G. F. Unger Sonder-Edition 152 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Sonder-Edition 152 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Luke Larkin ist der Marshal der wilden Holzfällerstadt am Willamette River, in der er mit eiserner Hand für Ordnung sorgt. Doch es ist eine Ordnung eigener Art, denn der Mann, der sich das Gesetz von River Bend nennt, ist ein Bandit, der die Stadt bluten lässt und sogar an dem Mädchenhandel beteiligt ist, der die Bordelle in den vielen Holzfällercamps mit Nachschub versorgt. Larkin ist ein Teufel, und niemand wagt es, seinem schändlichen Treiben Einhalt zu gebieten. Aber dann kommt der geheimnisumwitterte Spieler Ben Harker in die Stadt ...

Lesen Sie in der G.F. UNGER SONDER-EDITION erstmals die Leih- und Taschenbücher des großen Western-Autors in einer 80-seitigen, ungekürzten Romanheft-Fassung!

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Veröffentlichungsjahr: 2018

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Inhalt

Cover

Impressum

Das Gesetz von River Bend

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Manuel Prieto/Norma

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-7367-7

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Das Gesetz von River Bend

Luke Larkin ist der Marshal der wilden Holzfällerstadt am Willamette River, in der er mit eiserner Hand für Ordnung sorgt. Doch es ist eine Ordnung eigener Art, denn der Mann, der sich das Gesetz von River Bend nennt, ist ein Bandit, der die Stadt bluten lässt und sogar an dem Mädchenhandel beteiligt ist, der die Bordelle in den vielen Holzfällercamps mit Nachschub versorgt. Larkin ist ein Teufel, und niemand wagt es, seinem schändlichen Treiben Einhalt zu gebieten. Aber dann kommt der geheimnisumwitterte Spieler Ben Harker in die Stadt …

Maggie Ballard und deren Mädchen stehen an der Reling der Willamette Queen, als das Dampfboot an einer der Landebrücken von River Bend festmachen will.

Es ist fast schon Abend, und die wilde Stadt am Willamette River kommt jetzt in dieser Stunde so richtig in Betrieb.

An einem Pfahl der Landebrücke lehnt ein Mann. Maggie Ballard deutet zu ihm hinüber und spricht dann zu ihren sieben Mädchen: »Seht ihr den da? Dies ist Luke Larkin, der Marshal von River Bend. Er ist ein verdammter Hundesohn, ein Mistkerl, wie es keinen zweiten gibt. Und er nennt sich das Gesetz von River Bend. Ich bin sehr froh, dass wir hier nur Holz übernehmen und einige Passagiere und Stückgut absetzen. Gleich geht es weiter. Denn müssten wir in dieser Stadt bleiben, dann ginge es uns schlecht. Wir würden bald nur noch für diesen Hundesohn anschaffen.«

Sie hat kaum ausgesprochen, als einer der beiden Kessel der Willamette Queen wie eine aufgepustete Tüte, die man zwischen zwei Händen zum Platzen bringt, hochgeht.

Doch der platzende Kessel der Willamette Queen ist keine harmlose aufgepustete Papiertüte, sondern ein mit kochendem Wasser gefüllter Riesenkochtopf, bei dem sich kein Deckel hebt, um den Dampf rauszulassen. Es gibt also eine Explosion, denn die Kessel der Willamette Queen sind ohnehin schon alt und haben viele durchgerostete Nieten.

Die Explosion ist gewaltig, und das kochende Wasser schießt mit den Trümmern der Deckaufbauten auf der Backbordseite gen Himmel.

Da sie aber mit der Steuerbordseite anlegen wollten, werden Maggie und deren Mädchen nicht sofort in Mitleidenschaft gezogen – auch alle anderen Passagiere nicht, die an der Reling das Anlegen beobachten wollten.

Maggie Ballard ist eine entschlossene Frau.

