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Das Erwachen war schlimm. Sie traten mich von zwei Seiten. Mein Schädel schien, explodieren zu wollen. Ich musste mich übergeben. Wie aus weiter Ferne hörte ich eine heisere Stimme sagen: »Hört auf! Sonst ist er tot, bevor er weiß, von wem er es bekam. Aber er muss wissen, wer ihn bestrafte! Er muss es wissen, bevor er stirbt, dieser Cabron!« Der Sprecher sprach jenes Mexiko-Spanisch, welches ich fast so gut wie ein echter Mexikaner beherrschte. Sie ließen von mir ab. Und weil ich mich langsam erholte, wusste ich bald, in wessen Hände ich wie ein dummer Hammel gefallen war. Ja, es war dieser Hernán Salvador mit seinen Freunden. Sie hatten mich eingeholt ...
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Seitenzahl: 148
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Stirb langsam, Spade
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Impressum
Stirb langsam, Spade
Das Erwachen war schlimm. Sie traten mich von zwei Seiten. Mein Schädel schien, explodieren zu wollen. Ich musste mich übergeben.
Wie aus weiter Ferne hörte ich eine heisere Stimme sagen: »Hört auf! Sonst ist er tot, bevor er weiß, von wem er es bekam. Aber er muss wissen, wer ihn bestrafte! Er muss es wissen, bevor er stirbt, dieser Cabron!«
Der Sprecher sprach jenes Mexiko-Spanisch, welches ich fast so gut wie ein echter Mexikaner beherrschte.
Sie ließen von mir ab. Und weil ich mich langsam erholte, wusste ich bald, in wessen Hände ich wie ein dummer Hammel gefallen war.
Ja, es war dieser Hernán Salvador mit seinen Freunden. Sie hatten mich eingeholt ...
Ich kroch zur Wasserstelle und erfrischte mich, wusch mein Gesicht und legte mir dann das nasse Halstuch auf die Beule am Kopf. Jemand musste mir einen Gewehrlauf über den Kopf geschlagen haben.
Sie ließen mir Zeit, sodass ich mich einigermaßen erholen konnte.
Doch meine Rippen schmerzten. Einige waren gewiss angeknickt durch die bösartigen Tritte. Mein Kopf schmerzte.
Ich sah die Kerle an.
Es waren fünf, und man konnte es wahrscheinlich so ansehen, dass es sich um eine Art »Fürstensohn« mit seinen »Spielgefährten« handelte.
Ja, das war gewiss kein übertriebener Vergleich. Denn Francisco de Salvador lebte drüben in Mexiko wie ein Fürst in seinem Reich, welches so groß war, dass es sich auch über die Grenze hinweg auf amerikanisches Territorium erstreckte.
Und dieser Hernán war sein Sohn.
Während der großen Hochzeitsfeier in Santa Rosa hatte ich ihn nur für einen besonders eitlen Burschen gehalten, einen dieser mexikanischen Dandys, die sich nobel herausputzen und hinter denen in Wirklichkeit nicht viel steckt.
Doch jetzt wusste ich besser Bescheid.
Er grinste mich an – und dieses Grinsen war nicht freundlich, denn ich hatte ihm mit der Faust die Lippen gespalten.
Ich sagte: »Nun, jetzt sind wir wohl quitt, nicht wahr? Jetzt sollten wir uns wieder vertragen.«
Er grinste stärker. Auch seine Freunde und Begleiter grinsten. Ich sah sie mir an und erkannte an ihnen die Zeichen meiner Fäuste.
Ich begann zu begreifen, in welcher Klemme ich war.
Denn dieser Hernán war mein Todfeind. Er konnte mir nicht verzeihen.
»Quitt? Das sind wir erst, wenn du in der Hölle bist. Du hast uns verprügelt wie dumme Jungs. Du konntest das nur, weil wir betrunkener waren als du – aber das wissen die Leute von Santa Rosa nicht. Zumindest werden sie dies nicht als Entschuldigung gelten lassen. Nein, man wird sich bald im ganzen Land erzählen, dass bei der Hochzeit in Santa Rosa ein verdammter Gringo El Toros Sohn Hernán de Salvador und seine vier Begleiter verprügelt hat, als wären sie nur dumme Hosenvollmacher. Meinem Vater wird das zu Ohren kommen. Es geschieht nichts in diesem Land, was ihm nicht früher oder später bekannt wird. Du wirst zur Hölle fahren müssen, mein starker Amigo.«
Nun wusste ich es. Und ich begriff, dass er nicht bluffte.
