G. F. Unger Sonder-Edition Collection 33 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Sonder-Edition Collection 33 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

5 spannende Westernromane von G. F. Unger lesen, nur 4 bezahlen!

G. F. Unger wird zu Recht als der beliebteste und erfolgreichste deutschsprachige Western-Autor gefeiert. Mit einer Rekordauflage von über 250 Millionen Exemplaren gehört er zur internationalen Spitzenklasse der Spannungsliteratur. Seine Epoche ist das späte 19. Jahrhundert, seine Schauplätze sind die unermesslichen Weiten des amerikanischen Westens, deren Grenzen von unerschrockenen Frauen und Männern immer weiter nach Westen verschoben werden, bis sie schließlich die Küste des Pazifiks erreichen.

Erleben Sie den amerikanischen "Wilden Westen", wie nur G.F. Unger ihn schildern kann: hart, authentisch, leidenschaftlich.
Dieser Sammelband enthält die Folgen 161 bis 165 der G.F. Unger Sonder-Edition:
Folge 161: Seine Spuren verwehen
Folge 162: Die Camerons
Folge 163: Wolfsvalley
Folge 164: Wer den Stern nimmt
Folge 165: Ritt zum Sterben

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 983

Veröffentlichungsjahr: 2023

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G. F. Unger
G. F. Unger Sonder-Edition Collection 33

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben

Für die Originalausgaben:

Copyright © 2019 by

Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6 – 20, 51063 Köln

Vervielfältigungen dieses Werkes für das Text- und Data-Mining bleiben vorbehalten.

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Für diese Ausgabe:

Copyright © 2023 by

Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6 – 20, 51063 Köln

Covermotiv: © Manuel Prieto/Norma

ISBN: 978-3-7517-4675-5

https://www.bastei.de

https://www.sinclair.de

https://www.luebbe.de

https://www.lesejury.de

G. F. Unger Sonder-Edition Collection 33

Cover

Titel

Impressum

Inhalt

G. F. Unger Sonder-Edition 161

Seine Spuren verwehen …

G. F. Unger Sonder-Edition 162

Die Camerons

G. F. Unger Sonder-Edition 163

Wolfsvalley

G. F. Unger Sonder-Edition 164

Wer den Stern nimmt …

G. F. Unger Sonder-Edition 165

Ritt zum Sterben

Guide

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Contents

Seine Spuren verwehen …

Es gab damals dann und wann einen von jener Sorte, dessen Spuren eines Tages wieder verwehten, der untertauchte und seinem bitteren Ruhm entkommen konnte. Ich meine nicht die Buffalo Bills, Wild Bills, Mastertons, Earps und wie sie alle hießen, die aus ihrem bitteren Ruhm ein Geschäft machten oder für andere Leute ein Geschäft wurden. So hatte Buffalo Bill zum Beispiel einen Zirkus, in dem unter anderem Wild Bill Hickok auftrat. Nein, ich meine die, deren Spuren verwehten. Wahrscheinlich sind sie als die glücklicheren Männer anzusehen.

Sinclair Everett war einer von ihnen.

Obwohl Sinclair die letzte Stunde zu Fuß lief und das Pferd an den langen Zügeln hinter sich herzog, hält das Tier plötzlich an.

Es kann nicht mehr.

Auf drei Hufen verharrt es. Der vierte Huf ist schon seit Tagen ohne Eisen, und er ist gespalten, gespalten wie der Fingernagel eines Menschen. Nur sind Fingernagel und Pferdehuf zwei sehr verschiedene Dinge.

Deshalb wurde das Pferd für Sinclair völlig wertlos.

Keuchend betrachtet er das Pferd. Er ist ein harter Mann, der schon als kleiner Junge die Erfahrung machen musste, dass das Leben keine Gnade kennt. Das gilt hier im Arizona-Territorium noch mehr als anderswo. Denn hier im Apachenland sind alle Lebewesen nur Jäger und Gejagte. Und am grausamsten ist wahrscheinlich die Natur.

Es ist ein Land mit tausend leuchtenden Farben und gleißenden Sonnenaufgängen, mit blutrotem Abendhimmel und strahlenden Sternen. Es ist ein wunderschönes, erhabenes Land. Dennoch ist es grausam zu allen Lebewesen und macht sie selbst ebenfalls so grausam.

Als Sinclair das Pferd betrachtet, verspürt er Mitleid, und Mitleid ist hier so selten wie eine blühende Rose am Nordpol. Es vergeht auch schnell wieder. Denn allein das Gesetz des Überlebens zählt.

Er lässt die Zügelenden zu Boden fallen, tritt an das Tier heran, nimmt die noch halbgefüllte Wasserflasche vom Sattelhorn und hängt sie sich um. In der Rechten hält er das Gewehr.

Den Waffengürtel mit dem Colt hängt er um seinen Hals, damit er ihn beim Laufen nicht stört.

Nun überlegt er einige Sekunden.

Er hat Grund dazu, einen genau fünfzehn Kilo schweren Grund.

Hinter dem Sattel in der Deckenrolle sind fünfzehn Kilo Gold eingepackt.

Das ist schon was, nicht wahr?

Fünfzehn Kilo Gold von der Aurora-Mine, das dort länger als vier Jahre versteckt war – seit jenem Tag, da während des Bürgerkrieges die Schutztruppen das Arizona-Territorium verließen und die Apachen alle Siedlungen und Minen überfielen, sämtliche Straßen und Wege im Land sperrten und selbst so große Städte wie Tucson von der Außenwelt abgeschnitten waren und Inseln in einer von Haien verseuchten See glichen.

Und das ist auch jetzt noch nicht viel anders.

Vier Jahre konnte man nicht an das Goldversteck der Aurora-Mine heran. Sinclair Everett machte dann den Versuch, das Gold zu holen.

Seit vier Tagen sind die Apachen hinter ihm her. Einige konnte er töten, deshalb sind die anderen besonders scharf auf seinen Skalp. Jetzt muss er sich entscheiden.

Soll er das Gold aufgeben?

Oder soll er es mitnehmen?

Fünfzehn Kilo Gold!

Aber Sinclair ist kein Narr.

Er weiß genau, dass ihm die fünfzehn Kilo Gold bald so schwer wie drei Zentner vorkommen werden. Er könnte sich ebenso gut auch eine eiserne Sträflingskugel ans Bein ketten lassen und damit den Apachen zu entkommen versuchen.

Sein Gewehr und die noch halb volle Wasserflasche sind für ihn jetzt sehr viel wertvoller als alles Gold der Welt – sie sind eine schwache Chance zum Überleben.

Das Pferd ist verloren. Es kann mit dem zersprungenen Huf nicht weiter und würde in der flimmernden Hitze der Apachenwüste verdursten. Schon bald würden die Wölfe kommen und es bei lebendigem Leib in Stücke reißen. Die Wölfe sind in diesem Land schlimmer als anderswo.

Ja, wenn man das Tier zu einem guten Schmied bringen und es danach einige Wochen auf weichem Boden bei guter Weide halten könnte …

Doch hier hat es keine Chance.

Obwohl oder weil Sinclair soeben noch ein Gefühl des Mitleids spürte, holt er sein Messer aus dem Stiefelschaft und sticht damit blitzschnell und kräftig zu. Er trifft auch den richtigen Punkt. Das Tier fällt um wie vom Blitz getroffen.

Und mehr kann er für das Pferd nicht tun.

Einen Moment steigen Bitterkeit und Hass gegen dieses Land in ihm auf.

Doch was kann es dafür, dass er fünfzehn Kilo Gold holen wollte?

Er wendet sich ab und fällt schon nach wenigen Schritten in eine Art Wolfstrott. Wer ihn so laufen sieht, könnte ihn aus der Ferne für einen großen, hageren Apachen halten, der die Kleidung eines Weißen trägt: Denn er läuft genau wie ein Sonora-Apache – und die halten hundert Meilen in diesem Trott durch.

Wer Sinclair Everett so laufen sieht, der beginnt zu ahnen, dass dieser Mann eine Art weißer Apache sein muss. Denn nur unter Apachen hätte er lernen können, so zu laufen. Von frühester Jugend an muss er das gelernt haben.

Es ist ein heißer Tag mit flimmernden Hitzeschleiern, einer erbarmungslosen Sonne und einer leblosen Stille.

Von den Apachen ist nichts zu sehen oder zu bemerken.

Das Land ist unübersichtlich mit seinen Arroyos, Hügeln, Senken und Canyons. Überall sind rote Felsen – in Jahrtausenden zernagt.

Über bunten Chollablüten tanzen Schmetterlinge. Die Stacheln der Chollas blitzen wie Silbersterne, und die scharlachroten Blütenbecher der Pitaya-Kakteen leuchten.

Mit dem Gewehrlauf zerschlägt Sinclair einer Klapperschlange das Genick, während er über sie hinwegspringt, weil er keine Umwege mehr machen will.

