G. F. Unger 2314 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger 2314 E-Book

G. F. Unger

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Es war an einem späten Nachmittag, als ich nach Ute City kam. Mein Weg war lang gewesen, und auch an diesem Tag war ich viele Meilen geritten. Mein schwarzweiß gefleckter Pinto hatte ein Eisen verloren und lahmte leicht. Deshalb bog ich in den Hof der Schmiede ein, saß ab und trat in das halb offene Gebäude, wo der Schmied bei der Arbeit war. Ich wartete, bis er fertig war und das noch heiße Hufeisen in den Wasserbehälter warf. Dann betrachtete er mein Pferd, das hinter mir stand und mir den Atem in den Nacken blies. »Ich habe es schon gesehen«, sprach er. »Der Pinto braucht vorne links ein neues Eisen. Sie sind weit geritten, Cowboy?« »Was sonst?«, fragte ich zurück. »Sehe ich anders aus als ein Cowboy?« Sein Blick glitt an mir nieder und blieb dann kurz auf meine Hüfte gerichtet. Dort hing sonst mein schwerer Revolver. Doch den hatte ich mitsamt Gurt und Holster eingewickelt und in meiner dicken Sattelrolle verborgen. Denn ich wollte nicht als Revolvermann erkannt werden. Und ein Revolvermann war ich nun mal ...


Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 158

Veröffentlichungsjahr: 2025

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Double U Ranch

Vorschau

Impressum

Double U Ranch

Es war an einem späten Nachmittag, als ich nach Ute City kam.

Mein Weg war lang gewesen, und auch an diesem Tag war ich viele Meilen geritten. Mein schwarzweiß gefleckter Pinto hatte ein Eisen verloren und lahmte leicht. Deshalb bog ich in den Hof der Schmiede ein, saß ab und trat in das halb offene Gebäude, wo der Schmied bei der Arbeit war.

Ich wartete, bis er fertig war und das noch heiße Hufeisen in den Wasserbehälter warf.

Dann betrachtete er mein Pferd, das hinter mir stand und mir den Atem in den Nacken blies. »Ich habe es schon gesehen«, sprach er. »Der Pinto braucht vorne links ein neues Eisen. Sie sind weit geritten, Cowboy?«

»Was sonst?«, fragte ich zurück. »Sehe ich anders aus als ein Cowboy?«

Sein Blick glitt an mir nieder und blieb dann kurz auf meine Hüfte gerichtet. Dort hing sonst mein schwerer Revolver. Doch den hatte ich mitsamt Gurt und Holster eingewickelt und in meiner dicken Sattelrolle verborgen. Denn ich wollte nicht als Revolvermann erkannt werden.

Und ein Revolvermann war ich nun mal ...

Zum Glück trug ich eine ziemlich neue Hose, sodass die Stelle, wo sonst das Holster rieb, nicht sichtbar abgeschabt war.

Der Schmied nickte und sagte: »Also gut, dann mache ich dem Pinto jetzt sofort ein neues Eisen für einen halben Dollar.«

Doch ich schüttelte den Kopf und erwiderte: »Wenn ich es selbst schmieden und anschlagen dürfte, dann könnte ich vielleicht einen Vierteldollar sparen – oder?«

Er starrte mich an.

Dann nickte er und erwiderte: »Also gut, ich mag Cowboys, die ihre Pferde selbst beschlagen können.«

Wir waren uns also einig, und so machte ich mich wenig später an die Arbeit.

Er sah mir zu, stopfte dabei seine Tabakpfeife und paffte dann fast so stark wie der Kamin seiner Schmiedeesse.

Aber ich musste mich meiner Arbeit nicht schämen. Er hätte es kaum besser machen können.

Inzwischen war ein Mann gekommen, der mir ebenfalls zusah. Dieser bullige Mann trug unter seiner offenen Weste auf der Hemdtasche einen Messingstern. Wahrscheinlich war er der Marshal von Ute City.

Als ich mir im Wassertrog die Hände wusch, da fragte er: »Auf der Durchreise?«

Ich sah ihn an und starrte nicht zu lange in seine flintsteinharten Augen. Denn ich wusste, er würde sonst spüren, dass ich ein zweibeiniger Wolf war, kein harmloser Cowboy. Ich hob die Schultern und ließ sie wieder sinken.

