G. F. Unger 2297 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger 2297 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Als die klapprige Kutsche endlich zusammenbricht - was eigentlich schon viel früher hätte geschehen müssen -, klettern Elsa McClusky und ihre sieben Mädchen fluchend nach draußen. Sie versammeln sich zu einer stummen Gruppe.
Jetzt erst klettern die beiden Männer vom Kutschbock. Es sind Tate Brown, der alt gewordene Spieler und Barkeeper, und Bob Marmaduke, ein riesiger Schwarzer, der als Sklave geboren wurde und vor dem Krieg einem Herrn gehörte, der ihn als Preiskämpfer für sich Geld verdienen ließ.
»Ma'am, es tut mir leid«, sagt Bob Marmaduke sanft.
Die füllige Elsa McClusky nickt nur und blickt nach Osten, dorthin also, woher sie kamen. Denn dort blieb der Wagenzug zurück, der sie davonjagte, weil die Frauen des Wagenzuges es so wollten, da ihre Männer ständig hinter Elsas Mädchen her waren.
Aber während die anderen in ohnmächtigem Zorn nach Osten starren, erhebt sich über dem Horizont eine riesige schwarze Rauchwolke, und nach einiger Zeit sagt die erfahrene Elsa McClusky aufatmend: »Wir haben Glück gehabt, dass sie uns vorgestern davonjagten. Denn sonst ...«
Sie braucht nicht weiterzusprechen, denn ihnen allen ist klar, was die Kiowas dann mit ihnen angestellt hätten ...

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Seitenzahl: 149

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Inhalt

Cover

Der Trail

Vorschau

Impressum

Der Trail

Als die klapprige Kutsche endlich zusammenbricht – was eigentlich schon viel früher hätte geschehen müssen –, klettern Elsa McClusky und ihre sieben Mädchen fluchend nach draußen. Sie versammeln sich zu einer stummen Gruppe.

Jetzt erst klettern die beiden Männer vom Kutschbock. Es sind Tate Brown, der alt gewordene Spieler und Barkeeper, und Bob Marmaduke, ein riesiger Schwarzer, der als Sklave geboren wurde und vor dem Krieg einem Herrn gehörte, der ihn als Preiskämpfer für sich Geld verdienen ließ.

»Ma'am, es tut mir leid«, sagt Bob Marmaduke sanft.

Die füllige Elsa McClusky nickt nur und blickt nach Osten, dorthin also, woher sie kamen. Denn dort blieb der Wagenzug zurück, der sie davonjagte, weil die Frauen des Wagenzuges es so wollten, da ihre Männer ständig hinter Elsas Mädchen her waren.

Aber während die anderen in ohnmächtigem Zorn nach Osten starren, erhebt sich über dem Horizont eine riesige schwarze Rauchwolke, und nach einiger Zeit sagt die erfahrene Elsa McClusky aufatmend: »Wir haben Glück gehabt, dass sie uns vorgestern davonjagten. Denn sonst ...«

Sie braucht nicht weiterzusprechen, denn ihnen allen ist klar, was die Kiowas dann mit ihnen angestellt hätten ...

Elsa schätzt die Entfernung bis zu dem aufsteigenden Rauch auf weniger als zwanzig Meilen. In der klaren Luft kann man über die Prärie blicken wie über das Meer.

Sie muss hart schlucken.

Dann sagt sie: »Die wissen vielleicht von uns und kommen uns besuchen. Aber sie werden keinen einzigen Dollar zahlen für den Spaß. Also los, setzt eure Hintern in Bewegung, meine goldigen Engelchen! Wir müssen wandern. Und jeder schleppt sein Zeug allein. Die beiden Pferde tragen, was wir sonst noch brauchen. Los, bewegt euch. Der Tag ist noch lang. Wenn wir hier verharren, sind sie vielleicht hier, bevor es Nacht wird.«

Sie bewegen sich wirklich. Denn sie sind es gewöhnt, Elsa zu gehorchen.

