G. F. Unger Sonder-Edition Collection 21 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Sonder-Edition Collection 21 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

5 spannende Westernromane von G. F. Unger lesen, nur 4 bezahlen!

G. F. Unger wird zu Recht als der beliebteste und erfolgreichste deutschsprachige Western-Autor gefeiert. Mit einer Rekordauflage von über 250 Millionen Exemplaren gehört er zur internationalen Spitzenklasse der Spannungsliteratur. Seine Epoche ist das späte 19. Jahrhundert, seine Schauplätze sind die unermesslichen Weiten des amerikanischen Westens, deren Grenzen von unerschrockenen Frauen und Männern immer weiter nach Westen verschoben werden, bis sie schließlich die Küste des Pazifiks erreichen.

Erleben Sie den amerikanischen "Wilden Westen", wie nur G.F. Unger ihn schildern kann: hart, authentisch, leidenschaftlich.
Dieser Sammelband enthält die Folgen 101 bis 105 der G.F. Unger Sonder-Edition:


Folge 101: Die Canons - Der Niedergang
Folge 102: Bannisters letzte Jagd
Folge 103: Keine Chance in Jericho
Folge 104: River Cat und River-Wolf
Folge 105: Verlorener Mann

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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MOBI

Seitenzahl: 923

Veröffentlichungsjahr: 2020

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Impressum

BASTEI LÜBBE AG Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben Für die Originalausgaben: Copyright © 2016/2017 by Bastei Lübbe AG, Köln Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller Verantwortlich für den Inhalt Für diese Ausgabe: Copyright © 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln Coverillustration: Manuel Prieto/Norma ISBN 978-3-7517-0660-5 www.bastei.de www.luebbe.de www.lesejury.de

G. F. Unger

G. F. Unger Sonder-Edition Collection 21 - Western-Sammelband

Inhalt

G. F. UngerG. F. Unger Sonder-Edition 101 - WesternDies ist die fesselnde Geschichte der schönen Sue Canon und ihrer drei Söhne, die vor keinem Verbrachen zurückscheuen, um ihre Macht am Missouri ins Unermessliche zu steigern. Die Canons treibt bei all ihrem verderblichen Tun ein unversöhnlicher, zerstörerischer Hass, der sich irgendwann gegen sie selbst richten wird...Jetzt lesen
G. F. Unger Sonder-Edition 102 - WesternJohn Bannister ist ein Menschenjäger. Rastlos reitet er durchs Land, verfolgt die Fährte eines steckbrieflich gesuchten Banditen, stellt ihn mit seinem schnellen Colt, kassiert die ausgesetzte Prämie und beginnt die Menschenjagd aufs Neue. John Bannister ist ein Friedloser. Nirgendwo findet er Ruhe. Es gibt keinen Platz auf dieser Erde, an dem er sich niederlassen möchte, es gibt keine Frau, die ihn festzuhalten vermag. Ein furchtbares Geheimnis umgibt ihn, und sein Schicksal scheint es zu sein, Verbrecher zu jagen - so lange, bis der Tod, der Boss aller Menschenjäger, auch ihn eingeholt hat. Oder sollte in John Bannisters Leben doch etwas geschehen, das ihn bewegen könnte, sein furchtbares Handwerk aufzugeben?Jetzt lesen
G. F. Unger Sonder-Edition 103 - WesternEs war der schwärzeste Tag meines Lebens. Am Morgen überfiel mich eine Apachenbande und raubte mich aus bis auf meinen leergeschossenen Colt und mein ungesatteltes Pferd. Dann geriet ich einem Rudel Hartgesottener in die Quere, die mich zwangen, ihnen mein Pferd zu überlassen. Als sie weiterritten, rief mir ihr Anführer höhnisch zu: "In Jericho kannst du dir deinen Gaul wiederholen! Doch ich rate dir dringend davon ab, denn dort hättest du erst recht keine Chance gegen uns!" In stummer Wut blickte ich ihnen nach, und mein Entschluss stand fest: Ich würde seiner Einladung folgen, denn ich war ein Bursche, der noch jedem alles mit Zinsen zurückgezahlt hatte...Jetzt lesen
G. F. Unger Sonder-Edition 104 - WesternAls Chet Kinkaid, den sie River-Wolf nennen, zum Ufer hinüberspäht, sieht er die Reiter. Es sind wilde, drohend aussehende Gestalten, die genau auf die Anlegestelle des Dampfbootes zujagen, das er erst vor wenigen Stunden verlassen hat. Chet denkt an das blutige Schicksal, das den Menschen der "Sunbee" bevorsteht. Und er denkt an die junge Schiffseignerin, deren Bild er nicht aus seiner Erinnerung verbannen kann. Entschlossen rudert er zum Ufer zurück. Und während er zu Fuß die Verfolgung der Banditen aufnimmt, wächst in ihm die Angst, auch diesmal zu spät zu kommen. So wie damals, als eine Horde menschlicher Bestien das Holzfällerlager überfiel und seine Frau tötete, die ihm in die Wildnis der Flusswälder gefolgt war...Jetzt lesen
G. F. Unger Sonder-Edition 105 - WesternZuerst war es nur eine raue Saloonschlägerei unter einigen wilden Jungen, aber als Stapp Ballangher, der einsame Satteltramp, die fünf Söhne der mächtigsten Männer des Sundown-Landes auf ihre richtige Größe zurechtstutzte und sie vor der ganzen Stadt bloßstellte, wurde es ernst. Sie gingen mit dem Colt gegen ihn vor, und Stapp sah sich gezwungen, ebenfalls zur Waffe zu greifen. Dabei tötete er Big King Fishers einzigen Sohn und Kronprinzen, und plötzlich war er ein Gejagter, auf dessen Kopf eine Zehntausend-Dollar-Prämie ausgesetzt war. Gnadenlos jagten Big Jims Häscher ihn durch den Westen - bis sich Stapp entschloss, ins Sundown-Land zurückzukehren und den Stier bei den Hörnern zu packen...Jetzt lesen

Inhalt

Cover

Impressum

Die Canons – Der Niedergang

Vorschau

Die Canons – Der Niedergang

2. Teil

Bis zu ihrem achtzehnten Lebensjahr sieht Katy McClellan stets älter und reifer aus, als sie an Jahren ist. Dann aber ist es, als würden die Jahre spurlos an ihr vorübergehen und als gehörte sie zu jener Sorte von Frauen, die niemals ihre Mädchenhaftigkeit verlieren.

Mrs. Pickerton ist eine gebildete Frau, und fortwährend lernt Katy von ihr. Sie sind ein Paar wie Mutter und Tochter und zugleich eingespielte Partner. Da sie auf dem Mississippi allmählich bekannt werden, weichen sie auf den Ohio aus und machen auch hier gute Beute an den Spieltischen der Luxusdampfer. Immer wieder ist es so, dass Katy aufgrund ihrer mädchenhaften Reize die Mitspieler um ihre Konzentration bringt und Mrs. Pickerton dann gnadenlos zuschlägt …

Es ist dann in einer schwarzen Nacht auf dem Ohio, etwa fünf Meilen vor der Mündung in den Mississippi, als sie kurz nach Mitternacht in ihre Luxusdoppelkabine gehen, um ihre Koffer zu packen und sich umzukleiden.

Denn sie haben den Entschluss gefasst, das Schiff zu verlassen und weiter hinauf nach Norden zu fahren, weiter, als sie bisher jemals waren.

Sie haben die Kabinentür noch nicht hinter sich geschlossen, als diese aufgestoßen wird und ein Mann eintritt, der einen schussbereiten Colt-Derringer in der Hand hält und das Gesicht maskiert hat.

Seine Gestalt ist unter einem weiten Mantel verborgen.

Der Mann sagt höflich: »Ladys, es wäre wirklich dumm, wenn Sie jetzt zu kreischen anfingen.«

»Sicher, das wäre wirklich dumm«, erwidert Mrs. Pickerton. »Bevor wir Hilfe bekämen, hätten Sie uns längst umgebracht und ausgeraubt. Die Nachbarkabinen sind leer. Und das Schiff macht eine Menge Geräusche. Im Vergnügungssaloon spielt die Kapelle jetzt besonders laut. Was wollen Sie, Mister – zwei hilflose Frauen überfallen?«

»So ist es, Ladys«, sagt der Mann und zeigt ihnen im Lampenschein den kleinen Colt-Derringer, lässt sie in den Doppellauf blicken.

»Ich will ja nicht Ihre Unschuld«, fügt er kichernd hinzu, »ich möchte nur Ihr Spielkapital, und das ist nicht wenig. Ich habe Sie die ganzen Nächte beim Spiel beobachtet. Sie beide haben prächtig abgesahnt.«

»Und nun erscheint es Ihnen leichter, uns zu berauben, als selbst beim Spiel Ihr Glück zu versuchen?«

Mrs. Pickertons Stimme klingt sehr beherrscht und kühl, ja, fast sogar souverän.

Der Mann lacht wieder leise unter der Maske.

»Na los«, sagt er. »Sie haben soeben den Geldkoffer aus dem Office des Zahlmeisters geholt. Her damit!«

Er streckt seine Hand aus.

Doch Mrs. Pickerton bewegt sich nicht.

Da zielt er auf Katy, welche etwas rechts von ihm in der Kabine verharrt.

