G. F. Unger Sonder-Edition 154 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Sonder-Edition 154 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Über den Trail bewegt sich ein endloser Menschenstrom ins Goldland von Colorado. Alle diese Verzweifelten, Abenteurer und Glücksritter hoffen auf den großen Reichtum, aber den meisten macht das Schicksal irgendwann auf dem langen Weg einen Strich durch die Rechnung. So ergeht es auch Elsa McClusky und ihren Mädchen. Gewiss, am Anfang ist das Glück auf ihrer Seite, denn in Jake Donahue finden sie einen mutigen Beschützer. Doch sie sind unersättlich in ihrer Gier. Zuletzt berauben sie sogar den Mann, dem sie viele Male das Leben verdanken, und so wird der Trail auch für sie zu einem Weg ins Verderben ...

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Veröffentlichungsjahr: 2019

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Inhalt

Cover

Impressum

Der Trail

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Manuel Prieto/Norma

eBook-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-7513-8

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Der Trail

Kansas City hieß ursprünglich Westport, und es war damals das große Ausfalltor zum Westen. Es gab schon sehr früh einen Trail von Kansas City nach Santa Fé. Er führte auch über den Raton-Pass, den sogenannten Apachenpass. Dieser Santa Fé Trail, der im südwestlichen Teil von Kansas den Cimarron durchquerte, erhielt später eine Gabelung nach Colorado. Denn dort wurde Gold gefunden, auch reichlich Silber.

Dieser Trail von Kansas City also war eine heftig pulsierende Lebensader, und überall gab es kleine oder größere Stationen. Es war ein Trail, auf dem sich immer wieder Schicksale erfüllten. Die Guten und die Bösen, die Reinen und die Sündigen kamen auf diesem Trail gezogen. Viele Jahre lang bekämpften die Kiowas alles, was sich auf dem Trail bewegte. Die Wagenzüge – manchmal waren es zweihundert schwere Frachtwagen – führten sogar Kanonen mit.

Es gibt eine Menge zu erzählen über diesen Trail. Hundert Geschichten könnte man darüber schreiben. Dies ist nur eine dieser Geschichten.

Als die klapprige Kutsche endlich zusammenbricht – was eigentlich schon viel früher hätte geschehen müssen –, klettern Elsa McClusky und deren sieben Mädchen schweigend nach draußen.

Nein, sie fluchen nicht. Darüber sind sie längst hinaus.

Nur Lilli sagt trocken: »Das war’s wohl – ja?«

Aber sie erhält keine Antwort.

Sie versammeln sich zu einer stummen Gruppe.

Jetzt erst klettern die beiden Männer vom Kutschbock. Es sind Tate Brown, der alt gewordene Spieler und Barkeeper und Bob Marmaduke, ein riesiger Neger, der als Sklave geboren wurde und vor dem Krieg einem Herrn gehörte, der ihn als Preiskämpfer für sich Geld verdienen ließ.

»Ma’am, es tut mir leid«, sagt Bob Marmaduke sanft.

Die füllige Elsa McClusky nickt nur.

Sie ist eine Frau, die sich schon oft genug im Leben in einem tiefen Tal der Hoffnungslosigkeit befand und dennoch eines Tages wieder hinauf gelangte zu den sonnigen Gipfeln des Glücks.

Und so wird es wieder sein, denkt sie trotzig. Es geht immer rauf und runter, runter und rauf, verdammt! Und weil wir jetzt wieder unten sind, kann es eigentlich nur wieder raufgehen.

Nachdem sie dies gedacht hat, blickt sie nach Osten, dorthin also, woher sie kamen.

Alle blicken sie nach Osten.

Denn dort blieb der Wagenzug zurück, der sie davonjagte, weil die Frauen des Wagenzuges es so wollten, da ihre Männer ständig hinter Elsas Mädchen her waren.

»Jetzt müssen wir wohl auf all diese Pfeifen warten«, sagt Rita. »Aber was tun wir, wenn ihre Weiber ihnen verbieten, uns zu helfen? He, das bringen die fertig, nicht wahr? Die hassen uns, weil wir noch haben, was sie nicht mehr haben. Diese Tanten hassen uns, weil ihre Kerle immer verrückter wurden nach uns. Was können wir dafür?«

Sie hat kaum ausgesprochen, als im Osten Rauch aufsteigt.

Zuerst ist es nur wenig Rauch am Horizont der Prärie.

Dann wird es mehr und mehr. Es ist schwarzer Rauch.

Elsa McClusky kennt solchen Rauch. Schon als junges Mädchen hat sie solchen Rauch aufsteigen sehen – und seitdem noch mehrmals da und dort auf ihren Wegen.