Nur einmal mault Nelly: »Verdammter Mist! Wann endlich landen wir mal den großen Coup, dass es uns reicht bis ans Lebensende? Wann endlich geht es mal nicht wieder hinunter, sondern hinauf? Unter uns muss eine sein, die das Pech nur so anzieht. Vielleicht sollten wir mal herauszufinden versuchen, wer das ist?«

»Vielleicht bist du es«, grollt Sally.

»Es wird nicht gestritten«, sagt Elsa McClusky, und in ihrer Stimme ist ein Klang, den sie alle gut genug kennen.

Als es Abend zu werden beginnt, erreichen sie die Hügel, die ihnen am Vormittag noch unerreichbar schienen.

Es war ein mühsamer Marsch. Denn die acht Frauen sind schon allein vom Schuhwerk her nicht darauf eingerichtet. Ihre Röcke schleifen über den Boden. Am Anfang haben sie sich die Röcke hochgebunden. Doch auch auf der Prärie wächst allerlei Stachelzeug, und selbst die Halme des Büffelgrases sind hart und scharf.

Von einem niedrigen Hügelsattel aus blicken sie zurück. Der schwarze Qualm des brennenden Wagenzuges ist nicht mehr zu sehen.

Sarah, die sonst eins der stilleren Mädchen ist und Klavier und Geige spielt wie eine wirkliche Künstlerin, beginnt plötzlich zu fluchen. Sie ist nicht mehr zu halten, steigert sich immer mehr in eine wilde Erregung hinein und hätte wahrscheinlich einen Nervenzusammenbruch erlebt, wenn nicht mit einem Mal der Reiter aufgetaucht wäre.

Rosy hat ihn zuerst gesehen und ruft aufgeregt: »Da kommt ein Reiter!«

Sie erschrecken alle. Sollte da der erste Kiowa auf ihrer Fährte kommen, dem die ganze Horde folgt?

Der Reiter ist in der zunehmenden Dämmerung zuerst nur undeutlich zu erkennen. Er hat die Schwärze der Nacht hinter sich.

Aber dann wird klar, dass es ein Weißer ist, ein Reiter mit einem großen Hut, der ein schwarzes Pferd reitet und quer vor sich auf den Knien ein Gewehr liegen hat.

Langsam kommt er herangeritten.

Sie erwarten ihn bewegungslos und schweigend.

Als er bei ihnen ist, sehen sie einen großen, hageren, dunkelhaarigen Burschen, in dessen dunklem Gesicht zwei helle Augenfunkeln.

Er betrachtet sie vom Sattel aus.

Dann sagt er: »Das ist sicherlich heute kein guter Tag für euch gewesen, Schwestern. Und dennoch hattet ihr Glück. Denn die Roten sind euch nicht gefolgt, sondern weiter nach Osten geritten, dem nächsten Wagenzug entgegen. Sie wollten andere Beute. Denn der Winter steht vor der Tür. Sie brauchen Proviant, Decken, Waffen und Munition. Natürlich hat es sie nach euch gejuckt, doch ...«

»Sie reden ziemlich viel«, unterbricht ihn Elsa McClusky. »Sind Sie vielleicht einer dieser Quasselköpfe, die einen dumm und dämlich zu quatschen versuchen? Dann reden Sie mal was Vernünftiges, he. Wie weit ist es noch bis zu irgendwelchen Christenmenschen, von denen wir Hilfe erhalten könnten?«

Der Fremde lacht leise. Dann sitzt er ab.

»Christenmenschen?« So fragt er leicht glucksend. »Christenmenschen gibt es hier nicht in erreichbarer Nähe. Aber die Trail-Fork-Station an der Cimarron-Furt ist nicht mehr weit. Vielleicht zwei Meilen noch. Welcher Lady darf ich mein Pferd anbieten? Vielleicht sollten abwechselnd zwei von Ihnen reiten. Na, Schwestern, wen darf ich zuerst auf meinen guten Hiob heben?«

»Lilli – und du, Rita«, bestimmt Elsa McClusky. »Ihr zwei pfeift sowieso schon aus dem letzten Loch.«

Lilli tritt sofort an den Fremden und dessen Pferd. Sie ist fast zwei Köpfe kleiner als er, obwohl sie für eine Frau mittelgroß ist.

