G. F. Unger 2330 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger 2330 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Die kleine Stadt Valley City ist an diesem Tag voll von Menschen. Sie wurden zur Hochzeit eingeladen, und es war für alle eine große Überraschung, dass sich Reva Consul so plötzlich entschieden hatte, Kirby Padden zu heiraten. Denn eigentlich schien es für alle Leute ausgemacht, dass sie Steve Braddoks Mädel war. Plötzlich kommt Steve Braddok in die Stadt galoppiert. Er hält vor dem Longhorn Saloon und fragt die dort versammelte Männergruppe: »Ist Kirby Padden dort drinnen?« »Ja, er ist dort drinnen und nimmt Abschied vom Junggesellenleben«, antwortet einer der Männer. »Du wirst doch mit Kirby keinen Streit anfangen wollen, nur weil er dir das Mädel weggeschnappt hat?« »Gebt mir den Weg frei, Jungs«, erwidert Steve Braddok, und seine Stimme klingt merkwürdig sanft - viel zu sanft ...

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Seitenzahl: 154

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

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Powder Valley

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Impressum

Cover

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsbeginn

Impressum

Powder Valley

Die kleine Stadt Valley City ist an diesem Tag voll von Menschen. Sie wurden zur Hochzeit eingeladen, und es war für alle eine große Überraschung, dass sich Reva Consul so plötzlich entschieden hatte, Kirby Padden zu heiraten. Denn eigentlich schien es für alle Leute ausgemacht, dass sie Steve Braddoks Mädel war.

Plötzlich kommt Steve Braddok in die Stadt galoppiert. Er hält vor dem Longhorn Saloon und fragt die dort versammelte Männergruppe: »Ist Kirby Padden dort drinnen?«

»Ja, er ist dort drinnen und nimmt Abschied vom Junggesellenleben«, antwortet einer der Männer. »Du wirst doch mit Kirby keinen Streit anfangen wollen, nur weil er dir das Mädel weggeschnappt hat?«

»Gebt mir den Weg frei, Jungs«, erwidert Steve Braddok, und seine Stimme klingt merkwürdig sanft – viel zu sanft ...

Sie blicken ihn vorsichtig an, und sie zögern immer noch. Aber sie kennen ihn zu gut und wissen genau, dass er sich gleich mitten durch ihre Gruppe hindurch den Weg freimachen wird. Man kann Steve Braddok nicht auf diese Art in den Weg treten.

Und so murmelt Peter Scott bitter: »Nun gut, Steve, es ist ja wirklich nicht unsere Sache. Und früher oder später musste es ja wohl mal zwischen dir und Kirby passieren, dass ...«

Er verstummt, denn er möchte es nun doch nicht aussprechen. Doch jeder Mann der Gruppe hier vor dem Saloon weiß Bescheid. Jeder kennt die Rivalität zwischen Kirby Padden und Steve Braddok, denn sie ist schon so alt, wie dieses Land hier von Menschen besiedelt ist.

Und als Steve Braddok die Schwingtür des Saloons aufstößt und darin verschwindet, da drängt sich die Männergruppe hinterher, denn einen Kampf lässt man sich in diesem Land als Zuschauer nur ungern entgehen. Und ein Kampf zwischen Kirby Padden und Steve Braddok – nun, davon wird man sich gewiss noch in zehn Jahren erzählen, und man würde mehr als einen Monatslohn geben, um ihn nicht zu versäumen.

Als Steve Braddok die Schwingtür hinter sich zufallen lässt, müssen sich seine Augen erst an das fast dämmrig wirkende Tageslicht im Saloon gewöhnen.

Die Männer am Schanktisch erkennen ihn sofort. Doch er braucht einige Atemzüge, bis er Kirby Padden entdecken kann. Da die anderen Männer inzwischen etwas von Padden abrückten, stehen sie sich nun von Mann zu Mann auf etwa acht Schritte Abstand gegenüber.