Mesquite wächst rechts und links und leuchtet fantastisch bunt. Aber überall können die Apachen lauern. Er muss damit rechnen, dass sie ihn schon überholt haben und ihm den Weg verlegen.

Er muss bei jedem Atemzug darauf gefasst sein, dass sie ihn anspringen wie lautlose Berglöwen, denn sie können sich sein Ziel mühelos ausrechnen.

Es ist die Tinaja im El Lobo Canyon, eine flache Wasserstelle, gerade für ein halbes Dutzend Pferde und Reiter ausreichend.

Wer dieses Wasserloch zuerst erreicht, der …

Sinclair Everett nimmt den schnellen Schatten nur noch flüchtig im Augenwinkel wahr. Vielleicht ist es schon mehr sein Instinkt.

Er wendet sich blitzschnell, und weil er das Gewehr in der Rechten über dem Kolbenhals gepackt hält, ist sein Arm um fast den ganzen Gewehrlauf länger als der messerbewehrte Apachenarm.

Es war die Absicht des Apachenkriegers, den Gejagten beim Töten zu berühren, ihn anzuspringen wie ein Wolf.

Denn das Töten auf diese Art – vor allem bei einem Gegner wie Sinclair – bringt einem Apachenkrieger besondere Ehre.

Doch ein Apachenarm mit Messer ist nicht so lang wie der Arm eines Weißen mit Gewehrlauf.

Loco – so heißt der Rote – bekommt die Mündung wie ein Lanzenende in den Magen. Sein Sprung wird dadurch abgebremst, und er kann nicht anders, er muss sich krümmen. Seine Beine sind plötzlich kraftlos.

Sinclair schießt nicht. Nach dem blitzschnellen Stoß mit dem Lauf dreht er die Waffe herum, wie er es einst bei der Armee gelernt hat. Der Apache bekommt den Kolbenstoß gegen den linken Kinnwinkel. Er überschlägt sich und landet in einem Stachelbusch. Doch er spürt die Stacheln nicht mehr – er spürt nie wieder etwas auf dieser Erde.

So ist das hier in diesem Land.

Töten oder getötet werden!

Sinclair blickt sich nicht einmal nach dem Roten um. Er läuft weiter und achtet darauf, dass ihn nicht ein zweiter Angreifer überrumpeln kann.

Doch er hat Glück gehabt. Der Krieger war allein.

Einen Moment denkt Sinclair daran, sich nach dem Pferd des Roten umzusehen. Doch er gibt den Gedanken schon in der nächsten Sekunde wieder auf. Das Pferd steht vielleicht eine Viertelmeile entfernt in einem Arroyo oder in einem anderen Versteck. Er verlöre zu viel Zeit mit der Suche. Überdies dürfte das Tier restlos erschöpft sein. Der Krieger hat es gewiss bis zum Zusammenbruch angetrieben, um vor dem Weißen in dessen Fluchtweg zu gelangen.

Sinclair trottet weiter und taucht bald schon in einen Arroyo ein, der ihn zum El Lobo Canyon bringen muss.

Und dann?

Eine Stunde später, als die Sonne nur noch eine Handbreit über den gelben Hügeln im Westen hängt, gelangt er in den Schatten der roten Felswand des Canyons, der sich nach Norden zu leicht abwärts senkt und manchmal fast eine Viertelmeile breit wird.

Das Bachbett in der Mitte des Canyons ist trocken wie alles andere. Es führt nur wenige Wochen im Jahr Wasser und bringt es nach Norden zum Gila River.

Jetzt, zur heißesten und trockensten Zeit des Jahres, gibt es nur die kleine Tinaja am Fuß des Toros, eines Felsens, der die Form eines Stieres hat.

Sinclair ist am Ende seiner zähen, beharrlichen Ausdauer, denn er ist seit vier Tagen auf der Flucht und musste sich mehrmals zum Kampf stellen.

Ein anderer weißer Mann wäre nach den Strapazen längst tot.

Als er die Wasserstelle erreicht hat, erkennt er mit einem Blick, dass hier noch niemand vor ihm getrunken hat. Selbst die Apachen hätten den rötlichen Schaum, der auf der Oberfläche des Tümpels schwimmt, zur Seite geschoben. Dieser Schaum stammt von dem roten Staub der Felsen des Canyons. Trinkt man ihn mit, hat man den feinen Sand zwischen den Zähnen und in der Kehle. Das Zeug brennt fast wie Pfeffer.

Sinclair rührt das Wasser und den Schaum nicht an, obwohl er am ganzen Körper mit einer schweißnassen Staubschicht bedeckt ist. Jeder andere Weiße hätte sich mit dem ganzen Oberkörper ins Wasser geworfen, um die juckende Staub- und Schmierschicht loszuwerden, zu trinken und sich abzukühlen.

Sinclair wendet sich zur Seite und erklimmt den schwarzen Felsen, aus dessen Spalte die dünne Quelle entspringt, die gerade so stark ist, dass das Wasser nicht verdunstet.

Um seine Spuren braucht er sich nicht mehr zu kümmern. Denn nun fällt die Dunkelheit übers Land. Im Canyon sind plötzlich die Schatten der Nacht. Ein leichter Wind kommt von Norden her, wispert an den roten Sandsteinwänden und lässt da und dort etwas abbröckeln und niederrieseln.

Dieser Wind, der die Hitze des Tages aus dem Canyon drängt, weht Staub über Sinclairs Fährte. Die Apachen werden sie selbst im Mondlicht nicht erkennen können.

Und die Oberfläche des Tümpels ist unberührt.

Das allein wird zählen.

Sinclair verschmilzt in der Dunkelheit mit dem Torofelsen und legt seine beiden Schusswaffen bereit. Dann wird er bewegungslos, entspannt sich, wartet.

Er konnte keinen besseren Platz finden, um sich der Meute zu stellen.

Auf hundert Meilen in der Runde gäbe es keinen günstigeren Ort für ihn.

Die Apachen müssen genauso zum Wasser wie er, und wenn sie glauben, vor ihm die Tinaja erreicht zu haben …

Sinclair wartet fast eine Stunde, und diese Erholungspause tut ihm gut. Trotz der drohenden Gefahr wäre er fast eingeschlafen, so erschöpft und ausgebrannt ist er.

Doch dann – als er wieder die Augen öffnet – sieht er den ersten Apachen.

Er kniet beim Wasser und betrachtet den rötlichen Schaum. Er kann einigermaßen sehen, denn der Mond steigt schon etwas über die Canyonwand und lässt bleiches Licht durch den Dunst der sterbenden Tageshitze sickern. In wenig mehr als einer Stunde wird die Nacht hell und strahlend sein. Jetzt reicht die Helligkeit gerade aus, um zwei scharfe Apachenaugen erkennen zu lassen, dass während der letzten zwei Stunden kein Mensch aus der Tinaja trank.

Der Apache umrundet den Tümpel und gerät noch mehr ins Mondlicht. Er behält seine lauernde Körperhaltung bei und gleicht einem schleichenden Wolf, der gedankenschnell reagieren kann.

Ob er die Gefahr wittert?

Sinclair bemüht sich, nicht an diesen Krieger zu denken. Er liegt gut verborgen in einer Spalte, geschützt von dornigen Büschen, die auf dem Felsen wachsen.

Der Apache stößt plötzlich den Ruf eines Nachtfalken aus, den er noch zweimal wiederholt.

Nun kommen seine Gefährten.

Aus dem Schatten der Canyonwand tauchen sie auf, und wahrhaftig, ihre Pferde sind am Ende. Die Tiere konnten nicht länger ohne Wasser bleiben.

Selbst die Apachen können von ihren zähen Pferden nicht mehr verlangen als ein Mann wie Sinclair von seinem Grulla. In Sinclair ist ein grimmiger, kalter Triumph, weil auch die Apachen am Ende sind. Sie konnten ihn nicht hetzen, bis er keine Kraft mehr hatte. Er war ihnen an Zähigkeit und Ausdauer gewachsen.

Und nun? Er zählt sie. Es sind neun Krieger mit neun Pferden. Er glaubt, dass es alle sind, die seiner Fährte folgten.

Alle!

Aber welch eine Übermacht!

Neun gegen ihn! Und dazu noch Apachen! Es gibt in diesem Land keinen schlimmeren Gegner als den Apachen. Neun dieser Rothäute können mit zwanzig Soldaten zurechtkommen.

Sinclair Everett ist allein.

Und eines ist ihm klar: Jede Sekunde, die er jetzt wartet und zögert, verkleinert seine Chance. Noch sind die Apachen erschöpft und ausgebrannt von einer langen, zermürbenden Jagd. Ihre Instinkte wurden stumpfer, und auch ihre Reaktion ist nicht so blitzschnell wie sonst.

Ein weißer Mann hat jetzt die besten Chancen.

