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Brod Finnegan war ein schwerkranker Mann, als er aus der Gefangenschaft entlassen wurde, seine Wunden waren noch längst nicht vernarbt. Kein Wunder, dass er mit beiden Händen zugriff, als der alte County Sheriff ihm den Job eines Deputy von Opal City anbot. Denn Opal City war eine ruhige kleine Stadt in den Bergen, wo er sich prächtig auskurieren konnte. Allerdings hatte die Sache einen Haken. Keiner wusste, wie lange Ruhe und Frieden in Opal noch anhalten würden. Denn ein einziger Gold- oder Silberfund konnte die Stadt in ein Irrenhaus verwandeln. Und für diesen Fall brauchte der Sheriff dort einen Mann, der kämpfen konnte. Wenn es sein musste, mit dem Rücken an der Wand und allein gegen ein Heer von Teufeln...
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Seitenzahl: 181
Veröffentlichungsjahr: 2015
Cover
Impressum
Ein Mann gegen alle
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln
Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Manuel Prieto/Norma
E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-1734-3
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Ein Mann gegen alle
1
Er rollt sich aus dem Bett, reckt und streckt sich vorsichtig, wandert ein wenig im Zimmer umher und bleibt dann vor dem Spiegel stehen, der hinter dem Waschtisch an der Wand hängt. Aufmerksam betrachtet er sich.
Ja, die Narben an seinem Oberkörper sind jetzt verheilt, aber er wird sie sein ganzes Leben behalten.
Mit diesen Narben – als sie noch böse aussahen und ständig eiterten – war er aus dem Kriegsgefangenenlazarett entlassen worden und hatte einen Job gesucht, der einen noch ziemlich kranken Mann ernähren konnte.
Es war vor genau einem Jahr gewesen.
Der County Sheriff hatte ihn als Deputy nach Opal geschickt und dabei gesagt: »Es ist eine hübsche, kleine, ruhige Stadt. Man findet in der Umgebung Opale und Türkise, auch ein wenig Silber, aber nichts Großartiges. Die Leute leben vom Durchgangsverkehr und vom Handel. Es gibt in den Tälern Ranches und Farmen. Man züchtet Pferde in diesen Blaugrastälern. Weiter höher in den Bergen ziehen Schafherden umher. Es ist alles ruhig und friedlich. Du wirst dich dort in den nächsten Monaten prächtig erholen können, mein Junge. Aber irgendwann – und das weiß ich genau – wird sich dort alles ändern. Das kann noch lange dauern, aber eines Tages wird es kommen – ganz plötzlich wie eine Explosion. Ein einziger großer Silber- oder Goldfund – und die kleine und ruhige Stadt, die abgelegenste in meinem County, wird ein Höllenloch. Dann brauche ich dort einen besonderen Deputy, einen Mann wie keinen zweiten unter zehntausend. Und dann erwarte ich, dass du nicht abhaust, sondern deinen Job tust. Wenn du mir das versprichst, mein Junge, dann gebe ich dir den Stern für den Opal-Distrikt. Du musst dort die Steuern eintreiben und darfst zwei Deputies einstellen. Willst du?«
Er wollte damals. Und es wurde tatsächlich ein ruhiger Job, zunächst jedenfalls.
Als er jetzt an diesem Morgen am Waschtisch vor dem Spiegel steht und die alten Kriegsnarben betrachtet, da denkt er wieder an dieses Gespräch mit dem County Sheriff.
Es kamen in den vergangenen Monaten immer mehr Gold- und Silbersucher in die Täler, Canyons und Schluchten. Sie zogen von den Vorhügeln immer weiter hinauf in die Berge, folgten den Wasserläufen bis zu deren Quellgebieten. Es gab einige kleine Funde – aber noch nichts, was einen Run in Gang gebracht hätte.
Doch er ahnt an diesem Morgen irgendwie, dass etwas in Gang kommen wird. Er spürt es, so wie er an seinen Narben spürt, wenn es anderes Wetter gibt.