»Ich werde auf sie schießen«, sagt er rau. »Her mit dem Geldkoffer! Ihr werdet schon bald wieder zu Geld kommen, ihr zwei prächtigen Elstern. Die Kleine da braucht nur ein paar der eindeutigen Angebote anzunehmen, die sie gewiss immer wieder erhält. Damit verdient sie euch leicht neues Spielkapital. Also, ich zähle bis drei. Dann habe ich entweder den Koffer – oder ich schieße.«

Er beginnt zu zählen, und als er bei zwei angelangt ist, wirft ihm Mrs. Pickerton den Geldkoffer zu. Er kann ihn nicht fangen. Deshalb fällt der Koffer vor seine Füße, nachdem er gegen seine Oberschenkel prallte.

Als er sich bückt, tritt Katy ihn gegen den Revolverarm. Sie trifft von unten mit der Schuhspitze sein Handgelenk. Die kleine Waffe entfällt ihm, denn er war schon zu sehr auf den Geldkoffer konzentriert, fühlte sich bereits als Sieger.

Nun brüllt er auf, denn die beiden altersmäßig so verschiedenen Frauen fallen wie Wildkatzen über ihn her. Ja, auch Mrs. Pickerton, die sich doch stets so würdig und seriös benimmt, so ladyhaft, wie sich eine alte Lady nur benehmen kann – sie kämpft nun wild und gnadenlos.

Sie tritt den Mann gegen die Schienbeine, ohne auf ihre eigenen Füße und Zehen Rücksicht zu nehmen. Der Mann, welcher beschäftigt war, Katy abzuwehren, lässt diese los. Und da hat Katy plötzlich das dolchartige Messer aus dem Strumpfband freibekommen und sticht zu – einmal, zweimal, dreimal.

Dann liegt der Mann am Boden und atmet stöhnend für immer aus.

Die beiden Frauen verharren keuchend.

Im Lampenschein sehen sie sich an.

Katy hebt dann ihr blutiges Dolchmesser.

»Der wollte mich sozusagen auf den Strich schicken«, sagt sie tonlos. »Da war es wohl besser, ihn umzubringen.«

»Sicher, mein Kleines.« Mrs. Pickerton nickt. »Der wollte uns zu armen Mäusen machen. Ohne Spielkapital kann man nie große Spiele gewinnen. Der wollte uns auf seine Weise aus allen Spielen bluffen.«

Ihr keuchender Atem beruhigt sich nun. Langsam fällt die Erregung von ihnen ab. Sie werden sich bewusst, dass sie einen Toten in der Kabine haben.

Mrs. Pickerton sagt: »Wir sollten ihn einfach über Bord werfen. Das erspart uns eine Menge unnötiger Umstände bei den Behörden. Es ist eine finstere Nacht. Katy, mein Engel, sieh mal draußen auf dem Kabinendeck nach, ob wir ungestört sind.«

Katy bückt sich erst und wischt das blutige Messer an der Kleidung des Mannes ab. Sie entfernt ihm auch die Maske. Auch Mrs. Pickerton betrachtet den Toten.

»Ja, den kenne ich«, sagt sie. »Der fiel mir im Spielsaloon auf, weil er ständig beim Roulett verlor. Der wollte seine Verluste durch einen Überfall auf zwei hilflose Ladys wieder wettmachen. Also, mein Kleines …«

Katy nickt, öffnet die Kabinentür und tritt hinaus an die Reling.

Die Nacht ist schwarz, aber das Dampfboot fährt dennoch stromabwärts zur Mündung des Ohio in den Mississippi. In der Ferne sind bereits die Lichter der Schiffslandestelle und der kleinen Ortschaft zu erkennen.

Niemand ist auf dieser Seite des Kabinendecks.

Katy tritt in die Kabine zurück. Sie fasst den Mann an den Beinen. Mrs. Pickerton packt den Toten unter den Achseln. Der Mann ist nicht sehr schwer, kaum mehr als hundertvierzig Pfund. Die beiden Frauen schaffen es leicht, ihn hochzuheben und über die Reling in den Fluss fallen zu lassen.

Mrs. Pickerton keucht zwar heftig, aber als sie dann wieder in der Kabine sind, beruhigt sich ihr Atem bald.

»Dieser Narr«, sagt Mrs. Pickerton.

Katy nickt.

»Ja, dieser Narr. Er sagte, dass ich eindeutige Angebote von Männern annehmen solle. Er wollte, dass ich zur Hure werde, damit wir wieder zu Geld kommen. Ich hatte ein Recht, ihn zu töten.«

»Ja, mein Engel, du hattest ein Recht dazu«, murmelt Mrs. Pickerton. Und als sie sich im Lampenschein ansehen, da stellt sie die Frage: »Aber würdest du dich mit reichen Männern einlassen, um für uns Geld zu beschaffen, wenn wir einmal pleite wären?«

Katy zuckt mit keiner Wimper, als sie erwidert: »Sicher, wenn es keine andere Möglichkeit geben würde, an Geld zu kommen. Ich habe dir viel zu verdanken, Tante. Und ich möchte unsere Lebensweise noch nicht aufgeben.«

Sie geht langsam zu ihrem Bett, um den Koffer zu packen.

Dabei denkt sie: Nun habe ich getötet. Und auch dies ist die Schuld der Canons, die meinen Vater töteten. Es wird Zeit, dass ich weiter nach Norden gehe, mit oder ohne Mrs. Pickerton. Denn irgendwo dort oben im Norden sind gewiss die Canons zu finden. Ja, ich werde bald nach Norden gehen.

***

Sie bleiben nur den Rest der Nacht und den darauf folgenden Tag in dem kleinen Hotel an der Ohiomündung. Und sie müssen in diesen Stunden den Schock überwinden, einen Mann getötet zu haben.

Katy wundert sich manchmal, wie leicht es war, doch wie schwer es danach ist, wenn man das Geschehene immer wieder durchlebt.

Und plötzlich denkt sie: So könnte ich auch die Canons töten, leise und schnell mit dem Messer. Es war ja so leicht. Und sie schulden mir das Leben meines Vaters. Sie sind schuld daran, dass ich diesen rauen Weg gehen musste von Abe Donovans Store bis zu den verdammten Sagatan-Brüdern, die mich entjungferten, obwohl ich noch ein Kind war. Das einzig Gute in den letzten Jahren ist Tante Pickerton. Aber die macht nicht mehr lange. Ich spüre es deutlich. Unser letztes Erlebnis gab ihr den Rest. Sie ist zu alt.

Es ist am späten Nachmittag dieses Tages im Hotel an der Ohiomündung, als Mrs. Pickerton zu ihr sagt: »Ich kam soeben zu einem Entschluss.«

»Zu welchem?« Katy wendet bei ihrer Frage nicht einmal den Kopf. Sie hat die Augen geschlossen und genießt die Sonne. Aber gleichzeitig denkt sie nach.

Nun wird sie mir gleich sagen, dass sie genug hat von diesem Leben, weil sie zu alt geworden ist. Ja, jetzt wird sie es mir sagen.

Mrs. Pickerton zögert noch. Doch dann sagt sie: »Katy, meine Nervenkraft und meine Selbstsicherheit sind verbraucht. Ich kann nicht mehr.« Sie verstummt bitter. In ihrer Stimme sind Resignation und Traurigkeit.

Katy lässt eine volle Minute vergehen. Erst dann fragt sie: »Und was willst du tun, Tante? Hast du dich schon zu etwas entschlossen?«

»Ja, das habe ich«, erwidert Mrs. Pickerton, und nun klingt ihre Stimme hart und endgültig. »Ich höre auf. In unserem Geldkoffer sind fast zehntausend Dollar. Damit könnte man sich in New Orleans ein kleines Restaurant oder Café kaufen. Das Leben wäre nicht zu einsam. Man hätte Kontakt mit Menschen. Willst du mitkommen, mein Kleines?«

»Nein«, erwidert Katy entschieden. »Ich habe noch eine Menge vor. Und ich bin inzwischen selbstständig genug geworden. Von dir habe ich alles gelernt, um mich überall behaupten zu können. Und meine Nerven sind noch gut.«

Mrs. Pickerton schweigt eine Weile. Nur ihr Seufzen ist dann und wann zu hören. Schließlich sagt sie: »Ja, so war ich damals auch. Ich wollte mich überall behaupten und glaubte, dass ich alle Männer beherrschen und um den kleinen Finger wickeln könnte. Ich war sehr reizvoll damals, aber …«

Wieder verstummt sie, schweigt lange. Schließlich spricht sie mit harter Stimme weiter: »Also werden wir unser Geld teilen und dann unserer Wege gehen, ja?«

»Nein, das kommt nicht in Frage«, widerspricht Katy. »Ich bin jung. Meine Schönheit ist eine Million wert. Du bist alt. Gib mir tausend Dollar für einen Anfang, und auch die werde ich dir zurückschicken, sobald sie sich vermehrt haben. Schick mir nach Saint Louis deine Anschrift. Ich werde stets in unserem alten Hotel absteigen, wenn ich dort bin. Aber ich werde von Saint Louis aus auf dem Missouri nach Norden fahren. Vielleicht gehe ich hinauf zu den Goldfundgebieten in Montana.«

»Vorsicht«, sagt Mrs. Pickerton schnell. »Das ist eine andere Welt, mein Kleines. Von Kansas City aus wird es rau. Da sind andere Typen auf der Jagd nach Chancen. Auf dem Mississippi und dem Ohio ist alles sehr viel zivilisierter als im Norden. Da oben …« Sie verstummt vielsagend mit einem Seufzen. Doch dann beendet sie den angefangenen Satz: »… sind die Barbaren. Und die Schwachen gehen unter. Im Norden herrscht noch brutale Gewalt, gilt allein das Gesetz des Stärkeren.«

»Ich weiß«, murmelt Katy. »Doch ich werde mich behaupten.«

***

Schon am nächsten Morgen trennen sie sich.