Wenn sie erst getrunken und ihre Pferde versorgt haben, werden sie wachsamer sein. Ihre Instinkte sind dann wacher, und wenn sie sich dann noch einmal genauer umsehen, werden sie vielleicht doch herausfinden, dass er vor ihnen hier war und in der Nähe verborgen ist.

Jede Sekunde, die er verstreichen lässt, macht diese roten Wölfe gefährlicher und mindert seine Chancen.

Mit jeder Sekunde wird auch die Nacht klarer und heller.

Doch es ist keine einfache Sache, gegen neun Apachen den Kampf zu eröffnen. Sinclair ist kein Narr, der ohne jede Furcht ist. Er hat einen Moment den Wunsch, sich in eine Maus verwandeln und in einem kleinen Loch verkriechen zu können.

Doch das ist nur ein kurzer Gedanke.

Dann wieder ist die feste Überzeugung in ihm, dass nur er allein sich helfen kann.

Als er zu schießen beginnt, ist nichts mehr aufzuhalten oder rückgängig zu machen. Er gleicht einem Schwimmer, der sich von einem hohen Felsen in einen reißenden Fluss stürzt – er muss kämpfen oder wird untergehen.

Obwohl er mit seinem Gewehr schießt, fallen seine Schüsse in unheimlich rascher Folge, denn er schießt von der Hüfte aus, hält den Kolben fest gegen die Seite gedrückt und lädt immer wieder blitzschnell durch.

Beim ersten Schuss spritzt die Kriegsbande auseinander wie eine Wolfsmeute, zwischen der eine Sprengladung explodiert. Es ist unheimlich, wie schnell die erschöpften Apachen selbst jetzt noch reagieren.

Doch für einige der Krieger gibt es keine Deckung. Sie sind zu weit von den auf der anderen Seite des Wasserloches stehenden Pferden entfernt. Es gibt erst nach einem Dutzend Sprüngen irgendwelche Deckungen für sie. Diese Apachen erwischt Sinclair. Er schießt, ohne zu zielen, dennoch trifft er dreimal.

Weitere Kugeln jagt er in die dicht gedrängte Pferdegruppe, zwischen die ein paar Apachen geglitten sind. Er trifft einige Tiere und sprengt die Gruppe, sodass die Roten dazwischen nicht mehr so gut gedeckt sind.

Dann muss er sein Gewehr fallen lassen.

Denn drei der Apachen greifen ihn an. Das gehört nicht selten zu ihrer Kampfweise. Wahrscheinlich sind es die drei erfahrensten Krieger des Rudels. Sie wandten sich nicht zur Flucht, versuchten nicht, eine Deckung zu erreichen.

Sie greifen an, und wenn ein Apache angreift, ist er unwahrscheinlich schnell und kommt nicht schnurgerade auf sein Ziel los. Diese Wüstenapachen haben von Anfang an in diesem Lande, in das sie in grauer Vorzeit aus dem heutigen Alaska kamen, lernen müssen, deckungslos einen Feind anzugreifen.

Sie sind in rascher Bewegung kaum zu treffen.

Doch es gibt Ausnahmen, wenn sie einen Revolvermann als Gegner haben.

Und Sinclair Everett gehört zu dieser Gilde. Sinclair ist kein zweitklassiger Revolverschwinger. Nein, er gehört zu den wenigen Revolverkämpfern, die fast ohne Konkurrenz sind.

So einen Mann frontal anzugreifen, ist auch für blitzschnelle, nur schattenhaft sichtbare Apachen fast Selbstmord.

Er schießt mit dem Colt noch schneller und sicherer als mit dem Gewehr. Bevor er den letzten der drei Angreifer trifft, schleudert dieser noch sein schweres Wurfmesser. Obwohl er es im vollen Zickzacklauf von unten nach oben wirft und das Ziel, das Sinclair ihm bietet, wirklich nicht groß ist, bekommt der Weiße das Messer bis zum Heft in die linke Schulter. Dann erst stürzt der Rote – drei Sprünge vom Fuß des Felsens entfernt – und überschlägt sich.

Pferde jagen davon, mit ihnen drei der neun Apachen. Ein paar der Tiere bleiben schnaubend in der Nähe. Sie sind erschreckt und ängstlich. Doch sie sind an Kugeln und Kampf gewöhnt. Die Witterung des Wassers hindert sie am Fortlaufen.

Einer der sechs Roten, die getroffen am Boden liegen, schnellt plötzlich auf, springt zu einem der Pferde und wirft sich auf dessen Rücken.

Als er das Tier herumreißt, trifft ihn Sinclair.

Dann wird es still.

Sinclair seufzt, schnappt nach Luft und wischt sich mit dem Unterarm über das schweißnasse Gesicht. Er lädt seine Waffen auf und blickt dann auf seine Schulter, aus der neben dem Schultergelenk der Messergriff ragt.

Zum Glück hat das Wurfmesser keine so breite Klinge wie ein Bowiemesser. Die Klinge wurde oft geschliffen und ist nicht breiter als die eines Stiletts.

Als er das Messer herauszieht, stöhnt er vor Schmerz. Er reißt sich das Halstuch ab und presst es auf die Wunde, um die Blutung zu stillen.

Dann macht er sich auf den Weg.

Als er an der Wasserstelle kniet, um dort zu trinken und sich den Kopf zu waschen, kommen zwei der Apachenpferde. Sie bleiben dicht neben ihm stehen und stillen ihren Durst.

Sinclair hält sich nicht lange auf. Er füllt seine Wasserflasche und schwingt sich auf den Rücken eines dieser Tiere. Es trägt einen Kavalleriesattel, dessen Steigbügel er etwas länger schnallen musste.

So reitet er weiter.

Er verlor das Gold.

Er musste wieder einige Apachen töten. Hätte er ihnen die Skalpe genommen, so bekäme er in Tucson für diese Apachenskalpe Prämien wie für Wolfsfelle. Denn die Stadt Tucson gehört zu den Städten, in denen die Skalpjäger ihre Beute abliefern. Doch auch drüben in Mexiko werden für Apachenskalpe Prämien gezahlt. Doch Sinclair ist kein Skalpjäger. Er will nur den eigenen Skalp behalten – nichts anderes.

Er ließ fünfzehn Kilo Gold, sein Pferd und einige Tote zurück.

Nun sind nur noch drei Apachen vor ihm.

Wenn er Pech hat, alarmieren diese drei am kommenden Tag durch Rauchzeichen eine andere Bande weiter im Norden.

Er weiß längst, dass es keine gute Idee war, das Gold aus dem Versteck der Aurora-Mine zu holen. Es hätte dort besser noch bleiben sollen.

Santa Cruz war einst eine spanische Mission, wurde dann später von den Mexikanern ausgebaut und schließlich, als das Land amerikanisches Territorium wurde, zum Mittelpunkt eines aufstrebenden Viehzucht- und Farmgebietes, in dem es auch einige Minen gab.

Der Frachtverkehr von Santa Fe durch das Gila River Valley nach Yuma ging vor dem Krieg über Santa Cruz.

Doch während des Bürgerkrieges wurde alles wieder anders.

Als die Schutztruppen abzogen, schlugen die Apachen die meisten Rancher und Farmer tot oder vertrieben sie. Sie legten jeden Verkehr im Land lahm. So sank Santa Cruz in Bedeutungslosigkeit zurück.

Es gibt viele Orte mit diesem Namen.

Damals, als die Spanier und später die Mexikaner Missionen und Siedlungen errichteten, wurden viele dieser Neugründungen Santa Cruz, Heiliges Kreuz, genannt. Denn immerhin gehörte eine Menge Gottvertrauen dazu, hier Missionen und Siedlungen zu gründen. Oft genug war in jener Zeit wirklich nur das Kreuz der einzige Schutz dieser Idealisten.

Als Sinclair Everett auf seinem Apachenpferd in den kleinen Ort einreitet, wirkt er ganz gewiss nicht wie ein Mann, der sich über die Bedeutung des Ortsnamens irgendwelche Gedanken macht.

Er bleibt im Sattel, bis er vor die Tür des größten Adobehauses gelangt ist, in dem sich der einzige Gasthof des Ortes befindet. Hier will er absitzen. Doch das schafft er nicht mehr. Als er halb vom Pferd ist, wird ihm endgültig schwarz vor Augen.

Er fällt und prallt hart auf.

Seine Ankunft wurde kaum beachtet. Denn es ist um die Mittagszeit und heiß wie in der Hölle. Der Ort scheint ausgestorben zu sein.

Doch aus der Tür treten nun nacheinander drei Männer. Es sind Amerikaner.

Sie blicken auf den Bewusstlosen, und ihr zweiter Blick gilt dem Apachenpferd und dem Kavalleriesattel.

