G. F. Unger Sonder-Edition Collection 3 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Sonder-Edition Collection 3 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

5 spannende Westernromane von G. F. Unger lesen, nur 4 bezahlen!


G. F. Unger wird zu Recht als der beliebteste und erfolgreichste deutschsprachige Western-Autor gefeiert. Mit einer Rekordauflage von über 250 Millionen Exemplaren gehört er zur internationalen Spitzenklasse der Spannungsliteratur. Seine Epoche ist das späte 19. Jahrhundert, seine Schauplätze sind die unermesslichen Weiten des amerikanischen Westens, deren Grenzen von unerschrockenen Frauen und Männern immer weiter nach Westen verschoben werden, bis sie schließlich die Küste des Pazifiks erreichen.

Erleben Sie den amerikanischen "Wilden Westen", wie nur G.F. Unger ihn schildern kann: hart, authentisch, leidenschaftlich.


Dieser Sammelband enthält die Folgen 11 bis 15 der G. F. Unger Sonder-Edition:

Folge 11: Im Schatten der Coltritter

Folge 12: Einsam in der Hölle

Folge 13: Sündige Stadt

Folge 14: Das Paar aus Texas

Folge 15: Last Chance Camp

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Seitenzahl: 996

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Impressum

BASTEI ENTERTAINMENT Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG Für die Originalausgaben: Copyright © 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller Verantwortlich für den Inhalt Für diese Ausgabe: Copyright © 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln Coverillustration: Manuel Prieto/Norma ISBN 978-3-7325-6725-6

G. F. Unger

G. F. Unger Sonder-Edition Collection 3 - Western-Sammelband

Inhalt

G. F. UngerG. F. Unger Sonder-Edition 11 - WesternImmer noch gellt Jim Brady der Knall jenes Schusses in den Ohren, mit dem Abe Lockhardts Revolvermann seinen Vater niederschoss. Auch heute, nach zwanzig Jahren, hat er das blutige Geschehen nicht vergessen, das den Vater zerbrach und Mutter und Geschwister ins Elend trieb. Deshalb wurde er selbst ein Revolvermann und kehrte zurück in das Land, aus dem er als Zehnjähriger verjagt wurde. Lockhardt wird sich für seinen Größenwahn verantworten müssen, obwohl er noch mächtiger geworden ist und sich mit den berühmtesten Revolvermännern des Westens umgeben hat. Jim Brady weiß, dass er gegen Lockhardt kaum eine Chance hat. Es sei denn, die Männer um ihn sind keine ehrlosen Revolverschwinger, sondern Coltritter, denen es der Stolz verbietet, anders als im offenen Duell gegen einen Gegner anzutreten....Jetzt lesen
G. F. Unger Sonder-Edition 12 - WesternIch hatte John Cobb, dem Mann, der in Golden City das Sagen hatte, beim Pokern die Hosen ausgezogen. Aber zehntausend Dollar waren auch für ihn kein Pappenstiel. Also machte ich kurzentschlossen die Fliege, und es sah so aus, als sei ich John Cobbs Schergen tatsächlich entkommen. Allerdings war das kein Grund zur Freude, denn ich ritt mitten in einen Blizzard hinein. Doch wie durch ein Wunder entkam ich auch dieser Hölle. Und als ich dann noch der schönen Esther begegnete, begann ich beinahe schon an den Weihnachtsmann zu glauben. Dabei sollte mir Esther, dieses Luder, erst zeigen, was die Hölle ist....Jetzt lesen
G. F. Unger Sonder-Edition 13 - WesternIn Hope City, der Silberstadt, herrscht der Teufel. Eine straff organisierte Banditenmeute, deren Kopf niemand kennt, führt ein gnadenloses Regiment, treibt Schutzgelder ein, überfällt die Silbertransporte und die Kutschen mit den Lohngeldern. Niemand wagt es, sich den Höllenhunden entgegenzustellen, denn in ihrer skrupellosen Habgier schrecken sie vor keinem Verbrechen zurück. Der einzige Mann, der es mit ihnen aufnehmen könnte, ist Lin McAdam. Ein Wildpferdjäger, der auf der Pferdewechselstation seine ungezähmten Tiere an die Kutsche gewöhnt. Aber Lin McAdam ist das Kämpfen und Töten satt, und so haben die Silberbanditen und ihr geheimnisvoller Boss in Hope City leichtes Spiel. Doch das wird mit einem Schlag anders, als sie sich an Josefine Lamont, der Frau eines Spielers, vergreifen, die Lin einmal sehr geliebt hat....Jetzt lesen
G. F. Unger Sonder-Edition 14 - WesternDas Land am Fluss wurde von einer Bande Revolverschwinger terrorisiert, die jeden Aufschwung verhinderten und nicht duldeten, dass jemand gegen ihr Schreckensregiment aufbegehrte. Doch dann kam Alamo Brittlee mit seiner jungen Frau Conny nach Owyhee Bridge und kaufte einem alten Fährmann seine Fähre und seinen Store ab. Die beiden waren es, die dem Land die Wende brachten. Denn Alamo erwies sich als ein echter Texaner, der vor keinem Terror und keiner Übermacht zurückwich. Und Conny, seine Frau, stand ihm tapfer und selbstlos zur Seite....Jetzt lesen
G. F. Unger Sonder-Edition 15 - WesternAls Jim Whittaker in die wilde Goldgräberstadt kommt, ahnt er noch nicht, dass er in diesem Hexenkessel dem Mann begegnen wird, der seinen Freund Ollie auf dem Gewissen hat. Er weiß auch noch nicht, dass dieser Mann mit seinen Schergen die Stadt tyrannisiert und ausbeutet, dass er es auf Ollies schöne junge Witwe abgesehen hat und auch ihn, Jim, zerbrechen will. Aber wenn er es gewusst hätte, wäre ihm klar gewesen, dass der Tyrann noch nie einen verhängnisvolleren Entschluss gefasst hatte. Denn Jim Whittaker ist ein Kämpfer, und Männer von Clay Fairborrows Sorte haben ihm noch nie Angst gemacht....Jetzt lesen

Inhalt

Cover

Impressum

Im Schatten der Coltritter

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Vorschau

Im Schatten der Coltritter

Was zuvor geschieht:

Es ist an einem schönen Sonntagvormittag, als einer von Abe Lockhardts Revolvermännern vor das noch ziemlich armselige Farmhaus der Bradys reitet, während sein Boss Abe Lockhardt in einiger Entfernung verharrt und abwartet. Lin Brady, seine beiden Söhne, die kleine Tochter und Lena, seine Frau, treten auf die Veranda. Lin Brady hat seine Schrotflinte im Hüftanschlag und wirkt sehr entschlossen.

Doch seine Familie hinter ihm, die fürchtet sich. Denn die beiden Buben sind etwa acht und zehn Jahre. Und das Mädchen ist erst fünf.

Lena Brady aber flüstert ihrem Mann zu: »Lass dich nicht provozieren, Lin! Nicht von diesem Revolvermann. Denk daran, was wir ohne dich wären auf dieser verdammten Welt!«

Lin Brady hört es, und er zittert innerlich. Die Furcht schnürt ihm die Kehle zu. Er möchte etwas erwidern, doch er bringt kein Wort heraus. Er muss nur immer wieder hart schlucken.

So verharren alle eine Weile. Der Revolvermann sieht sich gelassen um und nickt schließlich.

Und als hätte er Lena Bradys Flüstern gehört, sagt er kühl: »Ja, Brady, was würde ohne dich aus deiner Familie werden auf dieser harten Welt.«

Als er es gesagt hat, greift er in die Innentasche seiner Jacke, holt einen Beutel hervor und wirft ihn Lin Brady vor die Füße. Es klirrt wie Hartgeld darin.

»Hundert Dollar«, sagt der Revolvermann. »Das ist der Preis, den Lockhardt dir freiwillig zahlt, damit du hier von der guten Wasserstelle verschwindest. Lockhardt braucht das Wasser für seine Rinder. Und er hat dir befohlen zu verschwinden. Also verschwinde! Jetzt sofort! Packt eure Siebensachen und spannt den Wagen an. Vorwärts!«

Damit hat er alles gesagt.

Denn es ist alles ganz einfach. Ein Cattleking lässt einen Siedler verjagen. Auf zweihundert Meilen in der Runde gibt es kein Gesetz. Nur allein die Macht des Stärkeren ist Gesetz.

Und der Mächtige heißt Abe Lockhardt.

Ja, so einfach ist das.

Der Siedler oder Farmer Lin Brady zittert nun am ganzen Körper.

Er ist kein Feigling, nein, dies ist er wirklich nicht. Auch ist er sich bewusst, dass er eine schussbereite Schrotflinte im Hüftschlag hält.

Aber zugleich ist er sich darüber im Klaren, dass es sein Tod sein würde, sollte er abdrücken. Dieser Revolvermann würde auch sterbend noch ziehen und blitzschnell schießen, bevor er tot zu Boden sinkt.

Von diesem Revolvermann geht etwas aus, was der Farmer Lin Brady wie einen Eishauch spürt, wie einen Todesatem.

O Vater im Himmel, denkt Lin Brady, soll ich es wagen? Kann ich das überleben? Der da ist einer von Abe Lockhardts Coltrittern, ein zweibeiniger Tiger, der es allein mit einer ganzen Mannschaft aufnehmen kann. Ich habe keine Chance gegen ihn, selbst mit meiner Schrotflinte nicht. Der tötet mich auch noch sterbend. Was wird dann aus Lena und den Kindern?

