G. F. Unger Sonder-Edition 20 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Sonder-Edition 20 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Sie waren armselige Straßenräuber. Keine stolzen Banditen, sondern gnadenlose, hinterhältige Mörder. Für ein Paar Stiefel, ein Hemd oder eine Flasche Tequila gingen sie jedem an die Gurgel. Sie wollten überleben, und um zu überleben, scheuten sie vor den gemeinsten Verbrechen nicht zurück.

Und zu diesen Strolchen war ich unterwegs nach Santa Rosa, denn dort, in diesem verwüsteten Land, lebten sie wie Ungeziefer an einem fast toten Körper. Nie hätte ich, der ehemalige Südstaatencaptain, mir träumen lassen, dass ich einmal mit solch einem Abschaum gemeinsame Sache machen würde. Aber was hätte ich tun sollen? Sue, die Frau, die ich liebte, war in ihrer Gewalt. Und außerdem brauchte ich Hilfe gegen die Besatzer aus dem Norden, die uns Texanern das letzte Blut aus den Adern saugten.

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Bandoleros

1

Es war in Nord-Virginia, als der letzte, traurige Kriegsrat unserer schon geschlagenen Armee stattfand.

Das Hauptquartier war jämmerlich primitiv. Es gab keine Zelte, keine Tische oder anderes Möbelzeug. Nur ein Lagerfeuer brannte unter mächtigen Bäumen. Die Offiziere hockten auf Decken oder Sätteln.

General Lee bestand darauf, dass wir uns niedersetzten. Er aber lehnte stehend am Stamm eines alten Baumes, und er kam uns ebenfalls wie ein alter Baum vor, der schon zu lange allen Stürmen standgehalten hatte. Der Feuerschein beleuchtete sein zerfurchtes Gesicht.

O Vater im Himmel, er war uns ein so großartiger Kommandeur gewesen. Doch all seine Kriegskunst hatte nichts mehr ausrichten können gegen die Macht des Nordens.

Und es gab keinen einzigen Hoffnungsschimmer mehr.

Nach einer Weile – als wir alle versammelt waren –, begann er zu sprechen: »Gentlemen, unsere Lage ist hoffnungslos. Ich habe nun alle Meldungen erhalten, auf die ich noch warten musste. Meine Armee besteht nur noch aus achttausend bewaffneten und etwa zwanzigtausend unbewaffneten Soldaten. Letztere warfen auf der Flucht ihre Waffen fort, wollten nur noch ihr Leben retten. Und alle sind wir bis ins Mark erschöpft und fast verhungert. Ich habe von General Grant die Forderung zur Kapitulation und Übergabe erhalten. Wir sind von seiner mehrfach überlegenen Armee umzingelt. Alle Rückzugswege sind uns abgeschnitten. Dies ist die Lage, Gentlemen.«

Es war der 8. April 1865.

Wir alle schwiegen eine Weile. Einige von uns knirschten mit den Zähnen, und vielleicht rannen diesem oder jenem Tränen über die Wangen. Denn wir hatten umsonst gekämpft und das ganze Leid gemeinsam mit unserer Zivilbevölkerung nutzlos ertragen. Dieser Krieg hatte uns alle ins Elend gestürzt, so wie es jeder Krieg tut – und das auf beiden Seiten.

Ja, es war ein verdammter Krieg. Wir hassten ihn längst.

Doch darum ging es jetzt nicht. Es ging jetzt um unsern Stolz. Wir Südstaatler der Konföderation wollten nicht zu Boden gehen.

Wir begannen dann mit den Beratungen.

Sollten wir uns ergeben oder einen Durchbruch aus der Umzingelung versuchen?

Taten wir Letzteres und gelang uns dies, würden wir keine gefangene Armee mehr sein und auf eine ehrenhaftere Weise Frieden schließen können.1

Nun, wir fassten zuletzt den Entschluss, den Durchbruch zu wagen.

General Lee gab nun jedem der Offiziere die Befehle.

Da ich nur den Rang eines Captains hatte, war ich einer der Letzten, an den er sich wandte.

»Captain Kilbourne …«, so begann er und wartete, bis ich vor ihm stand.

»Yes, Sir«, sagte ich.

Im Feuerschein betrachteten wir uns. Er war ein sechs Fuß großer, sehr stattlicher Mann. Und in seinen hellen Augen erkannte ich noch einmal jenes Leuchten, das uns stets begeistert und mitgerissen hatte.

