G. F. Unger Sonder-Edition Collection 25 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Sonder-Edition Collection 25 E-Book

G. F. Unger

0,0
8,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

5 spannende Westernromane von G. F. Unger lesen, nur 4 bezahlen!

G. F. Unger wird zu Recht als der beliebteste und erfolgreichste deutschsprachige Western-Autor gefeiert. Mit einer Rekordauflage von über 250 Millionen Exemplaren gehört er zur internationalen Spitzenklasse der Spannungsliteratur. Seine Epoche ist das späte 19. Jahrhundert, seine Schauplätze sind die unermesslichen Weiten des amerikanischen Westens, deren Grenzen von unerschrockenen Frauen und Männern immer weiter nach Westen verschoben werden, bis sie schließlich die Küste des Pazifiks erreichen.

Erleben Sie den amerikanischen "Wilden Westen", wie nur G.F. Unger ihn schildern kann: hart, authentisch, leidenschaftlich.

Dieser Sammelband enthält die Folgen 121 bis 125 der G.F. Unger Sonder-Edition:

Folge 121: Keine Gnade für Carlos
Folge 122: Saloon der Erbarmungslosen
Folge 123: Stampedenreiter
Folge 124: Apache Springs
Folge 125: Todesengel

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 930

Veröffentlichungsjahr: 2021

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Impressum

BASTEI LÜBBE AG Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben Für die Originalausgaben: Copyright © 2017 by Bastei Lübbe AG, Köln Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller Verantwortlich für den Inhalt Für diese Ausgabe: Copyright © 2021 by Bastei Lübbe AG, Köln Coverillustration: Manuel Prieto/Norma ISBN 978-3-7517-1616-1 www.bastei.de www.luebbe.de www.lesejury.de

G. F. Unger

G. F. Unger Sonder-Edition Collection 25

Inhalt

G. F. UngerG. F. Unger Sonder-Edition 121 - WesternSo denkt die Armee, und Captain Caesar Wellington erhält den Befehl, den mordlüsternen und brandschatzenden Apachen, der mit seinen Coyoteros eine grausige Blutspur durch das Gila-River-Land zieht, aufzuspüren, zu jagen und niederzukämpfen. Auch Al Rourke, der einstige Revolvermann, hat Carlos den Tod geschworen, denn dieser raubte ihm die Frau und den Sohn und legte ihre kleine Farm in Schutt und Asche. Aber der Apache ist nicht zu fassen; immer wieder entzieht er sich dem Zugriff seiner Verfolger, nachdem er ihnen vernichtende Niederlagen zufügte. Captain Wellington und Al Rourke, der inzwischen Scout der Abteilung wurde, sind drauf und dran, aufzugeben - als sie von einer Seite Hilfe erhalten, von der sie es nie erwartet hätten...Jetzt lesen
G. F. Unger Sonder-Edition 122 - WesternEs soll nur eine kurze Rast auf ihrer Fahrt ins Goldland werden, als die drei Wageninsassen - drei Männer und eine Frau - die Postkutsche verlassen und den Rio Paso Saloon betreten. Doch das Schicksal hat es anders bestimmt. Das merken die vier, als sie den Saloon-Besitzer mit einem Messer im Leib hinter dem Tresen finden und der Sterbende sie zu seinen Erben einsetzt. Und als sie dann feststellen, dass der Saloon über einer Goldader errichtet wurde, gibt es für sie kein Schwanken mehr. Und aus vier Fremden, die bisher kaum ein Wort miteinander wechselten, wird eine verschworene Gemeinschaft. Allerdings nur, bis es ans Teilen geht. Denn jeder von ihnen will alles, und die drei Männer wollen nicht nur das Gold, sondern auch die Frau.Jetzt lesen
G. F. Unger Sonder-Edition 123 - WesternWir Kilbourne-Brüder glichen Reitern, die in eine Stampede geraten sind und verzweifelt versuchen, im Sattel zu bleiben. Immer ging's für uns nur ums Überleben. Bis wir dann eines Tages in den Besitz einer Rinderherde kamen, die wir in Canyon City für gute Dollars verkaufen wollten. Aber es wurde nichts daraus. Barton Locklear, der Mann, der im Goldland das Versorgungsmonopol besaß, nahm uns die Herde ab und tötete meine Brüder. In diesem Augenblick wurde mir klar: Es ist falsch, sich vom Schicksal einfach nur treiben zu lassen. Man muss sich der Stampede entgegenstellen, so verrückt das auch klingen mag. Und so fasste ich den Entschluss, Locklear entgegenzutreten und seine Macht zu brechen...Jetzt lesen
G. F. Unger Sonder-Edition 124 - WesternDie Besatzung von Apache Springs und die in seinen Schutz geflüchteten Frauen und Kinder waren dem Tod geweiht. Coloradas Victorio, der Häuptling der Chiricahua-Apachen, wollte Rache für sein von weißen Skalpjägern grausam niedergemetzeltes Dorf. Doch dann tauchte Les Quinnahan auf, der Mann, dem Red Vic die kleine Schwester geraubt hatte ...Jetzt lesen
G. F. Unger Sonder-Edition 125 - WesternDie Sumtons sind mit ihren Zwillingen, zwei schönen jungen Mädchen, auf dem Weg ins Goldland. Um die Reise fortzusetzen, brauchen sie Geld. Jack Sumton, ein ehemaliger Preiskämpfer, versucht noch einmal sein Glück im Ring. Er gewinnt den Kampf, obwohl es ihn fast das Leben kostet. Aber als die Zwillinge anstelle des Vaters den Boxmanager Arch Hackett aufsuchen, um das Preisgeld abzuholen, weigert sich dieser zu zahlen. Es sei denn, die beiden verbringen die Nacht mit ihm. Nun zeigt sich, dass Judy und Mary längst nicht mehr die unschuldigen Engel sind, für die man sie hält. Weil sie keinen anderen Ausweg sehen, willigen sie ein. Es ist ein Schritt, der ihrem Leben eine tragische Wende gibt und der erklärt, warum man sie bald "Todesengel" nennt...Jetzt lesen

Inhalt

Cover

Impressum

Keine Gnade für Carlos

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Vorschau

Keine Gnade für Carlos

Es war nun einmal so, dass die Apachen nichts anderes als Raubguerrileros waren, nachdem ihre Vorfahren einst in grauer Vorzeit aus Alaska nach Süden kamen. Sie waren niemals Sammler, Hirten, Ackerbauern oder Reiter. Sie waren auch niemals edel und gut.

Eigentlich hießen sie »Enju« oder »Yndye«, was so viel wie »Volk« bedeutet. Ihre Nation bestand aus vielen Stämmen, und insgesamt zählten sie nicht mehr als achttausend Seelen.

Doch das Gebiet, welches sie beherrschten und in all den Jahrhunderten mehr oder weniger in Angst und Schrecken hielten, war 238.000 Quadratkilometer groß, also so groß wie das heutige Belgien, Holland, Luxemburg, Dänemark, Schweiz und Österreich zusammen.

Ihren Namen »Apachen« bekamen sie von dem Wort »Apachus« der Pueblo-Indianer, welches soviel wie »Feinde« bedeutet.

Über nahezu drei Jahrhunderte hinweg wurden die Apachen von Spaniern, Mexikanern, Amerikanern und allen anderen indianischen Stämmen bekämpft, angegriffen und massakriert, wo immer das möglich war.

Sie schlugen stets mit aller Grausamkeit zurück. Ihr naturhafter Freiheitswillen war größer als der aller anderen Indianervölker.

Dies ist die Geschichte von Carlos und dessen Coyoteros, einem der vielen kleinen Stämme, der sich wiederum in kleine Gruppen oder Horden teilte.

Sie lebten im Gila-River-Land, auch im Tonto-Becken.

Doch dann kamen die Landsucher, Siedler, Gold- und Silbersucher ins Land.

Und um sie zu schützen, sandte General Crook eine Armeeabteilung in dieses Land unter dem Kommando von Captain Caesar Wellington, der den Ehrgeiz hatte, einst in die Geschichte einzugehen wie der große Caesar, jener römische Feldherr, und wie Wellington, der die Franzosen aus Spanien vertrieb und mit Blücher bei Waterloo Napoleon besiegte.

Diesem Caesar Wellington stand Carlos mit seiner Horde gegenüber.

Und dies ist also die Geschichte.

1

Captain Wellington ist General Crook noch niemals begegnet, doch er hat schon eine Menge über den Brigadegeneral gehört.

Und so weiß er, was man sich über ihn erzählt, zum Beispiel, dass ihm keiner als Indianerkämpfer gleichkam, dass er geduldig und zielstrebig war und eine Ausdauer besaß, die es mit der Zähigkeit eines Apachenkriegers aufnehmen konnte.

Doch obwohl er ein berühmter Indianerkämpfer war, hatte er großes Verständnis für die Roten. Er konnte sie schonungslos bekämpfen bis zur Vernichtung, war aber rücksichtsvoll und menschlich zu jenen, die sich ergaben, also den Kriegspfad verließen.

Er gehörte zu den wenigen Offizieren, die niemals leere Versprechungen machten und die Indianer schamlos belogen.

Es ist im Jahre 1871, als General Crook seinen Apachenfeldzug in Arizona beginnt, wo er der oberste Militärbefehlshaber ist.

Und so trifft er eines Tages im Juni in Fort Apache ein. Wenig später wird Captain Wellington in die Kommandantur gerufen.