»Das kommt darauf an«, erwiderte ich. »Wenn ich hier eine Arbeit finde ...«

»Er könnte bei mir als Gehilfe arbeiten«, sprach der Schmied. »Ich konnte sehen, wie er mit dem Hammer umgeht. Der hat das richtig gelernt. Und ich wette, der beherrscht sogar eine richtige Feuerschweiße, ohne das Eisen verbrennen zu lassen. Oder irre ich mich da, Cowboy?«

Ich schüttelte den Kopf und erwiderte: »Aber mit dem Lasso bin ich besser.«

Sie starrten mich beide eine Weile schweigend an. Dann fragte der Marshal: »Und mit dem Colt?«

»Trage ich einen?« So fragte ich zurück, nahm fünfundzwanzig Cents aus der Tasche und legte sie auf den noch warmen Amboss.

Dann fragte ich den Marshal: »Würde ich hier irgendwo eine Arbeit als Weidereiter oder Raubzeugjäger bekommen? Mit dem Gewehr bin ich nämlich fast so gut wie mit dem Wurfseil.«

Wieder sahen sie mich forschend an, und ich spürte nicht nur den Anprall von Neugierde, sondern auch von Misstrauen.

Der Marshal stieß dann einen Laut aus, der sich wie ein kurzes Lachen anhörte und sprach dann: »Versuchen Sie es auf der Uvalde Ranch, Cowboy. Da brauchen sie immer wieder neue Reiter.«

»Danke«, erwiderte ich. »Und wie weit ist es zur Uvalde Ranch?«

»Elf Meilen den Canyon hinauf, der auf der Mesa ausläuft. Dort liegt die Double U Ranch von Ulynes Uvalde. Reiten Sie nur hin.«

In der Stimme des Marshals war ein seltsamer Klang. Es mochte eine Mischung aus grimmigem Lachen und bitterem Sarkasmus sein.

»Das schafft mein Pinto heute nicht mehr«, erwiderte ich. »Aber morgen reite ich hinauf. Ist es eine große Ranch?«

Nun starrten sie mich an, als hätte ich sie beleidigt oder gar verhöhnt. Der Marshal knurrte dann: »Mann, Sie müssen von sehr weit herkommen. Oder Sie wollen mich verarschen. Aber das wird sich noch herausstellen. Und dann ...« Er sprach nicht weiter, sondern wandte sich ab und ging.

Ich sah den Schmied an und fragte: »Was ist hier los? Habe ich etwas falsch gemacht? Oder was ist?«

Der Schmied zögerte. Dann murmelte er: »Sie können im Heu meines Mietstalls schlafen, Cowboy. Und wenn Sie Ihr Pferd füttern, kostet das einen weiteren Vierteldollar. Oder wollen Sie im Hotel übernachten?«

Ich grinste nur als Antwort.

Da sprach er weiter: »Was hier los ist, wollen Sie wissen? Oha, Sie sind nicht der erste Reiter, der hier ankommt und sich als Cowboy ausgibt. Sie reiten dann alle zur Double U Ranch und verschwinden dort für immer. Vielleicht sollten Sie morgen nicht hinaufreiten, Cowboy. Wie ist denn Ihr Name?«

»Ach, ich bin Jim Walker«, erwiderte ich. »Und Ihr Name steht ja auf dem Schild zu lesen. Jorge Madden, nicht wahr?«

Er nickte. Seine Nasenflügel vibrierten, als versuchte er, etwas zu wittern. Dann sprach er: »Walker, wenn Sie den Marshal verarscht haben sollten, dann ...« Er sprach nicht weiter.

Auch ich sagte nichts mehr, sondern brachte mein Pferd in einen der Corrals und mein Gepäck in den Mietstall.

Als ich mich an einem der Wassertröge wusch, war es Abend geworden. Überall gingen die Lichter an. Der kleine Ort wirkte so still und friedlich.