Kirby Padden ist gewiss nicht größer als Steve Braddok, doch er wirkt massiger, wuchtiger. Er wiegt zumindest zwanzig Pfund mehr, also gut zweihundert Pfund. Er ist muskulöser, ganz und gar ein kraftstrotzender, angriffslustiger, selbstbewusster Büffelbulle, der vor nichts Respekt hat, alles im ersten Ansturm überrennen möchte und der dennoch die Beharrlichkeit einer Bulldogge aufbringen kann, wenn er mit dem ersten Ansturm nicht zum Ziel kommt.

Er lehnt mit dem Rücken am Schanktisch, hat einen Ellbogen aufgestützt und hält in der anderen Hand ein noch halb gefülltes Whiskyglas.

»Nun, Steve«, sagt er, »es ist mir eine Freude, dass auch du hergekommen bist, um mir Glück zu wünschen. Lass dir von Mike Mannen ein Glas geben. Und dann werden wir auf meine schöne Braut und auf meine Hochzeit trinken, nicht wahr? Oder warum bist du sonst hergekommen, Freund Steve?«

Er fragt es lauernd. Er hat einen runden Kopf, Sommersprossen, steingraue Augen und herausfordernd rote Haare. Seine etwas zu vollen und eine außergewöhnliche Vitalität verratenden Lippen sind ständig zu einem siegesgewissen Lächeln gekräuselt.

Steve Braddok betrachtet ihn auf eine Art, die Neugierde und eine leichte Verwunderung verrät.

Dann sagt er in die gespannte Stille: »Sicher, Kirby, ich wünsche dir viel Glück – dir und deiner Braut und baldigen Frau. Ihr sollt lange leben, viele Kinder und Enkel haben und immer miteinander glücklich sein. Das alles wünsche ich dir. Doch deshalb bin ich nicht hergekommen, Freund Kirby.«

Dieser stellt langsam das Glas seitlich auf den Schanktisch. Dann tritt er einen Schritt vor, stellt sich breitbeinig hin, senkt etwas seinen runden Kopf mit dem roten, borstigen Haar und blickt auf Steve Braddok.

»Nun, weshalb bist du dann hergekommen, Steve?«, fragt er langsam.

»Deine Jungs haben Linc Daniels in der Klemme«, erwidert Steve Braddok schwer. »Sie haben ihm das Pferd unter dem Sattel weggeschossen und ihn auf einen Hügel am Old Squaw Creek gejagt. Er verteidigt sich dort oben. Kirby, es wird Tote geben, wenn du deine Männer nicht zurückpfeifst. Linc Daniels ist nicht der Mann, dem man ungestraft die Haut abziehen kann.«

»Er ist dein Freund, nicht wahr, Steve?«

»Er ist mein Freund.«

»Und wenn ich meine Reiter nicht zurückpfeife?« Kirby Padden stellt diese Frage lauernd.

Steve Braddok nickt leicht. »Dann bekommst du deinen Krieg, Freund Kirby«, sagt er dann sanft. »Gleich hier!«

Er sieht den anderen durchdringend an.

»Also los!«, sagt er dann. »Du musst dich jetzt entscheiden, Kirby Padden. Nach Sonnenuntergang werden deine Männer den Hügel stürmen, auf dem Linc Daniels liegt. Dann wird es Tote geben. Ich bin zwanzig Meilen geritten, um das zu verhindern. Und ich will die zwanzig Meilen in Begleitung deines Boten gerne wieder zurückreiten, um noch vor Sonnenuntergang zur Stelle zu sein. Das ist alles, Kirby!«

Dieser steht mit gesenktem Kopf da und überlegt. Dann murmelt er: »Dieser Linc Daniels – er ist ein Satteltramp. Er gehört nirgendwohin im Powder Valley. Aber er ist immerzu unterwegs. Ich wette, dass er Rinder stiehlt. Und ich habe überall bekannt machen lassen, dass niemand mehr ohne meine Erlaubnis über meine Weide reiten darf. Wer es dennoch tut, den sehe ich als Viehdieb oder als Spion von Viehdieben an, der herausfinden soll, wo meine Herden stehen. Ich habe das alles laut genug im Land verkündet und gewarnt. Wenn meine Männer Linc Daniels in der Klemme haben, dann wird er wohl auf meiner Weide herumgeritten sein – als Spion von Viehdieben. Steve, wenn er dein Freund ist, dann hättest du dafür Sorge tragen müssen, dass er entweder aus dem Land verschwindet oder ein anderes Leben beginnt.«