Als er eintritt, sitzt General Crook hinter dem Schreibtisch des Kommandanten, welcher rechts hinter ihm an der Wand lehnt und eine Zigarre raucht, die Crook ihm mitgebracht hat.

Captain Wellington meldet sich vorschriftsmäßig und harrt dann der Dinge, die nun kommen werden, ja, ganz zwangsmäßig kommen müssen. Denn warum sonst ließ der General ihn rufen?

Doch vorerst betrachten sie sich beide eine Weile schweigend und versuchen die Strömungen zu spüren, die ja stets zwischen Männern vorhanden sind, die sich zum ersten Mal begegnen.

In solchen Momenten entscheidet sich oft viel.

Doch offenbar verspürt der General instinktiv kein Gefühl der Abneigung.

Er nickt nach einer Weile.

Was er sieht, ist ein indianerhaft wirkender Offizier, von dem etwas ausgeht, was man auch gebändigte und kontrollierte Wildheit nennen könnte, gepaart mit Härte und dem absoluten Glauben an sich selbst.

Crook nickt schließlich und sagt: »Stehen Sie bequem, Captain. Ihr Name ist Caesar Wellington. Ist das Zufall?«

»Vielleicht war es eine Laune meines Erzeugers«, erwidert Wellington. »Der war nämlich Geschichtsprofessor in Boston, Sir.«

Crook lächelt zwischen seinem Bartgestrüpp und nickt.

Dann fragt er. »Hassen Sie die Apachen?«

»Sir, ich mag sie nicht, aber ich respektiere sie. Und wäre ich ein Apache, dann wäre ich wie sie, Sir. Doch ich bin kein Apache. Deshalb gelten für mich andere Regeln, Sir, obwohl …«

»Obwohl was?« Crooks Stimme klingt etwas schärfer.

Aber die Stimme des Captains bleibt ruhig, als er spricht: »In grauer Vorzeit kamen die Apachen als Eroberer in dieses Land, so wie jetzt wir Weißen. Nun sind sie zum Untergang verurteilt, selbst wenn sie sich ergeben und in Reservate eingesperrt werden. Sie sind zum Untergang verurteilt.«

Als er verstummt, da grinst Crook zwischen seinem Bartgestrüpp so richtig hart und böse.

Dann spricht er: »Unsere Meinungen zählen nicht. Wir sind Soldaten und machen keine Politik. Wir führen Befehle aus.«

Er macht eine kleine Pause. Seine Finger trommeln auf der Schreibtischplatte.

Dann spricht er: »Ich kämpfe hier in Arizona und auch in New Mexiko gegen ein halbes Dutzend Apachenstämme. Aber einen überlasse ich Ihnen, Captain Wellington. Es handelt sich um Carlos und dessen Coyoteros und die mit ihm verbündeten Tontos. Sie betrachten das Gila-River-Land immer noch als ihr Eigentum und versuchen jeden Weißen dort umzubringen, auf welche Art auch immer. Nur die kleinen Kinder lassen sie am Leben und nehmen sie mit. Denn aus ihnen machen sie Apachen, um ihre eigenen Verluste etwas auszugleichen. Carlos hat nun schon etwa ein halbes Dutzend solcher Kinder mitgenommen. Die Siedler, Rancher, Minenleute und auch die Frachtfahrer haben sich an die Regierung gewandt und um Schutz gebeten. Und so bekam ich den Befehl, Carlos unschädlich zu machen. Und wenn er lebend gefangen wird, dann soll er hängen. Captain, diesen Befehl gebe ich jetzt an Sie weiter. Es gibt keine Gnade mehr für Carlos, selbst wenn er sich ergeben sollte. Er hat schon zuviel gemordet mit seiner Horde. Haben Sie verstanden? Keine Gnade.«

Abermals schweigt Crook einige Atemzüge lang. Er knetet seine Hände, so als müsste er innerlich Gefühle bekämpfen und unter Kontrolle bekommen.

Dann spricht er ruhig: »Sie rücken mit hundert Mann und der dafür notwendigen Bagage aus ins Gila-River-Land, beschützen alle Weißen und jagen Carlos. Sie bekommen Ihren Befehl noch schriftlich. Mit Ihrer Abteilung sind Sie auf sich allein gestellt. Sie können auch Scouts anwerben. Wenn Sie Erfolg haben, können Sie mit einer Beförderung rechnen. Sonst aber …« Crook bricht ab und macht eine wegwerfende Handbewegung.

Dann spricht er seltsam milde: »Also los, mein Junge! Kommen Sie in Gang! Sie haben Zeit bis morgen. Dann sind Sie unterwegs.«

Als er verstummt, bleibt es einige Atemzüge lang still.

Dann aber fügt der General noch hinzu: »Sie dürfen sich Ihre Leute unter der ganzen Truppe hier in Fort Apache aussuchen. Jetzt raus hier, Captain. Es eilt!«

Wellington salutiert und geht.

Im Vorzimmer empfängt ihn der Adjutant mit den Worten: »Ich helfe Ihnen, Caesar.«

Drinnen aber sehen sich der General und der Colonel eine Weile schweigend an.

Dann spricht Crook: »Ja, wir stehen unter Befehl, und manchmal ist es ein verdammter Befehl. Für die Bürokraten im Osten sind die Apachen nur blutdürstige Wilde, verrückte Mörder. Die begreifen nicht, dass die Apachen mit allen Mitteln gegen ihren Untergang kämpfen, gegen einen Vernichtungskrieg und um ein Land, welches einst ihre Vorfahren eroberten. Sie sind ein Volk mit einem ungeheuren Freiheitswillen. Manchmal weiß ich nicht, ob ich sie hassen oder bedauern soll, verdammt!«

Der Colonel aber tritt an die große Karte an der Wand und klatscht mit der Hand auf die Stelle, wo der Gila sich mit dem San Pedro vereint.

»Das wird ein langer Krieg«, knurrt er. »Wellington wird viele Männer verlieren. Wie wird er das verkraften – und wie groß wird deswegen sein Hass werden? General, Sie haben ihn in die Hölle geschickt, aber ich denke, er wird nicht zerbrechen.«

Es ist Mittagszeit, als Wellington und der Adjutant über den hitzeflimmernden Paradeplatz gehen. Unter ihren Stiefeln wirbelt Staub auf, rötlicher Staub.

Inmitten des Platzes steht der Mast, an dem die Flagge der Union schlaff in der Windstille niederhängt.

Die beiden Offiziere treten wenig später in die Sergeantenkantine, wo die Sergeanten der Garnison nach dem Mittagessen noch etwas entspannen, bevor der Dienstbetrieb wieder losgeht.

»Achtung!«

So ruft eine heisere Stimme.

Dann springen die zwei Dutzend Sergeanten auf.

Doch Wellingtons Stimme klingt sofort: »Setzen!«

Sie setzen sich wieder auf die langen Bänke, scharren mit den Füßen auf den mit Sand bestreuten Holzbohlen. Dann warten sie. Und längst wittern sie mit ihrer Sergeantenerfahrung, dass gleich einige von ihnen nur noch wenig Freude haben werden.

Wellingtons Stimme klingt ganz ruhig, als er halblaut ruft: »Sergeant Pesulsky!«

Er muss einige Atemzüge lang warten, dann erhebt sich ein rotköpfiger Sergeant und spricht heiser: »Hier, Sir.«

»Warum dauert es so lange, bis Sie sich melden, Sersch?«

Wellingtons Stimme klingt hart.

Doch Sergeant Hogjaw Pesulsky erwidert ganz ruhig: »Sir, man nennt mich hier in Fort Apache nur Sergeant Bull oder einfach nur Red Bull. Ich habe meinen richtigen Namen fast vergessen. Ich musste erst überlegen.«

»Gut, Sersch Bull, gut.« Wellington grinst. »Es soll mir recht sein. Doch Sie gelten als der härteste Sersch in diesem Fort. Und weil das so ist, suchen Sie jetzt sechs weitere Sergeanten von Ihrer Sorte aus, auf die Sie glauben, sich verlassen zu können. Und dann lassen wir die ganze Garnison antreten, um hundert Mann aussuchen zu können. Dämmert es langsam bei Ihnen, Sersch Bull?«

Dieser stößt einen seltsamen Laut aus, der sich wie ein Fluch und freudiger Schrei zugleich anhört.

»Ohooo, es dämmert, Sir, es dämmert!« So ruft er dann fast wild vor Freude. Aber es ist gewiss keine Freude in ihm. Er will nur auf sarkastische Art den Anschein von Freude erwecken.

Er ruft nun schnell ein halbes Dutzend Namen auf.

Und die Aufgerufenen erheben sich und wirken grimmig, mürrisch und missmutig.

Wellingtons Stimme verkündet: »Es wird auf euch ankommen, Sergeanten, ob unsere Abteilung gut genug ist für einen Krieg gegen Carlos im Gila-River-Land. Ihr kennt eure Männer besser als ich. Also los, gehen wir!«

Er geht mit dem Adjutanten hinaus.

Drinnen in der Kantine bleibt es eine Weile still.

Dann tönen heisere und wilde Flüche.

Und eine Stimme ruft schrill: »Halleluja, hoffentlich kann ich diese Nacht noch die dicke Estrella bumsen – noch einmal in meinem Leben!«

Dann kommen die sieben Sergeanten heraus.

Und im Fort tönt nun das Hornsignal zum Heraustreten.

Und bald stehen siebenhundert Mann unter der schlaff hängenden Flagge.

Das ganze Regiment ist angetreten.