Ich machte mich dann auf den Weg zum Saloon. Denn aus alter Erfahrung wusste ich, dass man in einem Saloon fast alles über eine Stadt und deren Umgebung erfahren konnte. Und manchmal brauchte man gar keine Fragen zu stellen, musste nur beobachten und die richtigen Schlüsse aus den empfangenen Zeichen ziehen.

Ich erreichte den Anfang des Plankengehsteigs und ging auf diesem weiter. Zuerst kam ich an einem Store vorbei, dann an einem Schneiderladen und einer Sattlerei. Schräg gegenüber sah ich dann den Mesa Saloon.

Das Schild mit dem Namen war von zwei Laternen beleuchtet. Und aus den Fenstern fielen Lichtbahnen über die Fahrbahn.

Ich wollte den Gehsteig verlassen und schräg hinüber auf die andere Straßenseite, doch da hörte ich den Hufschlag von galoppierenden Pferden und wusste, dass eine hart und rau reitende Mannschaft in die Stadt hereingejagt kam. Ich hörte die wilden Schreie, und so war mir klar, dass es sich wahrscheinlich um ein Wettreiten handelte.

Wer zuerst an der Bar stand, der hatte gewonnen.

Dies war manchmal so üblich unter rauen Mannschaften im Rinderland, wenn sie mal Stadturlaub bekamen. Diese rauen Burschen mussten sich immer etwas beweisen. So auch jetzt.

Die Reiter wirbelten mit ihren Pferden eine Menge Staub auf, warfen sich johlend aus den Sätteln und stürmten durch die Schwingtür in den Saloon.

Ja, sie waren eine wilde und raue Mannschaft. Sie erfüllten den Saloon mit ihren Stimmen. Auch einige Mädchenstimmen waren zu hören. Ein Klavier begann zu klimpern.

In dem Saloon kam plötzlich alles in Betrieb. Vorhin noch wirkte die kleine Stadt still und friedlich. Doch jetzt kam es mir so vor, als würde sie vergewaltigt.

Ich wartete, bis der Staub sich etwas gelegt hatte, dann ging ich hinüber.

Die Sattelpferde der Mannschaft trugen zwei Sterne als Brandzeichen, also den Double-Star-Brand. Es musste also hier eine Double U Ranch und eine Double Star Ranch geben. Aber der Schmied und der Marshal hatten mir nur die Double U Ranch für die Jobsuche genannt.

Ich trat langsam ein, und ich war unbewaffnet. Mein Gewehr hatte ich bei meinem Gepäck im Mietstall zurückgelassen. Einige Sekunden lang verhielt ich und wartete, bis sich meine Augen an die veränderten Lichtverhältnisse gewöhnt hatten.

Die rauen Burschen standen alle an der Bar, einige Mädchen zwischen ihnen. Sie waren dabei, sich möglichst schnell mit Feuerwasser zu füllen, und flößten es auch den Mädchen ein.

Dann sah ich den Marshal. Er saß mit einigen anderen Männern in der Ecke beim Poker und kümmerte sich nicht um die wilde Horde an der Bar. Das Klavier hämmerte immer noch.

Die rauen Burschen begannen, mit den drei kreischenden Mädchen abwechselnd zu tanzen. Und jene, die nicht tanzten, die füllten sich mit Schnaps, als wollten sie sich das Gesöff aus den Ohren wieder rauslaufen lassen.

Ich trat an das Schanktischende und wartete geduldig, bis der Barmann – wahrscheinlich war er der Wirt und Besitzer – zu mir kam.

Er sah mich scharf und forschend an, fragte: »Fremd hier? Ich sah Sie noch nie.«

Ich nickte nur, bestellte ein Bier und trat dann mit dem Glas in der Hand an den Freiimbisstisch und nahm eine Scheibe kaltes Bratfleisch auf einer Brotscheibe.

Ja, ich hatte einen bösen Hunger.

Der Wirt kam noch mal zu mir und sagte: »Satt essen ist nicht bei nur einem Glas Bier, Cowboy.«

Ich nickte und warf einen Vierteldollar auf den Tisch.

