G. F. Unger Sonder-Edition Collection 18 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Sonder-Edition Collection 18 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

5 spannende Westernromane von G.F. Unger lesen, nur 4 bezahlen!

G.F. Unger wird zu Recht als der beliebteste und erfolgreichste deutschsprachige Western-Autor gefeiert. Mit einer Rekordauflage von über 250 Millionen Exemplaren gehört er zur internationalen Spitzenklasse der Spannungsliteratur. Seine Epoche ist das späte 19. Jahrhundert, seine Schauplätze sind die unermesslichen Weiten des amerikanischen Westens, deren Grenzen von unerschrockenen Frauen und Männern immer weiter nach Westen verschoben werden, bis sie schließlich die Küste des Pazifiks erreichen.

Erleben Sie den amerikanischen "Wilden Westen", wie nur G.F. Unger ihn schildern kann: hart, authentisch, leidenschaftlich.

Dieser Sammelband enthält die Folgen 86 bis 90 der G.F. Unger Sonder-Edition:

Folge 86: Rainbow River
Folge 87: Maddegan ist härter
Folge 88: Ein Mann wie sonst keiner
Folge 89: Cimarron Johnny
Folge 90: Die mächtigen Vier

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Seitenzahl: 910

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Impressum

BASTEI ENTERTAINMENT Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG Für die Originalausgaben: Copyright © 2016 by Bastei Lübbe AG, Köln Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller Verantwortlich für den Inhalt Für diese Ausgabe: Copyright © 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln Coverillustration: Manuel Prieto/Norma ISBN 978-3-7325-7447-6

G. F. Unger

G. F. Unger Sonder-Edition Collection 18 - Western-Sammelband

Inhalt

G. F. UngerG. F. Unger Sonder-Edition 86 - WesternIch hatte es mir in den Kopf gesetzt: Am Rainbow River würde ich mein Glück machen. Dabei wusste ich nicht einmal, ob es einen Fluss dieses Namens überhaupt gab. Ich war von der Idee derart besessen, dass ich sogar zwei Vollblutfrauen den Laufpass gab. Und eine davon war genau die, von der ich ein Leben lang geträumt hatte. Aber der Rainbow River ließ mich nicht los. Und jetzt kommt der Hammer, Freunde: Eines Tages schenkte mir ein sterbender Sattelstrolch eine Karte, in die ein Goldversteck eingezeichnet war. Ich traute meinen Augen nicht, als ich den Flussnamen las: Rainbow River. Fast wäre ich übergeschnappt vor Freude. Dabei hätte ich besser daran getan, auf der Stelle mein Testament zu machen ...Jetzt lesen
G. F. Unger Sonder-Edition 87 - WesternAls wir die Wasserstelle erreichten, sahen wir, dass sie ausgetrocknet war. Das gab meinen Begleitern den Rest. Ein mörderischer Ritt lag hinter uns. Lange hatten die Männer durchgehalten. Denn Banditen hatten die Bank ausgeraubt, und ohne das erbeutete Geld sah es schlecht aus für Opal. Doch nun war das Aufgebot am Ende. Erschöpft rutschten sie aus den Sätteln. Ich, John Maddegan, Deputy Sheriff der Stadt, zögerte. Sollte ich ebenfalls absitzen und aufgeben? Nein! Ich war das Gesetz, und das Schicksal einer ganzen Stadt hing von mir ab. Ich gab meinem Pferd die Sporen und ritt weiter. Zum Glück ahnte ich nicht, welch ein höllischer Train vor mir lag ...Jetzt lesen
G. F. Unger Sonder-Edition 88 - WesternAuf dem Ritt nach Golden City begegnete ich Paradise Sue und ihren Honeygirls. Sie schlug mir ein verlockendes Geschäft vor. Es hätte mir mehr eingebracht als eine Goldmine. Aber ich war nicht unterwegs, um Geschäfte zu machen. Übrigens, mein Name ist Jake Clayman, und es gab nicht wenige Leute, die fluchten, wenn sie meinen Namen hörten. Ja, ich besaß eine Menge Feinde. Die Zahl meiner Freunde dagegen war klein. Eigentlich hatte ich überhaupt keinen Freund mehr. Den letzten verlor ich vor einem halben Jahr in El Paso. Das war auch der Grund, weshalb ich keine Zeit für Geschäfte hatte. Ich ritt nach Golden City auf der Fährte eines Mörders ...Jetzt lesen
G. F. Unger Sonder-Edition 89 - WesternNie hätte Johnny Lane es für möglich gehalten, dass er für den verhassten Großrancher einmal Kopf und Kragen riskieren würde. Denn lange Zeit hielt er Big Bill Bannon für einen Despoten und eiskalten Mörder. Doch dann erkannte er, dass Bannon das Opfer einer teuflischen Verschwörung geworden war und für einen Mord hängen sollte, den ein anderer begangen hatte. Von dieser Stunde an gab es für den furchtlosen Mann vom Cimarron kein Halten mehr, denn nun kannte er den Weg, den er zu gehen hatte ...Jetzt lesen
G. F. Unger Sonder-Edition 90 - WesternOha, in was für ein mächtiges Spiel war ich da hineingeraten! Dabei war ich nur nach Santa Verdad gekommen, um mir von Pat O'Quinn meine tausend Rinder zu holen. Doch Pat war tot - ermordet von den mächtigen Vier, die im Land um Santa Verdad ein Schreckensregiment errichtet hatten. Sogar den Creek hatten sie umgeleitet, der vielen Ranches und Farmen das notwendige Wasser spendete. Die Folge war, dass sämtliche Rinder nach Süden ins Weidegebiet der mächtigen Vier abwanderten. Auch meine tausend gehörnten Biester waren darunter. Aber nicht mit mir! Nicht mit Johnny Kelso! Ich hätte mir diese vier Halbgötter, die skrupellos ein ganzes Land sterben ließen, schon wegen eines einzigen gestohlenen Rindes vorgeknöpft!Jetzt lesen

Inhalt

Cover

Impressum

Rainbow River

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Vorschau

Rainbow River

1

An jenem Vormittag damals in Laredo, da erwachte ich völlig arglos und war mit mir und der ganzen Welt zufrieden. Neben mir lag die schöne Jane, die sie Red Cat Jane nannten. Sie schmiegte sich auch noch im Schlaf an mich, und ich dachte mit Vergnügen an die Nächte zurück, die wir schon miteinander verbracht hatten.

Sie war ein Vollblutweib, das nicht nur nahm, sondern auch reichlich gab an Feuer, Zärtlichkeit und Wärme. Obwohl sie gewiss einige Jahre älter war als ich, ergänzten wir uns in der Erfüllung aller Wünsche.

Deshalb war ich auch an jenem Vormittag mit der ganzen Welt so zufrieden.

Denn was wollte ich mehr? Ich hatte alles, was ein Bursche meiner Sorte, der fünf verdammte Jahre durch den Krieg geritten war, sich nur wünschen konnte, nämlich einen festen Platz, gutes Essen, gute Kleidung, ein wunderbares Bett und Jane.

Dafür beschützte ich sie und war in ihrem Saloon und ihrer Spielhalle sozusagen der Bulle im Corral.

Denn bevor ich kam, war sie eine schutzlose Witwe.

Ich dehnte und reckte mich zufrieden neben ihr.

Dabei wurde sie wach.

Und ihre grünen Augen funkelten sofort unter ihren langen Wimpern.

»He, küss mich«, verlangte sie.

Ich tat es, und ich tat es gern, weil ich auch von ihr geküsst werden wollte.

Verdammt, was war ich doch für ein Glückspilz! Solch eine wohlhabende, schutzbedürftige und liebebedürftige Witwe war für einen Satteltramp wie ein Royal Flush im Spiel des Lebens.

Denn zuvor war ich einer der vielen Exsoldaten der Konföderiertenarmee gewesen, die nach einem verlorenen Krieg und gnadenloser Gefangenschaft ruhelos umherstreunten und nach irgendwelchen Chancen suchten.

Hier war ich sozusagen der Prinzgemahl. Ich brauchte deshalb keine Pferde zu stehlen oder Postkutschen zu überfallen, sondern hatte alles, was ich brauchte. Vorerst genügte mir das.

Als wir uns dann später an diesem Vormittag in Janes breitem Bett voneinander lösten, da war ich immer noch sehr zufrieden mit der ganzen Welt.

Aber dann kam der Hammer. Oder war es eine kalte Dusche? Jedenfalls war es sofort für mich ein gewaltiger Schock.

Denn Jane Dunnaway sagte zärtlich an meinem Ohr: »Weißt du, ich habe es mir lange genug überlegt. Jetzt bin ich bereit mit meinem ganzen Herzen und meiner ganzen Seele. Wir werden heiraten.«

Das war es also: Heiraten!

Das Wort traf mich wie ein Alarmschrei.

Es hätte ebenso gut auch jemand: »Feuer!« rufen können.

Fast wäre ich aus dem Bett gesprungen.

Doch während des Krieges hatte ich längst gelernt, mich nicht so schnell in Panik versetzen zu lassen. Die Dinge wurden zumeist nie so heiß gegessen, wie sie gekocht wurden.