Dies ist kein Präriefeuer.

Und es handelt sich auch nicht um ein Dutzend Campfeuer.

Nein, solch einen fetten, schwarzen, dicken Rauch erzeugen brennende Wagen, in denen außer der Habe von Siedlern und Auswanderern auch Proviant verbrennt.

Die erfahrene Elsa McClusky atmet langsam aus.

Dann sagt sie: »Wir haben Glück gehabt, dass sie uns vorgestern davonjagten. Denn sonst …«

Sie braucht keine weiteren Worte mehr zu verschwenden, denn ihnen allen ist klar, was die Kiowas mit ihnen angestellt hätten.

Elsa schätzt die Entfernung bis zu dem aufsteigenden Rauch auf weniger als zwanzig Meilen. In der klaren Luft kann man über die Prärie blicken wie über das Meer.

Sie muss hart schlucken.

Dann sagt sie: »Die wissen vielleicht von uns und kommen uns besuchen. Aber die werden keinen einzigen Dollar zahlen für den Spaß. Also los, setzt eure Hintern in Bewegung, meine goldigen Engelchen! Wir müssen wandern. Und jeder schleppt sein Zeug selbst. Die beiden Pferde aber tragen, was wir sonst noch brauchen. Los, bewegt euch! Der Tag ist noch lang. Wenn wir hier verharren, sind sie vielleicht schon hier, bevor es Nacht wird.«

Sie bewegen sich wirklich.

Denn sie sind gewöhnt, Elsa zu gehorchen.

Nur einmal mault Nelly: »Verdammter Mist! Wann endlich landen wir mal den großen Coup, dass es uns reicht bis ans Lebensende? Wann endlich geht es mal nicht wieder hinunter, sondern nur noch hinauf? Unter uns muss eine sein, die das Pech nur so anzieht. Auf See würde man solch einen Unglücksbringer einfach über Bord werfen, den Haifischen zum Fraß. Vielleicht sollten wir mal herausfinden, wer das ist von uns?«

»Vielleicht bist du das ja selbst«, grollt Sally.

»Es wird nicht gestritten«, sagt Elsa McClusky, und in ihrer Stimme ist ein Klang, den sie alle gut genug kennen.

Als es Abend wird, erreichen sie die Hügel, die ihnen am Vormittag noch unerreichbar schienen.

Ihre beiden Wagenpferde tragen einige Koffer und Decken. Da für die beiden Pferde jedoch keine Packsättel vorhanden waren, ließen sich all diese Dinge nur unpraktisch befestigen.

Sie alle – auch Elsa McClusky – mussten irgendetwas tragen, das der Allgemeinheit gehörte, zusätzlich zu den eigenen Sachen.

Es wurde ein mühsamer Marsch. Denn die acht Frauen waren schon allein vom Schuhwerk her nicht darauf eingerichtet. Ihre Röcke schleiften über den Boden. Am Anfang hatten sie sich die Röcke hochgebunden. Doch auch auf der Prärie wächst allerlei Stachelzeug, und selbst die Halme des Büffelgrases sind hart und scharf.

Sie kamen immer mühsamer vorwärts.

Von einem niedrigen Hügelsattel aus blicken sie zurück.

Von Osten her rückt die Nacht immer näher. Der schwarze Qualm des brennenden Wagenzuges ist nicht mehr zu sehen.

Wahrscheinlich verbrannten auch Menschen in den Wagen, Kinder zum Beispiel, die sich zwischen der Ladung vor Angst verkrochen hatten.

Sarah, die sonst eins der stilleren Mädchen ist und Klavier und Geige spielt wie eine wirkliche Künstlerin, beginnt plötzlich zu fluchen. Sie ist nicht mehr zu halten, steigert sich immer mehr in eine wilde Erregung hinein, und hätte höchstwahrscheinlich einen Nervenzusammenbruch erlebt, wenn nicht mit einem Mal der Reiter aufgetaucht wäre.

Rosy hat ihn zuerst gesehen und ruft aufgeregt: »Da kommt ein Reiter!«

Sie erschrecken alle sehr.

Sollte da der erste Kiowa auf ihrer Fährte kommen, dem die ganze Horde folgt?

Der Reiter ist in der zunehmenden Dämmerung zuerst nur undeutlich zu erkennen. Er hat die Schwärze der Nacht hinter sich.

Aber dann wird klar, dass es ein Weißer sein muss, ein Reiter mit einem großen Hut, der ein schwarzes Pferd reitet und quer vor sich auf den Knien ein Gewehr liegen hat.