»Er hat es nicht geschafft«, brummt einer der Männer. »Dieser Hundesohn ist ohne das Gold zurückgekommen, und ich frage mich …«

Er verstummt, kratzt sich in seinem gelbroten Haar und sagt plötzlich: »Bringt ihn herein! Wir müssen ihm erst mal aus seiner Not helfen. Sonst erfahren wir niemals, warum er ohne das Gold, auf einem Apachenpferd und an der Schulter verwundet, zurückgekommen ist.«

Es dauert drei Tage, bis sich Sinclair Everetts Fieber legt und er einen klaren Kopf bekommt. Er fühlt sich schwach und elend. Die Wunde in der Schulter hatte sich entzündet. Nun scheint es besser geworden zu sein, denn der leichte Schmerz ist kein Pochen wie bei einer Blutvergiftung.

Eine schweigsame Mexikanerin bringt ihm auf einem Tablett eine gute Fleischsuppe, bettet ihn höher und fragt ihn, ob er kräftig genug sei, um selbst essen zu können. Es ist nicht viel Freundlichkeit in ihrer Stimme.

Er spürt, dass er hier kein willkommener Gast ist. Das ist kein Wunder, denn in den Taschen seiner vollkommen ruinierten Kleidung fand man kein Geld. Er ist ein hilfloser Kranker, der nicht zahlen kann.

Dann denkt er an Barbra Stedloe, die hier in Santa Cruz auf ihn warten wollte – auf ihn und das Gold. So war es ausgemacht.

Er sagt der Mexikanerin, dass er allein essen könne, und sie nimmt das wörtlich. Er ist bald allein im kargen Zimmer und löffelt die Fleischsuppe, trinkt dazu dann und wann einen Schluck Wasser und bricht sich etwas von dem Maisbrot ab.

Sein Stoppelbart war vorher schon stark.

Als er nun über die hageren Wangen tastet, begreift er, dass der Bart schon mehr als eine ganze Woche alt ist.

Sein Hunger wächst beim Essen.

Er ist nicht lange allein. Die drei Männer, die zu ihm ins Zimmer kommen, kennt er nicht. Er sah sie noch nie. Doch er weiß sofort, zu welcher Sorte sie gehören. Das sind harte Burschen. Einer sieht aus, als könnte er Kieselsteine zwischen seinen Zähnen zu feinem Pulver zermalmen.

Dieser Mann stellt sich zu Sinclairs Füßen auf, hakt die Daumen in die Ärmellöcher seiner Weste und grinst breit. Sein Gesicht ist breiter als lang. Er hat kleine Augen, gelbrote Haare, Sommersprossen und die gesündesten und kräftigsten Zähne, die Sinclair jemals sah. Dieser Mann strotzt nur so vor geballter Kraft, Zuversicht und Selbstbewusstsein.

»Schmeckt es?«, fragt er kehlig.

Sinclair kaut langsam, schluckt und nickt, während er sie nochmals der Reihe nach betrachtet. Die Begleiter des breitgesichtigen Burschen sind von anderer Sorte. Einer ist groß, geschmeidig und dunkel wie ein schwarzer Panter, ein Mann mit zwei Revolvern, deren helle Beingriffe sich deutlich von der dunklen Kleidung abheben.

Sinclair kennt diese Sorte von Revolverhelden. Weil sie eitel sind, sind sie gefährlich. Denn ihr Revolverruhm lässt sie sich als eine Art Halbgötter fühlen. Sie möchten dieses Gefühl nicht mehr missen, und sie tun alles, um es zu erhalten. Da sie manchmal an sich zweifeln, müssen sie sich immer wieder beweisen, wie großartig sie sind.

Der dritte Bursche ist mittelgroß, gedrungen, braunlockig und hat auf der linken Wange drei kleine Narben. Er wirkt auf den ersten Blick sehr ruhig und gar nicht gefährlich. Aber seine braunen Augen sind hart. Sein Gesicht ist unbeweglich.

»Seid ihr die Vorsitzenden einer wohltätigen Gesellschaft?« Sinclair fragt es heiser. Seine Stimme ist noch nicht wieder richtig normal. Es ist ja auch lange Zeit her, dass er sich sprechen hörte. Denn er gehört nicht zu jener Sorte, die Selbstgespräche führt, wenn sie allein reitet. »Oder warum kommt ihr sonst herein? Um zu fragen, ob mir mein Süppchen mundet?«

Sie grinsen, und in ihrem Grinsen ist keine Freundlichkeit.

Der bullige Nussknacker am Fußende von Sinclairs Bett wippt leicht auf den Fußsohlen.

Er holt ein Zündholz aus der Westentasche und steckt es zwischen die harten Lippen.

»So ist es richtig«, sagt er. »Nur nicht den Humor verlieren, mag kommen, was da wolle. Wir haben schon eine Menge über dich gehört, Sinclair Everett. Deshalb setzten wir alle Chips auf dich, obwohl wir dich persönlich noch gar nicht kannten. Dein Ruf genügte uns.«

»Ich fühle mich geehrt«, erwidert Sinclair, löffelt immer noch seine Suppe und spürt schon jetzt irgendwie, dass dieser Besuch für ihn nicht erfreulich sein wird.

Aber was soll er machen, so schwach und nur in einem Hemd, mit einer ruinierten linken Schulter und waffenlos in einem Bett?

»Vielleicht solltet ihr endlich zur Sache kommen, Hombres«, murmelt er kauend.

Der rotblonde Bulle nickt, grinst wieder breit und deutet mit dem Daumen gegen seine massige Brust.

»Ich bin Duff Mallone. Man sagt, dass ich hart aber fair bin. Schon gehört von mir, Black Sinclair?«

Der nickt. »Ich erinnere mich. Du bist der Bursche, der schon seit Monaten die Rechte der Minen erwirbt – für ein Butterbrot, für einen Apfel und ein Ei, wie man im Volksmund so treffend sagt. Solange die Apachen die Straßen und Wege sperren und es der Armee nicht gelingt, die Apachengefahr zu beenden, sind die Minen so gut wie wertlos. Denn die meisten ihrer Besitzer haben Schulden und mussten damals Hals über Kopf flüchten. Oder ihre Erben wissen mit den Minen nichts anzufangen, sind sich oft ihres Wertes gar nicht bewusst. Du bist der Mann, Mallone, der für irgendwelche Auftraggeber alles aufkauft. Deine Hintermänner oder du selbst, ihr wartet auf den Tag, an dem die Armee alle Apachen getötet oder in Reservate gesperrt hat. Das kann einige Jahre dauern, doch es ist euch gleich. Ihr könnt warten. Sicher ist jedenfalls, dass die Apachen eines Tages erledigt sind. So ist es doch, nicht wahr?«

Duff Mallone grinst und nickt.

»Ich erwarb auch die Schürfrechte der Aurora-Mine«, erklärt er. »Jede Unze Gold aus der Aurora-Mine gehört mir. Und du warst dort, um fünfzehntausend Gramm zu holen. Wo sind diese fünfzehn Kilo? Antwort!«

Sinclair legt den Löffel in die fast leere Suppenschüssel zurück. Er weiß, dass es jetzt ernst wird.

Die drei Männer umgeben schweigend sein Bett, und es geht eine unduldsame Härte von ihnen aus.

»Ich ließ das Gold bei meinem toten Pferd zurück«, erklärt Sinclair. »Eine halb volle Wasserflasche und das Gewehr waren wichtiger für mich. Ich konnte das Gold nicht mitschleppen, denn …«

Er winkt resigniert ab.

»Es liegt irgendwo in der Apachenwüste«, sagt er. »Vielleicht holten es die Apachen. Vielleicht vergruben sie es. Das Gold ist verloren. Es gehörte euch ohnehin nicht. Wenn ihr die Schürfrechte erworben habt, das Gold wurde schon vor Jahren gewonnen. Damals gehörten euch die Schürfrechte noch nicht. Als der Minenverwalter wegen der Apachengefahr die Flucht ergreifen musste, ließ er einen Teil der Goldausbeute in einem Versteck im Stollen zurück. Und er tat recht damit, denn sie kamen nicht durch. Nur wenige retteten die nackte Haut. Die Erbin der Aurora-Mine war Barbra Stedloe. Ihr gehörte das Gold. Und für sie wollte ich es holen. Wo ist sie? Ihr könnt die Schürfrechte doch nur von ihr erworben haben – oder?«

Er erhält keine Antwort. Sie blicken ihn nur schweigend an, und die Härte strömt wie ein Atem von ihnen aus.

Dann blicken sie sich an.

»Was denkst du, Ringo?«, fragt Duff Mallone den dunklen Revolverschwinger.

Dieser schnackt mit den Fingern.