Ich war zuletzt Captain in der Texas-Brigade gewesen, und da war wirklich immer wieder eine Menge auf mich zugekommen an bösen Überraschungen. Und stets war ich gelassen geblieben und hatte zumeist alles meistern können.

Und so würde es wohl auch hier sein.

Ich lag still da, und meine Gedanken eilten tausend Meilen in der Sekunde.

Jane aber fragte zärtlich in mein Ohr: »Nicht wahr, da staunst du? Und die Freude hat dir sicher für eine Weile die Sprache geraubt. Aber du träumst nicht! Es ist wirklich wahr. Du kannst mich bekommen. Ich werde deinen Namen tragen, und dann wirst du hier richtig der Boss sein. Und ich bin auch noch nicht zu alt, um Kinder zu bekommen. He, küss mich, Joshua!«

Joshua, dies war mein Name. Joshua Caine.

Und nach Küssen war mir plötzlich nicht mehr zumute, nein, ganz und gar nicht mehr.

In mir war alles alarmiert, ich glaubte, Feuerhörner tuten zu hören oder das gellende Kriegsgeschrei angreifender Comanchen.

Es ging mir wahrscheinlich wie einem Hengst, den man in einem Corral mit dem Lasso einfangen will und der genau weiß, dass er im Corral keine Chance hat, der Schlinge zu entkommen.

Also muss er raus, nichts wie raus und weg.

Ich bin schon immer ein Bursche gewesen – und der Krieg hatte diese Eigenschaft noch gefördert und vervollkommnet –, der die Dinge niemals auf die lange Bank schiebt, sondern stets sofort reagiert.

Und so befreite ich mich von Janes warmem und geschmeidigem Körper und rollte mich aus dem Bett.

Sie setzte sich plötzlich auf. Ihr nackter Oberkörper war kerzengerade aufgerichtet. Und sie hob ihr Kinn und sah mich unter den langen Wimpern mit ihren funkelnden grünen Augen an.

»He, was ist das?« So fragte sie, und in ihrer Stimme war ein Beiklang, der mich warnte.

Wenn ich jetzt nicht vorsichtig und sehr diplomatisch war, dann würde sie mich hassen, so wie eine sich beleidigt fühlende Frau nur hassen kann. Denn sie war stolz. Und sie hatte mir einen Heiratsantrag gemacht, den sie als Geschenk für mich ansah. Vielleicht fühlte sie sich dabei als eine kleinere Ausgabe der russischen Zarin, jener Katharina, die man die Große nennt.

Ich sagte: »Jane, ich bin es nicht wert, denn ich bin nur ein texanischer Satteltramp und Spieler. Du bist so großartig für mich, und ich würde dir auf die Dauer nicht genügen. Du bist eine Tigerkatze, ich aber bin nur ein armer Hund, der hier ein wenig Pflege und Liebe erhielt. Und dann ist noch etwas …«

Ich verstummte, denn ich wusste selbst nicht, was noch war. Aber ich wusste, ich musste es mir in den nächsten zehn Sekunden einfallen lassen.

Ich hatte auch kaum ausgesprochen, als sie schon scharf fragte: »Und was ist noch, Joshua?«

Verdammt, ich musste jetzt eine gute Geschichte auftischen.

Denn sonst würde auch sie aus dem Bett springen und wahrscheinlich mit einem Messer auf mich losgehen. Sie trug – wenn sie angekleidet war – solch ein scharfes Apachenmesser im Strumpfhalter. Sie besaß mehrere solche Messer da und dort verteilt in ihren Privaträumen.

»Ach«, sagte ich, »da ist die Weissagung der alten Comanchen-Medizinfrau. Sie hat mir aus der Hand gelesen und eine lange Nacht den Großen Geist befragt. Sie hat sogar mit ihm gesprochen. Und dann hat sie mir alles gesagt. Dabei befand sie sich in einem Trancezustand, war sozusagen unserer Welt entrückt oder entschwebt und hatte Verbindung mit dem Überirdischen. Verstehst du, mein Augenstern?«

»Nein«, sagte Jane herb, und nun klirrte es schon in ihrer Stimme.

Sie saß immer noch mit nacktem Oberkörper kerzengerade im Bett, und sie wäre so ein wunderschönes Modell für einen Maler oder Bildhauer gewesen.

Auch ich war noch so, wie der Schöpfer mich zur Welt kommen ließ. Aber indes ich fieberhaft nach dem Fortgang meiner Geschichte und nach weiteren Argumenten suchte, begann ich mich anzukleiden.

Das ging schnell.

»Ich verstehe es nicht, aber erklär es mir endlich!« Ihre Stimme war nicht nur fordernd, sondern auch schon ein wenig drohend.

»Die Medizinfrau der Comanchen las es aus meiner Hand – und der Große Geist sagte es ihr überdies auch noch persönlich, dass ich mein Glück am Rainbow River finden würde. Und deshalb müsste ich den Rainbow River suchen. Denn nur dort …«

»Rainbow River?« Ihre Stimme klang nun schrill, und ich wusste, gleich würde sie loskreischen wie eine Furie.

»Ich suche schon sehr lange nach dem Rainbow River«, sagte ich sanft. »Doch bisher fand ich ihn noch nicht. Und niemand hat von ihm gehört – niemand. Dennoch glaube ich, dass er mein Schicksal sein wird. Also muss ich ihn suchen, bis ich ihn gefunden habe. Und deshalb kann ich nirgendwo bleiben, nur am Rainbow River wahrscheinlich für immer. Das kannst du doch verstehen, mein Augenstern?«

»Nein«, sagte sie hart. »Und wenn du nicht in einer einzigen Minute aus diesem Haus verschwunden bist, dann öffne ich das Fenster und schreie um Hilfe. Dann kommen einige dutzend Burschen, um mir zu helfen. Und was werde ich ihnen wohl sagen? Wen werden sie dann wohl für mich in Stücke schlagen? He!«

Ich beeilte mich mächtig.

Und indes ich es tat, begann sie mich zu verfluchen und zu beschimpfen.

Sie war keine Lady, obwohl sie so lieb und zärtlich sein konnte.

Aber was sie mir alles sagte, dies kann ich hier nicht niederschreiben, obwohl es so sehr menschlich wäre, auch verständlich, ja sogar richtig volkstümlich.

Doch warum soll ich Jane jetzt nachträglich noch auf diese Weise kompromittieren und bloßstellen – was ja genau dasselbe ist?

Ich habe ja eigentlich nur deshalb von ihr erzählt und davon, wie ich damals die Flucht ergreifen musste, weil ich am Anfang meiner Geschichte wohl erklären muss, wie ich auf den Rainbow River kam.

Ich wusste doch nicht, ob es ihn überhaupt gab.

Er war nur in meiner Einbildungskraft entstanden, weil ich glaubte, Jane eine besondere Geschichte erzählen zu müssen. Denn gerade die verrücktesten Geschichten wirken manchmal besonders glaubhaft, weil kein Mensch auf die Idee kommt, dass jemand sie sich so verrückt ausdenken kann.

Nun, was den Rainbow River betraf, so sollte ich mich noch wundern.

***

Laredo, dies war so ziemlich der tiefste Süden von Texas. Wollte man noch weiter nach Süden, kam man bald schon an den Rio Grande.

Ich ritt nach Norden. In Luftlinie lag San Antonio etwa hundertzwanzig Meilen weit entfernt im Norden, und natürlich auch El Alamo.

»The Alamo« bedeutete ja für jeden Texaner heilige Historie und war das Symbol für Freiheit. Im Jahre 1836 kämpften dort einhundertfünfundachtzig Mann gegen die siebentausend Soldaten des mexikanischen Diktators Santa Anna. Sie töteten eintausendsiebenhundert dieser Soldaten und starben bis auf den letzten Mann, weil die Übermacht zu groß war.

Doch sie hatten die mexikanische Armee lange genug aufgehalten, sodass der Texas-General Houston eine Armee sammeln konnte, die stark genug war, um General Santa Anna zu schlagen und gefangen zu nehmen.

Nun, ich ritt also in Richtung San Antonio und El Alamo. Warum, dies wusste ich selbst nicht so genau. Eigentlich wäre es völlig gleich gewesen, in welche Richtung ich ritt. Denn alles, was nun kommen würde – so glaubte ich –, würde irgendwie Schicksal und Bestimmung sein.

Ich war wieder ein Satteltramp geworden, ein ziellos Treibender.

Als solcher war ich auch zu Jane Dunnaway gekommen und bei ihr geblieben. Der einzige Unterschied zwischen meinem Kommen damals und meinem Verschwinden nun bestand darin, dass ich jetzt besser gekleidet war und ein paar Dollars in der Tasche hatte.

Und ich hatte wieder eine Frau mehr in meinen Armen gehalten.

Mit Frauen – dies sage ich ohne Aufschneiderei – hatte ich stets eine Menge Glück, was ihre Eroberung betraf.

Dabei war ich kein hübscher Bursche.

Aber sie flogen auf mich – jedenfalls eine bestimmte Sorte, jene Sorte nämlich, die nach besonders männlichen Männern Ausschau hielt, also nach harten Burschen.

