1,99 €
Ich stand bei diesem alten Haudegen tief in der Schuld. Er rettete mir das Leben, nachdem ich längst damit abgeschlossen hatte. Mary, meine Frau, war tot, vergewaltigt und ermordet von Carlos' Apachenbande. Unsere Ranch brannte lichterloh. Ich selbst drohte an meinen Wunden zu verbluten. Captain Benteen kam mit seinen Reitern in letzter Minute, und jetzt verlangte er von mir eine Gegenleistung. Er brauchte einen Scout, und er kannte meine Fähigkeiten. Nur mit mir würde er Carlos fangen können - wenn überhaupt.
Es bedurfte keiner Überredungskünste. Ich willigte ein. Der Hass auf den Mörder meiner Frau war zu groß in mir.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 176
Veröffentlichungsjahr: 2015
Cover
Impressum
Todespatrouille
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Vorschau
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige E-Book-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln
Verlagsleiter Romanhefte: Dr. Florian Marzin
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Manuel Prieto/Norma
E-Book-Produktion: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-1862-3
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Todespatrouille
Fast alle, die wir in diesem damals so erbarmungslosen Land lebten, in dem es nur Jäger und Gejagte gab unter allen Lebewesen, hatten eine Rechnung mit den Apachen zu begleichen. Das war so, denn die Apachen lebten nur von Raub und Mord.
Das Wort der Pueblo-Indianer für Feind hieß »Apachu«. So nannten sie die Stämme, die einst aus dem fernen Norden – aus Alaska – in den Süden kamen als erbarmungslose Eroberer und mordlüsterne Räuber. Aus Apachu wurde Apache.
Es gab keine edlen Apachen. Sie wurden gehasst, gejagt und getötet. Und sie erwiderten diesen Hass. So war das.
Auch ich hatte eines Tages eine Rechnung mit ihnen zu begleichen
Mein Name ist Sloan McGill.
1
Ich hatte mich mächtig beeilt in Tucson. Paco war mit mir geritten. Wir hatten ein starkes Rudel eingerittener Pferde getrieben, die ich an die Post- und Frachtlinie verkaufte.
Dann hatte ich bei der Bank den letzten Rest meines Darlehns getilgt, Paco seinen Lohn gezahlt und einige Einkäufe im Store gemacht.
Für Mary kaufte ich ein paar wichtige Dinge, die sie mir aufgeschrieben hatte. Und zusätzlich kaufte ich für sie einen grünen Kleiderstoff, der die Farbe ihrer Augen hatte.
Weil ich wusste, wie einsam Mary auf der kleinen Ranch war, hielt ich mich keine einzige Minute länger in Tucson auf. Ich gönnte mir im Saloon nicht mal einen Drink und schon gar kein Kartenspiel. Ich machte mich noch am Abend auf den Heimweg, ritt die ganze Nacht und dann den halben Tag.
Als ich über den Hügelsattel kam, von dem aus ich mein schönes Tal in den Hügeln der Santa Catalinas sehen konnte, da wollte ich jenen scharfen Ruf ausstoßen, der meiner Mary sagen sollte, dass ich nur noch eine halbe Meile bis zu ihr zu reiten hatte.
Ich holte Luft – aber dann blieb mir der Ruf gewissermaßen im Halse stecken.
Ich konnte nur noch stöhnen.
Es war mir für einen Moment so, als verlöre mein Pferd den Boden unter den Hufen und würde mit mir in bodenlose Tiefen fallen. Dann schnappte ich nach Luft.
Als ich meinem Pferd die Sporen gab, dabei die Leinen der beiden Packtiere loslassend, da wusste ich, dass ich zu spät kommen würde. Denn das Unheil war längst schon passiert und konnte von mir nicht mehr verhindert werden.
Es war geschehen, o verdammte Hölle! Wahrscheinlich gestern schon!
Mein müdes Pferd sprang noch einmal an, so heftig trieb ich es vorwärts. Und erst jetzt stieß ich einen gellenden Schrei aus, einen wilden Schrei, in dem mein ganzer Hass mitschwang, den ich von nun an in mir spüren würde.
Denn über das, was dort bei meiner Ranch geschehen war, gab es keinen Zweifel für mich.
Vom Hügelsattel aus sah ich Mary und Pedro, unseren Gehilfen, vor dem Haus liegen.
Und so wusste ich: Apachen waren gekommen.
Sie hatten Mary und Pedro mit Lanzen auf dem Boden festgespießt. Und ich konnte sicher sein, dass sie meiner Mary zuvor noch Schlimmes angetan hatten.
Ich warf mich wenig später von meinem galoppierenden Pferd und fiel bei Mary auf die Knie.
Ja, sie hatten ihr Schlimmes angetan, bevor sie starb.
Ich konnte nichts mehr für sie tun.
Sie war mir vor etwas mehr als einem Jahr auf diese kleine Ranch in einem der schönsten Täler der Santa Catalinas gefolgt, nachdem sie ihren Job als Lehrerin in Tucson aufgegeben hatte.