Er ging wieder, aber ich blieb nicht lange allein. Ein großer, rothaariger Bursche löste sich von der lärmenden Mannschaft an der Bar, trat zu mir an den Freiimbisstisch und sah mich mit seinen blassblauen Augen an.

»Wer bist du denn?« So fragte er grob.

Aber ich fragte zurück: »Und wer bist du, dass du mir Fragen stellst?«

Da grinste er scharf und gefährlich, sprach dann: »Pass auf, mein Freund, wir mögen in diesem Land keine fremden Reiter. Ich bin der Vormann der Double Star Ranch. Und jetzt gib du mir eine Antwort.« Seine Stimme klang hart.

»Ich suche Arbeit als Weidereiter oder Raubwildjäger, vielleicht auch als Zureiter, wenn es Wildpferde zuzureiten gäbe.«

»Bei mir nicht«, erwiderte er barsch und verließ mich wieder, nachdem er einen Blick auf meine Hüfte warf, wo man normalerweise einen Revolver trug.

Ich ahnte, dass er und ich noch irgendwann aneinandergeraten würden, wenn ich im Land blieb.

Ich kaufte mir noch ein Bier und bediente mich abermals am Freiimbisstisch. Dann war ich einigermaßen satt und ging wieder, machte einen Spaziergang von einem Stadtende zum anderen. Ich merkte mir alle Gassen, Geschäfte und Häuser.

Im Saloon war es immer noch laut. Und auch das Dutzend Sattelpferde mit dem Double-Star-Brand stand noch davor. Sie lärmten drinnen mit den kreischenden Mädchen. Und das Klavier hämmerte.

Dem Marshal, der im Saloon in der Ecke inmitten einer Pokerrunde hockte, dem machte der wilde Lärm offenbar nichts aus. Oder lag es nur daran, dass er sich mit der Double-Star-Mannschaft nicht anlegen wollte?

Ich dachte wieder an den rothaarigen Vormann der Mannschaft, dessen Namen ich noch nicht kannte. Der Mann hatte seinen Instinkt eingesetzt. Was hatte ihm sein Instinkt gesagt? Was für eine Witterung hatte er von mir bekommen?

Was war in diesem Land los? Was war im Gang?

Ich konnte etwas spüren, aber es gab niemanden, den ich fragen konnte. Das war mir klar. Ich war ein Fremder, und obwohl ich keinen Revolver trug, spürte ich das Misstrauen.

Ich hatte mich als Cowboy getarnt, doch ich sah gewiss nicht wie ein harmloser und durchschnittlicher Weidereiter aus, der auf der Suche nach Arbeit war. Ja, ich wirkte ziemlich hart und zäh, war groß und schlank, bewegte mich trotz meines Gewichtes von fast hundertachtzig Pfund sehr leicht, so leicht wie ein Wolf oder ein Berglöwe. Ich hatte breite Schultern, eine schmale Taille und lange, leicht gekrümmte Beine, die sich wie eine Klammer um einen Pferdeleib pressen ließen, damit ich im Sattel bleiben konnte auf einem bockenden Wildhengst.

Oh ja, ich sah nicht durchschnittlich aus. Und das war mein Problem, denn man nahm mir meine scheinbare Harmlosigkeit nicht ab.

Und vor mir waren andere Männer hergekommen und dann spurlos verschwunden. Das war es.

Ich verspürte die Müdigkeit eines langen Ritts. Und so sehnte ich mich nach dem weichen Stroh- oder Heulager im Mietstall.

Oh, ich hätte mir auch im Hotel ein gutes Zimmer mieten können. Doch das hätte nicht zu einem umherziehenden Cowboy gepasst, der einen Job suchte, ebenso wenig wie ein gutes Abendessen im Restaurant.

Ich machte mich also auf den Weg zum Mietstall.

Am nächsten Morgen würde ich den Canyon hinauf zur Mesa reiten, um die Double U Ranch zu besuchen. Und als ich daran dachte, da erschien das Bild jener Frau vor meinen Augen, wegen der ich in dieses Land gekommen war.

Gay Merrity hieß sie damals. Und jetzt trug sie den Namen Uvalde.

Wie sehr musste sie sich verändert haben!

Ja, ich war neugierig auf sie. Und viele Erinnerungen waren in mir.