Ich ritt drei Tage und drei Nächte nach Norden und hielt mich dem Wagenweg fern. Denn ich wusste, längs des Wagenwegs lauerten stets eine Menge übler Burschen. In dieser miesen Zeit so kurz nach dem für den Süden verlorenen Krieg konnten sie alles gebrauchen – einfach alles. Manche waren sogar mit einem Paar abgerissener Stiefel zufrieden, damit sie nicht barfuß gehen oder reiten mussten.

Ich aber war recht solide gekleidet und hatte ein erstklassiges Pferd, einen teuren Sattel und gute Waffen.

Deshalb war es nur klug von mir, niemanden in Versuchung zu führen.

Am dritten Tag nach meinem Aufbruch aber hatte ich keinen Proviant und auch keinen Tabak mehr. Überdies hatte mein grauer Wallach zwei Hufnägel verloren und würde bald das Eisen verlieren.

Und so ritt ich über die Hügel zum Wagenweg hinunter und folgte ihm bis zur nächsten Poststation, bei der die Expresskutschen frische Gespanne bekamen und die Frachtwagenzüge Hilfe erhoffen durften, wenn es sich um gebrochene Räder oder etwa um Ersatzmaultiere handelte.

Die Station war schon eine Siedlung. Es gab also außer ihr noch einige andere Häuser und Bauten, Corrals und Weidekoppeln.

Vielleicht würde aus dieser Siedlung bald eine kleine Stadt werden.

Vor dem Saloon standen drei Sattelpferde, magere, ungepflegte Tiere, die rau geritten worden waren. Eins hatte blutige Flanken.

Ich ritt in den Wagenhof. Ein alter Mann trat mir entgegen.

»Ich sehe schon und höre es«, sagte er. »Das linke Vordereisen, nicht wahr?«

»Richtig«, sagte ich und saß ab.

Ich hielt dann mein Pferd fest, indes er die Arbeit schnell und gut erledigte und den halben Dollar glücklich betrachtete, den ich ihm gab. Denn ein halber Dollar war in dieser miesen Zeit so groß wie ein Wagenrad. Es gab nur wenig Bargeld im Land. Man machte zumeist nur Tauschgeschäfte.

Und wie um sich noch zusätzlich dankbar zu zeigen, sagte der Alte: »Wenn Sie jetzt in den Saloon gehen sollten, Fremder, dann sehen Sie sich nur vor. Denn da sind ein paar böse Pilger drin.«

Ich bedankte mich und führte das Pferd zu den Wassertrögen beim Brunnen. Indes es seinen Durst stillte, füllte ich meine Wasserflasche und überlegte.

Da waren also drei böse Pilger im Saloon.

Aber ich hatte Appetit auf ein kühles Bier und danach auf ein prächtiges Steak. Ich wusste, dass es in solchen Saloons, die mehr Gasthäuser waren auf diesen Stationen, zumeist prächtige Steaks mit allem Drum und Dran gab.

Ich hatte schon drei Tage und drei Nächte nur das bekommen, was ich mir selbst im Freien zubereitete.

Verdammt, sollte ich mich vor drei miesen Pilgern fürchten?

Nein!

Dieses Wort war scharf in meinen Gedanken.

Und so ging ich hin und band mein Pferd neben den drei anderen Tieren an.

Als ich dann eintrat, da sah ich zuerst nicht viel. Denn es war im Raum mit den kleinen Fenstern sehr viel dunkler als draußen.

Ich verhielt einen Moment. Dann hatten sich meine Augen an das Dämmerlicht gewöhnt, und ich konnte die drei Kerle sehen.

Sie waren die einzigen Gäste.

Einer saß am Tisch und legte mit schmierigen Karten eine Patience aus.

Die beiden anderen standen am Schanktisch und hatten zwischen ihren Gläsern eine noch halbvolle Flasche stehen. Der Mann hinter der Bar machte sich gewiss einige Sorgen. Wahrscheinlich war es der Stationsmann selbst, und er war zumindest zur Hälfte mexikanische Abstammung.

Als ich näher trat, bekam sein Gesichtsausdruck einen Hoffnungsschimmer. Ich wusste, er fühlte sich jetzt nicht mehr so allein, fühlte sich nicht mehr wie ein armer Hund, den drei Wölfe besuchten.

Ich fragte, ob er kühles Bier hätte. Er nickte freudig und verschwand. Denn er musste – das war jedem klar – kühles Bier aus dem Keller holen. Nirgends sonst konnte es auch nur einigermaßen kühl sein.

Er war froh, mal einen Moment wegzukommen.

Indes ich am Schanktischende wartete, betrachteten mich die drei Kerle.

Ich erwiderte ihre Blicke, und ich wusste schon, was kommen würde.

»Wollen wir ein Spielchen machen, Bruder?« So fragte einer.

Ich grinste. »Nein«, sagte ich, denn ich wusste, sie hatten keinen Cent in den Taschen und würden andere Dinge zum Einsatz bringen wollen, vielleicht sogar ihre Pferde. Denn sie waren sicher, jeden Mitspieler ausplündern zu können – und sei es, indem sie ihn des Falschspiels beschuldigten.

Aber da griff einer langsam in die Tasche und brachte eine Uhr mit dicker Kette zum Vorschein.

»Dies ist eine hübsche, goldene Uhr«, sagte er. »Die brächten wir für hundert Dollar …«

»Nein«, wiederholte ich.

»Sind wir dir nicht gut genug? Stinken wir vielleicht?« So fragte einer von ihnen böse und aggressiv.

Ich grinste wieder, und meine Linke hing nun neben dem Revolverkolben, während ich halb hinter dem Schanktischende hervortrat.

»Passt auf, ihr Pfeifen«, sagte ich. »Und ich sage es euch nur einmal. Wenn ihr einen Verdruss anfangen wollt, dann nur zu. Na los! Habt ihr noch nicht begriffen, dass ihr traurige Nieten und Verlierer seid?«

Sie zitterten vor Wut, und sie stöhnten wie Burschen mit Leibschmerzen, die es innerlich zerreißen will.

Dennoch wussten sie jetzt Bescheid über mich.

Und das machte sie vorsichtig. Sie waren Burschen, die nichts riskierten.

Der Kerl mit der Uhr steckte diese wieder ein. Sicherlich hatten sie die Uhr jemandem gestohlen. Denn wie sonst hätten sie an eine wertvolle goldene Uhr kommen können?

Irgendwie glichen sie jetzt knurrenden Hunden, die sich zurückzogen, weil ein größerer sie anknurrte. Ja, es war nun mal so primitiv.

Der Wirt brachte mir das Bier. Ich nahm das Glas mit der Rechten, und indes ich trank, mir den Staub aus der Kehle spülte, beobachtete ich die Kerle über das Glas hinweg.

Vielleicht hätten sie etwas versucht, vielleicht – aber in diesen Sekunden hörten wir das Kommen eines Wagens. Es musste ein leichter Wagen sein. Er hielt jedoch nicht vor dem Salooneingang, sondern daneben, wo sich der Store befand. Man konnte aber auch vom Saloon aus in den Store hinüber. Von meinem Platz aus sah ich hinter dem Durchgang einige Regale, die mit Waren gefüllt waren.

Der Mann hinter dem Schanktisch ging hinüber.

Ich hörte die Stimme einer Frau.

Aber auch die drei Pilger hörten sie.

Und so vergaßen sie mich. Sie gingen hinüber. Ja, auch jener Bursche am Tisch, der seine schmierigen Karten zusammenstrich und verschwinden ließ.

Ich trank mein Bier aus und fragte mich, was da wohl für eine Frau gekommen war und was die drei Kerle mit ihr anstellen würden.

Denn nachdem sie vor mir gekniffen hatten, würden sie sich nun ein anderes Erfolgserlebnis verschaffen müssen. Das ist einfach so mit uns Menschen. Wir brauchen Erfolgserlebnisse, und dazugehört bei den Primitiven nun mal der Erfolg durch raue Gewalt.

Aber was ging mich das alles an!

Eigentlich brauchte ich jetzt nur fünfundzwanzig Cents für das Bier auf den Tisch legen. Dann konnte ich hinaus zu meinem Pferd gehen, aufsitzen und fortreiten.

Ein kluger Bursche hätte das an meiner Stelle getan.

Doch dann hätte er auf ein Steak mit Bohnen und auf seine Einkäufe im Store verzichten müssen.

Er hätte auch etwas weniger Stolz als ich haben müssen.

2

Ich hörte bald schon ihr grölendes Gelächter – und dazwischen die protestierende Stimme der Frau.

Was mochten sie drüben mit ihr anstellen?

Aber diese Frage wurde schnell beantwortet. Denn sie kamen mit ihr durch den Durchgang in den Saloon herüber.

Zwei von ihnen hatten ihre Handgelenke gefasst und lachten nur über ihr Sträuben.

Einer rief: »Oh, Honey, wenn du erst ein paar Drinks genommen hast, dann wirst du lustig sein wie wir und gar nicht genug bekommen von all dem Spaß, den wir miteinander haben werden!«

Sie zerrten sie an den Schanktisch, dorthin, wo noch die Flasche mit ihren Gläsern stand. Einer schenkte ein – und dann wollten sie ihr Opfer dazu zwingen, ebenfalls dieses scharfe Zeug zu trinken.

