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"Nimm die Pistole!" Boswell zischt es befehlend. Wie im Traum nimmt Jube endlich die Waffe.
Boswell zeigt auf den gefesselten Johnny Weston. "Erschieße diesen Polizeispitzel! Schieße ihm durch den Kopf, dann lasse ich deine Eltern und deine Schwester frei!"
"Nein, Junge, tu es nicht!" Helen gellt es fast kreischend heraus. Sie wankt. Indianer-Bull grinst wie eine Bestie. Die ganze Geschichte ist nach seinem Herzen, und er ist froh und zufrieden, seinem Herrn einen Dienst erweisen zu können. Er weiß, dass er gut belohnt wird.
Boswell hält jetzt seinen rechten Colt schussfertig in der Hand. "Yeah, schöne Helen, jetzt wird dein eigener Sohn deinetwegen zum Mörder. Er wird den Ranger erschießen, um seine Eltern und seine Schwester zu retten." Er wendet sich an Jube. "In drei Sekunden feuern wir auf deine Eltern! Los, erschieße den Ranger! Du rettest deinen Eltern das Leben!"
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Seitenzahl: 106
Veröffentlichungsjahr: 2021
Cover
TODFEINDE
Elftes Kapitel
Zwölftes Kapitel
Dreizehntes Kapitel
Vierzehntes Kapitel
Fünfzehntes Kapitel
Sechzehntes Kapitel
Siebzehntes Kapitel
Achtzehntes Kapitel
Neunzehntes Kapitel
Vorschau
Impressum
DIE PERSONEN
Johnny Weston – gerät auf einer Verbrecherjagd in eine private Auseinandersetzung, deren Opfer er selber zu werden droht, und muss eine lange gefahrvolle Fährte reiten, bis er seinen Gegner zum letzten Kampf stellen kann
Clark Boswell – baut mit teuflischer Erfindungsgabe seinen Racheplan auf und muss erfahren, dass weder satanische Niedertracht noch brutale Gewalt das Gute zu zerbrechen vermögen
Hink Kent – schlägt um eines gegebenen Wortes willen jeden zufälligen Vorteil aus, durch den er seinen Todfeind besiegen könnte, und bleibt selbst in größter Lebensgefahr der faire Kämpfer
Helen Kent – achtet ihr eigenes Leben gering, wenn das seelische oder leibliche Wohl ihrer Kinder oder ihres Mannes auf dem Spiele steht
Dorothy – ist glücklich, als sie erfährt, dass die Kents nicht ihre leiblichen Eltern sind – trotzdem liebt sie sie noch mehr als zuvor
Jube Boswell – beweist, dass weder schlechtes Beispiel noch härteste Strafen aus einem anständigen Kerl einen Verbrecher machen können
Al, Ken und Ben Boswell – halten als gelehrige Schüler ihres Vaters wie Pech und Schwefel zusammen; nur wenn es um dasselbe Mädchen geht, zerreißen sie alle Familienbande
Bock Moore – findet in den Feinden seines ärgsten Feindes seine treuen Helfer
Silver und Blacky – Johnnys Halbwolf und sein Rappe, auf die er sich auch in höchster Not immer verlassen kann
Liebe Western-Leser, liebe Unger-Freunde!
Das Werk von G.F. Unger, einem der größten und beliebtesten Wildwest-Autoren über die Grenzen Deutschlands hinaus, ist umfangreich. Dazu zählen auch seine Beiträge zu den Serien BILLY JENKINS, TOM PROX, JOHNNY WESTON und PETE in den 50er-Jahren.
Als »sein« Verlag wollen wir Ihnen – zusätzlich zur Sonder-Edition, in der wir Ungers Taschenbücher ungekürzt im Heftformat auflegen –, in einer Classic-Edition jetzt auch diese Romane präsentieren, die neben ihrem nostalgischen Reiz nichts von ihrer Dramatik verloren haben. Nach den Billy-Jenkins-Western – 71 Hefte und 8 Leihbücher – führen wir die Reihe nun mit seinen sechs Johnny-Weston-Romanen fort. Diese erschienen zwischen 1952 und '54 ausschließlich als Leihbücher; zu lang für ein einzelnes Romanheft. Daher haben wir sie in je zwei Folgen aufgeteilt.
Wir wünschen allen Sammlern und Lesern viel Vergnügen und spannende Unterhaltung bei dieser Zeitreise!