»Sie führen das Regiment von Colonel Hartford, weil alle ranghöheren Offiziere gefallen sind?«

»Yes, Sir, so ist es.«

»Wie viel Reiter haben Sie noch?«

»Siebenundfünfzig, Sir. Aber jeder zählt für drei oder vier. Es sind die besten Männer der alten Texas-Brigade, Sir.«

Ich sagte es mit Überzeugung, um mir selbst Mut zu machen und ihm zu verstehen zu geben, dass er sich auf uns verlassen konnte.

Das zwingende Leuchten in seinen Augen wurde stärker.

Dann sprach er: »Mein Sohn, ich verlasse mich auf euch. Bringt die Geschütze auf dem Hügel an unserer Ostflanke zum Schweigen. Es ist unsere linke Flanke, und wir verlieren unsere Angriffswucht, wenn wir von der Seite her Feuer bekommen. Die sechs Geschütze müssen erobert werden. Captain Hackett folgt Ihnen mit zwei Bagagewagen voller Artilleristen. Diese sollen mit den eroberten Geschützen in die Unionstruppen feuern. So einfach ist das.«

»Yes, Sir«, erwiderte ich und salutierte.

Dann machte ich mich auf den Weg zu meinen Reitern und rief die Sergeanten zu mir. Offiziere gab es außer mir keine mehr.

Die Sergeanten starrten mich an in der verblassenden Nacht.

Ich sagte ihnen, was General Lee von uns erwartete, und sie begriffen, dass wir alle nur so aus der Mausefalle entkommen konnten.

Master Sergeant Mike Banner fragte: »Und was ist, Sir, wenn unser Durchbruch nicht gelingen sollte? Dann bleibt uns doch nur noch die Gefangenschaft – oder?«

Nun spürte ich die Blicke der drei Sergeanten noch deutlicher.

Und ich schüttelte den Kopf.

»Wenn wir die Geschütze den nachfolgenden Artilleristen übergeben haben«, sprach ich, »brechen wir weiter durch – geradewegs nach Texas. Das ist ein verdammt weiter Weg – weiter als fünfzehnhundert Meilen. Aber wer unseren letzten Angriff überlebt, der wird es mit mir schaffen. Wir gehen nicht in Gefangenschaft – und möge diese noch so ehrenhaft sein – wir nicht. Wir brechen durch auf jeden Fall.«

Damit hatte ich es ihnen gesagt. Genau das hatten sie hören wollen. Wir waren ein kläglicher Rest der glorreichen Texas-Brigade von Stonewall-Jackson, und General Lee würde kapitulieren müssen nach diesem Durchbruch.

Es war dann keine Fahnenflucht mehr, wenn wir heimritten.

Die Sergeanten gingen zu ihren jämmerlich dezimierten Schwadronen. Keine war noch stärker als zwanzig Reiter statt deren mehr als hundert.

Wir saßen auf und warteten auf die Hornsignale.

Diese ertönten schon bald.

Und so ritten wir an im Morgengrauen, während die Nebel stiegen und uns Deckung gaben.

O Moses, diese Nebel würden für viele von uns zum Leichentuch werden.

Verdammt, was hassten wir diesen Krieg, all das Töten und Blutvergießen, all die Not des ausgebluteten Südens, der einst so feudalistisch lebte und nun in bitterste Armut stürzte!

Und alles begann eigentlich damals im Jahre 1851, als die Schriftstellerin Harriet Beecher-Stowe die Geschichten aus dem Leben der Sklaven veröffentlichte.

Ein Jahr später erschien dann das Buch »Onkel Toms Hütte«, von dem im ersten Jahr mehr als dreihunderttausend Exemplare verkauft wurden und das die Menschen des Nordens aufrüttelte.

Im Jahre 1859 wurde dann der fanatische Kämpfer für die Sklavenbefreiung, John Brown, zum Tode verurteilt und gehängt.

Und weiter ging es, als 1860 Abraham Lincoln zum Präsidenten der Union gewählt wurde.

Süd-Carolina trat als erster Staat aus der Union aus und es folgten die Staaten Mississippi, Florida, Alabama, Georgia, Louisiana, Texas, Virginia, Arkansas, Nord-Carolina und Tennessee.

Sie taten sich zu einem Staatenbund zusammen und wählten Jefferson Davis zu ihrem Präsidenten.

Und dann begann der Krieg mit der Beschießung von Fort Sumter im Hafen von Charleston in Süd-Carolina.

Es war am 12. April 1861.

An all diese Dinge dachte ich noch einmal, indes wir durch den Nebel zu unserer linken Flanke ritten. Überall hatten sich nun die erschöpften, halb verhungerten und kranken Soldaten erhoben, um die Sturmreihen zu formieren.

Meldereiter waren unterwegs.