Es war Tequila, gewiss kein Getränk für Ladys.

Sie kämpfte nun, und sie trat die Kerle gegen die Schienbeine. Sie kämpfte wie eine Katze.

Und sie tat mir leid.

Denn sie war jung und mehr als hübsch.

Was sollte ich tun?

Meine Eltern hatten mir schon als kleinem Jungen beigebracht, dass die Mädchen und Frauen bei uns in Texas besonderen Schutzes bedurften. Ich hatte eine gute Mutter und liebe Schwestern gehabt.

Mädchen und Frauen waren für mich etwas Gutes.

Aber wenn ich mich jetzt einmischte, würde Blut fließen. Es konnte sogar Tote geben. Das war mir klar.

Denn die drei Kerle, die vorhin gekniffen hatten, waren noch nicht fertig mit mir. Sie versuchten es jetzt nur anders. Was sie vor meinen Augen taten, war ihre Herausforderung.

Sollte ich sie annehmen.

Ich saß also in der Klemme. Die junge Frau – oder war sie gar noch ein Mädchen – kämpfte immer noch. Und einmal richteten sich ihre blauen Augen hilfesuchend auf mich. Ja, sie hatte leuchtend blaue Augen, obwohl ihr Haar rabenschwarz war.

Sie war stark und geschmeidig wie eine Indianerin, obwohl kaum mittelgroß für eine Frau. Gewiss wog sie nicht mehr als hundertzehn Pfund.

»Lasst sie los!«

So rief ich scharf, und in meiner Stimme lag eine tödliche Warnung.

Aber sie brüllten auf, gaben sie frei und schnappten nach den Colts.

Ja, sie rechneten sich eine Chance aus zu dritt gegen mich.

Und so konnte ich nichts anderes tun als zu versuchen, sie zu schlagen.

Meine Reflexe waren nun schneller als meine Gedanken.

Es ging nur noch ums Überleben.

Die drei Kerle waren verrückt.

Und ich wollte den edlen Ritter spielen und bezahlte nun dafür:

Ja, ich schoss sie von den Beinen. Ich traf sie nacheinander Mann für Mann und sah dabei in ihr Mündungsfeuer.

Ich sah sie noch fallen.

Aber dann fiel auch ich. Der Boden kam mir entgegen. Es war festgestampfter Lehmboden. Ich schlug hart auf.

Dann wusste ich nichts mehr.

***

Irgendwann erwachte ich, und die Schmerzen nahmen mir immer wieder die Luft. Ich saß halb liegend in einem Wagen, und über mir waren die blanken Sterne des Texashimmels.

Neben mir aber saß jene Frau, für die ich gekämpft hatte und fast gestorben wäre. Sie fuhr den Wagen mit dem Doppelgespann.

Irgendwie hatte sie wohl gemerkt, dass ich wach geworden war, denn sie sagte zu mir seitlich von oben nieder: »Gleich sind wir im Camp. Und Paco ist ein guter Wundarzt, ein besserer als so mancher wirkliche Doc. Paco macht Sie wieder gesund. Darauf können Sie wetten.«

Ich vernahm die Worte wie aus weiter Ferne.

Dann wurde ich abermals bewusstlos.

Ich erwachte erst, als sie mich aus dem Wagen hoben.

Noch wusste ich nicht, wohin mich die junge Frau gebracht hatte.

Aber wenig später, als mich ein alter Mexikaner im Schein zweier Laternen an einem Feuer behandelte, als man mich ausgezogen hatte, und nach meinen Wunden sah, da begriff ich es allmählich.

Ich war bei einer Schafherde.

Und mein »Doc« war einer der Hirten.

Ich hörte die Schafe in einiger Entfernung. Ihr vielstimmiges Bäääbäääbäää, mehr oder weniger meckernd oder zittrig klingend, ging mir von Anfang an auf die Nerven.

Aber was konnte ich machen, ich musste es ertragen, und ich musste froh sein, dass sich ein in Wundpflege erfahrener Hirte um mich kümmerte.

Ich hatte zwei üble Wunden. Eine Kugel hatte mir eine Rippe freigelegt. Der Hirte musste mir die Wunde mit Zwirn zusammennähen.

Die andere Kugel steckte in meinem Oberschenkel, und er musste sie dort herausschneiden.

Knirschend fragte ich dann die junge Frau: »Und was wurde aus den drei Mistkerlen, Ma’am?«

»Die starben«, erwiderte sie herb, und ihre blauen Augen leuchteten im Laternen- und Feuerschein jetzt grünlich, fast so wie die einer Pumakatze.

Sie gaben mir dann einen Tee zu trinken, der wie ein starkes Schlafmittel wirkte. Und so fiel ich wieder in bodenlose Tiefen und spürte keine Schmerzen mehr.

***

Während der nächsten Tage und Nächte erwachte ich immer wieder. Das Wundfieber war ziemlich schlimm. Aber immer dann, wenn ich erwachte, war das schöne Gesicht meines Engels über mir. Ich sah immer wieder in ihre Augen, die bei Tage leuchtend blau waren und in der Nacht beim Laternen- oder Feuerschein grünlich schimmerten.

Irgendwann aber hatte ich dann alles überstanden.

»Ich bin Pamela Sturgis«, sagte sie.

»Und ich bin …«

»Ich weiß«, unterbrach sie mich. »Ich fand Ihre Entlassungspapiere aus der Konföderiertenarmee, Captain Joshua Caine. Ich weiß – und ich sah nur in Ihren Papieren nach, um vielleicht herauszufinden, wohin wir eine Nachricht hätten geben können.«

»Nirgendwohin«, murmelte ich.

Wir betrachten uns eine Weile im Feuerschein.

Drei Wagen umstanden das Camp. Zwei der Wagen waren Hirtenwagen, zweirädrige Karren. Der dritte Wagen war ein leichter Buggy mit einem Lederfaltdach, wie ihn auch die Ärzte benutzten, wenn sie über Land fuhren.

In diesem Wagen hatte sie mich von der Stationssiedlung mitgenommen, damit der Hirte Paco sich um meine Wunden kümmern konnte.

Ich fragte: »Pamela, wo ist Ihr Mann? Sie müssen doch einen Mann haben.«

Aber sie schüttelte den Kopf.

»Ich hatte einen«, sagte sie. »Aber er wurde vor einigen Monaten in El Paso erschossen. Von einem Revolverhelden. Mir ist, als wäre das schon hundert Jahre her. Wir waren auch nicht verheiratet, nur Partner.«

»Partner bei was?«

Ihre Augen funkelten spöttisch bei meiner Frage.

»Wir waren ein Paar«, sagte sie schlicht. »Und wir nahmen überall, was wir nur bekommen konnten.«

»Auch die Schafherde?«

»Auch die«, sprach sie herb. »Er gewann sie beim Poker in Nogales. Dreitausend Schafe, die sich täglich um einige dutzend vermehren, fünf Hirten und fünf Hunde. Er gewann alles beim Poker in Nogales.«

»Und dann?«

Ich fragte es wie ein Mann, der schon alles wusste und nur noch seine Vermutung bestätigt haben will.

Sie nickte.

»Sicher«, sagte sie, »so war es. Stinkende Schafe und Hirten, die zu Fuß durch den Staub gehen. Wohin wir auch kamen im Rinderland, wir bekamen überall Ärger mit stolzen Reitern, mit Lassoschwingern, die hoch im Sattel saßen und sich wie edle Ritter fühlten. Schafe machen für Rinder die Wasserstellen unbenutzbar. Wo Schafe waren, gehen Rinder einige Jahre nicht mehr hin. So sagt man im Rinderland. Schafe hasst man wie eine Seuche.«

Ich nickte. »So denke ich auch«, sagte ich. »Schafe stinken. Sie verderben die beste Weide mit ihrem Kot, besudeln alle Wasserstellen. Schafe sind so hilflos, dass ihre Hilflosigkeit ihre Hirten sozusagen vergewaltigt, sie dazu zwingt, Tag und Nacht zu jeder Minute für sie zu sorgen, sie zu hüten, zu beschützen. Schafe machen ihre Hirten zu dienenden Sklaven. Zum Teufel mit den Schafen!«

»Richtig«, sagte sie. »Zum Teufel damit. So denke ich auch. Aber ich besitze nichts außer diesen Schafen. Und ich möchte sie zu möglichst viel Geld machen. Deshalb möchte ich sie in das Goldland von Colorado treiben und als Fleisch an die Minen und Goldgräbercamps verkaufen. Was ist falsch daran?«

Ich dachte einige Atemzüge lang nach.

Dann sagte ich: »Nichts, gar nichts. Die Idee ist wirklich gut in dieser miesen Zeit. Rinder kann man nicht so hoch in die Berge von Colorado treiben wie Schafe. Und die Goldgräber werden verrückt sein nach Frischfleisch. Nur hinkommen muss man, hinkommen. Da liegt noch verdammt viel Rinderland zwischen der Herde und dem Goldland von Colorado. Da gibt es noch viele Wasserstellen. Manche Wasserstelle ist weit und breit auf viele Meilen die einzige für einen Rinderbestand. Und da verstehen Rinderzüchter überhaupt keinen Spaß. Warum wurde denn Ihr Partner von einem Revolverhelden erschossen?«

Als ich sie es fragte, schloss sie einen Moment die Augen.