»He, Langer«, sagt sie heiser, »haben Sie auch einen Namen? Ich bin nämlich eine Lady. Und wenn Sie mich zum Reiten einladen, müssen Sie mir erst Ihren Namen sagen. Das schickt sich so, nicht wahr?«

Sie alle kichern nun durcheinander.

Die Nachricht, dass die Indianer ihnen nicht folgten, macht sie alle trotz Erschöpfung froh. Sie sind erleichtert. Um ihr Leben brauchen sie also nicht mehr zu bangen.

»Ich bin Jake Donahue«, sagt der Fremde. Dann hebt er Lilli auf sein Pferd.

Rita tritt zu ihm. »Lilli ist keine Lady«, sagt sie. »Lassen Sie sich nur nicht bluffen, Jake Donahue. Und ich bin auch keine Lady. Wir alle sind das nicht. Aber Sie sind ja sicherlich auch kein wirklicher Gentleman. Oder halten Sie sich für einen solchen?«

»Ich bin ein verdammter Hundesohn«, erwidert Jake Donahue. »Und damit ist wohl alles geklärt, Schwestern. Sind das dort eure männlichen Beschützer?«

Indes er diese Worte spricht, hebt er Rita hinter Lilli aufs Pferd.

Als er sich umwendet, hört er Bob Marmadukes Grollen.

»Das sind wir«, sagt der riesige Schwarze dann. »Und wer es nicht glaubt, den mache ich klein.«

»Brav, sehr brav«, sagt Donahue. »Dann woll'n wir mal.«

»Richtig«, mischt sich Elsa ein. »Diese zwei Meilen schaffen wir – wenn's sein muss – sogar auf den Händen. Vorwärts endlich!«

Es ist längst schon Nacht – eine helle Nacht mit strahlenden Gestirnen, als sie die Station an der Cimarron-Furt erblicken. Es ist eine große Station hier an der Gabelung des Trails. Der Weg nach Santa Fe führt durch die Furt des Cimarron. Nach Colorado biegt die Gabelung nach Nordwesten ab.

Außer dem großen Haupthaus, in dem sich ein Store und ein großer Gastraum mit Bar befinden, gibt es noch ein halbes Dutzend Nebengebäude, eine große Scheune, Corrals und Weidekoppeln. Im Wagenhof befindet sich auch eine Schmiede. Man kann diese Station durchaus als Siedlung bezeichnen, die auf dem besten Wege ist, eine kleine Stadt zu werden.

Ein Mann, der eine doppelläufige Schrotflinte unter dem Arm trägt, kommt ihnen von den Corrals her entgegen.

»Nanu?« So fragt der Mann.

»Unsere Kutsche brach zusammen«, sagt Elsa McClusky. »Wir brauchen eine neue Kutsche. Habt ihr eine zu verkaufen?«

»Vielleicht«, sagt der Mann. »Sind das alles Honeygirls?« Er fragt es staunend und erwartungsvoll zugleich.

»Wer ist denn hier der Boss?« Elsa McClusky fragt es grollend.

»Der hockt drinnen hinter der Bar«, sagt der Mann, und er tritt näher, gelangt so dicht neben Sally und klatscht ihr mit der flachen Hand auf den Hintern.

Noch bevor er etwas sagen kann – etwas, was gewiss nicht seriös gewesen wäre, bekommt er Sallys Hand klatschend rechts und links um den Schnurrbart geschlagen.

»Du verdammter Bock«, sagt Sally. »Wir sind tausend Meilen Fuß zu gelatscht und da hast du mir jetzt gerade noch gefehlt.«

Der Mann tritt grinsend zurück.