Ihre G.F Unger-Redaktion
PS: Einige Bezeichnungen in den Romanen wie »Neger« gelten heutzutage als diskriminierend. Sie waren zur Zeit der Romanhandlung aber gebräuchlich und sollten im historischen Kontext verstanden werden, weshalb sie im Text belassen wurden.
TODFEINDE
Mord auf Befehl
Die Abenteuer von Johnny Weston,aufgezeichnet von G. F. Unger
»Nimm die Pistole!« Boswell zischt es befehlend. Wie im Traum nimmt Jube endlich die Waffe.
Boswell zeigt auf den gefesselten Johnny Weston. »Erschieße diesen Polizeispitzel! Schieße ihm durch den Kopf, dann lasse ich deine Eltern und deine Schwester frei!«
»Nein, Junge, tu es nicht!« Helen gellt es fast kreischend heraus. Sie wankt. Indianer-Bull grinst wie eine Bestie. Die ganze Geschichte ist nach seinem Herzen, und er ist froh und zufrieden, seinem Herrn einen Dienst erweisen zu können. Er weiß, dass er gut belohnt wird.
Boswell hält jetzt seinen rechten Colt schussfertig in der Hand. »Yeah, schöne Helen, jetzt wird dein eigener Sohn deinetwegen zum Mörder. Er wird den Ranger erschießen, um seine Eltern und seine Schwester zu retten.« Er wendet sich an Jube. »In drei Sekunden feuern wir auf deine Eltern! Los, erschieße den Ranger! Du rettest deinen Eltern das Leben!«
Indianer-Bull wirft sich den Bewusstlosen über die Schulter. Die Gruppe bewegt sich auf die Schlucht zu. Plötzlich vernehmen sie das böse Schnauben des Rappen.
»Aha, da steht sein Gaul. Well, es ist 'n Prachtgaul. Versuchen wir's!«
Boswell bewegt sich schnell zu Johnnys Lager. Da rast auch schon der schwarze Rappe auf ihn zu, will ihn überrennen und zu Boden trampeln. Mit knapper Not wirft sich Boswell zur Seite. Der Rappe rammt ihn mit der Schulter und schmettert ihn gegen einen Stein. Stöhnend taumelt Boswell auf die Beine, reißt fluchend seinen Colt heraus und schießt hinter Blacky her.
Brack ist ebenfalls in Deckung gesprungen. Ein Huf zerquetscht ihm das vordere Glied des linken Zeigefingers, so dicht donnert der flüchtende Blacky an dem am Boden liegenden Mann vorüber. Mit einem Wutgeheul bringt Brack die Hand an sich, steckt den zerquetschten Finger in den Mund, holt mit der anderen Hand den Colt heraus und beteiligt sich nun an dem kleinen Schützenfest.
Doch der Rappe rast bereits außerhalb der Reichweite der Revolver über das Plateau. Heulend laufen die beiden Männer hinter ihm her. Indianer-Bull bleibt mit seiner Last stehen und lauscht.
Clark Boswell hetzt wie ein Panther vorwärts. Es gelingt ihm, dem Rappen den Weg zur Flucht abzuschneiden, die von der Felsterrasse talwärts führt.
Blacky sprengt am Rande des Plateaus entlang und sucht vergeblich nach einem Abstieg. Steve Brack läuft hinter ihm her und schießt immer wieder.
Endlich findet Blacky eine Bodenspalte, die schräg zur Terrasse hinunterführt. Er benutzt sie, ohne zu zögern. Schon nach wenigen Metern gerät er auf der schrägen Bahn ins Rutschen. Er setzt sich auf die Hinterhand, wiehert schrill, legt die Ohren an und saust mit dem Steingeröll abwärts, bis er, sich jählings überschlagend, auf die Terrasse prallt.
Die Verfolger stoßen ein Höllengelächter aus, dann lauschen sie in die Felsspalte hinab und grinsen.
»Der ist mit Musik zur Hölle gesaust! Glaubt nicht, dass er inmitten der Lawine auf den Beinen geblieben ist!«
Boswell wendet sich ab. Steve Brack flucht befriedigt vor sich hin. Endlich erreichen sie Indianer-Bull, der noch immer die schwere Last auf der Schulter trägt.
Mit ihrem Gefangenen verschwinden die drei Männer in der schmalen Schlucht, die noch höher in die Black Mountains hinaufführt.
Sie sind keine halbe Stunde gegangen, als der Canyon sich in einen großen Talkessel öffnet. Der Mond beleuchtet einen plätschernden Creek, der sich durch Bäume und Buschgruppen hindurchwindet. Unter Riesenföhren, dicht an einer Felswand, steht eine Blockhütte. Daneben sind einige Schutzdächer, ein Corral und einige Pferde zu erkennen.