Er war der selbstherrliche Sohn eines Despoten, und er war verrückt vor Hass.
Er wandte sich ab, zog dabei seinen Colt und erschoss meine Pferde. Er ließ dabei nicht das geringste Zögern erkennen.
Nun begriff ich, was ihm fehlte. Denn ein Bursche, der es fertigbringt, unschuldige Tiere zu töten – nun, dem fehlt jedes Gefühl für Schonung und Duldung. Solch ein Bursche gebraucht seine Stärke nicht, um Schwache zu schützen, sondern geht rücksichtslos seinen Weg.
Er tötete mein Sattelpferd und dann die drei anderen Tiere mit vier raschen Schüssen. Ja, schießen konnte er.
Er lud dann seinen Revolver nach und wandte sich mir wieder zu.
»Zieh dich aus«, sagte er. »Ich will dich nackt sehen, mein starker Amigo. Oder sollen dir meine Muchachos die Kleider vom Leib reißen?«
Also gehorchte ich.
Was blieb mir übrig?
Einer von ihnen machte ein Feuer. Das war leicht, denn in der näheren Umgebung gab es einige trockene Büsche und anderes verdorrtes Zeug. Sie warfen all mein Zeug in das Feuer – auch meinen Sattel und meine Waffen, meine gesamte Ausrüstung.
Das Feuer rauchte mächtig. Manchmal war der Rauchpilz schwarz und fett.
Ich sah zu ihm empor und dachte daran, dass es in diesem Land streifende Apachen gab, auch Banditen. Und wenn solche Burschen diesen schwarzen Rauchpilz sahen, dann würden sie sich fragen, was es mit ihm für eine Bewandtnis hatte.
Aber was ging mich das an? Und was konnte mir das noch helfen?
Nichts mehr konnte mir helfen, gar nichts mehr.
Ich überlegte, ob ich die fünf Kerle angreifen sollte, um ihnen wenigstens noch einmal einen letzten Kampf zu liefern. Doch auch dazu war es schon zu spät.
Sie wandten sich ihren Pferden zu, strebten also auseinander und saßen geschmeidig auf. Sie nahmen ihre Lassos von den Sattelhörnern.
Und dann bestraften sie mich.
Als ich endlich zerschunden am Boden lag, sprach Hernán de Salvador auf mich nieder: »Nun, jetzt hast du wohl genug für alle Zeit. Stirb langsam, Spade. Nicht wahr, dein Name ist Spade? Stirb also langsam, Spade. Und denk an mich dabei.«
Dann ritten sie fort.
Und ich verlor für eine Weile das Bewusstsein.
✰
Die Sonne war schon verschwunden – doch das Abendrot stand noch am westlichen Himmel, als ich erwachte, zur Quelle kroch und meine Wunden kühlte. Sie hatten mich mit den Lassoenden gepeitscht und immer wieder umgeritten, bis ich wehrlos am Boden lag.
Das Wasser tat gut. Es erfrischte, kühlte und linderte die vielen Striemen und Wunden. Ich fluchte und stöhnte abwechselnd.
Dann wurde mir klar, dass ich nicht an dieser Quelle bleiben konnte.
Denn ich war nackt und wehrlos. Zu einer Quelle in diesem Land aber kam auch vierbeiniges und zweibeiniges Raubwild, also Wölfe, Pumas oder gar Apachen.
Hernán de Salvador hatte mir ein langsames Sterben gewünscht. Nun, sein Wunsch konnte in Erfüllung gehen in dieser Nacht.
Ich überlegte, wohin ich gehen sollte und wie ich am schnellsten unter Menschen gelangen könnte.
Wahrscheinlich war der Weg zurück nach Santa Rosa für mich die einzige Möglichkeit. Ich war all die Meilen geritten. Vielleicht konnte ich sie zu Fuß schaffen. Aber ich war nackt. Die Sonne würde mich verbrennen. Wenn ich mich also auf den Weg machen wollte, dann musste dies sofort geschehen. Ich musste die kühle Nacht ausnutzen.
Doch wollte ich überhaupt nach Santa Rosa zurück?
Ich kauerte nackt an der Quelle, kühlte meine Wunden und dachte nach. Nein, ich wollte nicht nach Santa Rosa.
Denn die Banditen waren gewiss nicht weit geritten.