Mrs. Pickerton geht dann an Bord eines Schiffes, welches den Strom hinunter nach New Orleans fährt. Und diesmal wird sie nicht spielen.

Katy sieht dem abfahrenden Schiff nach.

Dann schluckt sie mehrmals hart.

Denn sie ist nun allein. Eine alte, erfahrene Wölfin hat ihr eine Menge beigebracht. Sie hat alle Lektionen gelernt, sie ist klug, hat Instinkt und kennt längst die Schlechtigkeit dieser Welt.

Sie denkt wieder an die Canons.

Ihr Instinkt sagt ihr, dass sie die Canons im Norden finden wird. Sie ist sicher, dass keiner der Canons sie erkennen kann. Damals war sie noch ein Kind, ein grünäugiges Mädchen, dünn und staksig wie ein Fohlen.

Jetzt ist sie eine schöne, noch mädchenhaft wirkende Frau, der man jedoch ansieht, dass sie kein Mädchen mehr ist. Nein, sie wird von den Canons nicht erkannt werden. Es ist schon zu lange her.

Sie dagegen wird jeden Canon sofort wiedererkennen.

Indes Katy noch von der Landebrücke aus dem Schiff nachsieht, erinnert sie sich wieder an Sue, die mit ihren drei Söhnen kam, um Big John McClellan zu töten und seinen Geldschrank zu leeren.

Und dann setzten sie die Ranch in Brand.

Es wird Zeit, dass sie dafür bezahlen, dass Katy einen solch rauen Weg gehen musste, bevor sie zu Mrs. Pickerton kam.

***

Die Canons und Morg Sacketter, die ja nun zusammen einen Clan bilden, obwohl Sue und Morg immer noch nicht geheiratet haben, sind in diesen Jahren auf dem Höhepunkt ihrer Macht und Größe angelangt.

Sie beherrschen den Strom von Westport Landing bis hinauf nach Fort Benton, haben alles ihrem Syndikat unterworfen und somit ein Monopol errichtet. Sie bestimmen die Fracht- und Fahrgastpreise auf den Schiffen. Und wer sich nicht unterwirft, der wird klein gemacht, dessen Schiffskessel explodieren oder seine Ladung wird ein Raub der Flammen. Revolvermänner, Killer und Schläger zerbrechen jeden Widerstand gegen die mächtige Canon Enterprises. Die Canons bestechen Politiker, Bürgermeister, Stadträte und Marshals. Und ihre Macht wächst ins Unermessliche.

Denn so wie Adam den Strom unter Kontrolle hält, so hat Jesse das ganze Holzgeschäft in den Wäldern der Zu- und Nebenflüsse im Griff. Die Canons errichten Sägewerke und Schindelmühlen, sorgen für Hunderttausende von Bahnschwellen und schaffen Riesenflöße von Edelhölzern die Ströme hinunter.

Sie drängen jeden Konkurrenten aus dem Geschäft und kennen keine Gnade.

Und noch erledigt Jake den auf ihn fallenden Teil der »Arbeitsteilung« der drei Canon-Brüder.

Jake kontrolliert alle Wagenwege, hat die Stores in allen Ortschaften und alle Post- und Frachtgesellschaften zu einem Syndikat vereinigt, welches den Syndikaten auf dem Strom und in den Wäldern nicht nachsteht.

Die Monopolgelder fließen auch hier reichlich an die Canons, und ihre eigenen Beteiligungen werden ständig größer.

Alles wird immer stärker ineinander verflochten. Die Canons errichten in den größeren Orten Bankfilialen und geben Siedlern und Farmern Kredite.

Morg Sacketter aber arbeitet nach Süden und Osten zu mit gleichem Erfolg.

Es ist das alte Spiel, wie es überall auf dieser Welt stattfindet. Die Großen werden immer größer, denn gegen ihre Macht kommen die Kleinen nicht an, solange sie sich nicht einig sind.

Und so wird der Canon-Sacketter-Clan mehr und mehr zu einem riesigen Ungeheuer mit einem gewaltigen Schlund, welcher gierig alles schluckt, was sich schlucken lässt.

Doch nie in diesen Monaten und Jahren hat Sue ihre drei Söhne und Morg Sacketter einmal zu gleicher Zeit in Kansas City, und die geplante Familienfeier hat immer noch nicht stattfinden können.

Längst lebt sie nicht mehr in einem gemieteten Haus wie am Anfang. Inzwischen besitzen die Canons ein herrliches Anwesen außerhalb der Stadt auf einem flachen Hügel über dem Strom, mit weiter Sicht und einer traumhaft schönen Umgebung. Sue residiert dort wie eine Fürstin. Und sie stiftet für wohltätige Zwecke, unterstützt das Waisenhaus, die Kirche, richtet Wohltätigkeitsveranstaltungen aus und gilt als mildtätige Lady.

Sie vermisst Mary sehr. Aber Marys Briefe trösten sie über die Trennung hinweg. Denn Mary muss sehr glücklich sein. Ihre Briefe lügen gewiss nicht. Sue würde das spüren.

Und sie weiß noch nicht, kann es ja noch nicht wissen, dass Mary von den Canons das beste Los gezogen hat. Denn sie wird weit weg sein, wenn der Untergang über die Canons hereinbricht.

***

Cleo Quantrell und Adam Canon heiraten in diesen Tagen, da Mary den ersten Brief aus Texas sandte, in Fort Lincoln, genau zwölfhundert Meilen von Kansas City entfernt den Missouri hinauf.

Es gibt keine große Feier, denn sie heiraten während des kurzen Aufenthalts ihres kleinen, aber starken und schnellen Bootes am Holzplatz, also in jener knappen Stunde, da das Boot Feuerholz übernimmt.

Dann fahren sie weiter.

Cleo ist die glücklichste Frau der Welt. Nun ist sie eine Mrs. Canon. Und Adam will sie mitnehmen auf allen Wegen.

Das Glück dauert jedoch nur drei Tage.

Denn am dritten Tag ihrer Fahrt flussauf erreichen sie den Porcupine Creek und geraten in die Falle der McCluskys.

Denn die McCluskys – einst von den Canons klein gemacht auf dem Strom – warteten schon lange auf solch eine Chance.

***

Lester Fox’ Bote erreicht Jake schon zwei Tage später am Poplar Creek, wo Jake dabei ist, die Bücher der dortigen Frachtagentur zu prüfen, deren Handel mit einigen Indianerdörfern zurückging, sodass der Verdacht entstand, dass der Agent einen privaten Handel in Gang brachte.

Lester Fox’ Mann kommt auf einem schweißnassen Pferd, das in die Knie bricht, als der Reiter absitzt.

»Schlechte Nachrichten, Sir«, sagt der in befranstes Leder gekleidete Mann. »Ihr Bruder Adam steckt in der Klemme, Sir. Am Porcupine Creek. Es ist auch schon ein Bote zu Ihrem Bruder Jesse unterwegs. Doch er wird Jesse frühestens in zwei Tagen erreichen. Aber die McCluskys lassen ohnehin ausrichten, dass die Canons sich Zeit nehmen können. Es sei nicht so eilig, nachdem sie nun schon zwei Jahre auf die Revanche gewartet hätten.«

»Was ist geschehen?« Jake fragt es ahnungsvoll. Ja, er erinnert sich recht gut an die McCluskys. Wie damals die Jefferson-Brüder besaßen auch sie einige Dampfboote und weigerten sich, dem Syndikat beizutreten.

Die McCluskys verloren ihre Schiffe und auch ihre drei Holzplätze mit den dazugehörenden Siedlungen und Gasthäusern.

Nun also haben sie Adam in der Klemme.

»Mann, erzähl mir das doch alles mal genau der Reihe nach«, verlangt Jake grimmig.

»Sir, Ihr Bruder kam von Fort Lincoln herauf, wo er eine gewisse Cleo Quantil geheiratet hatte. Sie war bei ihm, als er in Porcupine Creek an Land ging, um dort die Bücher der Frachtlinie zu prüfen. Der Handelsagent dort hatte wahrscheinlich einen Privathandel aufgezogen und zu viel in die eigene Tasche fließen lassen. Mr. Fox fand das heraus. Nun, als Ihr Bruder in die Handelsagentur ging, spazierte seine Frau ein wenig umher und sah sich die Umgebung des Ortes an. Sie fragte auch jemanden nach den Stachelschweinen, nach denen ja der Creek und der Ort benannt sind. Dann war sie plötzlich verschwunden. Die Männer Ihres Bruders hatten sie nur wenige Sekunden aus den Augen gelassen.«

Der Mann macht nun eine kleine Pause und überlegt sich offenbar die nächsten Worte. Dann sagt er knapp: »Die McCluskys haben die Frau Ihres Bruders in ihrer Gewalt. Sie haben sie fortgeschafft. Und sie bringen sie um, wenn man ihre Bedingungen nicht erfüllt.«

»Was für Bedingungen?« Jake fragt es ahnungsvoll, und er erinnert sich gut an die McClusky-Brüder. Es waren damals bärtige, urige Burschen, stolz und verwegen, richtige Big-Muddy-Männer, die sich vor nichts fürchteten.