Die Blockhütte gehört zur Wolfskopf-Ranch. Sie dient den Raubwildjägern als Unterkunft. Außerdem züchtet Boswell in diesem abgelegenen Tal Klassepferde. Das Tal ist ein großer, natürlicher Corral.
Vor der Hütte sitzen die drei jüngsten Söhne Boltons um ein Feuer herum. Neben ihnen hockt Hink Kent, waffenlos und ungefesselt, aber müde und erschöpft und mit brummendem Schädel. In einiger Entfernung, halb unter einem Schutzdach, liegt ein Mann in Decken gerollt. Es ist Jube, der immer noch nicht bei Bewusstsein ist.
Im offenen Fenster der Blockhütte zeigt sich das weiße Gesicht Helen Kents, die man mit ihrer Tochter in die Hütte gesperrt hat.
Indianer-Bull lässt den bewusstlosen Johnny Weston von seinen Schultern zu Boden fallen. Davon wacht der Westmann auf. Es dauert einige Minuten, bis er sich bewegt. Mit gepresstem Stöhnen richtet er sich endlich auf, bleibt mit schwankendem Oberkörper sitzen und hält sich mit beiden Händen den Kopf.
Plötzlich fällt er wieder nach hinten über und liegt zuckend im niedergetretenen Gras. In Weston tobt die Hölle. Er hat bei jedem Herzschlag das Gefühl, als müsse ihm der Kopf platzen. Er kann überhaupt keinen klaren Gedanken fassen. Er erkennt auch nicht, wo er sich befindet. Er spürt nur den immer wiederkehrenden Schmerz. Mühsam dreht er den Kopf zur Seite und erbricht sich.
»Verdammtes Schwein!«, faucht Steve Brack.
»Der geht jetzt durch eine der sieben Höllen«, grunzt Indianer-Bull. »Ich habe wohl etwas zu stark auf seinen Schädel geklopft.«
Clark Bolton sitzt schweigend am Feuer. Die roten Lichter der Flammen verzerren sein zertrümmertes Gesicht zu einer Teufelsfratze. Seine drei Söhne beobachten ihn aufmerksam. Er sieht zufrieden aus. Endlich öffnet er seinen Mund.
»Wir haben sie alle! Alle meine Gegner sind soooo in meiner Hand.« Er öffnet dabei seine Hand und schließt sie wieder, als wolle er einen kleinen Vogel darin zerquetschen.
»Was machen wir mit ihnen?«, fragt Al.
»Jube muss gesund werden! Hahaha, das Muttersöhnchen muss erst gesund werden, dann mache ich mir meinen Spaß! Was ich vor einundzwanzig Jahren getan habe, das ist 'n Dreck gegen den Spaß, den ich mir machen werde, wenn Jube auf den Beinen stehen und meine Worte begreifen kann.«
Zischend kommen die Worte aus Boswells Munde. Einige Minuten starrt er versunken in das Feuer. Die anderen Männer wagen kein Wort. Sie müssen nur immer das verzerrte, hässliche Gesicht des Mannes betrachten.
Plötzlich blickt Boswell auf und starrt wild um sich.
»Das geht euch alle einen Dreck an – das ist meine Privatangelegenheit! Für euch ist nur von Interesse, dass wir die Halber-Kreis-Ranch auch noch bekommen – hahaha, für 'n Lumpengeld zum Schein kaufen. Zusammen mit der ›Wolfskopf‹ bringt uns das 'ne Stange Geld ein, denn...« Er blickt kurz auf die Brieftasche, die er dem Ranger abgenommen hat, »denn dieser Hundesohn ist ein Ranger von der Special-Police. Wir haben noch 'ne gute Zeitspanne zur Verfügung, um die Geschäfte abzuwickeln, aber verschwinden müssen wir.«
Nach diesen Worten erhebt er sich.