Sie kreischt mit sich überschlagener Stimme – denn sie weiß ja, es geht um Sekundenbruchteile: »Springt! Zum Teufel, springt!«

Sie tun es sofort, denn auch sie sind keine dummen Gänse, sondern erfahrene Frauen, die sich schon mehr als einmal in Gefahr befanden.

Als sie untertauchen zwischen dem Schiff und der Landebrücke, da fliegt auch der zweite Kessel in die Luft, mit ihm der Rest der Aufbauten – und viele menschliche Körper.

Es ist eine der üblichen Schiffskatastrophen, wie sie in diesen Jahren auf den Strömen nicht selten vorkommen, weil die Maschinisten immer wieder die Überdruckventile zu fest zudrehen müssen, um genügend Dampf zu schaffen als Kraft gegen die reißende Strömung.

Der Willamette River führt leichtes Hochwasser. Vorhin noch wurde diese Dampfkraft benötigt, beim Anlegen dann aber nicht mehr.

Maggie Ballard, deren Mädchen und einige andere Passagiere, die ebenfalls sofort sprangen, bleiben lange unter Wasser und werden von der Strömung fortgerissen.

Als sie endlich auftauchen und dem Ufer zustreben, sehen sie, dass die Reste der Willamette Queen brennen. Denn natürlich flogen auch die Feuerbuchsen auseinander und schleuderten die Glut überall hin.

Sie sammeln sich dann endlich keuchend an Land, hocken beisammen wie eine Schar durchnässte Hennen. Einige übergeben sich, weil sie zu viel Wasser schluckten.

Dann sagt Esther voller Überzeugung: »Merde, merde, merde!«

Sie ist französischer Abstammung und kommt aus New Orleans. Und dort sagt man nun mal »Merde«, wenn man sich Luft machen will.

Josie pflichtet ihr sofort bei und spricht bitter: »Ja, da sitzen wir jetzt drin bis zum Hals.«

Neben ihnen stieg ein Mann an Land, der sich ebenfalls am Ufer niederhockte, um sich die Stiefel auszuziehen und das Wasser auszugießen. Dieser Mann wendet ihnen den Kopf zu und spricht tröstend: »Schwestern, es hätte schlimmer kommen können, nicht wahr? Ihr schafft es gewiss schnell, wieder auf die Beine zu kommen. Euch geben hier gewiss viele Anleger Kredit zu günstigen Zinsen. Ihr seid bald wieder ganz oben. Denn jede von euch ist schön. Ihr seid alle was Besonderes. So schöne Frauen …«

»Sie reden Unsinn, Bruder«, unterbricht ihn da Maggie Ballard. »Sie wissen wohl nicht, was dies für eine Stadt ist? Haben Sie denn nicht den Mann auf der Landebrücke gesehen? Noch nie etwas von Luke Larkin gehört, dem Gesetz von River Bend?«

Ihre Stimme klingt zuletzt voll höhnender Bitterkeit.

»Doch, doch«, erwidert der Mann, indes er sich die Stiefel wieder anzieht. Es sind Cowboystiefel aus allerfeinstem Leder, wie sie nur von besonderen Künstlern in Texas angefertigt werden und die so viel kosten wie fünf gute Pferde.

»O ja«, spricht er weiter. »Ich habe von diesem Town Marshal schon gehört.«

Er erhebt sich.

»Viel Glück, Schwestern«, spricht er noch und geht dann auf der Uferstraße davon.

Sie sehen ihm nach. Dann spricht Esther: »Der ist doch ein Texaner. Ja, der kommt aus Texas. Da wette ich. Was macht ein Texaner hier oben in Oregon auf dem Willamette River? Der ist aber weit weg von seiner Heimatweide.«

»Das sind viele Texaner«, erwidert Maggie Ballard, »besonders dann, wenn sie als Revolverschwinger oder Spieler unterwegs sind oder Schatten auf ihren Fährten haben. Zerbrechen wir uns nicht unsere Köpfe wegen dieses Burschen. Gehen wir!«

Die brennenden und qualmenden Reste der Willamette Queen wurden indes von der Strömung abgetrieben. Da und dort hocken Überlebende, die sich ans Ufer retten konnten.