Der Mann zuckt mit den Schultern.

»Sie wollen«, murmelt er, »dass die McCluskys und die Canons es allein unter sich austragen. Sie wollen Revanche für die Niederlagen, die die Canons ihnen zugefügt haben. Adam Canons Brüder sollen kommen. Dann wollen sie es mit ihnen auskämpfen, nur die McCluskys gegen die Canons. Ohne jede Beteiligung anderer Männer. Sie werden eine ganze Woche warten. Dann töten sie Adams Frau. Sie haben es geschworen. Das ist alles, Sir.«

Jake senkt den Kopf und versucht, seine Gedanken und Gefühle unter Kontrolle zu halten.

Das ist es also wieder, denkt er. Wir haben mit Gewalt eine Menge Konkurrenten erledigt und uns Feinde gemacht. Gewalt fordert immer wieder Gegengewalt heraus, zumindest Rache. Die einzige Alternative gegen Gewalt ist das Recht. Aber wir erkennen nur unser eigenes Recht an. Und so werden wir wieder töten und Blut vergießen müssen, wie schon so oft.

Er nickt dem erschöpften Mann zu.

»Ich fahre mit meinem Boot sofort hinauf zum Porcupine Creek.«

Es sind keine hundert Flussmeilen bis zu Jakes Ziel.

Er braucht etwa fünfzehn Stunden stromauf.

Als sie an der kleinen Landebrücke festmachen, ist es Nacht.

Doch Adam wartet auf den Planken. Er ist allein. Sein starkes Dampfboot ist weg. Wahrscheinlich musste er es fortschicken. Denn die McCluskys haben ja Cleo und konnten ihn erpressen.

Als Jake auf die Landebrücke springt, sagt Adam heiser: »Schick dein Boot sofort wieder weg! Es muss auf die andere Seite des Flusses. Dort muss es deutlich sichtbar festgemacht und das Feuer unter dem Kessel gelöscht werden. Hast du verstanden? Die McCluskys wollen es nur mit uns Canons allein zu tun haben.«

»Sind auch sie allein?« Jake fragt es bitter.

»Sie gaben mir ihr Wort«, erwidert Adam. »Aber das ist alles unwichtig. Wir müssen tun, was sie verlangen, denn sie haben Cleo. Deshalb geben sie die Befehle, nicht wir. Also, wenn du deinen Colt bei dir hast, dann schick das Boot hinüber auf die andere Seite. Die McCluskys wollen es so.«

Er verstummt mit einem gepressten Ton in der Kehle.

Jake ahnt, wie es in ihm aussieht. Er gibt dem Bruder keine Antwort. Doch er wendet sich zu seinem Boot um, welches inzwischen festgemacht und die Gangway auf die Landebrücke geschoben hat. Er gibt die Befehle, wie Adam es verlangt hat. Dann wendet er sich wieder zu Adam um.

»Also müssen wir hier warten, bis Jesse kommt? Wo sind die McCluskys?«

»Im Riverman House«, erwidert Adam. »Dort haben sie auch Cleo in einem der oberen Zimmer. Und einer von ihnen ist ständig bei ihr. Wir hätten keine Chance, sie dort herauszuholen. Ich will es auch gar nicht auf diese Art versuchen. Ich will das Duell mit den McCluskys austragen, so wie sie es wollen. Wir werden sie töten.«

Als Adam den letzten Satz spricht, erschrickt Jake über die eiskalte Konsequenz seines Bruders. Und er bekommt den Klang des letzten Wortes, das Adam sprach, nicht mehr aus den Ohren: Töten! Töten! Töten!

Zugleich verspürt er eine bittere Ausweglosigkeit.

Er spürte dieses Gefühl in letzter Zeit immer häufiger und fürchtet sich vor einem unabwendbaren Schicksal.

Am liebsten würde er fortgehen.

Nein, er will nicht mehr kämpfen, nicht mehr mit rücksichtsloser Härte die Interessen der Canons durchsetzen.

Doch kann er jetzt Adam und Cleo im Stich lassen?

»Gehen wir, Jake«, sagt Adam nun und legt ihm die Hand auf die Schulter.

Sie setzen sich in Bewegung. Der kleine Ort an der Porcupine-Creek-Mündung scheint zu schlafen um diese Nachtzeit. Nur im Riverman House, das eine Mischung von Gasthaus und Saloon ist, mit einem Hotelanbau, sind die Räume erleuchtet.

Sie gehen daran vorbei.

Vor dem Eingang lehnt ein bulliger Mann am Stützbalken des Verandadaches und schnippt den beiden vorbei gehenden Canons einen Zigarettenstummel vor die Füße.

Die Canons halten inne.

Adam fragt: »He, Ty McClusky, du kannst es wohl nicht erwarten?«

»Doch, Adam Canon, doch«, erwidert der Mann. »Wir können warten, bis ihr alle drei beisammen seid. Dann machen wir euch alle! Ist das Jake? Hoii, Jake, du bist gewiss zwanzig Pfund schwerer geworden, seit ich dich zum letzten Mal sah. Früher wirktest du stets zu dünn. Jetzt stimmen deine Proportionen. Wenn ich dir einen Rat geben darf, Jake, dann geh noch mal ins Freudenhaus und genieß das Leben. Denn bald wirst du tot sein, hahaha!«

Er lacht kehlig, doch es ist Hass in diesem Lachen.

Jake geht wortlos weiter.

Adam aber sagt: »He, Ty McClusky, wie wäre es, wenn ihr mir Cleo jetzt schon herausgebt und ihr dafür unser Wort bekommt, dass wir uns zum Duell stellen?«

»Nein«, erwidert Ty McClusky. »Euch Canons kann man nicht trauen. Und solange wir Cleo haben, müsst ihr unsere Bedingungen annehmen. Das gefällt uns sehr.«

Da sagt auch Adam nichts mehr, sondern folgt Jake.

Sie gehen in die Handelsagentur, deren Bücher Adam prüfen wollte, bevor die McCluskys sich Cleo schnappten.

Der Canon-Agent sitzt hinter seinem Schreibtisch und starrt sie im Lampenlicht an.

»Ich gehe jetzt schlafen«, murrt er. »Sie haben ja jetzt Ihren Bruder hier. Hat auch er irgendwo die Bücher geprüft, weil dort wie hier der Handel zurückging?«

Es ist ein böser Klang in seiner Stimme, der verrät, wie beleidigt er ist.

Aber Jake erwidert nichts. Erst als der Agent gegangen ist und man seine Schritte in den oberen Räumen hört, sagt er: »Adam, ich habe bei unserer Frachtlinien-Agentur am Poplar Creek routinemäßig die Bücher geprüft und hätte es einige Tage später auch hier getan. Warum hast du dich hier in meine Angelegenheiten gemischt? Ich prüfe ja auch nicht die Bücher deiner Schiffe und Reedereien.«

Adam hat sich in den Sessel des Agenten gesetzt.

Nun hebt er die Hände so, als würde Jake ihn in eine Revolvermündung blicken lassen.

»Halt, halt, Kleiner! Ich ergebe mich ja schon. Ich erhielt einen Tipp von Lester Fox, dass hier etwas faul sei. Und mir schien Eile geboten. Jetzt aber weiß ich, dass der Mann, den Lester Fox angeblich geschickt hatte, gar nicht sein Mann war. Man wollte mich nur herlocken. Also schickten mir die McCluskys den Mann, der sich als Lester Fox’ Bote ausgab. Und schon hatten sie mich in der Falle. Aber sicherlich ist es gut, wenn wir es jetzt hier endgültig mit ihnen austragen. Sie wären immerzu eine Gefahr für uns gewesen. Wir müssen es mit ihnen austragen, wir persönlich. Denn sie haben Cleo. Aber wir schaffen das schon. Oder hast du da Zweifel, Kleiner?«

»Es wird Zeit, dass du mich nicht mehr Kleiner nennst«, murmelt Jake. »Und es wird Zeit, dass wir Canons begreifen, dass diejenigen, die Gewalt säen, auch Gewalt ernten.«

»Das habe ich von Anfang an begriffen«, erwidert Adam. »Deshalb haben wir unseren Vater ja auch gerächt und Big John McClellans Geldschrank ausgeräumt. Er hat Gewalt gesät und unsere Rache bekommen. Denn er war zuletzt nicht stark genug. Wir aber werden stets stärker sein als unsere Feinde.«

Jake erwidert nichts. Er geht wortlos in den Nebenraum, welcher bereits zum Warenlager des Store gehört. In der Ecke sind Decken gestapelt, gute, farbenfrohe Wolldecken, wie Indianer sie gern eintauschen.

Er streckt sich darauf aus. Doch obwohl er müde ist, kann er nicht einschlafen. Seine Gedanken beschäftigen sich wieder mit den unausweichlichen Dingen. Und irgendwann kommt er zu einer Erkenntnis, die ihn erschreckt. Aber diese Erkenntnis ist ganz einfach und einleuchtend in ihrer Konsequenz.

Wenn er sein Leben nicht so weiterführen will wie bisher, dann muss er sich von den Canons trennen und seinen eigenen Weg gehen.

Wieder beginnt er an seine Kindheit und an seine Jugend im Brazosland zu denken.

Es geht ihm wie seiner Schwester Mary.