»Du redest zu viel, Kirby.«

»Ich trage heute zu meinem Hochzeitstag keine Waffe«, erklärt Kirby sofort. »Und ich möchte mich auch heute nicht mit dir prügeln. Ich könnte ein blaues Auge bekommen, und ich möchte doch in der Hochzeitsnacht so schön wie möglich sein. Steve, es ist heute nichts für dich drin. Geh zum Teufel!«

Er wendet sich wieder zum Schanktisch, um das Glas aufzunehmen.

Steve Braddok aber sieht die anderen Männer der Reihe nach an. Es sind samt und sonders Rancher.

Da ist Ambrose Consul, Paddens zukünftiger Schwiegervater, dem die Halbmond-Ranch gehört.

Und da sind die Rancher Al Dunhill, Jim Brewster und Sam Slaterlee. Es gehören noch einige kleinere Rancher dazu, die alle mehr oder weniger im Schatten der Großen leben.

Steve blickt sie an und sagt: »Ihr alle kennt Linc Daniels. Wenn es in diesem Land irgendwo ein schwieriges Pferd zuzureiten gilt, dann holt man Linc. Gewiss, er ist ein Satteltramp. Er ist nirgendwo zu Hause. Dass man ihn nun in der Klemme hat, bedeutet nichts anderes, als dass Kirby Padden den Krieg im Land will. Er kann ihn haben. Und ihr alle seid dabei mit drin. Na, gut!«

Er wendet sich um und geht zur Tür. Die Männer, die nach ihm hereingekommen sind, wichen ohnehin nach beiden Seiten aus, um aus der voraussichtlichen Schusslinie sein zu können.

Als Kirby Padden sagte, dass er heute nicht kämpfen will, ging ein deutlich hörbares Aufatmen durch die Zuschauer.

Doch nun, da Steve Braddok gesprochen hat, ist ihnen allen plötzlich klar, wohin die Dinge in diesem Land getrieben sind.

»He, Steve«, sagt Al Dunhill scharf. »Du wirst doch wegen Linc Daniels keinen Krieg machen?«

»Er ist mein Freund. Und er liegt umzingelt auf einem Hügel und wird getötet, sobald es Nacht sein wird. Dies aber ist erst der Anfang. Kirby Padden macht jetzt lange Schritte, und er macht auch einige Umwege. Ein solcher Umweg, der zu mir führen soll, ist zum Beispiel Linc Daniels. Deshalb kam ich her. Ich wollte Kirby Padden die Möglichkeit geben, ohne Umwege sein Ziel erreichen zu können. Aber er kneift. Nun gut!«

»Erst heirate ich Reva«, sagt Kirby Padden. »Und erst kommt die große Feier und die Hochzeitsnacht. Dann kannst du deinen Krieg bekommen, Steve. Und für diesen Linc Daniels tue ich nichts, gar nichts!«

Steve Braddok gibt keine Antwort. Er geht hinaus, nimmt sein Pferd und führt es zum Mietstall hinüber. Er kommt an Debbie Callaghans Modegeschäft vorbei, und Debbie tritt heraus.

Sie trägt ein grünes Kleid, das zu ihrem kupferroten Haar einen prächtigen Kontrast bildet. Ihre Augen haben die gleiche Farbe wie das grüne Kleid.

»Großer Mann, kann ich etwas für dich tun?«, fragt sie ruhig vom Gehsteig zu ihm nieder.

Er bleibt einen Moment stehen.