»Lüge! Er hat das Gold gewiss nicht einfach neben dem toten Gaul liegen gelassen, sondern irgendwo so gut versteckt, dass es selbst die Apachen nicht finden können. Das ist doch klar. Man lässt nicht einfach fünfzehn Kilo Gold wie ein Säckchen Zucker liegen. Er wird uns den Platz genau angeben müssen. Oder wir nehmen ihn mit, damit er uns hinführen kann.«

Der dritte Mann nickt: »Sinclair Everett musste seinen Skalp retten«, sagt er. »Doch er wird das Gold gut versteckt haben. Das glaube ich auch.«

Nach diesem Wortwechsel betrachten sie ihn abermals hart.

Mallone murmelt: »Nun, Amigo Sinclair?«

»Tut mir leid«, sagt dieser. »Selbst wenn es wirklich so wäre und ich das Gold versteckt hätte – ihr bekämt es nicht.«

Als er das gesagt hat, reißt Mallone mit einem einzigen Ruck das Bett um, sodass Sinclair über den Boden rollt. Das tut seiner verletzten Schulter nicht gut. Doch es bleibt nicht dabei. Sie geben es ihm überdies noch mit Fußtritten. Denn sie sind eine mitleidlose, gemeine Bande, nichts anderes. Sie würden für weniger als für fünfzehn Kilo Gold so rau werden.

Er hat in seinem Zustand keine Chance gegen sie.

Als er wieder bei Besinnung ist, weil sie den Wasserkrug über ihm leerten, lassen sie zu, dass er sich aufsetzt.

»Na gut«, sagt er. »Ihr habt gewonnen. Ich mache euch eine genaue Zeichnung. Das Gold liegt genau unter meinem Pferd, dessen Knochen noch zu finden sein müssten. Ich begrub den Ledersack unter dem Pferd.«

»Er lügt«, sagt Ringo Delahanty und stößt ihm das Knie gegen die verletzte Schulter.

»Lass es sein«, bestimmt Mallone. »Er ist ein harter Bursche und wird in einer Woche so erholt sein, dass er uns führen kann.«

Sie wenden sich zur Tür und Sinclair fragt hinter ihnen her: »Was ist mit Barbra Stedloe, die hier auf mich warten wollte?«

»Ach, dieses Flittchen«, erwidert Mallone über die Schulter. »Sie verkaufte mir alles für tausend Dollar und machte sich davon.« Er wendet sich halb. »Vielleicht wurde ihr das Warten zu lang. Und da kam hier ein ehemaliger Offizier der Rebellenarmee durch – ein Spieler war er geworden. Er gefiel ihr wohl. Mit ihm ging sie nach Norden. Dort gibt es nicht so viele wilde Apachen wie hier. Du hast es nur noch mit mir zu tun, Sinclair Everett. Ich weiß, dass du dem sterbenden Minenverwalter versprochen hast, die Erbin der Mine zu suchen und ihr das Gold zu verschaffen. Doch das alles zählt nicht mehr. Wir wollen das Gold, nur wir! Und wir bekommen es! Dem Mädel waren tausend Dollar in der Hand lieber als die schwache Hoffnung auf ein Vermögen. Du siehst, dass ich gut informiert bin. Das Mädchen hat mir deinen Brief gezeigt, in dem du sie gebeten hast, hier auf dich und das Gold zu warten. Aber sie hat nicht gewartet. Tausend Dollar und ein durchziehender Kartenhai genügten, um ihren Sinn zu ändern. Wahrscheinlich wusste sie auch genau, wie klein zurzeit die Chancen eines weißen Mannes sind, aus der Apachenwüste zu entkommen.«

Er wendet sich wieder zur Tür.

Sinclair ist noch, nicht fertig, er sagt hinter ihm her: »Habt ihr denn keine Angst, mit mir in die Apachenwüste zu reiten? Lohnt es sich für euch, wegen fünfzehn Kilo Gold eure Skalpe zu riskieren?«

Duff Mallone hält inne. Doch er wendet sich nicht um, blickt nicht zu ihm zurück, als er murmelt: »Ich glaube nicht, dass wir sehr weit reiten müssen. Im schlimmsten Falle liegt das Gold zwei Tagesritte von hier entfernt. Und so einen Ritt riskieren wir.«

Damit geht er hinaus.

Sinclair erhebt sich stöhnend, richtet mit Mühe das umgeworfene Bett wieder auf und kommt sich in seinem Hemd recht lächerlich vor. Doch seine Gedanken beschäftigen sich nicht so sehr mit den eigenen Problemen und mit der schwierigen Situation, in der er sich befindet.

Er denkt an Barbra Stedloe, die er nur brieflich kennt und noch nie von Angesicht sah. Aber er weiß eine Menge über sie. Ned Mills, der Verwalter der Aurora-Mine, der zugleich auch ihr Vormund war, hatte ihm von ihr erzählt. Es dauerte dann eine lange Zeit, bis Sinclair das Mädchen brieflich ausfindig machen konnte. Er hatte mehr als ein Dutzend Briefe an die verschiedensten Städte senden müssen – bis dann endlich von ihr Antwort kam.

Es war ein Brief, der ihm irgendwie gefiel.

Sie schrieb, dass sie durch den Krieg alles verloren hätte und sich nun mühsam durchs Leben bringen müsste und dass sie kommen würde, um das Gold in Empfang zu nehmen.

Die Hälfte würde ihm, Sinclair Everett, gehören, das sei völlig klar. Denn wäre er ein Schuft, hätte er sie um das Erbe betrügen können.

Zwischen den Zeilen dieses Briefes stand eine ganze Menge, was ein Mann wie Sinclair genau spüren konnte. Er glaubte, dass die Schreiberin ein prächtiges Mädel wäre.

Und nun soll sie alles für tausend Dollar auf die Hand und wegen eines durchziehenden Spielers aufgegeben haben?

Er kann es nicht glauben.

Jedoch, was nützt ihm das. Er steckt in der Klemme. Von den Einwohnern des Ortes kann er kaum Hilfe erhoffen. Für diese Leute ist er ein abgerissener Tramp, der für seinen Unterhalt nicht aufkommen kann. Vielleicht könnte er sogar rechtlich nichts machen, wenn das Mädel alle Ansprüche an Duff Mallone abgetreten hat und Mallone dies schriftlich besitzt.

Sinclair Everett sitzt in der Klemme.

Manchmal fragt er sich bitter, warum er sich überhaupt auf diese Sache einließ.

Doch Ned Mills, der Verwalter der Mine und Vormund des Mädchens, war einer von Sinclairs wenigen Freunden. Das Mädchen aber war die Tochter von Ned Mills väterlichem Freund.

Und so kam das alles. Männer können mitunter sehr treu sein. Ned Mills gehörte zu dieser Sorte. Und auch Sinclair ist von dieser Art.

Schon nach drei Tagen kann er sie nicht länger darüber hinwegtäuschen, dass er sich schnell erholt hat. Sie geben ihm billiges, schon recht abgenutztes Leinenzeug, wie es die mexikanischen Peones tragen, dazu Sandalen und einen mexikanischen Strohhut. Da er dunkel, hager und nun auch bärtig ist, gleicht er fast einem dieser armen Tagelöhner und Eselstreiber, wenn man ihn aus einiger Entfernung betrachtet. Doch wer würde schon Black Sinclair Everett in einem solchen Aufzug vermuten?

Am vierten Tag darf er das Apachenpferd besteigen, auf dem er nach Santa Cruz gekommen ist.

Als sie mit ihm aus dem Ort reiten, sehen etwa ein Dutzend Einwohner sehr reserviert und ohne irgendwelche Zeichen von Anteilnahme zu. In diesem Ort leben fast nur Leute mexikanischer Abstammung. Für sie sind die vier Reiter Gringos, von denen sie nicht viel erwarten. Dass einer dieser Gringos mehr oder weniger ein Gefangener ist, nehmen sie gar nicht zur Kenntnis. Nur der Alkalde – der Bürgermeister – weiß einigermaßen Bescheid. Denn er hat ja auch die Verkaufsurkunde beglaubigt.

Die vier Männer reiten schweigend.

Sinclair ist unbewaffnet. Nur eine Wasserflasche hängt an seinem Sattelhorn.

Sie reiten nach Süden, hinaus in das bunte Hügelland, das man als die Apachenwüste bezeichnet und in dem es nur Jäger und Gejagte gibt.

Es sind erfahrene Männer, mit denen Sinclair reitet. Sie sind gut bewaffnet, sitzen auf zähen Grulla-Pferden, Tieren also, die zwar keine langbeinigen Renner sind, doch erst richtig zu laufen beginnen, wenn Renner längst umgefallen und erledigt sind.

Dieser Duff Mallone mit seinen zwei Partnern Ringo Delahanty und Curly Jeff Oates sind ein hartgesottenes und gefährliches Kleeblatt. Natürlich ist es ein Risiko für sie, sich in die Apachenwüste zu wagen. Doch da die Apachen nur sehr selten in starken Banden umherstreifen, haben sie einige Chancen.

Diese drei Revolvermänner können es mit mehr als einem Dutzend Apachen aufnehmen, wenn sie sich nur davor hüten, in einen Hinterhalt zu geraten.

