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Der Glanz der Abendsonne liegt auf dem Berggürtel ring um das Blue-Mountain-Valley und vergoldet die Dächer der Herz-Ranch. Feierabendstimmung herrscht auf dem großen Hof. Die Cowboys kamen soeben aus dem Speiseraum und genießen nun die Abendkühle. Sie rollen sich Zigaretten oder stopfen ihre Tabakspfeifen. Die Pfeifenköpfe sind oben meistens angekohlt; eine Folge der Gewohnheit, den Tabak mit einem brennenden Holzstück des Lagerfeuers anzuzünden.
Da nähern sich Hufschläge. Im Ranchtor taucht ein Reiter auf und fegt dann in den Hof hinein. Die Boys staunen den Mann an. Sie kennen ihn ja gut genug, denn es ist ihr eigener Vormann Charly. Er dürfte eigentlich gar nicht hier sein. Mit einer Treibermannschaft ist er bereits zwei Tage unterwegs, um die zum Kauf bestimmte Herde zum Verladebahnhof zu treiben.
Charly schwingt sein linkes Bein über das Sattelhorn, rutscht herunter und stelzt dann mit steifen Beinen die Veranda hinauf, wo Billy Jenkins ins Freie getreten ist.
"Ich habe den Treck abgebrochen. Unsere Herde befindet sich auf dem Rückmarsch", sagt Charly. "Wir haben das Texasfieber im Lande!"
***
G. F. Unger wird zu Recht als der beliebteste und erfolgreichste deutschsprachige Western-Autor gefeiert und mit einer Rekordauflage von über 250 Millionen Exemplaren gehört er zur internationalen Spitzenklasse der Spannungsliteratur. Zu seinem umfangreichen Werk zählen auch seine Beiträge zu den Serien BILLY JENKINS, TOM PROX, JOHNNY WESTON und PETE in den 50er-Jahren.
BASTEI präsentiert nun in einer Classic-Edition diese Romane, die neben ihrem nostalgischen Reiz auch nichts von ihrer Dramatik verloren haben. Wir beginnen mit seinen Billy-Jenkins-Romanen, die wir in chronologischer Reihenfolge bringen, mit den originalen, leicht kolorierten Titelbildern von Heinrich Berends.
Erleben Sie den amerikanischen "Wilden Westen", wie nur G.F. Unger ihn schildern kann: hart, authentisch, leidenschaftlich.
Alle vierzehn Tage erscheint eine neue Folge.
Jede Folge ist in sich abgeschlossen und kann unabhängig von den anderen Folgen der Serie gelesen werden.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 101
Veröffentlichungsjahr: 2018
Cover
Impressum
TEXASFIEBER
DAS RANGER-KLEEBLATT - Teil 9
Vorschau
Wissenswertes
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Heinrich Berends
eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-7364-6
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Liebe Western-Leser, liebe Unger-Freunde!
Das Werk von G.F. Unger, einem der größten und beliebtesten Wildwest-Autoren über die Grenzen Deutschlands hinaus, ist umfangreich. Dazu zählen auch seine Beiträge zu den Serien BILLY JENKINS, TOM PROX, JOHNNY WESTON und PETE in den 50er-Jahren.
Als »sein« Verlag wollen wir Ihnen – zusätzlich zur Sonder-Edition, in der wir Ungers Taschenbücher ungekürzt im Heftformat auflegen –, in einer Classic-Edition jetzt auch diese Romane präsentieren, die neben ihrem nostalgischen Reiz nichts von ihrer Dramatik verloren haben. Wir beginnen mit seinen Billy-Jenkins-Romanen – 71 Hefte und 8 Leihbücher. Die Serie wurde erstmals im Werner-Dietsch-Verlag in den Jahren 1934–1939 veröffentlicht und zwischen 1951 und 1958 vom Uta-Verlag neu aufgelegt und fortgeführt. G.F. Unger stieg bei Band 50, mit dem wir auch die Classic-Edition begonnen haben, in die Serie ein.
Wir wünschen allen Sammlern und Lesern viel Vergnügen und spannende Unterhaltung bei dieser Zeitreise!
Ihre G.F Unger-Redaktion
PS: Einige Bezeichnungen in den Romanen wie »Neger« gelten heutzutage als diskriminierend. Sie waren zur Zeit der Romanhandlung aber gebräuchlich und sollten im historischen Kontext verstanden werden, weshalb sie im Text belassen wurden.