»Brack, sattle mir 'nen schnellen Gaul! Ich reite zur Ranch und bringe unsere verlauste Mannschaft zur Ordnung. Die Burschen sollen sich wundern. Ich brauche die Bande noch. Ich werde mir sogar noch eine Anzahl dazu kommen lassen, damit die Leute von Pittsville Respekt haben. In zwei Tagen bin ich wieder zurück. Bewacht die Gefangenen gut! Pflegt Jube, denn ich brauche ihn noch für einen Hauptspaß!«
Als er zehn Minuten später das kleine Tal verlässt, dreht er sich noch einmal um. »Sucht nach Pumatöter! Er hat bestimmt 'ne Menge abgekriegt und sich irgendwo verkrochen!«
Gegen Morgen lassen bei Johnny Weston die schlimmsten Schmerzen nach, und er kann wenigstens einigermaßen klar denken. Die Morgennebel steigen. Das Feuer glüht nur schwach. Als Johnny sich aufrichtet, erkennt er neben sich Hink Kent, der noch kein Auge zugetan hat.
Auf der anderen Seite des Feuers sitzt Indianer-Bull. Er hält eine Schrotflinte über den Knien. Zwei Männer liegen in Decken neben dem Feuer. Auch unter dem nahen Schutzdach schlafen einige Männer, wie laute Atemzüge und einzelne Schnarchtöne beweisen.
Hink Kent starrt auf den Westmann.
»Na, wenn Sie nicht meine beiden Revolverleute zusammengeschossen hätten, wäre meine Familie nicht in diese Lage gekommen. Ich ahnte es, und Clark Bolton – der übrigens in Wirklichkeit Boswell heißt – hat aus Ihren Ausweisen ersehen, dass Sie zur Special-Police gehören. Well, das nützt Ihnen jetzt gar nichts – im Gegenteil.«
Indianer-Bull grinst herüber. »Yeah, wer sich gegen den Boss stemmt, wird zertreten.«
Einer der Schläfer richtet sich auf. Es ist Al. »Na, du blonder Hundesohn, hast du die Medizin verdaut?«
Weston streicht sich vorsichtig über die mächtige, blutverkrustete Beule.
»Meinem guten Stetson habe ich es wohl zu verdanken, dass die Schädeldecke heil geblieben ist«, murmelt er.
Al beginnt am Feuer zu hantieren. Auch die anderen Schläfer werden wach. Ben geht mit zwei Eimern zum Creek, füllt dann auch den Kaffeekessel und hängt ihn ans Dreibein über das Feuer. Den anderen Eimer stellt er vor die Tür der Blockhütte.
»Hallo, Baby, hier ist Wasser für die Morgentoilette! Mach dich schön, hier warten schon viele Bewunderer! Hahaha, unser Vater schwärmt ja mehr für deine Mama, aber wir...«
»Halt deinen Mund!«, grollt Ken vom Feuer. Offensichtlich sind die drei Brüder aufeinander eifersüchtig. Jeder hat etwas mit Dorothy im Sinn.
Johnny Weston beobachtet Hink Kent. Der einarmige Rancher zittert vor grimmigem Zorn. Noch beherrscht er sich.
Die Männer erheben sich jetzt und gehen zum Creek. Hink Kent und Johnny Weston waschen sich nebeneinander. Johnny nimmt sein Halstuch und kühlt vorsichtig seine Beule.
Dann entdeckt er unter dem Schutzdach seinen Sattel und sein Gepäck. Einer der Männer muss es noch in der Nacht geholt haben. Als er zu seinen Sachen geht und sein Handtuch und die notwendigen Utensilien herausholt, folgt ihm Indianer-Bull, der sich nur ein wenig die Augen ausgewaschen hat.
»He da, du kannst ja tagsüber ungefesselt herumlaufen, aber wenn mir eine deiner Bewegungen nicht gefällt, dann knallt's! Verstanden?«
»Es war deutlich genug«, erwidert Johnny Weston. Er geht zum Bach und wäscht und rasiert sich mit allergrößter Ruhe. Bull sitzt hinter ihm auf einem Stein und spielt mit seinem Colt. Dabei redet er höhnisch.
»Yeah, ich seh's schon, du bist 'n wahrhaftiger Gentleman. Immer sauber und adrett, well, well. Glattrasiert wirst du in die Hölle fahren, bald, sehr bald.«
»Vielleicht wirst du dir eines Tages auch noch mal den Hals waschen«, murmelt der Westmann lässig, »bevor man dir 'ne Krawatte umlegt und dich daran aufhängt, bis deine Zunge heraushängt.«
Peng! – Das war Indianer-Bulls Waffe. Johnnys Rasierpinsel fällt zersplittert in den Bach.
Peng! – Sein kleiner Spiegel, den er in der anderen Hand hält, zersplittert.
»Deine Reden vertrage ich nicht! Ich schicke dich umgehend zur Hölle, wenn du noch einmal vom Hängen sprichst!«