Es kamen auch Neugierige herbei, wie es ja immer bei Katastrophen der Fall ist.

Doch man kann nirgendwo in der zunehmenden Dämmerung jemanden erkennen, der helfen will, der sich um die nassen oder gar verletzten Menschen kümmert, die nur das nackte Leben retten konnten. Einige sind böse verbrüht vom kochenden Kesselwasser.

Es herrscht Not, und man hört auch klagende Stimmen, böses Fluchen.

Doch die Neugierigen sehen nur zu.

In der nahen Stadt aber gehen jetzt überall die Lichter an.

Die Neugierigen wenden sich ab und kehren zurück in die Lokale. Denn River Bend wird bei Anbruch der Nacht zu einer wilden Amüsierstadt.

Der Fluss wird eingesäumt von gewaltigen Wäldern. Überall sind Sägemühlen. Und aus den Wäldern schafft man auf den Zuflüssen – zumeist angestaute Creeks – fortwährend Holz heran.

Dieses Holz ist vergleichbar mit Gold oder Silber, denn es bringt Geld. Holzfäller, Sägewerkarbeiter und Flößer – all diese hart arbeitenden Burschen lassen in einer Stadt wie dieser jede Nacht den Puma raus, stürzen sich in rasende Orgien, die erst mit dem letzten Dollar ihr Ende nehmen.

Auch Maggie Ballard wollte mit ihren Mädchen zu solch einer Stadt. Denn den Holzfällern und Flößern das schwerverdiente Geld abzunehmen, dies ist ihr Gewerbe.

Doch nun sitzen sie ausgerechnet in der Stadt fest, die sie meiden wollten, weil es hier Luke Larkin gibt.

Dieser steht mitten auf dem Uferweg, als sie herankommen.

»Hey, ihr nassen Katzen«, begrüßt er sie. »Willkommen in River Bend. Maggie Ballard, ich habe dich sofort an Bord erkannt. Gewiss hast du deinen Katzen gesagt, was für ein Mistkerl ich bin. Na gut, dann ist ja alles klar zwischen uns. Und nun müsst ihr mich schön bitten, dass ich euch in die Stadt lasse. Es gibt nämlich hier ein Gesetz, welches mir zur Pflicht macht, jeden Landstreicher aus der Stadt zu weisen. Und Landstreicher ist, wer keine Arbeit hat und keine Barmittel vorzeigen kann, die es möglich machen, drei Tage und Nächte Essen und Unterkunft zu bezahlen. Habt ihr so viel Geld bei euch?«

Zuletzt klingt seine Stimme höhnend.

Auf den Fußsohlen wippend und mit gegen die Hüften gestemmten Händen steht er vor ihnen. Und er ist ein harter, gnadenloser Bursche.

Maggie Ballard aber wendet sich an ihre Mädchen. »Habe ich euch nicht gesagt, dass er ein verdammter Mistkerl ist«, spricht sie.

Dann sieht sie Luke Larkin wieder an.

»Wir alle tragen etwas Schmuck an den Fingern, Handgelenken oder am Hals. Wir werden eine ganze Menge Dollars zusammenbekommen und …«

»Nein«, unterbricht er Maggie Ballard hart. »Ihr werdet keinen Schmuck verkaufen in meiner Stadt. Er könnte gestohlen sein. Ihr könntet ihn wie Hehler billig erworben haben. Ich muss die Bürger dieser Stadt davor schützen, dass sie selbst Hehler werden. Ihr habt nur eine Chance, und du kennst diese Chance, Maggie. Wir sind ja schon alte und gute Bekannte, nicht wahr?«

»O ja, du verdammter Hundesohn, das sind wir leider«, erwidert sie. »Du willst also unsere völlige Unterwerfung?«

»Auf eine Truppe wie euch habe ich nur gewartet«, erwidert er. »Und es wird euch ja auch nicht schlecht gehen. Ich lasse euch die Hälfte aller Einnahmen. Also, gehen wir.«

Er wendet sich und setzt sich in Bewegung.