TEXASFIEBER
Nach Berichten des Westmannes Billy Jenkins
Erzählt von G.F. Unger
Der Glanz der Abendsonne liegt auf dem Berggürtel rings um das Blue-Mountain-Valley und vergoldet die Dächer der Herz-Ranch.
Feierabendstimmung herrscht auf dem großen Hof. Die Cowboys kamen soeben aus dem Speiseraum und genießen nun die Abendkühle. Sie rollen sich Zigaretten oder stopfen ihre Tabakspfeifen. Die Pfeifenköpfe sind oben meistens angekohlt; eine Folge der Gewohnheit, den Tabak mit einem brennenden Holzstück des Lagerfeuers anzuzünden.
Billy Jenkins, der Ranch-Boss, sitzt auf dem Geländer der Veranda und putzt an seinem Gewehr herum. Es ist eine schwere Whalleybüchse, die er erst kürzlich in Phoenix gekauft hat. Jetzt zieht er das Zielfernrohr aus dem Futteral und montiert es auf das Gewehr. Zufrieden lächelt er vor sich hin.
Die Cowboys geben sich so, wie es Männer tun, die eine anstrengende Arbeit hinter sich gebracht haben und endlich den wohlverdienten Feierabend genießen. Sie sitzen auf den Verandastufen, auf dem Brunnenrand, auf den oberen Stangen des Korrals und rauchen. Die Unterhaltung ist ziemlich einsilbig.
Die Mannschaft hat harte Tage hinter sich. Man hat den alljährlichen Frühjahrsauftrieb beendet. Alle Kälber sind gebrannt. Eine zum Verkauf bestimmte Herde ist zur nächsten Verladestation unterwegs.
Die Herden der Herz-Ranch haben sich seit dem Herbst vermehrt. Es waren viele Kälber zwischen den Kühen. Im Winter hatten die Tiere nicht sehr unter dem Raubzeug gelitten, denn die Reiter spürten jeden Puma und jeden Wolf auf und erlegten das Raubwild auch. Da jeder einzelne Cowboy auf der Herz-Ranch am Ertrag beteiligt ist, herrscht über das Ergebnis des Viehauftriebs große Zufriedenheit.
»Wir reiten morgen nach Bluetown, Boys!«, sagt Billy Jenkins zu den Männern, die auf den Verandastufen sitzen. »Ich gebe einen aus!«
Die Boys heben interessiert die Köpfe. Freudig leuchtet es in ihren Augen auf. Nach der schweren Arbeit soll jetzt das Vergnügen kommen. Auch die Mannschaften der anderen Viehzüchtereien werden sich in Bluetown einfinden. Nach vielen Monaten zermürbender Arbeit werden sie endlich mal wieder andere Gesichter sehen, werden mit Mädchen tanzen und allerlei Allotria treiben können. Auch ein Rodeo soll diesmal stattfinden. Die Boys grinsen, wenn sie daran denken. Die Herzass-Mannschaft war schon immer die beste Crew des ganzen Distrikts, ja von ganz Arizona.
Blinky, der hübsche, etwas schmächtig wirkende Boy, kann sein Lästermaul nicht halten. »Wird Zeit, dass ich wieder mal was anderes sehe als eure Kuhgesichter!«, sagt er und lässt sich auch durch die warnenden Brummtöne seiner Kameraden nicht einschüchtern. »Yeah, ich hab eure Visagen satt! Ich träume schon von euch! Steves Riesenohren erscheinen mir im Traum als Elefantenlöffel. Er sitzt mir ja immer gegenüber beim Essen, und wenn er kaut, wedelt er mit seinen Ohren so mächtig, dass ich durch den Luftzug schon ’n paar Mal Schnupfen kriegte. Well … und Shorty rülpst nach dem Essen wie ’n vollgefressener Beduine. Jeff schlürft seinen Kaffee wie ’n kranker Gaul das Wasser … na, und erst der Vielfraß Dick hat am wenigsten Anstand von allen. Zum Teufel! Ich hab’s satt mit euch und freue mich, endlich mal wieder unter kultivierte Menschen zu kommen. Howgh! Ich habe gesprochen!«
Einige Sekunden lang herrscht Stille. Die Boys denken mit einer grimmigen Freude über diese Vorwürfe nach und überlegen, wie sie mit diesem windigen Blinky verfahren sollen. Noch aber raffen sie sich nicht zu einer Handlung auf, denn sie sind zu müde. Jeff spricht aus, was alle denken: »Wir sollten ihm den Hintern so verhauen, dass er gar nicht nach Bluetown reiten kann!«