Doch trotz seiner Furcht hört er sich sagen: »Wir gehen hier nicht fort, nicht für hundert Dollar ja nicht mal für tausend. Wir haben hier drei Jahre hart gearbeitet. Verschwinden Sie, Mister! Oder ich schieße Sie vom Pferd!«

Die letzten Worte brüllt er wie ein Mensch, der sich selbst Mut machen will.

Und er hebt das Gewehr etwas höher.

Der Revolvermann aber fasst das als Drohung auf. Vielleicht glaubt er auch wirklich, dass Lin Brady abdrücken wird, und will ihm deshalb zuvorkommen. Jedenfalls erscheint wie durch Zauberei der Revolver in seiner Faust. Der Schuss kracht, die Kugel stößt Lin Brady herum und zerschmettert ihm das rechte Schultergelenk. Er lässt das Gewehr fallen und geht ebenfalls zu Boden. Die Frau und die Kinder kreischen voller Angst und Entsetzen – nur Jim Brady, der erst zehn Jahre alte Sohn, stürzt vorwärts und will die Schrotflinte aufgreifen.

Aber da wirft sich die Mutter auf ihn, hält ihn fest und ruft immer wieder: »Nein, Jim! Nein, Jim!«

Dies alles geschieht im Jahre 1850 in Texas.

Und dann vergehen zwanzig Jahre.

1

Es ist irgendwo in Arizona an einem Vormittag, als Jim Brady – inzwischen fast dreißig Jahre alt – einige Siedler und Farmer in die kleine Stadt Santa Rosa begleitet.

Als die fünf Wagen vor dem Store anhalten, erhebt sich dort auf dem verbreiterten Plankengehsteig ein Mann aus dem Schaukelstuhl, bei dessen Bewegungen man an einen hageren Wolf aus der Apachenwüste denken muss – so man einen solchen Wolf jemals zu sehen bekam.

Dieser Mann ist bekannt unter dem Namen Kingfisher, doch man nennt ihn zu beiden Seiten der Grenze – also im Arizona- Territorium und drüben in Sonora nur Colt-King, und er ist stolz auf diesen Namen.

Kingfisher tritt bis an den Rand des Gehsteigs und hakt beide Daumen in seinen Waffengürtel. Es ist ein sogenannter »Kreuzgurt«, denn Kingfisher ist ein Zweirevolvermann. Die Kolben seiner Waffen stehen vom Körper ab. Er ist so schnell beim Ziehen, dass man den Bewegungsablauf gar nicht richtig verfolgen kann, wenn man ihn bei der »Arbeit« sieht.

Er sagt laut genug, dass es alle auf den fünf Wagen hören können: »Haut ab! Hier gibt es nichts zu kaufen – nicht mal einen Hosenknopf. Haut ab! Im ganzen Land auf hundert Meilen im Umkreis gibt es nichts für euch. Begreift das endlich, ihr Dummköpfe!«

Damit hat er alles gesagt. In seiner Stimme klirrte eine eiskalte Drohung. Die kleine Stadt Santa Rosa wirkt wie ausgestorben. Alles hat sich verkrochen. Nur ein Hund trottet über die staubige Fahrbahn.

Doch es ist sicher, dass die Vorgänge hier beim Store genau beobachtet werden – hinter Fenstern, aus spaltbreit geöffneten Türen.

Diese kleine Stadt hält den Atem an.

Und ein einziger Revolvermann – ein sogenannter Coltritter – bewirkt das alles.

Kingfisher wippt leicht auf seinen Fußsohlen. Seine Füße stecken in feinsten Maßstiefeln aus Alabama. Zwischen seinen schmalen Lippen blinken die Zähne scharf und raubtierhaft. Sein Lächeln ist geringschätzig und verächtlich.

So war es auch schon damals, als die Ritter hochmütig auf die Bauern und Sklaven niederblickten. Und so ist es auch jetzt hier im Südwesten, wo ein Mächtiger mit Hilfe von Revolverschwingern regiert.

Aber dann ändert sich plötzlich alles.

Der Mann, der den ersten Wagen fuhr, springt in den knöcheltiefen Staub der Fahrbahn. Er geht langsam am Gespann entlang nach vorn und klopft dem Tier leicht gegen Schulter und Hals. Dann betritt er den Gehsteig und wendet sich Kingfisher zu. Dabei schlägt er seine Jacke zurück – und nun sieht man, dass er unter der langen Jacke einen Revolver trägt.

»He, Kingfisher, kennst du mich?« So fragt er ruhig.

Der sieht ihn an, schüttelt dann den Kopf.

»Nein«, erwidert er, »dich kenne ich nicht. Doch ich sehe, dass du dich gut getarnt hast. Ich hielt dich für einen dieser Stollenbrecher. Aber du bist offenbar einer von meiner Gilde. Sie haben dich angeworben, damit du ihnen den Weg zum Store freischießen sollst. Ist es so?«

»So ist es«, nickt der Mann, der den ersten Wagen fuhr. »Wir zwei werden es nun auskämpfen, Kingfisher. Mein Name ist Jim Brady.«

Als er es gesagt hat, zögert Kingfisher nicht länger. Denn es gibt nichts mehr zu sagen. Jetzt geht es nur noch darum, möglichst schnell zu sein und den kleinsten Vorteil zu nutzen.

Deshalb zieht Kingfisher nun ohne jede Warnung.

Und er ist schnell, sehr schnell, so schnell wie ein einschlagender Blitz. Es ist wie Zauberei. Ja, er ist ein Großer mit dem Colt.

Doch als er abdrückt, wird er im selben Sekundenbruchteil schon von Jim Bradys Kugel getroffen und herumgestoßen. Kingfisher trifft nicht, er schießt nur durch Bradys Jackenärmel, ritzt nicht mal Bradys Haut am Oberarm.

Und dann schießt Kingfisher noch dreimal – aber immer nur zwischen Brady und sich in den Boden. Denn der Revolver wurde ihm zu schwer, indes er auf die Knie geht.

Und mit seinem letzten Atem haucht er heiser: »O Hölle, ich bin …«

Weiter kommt er nicht mehr. Vielleicht wollte er noch sagen »… erledigt«, aber dazu reicht sein Atem nicht mehr.

Brady tritt mit noch rauchendem Colt zu ihm, blickt auf ihn nieder. Denn Kingfisher rollte sterbend auf den Rücken, so als wollte er noch mal den Himmel sehen.

Doch sein Blick ist leer.

Von den anderen Wagen springen die Menschen. Auch aus den Häusern und Geschäften der Stadt kommen sie nun heraus.

Jemand sagt: »Er hat ihn geschlagen. Er hat Colt-King geschlagen, der uns alle erpresste, der diese Stadt und dieses Land sterben lassen wollte. Er hat ihn besiegt. Jetzt wird alles anders. Colt-King war für seinen Auftraggeber das Geld nicht wert.«

Sie alle haben sich nun beim Store versammelt. Und vom toten Kingfisher blicken sie nun auf den wie ein Siedler und Schollenbrecher gekleideten Jim Brady.

»Bleiben Sie noch bei uns, Mister Brady?« So fragt eine Stimme.

Aber Jim Brady schüttelt den Kopf.

»Wählt endlich einen Sheriff«, spricht er. »Und bildet eine Bürgerwehr, wenn er Hilfe braucht. Ich bleibe nicht länger.«

***

Es ist nur zwei Stunden später, als Jim Brady in der Postkutsche sitzt, die von Nogales über El Paso nach San Antonio fährt.

Er bekommt einen Platz in der hintersten rechten Ecke, lehnt sich hinein und zieht sich den Hut übers Gesicht. Man meint, er wäre eingeschlafen, so wie es fast alle Reisenden tun oder zumindest zu tun versuchen.

Aber er könnte beim besten Willen nicht schlafen. Es sind zu viele Gefühle und Gedanken in ihm.

Und ein Gedanke wiederholt sich immer wieder: Colt-King Kingfisher war meine letzte Probe. Er war der Berühmt-Berüchtigtste von allen. Da ich ihn besiegen konnte, kann ich es mit jedem anderen seiner Sorte aufnehmen, mit jedem von Abe Lockhardts Coltrittern. Ich werde sie Mann für Mann schlagen, bis Abe Lockhardt allein ist.

Ja, dies sind immer wieder seine Gedanken.

Und dann erlebt er noch einmal in seiner Erinnerung, wie es damals war, als einer von Abe Lockhardts Revolvermännern seinem Vater die Schulterkugel zerschmetterte und ihn somit zum Krüppel machte.

Schon damals wollte er als zehnjähriger Bub an seines Vaters Stelle weiterkämpfen. Doch die Mutter hinderte ihn daran, die Schrotflinte aufzunehmen.

Oh, die Mutter …

Bei dem Gedanken an sie möchte er die Bilder der Erinnerung vor seinen Augen zum Stillstand bringen. Denn es sind zu traurige und bittere Erinnerungen. Er möchte sie nicht wieder aufleben lassen, obwohl er sie niemals vergessen konnte. Denn schließlich machten sie ihn zu einem Revolvermann, zu einem Coltritter, der den Revolver so trägt wie damals die Ritter und degenfechtenden Kavaliere ihre Schwerter und Degen.

Aber er stand stets auf der Seite der Kleinen.