»Geht nur hinein«, sagt er. »Geht nur hinein. Ihr werdet euch gewiss bald wohlfühlen.« Er wendet sich an die Männer. »Und ihr? Wollt ihr die drei Gäule abladen und versorgen, ja? Kommt nur mit. Ich zeige euch den richtigen Corral. Das Gepäck könnt ihr drüben bei der Scheune abladen. Dort werdet ihr auch schlafen müssen. Bekommt ihr eigentlich von den Honeygirls alles umsonst, hahaha?«

Die Männer erwidern nichts, folgen ihm aber mit den drei Pferden.

Indes betritt Elsa McClusky mit ihren sieben Mädchen den Gastraum der Station. Draußen bei der Haltestange und dem Wassertrog stehen einige Sattelpferde. Es müssen also noch andere Gäste anwesend sein.

Der Gastraum ist recht groß. Es gibt ein halbes Dutzend Tische und eine Bar. Ein Durchgang führt zum angrenzenden Store hinüber. Hinter der Bar hockt ein rothaariger Bursche mit einer dicken Zigarre zwischen den harten Lippen.

»He, willkommen«, sagt er. »Oha, ihr Pussycats, ihr habt uns noch gefehlt!«

An den Tischen und im Raum sind einige andere Männer verteilt. Und sie lachen nun durcheinander und machen anzügliche Bemerkungen.

»Ein Glück haben wir heute«, ruft einer dann laut. »He, ich nehme die Rothaarige. Und wenn sie baden will, werde ich ihr dabei helfen.«

Elsa McClusky weiß plötzlich Bescheid. Dies sind hier keine Stationsleute. Es können nur Banditen sein. Sie macht sich keine Illusionen mehr. Und so sagt sie: »Also gut, Jungs, ich weiß schon Bescheid. Wir entkamen zwar den Indianern, doch jetzt sind wir in euren Händen. Aber auch ihr wollt gewiss nur das, was alle Männer von uns wollen. Was habt ihr denn mit den Stationsleuten gemacht?«

Sie stellt die letzte Frage nüchtern und sachlich.

Ihre Mädchen verharren bewegungslos. Sie fluchen nicht mal. Irgendwie wirken sie nun sehr stoisch und ergeben. Wahrscheinlich ist es ein besonderer Selbsterhaltungstrieb, der sie so gleichgültig werden ließ.

Sie warten.

Der Mann hinter der Bar nimmt tatsächlich die Zigarre aus dem Mund. Und er lacht leise. Es ist ein selbstzufriedenes Lachen.

»Du bist eine kluge Frau«, sagte er zu Elsa. »Sehr lebenstüchtig, stets die praktische Seite der Dinge erkennend. Nun, wir werden uns vertragen. Wir warten hier nur auf einen Goldtransport. Und mit euch wird uns die Warterei nicht so langweilig werden. Die Stationsleute? Nun, was kümmern euch die. Wer sind denn die drei Burschen, die mit euch kamen? Sollen wir sie allemachen? Oder werden sie auf dich hören und friedlich bleiben?«

»Sie hören auf mich«, erwidert Elsa. »Aber ich muss hinausgehen und ihnen das sagen. Darf ich?«

»Sicher! Wir haben ja deine Engelchen hier zur Gesellschaft, sicher! Und überdies haben wir natürlich Murphy draußen. Ihr habt ihn ja schon kennengelernt. Murphy ist gefährlich mit dem Colt und der Schrotspritze. Der nimmt es auch mit drei Burschen auf. Na, dann geh mal schön, Tante.«

Nun lachen sie alle durcheinander.

Und es ist klar, dass sie mit Elsas Mädchen allein sein wollen.

Elsa McClusky seufzt hörbar.

Wann endlich wird unsere Pechsträhne enden?, fragt sie sich.

Und sie beginnt diesen verdammten Trail zu hassen, auf dem sie in das Goldland von Colorado will, um dort mit ihren Mädchen in den Tingeltangels Geld zu machen.

Sie beeilt sich nicht sehr, bewegt sich ruhig. Überdies hat sie Blasen an den Füßen. Sie hat sich so sehr gewünscht, hier ihre Füße in eine Wanne mit Wasser stellen zu können. Einen Moment fragt sie sich, was die Banditen mit den Stationsleuten gemacht haben, doch dann sagt sie sich, dass sie jede Menge eigener Sorgen hat.