»Es ging um eine Wasserstelle«, sagte sie dann. »Ja, das ist wirklich das Problem. Wir müssen mit der Herde nach Norden, mitten durch das Rinderland. Helfen Sie mir, Joshua Caine.«

»Mit meinem Colt«, sagte ich bitter, »nicht wahr, mit meinem Colt soll ich helfen, weil Sie vor einigen Tagen erleben konnten, was ich damit anzurichten vermag. So dachten Sie sich das?«

»Ja«, erwiderte sie. »Und dafür zahle ich gut. Ein Viertel des Erlöses für die Herde nach Abzug der Unkosten.«

Ich schüttelte den Kopf.

»Pamela, ich bin Ihnen nicht mal zu Dank verpflichtet. Denn ich wurde angeschossen, weil ich Ihnen beistand. Dass Sie mich hier pflegen, ist nur fair, mehr nicht. Ich bin kein Revolvermann, dessen Colt man sich kaufen kann. Tut mir leid. Wenn ich wieder einigermaßen erholt bin, sodass ich reiten kann, werde ich Sie verlassen.«

Sie sah mich eine Weile schweigend an, und sie war eine schöne, rassige und begehrenswerte Frau.

Sie strömte plötzlich etwas aus, was mich körperlich wie ein Atem berührte. Oh, sie kannte ihre starke, weibliche Ausstrahlung.

»Ich bin schon viele Monate verdammt allein«, sagte sie. Aber es waren nicht so sehr ihre Worte – nein, es war etwas in ihrer Stimme, was mich ihr Angebot richtig verstehen ließ.

Und da wusste ich, dass sie eine Glücksjägerin und Abenteuerin war, die keinen Einsatz scheute.

Sollte ich sie deshalb verachten?

Ich dachte nicht daran. Sie bediente sich nur aller ihr zur Verfügung stehenden Mittel.

Ich grinste: »Ja, Sie sind sehr reizvoll, Pamela«, sagte ich.

Sie lächelte. »Und ich bleibe wirklich nichts schuldig, Joshua Caine. Ich nehme und gebe. Wenn ich einem Mann begegne, dann finde ich schnell heraus, ob er gut genug für mich wäre.«

»Und ich wäre es?« So fragte ich langsam.

»Sie sind einer von der seltenen Sorte.«

Mehr sagte sie nicht an diesem Abend am Feuer des Camps.

Ich war inzwischen auch müde geworden. Sie erhob sich und entfernte sich. Drüben bei ihrem Wagen stand ihr kleines Zelt.

Ich schlief ein.

3

Als ich erwachte, war die Hölle los.

Schüsse krachten. Scharfe Schreie tönten. Feuerschein war da und dort in der Nacht. Und die Herde war ein vieltausendstimmig bähendes Ungeheuer. Denn selbst eine sonst so friedliche und wehrlose Schafherde kann in Panik zu einem losbrechenden, vernichtenden Element werden.

Mir wurde schnell alles klar.

Dort draußen in der Nacht waren Reiter, die keine Gnade kannten. Sie schossen auf die Schafe, auf die Hunde und auch auf die Hirten. Sie hatten Fackeln bei sich, die sie zwischen die Schafe warfen.

Und so brach die Herde in Stampede aus.

Ja, auch Schafe können in wilder Angst in Stampede ausbrechen.

Pamela Sturgis war natürlich ebenfalls längst auf den Beinen. Sie sattelte eines ihrer beiden Wagenpferde und wollte aufsitzen.

Doch inzwischen hatte auch ich mich erhoben, so schwer mir das fiel.

Ich hinkte krumm und schief – krumm und schief, weil die genähte Wunde zu sehr spannte – zu ihr hin und legte ihr die Hand auf die Schulter. Sie hatte schon einen Fuß im Steigbügel.

Nun verharrte sie und blickte über die Schulter hinweg auf mich.

»Es hat keinen Sinn mehr«, sagte ich. »Sie können nichts mehr retten. Aber man könnte Sie in der Dunkelheit dort draußen abseits des Camps und des Feuers für einen Mann halten und auf Sie schießen. Sie bleiben.«

Einen Moment sah es so, als wollte sie meine Hand von ihrer Schulter schütteln. Im Schein der Laterne, die am Wagen hing, erkannte ich das wilde Funkeln in ihren Augen.

Vielleicht hätte sie mir ihre kleine Faust auf die Wunde über der Rippe gehämmert und mich damit außer Gefecht gesetzt. Es lag gewiss nur an einer Kleinigkeit, dass sie es nicht tat.

Aber dann atmete sie aus, nahm den Fuß aus dem Steigbügel und wandte sich mir zu. Einen Moment lang verharrten wir so dicht voreinander.

Der Lärm entfernte sich allmählich. Die wilden Reiter jagten die Schafe immer noch irgendwohin.

»Da ist eine Schlucht«, sagte Pamela. »Wenn sie die Schafe über den Rand der Schlucht in die Tiefe stürzen lassen, dann …«

Sie brauchte ihre Worte nicht zu vollenden.

Denn mir war alles klar.

Wir lagerten mit der Herde an einer Wasserstelle im Rinderland.

Und nicht weit entfernt gab es eine tiefe Schlucht, einen Steilabfall wahrscheinlich, wie er in diesem Land oftmals vorhanden ist, so als hätte sich zu Urzeiten mal die Erde zu einem Spalt geöffnet.

Und wenn sie die Schafherde dort über den Rand stürzen ließen …

Es war eine höllische Sache. Obwohl ich keine Schafe mochte, sie verachtete wegen ihrer Hilflosigkeit und sie mir widerlich waren wegen ihres strengen Geruchs und ihrer unschönen Bähstimmen, verspürte ich einen kalten Zorn gegen diese Reiter dort draußen in der Nacht.

Aber dann begann ich endlich wieder folgerichtig zu denken.

Und weil das so war, wandte ich mich von Pamela ab und ging zu meinem Lager. Dort lag mein Sattel, waren auch meine Satteltaschen. Und dort war auch mein Waffengurt mit dem Colt.

Ich legte ihn um.

Und ich war gerade fertig damit, als ein Reiter kam.

Nur einer!

Aber gerade das war für mich eine Warnung.

Denn wer dort geritten kam, der war gewiss kein zweitklassiger Hombre, sondern einer von der Sorte, die eine ganze Mannschaft wert sein konnte.

Ich stand auf der anderen Seite des Feuers mit dem Rücken Pamelas Wagen zugewandt und sah ihn kommen.

Im Camp waren drei Pferde, nämlich Pamelas zwei Tiere, von denen sie eines gesattelt hatte und mein grauer Wallach, mit dem ich schon durch den Krieg geritten war und an dem ich sehr hing.

Der Reiter kam mit schussbereitem Colt in der Hand.

Und dann begann er zu schießen. Jawohl, er schoss ohne jede Warnung auf die drei unschuldigen, wehrlosen Pferde. Dieser Hurensohn wollte ganze Arbeit verrichten und kannte keine Gnade.

Er schoss dreimal nur. Und jeder Schuss saß richtig. Die Pferde fielen da um, wo sie standen. Es ging unwahrscheinlich schnell.

Dann steckte er seinen Colt weg und sagte vom Sattel aus herüber: »Das war’s also, ihr Narren. Ihr versaut uns nicht noch mehr von der guten Rinderweide und deren Wasserstellen. Ihr nicht! Und das alles wird eine Warnung für alle anderen Stinkerherden sein!«

Als er sein Pferd herumziehen wollte, trat ich etwas vor und gelangte mehr in den Feuerschein. Die Laterne, die an einem Hirtenwagen hing, erreichte mich jetzt besser mit ihrem Lichtschein.

Und da sah der Bursche endlich, dass ich keiner der Hirten war, sondern ein Mann von einer völlig anderen Sorte.

Er sah auch, dass ich meinen Revolver trug und noch im Holster hatte.

»Was ist?« So fragte er grimmig herüber.

»Der graue Wallach«, sagte ich, »war mein Pferd. Und ich gehöre nicht zu dieser Schafherde. Ich war nur als Gast in diesem Camp.«

Da lachte er verächtlich.

»Pech gehabt«, sagte er und hatte immer noch das verächtliche Lachen in seiner Kehle. »Wer sich den falschen Umgang aussucht, wird mit dem gleichen Kamm geschoren. Sei froh, dass wir dich nicht bei der Stinkerherde erwischten. Was ist schon ein Pferd, wenn …«

»Du wirst mir deines geben müssen«, unterbrach ich ihn, und in meiner Stimme war alles kalt und leidenschaftslos.

Er saß nun einige Atemzüge lang wie witternd im Sattel. Was er an Instinkt aussandte, prallte gegen mich wie ein Atem. Er war jetzt alarmiert und versuchte herauszufinden, an wen er da geraten war.

»Sollte ich dich kennen?« So fragte er schließlich. »Ich bin Slade aus Slade City.«

Er sagte es stolz.

Er war also ein Slade aus Slade City.

Wahrscheinlich gehörte er zu einer mächtigen Sippe, die sich ihre eigene Stadt gegründet hatte irgendwo in den Antelopehügeln.