Langsam kommt er herangeritten.

Sie erwarten ihn bewegungslos und schweigend.

Als er bei ihnen ist, sehen sie einen großen, hageren, dunkelhaarigen Burschen, in dessen dunklem Gesicht zwei helle Augen funkeln.

Er betrachtet sie vom Sattel aus.

Dann sagt er: »Das ist sicherlich heute kein guter Tag für euch gewesen, Schwestern. Und dennoch hattet ihr Glück. Denn die Roten sind euch nicht gefolgt, sondern weiter nach Osten geritten, dem nächsten Wagenzug entgegen. Die wollten andere Beute. Denn der Winter wird bald kommen. Sie brauchen Proviant, Decken, Waffen und Munition, wollen einen Frachtwagenzug mit voller Ladung. Natürlich hat es sie nach euch gejuckt, doch –«

»Sie reden ziemlich viel«, unterbricht ihn Elsa McClusky. »Sind Sie vielleicht einer dieser Quatschköpfe, die einen dumm und dämlich zu quatschen versuchen? Dann reden Sie mal was Vernünftiges, he. Wie weit ist es noch bis zu Christenmenschen, von denen wir Hilfe erhalten könnten?«

Der Fremde lacht leise.

Dann sitzt er ab.

»Christenmenschen?« So fragt er leicht glucksend. »Christenmenschen gibt es hier in erreichbarer Nähe nicht. Nein, das glaube ich nicht. Aber die Trail Fork Station an der Cimarron-Furt ist nicht mehr weit. Vielleicht zwei Meilen noch. Welcher Lady darf ich mein Pferd anbieten? Vielleicht sollten abwechselnd zwei von Ihnen reiten. Na, Schwestern, wen darf ich zuerst auf meinen guten Hiob heben?«

»Lilli – und du, Rita«, bestimmt Elsa McClusky. »Ihr zwei pfeift sowieso schon auf dem letzten Loch.«

Lilli tritt sofort an den Fremden und dessen Pferd. Sie ist fast zwei Köpfe kleiner als er, obwohl sie für eine Frau mittelgroß ist.

Doch sie hat längst keine Absätze mehr an ihren Schuhen.

»He, Langer«, sagt sie heiser, »haben Sie auch einen Namen? Ich bin eine Lady. Und wenn Sie mich zum Reiten einladen, müssen Sie mir erst Ihren Namen sagen. Das schickt sich so, nicht wahr?«

Sie alle kichern nun durcheinander.

Die Nachricht, dass die Indianer ihnen nicht folgten, macht sie alle trotz Erschöpfung froh. Sie sind erleichtert. Um ihr Leben brauchen sie also nicht mehr zu bangen.

»Ich bin Jake Donahue«, sagt der Fremde. Dann hebt er Lilli auf sein Pferd.

Rita tritt zu ihm.

»Lilli ist keine Lady«, sagt sie. »Lassen Sie sich nur nicht bluffen, Jake Donahue. Und ich bin auch keine Lady. Wir alle sind das nicht. Aber Sie sind ja sicherlich auch kein wirklicher Gentleman. Oder halten Sie sich für einen solchen?«

»Ich bin ein verdammter Hundesohn«, erwidert Jake Donahue. »Und damit ist wohl alles geklärt, Schwestern. Sind das dort eure männlichen Beschützer?«

Indes er diese Worte spricht, hebt er Rita hinter Lilli aufs Pferd.

Als er sich umwendet, hört er Bob Marmadukes Grollen.

»Das sind wir«, sagt der riesige Neger dann. »Und wer’s nicht glaubt, den mache ich klein.«

»Brav, sehr brav.« Donahue nickt. »Dann woll’n wir mal.«

»Richtig«, mischt sich Elsa ein. »Die zwei Meilen schaffen wir – wenn’s sein muss – sogar auf den Händen. Gehen wir!«

Es ist längst schon Nacht – eine helle Nacht mit strahlenden Gestirnen –, als sie die große Station an der Cimarron-Furt erblicken.

Gelbe Lichter versuchen vergebens gegen die strahlenden Sterne anzublinzeln.

Dennoch scheinen die gelben Lichter eine Menge zu versprechen, nämlich das Vorhandensein von Menschen, von Wärme, Gastfreundschaft, Geborgenheit, Freundlichkeit inmitten einer harten Welt.

Sie eilen schneller mit ihren drei Pferden.

Denn dort bei den gelben Lichtern wird ihre Not sicherlich bald schon Linderung erfahren. Sie werden in relativer Sicherheit sein, sofern es auf diesem Trail überhaupt Sicherheit gibt.