Drüben bei den Corrals arbeiten die Männer an den Pferden. Sie holen auch abwechselnd mit zwei Holzeimern Wasser aus dem Fluss.

Der Kerl, den der Bandit hinter der Bar Murphy nannte, sitzt auf einer Corralstange und hat seine Schrotflinte über den Oberschenkeln.

Elsa sagt laut: »Die Station ist von Banditen besetzt. Der da ist auch einer. Was sie mit den Stationsleuten gemacht haben, weiß ich nicht. Ich will nicht, dass ihr mit den Kerlen Streit anfangt wegen uns. Das lohnt sich nicht.«

Nach diesen Worten wendet sie sich um und geht wieder zurück in das Haupthaus zu ihren Mädchen und den Banditen.

»Das ist eine kluge Frau«, sagt Murphy. »Und wir wollen nicht unbedingt Streit mit euch. Aber ihr könntet ihn bekommen. Am besten ist, ihr gebt mir eure Waffen. Und mit dir fangen wir an, Langer. Schnall deinen Gürtel ab und häng ihn an einen Corralpfosten.«

»Nein«, sagt Jake Donahue ruhig.

»Was?« Murphy fragte es ungläubig und will die Schrotflinte auf ihn richten.

Doch Jake Donahue hat plötzlich seinen großen Colt in der Linken und schießt sofort. Es ist wie eine höllische Zauberei.

Murphy drückt zwar beide Hähne ab, aber die Ladungen fliegen irgendwohin, indes er rückwärts von der Corralstange in den Corral fällt.

Bob Marmaduke und Tate Brown reagieren prompt und rennen von den Pferden weg, streben auseinander.

Elsa McClusky hat die Tür des Haupthauses noch nicht erreicht. Sie verharrt jetzt.

Die Tür wird aufgestoßen, und die Kerle kommen heraus mit schussbereiten Waffen. Ihr Anführer, der hinter der Bar war, brüllt scharf über den Hof: »Murphy!« Aber Murphy kann nicht mehr antworten.

Wahrscheinlich können sie nun Murphy bei den Corralstangen am Boden liegen sehen oder vermuten zumindest, dass die regungslos am Boden liegende Gestalt Murphy sein muss.

Die Kerle heulen auf in wilder Wut.

Es sind fünf.

Sie stürmen vorwärts und schießen dabei aus allen Rohren. Sie haben in ihrem Zorn ganz vergessen, dass sie hinter sich im Haus die Mädchen als Geiseln haben. Sie achten auch nicht auf Elsa McClusky, die ihnen sogar ein wenig im Weg steht, sodass einer von ihnen sie zur Seite stoßen muss.

Sie gehören zu sehr zu jener wilden Sorte, die sich immer wieder herausgefordert fühlt. Und nur drei Gegner sind für sie kein Grund, sich hinter Geiseln zu verstecken.

Sie springen schießend auseinander und stürmen vorwärts.

Jake Donahue fällt auf die Knie. Fast sieht es so aus, als wäre er getroffen. Aber dann hält er den Colt mit beiden Händen und stützt einen Ellbogen auf das hoch gestellte Knie. So zielt er fast bedächtig. Denn für schnelle Schnappschüsse ist die Entfernung noch zu weit.

Die anstürmenden Kerle feuern wie wild und hoffen gewiss, dass von den Kugeln wenigstens jede dritte oder vierte treffen wird.

Als Jake Donahues Colt zum ersten Mal Feuer spuckt, erwischt es den ersten Angreifer. Es ist der Anführer der Bande.

Und noch einmal schießt Donahue. Abermals trifft er voll.

Bob Marmaduke und Tate Brown, die nach den Seiten auswichen, so als wollten sie jeweils einen Halbkreis um das Haupthaus schlagen, greifen nun in den Kampf ein. Sie beginnen ebenfalls zu schießen.

Und sie treffen.

Das Verhältnis steht nun drei zu drei.