»Dann wird er im Sattel stehen!«, wendet Shorty, der kleine krummbeinige Reiter, ein. »Wenn wir ihn für eine Stunde in den Misthaufen setzen, werden die Mädchen in Bluetown die Näschen rümpfen!«
Blinky erhält unerwartet Unterstützung. Es ist Jim Chester, der schwarzhaarige schlanke Boy mit dem Spaniergesicht, der jetzt sagt: »Blinky hat nicht so ganz unrecht. Ihr lebt hier wie die ersten Menschen. Das liegt erstens mal daran, dass kein einziges weibliches Wesen auf dem Hofe ist … und dann ist es vor allem der Einfluss, den das schaurige Urvieh Dick auf euch ausübt!«
Jetzt ist es so weit. Die Boys erheben sich zwar noch ein wenig zögernd und träge, aber ihre Absicht ist unverkennbar. Besonders Dick Hanson, der stärkste Mann der Ranch, macht ein zorniges Gesicht. Er rollt sich die Ärmel hoch und stapft auf Jim los. »Was zuviel ist, ist zuviel! Jim, mein Goldsohn: Jetzt gibt’s ’ne Abreibung!«
Jim springt auf und lächelt höhnisch. »Nach dem Essen sollst du ruh’n oder tausend Schritte tun! Keine Rede davon, dass du deinen besten Freund verprügeln sollst! Überlege dir das noch einmal, geliebter Büffel!«
»Du kannst mich doch nicht beschwatzen, Jimmy! Sag mir, wo du hinfliegen willst!«, dröhnt Dicks Bass. Das Vollmondgesicht des athletischen Mannes hat Zornesfalten.
»Nach Bluetown!«, haucht Jim.
Alle Männer grinsen jetzt. Sie wissen, dass aus der Sache nur eine spaßhafte Rauferei werden wird, ein Riesenklamauk mit viel Spaß und Lärm. Aber sie müssen ihre Vorfreude auf das Fest in Bluetown auf irgendeine Weise abreagieren. Es sind Naturburschen, die sich aus Übermut ein wenig balgen wollen. Ja, sie sind übermütig, denn der Round’Up hat geklappt und einige schöne Tage liegen vor ihnen.
Jim überlegt gerade, ob er den Freund wohl in den Tränktrog werfen könnte, wenn er sich zwischen Dicks Beine bückt und ihn dann ausheben würde. Es wären nur drei kleine Schritte und Dick müsste ein Bad nehmen. Aber es kommt gar nicht dazu.
Hufschläge nähern sich. Im Ranchtor taucht ein Reiter auf und fegt dann in den Hof herein. Die Boys staunen den Mann an. Sie kennen ihn ja gut genug, denn es ist ihr eigener Vormann Charly. Er dürfte eigentlich gar nicht hier sein. Mit einer Treibermannschaft ist er bereits zwei Tage unterwegs, um die zum Verkauf bestimmte Herde zum Verladebahnhof zu treiben.
Der lange Charly muss hart geritten sein. Der flockige Schaum aus dem Pferdemaul hat seine ledernen Chapareijos beschmiert. Reiter und Pferd sind mit Staub bedeckt. Es ist ein rötlicher Staub. Alle Boys erkennen daran, dass Charly die Herde schon durch das Red Valley getrieben hatte. Warum ist er aber dann die vierzig Meilen zurückgeritten?
Charly schwingt sein linkes Bein über das Sattelhorn, rutscht herunter und stelzt dann mit steifen Beinen auf die Veranda hinauf. Billy Jenkins hat seine lässige Stellung noch nicht verändert. In seinem hageren, braungebrannten Wikingergesicht verzieht sich kein Muskel. Ruhig blickt er in die mausgrauen Augen seines Vormannes, der sich auf den Tisch gesetzt hat und mit den langen Beinen pendelt.
Die Boys sind alle heraufgekommen und bilden jetzt um die beiden Männer eine dichte Gruppe. Zwölf Augenpaare haften auf dem von Wind und Wetter ausgelaugten Gesicht Charlys. Doch der lange Vormann lässt sich jetzt Zeit, mag er auch wie der Teufel geritten sein. Er brennt sich sogar eine Zigarette an.
»Charly hat sicher nur ’n Taschentuch vergessen!«, murrt Blinky.
Der Vormann lächelt hart. Er zieht den Rauch tief ein und stößt ihn genießerisch aus. »Unsere Herde befindet sich auf dem Rückmarsch!«, sagt er zwischen zwei Zügen.