Es ist eine sehr große Station hier an der Gabelung des Trails.

Der Weg nach Santa Fé führt durch die Furt des Cimarron.

Nach Colorado biegt die Gabelung nach Nordwesten ab.

Außer dem großen Haupthaus, in dem sich ein Store und ein großer Gastraum mit Bar befinden, gibt es noch ein halbes Dutzend Nebengebäude, eine große Scheune, Corrals und Weidekoppeln. Im Wagenhof befindet sich auch eine Schmiede.

Man kann die Station durchaus als Siedlung bezeichnen, die auf dem besten Wege ist, eine kleine Stadt zu werden.

Ein Mann, der eine doppelläufige Schrotflinte unterm Arm trägt, kommt ihnen von den Corrals her entgegen.

»Nanu?« So fragt er.

»Unsere Kutsche brach zusammen«, sagt Elsa McClusky. »Wir brauchen eine neue Kutsche. Habt ihr eine zu verkaufen?«

»Vielleicht«, sagt der Mann. »Sind das alles Honeygirls?«

Er fragt es staunend und erwartungsvoll zugleich.

»Wer ist denn hier der Boss?« Elsa McClusky fragt es grollend.

»Der hockt drinnen hinter der Bar«, sagt der Mann. Er tritt näher, gelangt so dicht neben Sally und klatscht ihr mit der flachen Hand auf den Hintern.

Noch bevor er etwas sagen kann, was gewiss nicht seriös gewesen wäre, bekommt er Sallys flache Hand klatschend rechts und links um den Schnurrbart geschlagen.

»Du verdammter Bock«, sagt Sally. »Wir sind tausend Meilen zu Fuß gelatscht, und da hast du mir jetzt gerade noch gefehlt.«

Der Mann tritt grinsend zurück.

»Geht nur hinein«, sagt er. »Geht nur hinein. Ihr werdet euch gewiss bald wohlfühlen.« Er wendet sich zu den Männern. »Und ihr? Wollt ihr die drei Gäule abladen und versorgen, ja? Kommt nur mit. Ich zeige euch den richtigen Corral. Das Gepäck könnt ihr drüben bei der Scheune abladen. Dort werdet ihr auch schlafen müssen. Bekommt ihr eigentlich von den Honeygirls alles umsonst, hahaha?«

Die Männer erwidern nichts, folgen ihm aber mit den drei Pferden.

Indes betritt Elsa McClusky mit ihren sieben Mädchen den Gastraum der Station. Draußen bei der Haltestange und dem Wassertrog stehen einige Sattelpferde. Es müssen also noch andere Gäste anwesend sein.

Der Gastraum ist recht groß. Es gibt ein halbes Dutzend Tische und eine Bar. Ein Durchgang führt zum angrenzenden Store hinüber.

Hinter der Bar hockt ein rothaariger Bursche mit einer dicken Zigarre zwischen den harten Lippen.

»Hey, willkommen«, sagt er. »Oha, ihr Pussycats, auf euch haben wir noch gewartet!«

An den Tischen und im Raum sind einige weitere Männer verteilt.

Und sie lachen nun durcheinander und machen anzügliche Bemerkungen.

»Ein Glück haben wir heute«, sagt einer dann laut. »He, ich nehme die Rothaarige. Und wenn sie baden will, werde ich ihr dabei helfen.«

Elsa McClusky weiß plötzlich Bescheid.

Dies hier sind keine Stationsleute.

Es können nur Banditen sein.

Sie macht sich keine Illusionen mehr.

Und so sagt sie: »Also gut, Jungens, ich weiß schon Bescheid. Wir entkamen zwar den Indianern, doch jetzt sind wir in euren Händen. Aber auch ihr wollt gewiss nur das, was alle Männer von uns wollen. Was habt ihr denn mit den Stationsleuten gemacht?«

Sie stellt die letzte Frage nüchtern und sachlich.

Ihre Mädchen verharren bewegungslos. Sie fluchen nicht einmal. Irgendwie wirken sie nun sehr stoisch und ergeben. Wahrscheinlich ist es ein besonderer Selbsterhaltungstrieb, der sie so stoisch werden ließ.

Sie warten.

Der Mann hinter der Bar nimmt tatsächlich die Zigarre aus dem Mund. Und er lacht leise. Es ist ein selbstzufriedenes Lachen.