Im großen rechten Torflügel war noch eine kleine Tür, durch die man in den Vorraum des Stalls gelangen konnte.

Hier saßen zwei bullige, schwergewichtige Burschen auf der großen Futterkiste und hatten ein Halmaspiel zwischen sich. Es sah sehr friedlich aus, so als vertriebe sich der Stallmann mit einem Freund ein wenig die Zeit.

Doch ich hatte die beiden Bullen vorhin an der Theke im Saloon gesehen. Sie gehörten zur lärmenden Double-Star-Mannschaft.

Im schwachen Schein zweier Laternen grinsten sie mich an.

Ich hielt inne und fragte: »Habt ihr was auf dem Herzen?«

Nun lachten sie leise, wirkten richtig amüsiert, als wären sie voller Vorfreude auf einen Spaß. Ich warf einen Blick dorthin, wo mein Gepäck lag und sah, dass sie es schon durchsucht hatten. Sie hatten sich nicht einmal die Mühe gemacht, alles wieder so zu ordnen, wie sie es vorgefunden hatten.

Einer sagte: »He, wo hast du deinen Revolver?«

Sie hatten ihn also nicht gefunden, denn ich hatte die Waffe nicht in meiner Satteltrolle gelassen, sondern sie im Heuhaufen in der Ecke versteckt.

»Habe ich einen Revolver?« So fragte ich zurück.

Nun erhoben sie sich und traten langsam auf mich zu.

»Zieh dich aus«, verlangte ihr Sprecher. »Wir wollen deine Kleidung durchsuchen. Mal nachsehen, ob du wirklich nur ein armer, harmloser Cowboy bist, der im Stall schlafen muss und einen Job sucht. Oder zeigst du uns deinen Stern freiwillig, den du vielleicht in der Hosentasche trägst?«

Nun war es heraus. Sie wollten wissen, ob ich ein Gesetzesmann war.

Ich schüttelte den Kopf. »Jungs, legt euch nicht mit mir an«, warnte ich sie und wusste, dass meine Warnung sie nur herausfordern würde.

Und so war es auch. Denn sie ließen ein zufriedenes Knurren hören. Dann war es wieder ihr Sprecher, der sagte: »Nun, dann werden wir dich erst mal so richtig platt machen.«

Sie waren Schläger, die sich auf primitive Art darauf freuten, einen Mann zu zerhämmern, der sich ihnen nicht ergab. Sie trugen zwar Revolver, aber sie waren mit den Fäusten gewiss besser als mit den Waffen.

Und weil sie zu zweit waren, jeder von ihnen noch etwas schwerer als ich, fühlten sie sich mir haushoch überlegen. Denn ich trug ja keine Waffe, hatte nur meine Fäuste wie sie.

Ihre Hirne waren gewiss sehr viel kleiner als ihre Fäuste. Doch sie hatten klare Befehle erhalten.

Sie sprangen also auf mich zu.

Wahrscheinlich waren sie aufeinander eingespielt und wussten, wie sie einen Mann zerschlagen konnten, bis er sich ihnen unterwarf.

Doch ich war sehr viel schneller als sie. Und ich sprang ihnen entgegen und rammte zwischen ihnen hindurch. Ihre Fäuste trafen mich nicht, radierten nur an meiner Kleidung. Und so stolperten sie bis zum Stalltor, das dann ihren Schwung aufhielt.

Als sie sich vom Tor abstießen wie von einer Wand und sich nach mir umwandten, da waren sie immer noch guter Dinge. Denn ihrer Meinung nach hatte ich keine Chance gegen sie.

Ich aber war inzwischen zu einem der starken Holzpfosten geglitten, die das Stalldach trugen.

Denn dort an diesem Pfosten hing nach der einen Seite Zaumzeug, auf der anderen aber eine Maultiertreiberpeitsche. Sie war eines dieser bösen Dinger, mit denen die Maultiertreiber wie Künstler umgehen konnten. Am Ende der aus Lederstreifen geflochtenen Peitschenschnur war ein Metallknaller befestigt, mit dem man einem Menschen glatt ein Ohr abschlagen konnte.