Sie reiten schweigend.

Sinclair führt, und er weiß genau, was ihn erwartet, wenn er die drei Kerle nicht innerhalb von zwei Tagen zu dem Gerippe seines Pferdes und dem Gold führen kann.

Er ist sicher, dass von seinem Pferd nur noch das säuberlich abgenagte Gerippe vorhanden ist. Die vielen hungrigen, gierigen Lebewesen dieses erbarmungslosen Landes werden längst vertilgt haben, was zu vertilgen war.

Und das Gold?

Sinclair glaubt, dass irgendein Apache seinen Sattel mitsamt dem Bündel dahinter an sich nahm.

Das Gold ist fort. Auch die Apachen kennen den Wert des Goldes. Denn es gibt genug Händler, die ihnen dafür Waffen und Munition verkaufen. Sie hätten gewiss auch danach gesucht, selbst wenn er es vergraben oder anderswie versteckt hätte. In seiner Eile hätte er es gar nicht so gut verbergen können, um es für Apachen unauffindbar zu machen.

Doch das wollen Duff Mallone und dessen zwei Partner nicht glauben.

Sie können sich nicht vorstellen, dass ein Mann fünfzehn Kilo Gold einfach liegen lässt wie einen Sack mit Steinen.

In nächster Nähe des Ortes arbeiten noch einige Menschen auf den kleinen Feldern.

Doch bald schon ist alles in weiter Runde leer und ohne Leben.

Von Apachen ist nichts zu erkennen. Das bedeutet allerdings gar nichts. Denn wenn ein Apache nicht gesehen werden will, dann verbirgt er sich nicht schlechter als eine Wüsteneidechse.

Die Männer wissen das.

Sie reiten den ganzen Tag. Am Abend erreichen sie die kleine Tinaja am Torofelsen, bei der Sinclair sich zum Kampf stellte.

Die Knochen einiger Pferde liegen hier. Von den toten Apachen ist nichts vorhanden. Ihre Stammesbrüder schafften sie gewiss fort, bevor die Aasfresser über sie herfielen.

Duff Mallone öffnet zum ersten Mal seit Sonnenaufgang seinen Mund und fragt knapp: »War es hier?«

»Nein – nicht hier«, murmelt Sinclair. »Hier stellte ich mich zum Kampf. Hier hatte ich die einzige Chance, weil sie glaubten, dass sie mich überholt hätten und ich erst noch käme. Sie wussten, dass ich ihnen zu Fuß nicht mehr entkommen konnte. Deshalb besetzten sie die Wasserstelle und erfrischten sich erst mal. Sie waren ebenfalls ziemlich am Ende.«

»Ja, du bist hart und zäh – du konntest gewiss solch harte Jungens wie die Apachen im Wettlauf schlagen«, murmelt Mallone. »Und wie denkst du, dass es nun weitergeht mit uns?«

Die Frage kommt mit trügerischer Ruhe und Sachlichkeit.

»In zwei Stunden ist die Nacht hell«, erwidert Sinclair. »Dann können wir weiter. Ich bin ziemlich am Ende nach diesem Ritt, das werdet ihr mir wohl glauben.«

»Wie weit ist es?«, fragt Curly Jeff Oates, der schweigsamste der drei Männer.

»Ich lief im Wolfstrott vom späten Mittag bis zum frühen Abend«, erklärt ihm Sinclair. »Ich denke, dass wir es auf den Pferden in etwa vier Stunden bis zu jenem Ort schaffen können. Doch erst muss ich mich ausruhen.«

Sie erwidern nichts, denn sie wissen gut genug, dass ein anderer Mann an seiner Stelle noch krank im Bett läge und längst schon – hätten sie ihn mit Gewalt auf ein Pferd gesetzt – bewusstlos heruntergefallen wäre. Sie müssen seine zähe Härte anerkennen.

Er aber weiß, dass sie ihn grausam quälen werden, wenn sie das Gold nicht finden. Zuerst werden sie glauben, dass er sie reingelegt hat und immer noch betrügen will. Deshalb werden sie ihn schinden wie Apachen, denn sie sind erbarmungslos, wollen das Gold, nichts als das Gold. Vielleicht, wenn sie ihn zerbrochen haben, werden sie einsehen, dass er die Wahrheit sprach. Doch dann wird es für ihn zu spät sein. Da sie seine Rache fürchten müssen – schließlich ist er Black Sinclair Everett! – werden sie ihn nicht lebend zurücklassen.

Er geht zur Wasserstelle, legt sich lang hin und trinkt langsam. Zwischendurch wäscht er sich den Kopf, befreit ihn vom Schweiß und dem rötlichen Staub, die sich zu einer schmierigen Kruste mischten. Als er sich danach zum Felsen zurückzieht, um seinen Rücken dagegen zu lehnen und sitzend auszuruhen, spürt er keinen Hunger – nur seine Erschöpfung, und für einen Moment ist eine bittere Resignation in ihm.

Wie soll er diesen Kerlen entkommen?

Es ist unmöglich, denn er hat nicht nur keine Waffen, sondern ist ihnen in seinem geschwächten Zustand auch unterlegen.

Einmal ist es ihm, als hörte er irgendwo rechts hinter dem Felsen ein kratzendes Geräusch.

Er denkt an einen Apachenspäher. Doch sofort weiß er, dass ein Apache ganz gewiss kein solches Geräusch gemacht hätte. Es klang wie das leichte Reiben oder Schaben von Leder gegen Stein.

Sollte ein Fremder in der Nähe sein?

Mit einem Mal will Hoffnung in Sinclair aufkeimen. Doch dann zwingt er sich zur Nüchternheit.

»Gold! Fünfzehn Kilo Gold!«, sagt er laut. »Wenn ich euch zum Versteck des Goldes geführt habe, lasst ihr mich dann reiten?«

»Sicher«, sagt Mallone sofort – um eine Spur zu bereitwillig. »Sicher, ich will nur mein Eigentum – sonst nichts. Ich gebe dir vielleicht sogar eine Belohnung, Sinclair Everett.«

Dann bleibt es lange still.

Die Männer und auch die Tiere haben getrunken. Sie essen vom kalten Proviant, denn sie wollen kein Feuer anmachen.

Sinclair denkt fortwährend an jenes Geräusch, das er hörte.

Die Wasserstelle ist die einzige weit und breit. Oft genug lauern hier Apachen oder Banditen auf Menschen, die zum Wasser kommen. Und jeder vorsichtige Weiße, der sich nach Anbruch der Nacht so einer einsamen Tinaja nähert, wird sein Pferd ein Stück zurücklassen und erst einmal zu Fuß heranschleichen, um zu erkunden, ob eine Gefahr hier lauert.

Vielleicht war das so ein Mann?

Ein Tier oder ein Apache waren es gewiss nicht, dessen ist Sinclair sehr sicher. Und wenn es ein Weißer war, so hat er jetzt bestimmt von fünfzehn Kilo Gold gehört.

Nun wird es darauf ankommen, was für ein Mann dieser Unsichtbare ist.

Die Dunkelheit wird intensiver. Noch ist der Himmel verschleiert und unklar, verwehrt es dem Sternenlicht, auf die Erde zu gelangen. Der Mond ist ebenfalls noch verborgen.

»Wir müssen durch den El Lobo Canyon genau nach Süden«, sagt Sinclair plötzlich laut, »immer auf dem alten Wagenweg, der in die Sierra del Viejo führt, genau nach Süden. Habt ihr verstanden? Vier Stunden von hier liegen die Knochen meines Pferdes. Und unter diesen Knochen liegt das Gold.«

»Wir wollen es hoffen – für dich, Hombre«, spricht Duff Mallone. »Ruh dich nur gut aus, Bruderherz, damit du in zwei Stunden wieder reiten kannst.«

Sinclair schläft wirklich ein. Denn er ist restlos erschöpft. Außerdem hat er nun getan, was er tun konnte.

Wenn es hier einen fünften Mann gibt, den er mit den fünfzehn Kilo Gold interessieren konnte, so weiß dieser nun genau Bescheid.

Obwohl er fast zwei Stunden schlafen kann, kommt es ihm vor, als hätte er nur für zwei Sekunden die Augen zugemacht.

Ringo Delahanty ist es, der ihn an der Schulter rüttelt, und es ist bezeichnend für den Revolverhelden, dass er nicht Sinclairs gesunde, sondern die verwundete, kaum verharschte Schulter anfasst. Der Schmerz macht Sinclair sofort wach. Es ist typisch für Ringo Delahanty und kennzeichnet seinen Charakter, dass er nun fragt: »Habe ich etwa deine verletzte Schulter angefasst?«

»Das weißt du genau«, murmelt Sinclair, verharrt, bis der Schmerz erträglicher wird, und erhebt sich dann. Schwankend geht er zu seinem Pferd und zieht sich in den Sattel.