Maggie Ballard aber murmelt: »Kommt Zeit, kommt Rat. Wir sind in seiner Stadt. Ja, wir müssen uns ihm unterwerfen. Er hat uns in der Falle. Gehen wir, Kinderchen, gehen wir mit ihm. Ich kenne ihn. Er ist ein harter Hundesohn. Er blufft nie. Folgen wir ihm. Wir brauchen eine Unterkunft, Kleidung, Essen. Folgen wir ihm, bis wir klarer sehen hier in River Bend.«

Sie setzt sich in Bewegung, und sie ist immer noch eine reizvolle Frau.

Es gab mal eine Zeit, da gehörte sie diesem Kerl und war verrückt nach ihm. Damals war er ihr sehr viel jüngerer Beschützer und Liebhaber – bis er sie mit jüngeren Frauen betrog und sie fortschickte.

Sie kann ihn vor sich erkennen. Groß und schlank schreitet er voraus, ein Mann, der sich leicht bewegt, fast wie ein Tänzer. Aber er ist bei aller Hagerkeit ein Schwergewicht.

Sie biegen in eine Gasse ein, welche vom Fluss zur Stadt hinaufführt, die etwas höher errichtet wurde, um nicht durch Hochwasser gefährdet zu werden.

Als sie dann in die einzige Hauptstraße von River Bend einbiegen, wo sich die Lokale und Tingeltangels, die Spielhallen und Hotels aneinanderreihen, da sehen sie vor sich, mitten auf der Fahrbahn, eine Schlägerei.

Wahrscheinlich prügeln sich zwei Mannschaften, offenbar eine Sägewerkmannschaft mit einer von Flößern und Holzfällern.

Einige Gestalten liegen bereits im Staub und kommen nicht mehr hoch. Aber ein halbes Dutzend ist noch bei der »Sache«.

Maggie Ballard und deren Mädchen können nun sehen, wie hart dieser Town Marshal von River Bend wirklich ist.

Denn Luke Larkin schreitet ruhig zwischen die sich prügelnden Kerle und schlägt dabei blitzschnell nach rechts und links mit dem Revolverlauf auf deren Köpfe. Es sieht so leicht und lässig aus, aber das ist es sicherlich nicht.

Aber es ist so, dass er diese Narren zusammengeschlagen hat, bevor diese ihn in ihrer Verbissenheit als gemeinsamen Gegner begreifen können.

Sie liegen dann mehr oder weniger böse getroffen im Staub.

Er aber steht, wieder auf den Sohlen wippend und mit in die Hüften gestemmten Händen, vor ihnen – nein, sogar scheinbar sorglos zwischen ihnen – und sagt laut genug: »Jungs, in meiner Stadt wird nicht geprügelt! Das macht außerhalb der Stadtgrenzen. Soll ich euch alle einsperren? Seid ihr noch nicht weg?«

Sie begreifen schnell die Chance, die er ihnen gibt.

Und sie kennen seinen Ruf.

Wenn sie jetzt nicht kneifen, wird er zu schießen beginnen.

Und außerdem deckt ihm sein Deputy mit einer Schrotflinte stets den Rücken.

Ja, sie alle wissen Bescheid über Marshal Luke Larkin.

Sie raffen ihre Kumpels auf, die noch im Staub liegen und trollen sich in zwei verschiedene Richtungen.

Er aber wendet sich wieder Maggie Ballard und deren sieben Schönen zu.

»Tut mir leid, dass ich euch Süßen diesen Anblick nicht ersparen konnte«, sagt er grinsend. »Aber wie könnte ich diese Stadt sonst unter Kontrolle halten?«

Sie folgen ihm wortlos. Und sie fragen sich, wohin er sie bringen wird.