»Du bist eine kluge Frau«, sagt er zu Elsa. »Sehr lebenstüchtig, stets die praktische Seite der Dinge erkennend. Nun, wir werden uns vertragen. Wir warten hier nur auf einen Goldtransport. Und mit euch wird uns die Warterei nicht so langweilig werden. Die Stationsleute? Nun, was kümmern die euch? Wer sind denn die drei Burschen, die mit euch kamen? Sollen wir die allemachen oder werden sie auf dich hören und friedlich bleiben?«

»Sie hören auf mich«, erwidert Elsa. »Aber ich muss hinausgehen und ihnen das sagen. Darf ich?«

»Sicher! Wir haben ja deine Engelchen hier zur Gesellschaft, sicher! Und überdies haben wir natürlich Murphy draußen. Ihr habt ihn ja schon kennengelernt. Murphy ist gefährlich mit dem Colt und der Schrotspritze. Der nimmt es auch mit drei Burschen auf. Na, dann geh mal schön, Tante.«

Nun lachen sie alle durcheinander.

Und es ist klar, dass sie mit Elsas Mädchen allein sein wollen.

Elsa McClusky seufzt hörbar.

Wann endlich wird unsere Pechsträhne enden? Dies fragt sie sich.

Und sie beginnt den verdammten Trail zu hassen, auf dem sie ins Goldland von Colorado will, um dort in den Tingeltangels mit ihren Mädchen Geld zu machen.

Sie beeilt sich nicht sehr, bewegt sich ruhig.

Überdies hat sie Blasen an den Füßen.

Sie hat sich so sehr gewünscht, hier ihre Füße in eine Wanne mit Wasser stellen zu können.

Einen Moment fragt sie sich, was die Banditen mit den Stationsleuten gemacht haben, doch dann sagt sie sich, dass sie jede Menge eigener Sorgen hat.

Drüben bei den Corrals arbeiten die Männer an den Pferden. Sie holen auch abwechselnd mit zwei Holzeimern Wasser aus dem Fluss.

Der Kerl, den der Bandit hinter der Bar Murphy nannte, sitzt auf einer Corralstange und hat seine Schrotflinte über den Oberschenkeln.

Elsa sagt laut: »Die Station ist von Banditen besetzt. Der da ist auch einer. Was sie mit den Stationsleuten gemacht haben, weiß ich nicht. Ich will nicht, dass ihr mit den Kerlen Streit anfangt wegen uns. Das lohnt sich nicht.«

Nach diesen Worten wendet sie sich um und geht wieder zurück ins Haupthaus zu ihren Mädchen und den Banditen.

»Das ist eine kluge Frau«, sagt Murphy. »Und wir wollen nicht unbedingt Streit mit euch. Aber ihr könntet ihn bekommen. Am besten ist, ihr gebt mir eure Waffen. Und mit dir fangen wir an, Langer. Schnall deinen Gürtel ab und häng ihn an einen Corralpfosten.«

»Nein«, sagt Jake Donahue ruhig.

»Was?« Murphy fragt es ungläubig und will die Schrotflintenmündungen auf ihn richten.

Doch Jake Donahue hat plötzlich seinen großen Colt in der Linken und schießt sofort. Es ist wie eine höllische Zauberei.

Murphy drückt zwar beide Hähne ab, aber die Ladungen fliegen irgendwohin, indes er rückwärts von der Corralstange in den Corral fällt.

Bob Marmaduke und Tate Brown reagieren prompt und rennen von den Pferden weg, streben auseinander.

Elsa McClusky hat die Tür des Haupthauses noch nicht erreicht.

Sie verharrt.

Die Tür wird aufgestoßen, und die Kerle kommen mit schussbereiten Waffen heraus. Ihr Anführer, der hinter der Bar war, brüllt scharf über den Hof: »Murphy!«

Aber Murphy kann nicht mehr antworten.

Wahrscheinlich können sie nun Murphy bei den Corralstangen am Boden liegen sehen oder vermuten zumindest, dass die regungslos am Boden liegende Gestalt Murphy ist.

Die Kerle heulen auf in wilder Wut.

Es sind fünf.

Sie stürmen vorwärts, und schießen dabei aus allen Rohren.

Sie haben in ihrem bösen Zorn ganz vergessen, dass sie hinter sich im Haus die Mädchen als Geiseln haben. Sie achten auch nicht auf Elsa McClusky, die ihnen sogar ein wenig im Weg steht, sodass einer von ihnen sie zur Seite stoßen muss.

Sie gehören zu sehr zu jener wilden Sorte, die sich immer wieder herausgefordert fühlt. Und nur drei Gegner sind für sie kein Grund, sich hinter Geiseln zu verstecken.

Sie springen schießend auseinander und stürmen vorwärts.

Wie immer wollen sie sich durch Kühnheit behaupten. Und wie immer glauben sie an ihr Glück.