Mir selbst war das ja auch sehr schwer gefallen nach dem langen Fest und dem bösen Rausch. Nein, ich konnte wetten, dass sie nur noch wenige Meilen geritten waren. Sie waren mir näher als Santa Rosa in der anderen Richtung.
Und so machte ich mich auf den Weg.
Es gab keine andere Möglichkeit, wollte ich überleben.
Ja, ich musste – nackt und ohne Waffen, wie ich war – gegen diese fünf Schufte mein Glück versuchen. Die einzige Chance, die ich hatte, war, dass sie dies von mir niemals erwarten würden. Es war auch anzunehmen, dass sie nicht weniger tief und fest schlafen würden als ich am Nachmittag, als sie mich überrumpelten.
Ich ging Schritt für Schritt, Meile um Meile.
Manchmal wollte ich aufgeben, doch ein grausam gegen mich selbst gerichteter Wille beherrschte mich.
Hernáns letzte Worte waren immerzu in meinem Sinn.
»Stirb langsam, Spade«, hatte er gesagt.
Nun, vielleicht würde ich langsam sterben auf diesem Weg.
Ich quälte mich weiter und weiter – und dann endlich witterte ich das Feuer.
Ich ging sofort dicht bei einem Busch in die Hocke und verhielt im Mondschatten. Rauch! Das war ein scharfes Signal. Es konnten nur die fünf rauen Burschen sein, deren Feuer ich witterte.
Was nun?
Ich war einige Meilen gelaufen, und ich war ein kranker, zerschundener Mann, nackt und ohne Waffen.
Indes ich so hockte, hörte ich in einiger Entfernung einen Wolf heulen. Und dann war da auch plötzlich der scharfe Ruf eines Nachtfalken. Und abermals hörte ich einen Wolf – nur aus einer anderen Richtung als beim ersten Mal.
Ich wusste Bescheid, denn ich war erfahren genug in diesem Land. Ich hatte Wildpferde gejagt, nach Gold gesucht, war Fahrer oder Begleitmann auf Postkutschen und Scout bei der Armee gewesen. Ich kannte mich aus in diesem Land – und mit den Apachen.
Die beiden Wölfe, die ich heulen hörte, und auch der Nachtfalke, das waren Apachen. Einer hatte das Feuer gewittert wie ich, und nun rief er das Rudel herbei.
✰
Das Feuer brannte in einer Senke.
Ich sah die fünf Narren rings um das Feuer liegen. Sie waren so selbstherrlich und von sich eingenommen, dass sie wohl gar nicht auf die Idee kamen, jemand könne sie angreifen im Land von El Toro Francisco de Salvador.
Ich glitt leise wie ein Schatten hinunter in die Senke.
Zuerst holte ich mir einen Colt, den einer der schnarchenden Schläfer griffbereit neben sich liegen hatte.
Nun fühlte ich mich schon nicht mehr ganz so nackt.
Als ich mir überlegte, wessen Kleidung mir passen würde und ob einer der Kerle vielleicht einen Poncho oder Mantel in seinem Sattelgepäck hatte, bewegte sich der Mann, dessen Colt ich in der Hand hielt.
Er öffnete die Augen, richtete sich auf, sah mich dabei im Mond- und Sternenschein an und staunte. Dann öffnete er den Mund, um ein Gebrüll auszustoßen. Doch das musste ich verhindern. Ich hieb ihm den Revolverlauf über die Stirn – und so seufzte er nur und legte sich wieder lang hin.
Ich verharrte, hielt den Atem an und lauschte.
Und wieder hörte ich die Wölfe heulen und den Jagdruf des Nachtfalken. Die Apachen waren näher gekommen. Sie kreisten das Camp ein. Ich musste mich beeilen, sonst kam ich nicht mehr davon.
Ich nahm also dem Burschen, dem ich etwas über die Birne gezogen hatte, den Sattel weg, den er als Kopfkissen benutzte. Am Sattel war auch noch das Gewehrfutteral mit einem guten Spencer-Karabiner. Ich fand auch einen Poncho, also einen deckenähnlichen Umhang, der in der Mitte ein Loch hatte, durch welches ich den Kopf stecken konnte.
Ich tat es, und nun fühlte ich mich noch etwas besser.
Wenn nur meine Füße und die anderen verwundeten Teile meines Körpers nicht so gebrannt und geschmerzt hätten! Es war kaum auszuhalten.
Ich sattelte ein Pferd und löste die Leinen, mit denen die fünf Pferde an ein ausgespanntes Lasso gebunden waren. Es gab ja einige starke Büsche und kleine Bäume in der Senke.