Und die sieben Sergeanten gehen die Reihen entlang und wählen aus.

Oben auf der Veranda der Kommandantur stehen der General und der Colonel und sehen zu. Crook spricht schließlich aus seinem Bartgestrüpp heraus. »Der Junge macht wenigstens den Anfang gut. Sie verlieren jetzt die besten Männer. Diese nimmt der Captain alle mit.«

»Auch die schlimmsten Säufer«, knurrt der Colonel.

Es ist am nächsten Morgen noch vor Sonnenaufgang, als die Kommandos ertönen: »Fertig zum Aufsitzen! Aufsitzen! In Doppelreihe anreiten!«

Und indes sie anreiten, schallt das mehr als hundertstimmige »Johooo!«

Es hallt über die Wälle des Forts in alle Richtungen hinaus.

Dann hört man nur noch Hufschlag, der zum klirrenden Trab wird. Dieser klirrende Trab hallt stets der reitenden Kavallerie voraus und wird von all den Metallteilen der Ausrüstung erzeugt, von den Säbelgehängen, Gebissketten, all den Schnallen und Sporenrädchen. In dem stillen und weiten Land ist dieser klirrende Trab meilenweit zu hören. Er steht im totalen Gegensatz zu den lautlosen und schattenhaften Bewegungen streifender Apachenhorden.

Doch der klirrende Trab wirkt so ungeheuer selbstbewusst, so als bewegte sich eine starke Macht, käme etwas Unaufhaltsames.

Captain Wellington reitet an der Spitze, seine beiden Lieutenants rechts und links etwas hinter sich.

Dann folgt Master Sergeant Hogjaw Pesulsky, den sie im Regiment nur Red Bull nennen. Dahinter reitet der Corporal mit der Flagge, neben ihm der Hornist.

Dann folgen die vier Reiterzüge mit dem Wimpel an der Spitze.

Und hinter der langen Doppelreihe von mehr als hundert Kavalleristen fahren die sechs Bagagewagen, jeder gezogen von sechs Maultieren.

Den Schluss macht der Sanitätswagen mit dem Feldarzt und dem Sanitätercorporal.

So ziehen sie also aus dem Fort nach Westen zum Gila River. Im Süden werden in weiter Ferne allmählich die Santa Catalinas sichtbar.

Im Norden, jenseits der Bradshaws und der Black Hills aber wird man bei besserer Sicht das Great Plateau – die Mogollon Mesa mit dem Tonto Rim zu sehen bekommen in der dann trockenen und klaren Luft.

Wellington reitet so richtig stolz an der Spitze. Er fühlt sich als Truppenführer, als selbstständiger Kommandeur, der nach eigenem Ermessen handeln kann.

Er verspürt einen ehrgeizigen Stolz in seinem Kern.

Einige Male wendet er sich im Sattel und blickt zurück.

Was er sieht, macht ihm aber ganz plötzlich klar, dass er die Verantwortung für all die Seelen trägt, die nun unter seinem Befehl stehen, mögen es schwarze oder helle sein, böse oder gute.

Und er weiß, dass die meisten dieser Reiter hinter ihm mehr oder weniger schwarze Seelen besitzen und die Armee ihre letzte Zuflucht war. Viele hatten Schatten auf ihren Fährten. Nun schützt sie die Armee und deshalb ertragen sie den Drill, fügen sich der Disziplin und führen die Befehle aus.

Wellington denkt an den Apachen Carlos, den er vernichten soll.

Wie viele Männer wird er verlieren? Oder wird es ihn gar selbst erwischen? Doch er schiebt die Frage in seinen Gedanken beiseite.

Er will und muss gewinnen.

Denn dann …

Ja, er will so schnell wie möglich Major werden. Er ist genau dreißig Jahre alt. Custer war mit vierundzwanzig Jahren schon General, wenn auch nur auf Kriegszeit.

Als er sich wieder einmal umblickt in Richtung Fort, welches nun schon eine Meile zurückliegt, da sieht er die beiden Scouts kommen.

Wenig später sind sie neben ihm.

Einer, den er für einen Texaner hält, spricht ruhig: »Captain, wir wurden Ihnen von General Crook zugeteilt. Dies ist Pat Alvarez. Ich bin Al Rourke. Wir sollen Sie zum Gila bringen und dann auf Sie und Ihre Männer aufpassen, damit Carlos nicht zu viele Soldaten umbringen kann.«

In seiner ruhig klingenden Stimme liegt bei den letzten Worten kein Spott, kein Sarkasmus. Und in seinen rauchgrauen Augen ist nur Ernst zu erkennen.

Dennoch ärgert sich Wellington und erwidert: »Ich denke, Sie trauen diesem Carlos und dessen Horde vielleicht zu viel zu und mir verdammt wenig!«

Die Augen von Al Rourke werden einen Moment schmal. Dann erwidert er knapp: »Wir werden das alles noch herausfinden, Captain, denke ich. Hatten Sie schon mal mit Apachen zu tun? Sie sind ja noch nicht lange in Fort Apache.«

»Vier Wochen«, erwidert Wellington. »Ich war in Fort Laramie und hatte es mit Sioux, Cheyenne und Arapaho zu tun. Ich kenne die Roten.«

Er verstummt selbstbewusst.

Doch Al Rourke erwidert: »Dann vergessen Sie all Ihre Erfahrungen mit den Reiterstämmen der Hochprärie. Die Apachen sind anders, völlig anders. Sie werden eine Menge lernen müssen, Captain, und je schneller Sie das können, umso weniger von Ihren Männern werden sterben. Folgen Sie unserer Fährte. Los, Windy!«

Seine beiden letzten Worte gelten Pat Alvarez, der bisher der Unterhaltung grinsend zuhörte.

Sie reiten an, und nach einigen Yards hebt Alvarez den Hintern im Sattel hoch und lässt knatternd seine Winde abgehen. Es ist ein lauter Furz.

Und nun wird klar, warum man Pat Alvarez Windy-Pat nennt.

Captain Wellington aber verspürt nun einen bösen Zorn, und zugleich weiß er, dass er auf diesen beiden Scouts angewiesen sein wird, was die Apachen betrifft. Er ist nicht so dumm, diese Abhängigkeit nicht zu begreifen.

Einer der beiden jungen Lieutenants faucht: »Dieser Bursche ist eine verdammte Sau, eine Erzsau.«

Aber Wellington erwidert nichts, sondern reitet weiter an der Spitze seiner Truppe, stolz und selbstbewusst.

2

Um diese Zeit, da Wellington mit seiner Truppe ausrückt, um Carlos und dessen Horde zu vernichten, da »feiert« diese Horde eines ihrer Siegesfeste an der Tinaja zwischen den »Siete Toros«. Es sind sieben schwarze Felsen, welche wie versteinerte Kampfstiere aussehen und damals von den spanischen Hidalgos so getauft wurden, als diese mit ihren eisengepanzerten Soldaten nach den sieben goldenen Städten von Cibola suchten, die es gar nicht gab. Eine Tinaja, dies ist eine Wasserstelle.

Carlos und dessen Krieger haben wieder einmal einen Sieg errungen, Weiße getötet und eine Frau mit zwei Kindern geraubt.

Sie haben die ganze Nacht Tizwin getrunken, einen Schnaps aus gegorenen Maiskeimen.

Sie haben getanzt, ein Pferd geschlachtet und davon jeder ein Kilo Fleisch vertilgt, welches nur halbgar gebraten war.

Carlos hat im Verlaufe der Nacht die Frau vergewaltigt und genau das getan, was weiße Skalpjäger einst mit seiner Frau taten, als sie während seiner Abwesenheit sein kleines Dorf überfielen, um Frauen- und Kinderskalpe zu erbeuten, für die in Tucson Prämien gezahlt wurden.

Die beiden Kinder – es sind Zwillinge im Alter von zwei Jahren – schliefen zum Glück vor Erschöpfung und mussten nicht zusehen. Und ihre Mutter ertrug alles still.

Wahrscheinlich hätte sich Sally Malton das Leben genommen auf irgendeine Art. Doch wegen der beiden Kinder tat sie es nicht und wird sie es auch nicht tun, zumal Carlos sagte: »Du bist jetzt meine Frau – und diese sind meine Söhne.«

Dann ließ er sie allein, ging zu seiner tanzenden und lärmenden Horde hinüber.

Nun ist es Tag. Sally Malton hockt auf der anderen Seite der Wasserstelle neben ihren schlafenden Zwillingen Jim und Bill.

Sie sieht arg mitgenommen aus. Dennoch kann man erkennen, dass sie eine mehr als hübsche Frau ist, eine von jener Sorte, von der die Männer träumen.

Jack Malton hatte sie bekommen, als er aus dem Krieg heimkehrte. Und alle hatten ihn beneidet. Er selbst war der glücklichste Mann auf dieser Erde gewesen. Ja, so hatte er sich gefühlt.

Und dann waren sie eines Tages losgezogen nach Westen mit einem Wagenzug von Landsuchern. Sie gelangten nach monatelangem Treck ins Land des Gila River und ließen sich nieder, arbeiteten zwei Jahre lang hart.

Doch dann kam Carlos mit seiner Horde.

Sally Malton schließt wieder die Augen und sieht abermals ihren Mann Jack Malton kämpfen und sterben. Und dann stand Carlos vor ihr und sah sie an. Sie hielt ihre kleinen Kinder in den Armen und war bereit zu sterben.

Doch er nahm sie mit.

Jetzt ist sie seine Frau.