Das war der Unterschied. Er kämpfte niemals für die Machterhaltung der Mächtigen, sondern stets dagegen. Damals packten sie ihre Siebensachen und fuhren zum nächsten Doc. Doch dieser konnte nicht viel tun für den Vater. Eine zerschossene Schulterkugel war nicht zu reparieren. Lin Brady, der es wagte, mit einer Schrotflinte gegen einen Revolvermann zu bestehen, blieb sein ganzes Leben ein Krüppel und wurde zum Säufer.

Die hundert Dollar waren schnell verbraucht.

Es gab für die Brady-Familie nur Elend und Not. Als Bettler zogen sie von einem Ort zum anderen. Erst als die beiden Buben größer waren und da und dort Arbeit fanden, wurde es etwas besser.

Sie lebten in armseligen Hütten, arbeiteten als Farmhelfer. Die Mutter wusch Wäsche und flickte Kleidung. Und der Vater trank sich stetig dem Tod entgegen.

Als er dann betrunken in einen Wassertrog fiel und darin ertrank, ging es der Brady-Familie etwas besser. Denn es vergeudete niemand mehr das mühsam erarbeitete Geld. Aber das Glück war ihnen nicht lange hold. Das große Unglück kam erst noch. Sie erkrankten an Typhus. Auch die kleine Schwester, die gewiss einmal eine Schönheit geworden wäre. Nur Jim Brady überlebte. Als Halbwüchsiger kam er zu einer Horde von Banditen, die zu beiden Seiten der Grenze Pferde und Rinder stahlen, aber auch andere Überfälle verübten.

Irgendwann ging er seinen eigenen Weg.

Und dann kam der Krieg gegen die Nordstaaten. Nein, er wurde nicht Soldat.

Doch er versorgte die Südstaaten-Truppen mit Pferden und Rindern aus Mexiko.

Und er wurde ein Revolvermann, der es mit allen anderen Coltmännern aufnehmen konnte. Der letzte Beweis – sozusagen die letzte Prüfung – war Colt-King Kingfisher.

Jetzt ist er mit all seinen Erinnerungen unterwegs, um Rache zu nehmen an Abe Lockhardt. Nun fühlt er sich stark genug.

Sein Lebensweg war hart. Nichts mehr auf dieser Erde ist ihm fremd, was die Menschen betrifft. Er wurde ein misstrauischer einsamer Wolf.

Und er macht Abe Lockhardt verantwortlich für den Untergang seiner Familie.

Wäre er, Jim Brady, seinerzeit auch an der Seuche gestorben, so hätte Lockhardt nie wieder etwas von den Bradys gehört, die er damals mit vielen anderen Siedlern und kleinen Farmern aus dem Lande verjagte. Doch jetzt …

Ob dieser Abe Lockhardt wohl spüren, fühlen oder ahnen kann, dass Unheil auf dem Wege zu ihm ist? Ob er jetzt dann und wann ein unbehagliches Gefühl hat?

Aber wahrscheinlich hat er die Brady-Familie längst vergessen. Für ihn waren sie ja alle nur armselige Siedler und kleine Farmer, mieses Kroppzeug, das in seinem Schatten lebte und ihn am Größerwerden hinderte.

Jim Brady zog in den vergangenen Jahren mehrmals Erkundigungen ein über Abe Lockhardt und dessen Rinderreich.

Lockhardt wurde noch mächtiger und erhält sich diese Macht immer noch wie vor zwanzig Jahren mit Hilfe der Revolvermänner, die ihm dienen wie Ritter einem König, was sie gewissermaßen zu Coltrittern macht.

2

Die kleine Stadt heißt nun »Lockhardt City«. Früher, vor zwanzig Jahren, war es nur eine Relais-Station der Post- und Frachtlinie, die vom Golf über Laredo durch das Rio Grande Valley Fahrgäste und Frachten nach El Paso transportiert.

Damals hießen die paar Hütten und Schuppen nur »Lockhardt Station«.

Nun wurde eine kleine Stadt daraus, die von der mächtigen Lockhardt Ranch und dem Durchgangsverkehr lebt, nicht zuletzt aber auch von einigen Dutzend Farmern, Siedlern und Kleinranchers, die Abe Lockhardt an seinen Grenzen duldet wie ein Mächtiger einige Vasallen, die ihm deshalb zur Treue verpflichtet sind. Denn ein Vasall ist ein Lehnsmann, verpflichtet zu treuen Diensten für seinen Herrn, wofür er das Lehen zur Nutznießung so lange behält, wie er seinem Lehnsherrn die Treue hält.

Dieser Lehnsdienst stammt noch aus dem Feudalsystem des Mittelalters.

Aber Abe Lockhardt praktiziert ihn, wie so viele andere Mächtige in dieser Welt, von der viele Menschen in der alten Welt glaubten, sie kämen in ein Asyl der Freiheit. Jim Brady ist der einzige Passagier, der in Lockhardt City die Postkutsche verlässt. Er ist immer noch wie ein Farmer gekleidet, hat nur wenig Gepäck in seiner Reisetasche und hat seinen Revolver abgeschnallt. Er trägt ihn unter der Reservewäsche in der Reisetasche verborgen.

Während er sich vor der Post- und Frachtstation noch umsieht und überlegt, wohin er gehen soll, hört er den Fahrer der Postkutsche rufen: »Barney, ich brauche ein anderes linkes Vorderrad! Verdammt, ich bin froh, dass ich noch bis hierher gekommen bin mit dem Ding. Vorwärts, Barney! Ein linkes Vorderrad! Der Radreifen löst sich, weil die Feuerschweiße nicht richtig klebt, o verdammt! Was war das nur für ein Schmied!«

Jim Brady steht nur zwei Yard von diesem linken Vorderrad entfernt. Nun tritt er näher und sieht sich den Schaden an.

Ja, der Fahrer hat es richtig gesagt. Die beiden sich überlappenden Enden des Radreifens wurden durch eine Feuerschweiße verbunden. Doch wahrscheinlich verwandte der Schmied nicht genug Quarzsand, um ein Oxydieren zu verhindern. Jedenfalls lösen sich nun die beiden Lappen voneinander.

Eine ältere, hagere Frau und ein junger Helfer sind mit dem Begleitmann der Kutsche indes dabei, das Sechsergespann gegen ein frisches einzutauschen, das schon bereitstand für den Gespannwechsel.

Die Frau – sie trägt Hosen wie ein Mann, doch sie sind ihr viel zu weit – ruft über die Schulter, indes sie am Geschirr hantiert: »Da können wir dir nicht helfen, Pete. Barney liegt flach. Den hat ein verrückter Gaul getreten beim Eisenbeschlagen. Der hat sich den Brustknochen von diesem Pferdebiest brechen lassen. Wir haben kein linkes Vorderrad für die Kutsche in Reserve. Sieh zu, dass du noch bis zur nächsten Station kommst.«

»Bin ich verrückt?« So brüllt der Fahrer. »Bin ich so beknackt, dass ich mit einem Rad weiterfahre, das keine drei Meilen mehr hält? Verdammt, es wird doch wohl in dieser lausigen Stadt noch einen anderen Mann geben, der …«

»Doch, den gibt es«, mischt Jim Brady sich ein. »Ich könnte das machen.«

Nun wenden sie sich ihm alle zu: die Frau, der Helfer, die beiden Männer der Postkutsche und auch die Fahrgäste, von denen inzwischen einige aus der Kutsche stiegen, um sich die Beine zu vertreten oder den Schaden am Vorderrad zu besichtigen.

Sie alle sehen ihn an.

Die Frau fragt knapp: »Und Sie können das wirklich, Mister?«

Jim Brady nickt.

»Ich bin zufällig Schmied«, erwidert er. »Und ich suche irgendwo Arbeit für eine Weile.«

»Dann hat das Schicksal Sie hergeführt«, spricht die hagere und schon grauhaarige Frau fast feierlich. »Dann hat der Herr im Himmel mein Bitten gehört. Denn wir haben zurzeit eine Menge Arbeit. Wenn Sie den Reifen wieder in Ordnung bringen und keine Angst davor haben, vier Dutzend halbwilde Gäule zu beschlagen, dann können Sie eine Weile bleiben als Vertreter oder Ersatz für meinen Mann. Wir zahlen einen Dollar pro Tag und freie Unterkunft mit Verpflegung. Ich koche gut. Doch wenn Sie als Schmied nichts taugen, müssen Sie morgen schon verschwinden. Gut so?«

»Gut so«, erwidert Jim Brady, und er geht zur halb offenen Schmiede hinüber, um dort unter der Esse mit Hilfe des Blasebalgs das Feuer in Gang zu bringen, indes die Männer der Postkutsche das Rad abnehmen und zu ihm bringen.

Er wird den Reifen abnehmen müssen, um die bei den überlappten Enden neu durch eine Feuerschweißung zu verbinden. Dann muss er den gesamten Reifen erhitzen – »warm machen« sagt der Schmied – um ihn wieder auf das Rad zu bekommen. Er wird den Reifen dann abschrecken, also abkühlen, sodass sich das Eisen zusammenzieht und der Reifen wieder fest auf dem Rad sitzt.

Sie sehen ihm dann wenig später zu.

Der Helfer der Station geht ihm dabei zur Hand.

Und sie sehen alle, dass er ein guter Schmied ist, denn jeder Handgriff und Hammerschlag sitzt. Er bringt die Oberfläche der überlappten Reifenenden gerade richtig zum Schmelzen, bevor das Eisen verbrennt.

Er wirft einige Handvoll Quarzsand auf die geschmolzenen Oberflächen und verbindet alles mit einigen Schlägen zu einem nun wieder nahtlos gewordenen Reifen.