Ich nahm die zusammengerollte Peitsche mit einem schnellen Griff vom Haken und schüttelte sie nicht nur aus, sondern schlug ihr Ende um die Beine des einen Burschen in Höhe seiner Kniekehlen.

Er stolperte mir entgegen, wollte mir dann mit seinem Kopf vor die Füße fallen. Doch ich riss mein Knie hoch und traf ihn damit mitten ins Gesicht.

Nun hatte ich es nur noch mit dem anderen Burschen zu tun.

Aber mit dem kam ich gut zurecht, weil ich schneller war und härter schlug als er.

Und da lagen sie nun.

Für alle Fälle nahm ich ihnen die Revolver weg, damit sie in ihrem Zorn keine Dummheiten versuchen konnten.

Ich setzte mich dann beim Halmaspiel auf die Futterkiste und wartete, bis sie wieder einigermaßen beisammen waren, also wieder denken und reden konnten.

Sie setzten sich auf und staunten mich an.

Ich nickte ihnen zu und fragte: »Ihr seht doch wohl ein, Jungs, dass ich keine andere Wahl hatte? Nun seid ihr wohl mächtig böse auf mich?«

Sie knurrten und hätten es gerne noch mal versucht, aber sie sahen mich erwartungsvoll grinsen und ließen es bleiben.

Nach einer Weile sprach einer heiser: »Aber eines wissen wir nun. Du bist gewiss kein umherziehender Cowboy – du nicht. Denn du verstehst dich auf einen ganz anderen Job. Jetzt weiß Brosius Kelly Bescheid.«

»Und wer ist Brosius Kelly?« So fragte ich.

Nun staunten sie wieder.

»Das ist der Vormann der Double Star«, knurrte einer.

»Und wem gehört die Ranch?« Ich wollte es nun genau wissen.

Sie gaben das Staunen endgültig auf. Zumindest darin hatte ich sie überzeugt, dass ich völlig fremd hier war.

»Die Double Star gehört einer großen und mächtigen Gesellschaft im Osten, der Double Star Enterprise. Sie besitzt Schiffe auf allen großen Strömen, Eisenbahnlinien, Minen und wer weiß noch was. Ihr Bevollmächtigter hier ist Mister Otis Longfellow, und der wird jetzt deinen Skalp haben wollen, ganz gleich, ob du einen Stern in der Tasche trägst oder nicht.«

Ich nickte nachdenklich. Denn langsam begann ich, so etwas wie ein Bild zu sehen. Ich fragte: »Warum fürchtet die Double Star das Gesetz? Um was geht es hier?«

Da grinsten sie breit. Einer sagte: »Das wissen wir selbst nicht so genau. Aber wahrscheinlich will die Double Star Enterprise die Double U Ranch schlucken. Hat man dich dort nicht zu Hilfe geholt?«

Ich gab ihm keine Antwort, aber ich erhob mich von der Futterkiste und öffnete den Deckel.

Es war ein großer Kasten, groß genug, um für einen langen Winter die Mais- und Hafer-Vorräte aufzunehmen.

Jetzt war kaum noch etwas Futter drinnen.

Ich machte eine einladende Bewegung.

»Steigt ein, Jungs. Dies ist für diese Nacht euer Bettchen. Ihr habt beide Platz, wenn ihr euch beieinander legt wie ein Liebespaar und in die Arme nehmt. Und da ihr gewiss beide stinkt, merkt ihr das gar nicht vom anderen. Vorwärts!«

Nun klang meine Stimme scharf.

Aber sie wollten nicht, starrten mich böse an.

»Ihr zwei Pfeifen könnt es ja noch mal versuchen«, lud ich sie ein.

Sie starrten auf ihre Colts, die ich mir hinter den Hosenbund geschoben hatte. Aber ich knallte mit der Peitsche über ihre Köpfe.

Sie zitterten vor Wut und Scham. Denn sie waren ja immer noch zu zweit gegen mich. Doch sie wollten es nicht nochmals versuchen.

»Wir bekommen deinen Skalp schon noch«, knurrte einer. Der andere hielt sich die gebrochene Nase, sagte nichts mehr.