Sie betrachtet die schlafenden Zwillinge neben sich. Diese sind so unschuldig und rein wie kleine Engel und können nicht ahnen, was ihnen bevorsteht.

Denn man wird sie zu Apachenkriegern erziehen.

Sally blickt auf die andere Seite der Wasserstelle. Dort liegt die Horde kreuz und quer durcheinander, erschöpft vom Tanzen und Singen, betrunken vom Tizwin.

Wenn jetzt Soldaten kämen, würden sie es leicht haben, die Horde zu töten.

Doch es gibt keine Soldaten im Gila-River-Land – noch nicht.

Sally blickt auf die Oberfläche der Tinaja. Die Wasserstelle ist gewiss tief genug, um sie und ihre Kinder ertrinken zu lassen. Sie müsste sich nur hineinwerfen mit Little Jim und Little Bill.

Die Horde würde es gewiss nicht wahrnehmen. Sie schläft noch ihren Rausch aus. Einen Moment will Sally handeln, es wahrhaftig tun.

Dann aber wird ihre Lebenskraft wieder stärker.

Sie wird Carlos ertragen. Und darauf hoffen, dass ihre Kinder vielleicht irgendwann eine Chance bekommen. Tief in ihrem Kern glimmt noch ein Fünkchen Hoffnung.

Carlos kann doch wohl nicht ewig hier sein Unwesen treiben und ständig alle massakrieren, Frauen vergewaltigen und kleine Kinder rauben.

Sie denkt auch einen Moment daran, mit ihren Kindern die Flucht zu ergreifen.

Aber sie käme wahrscheinlich keine zwei Meilen weit.

Deshalb versucht sie es erst gar nicht.

Die aufsteigende Sonne beginnt zu wärmen.

Und die Horde auf der anderen Seite der Tinaja erwacht zum Leben. Da und dort taumeln sie hoch, auch Carlos.

Sally sieht sofort, dass er zu ihr und den Zwillingen herüberblickt.

Sie bewegt sich nicht, bleibt mit angezogenen Knien hocken, die sie etwas tiefer umschlingt.

Dann kommt Carlos herüber und verhält vor ihnen.

Sie sehen sich lange an. Sallys Gesicht bleibt ausdruckslos.

Carlos aber verzieht den hartlippigen Mund zu einem Lächeln.

Er ist für einen Apachen sehr groß, auch prächtig gewachsen. Eigentlich sieht er nicht wie ein Apache aus, eher wie ein Comanche.

Er sagt: »Auch meine Frau war schön, ebenso meine beiden kleinen Söhne. Wir alle lebten glücklich in unserem Wickiup. Ich war mit meinen Kriegern unterwegs zum Pferdehandel in Sonora. Da überfielen weiße Skalpjäger mein Dorf und töteten alle Frauen und Kinder, nahmen deren Skalpe. Jetzt bin ich auf dem Pfad der Rache. Die Weißen verkörpern das Böse auf dieser Erde. Deshalb will ich von ihnen viele wie möglich töten.

Ich verlor meine Frau, meine Kinder. Nun nehmt ihr deren Stelle ein. Und ich werde dir Kinder machen, sodass wir mit deinen zusammen eine große Familie sind. Basta! Finde dich damit ab.«

Sally hört es und wischt sich mit einer Hand übers Gesicht.

Doch als sie die Hand herunternimmt, da sieht sie immer noch Carlos.

Sie erwidert mit spröder Stimme: »Ich bin in deiner Hand, Carlos, und will am Leben bleiben wegen meiner beiden Söhne. Also muss ich wohl alles auf mich nehmen und ertragen in meiner Wehrlosigkeit.«

Als sie verstummt, da funkelt es in seinen schwarzen Augen.

»Ich habe mit meinen Kriegern an einem verborgenen Ort wieder ein kleines Dorf, das kein Weißer finden kann. Dort haben wir auch wieder einige Frauen und Kinder. Ich lasse dich dorthin bringen. Du wirst in unserem verborgenen Dorf nicht allein sein. Und eines Tages werde ich kommen mit reicher Beute. Finde dich damit ab, dass du nun einen Apachen zum Mann hast.«

Er wendet sich ab und springt so wie er ist in das tiefe Wasser des felsigen Beckens und taucht mehrmals unter.

Als er auf der anderen Seite wieder aus der Tinaja steigt, ruft seine Stimme laute Befehle.

Er sprach zu Sally in englischer Sprache.

Doch jetzt kann sie seine Sprache nicht verstehen. Doch sie weiß, dass sie diese Sprache wird lernen müssen.

Sie wird eine Menge lernen müssen.

Indes dies irgendwo im Gila-River-Land geschieht, ist Captain Wellington mit seiner Truppe dorthin unterwegs.

Sie legen jeden Tag etwa vierzig Meilen zurück und spüren ständig den Geschmack von Staub und Schweiß, der sich mit dem Geruch der Pferde mischt und die ganze Truppe wie eine Wolke umhüllt.

Es gibt keine Wege oder auch nur Pfade ins Gila-Land.

Sie überqueren Flächen, welche mit Felsen übersät sind, suchen sich einen Weg durch Kakteenwälder, durch das Dickicht von Katzenkrallenbüschen und Mesquite.

Manchmal rasseln Klapperschlangen warnend.

Sie folgen dann und wann einem Arroyo, wenn dieser sie in die richtige Richtung führt und sie die Fährte der beiden Zivilscouts deutlich genug erkennen können.

Von den beiden Scouts sehen sie in diesen Tagen wenig, eigentlich nur am Abend, wenn das Camp aufgeschlagen wird und die Essenausgabe stattfindet.

Ihre Bagagewagen können der langen Doppelreihe nur mühsam folgen und bleiben manchmal stecken.

Sie reiten in diesen Tagen stets mit kräftesparender Gelöstheit, und ihre Gesichter werden trotz der tief herabgezogenen Feldhüte immer verbrannter.

Es wird in der langen Doppelreihe wenig geredet, doch wenn Stimmen tönen, sind es zumeist Flüche über das Land, über die Apachen, über die Armee – und über das ganze Leben.

Einmal fragt eine heisere Stimme laut: »He, Walker, hast du in der Nacht vor unserem Aufbruch die dicke Estrella noch bumsen können?«

»Und wie! Davon träume ich immer noch!« So brüllt jener Walker zurück.

Dann ertönen wieder Flüche.

Und einer der Reiter spricht zu seinem Nebenmann: »He, Pete, ich würde gerne mal ein Mädchen oder eine Frau bumsen, die es nicht für Geld mit mir macht.«

Es werden wieder Flüche hörbar. Eine Stimme ruft: »Solche Frauen oder Mädchen gibt es nicht für uns Stinker. Aber ich hatte mal ein Mädchen, als ich noch daheim in Texas Cowboy war. Ja, die tat es wahrhaftig aus Liebe zu mir. Was mag aus ihr geworden ein?«

Es wird wieder still in der langen Doppelreihe. Sie wirbeln Staub auf. Hinter ihnen erhebt sich eine Staubwolke, welche für Apachenspäher meilenweit zu erkennen ist. Und auch ihr klirrender Trab ist zu hören.

Und sie reiten durch ein Land, in dem es bei Tag und Nacht keine Sicherheit gibt, durch ein Land der Gegensätze, der Stille und der plötzlich aufbrechenden Tierlaute, der erbarmungslosen Trockenheit und der jähen Wolkenbrüche, die jeden Arroyo in einen reißenden Fluss wandeln.

Es ist ein primitives Land – und so sind auch die Reiter der US-Kavallerie. Ihr ganzes Sinnen und Trachten gilt nur dem Überleben, gewaltigen Räuschen dann und wann – und den Weibern, die man sich kaufen muss.

Es ist ein erbärmliches Leben in diesem Land bei der Armee und unter Befehl.

Manchmal reitet Master Sergeant Hogjaw Pesulsky von vorn an der langen Doppelreihe entlang nach hinten, prüft und kontrolliert alles genau. Er ist ein erfahrener Sergeant, dem nichts entgeht und der in seiner Wasserflasche Brandy statt Wasser hat.

Aber er ist erfahrener und wichtiger als die beiden jungen Lieutenants. Er kann auf den ersten Blick erkennen, ob ein Reiter sein Pferd nicht gut behandelt oder schlecht reitet:

Immer dann, wenn er an einem der vier Züge vorbeikommt, wird er von den Sergeanten angepöbelt, die ja als Zugführer an der Spitze ihrer Züge reiten.

Pesulsky muss sich eine Menge anhören, weil er sie doch ausgesucht hat.

Aber er sagt dann zumeist: »Was wollt ihr? Ihr seid doch die besten und härtesten Sergeanten des ganzen Regiments. Es ist doch eine Ehre für euch, zu den Auserwählten zu zählen. Ja glaubt ihr denn, ich hätte die Pfeifen von Fort Apache mitgenommen anstatt euch? Ich will überleben wie ihr. Und weil wir zusammen die Besten sind, ist unsere Chance größer.«

Es ist am Nachmittag des vierten Tages, als der Scout Al Rourke auftaucht und seinen zähen Mustang neben den schwitzenden Wallach von Wellington lenkt. Eine Weile reiten sie nebeneinander.

Dann spricht Al Rourke: »Wir reiten nicht mehr allein zum Gila, den wir noch vor Nachtanbruch erreichen. Wir werden jetzt links und rechts von etwa einem Dutzend Apachen begleitet.«

Wellington starrt ihn an. »Ich habe noch keinen gesehen«, spricht er ungläubig. »Und ich habe scharfe Augen.«

Al Rourke grinst nachsichtig.