Als sie dann später das Rad wieder an die Vorderachse der Kutsche setzen, sagt die Frau zu ihm: »Sie können bleiben. Dort im Schuppen ist ein Quartier für Sie. Paco wird Ihnen alles zeigen. Wie ist Ihr Name?«

»Jim Linnehard«, erwidert Jim Brady und gibt somit seinen zweiten Vornamen als Nachnamen an.

»Und bei wem bin ich hier?«

»Bei den Bakers. Ich bin Anni Baker. Mein Mann ist Barney Baker, der Stationsmann und Schmied. Paco ist unser Helfer.«

Sie deutet auf den jungen Mexikaner.

Und dieser Paco grinst mit weißen Zahnreihen freundlich.

»Si, ich zeige Ihnen alles, Señor«, sagt er.

Die Kutsche fährt davon und lässt eine Staubwolke zurück.

Jim Brady sieht sich noch einmal um.

Ja, denkt er, es ist wohl Schicksal, dass ich mich hier gleich bei meiner Ankunft als Schmied tarnen kann. Dann folgt er Paco, der ihm sein Quartier zeigen will.

***

Den ganzen Nachmittag bis zum Abend hört man in der kleinen Stadt die klingenden Hammerschläge aus der Schmiede. Jim Brady beschlägt bis zum Abend ein halbes Dutzend halbwilder Pferde der Lockhardt-Ranch.

Dann wird er zum Abendbrot auf die Veranda des Wohnhauses der Bakers gerufen. Auch Paco, der ihm ein guter Helfer war, kommt gewaschen herüber.

Aber nicht Anni trägt das Abendessen auf.

Es ist ein Mädchen oder eine noch mädchenhaft wirkende junge Frau. So genau kann er dies im Laternenschein sogleich nicht erkennen.

»Ich bin Sally Baker«, sagt sie zu ihm und reicht ihm ihre Hand. »Ich bin die Tochter. Und ich freue mich, dass Sie eingesprungen sind. Wissen Sie, wir haben mit der Post- und Frachtlinie Verträge – auch mit der Lockhardt-Ranch. Sie kamen uns wie gerufen, Mister Linnehard.«

Er staunt sie an, und er vergisst in diesem Moment alles, was ihn hergeführt und die vielen Jahre immer wieder beschäftig hat.

Denn im Laternenschein sieht er eine Schönheit.

Ihr Haar muss bei Tageslicht die Farbe von Rotgold haben. Und ihre Augen sind grün. Sie ist eine junge Frau mit geschmeidigen Bewegungen, und sie spürt natürlich seine Bewunderung und lächelt irgendwie verständnisvoll.

»Ich bin hier in dieser Stadt die Lehrerin«, lächelt sie. »Überdies erledige ich für die Stadt allen Schriftverkehr und führe das Einwohnerregister, bin auch die Posthalterin. Nun wissen Sie alles über mich und brauchen nicht zu fragen. Sie hätten doch gefragt, was ein Mädchen wie mich hier in dieser kleinen Stadt festhält oder?«

Er nickt.

»Ja«, murmelt er, »das hätte ich gefragt.«

Wieder lächelt sie verständnisvoll.

»Oh«, spricht sie, indes sie sich setzt, »ich war schon eine Weile in der Welt draußen. Schließlich machte ich ja mein Examen in San Antonio als Lehrerin. Ich bin lieber hier. Und die paar Kinder brauchen mich. Wer brächte denen sonst etwas bei? Hierher zieht es keine Lehrer. Langen Sie zu, Mister. Meine Mutter kommt auch gleich. Und Paco kann es kaum erwarten, nach Ihnen zuzulangen. Paco ist höflich. Sie sind sein Boss.«

Sie lacht dabei. Anni Baker kommt nun aus dem Haus und setzt sich ebenfalls. Sie sagt: »Mein Mann lässt Sie grüßen. Ich habe ihm gesagt, dass Sie ein guter Schmied sind. Nun macht er sich keine Sorgen mehr.«

Sie beginnen zu essen.

Es ist noch warm. Die Laterne verbreitet mildes Licht.

Eine Unterhaltung beginnt.

Jim Brady hat das Gefühl, in den Kreis einer Familie aufgenommen zu sein.

Er ist bei freundlichen Menschen.

Und einen Moment lang vergisst er tatsächlich, was ihn hier herkommen ließ, was ihn gewissermaßen mit Gewalt hertrieb.

***

Nach dem Abendessen schlendert er durch die kleine Stadt. Die meisten Häuser sind aus Adobe errichtet, mit Dächern aus Maisstroh. Es scheint eine freundliche Stadt zu sein. Auf vielen Veranden oder auf den Gehsteigen sitzen Menschen und genießen die Abendkühle. Überall fallen Lichtbahnen aus offenen Türen und Fenstern. Man will die Abendkühle in die Häuser lassen.

Irgendwo in einem Haus singt eine junge Mutter ihrem Kind ein Abendlied. Es ist alles so friedlich, als gäbe es hier noch eine heile Welt.

Jim Brady erreicht einen Store, der noch geöffnet hat und erleuchtet ist. Über dem Eingang kann er lesen: Lockhardt’s Store.

Er tritt ein, um sich Tabak und Blättchen zu kaufen.

In einem Schaukelstuhl sitzt eine junge Frau – oder ist sie noch ein Mädchen – und strickt. Sie erhebt sich bei seinem Eintritt und legt das Strickzeug hinter sich auf den wippenden Stuhl.

Er greift an seinen Hut, und er wird sich bewusst, dass er zum zweiten Mal an diesem Tage ein wunderschönes Mädchen sieht. Ja, sie muss noch ein Mädchen sein, ganz sicher ist sie knapp über zwanzig. Im Lampenschein glänzt ihr schwarzes Haar wie Rabengefieder. Doch ihre Augen sind blau. Er glaubt auch, dass sie Sommersprossen hat. Aber sie ist wunderschön auf eine eigenwillige Art mit einem sehr lebendigen und ausdrucksvollen Mund und blinkenden Zähnen zwischen den Lippen.

Sie fragt lächelnd: »Was haben Sie für Wünsche, Mister?«

»Tabak«, sagt er. »Ich bin der neue Gehilfe des …«

»Ich weiß«, unterbricht sie ihn. »Die ganze Stadt weiß es. Wir hörten ja den ganzen Nachmittag die Hammerschläge klingen. Wollten Sie fragen, ob Sie als Gehilfe des Schmieds Kredit haben?«

Er nickt, denn ihm fällt rechtzeitig ein, dass er hier als armer Schlucker und durchreisender stellungsuchender Schmied auftritt. Er hat auch seinen Revolver gut in seinem Quartier versteckt. Denn eines ist klar: Wenn ein Fachmann seinen Revolver in die Hand nimmt – einer von Abe Lockhardts Revolvermännern zum Beispiel –, dann ist er entdeckt als Angehöriger der Coltritter-Gilde. Denn sein Colt ist von besonderer Art.

Auch sein Geld hat er gut versteckt.

»Ja, Lady«, sagt er, »ich würde gern bis zu meinem ersten Lohntag Kredit haben. Mein Name ist …«

»Jim Linnehard«, unterbricht sie ihn. »Mister, in dieser kleinen Stadt bleibt nichts verborgen. Da weiß man sogar, wenn eine unserer vielen Katzen Junge kriegt. Sie bekommen Kredit.«

Er lächelt dankend.

Dann sagt er ihr seine Wünsche. Er entschließt sich, außer Tabak und Blättchen auch noch ein Hemd und Unterzeug zu kaufen. Denn er wird bei seiner Arbeit als Schmied sehr schwitzen.

Als sie seine Einkäufe in ein Buch einträgt, fragt er: »Gehört Ihnen der Store, Lady?«

»Nennen Sie mich nicht Lady«, lächelt sie und schüttelt ihre schwarzen Locken. »Ich bin Georgia Clayborne. Sagen Sie Miss Georgia zu mir. Nein, mir gehört dieser Store nicht. Ich führe ihn für Abe Lockhardt. Mein Vater war einer seiner Reiter und starb im Kampf gegen Banditen. Natürlich sorgte Mister Lockhardt für meine Mutter und mich. Als ich groß genug war und meine Mutter starb, führte ich den Store allein weiter. Ist Ihre Wissbegier nun gestillt, Mister Linnehard?«

Ihr Lächeln nimmt ihren Worten die Spitze.

Er lächelt zurück und nickt: »Ja, nun weiß ich vorerst genug über Sie, Miss Georgia. Nennen Sie mich einfach nur Jim, ja?«

»Gern, Mister Jim.«

Sie hat ihm nun das Hemd und die Unterwäsche eingepackt. Er nimmt das kleine Paket und geht hinaus. In der offenen Tür hält er noch einmal inne und blickt zurück. In seinem Blick liegt Bewunderung.

»Nun sagen Sie es schon«, lächelt sie. »Alle Männer sagen es. Warum zögern Sie?«

In ihrer Stimme ist nun ein herausfordernder Ton.

Er nickt.

»Ja, Sie sind wunderschön, Miss Georgia«, sagt er.

»Schöner als Sally Baker?«

Sie fragt es fast begierig, und plötzlich tut sie ihm leid.