Die Banditen wehren sich, schießen nun nicht mehr alle auf Donahue. Jeder Mann hat nun seinen Gegner.

Das Krachen der Colts erfüllt die Nacht.

Drinnen im Haus kreischen die Mädchen. Elsa McClusky ruft heiß: »Gebt es ihnen! Verdammt, gebt es den Mistkerlen!«

Pulverdampf breitet sich aus.

Und dann ist es still. Sehr still. Nur ein paar Tiere in den Corrals schnauben nervös.

Als Jake Donahue sich erhebt und die ersten Schritte macht, da kann man erkennen, dass sein linkes Bein verletzt sein muss. Denn er hinkt mühsam und hätte sicherlich gern einen Stock zur Hilfe.

Auch Bob Marmaduke und der alte Tate Brown gingen zu Boden. Aber nun erheben sie sich wieder – wenn auch mühsam und gewiss angeschossen.

Von den Banditen – oder was die Kerle auch sein mögen – erhebt sich keiner mehr.

Elsa McClusky, die sich zu Boden warf, um den fliegenden Kugeln zu entgehen, setzt sich auf und hockt eine Weile so. Stumm blickt sie in die Runde.

In der offenen Tür des Haupthauses drängen sich ihre Mädchen.

Elsa sagt schließlich heiser und voll Bitterkeit: »Es ist vorbei, meine Engelchen. Es ist vorbei. Kommt heraus. Wir müssen uns um die Männer kümmern. Seht, sie alle bekamen was ab. Aber sie leben. Sie leben! Seht ihr das? Und wenn einer von diesen Mistkerlen noch leben sollte, in deren Falle wir hier gerieten, dann schlagt ihn tot. Ja, verdammt, dann schlagt ihn tot. Denn sie hätten uns zuletzt alle getötet.«

Als es Tag wird, kommt Elsa McClusky an Jake Donahues Lager und reicht ihm eine Tasse Tee.

»Wir sind eigentlich ganz gut davongekommen«, sagt sie. »Wenn deine Beinwunde sich nicht entzündet, wirst du in einer Woche schon wieder ohne Stock gehen können, da möchte ich wetten, mein Junge.«

»Bin ich das, Elsa?« Jake Donahue fragt es grinsend, und er fügt hinzu: »Ich bin zweiunddreißig, und einige Jahre davon zählen doppelt und dreifach. Könnte ich also dein Junge sein?«

»Nein«, sagt die so pralle und füllige Elsa McClusky und lächelt. »Aber wenn's um Erfahrung geht, dann bin ich tausend Jahre alt mit meinen zweiundvierzig.«

Sie blicken nun auf die anderen Lagerstätten im Schlafhaus der Station. Bob Marmaduke und Tate Brown liegen dort. Der riesige Schwarze wurde an der Schulter und dicht über der Hüfte verwundet. Es sind glatte Durchschüsse.

Tate Brown bekam eine Kugel in den Oberschenkel wie Jake Donahue. Und eine zweite Kugel legte ihm die Rippe frei. Bei seinem Alter wird er wahrscheinlich am langsamsten wieder auf die Beine kommen. Sie schlafen beide, und sie werden sicherlich auch Wundfieber bekommen. Etwas davon haben sie jetzt schon.

Elsa McClusky betrachtet Jake Donahue scharf.

»Du bist wohl einer von der Sorte, die nie aufgibt und jede Herausforderung annimmt?«

Aber er schüttelt den Kopf und erwidert ruhig: »Es war mir von Anfang an klar, dass sie Mörder waren. Die hätten sich mit euch nur noch etwas die Zeit vertrieben. Wenn die Stationsleute verschwunden sind, dann wurden sie umgebracht. Nein, es gab nur diese eine Möglichkeit für uns. Wir mussten sofort kämpfen. Als sie unsere Waffen verlangten, war mir das klar. Wir hätten sonst nicht die geringste Chance mehr gehabt. Ich bin kein verrückter Narr, der um jeden Preis den Kampf sucht. Aber diesmal ...« Er verstummt bitter.