»Das ist es ja«, erwidert er, »ja, Captain, das ist es! Sie müssen noch viel lernen. Apachen kann man nicht sehen, wenn man sie nicht kennt mit all ihren Tricks. Sie sind ein Greenhorn hier. Captain, wir werden wahrscheinlich in dieser Nacht die ersten Toten bekommen.«

»Wie das?« Wellingtons Stimme klingt böse. »He, Rourke, wollen Sie, dass ich mir in die Hosen mache?«

Rourke schüttelt wortlos den Kopf.

Dann sehen sie sich beide, indes sie Steigbügel an Steigbügel reiten, eine Weile schweigend an.

Sie sind sehr unterschiedliche Männer, schon äußerlich.

Captain Wellington ist dunkel wie ein Comanche, aber er verkörpert sozusagen den tadellosen, stets beherrschten und selbstbewussten Offizier, welcher befähigt ist, Männer anzuführen und stets die richtigen Befehle zu erteilen.

Der Scout Al Rourke ist ein hellblonder Texaner mit stahlblauen Augen und einem Sichelbart über dem harten Mund. Wahrscheinlich war er in Texas ein Revolvermann, denn das kann man unschwer daran erkennen, wie er seinen Revolver trägt.

Wellington will es plötzlich wissen, denn er fragt: »Rourke, warum leben Sie in diesem Land? Warum sind Sie Scout?«

»Aaah, das wäre eine lange Geschichte, Captain«, erwidert Al Rourke, und nun ist in seiner Stimme ein Klang von trügerischer Sanftheit, so als wollte er schon allein mit seiner Stimme seine innerlichen Gefühle und Gedanken verbergen.

Sie reiten nun über die letzte Bodenwelle, die sie vom Gila River trennt.

Nun sehen sie den Fluss eine Viertelmeile vor sich inmitten von Palo-Verde-Hainen. Das Gelände senkt sich nur leicht.

»Da ist der Gila«, spricht Al Rourke lässig. »Captain, schlagen Sie das Camp inmitten eines Haines auf, selbst wenn Sie eine Lichtung schlagen lassen müssen. Die Truppe braucht Deckung. Denn wenn die Nacht schwarz wird, sind Ihre Posten in Gefahr. Und wenn die Nacht hell genug ist, werden Pfeile fliegen. Captain, Sie werden in dieser Nacht die ersten Verluste haben. Und Sie können nichts dagegen tun.«

»Das werden wir ja sehen, Rourke«, schnaubt der Captain. »Sie können so klug reden, aber eine Lösung haben Sie auch nicht – oder?«

»Nein, denn Apachen sind in solchen Nächten wie Schlangen. Sie müssen ihre Männer stets in Deckung halten. Das ist die einzige Chance. Apachen kämpfen auch in den Nächten. Da unterscheiden sie sich von den Reiterstämmen der Hochprärie. Denn diese fürchten sich davor, dass die Seelen ihrer Toten in den Nächten nicht den Weg zum Sammelplatz der Seelen, also nach »Wanagi Yata« finden und ewig umherirren müssen. Die Apachen haben einen anderen Glauben. Die sterben auch in der Nacht ohne Furcht. Also halten Sie Ihre Truppe die ganze Nacht in Deckung.«

Er reitet nach diesen Worten wieder an.

Denn unten am Fluss, da ist Pat Alvarez aus einem Palo-Verde-Hain aufgetaucht und schwingt seinen alten Hut, so als wollte er signalisieren, dass hier der beste Platz für das Camp wäre.

Als Al Rourke bei ihm ist, lässt Windy Pat wieder furzend seine Winde aus dem Körper. Dann aber fragt er: »Hast du es ihm gesagt, Al?«

Al Rourke nickt nur.

3

Captain Wellingtons Truppe schlägt im letzten Licht des sterbenden Tages das große Camp auf. Die sechs Bagagewagen bilden eine Wagenburg. Aber sie müssen zwischen sich große Lücken lassen, weil es nur sechs sind. Wellington müsste für eine große, dichtgeschlossene Wagenburg zwei Dutzend Wagen haben.

Und so wird er sich seiner Schwäche bewusst.

Ja, es ist eine Schwäche. Er kommandiert mehr als hundert Mann. Und dort draußen irgendwo sind vielleicht nur ein Dutzend Apachen, wenn er Al Rourke glauben darf.

Aber trotz seiner großen Übermacht muss er Verluste befürchten. Das kann und will er noch nicht so richtig glauben und ahnt dennoch, dass der Scout mit seiner Warnung nicht übertrieb.

Er inspiziert dann das Camp. Es wurde dicht am Fluss aufgeschlagen. Sie mussten in den Palo-Verde-Hain auch eine Lichtung schlagen.

Innerhalb der Wagenburg, die ja eigentlich keine ist, weil die Abstände von Wagen zu Wagen zu groß sind, befinden sich auch die Pferde der Truppe und die Maultiere der Bagagewagen.

Es herrscht große Enge, zumal die Truppe jetzt abkocht, die Soldaten sich also ihr Essen zubereiten, wie es unterwegs üblich ist.

Und üblich ist es, dass sich die Soldaten stets zu vier Mann zusammentun.

Jede dieser kleinen Gruppen hat ihr eigenes Feuer. Hier braten sie den Speck und die Tortillas, kochen den Kaffee.

Brennmaterial gibt es genug am Flussufer. Es blieb liegen vom letzten Hochwasser nach einem Unwetter.

Wellington geht von Feuer zu Feuer und spricht mit seinen Männern. Es ist seine Absicht, sie alle zu einer verschworenen Gemeinschaft zu formen, einer Truppe, in der jeder für den anderen einsteht.

Aber er spürt ständig den Atem einer Abneigung, eines Trotzes und begreift wieder einmal mehr, dass diese Männer nur Soldaten wurden, weil dies ihre letzte Rettung vor dem völligen Absturz war und sie deshalb nur unter Zwang funktionieren. Er kann von ihnen keinen Idealismus erhoffen.

Aber dennoch begreift sicherlich jeder, dass sie nur durch Zusammenhalt überleben können.

Nun, er versucht es also mit Worten, will ihnen das Gefühl geben, dass sie ihm vertrauen können, er keine Fehler machen wird als Truppenführer, die sie mit ihren Leben bezahlen müssen.

Sie sind wortkarg.

Und immer dann, bevor er eines der Kochfeuer verlässt, spricht er die gleichen Worte: »Männer, wenn diese Nacht schwarz wird, könnten lautlose Pfeile in unser Camp fliegen. Bleibt also am Boden, erhebt euch nicht. Denn selbst in einer pechschwarzen Nacht hebt sich ein stehender Mann gegen dunklen Himmel ab.«

Als er das wieder mal an einem der Feuer spricht und sich danach abwenden will, da fragt einer der Soldaten borstig: »Sir, was ist, wenn die Pfeile unsere Tiere töten oder zumindest verwunden??«

Es ist eine biestige Frage.

Aber Wellington erwidert hart: »Soldat, dann müssen Sie laufen. So einfach ist das.«

Er geht davon.

Die vier Soldaten sehen ihm nach in der Dämmerung, die durch den Rauch der Feuer noch verstärkt wird.

Dann spricht einer von ihnen: »Eigentlich ist er ein armer Hund, so wie wir alle. Er steht unter Befehl wie wir. Hoffentlich hört er auf unsere Scouts. Denn wenn er das nicht tut …«

Er beendet den Satz nicht, und das muss er auch nicht.

Indes kehrt Wellington nach Beendung seiner Runde ans Feuer zurück, an dem seine beiden jungen Lieutenants und die zwei Scouts sitzen.

Er setzt sich nieder und spürt seinen Hunger.

Vom benachbarten Feuer kommt sein Bursche herüber und bringt ihm auf einem Brett den gebratenen Speck, zwei Tortillas und eine Hand voll Trockenobst, dazu einen Becher Kaffee.

Er beginnt zu essen, und immer wieder sucht sein Blick den des Scouts Al Rourke.

Schließlich fragt er kauend: »Rourke, ich kann es nicht glauben, einfach nicht glauben und auch nicht hinnehmen. Wir sind mehr als hundert Mann. Und dort draußen sollen nur ein paar Apachenspäher sein. Und dennoch muss ich Verluste befürchten. Ich kann es nicht glauben.«

Der Scout verzieht den hartlippigen Mund zu einem grimmigen Grinsen und erwidert: »Seit grauer Vorzeit sind Apachen die gefährlichsten Guerillas der Welt, glauben Sie es mir, Captain. Sie kämpfen schon seit dem Tag, da Coronado mit seinen Soldaten in dieses Land kam, ums Überleben. Und sie wissen, dass sie zum Untergang verurteilt sind. Aber sie waren immer Eroberer und besitzen einen außergewöhnlichen Freiheitsstolz. Carlos kämpft um sein Land. Er weiß, dass er den Kampf nicht gewinnen kann, aber er wird bis zum letzten Atemzug zurückschlagen. Wir Weißen sind die Eindringlinge, nicht er. Sie können mit Ihrer Truppe die Apachen nur schlagen, wenn Sie sie sehen und in der Überzahl sind – und wenn das Gelände nicht zu unübersichtlich ist. Nur dann! Sonst werden Sie stets verlieren.«

Al Rourke verstummt hart, aber dennoch ist ein Klang von Mitgefühl in seiner Stimme. Wellington spürt ihn und starrt den Scout staunend an.