Ja, was wird er tun, wenn es soweit ist? Wenn es zu dieser »Explosion« kommen wird, von der der alte Sheriff sprach? Wenn sie alle hier verrückt spielen und viele Gute zu Bösen werden?
Indes er sich einseift und dann rasiert, fühlt er sich wie ein Mensch, der seine Seele dem Teufel verkaufte, um für eine Weile Vorteile zu genießen.
Nun ist der County Sheriff gewiss kein Teufel. Aber er gab ihm sein Wort. Und Opal kann von einem Tag zum anderen zur Hölle werden, in welcher er schmoren muss.
Er rasiert und wäscht sich bedächtig. Diese Vormittagsstunde in seinem Zimmer genießt er täglich. Dass er so spät aufsteht, hängt damit zusammen, dass er erst lange nach Mitternacht ins Bett kommt und die letzte Runde stets erst gegen zwei Uhr morgens geht.
Er hat sich daran gewöhnt.
Es ist dann etwa eine halbe Stunde später, als man ihm auf der Veranda des Hotel-Restaurants das Frühstück serviert, das zugleich auch sein frühes Mittagessen ist. Er sitzt gerne um diese Zeit hier, kann von seinem Platz aus die Hauptstraße in beiden Richtungen übersehen und erfreut sich an der ruhigen Geschäftigkeit dieser Stadt. Ja, es ist eine ruhige und nicht hektische Geschäftigkeit.
Er sieht drüben Kate Langtry aus ihrem Schneiderladen treten und winkt ihr zu. Sie geht mit einem Korb am Arm zum Store, erwidert dabei sein Winken und lässt ihn ihr blinkendes Lächeln erkennen. Oh, er kennt dieses blinkende, herausfordernde Lächeln, und er weiß auch, wie es dabei in ihren Augen funkelt. Ja, er könnte sie haben, wenn er es wollte.
Aber warum will er eigentlich nicht? Kate Langtry ist eine prächtige Frau. Nein sie ist kein Mädchen mehr, obwohl noch jung. Aber manches Mädchen wird niemals eine erfahrene Frau und bleibt immer ein dummes Huhn.
Diese Kate Langtry gehört zu der anderen Sorte, denn ihre Wege waren gewiss oft sehr beschwerlich und rau. Ihr blieb nichts mehr fremd auf dieser Erde. Und so zählten ihre Jahre doppelt und dreifach. Wahrscheinlich kam sie in diese Stadt, um endlich Ruhe zu finden.
Sie verschwindet im Store.
Broderick Finnegan aber – denn dies ist sein Name – erhebt sich und macht sich auf den Weg zu seinem Office.
Er weiß, dort wird er seinen Deputy Windy Garret vorfinden, der zugleich auch der Stadtschreiber und Gefängniswärter ist. Windy hat nur noch eineinhalb Beine und bewegt sich mit Hilfe eines Unterschenkels aus Holz.
Einige Bürger der Stadt grüßen ihren Sheriff, so auch der Sattler und der Besitzer der Saatgut- und Futtermittelhandlung. Reiter sind auf der Straße da und dort zu sehen. Vor dem Store hält ein Wagen, von dessen Sitz der Koch der Topfhenkel-Ranch springt, um im Store die Monatseinkäufe zu machen.
Broderick Finnegan hat sein Office schon fast erreicht, als er Jube Scott auf seinem Maultier kommen sieht. Jube Scott schwankt im Sattel wie ein Betrunkener und kommt aus einer der Quergassen auf die Hauptstraße geritten. Er reitet geradewegs zum Office und rutscht dort vor der Haltestange aus dem Sattel. Einige Sekunden verharrt er beim Tier, hält sich daran fest, so als müsste er Kraft sammeln oder einen Schwindelanfall vorübergehen lassen.
Da er Broderick Finnegan den Rücken zukehrt, sieht dieser beim Näherkommen den blutigen Fleck auf Jube Scotts ausgebleichtem Hemd – und auch das Loch.
Es ist ein Einschussloch.
Jemand schoss Jube Scott eine Kugel in den Rücken.