Und in etwa vier Monaten hätte sie unser erstes Kind geboren.
Ich war ein harter Bursche, schon seit meiner Knabenzeit, weil das Leben in diesem Land stets hart und gnadenlos zu mir war.
Nun aber weinte ich. Die Tränen machten mich für eine Weile blind. Und in meinem Schmerz, der mich immer wieder stöhnen ließ, war ich nicht nur blind, sondern auch taub und wie gelähmt.1)
Ich kniete im Staub vor meiner toten Mary und glaubte nicht mehr, dass es einen Gott im Himmel gibt.
Denn dann hätte er dies hier nicht zulassen dürfen.
Wer konnte mir dieses Denken verübeln?
Es dauerte eine Weile, bis ich endlich wieder meine Umwelt wahrnehmen konnte. Und da begriff ich, dass auch ich verloren war und meiner Mary bald ins Jenseits folgen würde.
Aber eigentlich hatte ich gar nichts mehr dagegen.
Denn mein Leben war mir in diesen Minuten nichts mehr wert. Mary war tot. Was also sollte ich noch auf dieser verdammten Erde?
Es war eine Apachenfalle, in die ich wie ein Narr hineingetappt war, nur weil ich möglichst schnell bei meiner toten Mary sein wollte.
Die Apachen hatten auf meine Rückkehr gewartet und sich gut auf der Ranch versteckt. Nun waren sie zum Vorschein gekommen und umgaben mich. Ich war blind und wie betäubt gewesen, und sie hatten sich mir auf Lanzenlänge nähern können.
Ich erhob mich langsam. Sie umgaben mich im Kreis. Ihre Lanzen stießen mich wie Kakteenstacheln. Es waren etwa ein Dutzend gedrungener Gestalten mit schulterlangen Haaren, Stirnbändern und funkelnden Augen, in denen ich die wilde Lust zum Töten und Quälen erkannte.
Oha, ich wusste eine Menge über Apachen. Sie wurden von allen Indianerstämmen und auch von uns Weißen massakriert. Städte zu beiden Seiten der Grenze hatten Prämien für Apachenskalpe ausgesetzt, auch die Stadt Tucson. Man zahlte auch für Frauen- und Kinderskalpe.
Für alle Menschen in diesem Lande – mochten sie rot oder weiß sein – waren Apachen nichts anderes als wilde Tiere oder eine gefährliche Seuche.
Und nun hatten sie mich.
Aber es war keine Furcht vor dem Tode in mir. Ich wollte in diesen Minuten gar nicht weiterleben. Ich wollte möglichst schnell ins Jenseits zu meiner Mary, und ich war sicher, dass sich unsere Seelen schnell wieder finden würden.
Es kam für mich also nur noch darauf an, dass sie mich möglichst schnell töteten und nicht erst noch quälten, so wie es nicht wenige Weiße auch mit ihnen taten, wenn sie ihrer habhaft wurden.
Ich versuchte herauszufinden, wer wohl ihr Anführer war. Ich tippte auf den Burschen, der genau vor mir stand. Und so spuckte ich ihm ins Gesicht, rechnete mit dem sofortigen Todesstoß.
Sie trugen außer ihren Lanzen auch Pfeil und Bogen und Gewehre. Sie waren gut bewaffnet. Für lautloses Töten und für den Kampf mit Feuerwaffen.
Nun, ich spuckte also einem von ihnen, den ich für den Anführer hielt, mitten ins Gesicht und erwartete in der gleichen Sekunde den Tod.
Aber er beherrschte sich. Er wusste sofort, was ich wollte und tat mir diesen Gefallen nicht.
Er zischte nur ein Wort, und so schlugen sie mich von hinten nieder. Ich verlor die Besinnung, aber nicht sehr lang. Denn ich wurde bald wieder wach und begriff, dass ich auf dem Rücken im Staube lag. Über mir brannte unbarmherzig die Sonne. Es war ja erst kurz nach Mittag.
Sie umgaben mich und ließen ihr Wasser auf mir ab. Vielleicht hatte mich dies vorzeitig aus der Bewusstlosigkeit erwachen lassen.
Ja, sie demütigten mich auf Apachenart, urinierten auf mich nieder.
Aber eigentlich sollte mir das gleich sein, denn ich war ja bald tot.
Und so wollte ich hoch und einem von ihnen an die Kehle.
Aber da bekam ich die Lanze in den Leib. Sie kam mit einem schnellen Stoß wie ein Pfeil. Die schmale Metallspitze glitt wie ein Säbel durch mich hindurch und fuhr unter mir in den Boden.
Nun war ich sicher, dass ich bald tot und mit meiner Mary vereint sein würde.
Ich hielt nun still, bewegte mich nicht mehr, spürte nur die Schmerzen und das Blut, das aus den beiden Wunden sickerte.
Der Apache, den ich für den Anführer hielt, stellte sich breitbeinig über mich und starrte auf mich nieder.