Dann aber fragt er hart: »Rourke, warum reiten Sie mit uns? Hassen Sie die Apachen oder ist Ihr Sold hoch genug für diesen Job?«

Als der Captain endet, da starren auch die beiden schweigsamen jungen Lieutenants den Scout an.

Windy Pat Alvarez aber lässt wieder einmal knatternd seine Winde ab. Aber daran haben sich alle schon gewöhnt, selbst die beiden Lieutenants, die aus vornehmen Familien stammen, einst in West Point ausgebildet wurden und nun zu einer rauen und primitiven Truppe in einem primitiven Land gehören.

Aber sie alle warten vergebens auf eine Antwort des Scouts.

Dieser spricht vielmehr: »Captain, lassen Sie nun alle Feuer löschen. Alvarez und ich, wir werden gleich das Camp verlassen und dort draußen lauern. Wahrscheinlich können wir ein paar Apachen umbringen.«

Als er die letzten Worte spricht, klingt seine Stimme leidenschaftslos, aber sie alle spüren dennoch einen Hass, den er tief in sich verborgen hält.

Und so fragen sich die drei Offiziere, was die Apachen dem Scout Al Rourke angetan haben. Sie müssen ihm etwas angetan haben.

Master Sergeant Hogjaw Pesulsky geht nun durchs Camp. Seine Stimme klingt ruhig: »Löscht die Feuer! Bleibt am Boden, ihr stolzen Krieger der US-Armee. Euer Präsident denkt Tag und Nacht an euch wie ein Vater an seine Söhne, oho! Die eingeteilten Posten halten sich in Deckung der Wagen. Und ihr anderen stolzen Krieger träumt schön, am besten von nackten Weibern.«

Pesulskys Stimme trieft nur so vor Hohn und Sarkasmus.

Dann wird es still im großen Camp. Selbst die Pferde und Maultiere schnaufen und stampfen nicht mehr in der Enge. Sie sind in vielen Reihen angebunden an ausgespannten Leinen.

Über ihnen am Nachthimmel jagen kleine Nachtfalken. Diese Nacht ist zu dunkel. Sie könnten selbst mit ihren Falkenaugen keine Beute am Boden erblicken.

Al Rourke und Pat Alvarez aber schleichen hinaus aus dem Camp und hinunter zum Gila. Bevor sie sich trennen, flüstert Rourke: »Furze nur nicht zu laut in der schwarzen Nacht. Dann finden sie dich schnell.«

Einige Stunden sind vergangen. Wellington hat zwei Stunden geschlafen und wird jäh wach. Er war müde und ausgebrannt. Eigentlich hätte er tief und fest schlafen müssen nach diesem langen Tag, so wie seine Soldaten. Er hört sie nun überall im Camp schnarchen. Es gibt viele Schnarcher in seiner Truppe.

Vielleicht hat auch er geschnarcht. Eine Frau in Fort Laramie, mit der er ein Verhältnis hatte, obwohl sie verheiratet war mit einem Wagenzugbesitzer, der mit seinem Frachtwagenzug Fort Laramie und die Siedlung beim Fort – es war schon fast eine kleine Stadt geworden – mit Waren und Nachschub versorgte, sagte ihm das manchmal.

Ja, vielleicht hat auch er vorhin geschnarcht und ist von seinem eigenen Schnarchen geweckt worden.

Doch er glaubt es nicht. Er weiß plötzlich, dass sein Instinkt ihn weckte.

Und so liegt er still da und lauscht angespannt.

Doch er kann nichts hören außer den normalen Geräuschen und Lauten in der Wagenburg, die so durchlässig ist wegen den großen Abständen der Wagen zueinander.

Er blickt zum Himmel hoch. Doch dort ist nur Schwärze, tiefe Dunkelheit.

Nun beginnt es zu regnen.

Dieser Regen ist gewiss eine Wohltat für das Land, denn er kommt zu selten, manchmal viele Wochen und Monate nicht.

In Wellington steigt ein böser Zorn hoch.

Verdammt, denkt er, wir können keine Feuer brennen lassen, dürfen keine Laternen anzünden und unser Camp beleuchten. – Und das nur, weil dort draußen ein paar Apachen umherschleichen. Verdammt, wenn ich sie bei Tage zu sehen bekomme, dann werde ich sie jagen.

Aber dieses Vorhaben kann ihn nicht trösten.

Er beginnt immer mehr zu begreifen, dass er in solch schwarzen Nächten wehrlos ist mit seiner schwerfällig reagierenden Truppe. Noch nie hat er sich so hilflos gefühlt. Und so verharrt er lauschend und wünscht sich, dass nichts passieren wird.

Die Stunden vergehen zwischen Mitternacht und Morgengrauen.

Wellington kann nicht mehr einschlafen, wartet auf etwas und hofft, dass es nicht geschehen wird.

Und er kann nichts tun, als auf die Wachposten vertrauen, von denen je zwei in Deckung der Wagen verharren.

Wellington wird sich wieder bewusst, wie sehr hier alles anders ist.

Normalerweise müssten die Posten um das Camp patrouillieren. Und jeder Posten müsste sich mit seiner Nummer melden nach Abschreiten seines Sektors.

Das würde sich dann so anhören: »Posten eins keine besonderen Vorkommnisse.«

Und so würde dieser Ruf von Posten zwei und von allen anderen Posten aufgenommen und weitergegeben.

Doch dieses Camp ist kein stolzes Armeecamp.

Hier müssen die Posten lauschend verharren.

Es ist dann fast schon Morgen. Der schwarze Himmel wurde etwas heller. Und auch der leichte Regen hat aufgehört.

Da kracht ein Schuss in die Stille der sterbenden Nacht. Eine Stimme stößt einen verzweifelt klingenden Schrei aus.

Da und dort schrecken die Schläfer auf. Zwei weitere Schüsse krachen.

Die Stimme des Master Sergeanten Pesulsky brüllt: »Bleibt unten am Boden! Nicht hochkommen ohne Deckung!«

Doch es ist offenbar zu spät. Denn einige der Schläfer sprangen auf, vielleicht noch schlaftrunken.

Von draußen kommen Pfeile geflogen. Man hört ihr Zischen und dann das dumpfe Einschlagen in Körper.

Eine heisere Stimme kreischt: »Ich bin getroffen! Ich habe einen Pfeil im Bauch! Oh, ihr verdammten roten Hurensöhne, warum stellt ihr euch nicht am Tag, ihr …«

Die Stimme bricht ab.

Nun krachen weitere Schüsse. Wellingtons Männer schießen nach allen Seiten aus dem Camp. Und ihre Mündungsfeuer erhellen für Sekundenbruchteile die Nacht, aber auch ihre Standorte.

Die Apachen bleiben lautlos. Sie stoßen keine Kriegsschreie aus.

Dann aber krachen unten am Gila zwei Revolver. Die Schüsse fallen in schneller Reihenfolge.

Nun wird es still.

Nach einer Weile hört man Al Rourkes Stimme vom Fluss heraufrufen: »Wir kommen! Ballert nur nicht auf uns! Die Apachen sind jetzt weg bis auf drei! Aber die sind tot. Wir kommen!«

Es dauert noch eine Weile, und das erste Grau steigt im Osten auf und eröffnet die graue Stunde, in der es auf dieser Erde keine Farben gibt auch keine Schatten.

Rourke und Pat Alvarez tauchen auf.

Wellington erwartet sie und empfängt sie mit den bitteren Worten: »Sie haben es richtig vorausgesagt, Rourke. Wir haben die ersten Toten. Die Roten sind in unser Camp geschlichen. Sie haben …«

Die Stimme versagt ihm vor Zorn und Hilflosigkeit zugleich.

Doch Sersch Pesulsky spricht für ihn: »Zwei Posten mit den Messern und drei mit Pfeilen erwischt. Wie viele habt ihr erledigt?«

Seine Frage klingt hart.

»Drei«, erwidert Al Rourke, »nur drei. Die Nacht war noch zu dunkel dort unten am Gila. Nur drei.«

Er sieht Wellington im Morgengrauen an und spricht fast tröstend: »Captain, solche schwarzen Nächte sind selten. Diese Nacht wird sich sobald nicht wiederholen.«

4

Am nächsten Tag erreicht die Truppe gegen Abend eine zerstörte Farm.

Sie finden sieben Tote, drei Männer, drei Frauen und ein größeres Kind, ein Junge, der schon zu groß oder zu alt war, um aus ihm einen Apachenkrieger machen zu können. Also wurde er ebenfalls getötet, denn er würde ja eines Tages ein weißer Krieger werden in der Denkweise der Apachen.

Die Farmer hatten offensichtlich einige alte Gebäude der Vorbesitzer wieder aufgebaut oder ausgebessert. Er sind Gebäude und Hütten aus Adobe. Deshalb brannten nur die Maisstrohdächer mitsamt der Einrichtung.

Die Adobemauern stehen noch, wenn auch geschwärzt vom Rauch.

Die drei Frauen wurden vergewaltigt.

Captain Wellington braucht dann nur eine einzige Stunde, um sich zu entscheiden.

Er spricht zu seinen beiden Offizieren, den Scouts und den Sergeanten: »Wir bleiben hier. Dies wird mein Stützpunkt. Zuerst machen wir den versauten Brunnen wieder brauchbar. Rourke, Sie begleiten Lieutenant Clayton. Er rückt morgen bei Tagesanbruch mit einer Doppelpatrouille aus und folgt der Fährte dieser Horde. Noch Fragen, Rourke?«

»Keine«, erwidert dieser nur.