Immer noch sind sie nass wie aus dem Fluss gekommene Katzen, und gewiss sind sie auch so etwas wie zweibeinige Katzen, ganz gewiss keine hilflosen Hühner. Unter Maggie Ballards Führung haben sie sich überall behaupten können. Und jede von ihnen hat irgendein Ziel für die Zeit »danach«.

Josie will ein Modegeschäft eröffnen, zum Beispiel in San Franzisko oder New Orleans. Dee möchte einen Musikladen und Musikinstrumente verkaufen. Sie selbst sollte einmal Pianistin werden und gab als Kind schon Konzerte. Susy denkt an einen Laden für Süßigkeiten jeder Art, besonders für köstliche Pralinen.

Und auch April, Mary, Fay und Esther haben ähnliche Wünsche. Gewiss, sie haben auf irgendwelchen Konten einige Ersparnisse. Doch mit der Willamette Queen ging auch für sie alles verloren, was sie mit sich führten.

Sie sind abgebrannt und völlig in der Hand dieses Marshals, der sich »Das Gesetz von River Bend« nennt.

Ihm gehört diese Stadt. Gewissermaßen gleicht er einem Kraken, der seine Beute mit unzähligen Armen festhält. Ja, so etwa ist es zu vergleichen.

Wer nach River Bend kommt und von wem was zu holen ist, der fällt Marshal Larkin in die Hände. Dann ist er zwar nicht verloren, aber er muss teilen.

Als Maggie Ballard sich einmal umblickt, da entdeckt sie endlich Kim Lacey, den kleinen, unscheinbar wirkenden Burschen, der dem Marshal mit einer abgesägten Schrotflinte stets wie ein Schatten folgt und ihm den Rücken deckt.

Das war damals schon so.

Und so ist es noch immer.

Dieser Kim Lacey wirkt so unscheinbar wie ein halbverhungerter Coyote. Und er ist so gefährlich wie eine Giftviper – eine von jener Sorte, deren Biss den Tod bedeutet, eine von jener Sorte, die nicht rasselt wie eine Klapperschlange, also vor dem Zubiss gewissermaßen warnt, sondern aus dem Hinterhalt zustößt.

Maggie Ballard kann ein Seufzen nicht unterdrücken, und sie weiß, hätte Larkin vorhin die sich prügelnden Burschen nicht klein machen können, wäre er also in Schwierigkeiten gekommen, dann hätte Kimbrough Lacey geschossen.

Denn dieser Kim Lacey ist ein Killer.

Sie erreichen nun hinter Luke Larkin das Willamette-Hotel. Es ist das größte und nobelste in der wilden Holzfäller- und Flößerstadt, die mit einer wilden Goldgräber- und Minenstadt vergleichbar ist.

Denn das Holz dieses Landes bringt nicht weniger gute Dollars als Gold oder Silber.

Und diese Dollars werden dann von den rauen Burschen für die vielen Sünden der Menschheit ausgegeben, die man hier in dieser Stadt kaufen kann.

Der Marshal betritt, ohne einen Moment zu zögern, das Hotel. Maggie und die Mädchen folgen ihm.

Pat Stone, der Besitzer, steht selbst hinter dem Anmeldepult. Er ist einer der drei Stadträte, denen es Luke Larkin damals zu verdanken hatte, dass er hier den Vertrag als Town Marshal bekam. Und dieser Vertrag gilt jetzt noch zwei Jahre.