»Wenn du Frits Stonebreaker siehst, dann könntest du ihm ausrichten, dass Linc Daniels am Old Squaw Creek in der Klemme sitzt.«

Sie nickt ruhig, und sie lässt sich keine Bestürzung anmerken. Sie sagt nur etwas spröde: »Ich werde es ausrichten, Steve. Und viel Glück! Ich dachte schon, du wärest in die Stadt gekommen, um aus einem anderen Grund mit Kirby Padden Streit zu beginnen. Haben seine Leute Linc in der Klemme?«

»Ja«, sagt Steve und geht weiter.

Aber Debbie Callaghan sagt schnell und bitter hinter ihm her: »Er hat dich in der Klemme, Steve – dich! Ist dir das klar?«

Steve Braddok winkt nur leicht mit der Hand und blickt sich nicht mehr um. Er verschwindet in der Einfahrt zum Mietstall – und er kommt dann in einer verblüffend kurzen Zeit im Sattel eines kräftigen Braunen wieder auf die Straße und treibt das Tier zu einem scharfen Galopp an. Er reitet am Hotel vorbei und wirft einen Blick nach oben. Dort oben an dem großen Eckfenster sieht er eine Frau im Brautkleid. Sie ist schon fertig zur Hochzeit. Denn die Trauung findet in kaum zwanzig Minuten statt.

Reva Consul ist eine dunkle Schönheit, und in ihrem Brautstaat wirkt sie wie eine Prinzessin.

Sie blickt bewegungslos auf Steve Braddok nieder, ihre Blicke begegnen sich für zwei Sekunden.

Dann jagt Steve aus der Stadt. Und Reva wendet sich vom Fenster ab und einigen Frauen zu. Ihr Gesicht ist glatt und beherrscht. Doch in ihren dunkelblauen Augen ist ein harter und zugleich verloren wirkender Ausdruck.

Steve Braddok reitet so schnell er kann und rechnet sich aus, ob er noch vor Sonnenuntergang in den Hügeln beim Old Squaw Creek sein kann, um Linc Daniels beizustehen.

Indes er immer wieder das Pferd antreibt, denkt er an Linc, und er ist wütend auf ihn, weil Linc sich nun nach all den Jahren noch keinen festen Platz schuf und als Satteltramp gilt, der nur dann und wann als Zureiter arbeitet, wenn er mal ein neues Hemd, etwas Tabak oder andere Notwendigkeiten braucht.

Er weiß auch, dass Linc Daniels eine Menge Männer kennt, die irgendwo in verborgenen Camps leben, verborgene Pfade reiten und in den Nächten Vieh stehlen. Er weiß auch, dass Linc Daniels über Jeremy Mogellan gut Bescheid weiß, den größten und verwegensten Viehdieb auf dreihundert Meilen in der Runde. Linc Daniels hat viele Freunde und weiß viel über die Menschen in diesem Land.

Doch jetzt steckt er in der Klemme. Und er, Steve Braddok, muss ihn herausholen.

Steve denkt auch immerzu an die Worte, die Debbie Callaghan ihm nachgerufen hatte.

»Er hat dich in der Klemme, Steve – dich! Ist dir das klar?«

Das waren die Worte.

Und sie sind die pure Wahrheit.

Kirby Padden, der schon als Knabe sein Gegner und Rivale war, nahm ihm nicht nur das Mädchen weg. Er zwingt ihn nun auch noch dazu, für einen Freund mit einem etwas zweifelhaften Ruf, Partei zu ergreifen. Und wahrhaftig, er hat ihn dadurch in eine Klemme gebracht.

Wäre Kirby Padden gleich gegen ihn, Steve Braddok, losgegangen, so wäre Steve der Angegriffene gewesen. Nicht wenige Menschen in diesem Land hätten sich auf seine Seite gestellt. Es hätte sich schnell eine Braddok-Partei gebildet, denn es gibt nicht wenige Leute, die sich genau ausrechnen können, dass auch sie eines Tages an der Reihe sein werden, wenn Kirby Padden erst mit Steve Braddok fertig ist.