Er hat Sehnsucht nach den Antelopehügeln, nach Frieden und dem Wohlwollen guter Nachbarn.

Irgendwann zwischen Mitternacht und Morgen kommt er zu einem Entschluss, und er sagt sich in Gedanken: Wenn ich das Duell mit den McCluskys überstehe, dann steige ich aus und verlasse die Canons. Dann gehe ich meine eigenen Wege.

Nachdem er dies gedacht hat, kann er endlich einschlafen.

***

Am dritten Tag kommt Jesse endlich mit seinem kleinen und starken Dampfboot, welches ja mit zwei Kanonen bestückt ist.

Jesse springt auf die Landebrücke wie Jake vor drei Nächten.

Und auch er muss sein Dampfboot auf die andere Flussseite schicken wie zuvor seine Brüder.

Dann stehen die drei Canons allein auf der Landebrücke.

Adam starrt Jesse an.

»Bist du bereit, Jesse?« So fragt er drängend. »Oder musst du dich erst noch auf einen Revolverkampf mit den McCluskys einstellen? Sie haben meine Cleo. Dort oben in einem der Zimmer des Riverman House. Sie wollen den Kampf Mann gegen Mann, diese stolzen Affen. Den sollen sie jetzt haben. Gehen wir?«

Jesse sieht auf Jake.

Dieser nickt ihm zu und spricht dann bitter: »Ich habe zwei Nächte und zwei Tage nach einem Ausweg gesucht, Jesse. Aber es gibt keinen. Sie können uns zum Duell zwingen.«

Da nickt Jesse und rückt seinen Revolver zurecht, den er wie die beiden Brüder links trägt.

Die Canons formieren sich wortlos und gehen zu dritt nebeneinander von der Landebrücke an Land.

Als sie die Uferstraße erreichen, wenden sie sich nach rechts und halten noch einmal inne.

Keine hundert Schritte vor ihnen steht das Riverman House an der Uferstraße. Und dort treten nun die McClusky-Brüder aus der Tür.

Nun ist keiner mehr oben bei Cleo. Aber wahrscheinlich haben sie diese gefesselt aufs Bett gelegt. Und wer zu ihr hinauf will, der muss erst an den McCluskys vorbei, um zum Eingang zu gelangen.

Die drei Canons setzen sich wieder in Bewegung – und je näher sie den McCluskys kommen, umso schärfer fasst jeder seinen Gegner ins Auge.

Jeder wird mit dem Mann kämpfen, der ihm genau gegenüber ist.

Adam wird mit Mike kämpfen, Jesse mit Lin und Jake mit Ty.

Das ergibt sich von selbst, denn es ist die Regelung, die sich einfach anbietet.

Schritt für Schritt nähern sich die Canons den McCluskys, schweigend, doch mit finsterer und grimmiger Entschlossenheit.

Als die Canons nur noch etwa acht Schritte von den McCluskys entfernt sind, halten sie an.

Eine Weile schweigen die beiden Parteien.

Dann spricht Mike McClusky: »Heute zahlt ihr für eure Gemeinheiten. Heute helfen euch keine schuftigen Tricks mehr, heute müsst ihr kämpfen. Seid ihr bereit?«

»Das sind wir.« Adam sagt es ruhig.

Und da zischt Mike McClusky: »Jetzt!«

Es ist das Zeichen für seine Brüder.

Sie ziehen und schießen, und auch die Canons ziehen und schießen.

Das Krachen der Colts erfüllt den kleinen Ort an der Creekmündung.

Jake zieht schnell, doch als er abdrückt, sieht er auch in Ty McCluskys Mündungsfeuer und wird von einer Kugel gestoßen. Er bemüht sich, ruhig und fest zu stehen, und drückt immer wieder ab.

Kugeln stoßen ihn, zupfen an ihm.

Dann fällt er auf die Knie, hält den Revolver kniend mit beiden Händen und gibt den vierten Schuss ab.

Diese vierte Kugel holt Ty McClusky endgültig von den Beinen.

Durch den Pulverdampf beginnt sieht sich Jake nach seinen Brüdern um. Und auch nach deren Gegnern. Im Pulverrauch und im aufgewirbelten Staub scheint ihm alles recht undeutlich. Doch dann wird ihm für Sekundenbruchteile schwarz vor Augen.

Er spürt nun den Schmerz seiner Wunden und begreift, dass er böse getroffen wurde und deshalb diesen Nebel vor den Augen hat.

Was ist mit meinen Brüdern?

Diese Frage trifft ihn wie ein Peitschenhieb, und so bekämpft er seine Schwäche.

Endlich kann er wieder besser sehen. Pulverdampf und Staub lösen sich auf, werden vom leichten Wind davongetragen.

Er kann sie nun alle liegen sehen, ja, alle, die Brüder und auch die McCluskys.

Sie alle schossen sich gegenseitig von den Beinen.

Bitterkeit würgt in seinem Halse, und er denkt: Ist das nun der Untergang der Canons? Sind wir nun erledigt?

Er kniet immer noch im knöcheltiefen Staub der Fahrbahn. Doch nun will er hoch und fragt sich, ob er es schaffen kann.

Als er steht, will sein linkes Bein unter ihm einknicken. Und der Schmerz in diesem Bein sagt ihm, dass ihm eine Kugel im Oberschenkel stecken muss. Anders ist dieser höllische Schmerz nicht zu erklären.

Auch in seiner Schulter ist solch ein Schmerz. Und das Blut sickert aus dieser Wunde, läuft ihm unter dem Hemd vorn über die Brust und hinten am Rücken nieder. Es muss sich also um einen glatten Durchschuss handeln.

Verdammt, denkt er, ich laufe aus.

Er bewegt sich nun hinkend zu Adam hin und stößt diesen dann mit der Fußspitze des verwundeten Beines an. Der Schmerz macht ihn verrückt, lässt ihn knirschend stöhnen. Doch er kann ihn nicht mit dem Fuß des gesunden Beines anstoßen, weil er auf dem verletzten nicht stehen könnte.

Dreimal stößt er Adam die Stiefelspitze in die Seite. Und dreimal stöhnt er dabei vor Schmerz.

Dann endlich bewegt sich Adam, rollt sich auf den Bauch und zieht die Knie unter sich an. Er stemmt die Arme auf und kommt hoch.

Ja, auch er blutet aus einigen Wunden. Aber er kommt hoch. Und dann stehen sie nebeneinander, keuchen, stöhnen und sehen auf Jesse.

Der rührt sich nun von selbst. Ihn brauchen sie nicht anzustoßen. Sie sehen, wie Jesse den Kopf hebt, auf die Knie kommt und nach dem entfallenen Colt greift, so als wolle er weiterkämpfen und als habe er noch gar nicht begriffen, dass alles vorbei ist.

Jake hört sich mit heiserer Stimme sagen: »Es ist vorbei, Jesse. Sie liegen im Staub. Komm hoch, damit wir stehen und sie allein im Staub liegen.«

Seine Stimme kommt ihm fremd vor, und als er die Worte gesprochen hat, da erschrickt er, weil er sich deren Gnadenlosigkeit bewusst wird.

Jesse kommt nun auch ächzend auf die Beine.

Und da stehen sie nun, die drei Canon-Brüder, und blicken auf ihre Gegner, die McCluskys, von denen sie zu diesem Kampf gezwungen wurden, weil sie einst den McCluskys Böses taten.

Nun sind die McCluskys tot. Ja, sie wurden böser getroffen. Keiner von ihnen rührt sich mehr. Sie haben auch im direkten Kampf Mann gegen Mann verloren.

Adam bewegt sich plötzlich und krächzt dabei: »Cleo – ich muss hinauf zu Cleo.«

Jake sieht in die Runde.

Die Zuschauer verharren noch wie gebannt. Niemand bewegt sich. Sie starren immer noch auf die Canons und auf die im Staub liegenden McCluskys.

Und der Atem der Gewalttat weht immer noch, lähmt sie alle, die das Kämpfen und Sterben sahen.

Nur weiter weg, da taucht der Agent der Canon-Handels- und Frachtagentur auf mit seinen beiden Helfern.

Ja, nun kommt er, um seinen Bossen Hilfe zu geben …

Eine Woche später haben sich die drei Canon-Brüder so weit erholt, dass sie transportfähig sind. Und so werden sie von ihren Leuten auf den drei kleinen und starken Dampfbooten hinunter nach Kansas City gebracht, nach Hause ins Hauptquartier der Canons und zu Sue, ihrer immer noch so schönen Mutter.

Und so kommt es, dass Sue endlich nach Jahren ihre drei Söhne zu gleicher Zeit bei sich hat. Noch sind sie schwach und krank wie angeschossene Wölfe, die in ihrer Höhle ihre Wunden lecken müssen. Aber sie befinden sich auf dem Wege der Genesung.

Die Geschichte von ihrem Kampf gegen die McClusky-Brüder spricht sich herum am großen Strom zwischen Fort Benton im Norden und Westport Landing bei Kansas City.

Und niemand wird es vorerst wagen, sich mit den Canons anzulegen.

***

In diesen Tagen, da Sues Söhne die meiste Zeit noch liegend verbringen und sich höchstens einmal für kurze Zeit erheben und an Krücken bewegen, bittet Sue an einem Nachmittag Cleo zu sich zum Tee, um sich, wie sie es ausdrückt, mit Cleo einmal von Frau zu Frau auszusprechen.