Als Broderick Finnegan neben den Mann tritt und ihm die Hand sachte auf die Schulter legt, da hustet Scott erst noch einige Male mühsam. Und es kommt Blut über seine Lippen, das er mit dem Handrücken abzuwischen versucht.
Dann aber wendet Jube Scott seinen Kopf und zeigt dem Sheriff ein triumphierendes Grinsen. Und in seinen Augen, die ein verwaschen wirkendes Blau haben, ist ein wildes Funkeln.
»Ich habe es gefunden«, ächzt er. »Oh, du lieber Vater im Himmel, ich habe es gefunden, Sheriff! Und sie wollten mich abschießen und somit verhindern, dass ich meinen Fund registrieren lassen kann. Dann wären sie an meiner Stelle gekommen. Gehen wir hinein, Sheriff, damit ich meine Fundstelle als Claim registriert bekomme, bevor ich aus den Latschen kippe. Denn ich habe Blut verloren, viel Blut. Gehen wir!«
Er stößt die beiden letzten Worte wie ein Mann hervor, der sich selbst einen Befehl gibt, um noch einmal einen letzten Funken Lebenskraft aus seinem innersten Kern heraufzuholen.
Sie gehen hinein. Finnegan stützt ihn.
Drinnen hockt Windy Garret hinter dem Schreibtisch in der Ecke und sagt: »Mrs. Ellison hat von ihrem Mann die Geburt von Zwillingen anmelden lassen. Zwillinge, oha!«
Nachdem er dies gesagt hat, nimmt er die Brille ab, die er beim Schreiben tragen muss. Und da er jetzt wieder normal sehen kann, entdeckt er, in welch einem Zustand sich Jube Scott befindet.
»Oha, Jube«, sagte er, »was haben sie denn mit dir gemacht? Du siehst diesmal nicht so aus, als könntest du für eine Nacht die dicke Dolly besuchen?«
»Nein«, ächzt Jube Scott und lässt sich in einem Holzsessel nieder, streckt die krummen Beine in den alten Stiefeln von sich. »Diesmal kann ich nicht zur molligen Dolly. Aber wenn ich wieder einigermaßen auf den Beinen bin, dann kann ich mir das ganze Freudenhaus mit allen Süßen darin für eine ganze Woche mieten, ich ganz allein. Und ich werde den Preis aus der Westentasche zahlen, oho!«
Nun wissen es Broderick Finnegan und Windy Garret ganz genau.
»Eine Goldader?« So fragt Windy ahnungsvoll.
Jube Scott nickt. »Und was für eine«, sagt er und grinst. »In der alten Spanier-Mine im Spanish Springs Canyon, keine sieben Meilen von hier. Ich habe in der alten Mine mit meinem Hammer nur mal so gegen die Stollenwand geschlagen. Und als ein paar Steinplatten abfielen, da sah ich es. Ich brach mir einige Kilo heraus und machte mich heute Morgen auf den Weg nach hier. Am Pikes Creek traf ich die Laffitter-Brüder. Und denen fiel auf, dass ich in so guter Stimmung war, denn sie hatten mich schon singen gehört, bevor sie mich zu sehen bekamen. Ich hatte das alte Lied von den großen Goldfunden am Sacramento in California gesungen. Und sie sahen dann auch den Leinenbeutel an meinem Sattelhorn hängen, der so schwer zu sein schien wie ein Doppelzentnersack. Sie fragten mich, ob ich Gold gefunden hätte. Ich grinste sie nur an und ritt weiter. Sie brüllten hinter mir her, und weil ich mein Maultier antrieb, um möglichst schnell von ihnen wegzukommen, da riss der alte Leinenbeutel. Das losgebrochene Adergold fiel heraus. Ich musste anhalten und es einsammeln. Sie kamen herangeritten und sahen nun erst richtig, was es war, nämlich Adergold. Oha, ich sah ihnen an, dass sie von einer Sekunde zur anderen verrückt wurden, gierig wie hungrige Wölfe nach einem langen Blizzard beim Anblick einer fetten Beute. Ich schnappte meinen Colt heraus und hielt sie in Schach. Sie boten sich an, meine Partner zu werden. Denn sie könnten mich beschützen. Aber ich ritt davon. Da schoss einer hinter mir her. Sie versuchten mich einzuholen, doch mein Maultier kann es mit jedem Pferd aufnehmen. Oh, was bin ich müde und erledigt. Tragt die alte Mine als meinen Claim ein. Und dann bringt mich in ein Bett und holt den Barbier. Er muss mir die Kugel herausholen, bevor sie mich umbringen kann.«
Nachdem er dies noch gekrächzt hat, wird Jube Scott im Holzsessel ohnmächtig.