Sie beerdigen die Toten noch vor Nachtanbruch. Der Captain spricht einige Worte an den Gräbern. Mehr kann nicht getan werden, doch die Truppe wird sich bewusst, dass es keine Gnade geben kann für Carlos und dessen Horde. Natürlich sehen sie das aus der Sicht der Weißen. Carlos und seine Horde sehen es anders. Und so ist es wie immer wieder auf der Erde. Es wird Krieg geführt.

Captain Wellington lässt dann sein Zelt aufschlagen. Es ist ein Kommandeurszelt, so wie es ihm zusteht. Denn er ist ja Truppenkommandeur.

Als er bei Laternenschein an seinem Klapptisch sitzt und den Tagesbericht ins Buch schreibt, so wie es seine Pflicht ist, denn er hat ja ein Kriegstagebuch zu führen, da hält er immer wieder inne.

Denn er sieht das Bild der verstümmelten Leichen vor sich. Diese Sippe hier wollte sich am Gila für immer festsetzen, und das ist ihr auch auf bittere Art gelungen. Denn ihre Körper werden hier für immer zu Erde. Vielleicht aber bekommen ihre Seelen einen guten Platz im Jenseits.

Dann denkt er daran, dass er den noch so jungen und unerfahrenen Lieutenant Clayton mit vierundzwanzig Mann und dem Scout hinaus auf Apachenjagd schicken muss. Ja, er muss. Denn wozu sonst wurde er ins Gila-River-Land geschickt mit mehr als hundert Mann?

Er versucht sich Carlos vorzustellen.

Denn Carlos ist sein Gegner. Er muss ihn vernichten. Doch Carlos hat ihm schon die ersten Verluste zugefügt.

Wann wird er ihn zu sehen bekommen?

Sind sie füreinander bestimmt von einem Schicksal, welches nur einen von ihnen überleben lässt?

Viele Fragen sind in Captain Wellington.

Alles ist hier anders als in Wyoming und am Bozeman Trail hinauf nach Montana.

Am nächsten Morgen muss er also Lieutenant Clayton hinausschicken. Wenigstens kann er ihm den Scout Al Rourke mitgeben, dem er eine Menge zutraut.

Mit wie vielen Männern werden sie zurück zum Camp Gila kommen?

Ja, er wird diesen Militärposten Camp Gila benennen.

Der Bursche bringt ihm das Abendessen ins Zelt. Sie nennen ihn einfach nur Blinky, denn er wirkt stets sauber und adrett. Er ist noch jung, kaum älter als zwanzig Jahre. Oder täuscht sein Aussehen nur und ist er doch einige Jahre älter?

Blinky fragt: »Sir, haben Sie sonst noch Befehle?«

Wellington schüttelt den Kopf, aber als Blinky Haltung einnimmt und eine Kehrtwendung machen will, um das Zelt zu verlassen, da fragt er: »Soldat, was hat Sie zur Armee geführt?«

Blinky hält inne, und sein Lächeln wirkt nun hart und spöttisch zugleich.

Dann erwidert er: »Sir, in Ihrer Truppe hat fast jeder Soldat seine Geheimnisse. Und keiner ließ sich freiwillig anwerben. Ich war ein Satteltramp und musste zwischen zwei Möglichkeiten wählen. Entweder wurde ich Bandit oder Soldat. Darf ich gehen, Sir? Oder haben Sie noch weitere Fragen?«

Wellington schüttelt stumm den Kopf. Und da verschwindet Blinky.

Wellington aber starrt ins Leere, so als suchte er etwas, dann beginnt er wieder in das Kriegstagebuch zu schreiben und den angefangenen Satz zu vollenden, bevor er zu essen beginnt.

Er schreibt:

… werde ich mich hier am Gila festsetzen und Camp Gila befestigen. Morgen sende ich die erste Patrouille hinaus. Sie soll der Fährte der Apachenhorde folgen und herausfinden, ob es sich um Carlos’ Horde handelt. Ich werde Lieutenant Clayton den Befehl geben, sofort den Kampf zu suchen und keine Gnade zu kennen.

Capt. C. Wellington

l7. August 1871

Er klappt das Buch zu und beginnt seinen Hunger zu stillen.

Am nächsten Morgen – die Sonne ist noch nicht hoch genug, um den Tau zu tilgen und die Nebel zu fressen – nimmt die Patrouille die Fährte auf.

Al Rourke reitet eine Viertelmeile voraus. Dies ist so üblich, sein Job als Scout. Er soll jeden Hinterhalt und jede andere Gefahr rechtzeitig vor der Truppe erkennen können und diese warnen.

Lieutenant Clayton folgt mit Sergeant McNally und vierundzwanzig Mann. Dies nennt man eine Doppelpatrouille.

McNally ist ein erfahrener Sergeant, und es wird darauf ankommen, ob der junge Lieutenant auf ihn und den Scout hören wird.

So reiten sie also nach Westen. Die Fährte folgt dem Gila bis zur San-Pedro-Mündung und biegt dann nach Norden ab in Richtung Bradshaws Mountains, die in weiter Ferne im Sonnenlicht sichtbar werden.

Lieutenant Ben Clayton reitet zum ersten Mal in einem Feindgebiet auf Patrouille, und er gleicht irgendwie einem Nichtschwimmer, den man ins kalte Wasser wirft und der ertrinken wird, wenn er nicht sofort das Schwimmen erlernt.

Dennoch ist Clayton mächtig stolz. Denn er glaubt an sich und hält sich für klug genug, diese erste Bewährungsprobe zu bestehen.

So reiten sie also Meile um Meile, Stunde um Stunde, folgen der Fährte und sehen zumeist ihren Scout Al Rourke vor sich.

Manchmal sitzen sie ab und führen die Pferde eine Meile. Auch das ist Vorschrift bei der Kavallerie bei langen Tagesritten.

Der Tag wird heiß. Noch vor der Mittagsrast flimmert die Hitze über dem Boden. Männer und Pferde schwitzen. Der Staub vermischt sich mit ihrem Schweiß und verursacht ein juckendes Brennen.

Sergeant McNally stillt dennoch seinen Durst mit Brandy aus seiner Feldflasche.

Einmal bringt der leichte Wind den Brandyduft bis zum Lieutenant hin, der ja nur ein oder zwei Schritte weit vor dem Sergeanten reitet.

Clayton wendet sich halb im Sattel und blickt auf seinen bärtigen Sergeanten zurück. McNallys Miene wirkt ausdruckslos. Doch in seinen etwas schrägen Augen, die schon seine schottischen Vorfahren hatten, ist ein Glitzern. Es ist ein warnendes Funkeln, welches der junge Lieutenant sofort zu deuten weiß.

Und nun beweist dieser Junge aus West Point, dass er tatsächlich nicht so dumm ist, um sich auf Patrouille mit einem erfahrenen Sergeanten anzulegen.

Und so wendet er sich wieder nach vorn, sieht Al Rourke vor sich und am Boden die deutliche Fährte der Horde.

Das Land wird unübersichtlicher, bietet tausend verborgene Winkel für alle Lebewesen. Überall sind rote Felsen zwischen leuchtendem Grün, manche so groß wie Kathedralen. Dann wieder öffnen sich Canyons und führen in grüne Täler hinein, in denen es Quellen gibt.

Es ist ein schönes Land, leicht ansteigend zu den Bradshaws im Norden.

Al Rourke stellt sich weit vor der Patrouille in den Steigbügeln auf und schwingt seinen alten Hut.

Und so ruft Clayton über die Schulter zurück: »Anreiten zum Trab!«

Er reitet dann selbst an. Hinter ihm tönt das »Johooo« seiner Männer.

Und weil sie nun schneller in Bewegung sind, flattert sogar der Wimpel.

Als die Patrouille dann bessere Sicht in das Tal bekommt, da sehen sie die Reste einer Farm. Da es in diesem Tal genügend Wald gibt, wurden die Hütten und das Haupthaus aus Holz errichtet.

Und so hat es mächtig gebrannt und wurde zu Asche.

Al Rourke empfängt den Lieutenant mit den Worten: »Ich denke, die Leute hier haben sich selbst getötet und sind als Tote in ihrem Haus verbrannt. Sie wollten der Horde nicht lebend in die Hände fallen. Und das wären sie, würden sie das brennende Haus verlassen haben.«

Lieutenant Clayton schluckt mühsam und nickt.

Dann blickt er in Al Rourkes rauchblaue Augen und fragt: »Haben Sie irgendwelche Vorschläge, Mister Rourke?«

Dieser blickt kurz auf den Sergeanten McNally und sieht denn wieder Clayton an.

»Die Horde ist etwa vier Stunden vor uns«, spricht er. »Sie hat hier eine Menge Zeit gebraucht! Sehen Sie, die Asche raucht noch, ist heiß. Aber vor Nachtanbruch können wir die Horde nicht einholen. Dann wird ihr Vorsprung wieder größer – es sei denn, sie wird wieder aufgehalten, so wie hier. Letzteres könnte morgen sein. Denn da vor uns gibt es weitere Farmen, einige Minen und auch kleine Ranchos. Lieutenant, morgen werden wir kämpfen müssen. Und dann sind wir verdammt weit vom Gila-Camp entfernt. Wollen Sie das wagen?«

Clayton denkt nach. Er sieht auch den Sergeanten an, dann wieder seinen Scout. Dann spricht er heiser: »Ich muss, Mister Rourke, ich muss. Das ist mein Befehl. Und ich kann nicht ins Patrouillenbuch schreiben, dass ich meinem Befehl nicht gefolgt bin, sondern gekniffen habe. Wir müssen die Horde einholen und angreifen.«

Er wendet sich im Sattel: »Anreiten!«

Seine Stimme überschlägt sich etwas.