Als ich in den Sattel stieg, erlebte ich ein völlig ungewohntes Gefühl, denn ich hatte noch niemals mit dem nackten Hintern in einem Sattel gesessen.
Eigentlich war mir nach einem grimmigen Fluch zumute. Doch ich brachte es fertig, in dieser Situation zu grinsen.
Denn mir ging es doch eigentlich wieder recht gut.
Ich hatte einen Colt in der Hand und ein Pferd unter dem – wenn auch nackten – Hintern.
Die fünf Kerle beim Feuer aber würden bald sterben. Denn sie schliefen immer noch, und die Apachen waren nun schon sehr nahe.
Ich selbst würde mir vielleicht sogar den Weg gegen diese Apachen freischießen müssen.
Ja, die fünf Hombres dort am Feuer waren so gut wie tot.
Als ich dies dachte, verspürte ich auch schon die Hemmung.
Meine Ehre ließ es nicht zu, selbst Todfeinde in solch einer Situation ungewarnt zu lassen.
Und so stieß ich einen scharfen Ruf aus und rief dann nach diesem Warnschrei die Worte: »Apachen! Passt auf, es sind Apachen da!«
Dann erst ritt ich los.
Und hinter mir wurden sie wach und heulten auf. So müde sie auch waren nach der langen Hochzeit und ihrem Rausch, dem Ritt danach und dem »Spaß« mit mir – so dumm und närrisch waren sie doch nicht, dass ich ihnen jetzt nicht alle Lebensgeister alarmiert hatte.
Apachen!
Ich hielt den Colt bereit. Dass er geladen und schussbereit war, darauf musste ich vertrauen. Aber ich konnte das auch bald ausprobieren, denn die Apachen hatten das Camp schon eingekreist. Es waren nicht viele Krieger, und dennoch geriet mir einer in den Weg. Er sprang mich von der Seite an.
Ich hielt ihn mitten im Sprung mit einer Revolverkugel auf und wusste deshalb, dass die Kanone funktionierte. Er ritzte mich noch mit der Messerspitze tief in den Oberschenkel – doch auf eine Wunde mehr oder weniger kam es bei mir nicht mehr an. Ich war ohnehin am ganzen Körper gezeichnet.
Ich sauste davon.
Hinter mir war die Hölle los. Schüsse krachten.
Ich ritt ein Stück in die Nacht und hielt dann an.
Sie kämpften immer noch miteinander. Und dann hörte ich Hufschlag. Ich begriff sofort, dass Hernán und seine Begleiter offenbar den ersten Angriff mehr oder weniger erfolgreich abgewehrt und nun die Flucht ergriffen hatten.
Das mussten sie, denn sie waren nicht zahlreich genug, um die Senke an den oberen Rändern verteidigen zu können. Sie wussten auch, dass die Apachen zwar in kleineren Rudeln durch das Land streiften, sich aber sehr schnell zu einer großen Kriegshorde sammeln konnten. Und wenn sie sich in dieser Senke von den Apachen festnageln ließen, hatten sie bald keine Chance mehr zum Entkommen.
Ich sah sie dann auch in der Nacht.
Es waren noch drei Reiter. Zwei der fünf Giftpilze hatten die Apachen also erwischt. Ich freute mich nicht darüber – nein, wirklich nicht.
Sollte ich nun meines Weges reiten? Ich hatte ein Pferd, Waffen, einen Sattel und einen kratzigen Poncho. Aber es behagte mir nicht sehr, dass ich nackt war unter dem Poncho.
Hernán war mir eine Menge schuldig.
Ich kannte die Richtung, in die jene drei Reiter flüchteten. Hoffentlich war Hernán einer der drei Reiter gewesen. Ich hielt mich etwas seitlich von ihrer Fährte, ritt jedoch in der gleichen Richtung.
Und als ich einmal zwischen einigen roten Felsen und bei Büschen verhielt und in der hellen Nacht Ausschau hielt, da sah ich endlich auch die Apachen. Sie saßen nun auf ihren Pferden und hatten die Verfolgung aufgenommen. Es waren fünf.
Ich ritt wieder los.
Denn in diesem Spiel wollte ich der Joker sein.
✰
Es war schon im Morgengrauen, als einer der Verfolgten plötzlich vom Pferd fiel und über den Boden rollte. Aber als er dann still lag, schoss er noch einmal mit dem Colt und holte einen der Apachen vom Pferd.