Als wir den Fuß des langen Hügels erreichten, auf dessen Kamm die Geschütze standen, die bei Tageslicht auf uns zu feuern beginnen würden, wenn wir uns nicht endlich ergaben, ließ ich angaloppieren.

Es war kein steiler, jedoch ein ziemlich langer Hang. Es waren auch keine hohen Hügel, kaum mehr als hohe Bodenwellen. Und so galoppierten unsere Pferde wahrhaftig die Viertelmeile, ohne zu ermüden.

Obwohl die Yanks unsere Hornsignale hörten, konnten sie wohl nicht glauben, dass sich unsere erschöpfte, halb verhungerte und arg dezimierte Armee noch einmal zum Angriff aufraffen würde.

Aber was meine Reiter und mich betraf, wir kamen noch mal wie die Teufel aus der Hölle gejagt, so wie wir von der Texas-Brigade es schon so oft getan hatten.

Es waren alles Texaner, mit denen ich ritt. Wir lenkten unsere Pferde mit den Schenkeln und hatten die Zügel zwischen den Zähnen.

In einer Hand hielten wir den Säbel und in der anderen Hand den Colt.

So griffen wir an.

Es wurde die Hölle, und ich möchte das Blutvergießen und Töten nicht einzeln schildern, denn das ist ja nicht der Sinn meiner Geschichte.

Wir nahmen die sechs Geschütze. Ja, wir eroberten sie und machten die Bedienungen klein trotz eigener Verluste.

Dann war es vorbei, und wir warteten keuchend und fluchend auf die Artilleristen, versorgten dabei, so gut wir konnten, unsere Verwundeten, zählten die Toten, deren Namen ich in mein arg zerfleddertes Notizbuch eintrug.

Endlich kamen die beiden Wagen mit Captain Hackett und dessen Artilleristen heraufgefahren.

»Gute Arbeit, Blake«, rief er mir zu. »Wirklich erstklassige Arbeit, Blake Kilbourne! Doch jetzt könnt ihr abhauen, weil wir an der Reihe sind.«

Indes seine Kanoniere die Geschütze umdrehten, legten wir unsere Verwundeten in die beiden Wagen. Dann saßen wir wieder auf.

Und nun führte ich nur noch achtunddreißig Mann gen Süden – achtunddreißig von siebenundfünfzig.

O Vater im Himmel, was würde noch alles kommen?

***

Nun, lieber Leser meiner Geschichte, ich will es kurz machen: Der Durchbruch unserer Armee blieb stecken. Er gelang nicht trotz einiger Anfangserfolge.

Es war der 9. April 1865, und wir wussten noch vor Sonnenaufgang, dass alles verloren war. General Lee würde unsere Armee nicht mehr aus der Umklammerung hinausführen können. Wir würden uns ergeben müssen.

Wir waren an diesem grauen Morgen schon einige Meilen geritten, hatten auch gekämpft und waren durch feindliche Linien gestoßen. Aber hinter uns kam niemand mehr, obwohl die Schlacht noch voll im Gange war, Kanonen- und Gewehrfeuer fortwährend in weiter Runde zu hören war, überall Geschrei, Explosionen und Durcheinander herrschten.

Unionsinfanterie rückte von allen Seiten vor.

Ich hielt vor einem Waldstück an, »witterte« hinein und fragte mich, ob dort eine Truppe auf uns wartete. Dann sah ich mich nach meinen Reitern um.

Sie würden mir folgen, verließen sich auf meinen Instinkt wie zuvor schon viele Male.

Ich nickte ihnen zu.

»Also reiten wir heim nach Texas«, rief ich.

Dann ritt ich in den Wald hinein. Es war ein dichter Wald. Nur gute und geschmeidige Reiter konnten hier durchkommen, ohne von tiefen Ästen aus dem Sattel gewischt zu werden.

Sie folgten mir.

Und weil wir unterwegs noch mehrmals gekämpft hatten, waren es nur noch vierundzwanzig.

O Vater im Himmel, wie viele würden mit mir Texas erreichen?

2

Es war ein weiter Weg vom Appomattox River nach Texas. Wir waren abgerissen, halb verhungert, zum Teil krank und verwundet, ohne Proviant und Ausrüstung. In unseren zumeist schon zerlumpten Uniformen waren wir nichts anderes mehr als armselige Satteltramps.

Aber wir waren Texaner auf dem Heimweg nach Texas.

Das war die Kraft, die uns antrieb.

Wir wollten den Yankees nicht unsere Waffen übergeben und von ihnen nicht gefangen werden.

Unbesiegt wollten wir heim.

Vielleicht konnten das einige Menschen nicht verstehen.

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