Cleo hat die Geiselnahme am Porcupine Creek gut überstanden. Denn die McCluskys taten ihr nichts Böses an. So verkommen und schlecht waren sie bei all ihrem Hass und ihren Rachewünschen nicht.

Cleo schlürft gehorsam den Tee, nimmt auch ein wenig Gebäck und tut so, als fände sie diese Teestunde bei Sue sehr behaglich und unterhaltsam. Doch in ihrem Kern lauert sie wachsam. Denn sie ahnt, dass Sue nichts Gutes im Sinn hat, weil Sue sie im Grunde dafür verantwortlich macht, was in Porcupine Creek geschah.

Sie muss auch nicht lange warten, denn nach einem kurzen, nichts sagenden Wortgeplänkel – wobei sie immerzu die von Sue ausgehende Feindlichkeit spürt – kommt Sue zur Sache.

Sie beginnt mit den Worten: »Cleo, jetzt müssen wir doch einmal ernsthaft miteinander reden.«

»Nur zu, Sue, nur zu«, erwidert Cleo, doch sie ist durchaus nicht so gelassen und selbstsicher, wie sie nach außen wirkt.

Sue nickt leicht. Dann stellt sie die Frage: »Cleo, weißt du, was eine Dynastie ist, ich meine, was dieser Begriff bedeutet?«

Cleo lächelt nach einem Schluck Tee geradezu verzeihend, so, als könne sie es Sue nicht übel nehmen, dass diese sie für so ungebildet hält. Nach diesem Lächeln erwidert sie: »Eine Dynastie, nun, dies ist ein erbliches Herrschergeschlecht.«

»Richtig.« Sue nickt. »Wir Canons herrschen. Wir sind mächtig. Ja, wir beherrschen mit unserer Macht ein riesiges Gebiet. Aber eine Dynastie würden wir erst sein, wenn meine Söhne Nachkommen hätten, denen sie ihre Macht dereinst vererben könnten. Das ist noch nicht der Fall, aber ich will, dass es so kommt.«

»Aha«, erwidert Cleo, »das bedeutet also, ich sollte möglichst schnell einige Kinder bekommen. Denn ich bin vorerst die einzige Frau eines Canon.«

»Richtig.« Sue lächelt. »Ich bin zu alt, um noch mehr Kinder zu bekommen, obwohl ich nächste Woche – wenn meine Söhne wieder einigermaßen auf den Beinen sind – Morg Sacketter heiraten werde. Das Kinderkriegen ist deine Pflicht, Cleo.«

»Das weiß ich«, erwidert diese. »Deshalb habe ich ja auch durchgesetzt, dass Adam mich mitnimmt auf seinen Reisen. Auf diese Weise hatte er reichlich Gelegenheit, dir einen Enkel zu machen. An mir liegt es nicht. Er begehrt mich. Er nimmt mich fast jede Nacht, wenn du das genau wissen möchtest. Vielleicht liegt es an ihm, dass ich keine Kinder bekomme. Auf jeden Fall bin ich die Frau, die er jede Nacht liebt und auch in Zukunft lieben wird!«

»Nein, das wird von jetzt ab nicht mehr möglich sein, Cleo«, spricht Sue hart.

»Waaas?« Cleo fragt es staunend.

Sues Augen funkeln.

»Wegen dir hätte ich fast meine drei Söhne verloren«, sagt sie zornig. »Nur weil du so dumm warst, dich von einigen Banditen als Geisel nehmen zu lassen. Und das könnte wieder geschehen dort oben im Norden, wo wir Canons uns viele Feinde machten. Du könntest abermals wie eine dumme Gans spazieren gehen und in die Hände irgendwelcher Feinde geraten. Dann würden meine Söhne wieder erpressbar sein. Sie könnten abermals ein Wagnis eingehen und dabei getötet werden. Nein, von jetzt an bleibst du in Kansas City.«

»Und wenn ich nicht gehorche, Sue? Willst du Adam dann Befehle erteilen? Und bist du der Meinung, Adam würde dir wie ein kleiner Junge gehorchen?«

»Sicherlich nicht«, erwidert Sue. »Adam ist ein gestandener Mann, der sich von mir in privaten Dingen keine Befehle geben lässt. Deshalb wird alles an dir liegen, Cleo. Du wirst meinen Willen respektieren, falls du mich nicht zur Feindin haben willst. Du weißt, dass ich die Macht hätte, dich zu vernichten. Hast du verstanden? Du bleibst hier in Kansas City. Bis Adam wieder fort muss, hast du noch reichlich Gelegenheit, dir von ihm ein Kind machen zu lassen. Und wenn du dann nicht bald schwanger bist, wirst du von hier verschwinden müssen. Dann ist kein Platz mehr für dich bei den Canons. Hast du verstanden?«

Cleo stellt die Teetasse ab. Dann erhebt sie sich.

»Genau«, sagt sie, »ich habe dich genau verstanden, Sue. Du willst die Canons zu einer Art Herrschergeschlecht machen und brauchst viele Enkel. Und alle Schwiegertöchter, die das nicht schaffen, sind für dich nicht mehr wert als …«

Sie hält inne und sucht nach einem treffenden Vergleich.

Sue hilft ihr, denn sie spricht brutal weiter: »… faule Pflaumen. Ja, so ist es. Sie sind dann nicht mehr wert für mich als faule Pflaumen. Jetzt haben wir uns verstanden, nicht wahr?«

Cleo nickt nur. Dann geht sie.

Und sie hasst diese Frau wegen ihrer Unbarmherzigkeit.

***

Es ist eine Woche später, als die Hochzeit zwischen Sue Canon und Morgan Sacketter stattfindet. Es ist ein Riesenfest, zu dem sie alle kommen, alle, die den Canons und Morgan Sacketter huldigen müssen.

Auf dem herrschaftlichen Besitz der Canons über dem Strom findet ein richtiges texanisches »Barbecue« statt.

Alle wichtigen Leute von Kansas, Missouri, Nebraska, Iowa und Dakota sind gekommen.

Dieses Fest zur Hochzeit von Sue Canon und Morgan Sacketter ist zugleich auch etwas wie eine Huldigung an ihre Macht, eine Unterwerfung aller, die mit ihnen geschäftlich zu tun haben oder nur in ihrem Schatten leben und davon profitieren wie die Aasfresser von jagenden Raubtieren, von deren Beute immer etwas übrig bleibt.

Durch die Vereinigung der Canons mit den Sacketters ist der nun entstandene Clan eine noch stärkere Macht.

Denn Morgan Sacketter hat einige Neffen, die ihm fast so lieb wie Söhne sind und von denen jeder seine Aufgabe in dem riesigen Unternehmen auf hervorragende Weise erfüllt.

Sue Canon-Sacketter ist an diesem Tage sehr glücklich.

Sie ist überzeugt, dass sich ihr Traum von einer Canon-Dynastie erfüllen wird, denn sie glaubt, dass die Macht eines Clans der Macht eines Herrscherhauses gleicht.

Vor allem baut sie auf ihren politischen Einfluss. Politiker sind bestechlich. Damit Politiker gewählt werden, müssen sie Wahlkämpfe führen. Und Wahlkämpfe kosten Geld.

Die Canons und Sacketters aber werden jeden Tag reicher. Ihr Syndikat wird jeden Konkurrenten in den Boden stampfen und überall ein Monopol erringen.

Es kann gar nichts mehr schiefgehen.

Von einer gewissen Größe an sind die Großen und Mächtigen nicht mehr zu stürzen.

Das glaubt Sue.

Und so wird dieser Tag für sie zu mehr als nur zu einem Hochzeitstag.

***

Es ist bereits nach Mitternacht, als die drei Canon-Brüder ganz zufällig inmitten des Festtrubels aufeinanderstoßen und zusammen eine Gruppe bilden, die Gläser mit der Bowle in der einen, die Zigarren in der anderen Hand.

Sie prosten sich zu, paffen dann einige Züge und lassen erkennen, wie gut sie sich verstehen und wie sehr sie sich aufeinander verlassen können.

Cleo gesellt sich zu ihnen, und obwohl sie sich Sorgen macht wegen Sue, die ihr ja gewissermaßen ein Ultimatum setzte, sieht man ihr das nicht an. Cleo wirkt strahlend und reizvoll, sehr begehrenswert und bezaubernd.

Sie fragt plötzlich mitten in die Unterhaltung der Brüder: »He, Jungs, warum seid ihr eigentlich noch nicht unter der Haube? Warum macht ihr uns noch nicht Konkurrenz? Oder hat euch Sue noch nicht gesagt, dass sie Enkelkinder haben will? Hat sie noch nicht gesagt, dass sie aus unserem Clan eine Dynastie machen will?«

Sie betrachten Cleo lächelnd.

Dann sagt Jesse: »Wenn ich eine finde, die so ist wie du, Cleo – oder wie Sue mal war –, dann wird sie mir nicht entkommen. Darauf kannst du wetten. Doch wir haben wohl einfach zu wenig Zeit für jene Sorte Frauen, die man heiraten will. Wir sind zumeist auf die andere Sorte angewiesen. Und von dieser Sorte gibt es genug.«

»So ist es«, murmelt Jake und leert sein Glas mit einem Ruck. »Unser verdammtes Leben lässt uns keine Zeit für andere Dinge. Wir sind immerzu unterwegs wie zweibeinige Wölfe in ihrem Jagdrevier.«

Er winkt einen der Bediensteten heran, um sich vom Tablett ein neues Glas zu greifen und mit gierigen Schlucken zu leeren.