»Anders«, erwidert er. »Sie sind auf andere Weise schön, Miss Georgia. Man kann Sie und Sally Baker nicht miteinander vergleichen. Aber es ist ein Wunder, dass in dieser kleinen Stadt zwei so wunderschöne Mädchen leben.«

Er geht hinaus. Soeben noch war er von ihrem Anblick und ihrer Art irgendwie verzaubert. Aber dann fragte sie ihn, ob sie schöner als Sally Baker sei. Nun tut sie ihm leid, denn er ahnt ihre Probleme.

Doch gab es nicht damals schon den Schönheitswettstreit der Göttinnen, bei dem Paris der Schiedsrichter war?

Ist das nicht weiblich? Und verständlich?

Vielleicht sollte er doch nicht dies alles überbewerten und Mitleid mit ihr haben, sondern schmunzeln über weibliche Eitelkeiten.

Er geht weiter mit dem kleinen Paket unter dem Arm. Und nun ist er versucht herauszufinden, ob er auch im Saloon Kredit hat als Barney Bakers Schmied.

Er hat den Salooneingang fast schon erreicht und hält an der Ecke noch einmal an, um in die Runde zu wittern und etwas vom Pulsschlag und Atem dieser kleinen Stadt zu spüren, als er etwas hört.

Es ist der Hufschlag von trabenden Pferden. Reiter kommen in die Stadt hereingeritten. Ein ganzes Rudel muss es sein.

Er kann erkennen, dass einige Menschen da und dort von den Veranden in die Häuser verschwinden, Türen fallen zu. Da dadurch auch einige Lichtbahnen verschwunden sind, wird es dunkler. Es ist fast, als fielen Schatten über den kleinen Ort.

Und dann sieht er die Reiter kommen.

Es sind nur drei, doch sie haben etwa ein Dutzend lediger Sattelpferde bei sich. Diese Tiere tragen mexikanische Sättel, haben Sattelrollen am Hinterzwiesel und in den Scabbards Gewehre stecken.

Es sind ganz offensichtlich Pferde von Mexikanern, denn nur diese zäumen die Tiere so auf und reiten solche Sättel mit solchen Steigbügeln. Auch die bunten Decken unter den Sätteln deuten darauf hin.

Die Reiter halten wenige Yards von Jim Brady entfernt vor dem Salooneingang an. Im herausfallenden Lichtschein kann Jim sie recht gut betrachten.

Und er weiß, wer da gekommen ist.

Diese Sorte kennt er.

Abe Lockhardts Coltritter, denkt er. Ja, das sind welche von der Sorte. Damals genügte einer, um meinen Vater zum Krüppel zu machen und uns zu vertreiben. Diese hier sind zu dritt, und sie kommen von einer Menschenjagd zurück, darauf wette ich. Wem haben sie die Pferde abgenommen?

Indes sind die drei Reiter abgesessen. Einer von ihnen nähert sich ihm.

»He, wer bist du, Mann? Warum stehst du hier herum und staunst uns an?« So fragt der Mann barsch. »Dich kenne ich nicht. Bist du neu in dieser Stadt?«

»Yes, Sir«, erwidert Jim Brady. »Ich bin der neue Schmied, bis Mister Baker wieder gesund ist. Ich beschlage zurzeit die Pferde für die Lockhardt-Ranch, Mister. Und wer sind Sie?«

Der Mann tritt noch näher. Er ist so groß und so sehnig wie Jim Brady. Unter der Hutkrempe funkeln zwei scharfe, helle Augen im herausfallenden Lichtschein. Jim Brady vermeidet es, diesem Manne zu lange in die Augen zu sehen.

Auch das wäre gefährlich und könnte in diesem Coltritter einen Warninstinkt erwecken. Er muss hier eine unterwürfige Rolle spielen, so wie damals ein Bauer gegenüber einem Ritter.

Der Revolvermann grinst schmal.

»Nun gut«, sagt er, »du darfst in dieser Stadt bleiben. Jetzt kenne ich dich. Um in dieser Stadt und in diesem Lande bleiben zu dürfen, bedarf es einer Erlaubnis. Die hat dir jetzt Bruce Benteen gegeben.«

Er wendet sich ab und folgt den beiden anderen Männern in den Saloon.

Jim Brady verharrt noch. In ihm jagen sich die Gedanken und Gefühle.

Er denkt: Es ist immer noch so wie vor zwanzig Jahren. Sie beherrschen das Land und dulden nur Menschen dann, die ihnen nützlich sind. Sie werfen immer noch einen langen Schatten über alles. Es hat sich nichts geändert – nur einige dieser Coltritter sind zu alt geworden und haben Nachfolger bekommen. Aber sie alle sind von der gleichen Sorte.

Er versucht, sich noch einmal vorzustellen, wie jener Revolvermann aussah, der seinen Vater zum Krüppel schoss. Doch es vergingen zwanzig Jahre. Dieser Mann muss nun älter als fünfundvierzig sein und wird sich äußerlich verändert haben. Er weiß nicht einmal, wie er hieß.

Aber es geht nicht um diesen einen Revolvermann. Der führte ja nur Befehle aus. Es geht um das System, und dafür ist Abe Lockhardt verantwortlich.

Jim Brady bewegt sich endlich.

Er geht in den Saloon hinein.

Einen Moment verharrt er, bis sich seine Augen an das Lampenlicht gewöhnt haben. Er sieht einige Gäste, wahrscheinlich Cowboys der Lockhardt-Ranch. Sie spielen Billard oder Poker oder schäkern mit drei Mädchen. Es ist ein recht nobel eingerichteter Saloon. Eine geschwungene Treppe führt nach oben. Und ein Klavierspieler beginnt nun zu spielen.

Jim Brady fängt an zu begreifen, wie gut Abe Lockhardt für seine Reiter und sonstigen Arbeitskräfte sorgt. Hier bekommen sie alles, was sie erwarten können in einer kleinen Stadt, zu der sie dann und wann von ihren Vorwerken, Grenzhütten und Weidecamps reiten dürfen. Denn die wenigsten Reiter leben auf der Hauptranch. Diese große Mannschaft ist gewiss auf mehr als fünfzig mal fünfzig Meilen, also zweitausendfünfhundert Quadratmeilen, verteilt.

Als Jim dies denkt, wird er sich bewusst, gegen was und wen er hier kämpfen will.

Die Lockhardt-Ranch ist größer als manches europäische Fürstentum.

Und wahrscheinlich gehört dieser Saloon genauso Abe Lockhardt wie der Store, ja wie die ganze Stadt.

Er geht an das andere Ende des Schanktisches und wartet bescheiden, bis der Barmann zu ihm kommt. Er sieht die drei Revolvermänner ihre Drinks nehmen, und jetzt bei Lampenschein kann er sie noch besser betrachten.

Ja, sie sind wirklich Revolvermänner. Sie unterscheiden sich von den Cowboys so sehr wie Tiger von braven Hofhunden. Es geht etwas von ihnen aus, was man nicht so recht beschreiben, aber deutlich spüren kann. Vielleicht ist es die Ausstrahlung von Despoten, die Macht über Leben oder Tod haben mit ihren schnellen Colts und gewiss zum Nutzen und im Sinne der Lockhardt-Ranch nach eigenem Ermessen handeln dürfen. Sie blicken noch einmal zu dem neuen Schmied der Post- und Frachtstation.

Jim Brady versucht ein etwas einfältiges Grinsen, so als würde er um freundliche Duldung bitten. O ja, er hat sich gut getarnt. Und er war bei seinem Eintreten auch bemüht, sich möglichst plump und ungelenk zu bewegen, nicht wie ein geschmeidiger Reiter.

Er ist ja groß, dunkel und geschmeidig, bewegt sich sonst wie ein zweibeiniger Tiger mit lauernder Wachsamkeit, stets bereit für schnelle Reflexe und immerzu scheinbar langweilig witternd.

Doch jetzt wirkt er anders. Er hat es oft genug geübt, seitdem es feststand, dass er heimkehren wird in das Land, woraus die Bradys vertrieben wurden.

Er grinst also freundlich. Der Barmann schiebt ihm das Bier zu, lässt das volle Glas fast über den ganzen Schanktisch bis zu ihm gleiten.

Jim Brady trinkt, und man sieht ihm den Durst nach heißer Schmiedearbeit an. Jeder Schmied hat am Abend Durst und muss den Wasserhaushalt seines Körpers ausgleichen.

Die drei Coltritter kümmern sich nicht mehr um ihn. Sie nehmen nur jeder ein Bier und einen Schnaps. Dann gehen sie hinaus. Man hört sie fortreiten.

Der Barmann kommt zu Jim Brady.

»Ich weiß«, sagt er, »Sie sind der neue Schmied. Ich brauche neue Torgehänge für meinen Vorratsschuppen.«

»Ich sehe mir das morgen an, Mister. Sind Sie der Besitzer dieses Saloons?«

»Nein. Diese Stadt gehört Lockhardt. Ich bin Pat O’Neil. Ich führe diesen Saloon für Lockhardt. Doch ich kann nicht klagen. Nur die Post- und Fracht-Station gehört Lockhardt nicht. Aber man sagt, dass er bald die meisten Anteile an der Post- und Frachtlinie erworben haben wird. – Sie heißen Jim Linnehard?«

Jim nickt. »Habe ich Kredit bis zum ersten Lohn?« So fragt er.

»Selbstverständlich, Linnehard.«

»Dann möchte ich noch ein Bier. Und vielleicht erzählen Sie mir noch etwas über diese Stadt, dieses Land und Lockhardt, ja?«

»Und über was noch, Linnehard?« Der Barmann grinst.