Und wenn ich mit ihm Ärger anfing und auch noch der Gewinner blieb, würde ich mit seiner ganzen Sippe Verdruss bekommen.

Ja, das wurde mir in diesen Sekunden klar.

Aber er hatte mein Pferd getötet. Und ich war zu krank, um zu Fuß zu gehen.

Zur nächsten Siedlung, Ranch oder Farm waren es sicherlich viele Meilen.

»Du hast mein Pferd getötet«, sagte ich. »Und deshalb will ich deinen Gaul. Also komm herunter, bevor ich dich herunterschießen muss.«

Das war es also wieder.

Ich stand schon wieder vor einem Revolverkampf.

Denn er stieß einen fast jauchzend klingenden Laut aus und saß ab. Ja, er nahm die Herausforderung, um sein Pferd zu kämpfen, sofort an.

Ich wusste nun, er gehörte zu jener Sorte, die sich durch verwegene Kühnheit behauptet und stets auf ihr Glück vertraut.

Er trat von seinem Pferd weg. »Nur über eines musst du dir klar sein«, sagte er. »Ich bin ein Slade, Bac Slade. Und wenn du mich schaffen solltest – was ich nicht glaube –, dann hast du alle anderen Slades am Hals. Sie werden nacheinander kommen und es mit dir versuchen, bis dich einer schafft. Doch wahrscheinlich erledige ich das schon. Jetzt!«

Wahrhaftig, er war ein stolzer Revolverschwinger, der auf die großartige Art gewinnen wollte. Er gab mir mit dem »Jetzt!« das Zeichen.

Aber er tat das gewiss nicht aus Fairness, nein, nur aus einem eitlen Stolz.

Wir zogen und schossen.

Und ich zog schneller und schoss besser, obwohl ich doch ein kranker Mann war, der nicht einmal richtig gerade stehen konnte.

Er traf mich nicht einmal. Seine Kugel fetzte nur durch mein über dem Gürtel etwas aufgebauschtes Hemd.

Dann fiel er und schoss dabei vor sich in den Boden – dreimal in wilder Verzweiflung. Dann lag er auf dem Bauch und rührte sich nicht mehr.

Heiliger Vater im Himmel, dachte ich, warum musste das sein? Ich wollte doch nur sein Pferd, weil er unsere Tiere erschoss. War es nicht nur recht und billig, dass ich sein Pferd verlangte?

Sicherlich waren das dumme Gedanken von mir.

Aber ich war ein kranker Mann. Ich brauchte das Pferd. Ich wollte überleben. Ohne Pferd wäre zumindest ich verloren gewesen hier in diesem Land.

Nach einigen tiefen Atemzügen schob ich den Colt ins Holster und ließ ihn los, als wäre er ein glühendes Eisen.

Verdammt, ich hatte im Krieg töten müssen, um als Soldat meine Pflicht zu. Und manchmal vor einer Schlacht, da waren wir während eines Feldgottesdienstes dafür gesegnet worden, hatten Gottes Hilfe angefleht.

Was für ein Irrsinn war das!

Jetzt, da ich nach dem Krieg meines Weges ritt und all diesem Töten und Kämpfen entkommen zu sein glaubte, ging es weiter.

Auf was für einem Weg ritt ich?

Ich dachte plötzlich wieder an jene Worte, mit denen ich mich damals in Laredo von der schönen Jane Dunnaway verabschiedet hatte. Den Rainbow River wollte ich suchen, weil mir eine Weissagung verriet, dass sich dort mein Schicksal auf irgendeine Art erfüllen und ich mein Glück finden würde.

War es auch mein Schicksal, dass ich auf meiner Zickzackfährte dorthin Tote zurückließ oder zumindest immer wieder Blut vergoss?

Oder sollte ich mich nicht schnellstens irgendwo in der Einsamkeit verkriechen, wo es keine Menschen gab?

Ich wischte all diese Gedanken endlich zur Seite und sah auf Pamela Sturgis. Sie stand noch unbeweglich da, aber sie sah zu mir herüber.

Ich sagte: »Wir müssen sein Pferd vor den Wagen spannen und einladen, was wir auf der Flucht benötigen. Verstehst du, Schwester? Die Schafherde und die Hirten sind verloren. Es gab keine Gnade. Die Rinderleute wollten von Anfang an ein Exempel statuieren als Warnung für alle anderen wandernden Schafherden. Wir müssen flüchten.«

Sie nickte.

Dann trat sie zu dem Sattelpferd.

Ich half ihr so gut ich konnte. Doch ich vermochte mich nur hinkend zu bewegen und durfte mich noch nicht bücken oder zu gerade aufrichten.

Dennoch arbeiteten wir schnell.

Bevor wir abfuhren, sagte ich zu Pamela: »Er ist dir eine ganze Schafherde schuldig. Also sieh nach, was er in den Taschen hat. Ich kann mich nicht bücken. Sonst würde ich es für dich tun.«

Sie zögerte. Doch dann nickte sie und sagte heiser: »Ja, er war der Anführer. Er ist mir die ganze Herde schuldig.«

Und dann trat sie zu der bewegungslos am Boden liegenden Gestalt, drehte sie auf den Rücken und sah in seinen Taschen nach.

Ich beobachtete sie.

Was sie tat, war Überlebenskampf. Und ihre Lebenskraft war stark.

Deshalb brachte sie es fertig, in den Taschen eines Toten nach Geld zu suchen.

Er war ihr verdammt viel mehr als ein paar Dollars schuldig. Denn er hatte sie arm gemacht.

Ich sah, wie sie einen Geldbeutel fand. Sie kam damit zu mir, sah mich fest an und hielt mir den Beutel hin.

Ich schüttelte den Kopf. »Mir war er nur das Pferd schuldig«, sagte ich. »Und wir müssen noch meinem toten Tier den Sattel abnehmen und ihn einladen. Ich will nicht mal seinen Sattel, denn ich habe meinen eigenen. Dieser Beutel da mit Inhalt gehört dir. Hoffentlich ist möglichst viel drinnen.«

Sie wog ihn in der Hand.

»Es werden auf jeden Fall mehr als hundert Dollar sein«, sagte sie herb.

Dann steckte sie den Beutel in die Tasche ihres rehledernen Hosenrockes.

4

Zuerst fuhren wir einige Meilen nach Westen. Aber dann schwenkten wir nach Norden ein. Ich hoffte, dass wir eine lange Nacht Vorsprung bekommen würden. Das Pferd vor unserem leichten Wagen war willig und ausdauernd. Wir hatten Glück mit dem Tier, denn es war nicht nur an einen Reiter gewöhnt, sondern auch als Zugpferd zu verwenden.

Ich war dann müde und erschöpft. Pamela fuhr. Ich schlief halb sitzend und halb liegend an ihrer Seite. Meine kaum verharschten Wunden schmerzten. Aber sie waren nicht wieder aufgebrochen.

Meile um Meile legten wir zurück in der langsam sterbenden Nacht.

Als im Osten der Morgen heraufkam, stießen wir wieder auf den Wagenweg und folgten ihm. Als die Sonne schon ein wenig wärmte und den Tau zu trocknen begann, da erreichten wir eine Relais-Station der Post- und Frachtlinie.

Wir mussten an die dreißig Meilen gefahren sein.

Das Pferd war müde. Ich aber hatte mich ein wenig erholt.

Als wir bei der Station hielten, machte der Stationsmann mit seinem indianischen Gehilfen gerade ein Sechsergespann fertig. Also erwarteten sie eine Postkutsche. Es durfte für uns nur keine Kutsche nach dem Süden sein, dann waren wir gerettet.

Als ich schon fragen wollte, aus welcher Richtung sie eine Kutsche erwarteten, hörten und sahen wir sie auch schon kommen.

Sie kam von Süden her und fuhr also nach Norden, wahrscheinlich über Santa Fe nach Taos. Und das war ein weiter Weg. Reiter konnten uns nicht mehr einholen, da die Kutsche alle dreißig Meilen etwa das Gespann wechselte.

Ich nickte dem Stationsmann zu und sagte: »Wir fahren mit. Was zahlen sie uns für den Wagen und das Pferd?«

Er war ein erfahrener Bursche, und er warf nur einen kurzen Blick auf das Brandzeichen des Tieres.

»Ein Slade-Pferd«, sagte er. »Das kaufe ich nur von einem Slade. Aber den Wagen würde ich nehmen für fünfzig Dollar.«

»Für hundert«, sagte ich.

»Für fünfundsiebzig.«

»Gut.« Ich nickte. »Und dann halten Sie gleich den Fahrpreis bis Taos von den fünfundsiebzig Dollar ab. Wir fahren mit. Der Sattel und die beiden Reisetaschen kommen in die Kutsche.«

»Wenn noch Platz ist«, erwiderte er.

Nun, liebe Leser meiner Geschichte, um es kurz zu machen, es war noch Platz in der Kutsche für uns und unser weniges Gepäck.

Bald saßen wir drinnen und rollten nach Norden.

Vielleicht waren wir den Slades entkommen.

Aber nur vielleicht.

Denn ich hatte da nicht nur einige Bedenken, sondern eine ungute Ahnung.