Sie betrachten ihn, und es wird ihnen bewusst, dass Jake in keiner guten Stimmung ist, ja, dass er betrunkener ist, als sie ihm ansehen können.

»He, was ist los, Kleiner?« Adam fragt es sanft und legt ihm die freie Hand auf die Schulter. Und auch Jesse tritt von der anderen Seite näher an ihn heran, betrachtet ihn forschend im Laternenschein und im Licht der Lampions.

Jake starrt Cleo an.

»Pass auf«, sagt er rau, »eines Tages wird man dir Adam abknallen oder in die Luft sprengen. Wir haben uns zu viele Feinde gemacht und tun das immer noch, fast Tag und Nacht. Unsere Mom glaubt, uns könne uns nichts passieren, weil wir härter und mächtiger wurden als jener Mann, den sie in Texas Big John McClellan nannten. Aber ich fürchte, sie irrt sich da ganz gewaltig.«

Er hat das Glas nun geleert und winkt den Bediensteten abermals mit dem Gläsertablett herbei, um sein Glas gegen ein volles auszutauschen.

Und wieder trinkt er gierig.

Er muss schon ziemlich betrunken sein. Denn als er spricht, gehorcht ihm seine Zunge nur mühsam.

Dennoch verstehen sie jedes Wort, das er mit aufsässigem Trotz sagt: »Passt auf, ihr zwei Witwenmacher – und auch du, schöne Cleo. Passt gut auf und hört mir zu. Denn ich sage euch jetzt etwas, was ich morgen erst Mom sagen werde.«

Er macht eine Pause, leert das Glas bis auf den letzten Rest und wirft es dann gegen ein großes Fass, aus dem roter Wein eingeschenkt wird.

Es klirrt zwar vernehmlich, doch das Klirren geht im Lärm unter. Denn die Kapelle spielt. Es wird getanzt, gelacht und gesungen.

»Macht die Ohren auf«, spricht Jake weiter. »Ich steige aus. Ich höre auf. Ich will nicht mehr. Die Canons müssen sich einen anderen harten Burschen suchen, der für sie und ihre Machterhaltung über Leichen geht. Ich will nicht mehr. Ich haue ab nach Texas, heim zum Brazos. Ihr könnt mich alle mal. Der Kampf in Porcupine war mein letzter Kampf für die Canons. Habt ihr verstanden?«

Er wendet sich ab und geht schwankend davon, verschwindet in der Dunkelheit.

Sie sehen ihm stumm nach, und sie sind klug genug, ihn gehen zu lassen. Denn jeder Versuch, ihm zuzureden oder ihn gar umzustimmen, würde ihn noch störrischer und aufsässiger machen.

Erst als er verschwunden ist, murmelt Adam leise, wobei er seinen Arm um Cleos Schultern legt: »Der kommt schon wieder zu sich. Der hat nur eine Art Katzenjammer, weil er betrunken ist und ein paar Dinge nicht so schnell vergessen kann.«

Cleo drängt sich an ihn.

Jesse betrachtet sie und murmelt: »Ihr habt es gut. Jake hat recht. Es ist gar nicht so leicht, eine Frau wie dich zu finden, Cleo – oder so eine, wie Sue damals daheim in Texas war, als sie noch unseren Vater liebte und sich immer wieder von ihm ein Kind machen ließ, obwohl er ständig seiner Wege ritt und sie mit den Kindern oft wochenlang allein ließ.«

»Aber sie hat ihn geliebt – und er hat uns, seine Söhne, niemals mitgenommen, wenn er Rinder und Pferde stahl oder sonst wie gefährlich lebte, wenn er mit Hartgesottenen ritt oder in üblen Spielhöllen spielte. Er hat ihr stets den Gefallen getan, uns Söhne nicht mitzunehmen.«

Adam, der diese Worte sprach, verstummt sehr nachdenklich.

Jesse nickt.

»Ja, so war es wohl«, murmelt er. Und er grinst plötzlich blinkend. »Ich werde mir ein Honey suchen«, verkündet er grinsend und sicherlich auch ein wenig angetrunken. »Und ich werde es mit auf mein Zimmer nehmen. Es sind genug Honeys da, nicht wahr, die nur darauf warten, mit einem der Canon-Brüder ins Bett zu dürfen.«

Er wendet sich ab und geht leicht schwankend davon, so wie vor ihm schon Jake. Cleo sieht zu Adam empor. Sie schmiegt sich dabei immer noch an ihn, und er spürt in der warmen Sommernacht die Wärme ihres geschmeidigen Körpers durch das dünne Kleid.

Er grinst auf sie nieder.

»Jesse hatte eine gute Idee«, sagt er. »Sollen die hier doch bis zum Morgengrauen ihr Fest feiern – wir gehen ins Bett und feiern unser eigenes Fest.«

Sie lässt sich von ihm auf das große Haus zuführen, in dem sie einen Flügel bewohnen und in dem auch noch Platz für viele Kinder wäre. Denn das Haus der Canons ist so groß wie ein Schloss.

Cleo schmiegt sich an ihn, und er weiß nicht, dass sie jetzt ein Gebet gen Himmel sendet: Du lieber Vater im Himmel, lass mich ein Kind von ihm bekommen. Denn sonst wird seine verdammte Mutter mich davonjagen oder zur Hölle schicken lassen.

***

Jake stolpert indes zu den Corrals und Ställen hinüber. Er will keine Menschen mehr sehen, allein sein bei den Pferden.

Früher, als sie noch in Texas lebten, war er stets mit Pferden zusammen. Er vermisst sie schon viele Jahre, obwohl er eigentlich mehr an Land ist als seine Brüder.

Es ist eine laue Sommernacht mit einem vollen Mond und silbernen Sternen.

Der Lärm des Festes ist zwar immer noch zu hören, aber hier bei den Corrals und Ställen belästigt er Jake nicht mehr.

Als er die Arme über eine der oberen Corralstangen legt und sein Kinn darauf stützt, kommen einige Pferde heran, neugierig witternd und leise schnaubend.

Wieder erinnert er sich an die Texasweide, an das Leben auf der kleinen Ranch und an den Vater.

Er erinnert sich auch daran, wie Big John McClellan sie vertrieb und wie sie dann den Vater vom Hängebaum an der Brazosfurt herunternahmen.

Von diesem Tage an war Sue Canon eine völlig andere Frau geworden. Von diesem Tage an wollte sie mächtiger und größer werden als Big John McClellan.

Und sie veränderte auch uns, ihre Söhne, in diesem Sinn, denkt Jake. Sie sorgte dafür, dass wir uns nicht unseren Vater, sondern Big John McClellan zum Vorbild nahmen, obwohl er unseren Vater hängen ließ. Und selbst als wir Big John McClellan töteten und seinen Geldschrank ausräumten, blieb er für uns das Beispiel eines Mannes, der mit rücksichtsloser Härte groß werden konnte. Und als wir ihn erledigt und unseren Vater gerächt hatten, hielten wir uns für noch größer als Big John.

Er wendet sich zur Seite und tritt zum Wassertrog. Unter der mittelsten Corralstange bückt er sich in den Corral hinein und steckt den Kopf ins Wasser.

Es tut ihm gut, macht ihn wieder nüchterner. Er wiederholt es dreimal, prustet dabei. Und die Pferde stehen wie staunend daneben.

Als er sich wieder aufrichtet, ist sein Kopf wieder völlig klar.

Ja, er wird bei den Canons aussteigen und heim nach Texas gehen!

Vielleicht wird er sogar heimreiten auf dem Rindertrail der Texasherden, der von Abilene oder Dodge City bis nach San Antonio reicht. Doch so weit braucht er ja gar nicht. Das Brazosland ist gewiss an die dreihundert Meilen näher.

Indes er sich das nasse Haar aus der Stirn streicht, fällt ihm plötzlich wieder jenes dünne, grünäugige Mädchen ein, das er hatte töten sollen und das er trotzdem am Leben ließ, weil er kein Kindermörder sein konnte.

Wie viele Jahre ist das schon her?

Was mag aus dem Mädchen geworden sein?

Sie muss längst erwachsen sein, eine junge Frau sicherlich.

Ob er sie wiedererkennen würde?

Und offenbar hat sie aus irgendwelchen Gründen den Behörden nie die Namen der Mörder ihres Vaters genannt. Denn die Canons wurden in Texas niemals steckbrieflich gesucht. Dies wissen die Canons genau, denn sie ließen von Kansas City aus Nachforschungen in Texas anstellen. Lester Fox erledigte dies in bewährter Diskretion.

Warum hatte dieses kleine, grünäugige Ding die Canons nicht verraten?

Wollte sie ihn, Jake, schonen, weil er sie nicht töten konnte?

Jake glaubt, dass er es nie erfahren wird.

Als er hinter sich ein Geräusch hört, wendet er sich um.

Er ist nicht mehr allein.

Ein Mädchen kam.

»Hallo«, sagt er, »wer sind Sie denn? Und warum kamen Sie hierher zu den Corrals?«

Sie tritt näher, und im Mond- und Sternenschein erkennt er, dass sie mehr als hübsch ist. Ihre Augen funkeln ihn an. Zwischen ihren vollen Lippen blinken weiße Zähne und lassen sie sehr vital und irgendwie hungrig wirken.