Auch Jim Brady grinst.

»Ach ja«, sagt er, so als hätte er etwas vergessen. »Da wären noch diese beiden Mädchen. Die sind so schön wie man sonst nicht eine findet unter zehntausend. Wie kommt es, dass zwei so wunderschöne Mädchen in einer so kleinen Stadt bleiben?«

Pat O’Neil, der Barmann, lacht ein wenig unsicher. »Das finden Sie lieber selbst heraus, Linnehard«, sagt er dann. »Denn ich könnte nur Vermutungen äußern. Und da halte ich lieber den Mund.«

Er verstummt wieder mit einem verlegenen, unsicheren Lachen.

Dann muss er andere Gäste bedienen.

Jim Brady geht hinaus.

Und er weiß, er wird auch hinter dieses Geheimnis kommen.

Denn es muss wirklich ein Geheimnis geben um die beiden schönen und so verschiedenen Mädchen. Dass sie in solch einer kleinen Stadt bleiben, im Schatten der Lockhardt-Ranch, obwohl ihnen bei ihrer Schönheit die ganze Welt offen stünde, muss seinen Grund haben.

Er geht in sein Quartier im Schuppen. Paco schläft bei seiner Mutter am Rande der Stadt, wo sie einen Gemüsegarten haben und auch Geflügel halten. Es passt ihm gut, dass Paco, der Helfer, nicht auf der Station schläft und er, Jim, vielleicht sogar das Quartier mit ihm teilen muss.

Die Müdigkeit kriecht in Jim Brady hoch, und als sie in seinem Kopfe ist, da schläft er ein. Morgen wird er seine sämtlichen Glieder und Muskeln spüren. Er hatte lange nicht als Schmied gearbeitet.

Dennoch war er stolz an diesem Nachmittag, dass er es noch kann.

3

Am nächsten Morgen beginnt er nach dem guten Frühstück wieder seine Arbeit. Paco hilft ihm, und manchmal unterhalten sie sich. Auch Anni Baker kommt dann und wann und sieht zu.

Beim Mittagessen fragt Jim dann: »Darf ich mir am Sonntag ein Pferd ausleihen? Ich möchte etwas ausreiten und mich im Lande umsehen. Geht das, Mrs. Baker?«

»Sicher«, nickt sie. »Wir haben genügend Pferde im Corral mit unseren Brandzeichen. Dieser Brand schützt Sie vor den Lockhardt-Reitern. Die dulden nämlich keine Fremden im Land.«

Jim grinst.

»Gestern vor dem Saloon«, sagt er kauend, »hat mir ein gewisser Bruce Benteen die Erlaubnis gegeben, im Lande bleiben zu dürfen.«

»Dann ist es gut«, sagt Anni Baker. »Das brauchen Sie nur jedem Lockhardt-Reiter zu sagen. Es ist ein schönes Land. Sollten Sie an einen Creek kommen und ein paar Forellen erwischen, dann bringen Sie sie mir, ja?«

Er verspricht es und arbeitet dann bis zum Nachmittag.

Nun hat er alle Pferde beschlagen, die zu beschlagen waren.

Er macht sich auf den Weg zum Saloon-Schuppen, um Maß zu nehmen für die neuen Torgehänge.

Georgia Clayborne und Sally Baker treten aus dem Store. Sally hat dort offensichtlich eingekauft. Die beiden Mädchen betrachten ihn ernst. Er grüßt höflich und geht vorbei.

Irgendwie wundert es ihn, sie zusammen zu sehen. Denn als Georgia Clayborne ihn fragte, ob sie schöner sei als Sally Baker, da hörte sich das wie nach Eifersucht an. Aber offenbar sind sie Freundinnen.

Als er wenig später im Hof des Saloons die alten und schon arg verrosteten Torgehänge des Magazintores betrachtet, für die er neue anfertigen soll, kommt der Mann, der für Abe Lockhardt diesen Store führt, aus der Hintertür. Jim Brady erinnert sich, dass er Pat O’Neil heißt.

»Ich will sie so haben«, sagt O’Neil, »dass man das Tor nicht aushebeln kann. Da ist außer Bier eine Menge Feuerwasser und Wein gelagert. Wenn da mal ein paar durstige Saufkehlen hineinkommen, dann …«

Er bricht grinsend ab.

Sie unterhalten sich noch ein wenig. Aber dann fragt ihn Jim Brady: »Diese drei Revolvermänner gestern … Ich meine, die hatten sechs Sattelpferde bei sich, die offenbar Mexikanern gehörten. Ich frage mich schon eine ganze Weile, was das zu bedeuten hatte.«

Da grinst Pat O’Neil in der für ihn offenbar typischen Weise.

»Aaah«, beginnt er, »das ist ganz einfach zu erklären. Die Lockhardt-Weide ist riesengroß, ein gewaltiges weites und unübersichtliches Gebiet. Lockhardt hat gewiss fast hundert Reiter überall verteilt. Sie leben in Dutzenden von Grenzhütten und Vorwerken, ziehen auch als Brennmannschaften mit ihren Brennwagen durch das Land. Dieses Land ist voller Rinder und Pferde. Immer wieder kommen mexikanische Rinder und Pferdediebe über den Rio Grande und dringen tiefer als hundert Meilen in dieses Land hier zwischen dem Rio Grande und dem Pecos ein. Es gibt aber auch viele Vertriebene an den Grenzen von Lockhardts Machtbereich. Sie alle stehlen Rinder, Pferde, überfallen auch die Grenzhütten. Lockhardts Revolvermänner haben die Reiter dieser sechs Sattelpferde wahrscheinlich verfolgt, gestellt und getötet. Sie kennen keine Gnade. Und jeder von ihnen wiegt eine ganze Mannschaft auf. Sie verfolgen auch wilde Comanchen. Und oft reitet einer ganz allein hinter der Bande her und jagt ihr die heilige Furcht ein. Es herrscht ein ständiger Kleinkrieg. Aber Lockhardt machte sich viele Feinde. Seine Riesenranch gleicht gewissermaßen einem Riesenkuchen, von dem viele sich ein Stück abschneiden oder zumindest ein paar Krümel holen wollen. Doch seine Revolvermänner kennen keine Gnade. Es sind richtige Coltritter, die Lockhardt wie einem König dienen. Irgendwie muss er sie auf eine besondere Art auf sich eingeschworen haben. Aber vielleicht sind sie ihm deshalb so treu ergeben, weil sie in seinem Gebiet so selbstherrlich über Leben und Tod entscheiden können, weil letztlich die ganze Macht der Lockhardt-Ranch hinter ihrem Tun steht. Wer hier leben will, muss sich ihnen total unterwerfen.«

Jim Brady nickt nur stumm. Und er weiß, es hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren nur so viel verändert, dass Lockhardt mit seinen Revolvermännern dieses Gebiet noch absoluter beherrscht als damals. Denn jetzt muss er niemanden mehr vertreiben so wie damals die Bradys und andere. Jetzt muss er nur seine Grenze dicht halten und Eindringlinge vernichten.

Als Jim Brady wieder zur Schmiede beim Wagenhof geht, steht Georgia Clayborne in der Tür des Stores und ordnet einen Vorhang aus Holzperlen, der zwar die Luft in den Store lässt, aber zugleich auch die Fliegen abhält.

Sie blickt über die Schulter nach ihm. Ihr Haar glänzt, und ihre bauen Augen leuchten. Zwischen ihren vollen und so lebendigen Lippen blinken ihre weißen Zähne. Sie ist eine prächtige Katze, denkt Jim Brady und erwidert ihr Lächeln.

Nun wendet sie sich ihm mit einer geschmeidigen Bewegung zu. Und lächelnd fragt sie: »Hat Sally Ihnen schon den Kopf verdreht, Jim? Träumen Sie schon von ihr in den einsamen Stunden der Nacht?«

Er geht sofort auf das Spiel ein.

»Ich träume von euch beiden«, erwidert er. »Und ich kann mich nicht entscheiden. Vielleicht müsste ich erst mal herausfinden, in welchen Armen es schöner ist.«

»O verdammt«, faucht sie. »Für einen angeräucherten Ambossknecht sind Sie ziemlich frech und selbstbewusst.«

»Yes, Lady.« Er grinst und geht weiter.

Wenig später arbeitet er wieder in der Schmiede, obwohl es schon später Nachmittag ist.

Wenn er dann und wann eine Pause macht, hört er aus einem Adobeschuppen die Stimmen der Schulkinder und deren Lehrerin. Sally unterrichtet dort dreizehn Kinder zwischen sieben und zwölf Jahren. Als die Schule gegen Abend aus ist und die Kinder heimgehen, kommt Sally an der halb offenen Schmiede vorbei.

Er hat die Torgehänge fertig. Sie liegen vor dem Amboss im Sand.

Sie hält inne und betrachtet ihn forschend.

Er glaubt in ihrem Blick so etwas wie eine Einladung erkennen zu können. Und dann hört er sie auch schon sagen: »Wenn Sie am Sonntag ausreiten wollen, Jim, um sich ein wenig in der Gegend umzusehen und auch ein paar Forellen im Creek zu fangen, reite ich gern mit Ihnen.«

Es ist ein klares Angebot.

Aber er schüttelt den Kopf.

»Nein, lieber nicht«, murmelt er. »Ich würde mich zu sehr in Sie verlieben, Sally, und keine Ruhe mehr finden. Ich bin ja nur auf der Durchreise. Gewissermaßen ein wandernder Schmied. Sally, Sie sind zu schön und zu reizvoll für mich.«

Da schüttelt sie den Kopf.