Immer noch schweigt Billy, schweigt die ganze Mannschaft.
Charly schiebt mit dem Daumen den breitrandigen Hut in den Nacken und spricht weiter: »Well … wir haben das Texasfieber im Lande! Ist ’ne verteufelte Seuche, die durch Rinderzecken übertragen wird. Das Vieh wird plötzlich schlapp, siecht dahin und fällt tot um …«
»Du solltest ’nen schnelleren Zungenschlag machen!«, brummt Jim Chester.
Wieder grinst der lange Vormann. »Rinderzecken vermehren sich schnell. Sie wurden übrigens absichtlich unter die Herden gestreut. Ich rede jetzt nur davon, was ich über die ganze Geschichte in Erfahrung gebracht habe. Es soll schon viele Wochen her sein, da fingen die Rancher des Jerome-Distrikts den berüchtigten Trence Bank. Nun, ihr wisst ja alle, wer Trence Bank ist. Drei Männer von Banks Viehdieben hatten die Rancher schon aufgeknüpft und wollten den Boss der Bande eben daneben hängen, da kam der Distriktsheriff. Ihr wisst, dass Sutter kein Hängesheriff ist. Er nahm zwar nicht gerade für den Gangster Partei, aber die Rancher konnten Trence Bank nicht mehr hängen. Sie hatten ihn zwar vorher mächtig mit ihren Fäusten bearbeitet – was ja auch kein Wunder ist, wenn man bedenkt, was Bank und seine Bande alles auf dem Gewissen haben –, aber nun nahm ihn der Sheriff mit.«
Charly macht eine Pause und blickt in die stummen Gesichter.
»Was hat das alles mit dem Texasfieber zu tun?«, will Dick wissen.
»Ganz einfach!«, fährt Charly fort. »Trence Bank kam in das Gefängnis von Jerome. Er war ziemlich zerschlagen und kühlte dort mit seiner Wasserration die Wunden. Ihr werdet es euch denken können, dass ein Kerl wie Trence Bank außerordentlich rachsüchtig ist. Er hatte schon die Schlinge um den Hals gehabt, hatte mächtige Prügel bekommen und sich schon in der Hölle geseh’n. Er hatte auch um Gnade gefleht, er, der überhebliche, herrische Trence Bank, der halb Arizona unter Druck gesetzt hatte, auf dessen Befehl an die hundert Reiter geritten sind und der von vielen Viehzüchtern Tribut bekam, damit er ihre Herden in Ruhe ließ. Well, er hatte gewinselt, als er die Schlinge am Halse spürte. Nun, Trence Bank war schon immer eine Giftkröte, aber jetzt hat er den Viehzüchtern blutige Rache geschworen. Sie haben ihn geschlagen und verhöhnt und wollten ihn hängen. Er war einige Tage in diesem Gefängnis, dann wurde er von seinen Banditen befreit. Zum Dank dafür, dass ihn Sheriff Sutter vom Strick gerettet hatte, schoss er dem Sheriff fünf Kugeln in den Leib, bevor er mit seiner Bande verschwand. Well, nach einigen Wochen waren die Rinder des Distrikts plötzlich voller Zecken. Man weiß es ziemlich genau, dass Trence Bank hier die Hand im Spiele hat, denn er hat im Gefängnis mehr als einmal gedroht, alle Rancher zu ruinieren, wenn er wieder herauskäme.«
Ein drohendes Murmeln geht durch die Versammlung. Charly nickt und raucht, dann fährt er fort: »Well, als man die Schweinerei erkannte, war es bereits zu spät. Es gibt jetzt massenhaft Rinderzecken im Land. Jeden Tag können auch bei uns welche eingeschleppt werden. Als ich zurückritt, traf ich einen Boy von der ›Bar-K‹. Er berichtete, dass die ›Bar-K-Ranch‹ erledigt sei. Man hatte sich dort eine kleine Herde zur Auffrischung des Blutes gekauft und sie unter die Herefords gemischt, damit diese widerstandsfähiger würden. Well, die gekaufte Herde hatte es an sich: Rinderzecken. Jetzt ist schon mehr als die Hälfte des Viehs tot, und die noch lebenden Rinder befinden sich nur vier Reitstunden von unseren Weiden entfernt! Deshalb habe ich sofort den Treck abgebrochen und lasse zurücktreiben. Unsere kleine Herde wäre in wenigen Tagen verseucht gewesen, lange bevor ich sie am Ziel gehabt hätte!«