Oha, ich kannte diese stolzen und selbstherrlichen Sippen. Sie hielten sich für ganz besondere Menschen mit außergewöhnlichen Privilegien.

Und sie nahmen nichts hin, gar nichts.

Ich aber hatte einen von ihnen getötet. Warum ich das tun musste, das zählte nicht. Was zählte, war, dass ich an ihrer Größe gekratzt hatte, an ihrem Nimbus der Unbesiegbarkeit.

Und wenn sich das herumsprach, konnten es vielleicht auch andere Männer versuchen.

Solche Sippen schlugen erbarmungslos zu.

Und wie erbarmungslos sie zuschlagen konnten, dies hatten sie ja schon demonstriert, indem sie die Schafherde in die Schlucht stürzen ließen und auf alles schossen, was sich an Hirten und Hunden bewegte.

Ich hatte also eine ungute Ahnung.

Neben Pamela schlief ich jedoch wieder ein in der schwankenden und rüttelnden Kutsche. Manchmal, wenn wir eine Station erreichten und das Gespann wechselten, erwachte ich. Die anderen Passagiere wechselten dann und wann. Es gab kaum eine Unterhaltung. Wir kamen durch einige Städte. Einmal hielten wir lange genug, um eine richtige Mahlzeit einnehmen zu können.

Pamela war stets neben mir. Wir schienen für jeden Beobachter ein Paar zu sein, ein miteinander sehr vertrautes Pärchen.

Aber wir kannten uns erst wenige Tage.

Ich fragte mich, wann wir zusammen in einem Bett liegen würden.

Denn es würde und musste zwangsläufig so kommen. Da war ich sicher.

Sie war reizvoll und begehrenswert. Sie war eine Frau, die das Leben kannte und der nichts mehr fremd war. Und sie strömte alles aus, was mich als Mann reizte. Ja, ich wollte sie haben.

Warum auch nicht?

Ich war kein Heiliger, sondern nahm, was ich bekommen konnte – auch Frauen, wenn sie so reizvoll waren wie Pamela Sturgis.

Aber vorerst waren wir auf der Flucht. Wir konnten nirgendwo lange genug Halt machen. Auch strengte mich das ewige Fahren in der schüttelnden und rüttelnden Kutsche zu sehr an. Ich war ja noch ein kranker Mann.

Tag und Nacht fuhren wir Meile um Meile durch das Pecos River Valley.

Von Santa Rosa aus ging es dann wieder in westlichere Richtung nach Santa Fe hinüber. Doch wir sahen vom alten Pueblo nicht sehr viel, denn es war Nacht, als wir dort ankamen, eine späte Mahlzeit aßen und gleich nach Taos weiterfuhren.

Noch vor Tagesanbruch kamen wir nach Taos.

Hier stiegen wir aus der Kutsche und nahmen uns im Taos-Hotel ein Zimmer.

Und bald lag Pamela in meinen Armen.

Das musste so kommen, denn wir waren ein Pärchen geworden.

Sie war eine herrliche Frau in meinen Armen. Und dabei war ich doch noch längst nicht wieder gesund und bei Kräften.

***

Das Erwachen am nächsten späten Vormittag glich so vielen anderen Augenblicken des Erwachens, und Jane Dunnaway in Laredo war noch ganz und gar in meiner Erinnerung, als sie mir den Heiratsantrag machte.

Wie würde es mit Pamela sein?

Weil mich ihr Haar an der Nase kitzelte, musste ich niesen, und da erwachte sie und sah mich aus nächster Nähe an. Ich spürte ihren Atem.

»He«, sagte sie nur.

Dann küsste sie mich.

Erst nach einer Weile kam sie wieder zur Sache. Denn sie fragte, was sie vielleicht schon am Anfang nach dem »He« fragen wollte: »Und wohin gehen wir von hier? Was werden wir tun?«

Das war es also wieder.

Eine Frau wollte mit mir zusammenbleiben, mich an sich binden.

Sie brauchte einen Beschützer, einen Mann, der für sie sorgte. Sie wollte sich anlehnen können – und ich hatte ihr gezeigt, dass ich gut für sie sorgen konnte. Und überdies mochte sie mich natürlich als Mann.

Es war also fast die gleiche Situation wie in Laredo mit Jane Dunnaway, die einen noblen Saloon besaß.

Pamela Sturgis besaß jedoch nichts mehr – nur den Geldbeutel, den sie dem toten Slade aus der Tasche nahm.

Wir wussten jetzt, was in den Beutel war, nämlich ein Dutzend Goldstücke, Doppeladler, also Zwanzigdollarstücke.

Das waren zweihundertvierzig Dollar.

Sie waren kein Ersatz für die Herden und die Pferde, für die gewiss toten Hirten und Hunde.

Und überdies hatten wir auch noch die Rache der Slades am Hals.

Als ich bei dieser Erkenntnis angelangt war, sagte ich: »Mein Engel, wir werden noch gemeinsam zu Mittag essen. Aber dann müssen sich unsere Wege trennen. Als Pärchen könnten wir unsere Spuren nicht gut genug verwischen. Ein Mann mit einer schönen Frau, der fällt überall auf. Und überdies …«

Ich verstummte, denn was ich ihr noch sagen wollte, kam mir irgendwie albern und dumm vor. Ich hatte in Laredo Jane Dunnaway damit schon zum Narren gehalten.

Bei Pamela wollte ich es nicht noch mal machen.

»Was ist überdies – was?« Sie fragte es heftig, drängend, fast wild, so als wollte sie mir schon jetzt jeden Wind aus den Segeln nehmen, gleich, was für eine Ausrede ich auch benutzen würde.

»Ach«, sagte ich, »du wirst es vielleicht als Ausrede bewerten, aber ich suche den Rainbow River.«

Und nachdem ich dies gesagt hatte, erzählte ich ihr die gleiche Geschichte wie damals in Laredo Jane Dunnaway, also die Sache von der Weissagung einer alten Medizinfrau der Comanchen.

»Ich soll also mein Glück nur am Rainbow River finden können«, sagte ich abschließend. »Und deshalb suche ich ihn. Ich weiß nicht, wo er zu finden ist. Deshalb reite ich eine Zickzackfährte, bin ich ein Satteltramp auf der Suche nach etwas, was es vielleicht gar nicht gibt oder von mir nicht gefunden werden kann, weil schon das Finden großes Glück wäre. Pamela, ich kann dich nicht mitnehmen. Du hast allein bessere Chancen als mit mir. Die Slades werden mich suchen und jagen. Es war schön mit dir. Du wirst für mich noch viele Jahre lang wie ein Stern in dunkler Nacht sein. Du bist prächtig. Aber …«

Ich verstummte, denn mir fielen keine passenden Worte mehr ein.

Sie hatte bisher in meinen Armen gelegen und sich dicht an mich geschmiegt.

Nun rollte sie sich weg von mir und stand auf.

Sie war makellos gewachsen und hätte gewiss beim Schönheitsstreit der Göttinnen von Paris den Apfel erhalten. Ja, das glaubte ich, indes ich sie noch einmal betrachten konnte.

Aber dann kleidete sie sich an.

»Also gut«, sagte sie, »dann gehen wir essen. Ich habe Hunger. Und je früher wir uns trennen, umso besser wird es sein.«

Sie sagte es sehr ruhig und sachlich, nicht ärgerlich oder wütend.

Und dennoch wusste ich, dass ihr Stolz tief verletzt war.

Sie hatte mir eine Gefährtin sein wollen. Und ich hätte sie haben können wie einen kostbaren Schatz.

Aber ich wollte nicht, weil ich ungebunden und ohne Pflichten bleiben wollte.

Das war es. Ich war irgendwie zu feige, mich an eine Frau zu binden – und mochte sie noch so reizvoll sein. Ich wollte lieber ein Satteltramp bleiben und nach dem Rainbow River suchen.

Dieser Rainbow River spukte nun schon in meinem Kopf.

Oder war es nur der Name für etwas, was immer schon in meinem Unterbewusstsein meinen Weg beeinflusste?

War ich dazu verdammt, ein Ruheloser zu sein, der etwas suchte, was es nicht gab und was er gar nicht finden würde?

Ich wusste, es gab solche Burschen auf dieser Erde.

Und ich gehörte also zu ihnen.

Auch ich erhob mich und war wenig später angekleidet.

Und dann gingen wir hinunter, um noch einmal gemeinsam zu essen.

Dann würden wir uns trennen.

War ich ein Narr, ein blöder Hund?

Pamela war so reizvoll. Sie konnte mir das Paradies bereiten.

Sie würde mir auch eine gute Gefährtin sein. Ich brauchte nur für sie zu sorgen. Aber ich würde mit ihr nicht den Rainbow River – oder das, was ich dafür hielt – suchen können.

***

Ich hätte sie gerne gefragt, was sie tun würde, doch ich ließ es bleiben. Denn dann hätte ich sie schließlich wohl doch nicht allein gelassen.

So aber zahlte ich unser Essen und erhob mich.

Sie sah zu mir hoch.

Als ich noch nach Worten suchte, die nicht zu banal und zu dumm klingen würden, sah sie mit ihren leuchtend blauen Augen zu mir hoch und sagte schlicht: »Ach, geh einfach, Texas. Geh einfach und dreh dich nicht mehr um!«

Sie hatte recht.