Der Mond macht die Nacht fast zum Tag. Die Arizona-Sterne leuchten am Himmel. Um diese Jahreszeit ist der Himmel stets wunderbar klar. Es wurde auch bereits merklich kühler.

Als sie dann durch den El Lobo Canyon hinaufreiten, ist es wieder wärmer, weil sich die Tageswärme im Canyon länger hält. Die roten Felsen und Steilwände des Canyons werfen tiefe Schatten. Sinclair überlegt, ob er es nicht wagen soll, sein Pferd zur Seite zu reißen und in eine der dunklen Querschluchten zu entkommen.

Doch es wäre eine sehr zweifelhafte Chance. Er käme wohl keine drei Pferdesprünge weit.

Er muss warten, muss hoffen und auf eine Gelegenheit lauern – nichts anderes.

Wenn das Geräusch, das er gehört hat, nicht von einem Weißen war, dann hat er sowieso keine Chance.

Sie kommen gut vorwärts, denn ihre Pferde sind einigermaßen erfrischt. Sinclair, der an der Spitze reitet, wittert einmal feinen Staubgeruch. Nun ist er doch etwas sicherer, dass jemand vor ihnen reitet. Dieser feine

Staub hält sich lange in der Luft. Hufspuren sind jedoch nicht zu erkennen. Der Mann – oder die Männer – müssen seitlich des alten Spanierweges geritten sein.

In Sinclair ist nun etwas Hoffnung. Er erschrickt bei dieser Erkenntnis, denn er möchte sich nicht einer Hoffnung hingeben, die vielleicht nur seinen Wünschen und seiner Einbildung entspringt.

Mitternacht ist längst vorbei, als sie die Stelle erreichen. Ihre Pferde sind wieder erschöpft, schnaufen und keuchen.

»Da ist es«, sagt Sinclair und deutet auf ein Pferdegerippe.

Es ist ein frisches Gerippe, das kann man klar erkennen. Die Knochen sind noch nicht so trocken und bleich.

Sie starren auf das Gerippe – und dann spähen sie auch schon wachsam und lauernd in die Runde. Denn sie wissen genau, wie gefährlich dieser Ort ist.

Doch nichts rührt sich ringsum hinter den Sandfelsen und Kakteengruppen. Nur ein leiser Nachtwind säuselt, und in der Ferne heulen Coyoten den Mond an.

»Wie tief ist es?«, fragt Mallone barsch.

»Etwa einen Fuß«, erwidert Sinclair, und er weiß, dass es für ihn bald sehr schlimm wird, wenn kein Wunder geschieht. Ja, wenn er hier Hilfe bekommt, so muss man das schon fast als ein Wunder bezeichnen, obwohl es auf dieser Welt die merkwürdigsten Dinge gibt.

»Seht nach!«, bestimmt Mallone. »Ich achte auf ihn und unsere Umgebung.«

Ringo Delahanty und Curly Jeff Oates zögern unmerklich. Sie hocken auf ihren Gäulen und wittern in die Runde. Wahrscheinlich spüren sie die Warnsignale ihres Instinktes. Sie haben einen besonderen Sinn für Gefahren.

Doch sie können nichts entdecken.

Und sie wollen das Gold.

Endlich sitzen sie ab. Sie treten die Knochen des Pferdes zur Seite, lassen sich auf die Knie nieder, nehmen ihre Messer und beginnen mit diesen und mit ihren Händen zu scharren.

»Habt ihr gehört? Etwa einen Fuß tief soll es liegen«, sagt Mallone kehlig.

Sie geben ihm keine Antwort, sondern wühlen und scharren eifrig.

Aber sie finden nichts, obwohl sie auf mehr als zwei Quadratmetern den Boden einen Fuß tief umwühlen. Sie werden immer wütender und ungeduldiger. Trotz der Nachtkühle, die nun sehr empfindlich spürbar ist, geraten sie in Schweiß.

Vielleicht kommen sie sich wie Narren vor. Denn wie auf ein stillschweigendes Kommando halten sie inne und erheben sich.

»Er hat uns zum Narren gehalten«, knirscht Ringo Delahanty. »Dieser lustige Hombre hat sich einen kleinen Spaß mit uns erlaubt. Ist das nicht zum Lachen?« In seiner Stimme ist eine böse Wut, die gar nicht zu seinen Worten passt.

»Wir sollten ihm wirklich erst mal eine heiße Furcht einjagen«, sagt Curly Jeff Oates, tritt an Sinclairs Pferd und fasst blitzschnell nach Sinclairs Bein. Sinclair ist viel zu erschöpft, um so reagieren zu können wie sonst.

Oates reißt ihn am Bein aus dem Sattel, und Sinclair landet unglücklich auf der verwundeten Schulter. Die Wunde bricht auf, und der heiße Schmerz macht ihn fast bewusstlos.

Keuchend liegt er am Boden. Oates und Delahanty stehen über ihm. Mallone hockt immer noch im Sattel und sagt trocken zu ihnen: »Also los, bringt ihn zur Einsicht! Er wird schon noch begreifen, dass es dumm von ihm ist, mit uns Scherze zu treiben.«

Bevor sie sich bücken und ihn hochreißen können, zeigt es sich, dass sie nicht zu viert sind hier an diesem Ort im Mondlicht einer strahlenden Arizonanacht, in der es weit und breit kein Mitleid gibt und alle Lebewesen auf Jagd nach Beute sind.

Eine pulvertrockene Stimme sagt hinter mannshohen Kakteen hervor: »Nun, Mallone, ich habe dich schon immer für einen gewalttätigen Burschen gehalten. Bleibt nur alle schön friedlich! Mallone, wenn deine zwei Partner sich auch nur jucken sollten, bekommst du ein Ding zwischen die Schultern!«

Die Stimme wird zuletzt eiskalt, ohne jedoch lauter zu werden. Dieser Mann dort hinter den Kakteen blufft nicht. Mallone kennt ihn. Er atmet schnaufend aus, flucht dann fast lautlos und sagt: »Drago! Virg Drago, wie kommst du hierher?«

Der Unsichtbare lacht leise.

»Wenn es um fünfzehn Kilo Gold geht, habe ich feine Ohren. Ich schlage euch ein Geschäft vor. Ich lasse euch laufen, und ihr lasst mir euren Gefangenen. Ist das ein Wort?«

Mallone antwortet nicht. Er denkt noch nach, und er bewegt einige Male unruhig die Schultern.

»Drago, willst du mich wahrhaftig ausplündern und zum Feind haben?«, fragt er schließlich.

»Aber nein, Mallone! Ich rechne mit deiner Einsicht. Es ist wie in einem Spiel. Wenn die Karten schlecht sind, muss man passen. Oder man bekommt das Hemd ausgezogen. Ist es nicht so?«

Mallone knurrt. Er scheint an etwas zu kauen, was er nur schwer hinunterwürgen kann.

Seine beiden Revolvermänner verharren noch unbeweglich über Sinclair. Wenn sie den Gegner sehen könnten, würden sie gewiss versuchen, ihre Colts zu ziehen.

»Komm doch heraus und stell dich!«, stößt Ringo Delahanty plötzlich wild hervor.

Doch Virg Drago lacht leise und mit einer Spur von Verachtung.

»Warum sollte ich? Wahrscheinlich müsste ich dich töten. Es geht so viel glatter und friedlicher – wenn Mallone nur klug genug ist. Ich kann ihn und euch gut erwischen. Also, Mallone, wie soll’s denn nun weitergehen? Du hast die freie Auswahl!«

In der Stimme ist wieder eine Spur von Verachtung. Mallones massiger Körper zittert und vibriert einen Moment.

»Ja, wir geben auf«, sagt er widerwillig und knirschend.

»Na fein! Dann darf euer Gefangener sich erheben und eure Waffen einsammeln, nicht wahr?«

»Bist du verrückt? Unsere Waffen! He, hier können überall Apachen sein, denen wir unbewaffnet …«

»Das ist immerhin ein Risiko, doch es lässt sich nicht anders machen. Ich will nicht so sein. Ringo Delahanty darf einen seiner Colts behalten. Er ist doch ein so großartiger Bursche. Deshalb kann er euch während des Heimrittes beschützen. Das ist mein letztes Wort!«

Mallone flucht. Doch er kennt diesen Virg Drago offenbar gut genug und weiß deshalb, dass der andere genau das meint, was er sagt, und dass es kein weiteres Verhandeln mehr gibt.

»Na gut«, keucht er. »Du hast gewonnen, Virg Drago. Aber …«

Er verstummt, verzichtet auf jede Drohung.