»Ach«, sagt sie kehlig, »ich habe jetzt mit allen jungen Männern getanzt und geflirtet. Aber es war nichts dabei für mich. Eigentlich sind jetzt nur noch Sie übrig, Jake Canon. Ich bin die Tochter von Richter Keene, der wiederum ein guter Freund von Morgan Sacketter ist.«

Sie tritt nun neben ihn an die Corralstangen und blickt auf die Pferde. Auch er wendet sich wieder den Pferden zu.

»Ich hätte Lust, hinunter zum Fluss zu reiten«, murmelt sie. »In den sandigen Buchten kann man um diese Jahreszeit herrlich baden. Haben Sie keine Lust, mit zum Fluss zu reiten, Jake Canon?«

Er überlegt noch, und er wird sich bewusst, dass sie ein Mädchen ist, welches gern überraschende Dinge tut.

»In Ihrem schönen Abendkleid können Sie doch nicht reiten«, erwidert er.

Sie lacht kehlig, und er glaubt jetzt, dass auch sie ein wenig betrunken ist.

Lachend sagt sie: »Zum Teufel mit meinem Abendkleid. Wenn ich will, reite ich auch nackt. Ich bin schon mehr als einmal nackt auf einem Pferd ohne Sattel geritten.«

Er grinst. Dann beugt er sich zu ihr und flüstert in ihr Ohr: »He, Honey, es ist dir doch klar, dass du einiges erleben wirst mit mir, wenn wir hinunter zum Fluss reiten und dort in einer Bucht nackt im Mondschein baden?«

»Sicher ist mir das klar«, erwidert sie. »Und was auch passieren wird, es wird dich zu nichts verpflichten. Denn ich bin ein ziemlich unmoralisches Biest. Vielleicht bin ich es deshalb, weil mein Vater ein Richter ist und ein verdammter Heuchler dazu. Denn weißt du, was ich herausgefunden habe?«

»Was?« Er fragt es ahnungsvoll und staunend zugleich.

Wieder lacht sie, und nun ist ein Klang von Verachtung in ihrem Lachen. Dann sagt sie langsam: »Seit Hunderten von Jahren gibt es Moral und Ethik nur für das dumme und gemeine Volk. Doch wenn man erst dahinterkommt, was die sogenannten feinen, gebildeten und scheinbar so würdigen Leute tun – weil sie ja auch nur Menschen sind –, dann lebt man bald nach eigenen Prinzipien. Also, wollen wir oder wollen wir nicht?«

In ihrer Stimme ist nun eine Herausforderung.

Und er nimmt sie an.

»Ja«, sagt er, »ich möchte dich nackt im Mondschein aus dem Wasser steigen sehen und dann in meinen Armen halten, um herauszufinden, was du zu verschenken hast. Ja, wir reiten!«

Sie tritt zurück, rafft ihren weiten Rock hoch und bringt es irgendwie fertig, ihn sich um die Hüften zu binden.

Darunter trägt sie Spitzenhöschen bis zum Knie, und das ist für diese Zeit schon recht gewagt. Ihre Beine sind lang und gut geformt. Er erkennt, dass sie einen prächtig gewachsenen Körper hat.

Irgendwie ist er plötzlich froh, nicht nur erregt, weil sie verrückte Dinge tun wollen. Er ist bereit, sich ins Vergessen zu stürzen. Und dieses Mädchen bietet ihm die Chance dazu.

»He, wie heißt du überhaupt?« So fragt er. »Ich weiß nur, dass Richter Keene dein Vater ist. Aber wie heißt du?«

»Eva«, erwidert sie. »Ja, genau wie jene Eva, die dafür sorgte, dass sie mit Adam aus dem Paradies vertrieben wurde.«

Er grinst wieder. Und immer noch ist er ein wenig betrunken und deshalb enthemmt.

Er öffnet das Corralgatter, um zwei Pferde herauszuholen. Und wenig später reiten sie auf den sattellosen Tieren zum Fluss hinunter, der im Silberlicht der Gestirne glänzt.

Hinter ihnen lärmt das Fest.

Nur die drei Brüder haben sich abgesondert.

Jesse liegt schon mit einem Mädchen im Bett.

Adam hält Cleo in den Armen.

Aber beide Brüder tun nicht so etwas Verrücktes wie Jake.

***

Es ist schon nach Sonnenaufgang – und sie liegen in der Fischerhütte beim Bootssteg –, als sich Jake darüber klar wird, dass Eva Keene eine Nymphomanin ist, eine Frau mit einem krankhaft gesteigerten Geschlechtstrieb, eine Kranke.

Und es ist, als hätte sie seine Gedanken erraten und seine Enttäuschung erkennen können. Denn sie sagt mit bitterer Härte: »Ja, so ist es nun mal. Ich bin eine Art blutsaugendes Wesen. Du hast dich gut gehalten, Jake, sehr gut. Doch es ist immer dasselbe nach einer Nacht mit einem Burschen deiner Sorte. Es ist einfach zu wenig, denn ich bin unersättlich in meinem Verlangen nach körperlicher Liebe. Meine Mutter hat sich deshalb erhängt. Und mein Vater hasst die Frauen. Bald werde ich ihm weglaufen. Und niemand kann mir helfen. Geh jetzt, Jake. Lass mir das eine Pferd hier und verschwinde! Hau ab, verdammt! Wenn ich normal wäre, würdest du der Mann sein, den ich mit dem Herzen lieben müsste. Doch so wie ich bin, würde ich jeden Mann sehr bald betrügen. Hau endlich ab!«

Er erhebt sich schweigend und geht aus der Hütte.

Die Sonne steht schon sehr hoch. Der Fluss plätschert leise.

Auf dem Hügel, dort, wo das schlossähnliche Anwesen der Canons steht, ist es nun still.

Das Fest ist aus.

Einige Gäste fuhren heim, andere übernachten in den vielen Gästezimmern. Nach all dem Festlärm ist es nun ein fast unwirklich stiller Morgen.

In Jake ist eine tiefe Enttäuschung.

Diese Eva, die ihm so sehr gefiel, weil sie so völlig anders schien, so vital und ehrlich – sie erwies sich in ihrer krankhaften Unersättlichkeit als ein Ungeheuer, als ein weiblicher Vampir, der einem Mann alles Blut aus den Adern saugt.

Sie tut ihm leid.

Langsam reitet er vom Fluss hinauf zu den Corrals, stellt sein Pferd hinein und geht dann ins große Haus, ohne auch nur einmal zum Fluss hinunterzublicken.

Seine Hoffnung, die er an das Mädchen knüpfte, hat sich nicht erfüllt. Es gibt also nichts, das ihn hier festhalten könnte. Er wird hier abhauen.

Sobald er mit seiner Mutter gesprochen hat, wird er seinen eigenen Weg gehen, nämlich heim nach Texas. Er wird sich eine kleine Ranch kaufen und Pferde und Maultiere züchten.

***

Es ist zwei Tage später, als er zu Sue in deren Schreibzimmer geht, wo sie ihre Bibliothek hat und wo ein bequemes Sofa steht, auf dem sie manchmal liegt und liest.

»Hallo, Jake, mein Junge«, sagt Sue und betrachtet ihn fest. »Ich hörte, du hattest mit Eva Keene …«

»Schon gut, Mutter«, unterbricht er sie. »Ich möchte nicht darüber reden. Doch ich staune, dass dir nichts verborgen bleibt von all den Dingen, die in deinem Umkreis geschehen.«

»Richtig.« Sie lächelt. »Mir bleibt nichts verborgen. Ich hörte von Adam und Jesse, dass du den Canon-Sacketter-Clan verlassen möchtest. Deine Brüder baten mich, dir das auszureden. Sie glaubten, dass meine Liebe zu dir dies erreichen könnte. Eine Mutter hat ja wohl einen gewissen Einfluss auf einen Sohn. Du bist mein jüngster Sohn, und eigentlich erinnerst du mich am meisten an deinen Vater. Ich hatte stets in meinem tiefsten Kern die leise Furcht, dass du so werden könntest wie er. Und jetzt sieht es fast so aus, als sei meine Furcht berechtigt gewesen. Jake, tu es nicht.«

Er starrt sie an, und er denkt dabei: Wie schön sie ist, ganz und gar eine stolze Lady. Aber ich wünschte, sie wäre noch so wie damals, als wir am Brazos auf unserer kleinen Ranch lebten. Damals war sie voller Herzenswärme. Jetzt – nun, wahrscheinlich liebt sie mich immer noch wie eine Mutter. Aber auch Königinnen lieben ihre Kinder und verlangen dennoch zu Gunsten der Staatsräson große Opfer von ihnen. Ich will nicht länger mehr für die Macht der Canons kämpfen, Blut vergießen oder sogar töten. Nein, ich will nicht mehr!

Nachdem er dies gedacht hat, sagt er: »Ich gehe, Mutter. Ich gehe heim zum Brazos. Versuche nicht, mir das auszureden. Ich kaufe mir eine Ranch. Geld habe ich von meinem Gehalt genug gespart. Für eine kleine Pferderanch langt es immer.«

»Das ist nicht genug für einen Canon«, sagt sie herb. »Nimm hunderttausend Dollar und kaufe eine Riesenranch in Arizona. Dort ist noch viel freies Land. Du könntest für uns Canons in Arizona eine Riesenranch aufbauen. An Geldmitteln würde es dir nicht fehlen.«