Die anderen Apachen ritten weiter. Aber indes sie an ihm vorbeijagten, schossen sie auf ihn. Als ich mich näherte, erwartete ich einen toten Weißen und einen ebenso toten Indianer zu sehen. Doch nur der Apache war tot. Der mexikanische Pistolero lebte noch, obwohl von einigen Kugeln durchbohrt.
Er starb langsam, und ich erinnerte mich daran, dass auch ich hatte langsam sterben sollen, wäre es nach dem Willen dieser Kerle gegangen, die mich an der Quelle in ihre Gewalt bekamen.
Ich saß ab und kniete bei dem Sterbenden nieder.
Er sah zu mir auf und erkannte mich. Ja, er grinste. Er tat es wahrhaftig, wenn auch verzerrt und bestimmt nicht glücklich.
»Hernán«, sagte er mühsam, »ist ein Schwein, und wir alle müssen dafür büßen. Wenn wir damals nicht über die Apachenmädchen hergefallen wären in jenem kleinen Dorf am ...« Mehr sagte er nicht mehr. Er starb von einem Atemzug zum anderen.
Aber ich wusste nun besser Bescheid.
Die Apachen kannten keinen Spaß, wenn es um ihre Frauen und Mädchen ging. Jetzt wusste ich auch, warum die kleine Kriegshorde bis zum letzten Mann hinter Hernán her sein würde – bis zum allerletzten Mann. Und offenbar war Hernán de Salvador einer der beiden noch flüchtenden Weißen.
Ich hätte gern eine Hose und ein Paar Stiefel gehabt.
Ja, ich hätte mich nicht geniert, beides dem Toten abzunehmen.
Doch der Mann war sehr viel kleiner als ich.
Ich ritt also weiter, saß mit nacktem Hintern im Sattel und hatte nichts über meinem Körper als einen kratzigen Poncho.
Als dann das Morgengrauen in einen hellen Tag überging, hörte ich die Schüsse. Und ich wusste, dass die vier Apachen nun den prächtigen Hernán und seinen letzten Begleiter gestellt hatten.
Ich ritt langsam näher, kam um einige rote Felsen herum und sah sie dann.
Hernán und sein Mann hatten nur kümmerliche Deckung, nämlich ihre offensichtlich toten Pferde, ein paar kleine Steine und Büsche. Es war eine wirklich miese Deckung. Aber das hatten die Apachen natürlich gewollt, als sie die Pferde der Flüchtenden erschossen.
Nun hatten sich die vier Apachen verteilt. Ich konnte sie von meinem etwas erhöhten Standort beobachten. Sie waren schon aus den Sätteln und schlichen zu Fuß vorwärts – nein, sie glitten vorwärts wie angreifende Wölfe.
Hernán und sein letzter Mann waren verwundet. Ich konnte sie sehen. Die Apachen schlichen aus vier Richtungen auf sie zu, legten sich dann in Deckung und begannen zu schießen.
Natürlich schossen Hernán und sein letzter Mann zurück. Ich sah sogar, wie einer der Apachen getroffen wurde und nicht mehr mitmachte.
Aber die drei anderen suchten sich bald noch bessere Positionen und schossen weiter. Dann erwischte es Hernáns Begleiter – und dann versuchte Hernán fast in das Pferd hineinzukriechen, hinter dem er Deckung gesucht hatte. Am liebsten hätte er sich gewiss ein Loch gegraben und in eine Maus verwandelt.
Ich nahm das Gewehr, welches ich mit dem Sattel, dem Pferd, dem Colt und dem Poncho gestohlen hatte. Das war ein gutes Gewehr, das sah ich sofort, ein erstklassiger, siebenschüssiger Spencer-Karabiner, mit dem man noch auf dreihundert Yards etwas treffen konnte, wenn man ein guter Schütze war.
Ich war einer.
Gleich mit dem ersten Schuss erwischte ich den mir am nächsten befindlichen Apachen. Er sprang steil in die Luft und fiel dann um.
Die beiden anderen warteten nicht länger. Sie begriffen sofort, dass sie ganz miese Karten hatten. Ich lag einige Yards höher als sie alle. Ich konnte das ganze Gelände übersehen.
Die beiden roten Burschen glitten davon. Sie erreichten ihre Pferde, warfen sich auf deren Rücken und sausten davon. Ich hätte sie noch mit Kugeln verfolgen können. Vielleicht hätte ich auch getroffen. Doch ich wollte nicht.