»Mein Vater wird nie wieder arbeiten können«, spricht sie. »Wahrscheinlich wird er sterben. Der Gaul hat ihn zu schlimm getreten. Sie würden bleiben können, Jim. Diese Station braucht einen Schmied. Vielleicht will ich Sie hier festhalten.«

Nach diesen Worten geht sie weiter und verschwindet im Wohnhaus.

Er verharrt noch bewegungslos.

Und wieder hat er das Gefühl, dass etwas nicht stimmt mit diesen beiden Mädchen. Sie interessieren sich zu sehr für ihn, versuchen offensichtlich, etwas mit ihm in Gang zu bringen.

Dabei gibt er sich doch absichtlich plump und ungelenk. Spielt einen Mann auf der Durchreise, dem das Geld ausgegangen ist und der sich als Schmied ein paar Dollars für die Weiterfahrt verdient.

Es gibt in diesem Lande eine Menge Männer, unter denen sie wählen könnten.

Irgendwie verspürt er Warnsignale tief in seinem Kern.

***

Zwei Tage später ist Sonntag. Nach dem Frühstück sattelt sich Jim einen unauffälligen Braunen und schnallt hinten sein Bündel fest. Er ist für einen langen Tag ausgerüstet mit Proviant, Angelzeug – und Colt. Ja er holte auch seinen Colt aus dem Versteck hervor und tat ihn in das Bündel.

Dann reitet er aus der Stadt.

Obwohl es schon zwanzig Jahre her ist, erinnert er sich noch recht gut an die Formationen der Hügelketten, Senken, Täler und Canyons, an die Läufe der Creeks und die Lage der wichtigen Wasserstellen. Denn in dem Jahr, bevor der Vater zum Krüppel geschossen wurde und die Bradys das Land verließen, nahm ihn der Vater immer wieder mit auf die Jagd. Sie brauchten das Fleisch.

Er nimmt sich Zeit, reitet da und dort auf die Hügel, von denen er eine weite Sicht hat. Meile um Meile entfernt er sich von der Stadt.

Überall sieht er Rinderrudel, besonders in der Nähe der Wasserstellen oder der Wald- und Buschinseln. Zweimal erblickt er Reiter, die das Land durchstreifen, und er ist sicher, dass auch er von den Hügelkämmen aus gesichtet wird.

Doch weil er sich so offen zeigt, kann er ziemlich sicher sein, dass man ihn nicht für einen Fremden hält. Gegen Mittag erreicht er dann jenen Creek, den er schon als kleiner Bub als guten Forellen-Creek zu schätzen wusste.

Hier hält er an, um zu angeln, und isst dabei ein wenig vom kalten Proviant, der aus einigen zusammengerollten Speckpfannkuchen vom Frühstückstisch besteht.

Eine Stunde später jedoch hat er mehr als ein halbes Dutzend prächtiger Forellen gefangen und zwei von ihnen an Stecken über der Glut eines Feuers gebraten.

Als er die erste zu essen beginnt, erhält er Besuch.

Er weiß noch nicht, ob der Reiter zufällig auf einem Inspektionsritt den Creek entlangkommt oder ob man ihn als Fremden erkannt hat und ihm auf den Zahn fühlen will.

Als der Reiter bei ihm und dem Feuer hält, da weiß Jim, wer da gekommen ist.

Dieser hartgesichtige Bursche ist kein einfacher Weide- oder Grenzreiter, kein normaler Cowboy.

Einer von Abe Lockhardts Coltrittern ist gekommen.

»Hallo, Mister.« Jim Brady grinst zu dem Mann hoch, denn er hockt immer noch am Feuer und hält die aufgesteckte Forelle in den Händen. »Da ist noch eine«, sagt er dann. »Die müsste jetzt gar sein. Sie sind eingeladen.«

Der Mann warf längst schon einen Blick auf das Brandzeichen von Bradys Pferd.

Dann sitzt er ab, nimmt den Stecken mit der Forelle und pustet darauf, bevor er vorsichtig seine schmalen Lippen in die Nähe des gebratenen Fisches bringt.

Dabei betrachten seine harten Augen den auf den Absätzen hockenden Jim Brady.

Jim sah den Mann noch nie. Er gehörte nicht zu jenen drei Revolvermännern, die mit den sechs ledigen Sattelpferden durch die Stadt kamen und im Saloon einen Drink nahmen.

Kauend fragt der Mann: »Wer bist du? Du kannst hier nicht einfach herumreiten, Fische fangen und dich umsehen. Auch nicht mit diesem Brandzeichen am Gaul. Wenn du keinen vernünftigen Grund angeben kannst, ziehe ich dir die Ohren lang.« In seiner Stimme ist die ganze Arroganz eines selbstherrlichen Burschen. Ja, so redeten wohl im Mittelalter auch die Ritter zu unterwürfigen Bauern oder Leibeigenen.

Und so redeten die Revolvermänner auch zu seinem Vater.

In Jim Brady steigt die kalte, böse Wut hoch. Und er denkt: Das ist einer von ihnen. Von dieser Sorte wurden wir Bradys ins Unglück gestürzt und litten Not, bis außer mir alle an Typhus starben. Dabei hätten wir glücklich werden können in diesem Land, wenn nicht einer von ihnen in Lockhardts Auftrag zu uns gekommen wäre.

Das also sind seine bitteren und rachsüchtigen Gedanken. Und wer kann sie ihm übel nehmen? Nur ein Heiliger hätte anders empfinden und denken können.

Fast hätte er den Fehler gemacht, diesen Revolvermann in seine Augen sehen zu lassen.

Der Mann wäre dann von einer Sekunde auf die andere gewarnt gewesen wie vom Rasseln einer Klapperschlange.

Doch Jim blickt nicht in die harten Augen des Coltmannes, sondern erwidert unterwürfig: »Sir, ich bin der neue Schmied in Lockhardt City. Ich arbeitete die letzten Tage für die Lockhardt-Ranch, deren Brand ich an Ihrem Pferd sehe, Sir. Mister Bruce Benteen gab mir die Erlaubnis, im Lande bleiben zu können.« Der Revolvermann, dessen Namen Jim Brady noch nicht weiß, gibt keine Antwort. Er verspeist stehend seine Forelle, benutzt dazu nur eine Hand, während die andere stets in der Nähe des Revolverkolbens schwebt – und das, obwohl Jim Brady offensichtlich unbewaffnet ist.

Er wirft dann die Reste des Fischs mitsamt dem Stecken ins Feuer und sitzt wieder auf. Das alles geschieht wortlos. Aber als er im Sattel sitzt, spricht er auf Jim Brady nieder: »Bleib in Zukunft in der näheren Umgebung der Stadt, bis wir dich länger und besser kennen. Reite nie wieder mitten in Lockhardt-Gebiet hinein. Wir lassen uns nicht ausspionieren, sodass die Rinder- und Pferdediebe wissen, wo die besten Coups zu landen sind. Pack dich! Hau ab!« Damit hat er alles mit kalter Härte und Unduldsamkeit gesagt.

Und eine Handbewegung unterstreicht noch seine Worte. Nun wartet er auf die sofortige Ausführung seines Befehls, und es gibt keinen Zweifel daran, dass er dem Schmied gleich Beine machen wird.

In Jim Brady vibriert alles. Er zittert innerlich. Wieder ist das Bild vor seinen Augen, wie damals seih Vater vor Furcht zitterte, obwohl er eine schussbereite Schrotflinte im Hüftanschlag hielt.

Nun, Jim Brady zittert nicht vor Furcht wie sein Vater. Es ist die Erinnerung, die ihn innerlich vibrieren und zittern lässt – und fast kann er sich nicht mehr länger unter Kontrolle halten und den unterwürfigen, ungelenken Schmied spielen, der den Ritter respektiert.

Nur der Gedanke, dass er waffenlos ist und vorerst keine Chance hat, seinen Revolver aus dem Bündel zu holen, lässt ihn alles herunterschlucken.

Er beeilt sich, sattelt sein Pferd und schnallt das Bündel am Hinterzwiesel fest. Dann sitzt er auf und sagt: »Yes, Sir, ich reite zur Stadt zurück.«

»Das will ich dir auch geraten haben, Ambossknecht«, spricht der Revolvermann.

Jim Brady wendet ihm auf dem Pferd seinen Rücken zu und reitet davon.

Aber als er den nächsten Hügelkamm überquert hat, hält er an, steigt ab und geht die wenigen Yard zurück. Auf dem Bauch liegend, betrachtet er den Revolvermann. Dieser setzt seinen Weg jetzt fort und folgt auch weiter dem Verlauf des Creeks. Offenbar hält er Ausschau nach irgendwelchen Fährten. Denn an vielen Stellen ist der Creek wegen der Steilufer nicht zu überqueren. Es gibt nur wenige Übergangsstellen. Und diese müssen alle Reiter benutzen.

Von seinem erhöhten Platz aus kann Jim Brady den Verlauf des Creeks gut verfolgen. Er macht einen großen Bogen, der fast ein Halbkreis ist. Überall sind Wald und Buschinseln.

Wenn Jim Brady auf der Sehne dieses Halbkreises reiten würde, könnte er sehr viel früher als der Revolvermann am anderen Ende des Halbkreisbogens ankommen, denn dieser beträgt gewiss mehr als zwei Meilen. Auch beeilt sich der Ritter nicht sonderlich.