Pat Stone hebt seinen Blick und starrt Larkin und den nach diesem eintretenden Frauen entgegen. Dabei sagt er: »Hey, Luke, was war das für ein Krachen am Fluss?«

»Ein Dampfboot flog in die Luft«, erwidert Larkin. »Und ich brauche vier Doppelzimmer für diese acht Schönen. Ja, ja, sie sehen jetzt nicht besonders aus, mehr wie gerupfte Hühner. Aber du wirst staunen, Pat, wie die sich verändern, wenn sie erst wieder trocken sind. Also, mach vier Doppelzimmer frei, Pat Stone.«

»Ich bin voll belegt, Luke. Ich kann doch nicht …«

»Doch, du kannst«, unterbricht ihn Larkin. »Schmeiß die ganze Blase raus, die du in den besten Zimmern wohnen lässt. Diese Kerle sind ja ohnehin mehr in den Hurenhäusern, in den Spielhallen und Saloons als in deinem Hotel. Schmeiß sie achtkantig raus! Und wenn sie Schwierigkeiten machen, dann lass mich holen.«

Er wendet sich an Maggie Ballard.

»Ich gehe jetzt zum General Store und in den Modeladen. Sie werden euch eine große Auswahl Sachen schicken. Und wenn ihr in diesem Hotel nicht gut bedient werdet, wenn euch der Service nicht zufrieden stellen sollte, dann sagt mir Bescheid. Ich kann solch ein Hotel in dieser Stadt jederzeit wegen Seuchengefahr schließen. Es ist ganz einfach.«

Nach diesen Worten geht er hinaus.

Pat Stone aber starrt auf die acht Frauen. »Verdammt«, knirscht er, »warum tut ihr mir das an – ihr alle?«

»Das war nicht unsere Idee«, erwidert Maggie Ballard spröde. »Das war seine Idee. Er ist euer Marshal, nicht unserer. Wir wollten hier nicht an Land gehen.«

Indes geht Marshal Luke Larkin weiter die Straße hinauf.

Und wieder folgt ihm sein Schatten auf der anderen Straßenseite in einigem Abstand.

Es herrscht überall Bewegung. Die Stadt füllt sich immer noch. Vom Fluss herauf kommen viele Besucher von all den Sägemühlen und Holzplätzen, Schindelfabriken und Bootswerften. Sie kommen mit kleinen Dampfbarkassen den Fluss hinunter- oder heraufgefahren.

Und sie wollen sich betrinken, spielen, ein Mädchen kaufen für eine Stunde oder mehr. Sie wollen tanzen in den Amüsierhallen – und wenn sie betrunken sind und alle Dollars verjubelt haben, dann wollen sie ihren Frust abreagieren, sich prügeln und irgendwas zerstören und zerschlagen.

Denn das Feuerwasser macht die Primitiven stets noch primitiver. Das war schon immer so mit den Menschen auf dieser Erde.

Luke Larkin erreicht nach etwa hundert Schritten die Bunyan Hall.

Paul Bunyan – nun, er ist der Schutzheilige der Holzfäller und Flößer, etwa vergleichbar mit dem Rübezahl in Germany. Paul Bunyan ist ein Held der amerikanischen Mythologie, und es gibt die unglaublichsten Geschichten über ihn.

So soll er damals in der Vorzeit über Täler, Gebirge und Flüsse in großen Sprüngen hinweggesetzt sein, bevor er sich endgültig in Oregon niedergelassen hatte, wo ja die größten Baumriesen des Kontinents wachsen und seit Jahrtausenden stehen.

In allen Holzfäller- und Flößerlagern erzählt man sich immer wieder die Geschichten von Paul Bunyan. Er soll die höchsten Wälder entwurzelt haben, als ob es Stoppelfelder gewesen wären. Mit einem einzigen Axthieb konnte er einen Hektar Baumland umlegen, und wenn Gebirge seiner Arbeit im Wege waren, dann machte er eben alle Berge dem Erdboden gleich. Er besaß auch einen Zugochsen, den er Babe nannte. Dieser Babe schleppte Holzlasten, die selbst eine Lokomotive nicht geschafft haben würde, und wenn Babe trank, dann brachte er mit einem einzigen Schluck einen Gebirgsbach zum Versiegen.

Nun, es gibt tausend Geschichten hier in Oregon über Paul Bunyan und Babe.

Und so trägt die Amüsier- und Spielhalle sozusagen einen ganz besonderen Namen.