Und so reiten sie an in der Spätnachmittagshitze.

Das Johooo klingt trotzig, so als wären sie bereit, dem Teufel ins Maul zu spucken.

Sie reiten bis in die späte Nacht hinein, halten erst an, als die Pferde nicht mehr können. Doch dann lässt der Lieutenant marschieren, Meile um Meile bis nach Mitternacht.

Es ist eine helle Arizonanacht mit all den Sternen und einem vollen Mond.

Al Rourke kann die Fährte gut erkennen und sie sicher führen.

Dann aber müssen sie anhalten bei einer Wasserstelle. Sie können nicht mehr.

Nur Al Rourke spricht trocken: »Ich reite noch ein Stück weiter. Vielleicht sind sie gar nicht mehr weit vor uns. Denn da weiter im Norden gibt es eine kleine Mine.«

Er reitet auf seinem mageren und hageren Criollo wieder an. Sie sehen ihm nach. Clayton fragt seinen Sergeanten: »Was reitet der für ein Pferd? Warum bricht das nicht zusammen?«

»Das ist ein Criollo, Sir«, erwidert der Sergeant. »Dieses Tier stammt von den Vollblütern der Spanier ab, die diese aus arabischer Zucht bezogen und dann selbst gezüchtet haben. Und hier mischten sich die Nachkommen dieser Tiere später mit anderen. Criollos sind Mustangs mit arabischem Blut. Die können hundert und noch mehr Meilen ohne Pause laufen.«

Als der Sergeant verstummt, blickt ihn der Lieutenant ungläubig an.

Er argwöhnt fast, dass der Sergeant mit ihm etwas macht, was Soldaten als Verarschung bezeichnen würden. Er möchte auch fragen, ob McNally wirklich den Unsinn glaubt, den er soeben von sich gab.

Doch er lässt es bleiben.

Im Morgengrauen bricht die Patrouille wieder auf. Der junge Lieutenant will es nun wissen. Vielleicht gleicht er jetzt einem jungen Bluthund, der nicht mehr von der Fährte zu bringen ist und nicht weiß, dass die Fährte eine Wolfsfährte ist.

Sie können im ersten Tageslicht auch die Fährte ihres Scouts sehen.

Nach einigen Meilen wird der graue Tag sonnenhell.

Dann treffen sie auf Al Rourke, der neben seinem Pferd an einem Felsen sitzt und zähes Rauchfleisch und Armeezwieback kaut.

Al Rourke deutet mit dem Messer, welches er zum Schneiden des Rauchfleisches braucht, auf das dunkle Maul einer Schlucht und spricht: »Die Schlucht ist eine knappe Meile lang. Sie führt in ein kleines Tal. Dort liegt die Mine. Die Horde wird vielleicht noch dort sein.«

Er verstummt irgendwie zögernd und nachdenklich.

Clayton aber wird nun beherrscht von einer starken Ungeduld und gleicht abermals einem jungen und noch unerfahrenen Bluthund, der blindlings vor Gier auf das Wild losstürmen will.

»Na los, dann sehen wir nach!« So knirscht der Lieutenant.

Aber Al Rourke schneidet sich noch ein Stück Rauchfleisch ab und schiebt es in den Mund.

Er sitzt immer noch am Felsen, lehnt den Rücken dagegen und macht ganz und gar nicht den Eindruck, aufstehen zu wollen. Er schüttelt sogar kauend den Kopf und spricht dann warnend: »Lieutenant, dies alles sieht nach einem Apachenspiel aus. Wenn wir Carlos vor uns haben, dann haben wir es gewiss nicht mit einem Dummkopf zu tun. Der weiß längst, dass wir seiner Fährte folgen und wir ihn fast eingeholt haben, weil er durch seine Überfälle immer wieder aufgehalten wurde. Es könnte sein, dass die Schlucht eine Falle ist. Er kann sich leicht denken, dass wir zur Mine wollen. Wollen Sie wirklich in die Schlucht reiten, Lieutenant?«

Die Frage klingt irgendwie nachsichtig.

Clayton denkt nach. Er sitzt noch im Sattel. Hinter ihm verharrt die Doppelreihe seiner Reiter. Er sieht auch den Sergeanten neben sich an. Doch McNally wartet ab wie immer. Er hat es längst aufgegeben, jungen Offizieren Ratschläge geben zu wollen.

Clayton aber wird nun wütend. Er fühlt sich so verdammt allein und muss eine Entscheidung treffen.

»Mister Rourke«, knirscht er, »Ihre Vermutungen sind mir zu unsicher. Wir reiten in die Schlucht.«

Da erhebt sich der Scout und sitzt wenig später im Sattel. Er reitet zuerst in die Schlucht hinein, so wie es seine Pflicht als Scout ist.

5

In diesen Tagen fällt Sally Malton immer wieder in eine tiefe und aussichtslose Hoffnungslosigkeit.

Doch dann sieht sie wieder ihre Kinder. Sie kann auf Jim und Bill hinunterblicken, denn sie sitzt auf einem Maulesel, welcher rechts und links zwei Beutel hängen hat wie Satteltaschen. Und in jedem dieser Beutel befindet sich einer der Zwillinge.

Zwei Apachenkrieger sind bei ihr. Sie laufen zu Fuß, traben Meile um Meile im Wolfstrott. Und weil das Gelände rau und unwegsam ist, müssen sie den Maulesel oft ziehen und schieben.

Dann muss auch Sally laufen oder klettern.

Manchmal beginnen die beide Kleinen zu weinen, zornig zu schreien. Es passt ihnen ja alles nicht, was ja nur zu verständlich ist.

Dann halten sie kurz an. Einer der Krieger flösst den Kleinen einige Schlucke Tizwin ein, macht sie also betrunken, sodass sie in einen tiefen Rauschschlaf fallen. Sally kann nichts dagegen tun, und eigentlich ist es ihr auch recht so. Denn so spüren die Kleinen nicht ihre Leiden.

Manchmal erreichen sie eine verborgene Wasserstelle, welche gewiss nur den Apachen bekannt ist. Dann kann sie die Kleinen waschen, sich auch selbst erfrischen.

Die beiden Apachenkrieger sprechen kein Wort, starren sie immer nur mit ihren schwarzen Augen an, in deren Tiefe eine kaum gebändigte Wildheit lauert.

Sie ist sicher, dass sie vergewaltigt werden würde, hätte Carlos sie nicht zu seiner Frau erklärt. Und so müsste sie ihm eigentlich dankbar sein.

Immer wieder fragt sie sich, was werden wird und ob es denn gar keine Hoffnung gibt für sie und ihre Kinder.

Da fallen ihr zuerst ihre wenigen Nachbarn ein. Doch deren Anwesen, Farmen, Ranchos, Siedlerstätten sind in den ersten Anfängen und auch die alten Minen der Spanier, die wieder hoffnungsvoll in Betrieb genommen wurden, sie alle sind meilenweit voneinander entfernt. Man besuchte sich gegenseitig nur selten in Abständen von vielen Wochen oder gar Monaten.

Und vielleicht wird von diesen Nachbarn keiner mehr zu Besuch kommen und entdecken, dass die Maltons ausgelöscht wurden, weil sie selbst überfallen und getötet wurden.

Nur ein einziger Mann fällt Sally Malton ein. Besonders in den Nächten jetzt unterwegs zum verborgenen Schlupfwinkel von Carlos, da denkt sie immer intensiver an diesen Mann.

Sein Name ist Allan Rourke, und er ist Scout bei der Armee.

Sein Auftrag ist es, überall das Land zu durchforschen, all die Neusiedler zu finden und deren Anwesen auf der Karte einzuzeichnen. Denn die Regierung will natürlich wissen, wie das noch leere Land besiedelt wird. Und so kam dieser Armeescout eines Tages auch bei ihnen vorbei.

Sallys Mann Jack und dieser Al Rourke wurden schnell Freunde. Und so besuchte Rourke sie immer wieder mit wochenlangen Abständen, wenn er das Land nach neuen Siedlern durchforschte.

Al Rourke hatte sie immer gewarnt und war davon überzeugt, dass die Apachen eines Tages wieder einem »Messias« folgen und einen Vernichtungskrieg beginnen würden.

Doch Sallys Mann hatte stets gesagt: »Wir Weißen werden immer zahlreicher und stärker in diesem Land. Und die Armee hat die verdammte Pflicht, alle Apachen zu befrieden, denn wozu ist sie sonst da in Fort Apache?«

Immer dann hatte Al Rourke bedauernd den Kopf geschüttelt und sie – Sally – angesehen. Sie erkannte dann stets einen Ausdruck von Bedauern in seinen Augen.

Und eines Tages erzählte er ihnen auch, dass er vor zwei Jahren selbst seine Frau und seinen kleinen Sohn verloren hätte, als Apachen während seiner Abwesenheit seine kleine Ranch überfielen. Doch man hätte die Leichen seiner Familie nicht gefunden. Sie mussten also entführt worden sein. Und deshalb war er als Scout zur Armee gegangen, weil er nur so die Chance sah, Patrouillen zu begleiten und selbst zu suchen. Er war auf den Armeesold angewiesen.

Völlig mittellos hätte er nicht suchen und nachforschen können.