Vater gehört dieses Hotel. Wir werden alles tun, um dem Kranken zu helfen. Verzeihen Sie den unfreundlichen Empfang. Doch wir haben Angst vor Banditen.«

»Wir sind keine«, erwidert Jeff und steigt aus dem Sattel. »Und vielen Dank, dass man uns nun helfen will, Miss Anderson.«

Die Minuten vergehen. Niemand kommt. Die beiden Brüder werden wieder ungeduldig.

Jeff geht zum Fenster und blickt hinaus. Er kann die Straße entlang bis zum Ortseingang sehen, durch den sie in die Stadt gekommen waren.

Der Mann, den Reb niederritt, erhebt sich nun mithilfe eines anderen Mannes. Sie bringen ihn in die Stadt hinein.

Plötzlich wird es wieder laut auf der Straße. Eine Stimme ruft gellend durch die Nacht: »Jube Walker ist frei! Jube Walker ist ausgebrochen! Sucht Jube Walker! Er darf nicht entkommen!«

Jeff und Reb zucken zusammen.

Jube Walker kennen sie. Dieser Bursche ist ein windiger Strolch und gehört zur Anhängerschaft der Kilroys. Wenn die Kilroys nach Mexiko hinüberreiten, um dort eine Rinderherde zu stehlen oder sonst wie einen Raubzug zu unternehmen, dann nehmen sie manchmal mehr als fünfzig Reiter mit. Und Burschen wie Jube Walker gehören dazu.

Er war hier in der Stadt offenbar festgesetzt und eingesperrt worden. Nun ist er entwichen. Sicherlich hat er sich die Aufregung, die das Eintreffen der Adams verursachte, irgendwie zunutze machen können.

Jeff und Reb ahnen, dass hier irgendwelche Dinge vorgehen, die sie in ihrem Zusammenhang noch nicht begreifen können.