Jim entschließt sich ganz plötzlich.

Denn er ist ja nach zwanzig Jahren zurückgekommen, um ein System zu bekämpfen.

Und jetzt wird er damit anfangen.

Aber erst öffnet er das Bündel hinter dem Sattel, holt den Revolver mit dem Gurt heraus und legt ihn sich um. Er schnallt das Holster fest ans Bein und untersucht nochmals den Revolver.

Dann sitzt er auf und reitet los.

Nachdem er den Creek durchritten hat, findet er überall gute Deckung.

Er muss etwa eine Meile reiten, dann erreicht er einige große Bäume und hält in deren tiefen Schatten. Einige Male stellt er sich in den Steigbügeln auf und zieht zur Probe den Revolver.

Er wird schnell sein müssen, sehr schnell.

Einen Moment lang zweifelt er, ob der Revolvermann kommen wird. Er könnte ja den Creek irgendwo verlassen haben und nach Norden geritten sein. Denn der Creek fließt im Halbkreis von Westen nach Osten.

Aber dann hört er ihn kommen.

4

Der Mann reitet im Schritt zwischen zwei von viel Grün umgebenen Felsen hervor und entdeckt den im Schatten der alten Bäume wartenden Reiter sofort.

Er hält an – wachsam und misstrauisch. Noch hat er Jim Brady nicht erkannt. Doch Brady treibt sein Pferd ein paar Schritte vorwärts.

Da flucht der Mann und fragt scharf: »Bist du verrückt geworden?«

»Nein«, erwidert Jim Brady, »das gewiss nicht. Doch ich trage jetzt meinen Colt. Das ändert alles, Mister. Mit dir fange ich an.«

»Was fängst du an, Eisenklopfer? Oder bist du gar kein Schmied?«

»Ich habe bei einem Schmied gelernt, Revolverschwinger. Ja, ich bin ein Schmied – ein guter Schmied. Doch noch besser als mit dem Schmiedehammer bin ich mit dem Colt. Ich kam zurück in dieses Land, um Abe Lockhardts System zu zerstören. Dazu muss ich erst seine Revolverschwinger ausrotten.«

»Aha«, murmelt der Mann, macht eine Pause und spricht dann: »Ich bin Linus Grant. Wer bist du?«

»Jim Brady.«

Nachdem sie sich auf diese Art gegenseitig bekannt machten, schweigen sie eine Weile, warten lauernd.

Dann spricht Linus Grant: »Wenn der Rabe wieder krächzt …«

»Gut!«

Jim Brady sagt es knapp.

Und nur eine einzige Sekunde später krächzt der Rabe irgendwo in der Luft hoch oben. Sie ziehen und schießen, sehen in ihre Mündungsfeuer.

Dann fällt Linus Grant aus dem Sattel.

Und Jim Brady atmet langsam aus.

»Du warst der Erste«, murmelt er heiser.

Er reitet näher heran, blickt auf den Mann nieder. Doch dieser ist tot. Mit einem Loch in der Stirn stirbt jeder. Und so ist es also geschehen.

Was nun?

Er lauscht aufmerksam. Die Schüsse waren weit zu hören. Waren andere Reiter in der Nähe, die jetzt nachsehen kommen? Aber es rührt sich nichts, noch nicht. Jim weiß, dass er jetzt nicht einfach heimreiten kann. O nein, so geht das nicht. Er muss seine Fährte verwischen oder diesen Linus Grant von diesem Ort hier fortbringen. Denn sonst wird ein guter Spurenleser leicht herausfinden, dass ein Forellenangler noch etwas anderes tat, als Fische zu fangen und zu braten.

Nach einer Weile des lauernden Lauschens sitzt er ab und hebt den Mann hoch, um ihn quer über den Sattel seines Pferdes zu legen.

Das Pferd steht fast so still wie ein Denkmal, bewegt nur die Ohren und schnaubt leise. Es ist ein erstklassiges Tier, gewiss an die dreihundert Dollar wert. Dies ist ein gewaltiger Preis, denn man bekommt in diesem Land brauchbare Pferde schon zwischen zwanzig und dreißig Dollar.

Dieses Pferd wäre also eines edlen Ritters würdig.

Auch wurde es gut abgerichtet, ist an Gewehr- und Revolverfeuer gewöhnt. Und die erste Lektion, die es einst erhielt, war diese, dass es sich nicht von der Stelle rühren darf, wenn der Reiter aus dem Sattel fällt und die Zügelenden am Boden liegen.

Deshalb steht es jetzt wie ein Denkmal. Und aus diesem Grunde ist es für Jim Brady auch recht einfach, den schweren Linus Grant über das Pferd zu legen. Allerdings muss er all seine Körperkräfte aufbieten. Doch an denen mangelt es ihm nicht.

Als er selbst wieder im Sattel sitzt und die Zügel des anderen Pferdes in der Hand hält, da sieht er sich noch einmal um. Er war ja eine Weile mit dem schweren Toten beschäftigt und achtete etwa eine gute Minute nicht auf die Umgebung.

Plötzlich sieht er zwei Reiter im tiefen Schatten der Bäume.

Seine Hand fährt nach dem Colt. Es ist ein wilder, zorniger Reflex.

Doch dann sieht er, dass die Reiter keine Reiter, sondern Reiterinnen sind, obwohl sie wie Männer in den Sätteln sitzen.

Ja, es sind die beiden Schönen aus Lockhardt City, Georgia Clayborne aus dem Store und Sally Baker, die Lehrerin und Posthaltergehilfin von der Post- und Frachtstation. Ja, sie sind es beide.

Und so verharrt er staunend, indes sie langsam im Schritt herangeritten kommen. Seine Gedanken jagen sich, und er wird sich bewusst, dass er von Anfang an irgendwie spürte, dass es mit diesen beiden schönen Mädchen irgendein Geheimnis geben musste.

Er steckt den Revolver weg und sieht ihnen äußerlich sehr ruhig wirkend entgegen. Doch eines weiß er: Zumindest ihnen gegenüber ist seine Tarnung aufgeflogen. Und sie wollen offensichtlich, dass er dies weiß. Denn warum sonst kommen sie so offen zu ihm geritten? Sie hätten auch in Deckung bleiben können.

Aber sie kommen ganz offen.

Und so denkt er: Was ist das? Was bedeutet das? Was ist das für ein Spiel? Ihre Gesichter drücken eine herbe Genugtuung aus. Sie wirken jetzt älter und auf eine verbitterte Weise hart.

»Das hatten wir gehofft«, sagt Georgia Clayborne schließlich.

Sally Baker nickt heftig und spricht dann langsam Wort für Wort: »Als Paco Sie durch einen Spalt in der Schuppenwand beobachtete, wie Sie Ihren Revolver versteckten – und als er diesen Revolver später herausholte, um ihn sich anzusehen, da wurde ihm klar, dass Sie nicht der Mann sind, für den Sie sich hier ausgeben. Gewiss, Sie sind ein guter Schmied. Doch beim Essen, während wir am Tisch saßen, sahen wir uns Ihre Hände an. Sie hatten lange nicht als Schmied gearbeitet. Das waren nicht die schwieligen und vom warmen Eisen verbrannten Hände eines Schmieds. Der Colt des Revolvermannes und diese Hände passten eher zusammen. Und wenn Sie sich unbeobachtet fühlten, bewegten Sie sich völlig anders. Sie konnten uns nicht täuschen. Und so fragten wir uns, warum Sie scheinbar zufällig herkamen, getarnt als Farmer, der dann die Gelegenheit nutzte, als Schmied auszuhelfen.«

Sie verstummt nach diesen Worten.

Georgia Clayborne spricht an ihrer Stelle weiter.

»Wir ließen Sie nicht mehr aus den Augen. Und wir hofften, dass Sie als Rächer herkamen. Abe Lockhardt und dessen Coltritter machten sich in all den Jahren fortwährend Feinde. Irgendwann würde ein Rächer kommen. Das wussten wir immer. Viele Menschen warten darauf. Wo bringen wir ihn hin?«

Bei dieser überraschenden Frage deutet sie auf den Toten.

»Wir sollten ihn einfach verschwinden lassen«, schlägt Sally Baker vor. »Dann wird Abe Lockhardt vielleicht wieder glauben, einer seiner edlen Ritter wäre desertiert. Lassen wir ihn einfach verschwinden.«

Jim Brady betrachtet sie staunend. Aber eines hat er inzwischen begreifen können, nämlich, dass diese bei den Schönen aus Lockhardt City mit Hass gegen Abe Lockhardt angefüllt sind.

»Ich kenne eine gute Stelle«, spricht Sally Baker weiter. »Keine halbe Meile von hier entfernt. Da hängt das Creekufer oben stark über. Wenn wir es zum Einsturz bringen, deckt es diesen Toten mit einigen Wagenladungen Erdreich zu. Reiten wir hin, ja?«

Jim Brady nickt.

Und er fragt sich, warum diese beiden Schönen so sehr hassen.

Gleichzeitig ist er sicher, dass er es bald erfahren wird.

***

Es ist einfach, Linus Grant verschwinden zu lassen: Sie finden das ausgehöhlte Ufer, legen den Toten in seine Satteldecke eingehüllt dicht an die Uferwand und werfen vom Creek aus ihre Lassos zu den Büschen hinauf. Als sie zu ziehen beginnen, stürzt die oben überhängende Uferwand herunter und begräbt den Toten, dessen Sattel und all die anderen Habseligkeiten, die das Pferd trug.