Und Finnegan denkt in diesen Sekunden bitter: Jetzt ist es geschehen? Eine Goldader – und die Laffitter-Brüder, die ihn in den Rücken schossen. Jetzt wird die Hölle aufbrechen. O verdammt, warum bin ich hier nicht weg, solange es noch ruhig und friedlich hier war? Jetzt würde ich gewissermaßen Fahnenflucht begehen wie ein feiger Deserteur, würde ich abhauen. Denn der Alte hat mein Wort, dass ich auch bleibe, wenn die Hölle aufbricht.
***
Es ist noch am gleichen Tage und erst früher Mittag, als er aufbricht, um sich nach den Laffitter-Brüdern umzusehen.
Er kennt sie einigermaßen, denn sie kamen manchmal in die Stadt, um sich auszurüsten oder sich bei Mollys Mädchen zu amüsieren.
Die Laffitter-Brüder gelten als Wildpferdjäger, doch man munkelt, dass sie in anderen Distrikten auch Pferde und Rinder stehlen und in andere üble Dinge verwickelt seien.
Irgendwo in den Bergen sollen sie eine Hütte haben.
Doch dort wird er sie nicht suchen müssen. Sie hatten Jube Scott zwar nicht von dessen Maultier schießen können, doch aber gesehen, wie böse sie ihn trafen. Zuerst verfolgten sie ihn, konnten sich dann aber ausrechnen, dass sie ihn erst kurz vor der Stadt einholen würden, weil er sich länger im Sattel hielt, als sie zuerst glaubten, und weil sein Maultier es mit ihren Pferden ohne Weiteres aufnehmen konnte.
Also hielten sie an und kehrten um.
Nun würden sie Jube Scotts Fährte zurückverfolgt haben. Die Hufspuren seines Maultieres waren leicht genug zu verfolgen. Broderick Finnegan ist sicher, dass er sie im Spanish Spring’s Canyon und in der alten Spanier-Mine finden wird. Sie sind als Wildpferdjäger und Pferdediebe gute Fährtenleser. Also würden sie den Ort gefunden haben, von dem Jubal Scott, den man in diesem Lande einfach nur Jube nannte, hergekommen war mit einem Leinenbeutel voll losgebrochenem Adergold.
Als Finnegan die Stelle erreicht hat, bis zu der sie Jube verfolgten und dann umkehrten, da erkennt er auch sofort die Hufspuren zweier Pferde in entgegengesetzter Richtung.
Und er denkt: Die müssen verrückt geworden sein. O Himmel, bald wird das ganze Land voller Verrückter sein. Sie werden in den Spanish Spring’s Canyon kommen und überall zu suchen beginnen – in allen Wasserläufen, in den Bergfalten und überall dort, wohin einst das flüssige Gold in grauer Vorzeit hingelaufen sein könnte, als unsere Mutter Erde noch ganz anders war. O Himmel, diese Welt wird sich verändern wie ein unschuldiges Mädchen, das plötzlich zur Hure wird. Und ich bin der Sheriff hier. Verdammt!
2
Als er die alte Mine erreicht, in welcher einst die alten Spanier schon Gold fanden, dann aber glaubten, alles herausgeholt zu haben und sie aufgaben, da erwarten ihn die beiden Laffitter-Brüder vor dem großen Maul des alten Stolleneinganges.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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