Und so tat ich es. Ich wandte mich ab und ging aus dem Speiseraum des Hotels. In der Diele neben dem Anmeldepult lag mein Sattel mit den Satteltaschen und der Sattelrolle.

Ich nahm alles auf und ging hinaus. Unser Zimmer hatte ich schon bezahlt.

Die Dollars in meiner Tasche würden für ein brauchbares Pferd reichen, auch noch für etwas Proviant für unterwegs.

Ich würde weiter nach Norden reiten, vielleicht ein wenig westlicher als bisher. Denn irgendwo dort vor mir im Nordwesten lag das Goldland von Colorado.

Dort hatten einige Glückspilze Gold- und Silberadern gefunden. Und in vielen Creeks wuschen sie den Sand in Pfannen und behielten Goldstaub zurück, auch kleine Nuggets.

Ob der Rainbow River – und dieser Regenbogenfluss war nur symbolisch gemeint – für mich dort im Goldland zu finden war?

Ich ging hinaus und erreichte bald darauf den Wagenhof und den Mietstall.

Sie hatten ein paar hübsche Pferde dort, und ein grauer Wallach erinnerte mich sehr an mein treues Pferd, das dieser verdammte Hurensohn von einem Slade getötet hatte.

Immer dann, wenn ich daran dachte, kam die kalte Wut in mir hoch.

Ich verhandelte mit dem Mann vom Mietstall über den Preis, und als wir bei vierzig Dollar waren, kamen einige Männer zum Corral. Einer trug den Sheriffstern an der Brust und eine doppelläufige Schrotflinte unterm Arm.

Die drei anderen Männer waren mit Revolvern bewaffnet. Als sich bei einem die Weste etwas weiter öffnete, sah ich, dass auch er einen Stern auf der Hemdtasche trug.

Zuerst sah es so aus, als wollten sie an mir und dem Stallmann vorbei in den Stall hinein. Ich glaubte einen Moment, dass sie sich ihre Pferde aus dem Stall holen und irgendwohin reiten wollten.

Doch als sie schon fast vorbei waren, hielten sie plötzlich an und machten Front gegen mich.

»Geh weg, Caldwell«, sagte der Sheriff und hielt die Doppelmündung der Schrotflinte auf mich gerichtet.

Der Stallmann glitt zur Seite.

Und ich hatte keine Chance mehr. Selbst wenn ich es versucht hätte, gegen vier Mann zu kämpfen, hätte dies nur zu meiner Vernichtung geführt.

Der Sheriff von Taos sagte zu mir: »Mann, Sie sind festgenommen. Sie werden in Slade City wegen Mordes und Straßenraub gesucht. Man hat Ihre Fährte bis hierher verfolgt. Diese Gentlemen hier kommen aus Slade City. Und sie haben auch den Haftbefehl des dortigen Richters. Machen Sie mir keine Schwierigkeiten.«

Ich stand still da.

Und ich wusste, dass die Rache der Slades mich schon eingeholt hatte.

Ich kannte auch den Fehler, den ich machte.

Wir hätten mit dem Slade-Pferd nicht zu jener Poststation fahren dürfen.

Der Stationsmann, der das Pferd nicht kaufen wollte, jedoch den Wagen für fünfundsiebzig Dollar kaufte, hatte unseren Verfolgern eine gute Beschreibung von uns gegeben.

Und dann waren sie uns gewiss mit einer Express-Sonderpostkutsche gefolgt, die genauso wie wir bei den Stationen die Gespanne hatte wechseln können.

Die Slade-Sippe war mächtig und hatte offenbar auch viel Geld. Sie scheute für ihre Rache keine Kosten.

Ich sah die drei Kerle an, die neben dem Sheriff von Taos standen.

Irgendwie waren sie sich alle ähnlich. Ihre Härte prallte gegen mich.

Ich sagte: »Sheriff, sind dies drei Slades? Ich meine, heißen diese Gentlemen Slade?«

»Und wenn«, sagte er, »spielt das keine Rolle. Sie haben einen richterlichen Haftbefehl, der für mich gilt. Denn ich gebe gerne Amtshilfe. Also versuchen Sie nichts. Einer der Gentlemen wird sich gleich Ihre Waffen holen. Umdrehen und die Hände über den Kopf! Los!«

Ich gehorchte.

Dann spürte ich den Druck der Doppelmündung im Rücken, und eine Hand zog mir den Colt aus dem Holster.

Und dann brachten sie mich ins Gefängnis, steckten mich dort in eine Zelle.

Ich fragte mich, ob sie wohl auch hinter Pamela her waren und auch sie verhaften lassen würden?

Aber wahrscheinlich lag ihnen nichts an ihr. Sie wollten nur den Mann, der einen Slade getötet hatte. Und wenn Slade City ihre Stadt und der Richter dort ein Slade war, dann würden sie mich sicherlich hängen.

Sonst hätten sie mich ja hier schon in Taos abknallen können.

5

Als die Zellentür verschlossen war, verharrten sie noch davor und sahen zu mir herein. Ich aber stand auf der anderen Seite und sah zu ihnen hinaus.

Eine Weile betrachteten wir uns schweigend.

Der Sheriff von Taos hielt sich ein wenig abseits, so als wollte er uns besser beobachten können.

Ich sagte: »Ihr seid also Slades aus Slade City. Der Mann, der sich Bac Slade nannte, jagte eine Schafherde in eine Schlucht; er ließ dreitausend Schafe über den Rand in den Abgrund stürzen. Und er tötete mit seinen Leuten die Hirten und die Hunde. Dann kam er in unser Camp und erschoss unsere Pferde. Ich war nur zu Gast in diesem Camp. Aber er tötete auch mein Pferd. Als ich dann sein Tier haben wollte, kämpften wir es aus. Es war ein faires Duell. Er gab sogar das Zeichen zum Ziehen. Warum also wurde ich verhaftet?«

Die drei Slades aus Slade City, von denen einer den Stern eines Deputies trug, grinsten hart und böse.

»Das ist deine Version«, sagte dann der Bursche mit dem Stern. »Und unser Richter wird sie sich anhören, auch die Geschworenen. Du wirst eine faire Verhandlung bekommen. Aber für uns sieht die Sache etwas anders aus. Pferdediebstahl, Wegelagerei, Raub und Mord.«

Er wandte sich an den Sheriff von Taos. »Diese Burschen … Wenn man sie erwischt hat, haben sie viele Ausreden. Aber bei uns geht alles nach Recht und Gesetz. Ich schlage vor, wir holen jetzt seine Komplicin. Vielleicht finden wir bei ihr den Geldbeutel des Getöteten mit den Gold-Doppeladlern. Da wir ihn bei dem da nicht fanden, wird sie ihn wahrscheinlich haben. Also, gehen wir, Sheriff, ja? Meine beiden Vettern werden hier warten. Um eine Frau festzunehmen, müssen wir wohl nicht alle …«

»Nein«, sagte der Sheriff von Taos. Und dann ging er mit dem Deputy aus Slade City davon. Ich wollte ihm etwas nachrufen, ihm sagen, dass er sich zum Handlanger einer verdammten Bande selbstherrlicher Despoten machte, die nichts anderes als Rache wollten, weil es einen von ihnen erwischt hatte.

Doch ich ließ es bleiben. Denn er hatte keinen Sinn. Der Sheriff war zur Amtshilfe verpflichtet. Und die Leute aus Slade City waren mit einem richterlichen Haftbefehl gekommen.

Ich hatte hier keine Chance.

Die beiden zurückbleibenden Kerle verharrten noch vor den Zellengittern und grinsten.

»Du bist vielleicht ein blöder Hund«, sagte einer. »Vielleicht wärst du uns Slades entkommen, wenn du bis nach Alaska geflüchtet wärst. Aber Taos ist nicht weit genug. Hast du wenigstens mit dem Honey diese Nacht noch etwas Spaß gehabt?«

»Das war keine Nacht lang«, grinste der andere Bursche. »Die kamen erst Ende der Nacht hier an. Der hatte mit ihr nur wenige Stunden seinen letzten Spaß. Wie ist sie denn so im Bett?«

Sie waren primitive Kerle, die zumeist nur zotig dachten und auch so sprachen.

Nun wollten sie mich verhöhnen. Solche Erfolgserlebnisse mochten sie. Diese Slade-Bande musste eine miese Sippe sein.

Ich sagte nichts, gar nichts. Ich wandte mich sogar ab und legte mich auf die harte Pritsche.

Und das ärgerte die beiden Kerle.

»Big John Slade wird dich hängen lassen«, sagte einer. »Du musst von allen guten Geistern verlassen gewesen sein, als du Bac von den Beinen geschossen hast – von allen guten Geistern verlassen.«

Ich setzte mich wieder auf.

»Ich wusste nichts von euch Slades«, sagte ich. »Vielleicht erzählt ihr mir mal was von euch, damit ich überhaupt begreifen kann, in was ich da hineingeraten bin. Ja, erzählt mir was. Der Deputy soeben nannte euch Bac Slades Vettern. Ist er ein Sohn von Big John Slade?«

Sie nickten.