Doch jetzt ist es völlig anders.

Jetzt stellt sich Steve Braddok auf die Seite eines Satteltramps. Jetzt ist Kirby Padden nicht der Angreifer. Und niemand wird wegen eines Linc Daniels für Steve Braddok Partei ergreifen.

Steve staunt, wie schnell und klar Debbie Callaghan dies erkennen konnte und wie klipp und klar sie es ihm dann sagte. Aber sie ist immer ein guter Kamerad gewesen, auf den man sich verlassen konnte.

Steve Braddok erreicht nun die Weggabelung, die zu seiner SB Ranch führt. Er verhält sein Pferd und denkt einige Sekunden darüber nach, ob er erst zur Ranch reiten und seine Männer holen soll. Doch er verwirft die Idee wieder. Wenn er mit seiner Mannschaft eingreift, so bedeutet dies nichts anderes als einen Angriff der SB Ranch gegen die Skull Ranch Kirby Paddens.

Steve Braddok ist sich sicher, dass Kirby Padden genau dies erwartet. Und vielleicht hat man Linc Daniels nur deshalb in der Klemme, um ihn, Steve Braddok, dort in den Hügeln am Old Squaw Creek in eine Falle zu locken.

Dies alles überdenkt Steve Braddok in den wenigen Sekunden. Er entschließt sich, weiterzureiten.

Doch da sieht er einen Reiter aus einer Bodensenke auftauchen. Es ist Jerry Mulberry, sein jüngster Cowboy. Jerry erkennt ihn sofort und treibt seinen Schecken schneller an.

Als er bei Steve ist, sagt er: »Ich bin unterwegs zur Stadt, um die Post und einen Sack voller notwendiger Dinge zu holen.«

»Das kannst du auch, Jerry«, spricht Steve knapp. »Nur brauche ich dein Pferd. Mach einen schönen Spaziergang und nimm dann aus dem Mietstall meinen Coleman mit zur Ranch zurück.«

Jerry staunt eine Sekunde. Dann wird ihm klar, dass Steve Braddok, sein Boss, ziemlich ungeduldig ist. Und so beeilt er sich, aus dem Sattel zu kommen und Steve die Zügel zuzuwerfen.

»Was ist denn los?«, fragt er.

»Linc Daniels steckt am Old Squaw Creek ohne Pferd in der Klemme«, erklärt ihm Steve und reitet an.

Jerry Mulberry ist ein noch junger, kaum mehr als mittelgroßer, doch sehr geschmeidiger und verwegener Bursche, der nur vor einem einzigen Mann Respekt hat – vor Steve Braddok. Jetzt starrt er ihm nach. Dann reißt er sich den Stetson vom Kopf und wirft ihn in den Staub des Weges.

»Oh, zum Teufel, warum nimmt er mich nicht mit? Wenn Linc in der Klemme steckt, dann bin ich doch der richtige Mann, um mit Steve zu reiten. Er aber nimmt mir das Pferd. Und nun kann ich fast vier Meilen zu Fuß laufen!«

Er kniet nieder, um sich die Sporen von seinen hochhackigen Stiefeln zu schnallen. Und dann macht er sich stolpernd und fluchend auf den Weg. Doch er braucht nicht lange zu laufen. Bald kommt ein Wagen und holt ihn ein.

Ann und Mary Slaterlee sitzen in dem Wagen, und sie fahren nun im Schritt neben dem wandernden Jerry Mulberry her, der seinen Hut abnimmt und grüßt.

»Wenn Sie genug gelaufen sind, dann steigen Sie hinten ein, Jerry«, sagt Mary ernst.

Als Steve Braddok die Hügel beim Old Squaw Creek erreicht, ist die Sonne im Westen schon hinter den Black Mountains verschwunden, und überall aus den Canyons und Hügellücken kriechen die Schatten der Nacht hervor.

Steve Braddok reitet langsam und vorsichtig. Mehrmals hält er an und sitzt ab. Er geht dann immer ein Stück von seinen Pferden weg und lauscht aufmerksam. Doch sein Weg ist frei.