»Ich bin Carlos«, sagte er in spanischer Sprache, die ich gut verstand. »Ihr Weißen werdet noch viel von mir hören. Skalpjäger überfielen mein Dorf, als ich mit meinen Kriegern abwesend war. Sie töteten unsere Frauen und Kinder, nahmen ihnen die Skalpe und ließen sich in Tucson dafür Prämien zahlen. Nun mache ich Krieg. Und bald werde ich mehr als hundert Krieger bei mir haben. Du aber wirst neben deiner Hombra langsam sterben. Sie war eine schöne Hombra, und sie kämpfte bis zum letzten Atemzug. Wir taten mit ihr, was weiße Skalpjäger mit unseren Hombras taten. Doch wir nahmen ihr nicht den Skalp. Stirb langsam, Hombre!«
Nach diesen Worten verschwanden sie. Und ich lag da, stöhnte vor Schmerz und fragte mich, wie lange es dauern würde, bis ich tot war. Denn das Sterben schien mir unvermeidlich.
Sie hatten mir eine Lanze wie einen Säbel durch den Leib gestoßen und mich am Boden festgenagelt.
Die Sonne brannte erbarmungslos auf mich nieder. Noch floss das Blut aus mir. Mit jedem Herzschlag.
Sollte ich versuchen, die Lanze herauszuziehen? Hätte das noch einen Sinn?
Oder war es nicht besser, einfach unbeweglich zu verharren und auf den Tod zu warten?
Ich wandte den Kopf und sah Mary neben mir liegen, nackt und tot. Es war eine elende Welt. Warum war dieses Land so grausam und gnadenlos zu allen Lebewesen?
Erinnerungen kamen. Ich erlebte in meinen Gedanken noch einmal, wie ich Mary kennen lernte, wie ich sie zum ersten Male in meinen Armen hielt – und wie wir dann in Tucson heirateten und sie mir auf die Ranch in die Santa-Catalina-Berge folgte.
Und in etwa vier Monaten hätte sie mir ein Kind geschenkt.
Ich verlor mehrmals das Bewusstsein. Nur die Schmerzen machten mich immer wieder wach.
Aber dann begann ich etwas zu hören. Dieses Geräusch kannte ich. Es war unverwechselbar, typisch, und wer es einmal gehört hatte, der vergaß es nie und erkannte es immer wieder sofort.
Was ich da hörte und immer näher kam, war der klirrende Trab einer reitenden Armeepatrouille.
Nur US-Kavallerie ritt in solch einem klirrenden Trab durch das Land.
ES klirrten nicht nur Gebissketten und die Schnallen der Ausrüstungsgegenstände. Auch die Säbelgehänge, die Feldflaschen und anderes Zeug klapperten und rasselten zum Hufschlag.
Ja, da kamen die Soldaten geritten.
Da kam eine Patrouille, wahrscheinlich nach dem Lärm zu vermuten – eine so genannte Doppelpatrouille. Und das waren außer dem Scout und dem Offizier vierundzwanzig Mann.
Das Klirren, Rasseln und Klappern kam immer näher.
Ich hielt meinen Körper still, aber ich hob ein wenig meinen Kopf.
Und da sah ich sie kommen, an der Spitze der Scout, dann ein hagerer, graubärtiger Offizier, wahrscheinlich ein Captain.
Hinter diesem alten Offizier ritt noch ein jüngerer, der erst Lieutenant war. Und dann kamen die Kavalleristen, staubig, erschöpft, verdrossen, schwitzend und voller Bitterkeit über ihr Los in diesem Land.
Der Captain ließ halten und kam dann mit seinem Scout zu mir und Mary. Er warf auch einen Blick auf den toten Pedro, der mir ein guter Helfer gewesen war.
Er saß dann langsam ab und trat zu mir.
»Soll ich die Lanze herausziehen, Mister?« So fragte er ernst.
Ich bekam irgendwie meine Zahnreihen auseinander und knirschte: »Schneiden Sie den Schaft ab, drehen Sie mich auf den Bauch und ziehen Sie das Mistding hinten raus. Die Lanzenspitze steckt ziemlich tief im Boden. Vielleicht sollten mich drei oder vier Mann auch nur hochheben und es geht so.«
Er starrte einige Sekunden lang ernst auf mich nieder. Dann nickte er.
Bevor er seinen Soldaten die entsprechenden Befehle gab, sagte er: »Sie sind Mister Sloan McGill, nicht wahr? Ich habe von Ihnen gehört, Mister McGill. Sie waren mal Scout bei der Armee. Ich …«
Seine weiteren Worte verstand ich nicht mehr. Denn nun verlor ich richtig das Bewusstsein. Nun konnten mich nicht mal mehr die Schmerzen bei Besinnung halten.
Indes ich wie in bodenlose Tiefen fiel, dachte ich nur noch: Hoi, Mary, ich komme jetzt zu dir. Bald sind unsere Seelen wieder beisammen, bald.
2
Als ich am nächsten Morgen erwachte, da vermochte ich zuerst gar nicht zu glauben, dass ich noch lebte.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!