Und dann hört er das Krachen von Gewehren. Er weiß nun, dass Linc Daniels noch lebt, dass er immer noch auf jenem Hügel liegt und sich verteidigt.

Steve reitet aus der Hügelkette heraus. Vor ihm liegt ein Stück flache Weide, ein fast dreieckig wirkendes Stück, von zwei Seiten im Winkel eingesäumt vom Old Squaw Creek, der eine scharfe Biegung um einen Hügel macht, dessen Kanzel über dem Creek hängt.

Steve reitet zum Creek hinüber und in diesen hinein. Dann prüft er noch einmal den Wind. Der kommt aus der Richtung, aus der er selbst geritten kam.

Steve überlegt noch einen Moment. Was er wagen will, ist keine kleine Sache. Doch er kennt dieses Stück Weideland gut, und er kann sich ausrechnen, wie die Sache, die er in Gang bringen will, vonstattengehen wird.

Auch ist der Wind nicht zu stark, sondern gerade richtig.

Steve gleitet aus dem Sattel und geht durch das kaum knietiefe Wasser zurück an Land. Er geht weit genug von dem grünen Streifen am Creek fort, bis er das trockene, braune und von der Sonne ausgelaugte Gras erreicht. Er kniet nieder und zündet es an.

Als er dann wieder im Creek ist und in den Sattel klettert, jagt der leichte Abendwind das Feuer schon vor sich her. Steve weiß, dass sich die Männer, die vor dem Feuer und vielleicht schon halb auf dem Hügel sind, deutlich gegen den Feuerschein abheben.

Oben beginnt wieder Linc Daniels' Gewehr zu krachen. Und überall dort, wo das Feuer gegen den Grünstreifen beim Creek ankämpfen muss, entwickelt sich ziemlich viel Rauch.

Steve Braddok kann mit Sicherheit annehmen, dass jene Männer, die Linc Daniels eingekreist haben, nun zu ihren Pferden laufen. Bei einem Präriebrand trachtet jeder abgesessene Reiter zuerst einmal danach, sein Pferd unter sich zu bekommen. Nichts ist ihm dann wichtiger. Und erst dann, wenn er wieder im Sattel sitzt und in der Lage ist, einem schnellen Feuer entkommen zu können, erinnert er sich an seine Aufgabe und sucht vielleicht nach Möglichkeiten, diese zu erfüllen.

Steve Braddok reitet mit seinen beiden Pferden am anderen Ufer aus dem Creek und dann vorwärts. Er kommt nach etwa fünfhundert Yards an die Spitze der scharfen Biegung und verhält genau unterhalb des Hügels, der hier über dem Creek-Knick aufragt.

Drüben in dem Weidedreieck, das vom Creek begrenzt wird wie von den Schenkeln eines Zirkels, brennt nun das Feuer, rennt vom Wind getrieben gegen den Grünstreifen des Creek und entwickelt eine Menge Qualm. Steve Braddok erblickt dort drüben zwar keine Reiter, doch er weiß, dass der Hügel ihm die Sicht versperrt. Er kann damit rechnen, dass die Reiter vor dem Feuer über den Creek kommen und dann auf dieser Seite zurückreiten werden. Denn sie werden inzwischen begriffen haben, wie die Sache läuft.

Aber hoffentlich hat auch Linc Daniels die Sache begriffen.

Steve Braddok stößt dreimal kurz hintereinander den scharfen Schrei eines Nachtfalken aus.

Dieser Schrei wird sofort erwidert. Oben auf dem Hügel hebt sich für einen Moment Linc Daniels' Gestalt ab. Dann wird er unsichtbar. Doch Steve weiß, dass er nun auf den Absätzen und dem Hosenboden das steile Stück heruntergesaust kommt und sich nach Möglichkeit mit den Händen an allen Büschen und Grasbüscheln festhält, die er auf seiner Rutschpartie ergreifen kann.