Virg Drago lacht leise. »Mach dir nichts draus, Mallone! Es gibt immer einen Verlierer. Beim nächsten Mal hast du mich vielleicht in der Klemme. Dann kannst du dich revanchieren. Also, Amigo, du kannst aufstehen und alle Schießdinger einsammeln. Dem großartigen Ringo darfst du einen Revolver lassen.«

Die Worte gelten Sinclair. Er schiebt sich am Boden ein Stück zurück, bis er sich nicht mehr zwischen Oates und Delahanty befindet. Oates sagt immer noch nichts. Das ist typisch für den schweigsamen Burschen. Wahrscheinlich ist er jedoch gefährlicher als Ringo Delahanty.

Sinclair erhebt sich, und es ist ein Glücksgefühl in ihm. Er hatte sich an der Tinaja beim Torofelsen also nicht getäuscht. Ein Mann hatte sich angeschlichen, der mit Mallone nicht zusammentreffen und sich deshalb unbemerkt zurückziehen wollte.

Doch dann hat dieser Mann etwas von fünfzehn Kilo Gold gehört, er hat gewiss auch schnell begriffen, dass Sinclair mächtig in der Klemme sitzt.

Er geht an die Männer heran, entwaffnet sie, lässt Ringo Delahanty einen Colt und schiebt die zweite Waffe Delahantys in seinen eigenen Hosenbund.

Zuletzt tritt er an Mallone, um dessen Waffen zu nehmen. Mallone sitzt immer noch zu Pferd, starrt im Mondlicht zu Sinclair nieder und brummt: »Glück gehabt, Hombre – mächtig Glück gehabt!«

Sinclair grinst.

»Wie war das mit Barbra Stedloe?«, fragt er. »Warum sagst du mir nicht die Wahrheit, Mallone? Sie ist nämlich kein Flittchen, das mit einem durchziehenden Spieler geht, und dem tausend Dollar auf die Hand lieber sind als die Aussicht auf ein Vermögen? Wie war das, Mallone?«

Mallone denkt nach und leckt sich über die harten Lippen.

»Nein, sie war kein Flittchen«, gibt er schließlich zu. »Der Mann war ihr Verlobter. Er war während des Krieges irgendwie verschollen und hatte dann nach ihr gesucht. Schließlich fand er sie in Santa Cruz, wo sie auf Grund deines Briefes hingekommen war, um auf dich und das Gold zu warten. Aber er hatte keine Zeit. Es gibt da irgendwo im Norden im Mogollon-Land ein Tal, in das er vor dem Krieg eine Rinderherde trieb. Die Tiere haben sich vermehrt wie die Kaninchen. Der Mann war voll Unruhe und Sorge. Er wollte zu seiner alten Ranch, zu seinen Rindern. Er befürchtete, dass andere Männer sonst alles für herrenlosen Besitz ansehen und es sich aneignen würden. Und er brauchte Betriebskapital, um einen Wagen, Proviant und andere Dinge zu kaufen, um eine kleine Mannschaft anzuwerben. Oh, er hatte schon viel zu viel Zeit damit verschwendet, nach Barbra Stedloe zu suchen. Seinetwegen und wegen seiner Eile machte sie dieses Geschäft mit mir. Allerdings versprach ich ihr die Hälfte des Goldes, wenn du es wirklich bringen solltest. Nun, jetzt weißt du Bescheid, Freund Sinclair. Vielleicht bringst du ihr das Gold ins Mogollon-Land.«

Nach dieser langen Rede schnauft er und blickt zur Seite. Dort kommt ein Mann hinter den Kakteen hervor – jener Virg Drago, wie Mallone ihn mit einer bösen Wut in seiner Stimme nannte, als hätte er nicht zum ersten Mal einen unerfreulichen Zusammenstoß mit ihm.

Drago ist ein großer, geschmeidiger Mann. Er trägt zwei Revolver in den Holstern eines Kreuzgurtes wie Ringo Delahanty, sieht diesen an und sagt knapp: »Du hast einen Colt, Revolverschwinger. Und du hast auch ein großes Maul! Wenn es dich juckt, dann …«

Er verstummt, aber es ist eine Herausforderung.

Ringo Delahanty zuckt nur leicht zusammen. Es juckt ihn nicht mehr nach einem Kampf. Dass Mallone vor Virg Drago kniff und nachgab, warnt ihn mehr als alles andere. Außerdem sagt Mallone: »Wir reiten jetzt. Du hast doch nichts dagegen, Virg?«

»Ich nicht«, erwidert dieser. »Aber ihr müsst noch meinen neuen Partner fragen. Der hat vielleicht noch ein Huhn mit euch zu rupfen. Fragt ihn nur recht freundlich.«

Aber sie tun es nicht. Sie starren Sinclair nur an.

»Haut ab!«, sagt Sinclair. »Ich bin noch nicht gesund genug, um eure Freundlichkeiten zu erwidern. Vielleicht lauft ihr mir noch einmal über den Weg, wenn ich wieder in Ordnung bin. Dann passt auf!«

Sie reiten schweigend davon – drei gefährliche Männer mit nur einem einzigen Colt. Sie werden sich gewiss beeilen, in bewohntere Gegenden zu gelangen. Und sie gleichen tatsächlich irgendwie Spielern, die mit schlechten Karten passten.

Das ist typisch für sie.

Sinclair Everett und Virg Drago lauschen auf den verklingenden Hufschlag.

Dann betrachten sie sich im Mondschein.

Sie müssen grinsen, denn sie sind sich fast so ähnlich wie Brüder – beide groß, hager, sehnig, dunkel und grauäugig, bärtig dazu.

»Nun, Partner«, sagt Virg Drago. »Oder sind wir keine Partner? Als du so laut von fünfzehn Kilo Gold zu reden begannst, da wusste ich, dass du das leise Geräusch, das ich unfreiwillig machte, gehört hattest, in der Klemme stecktest und mir ein Geschäft anbotest. Oder nicht?«

»Tut mir leid«, erwidert Sinclair leise, »doch ich bin nicht in der Lage, ein Geschäft zu machen. Ich wollte nur Hilfe. Das Gold ist verschwunden. Ich kann dir mein Wort geben, dass dies die reine Wahrheit ist und ich mich tief in deiner Schuld befinde, Virg Drago. Mallone kannte dich offensichtlich und hatte keine Lust, etwas zu riskieren. Hast du etwa einen Kriegsnamen, den ich kennen sollte?«

Virg Drago erwidert noch nichts. Er bewegt sich langsam im Kreis um Sinclair herum und betrachtet ihn von allen Seiten. Sinclair wartet. Er fühlt sich ausgebrannt und erschöpft, denn er saß länger als achtzehn Stunden im Sattel und war schon bei Beginn des Rittes längst nicht bei Kräften.

»Ich bin besser unter dem Namen Socorro Chip bekannt«, murmelt Virg Drago endlich. »Den Namen bekam ich schon als kleiner Junge, als man zwischen Socorro und Albuquerque noch Pferderennen austrug. Das war ein Zweihundert-Meilen-Ritt. In Socorro hatte man alle Chips auf mich gesetzt.«

»Und du hast gewonnen?«

»Nein, verloren. Ich durfte mich einige Jahre nicht mehr in Socorro blicken lassen. Sie behaupteten dort, ich hätte mich von den Leuten in Albuquerque bestechen lassen. Doch wir kommen vom Thema ab, nicht wahr? Es geht um fünfzehn Kilo Gold und unsere Partnerschaft.«

Sinclair schweigt, aber er weiß nun, mit wem er es zu tun hat.

Von Socorro Chip hat er gehört. Obwohl sie zu der gleichen Gilde gehören, sind sie sich noch nie begegnet. Es hieß dann, dass Socorro Chip nach Mexiko gegangen wäre, um dort mit anderen Revolvermännern den Schutz einiger hochgestellter Persönlichkeiten zu übernehmen, die zu sehr für Kaiser Maximilian gewesen waren, sich deshalb von den Juaristas bedroht fühlten und keinem Mexikaner mehr trauten. Maximilian selbst soll ja schon mächtig in der Klemme sitzen und nur noch den Franzosen sein Dasein verdanken. Socorro Chip Virg Drago ist nun aus Mexiko zurückgekommen.

»Ich glaube, ich muss dir erzählen, wie es mir hier vor mehr als einer Woche erging«, murmelt Sinclair. »Dann wirst du mir vielleicht glauben. Bist du schon mal vier Tage von einer Apachenhorde kreuz und quer gejagt worden?«

Socorro Chip grinst.

»Schon einige Male«, sagt er. »Erzähle! Und wenn das Gold wirklich nicht hier sein sollte, so könnten wir ein Stück fortreiten. In diesem Land ist es besser, nicht zu lange auf einem Fleck zu verharren. Komm, Partner!«

Wenig später reiten sie.

Und Sinclair erzählt, wie es war.

Als er fertig ist, sagt Socorro Chip eine ganze Weile nichts.

Dann verhält er das Pferd, und auch Sinclair hält sein müdes Tier an.

Im Mondlicht betrachten sie sich.

»Ich hörte schon von dir, Sinclair«, murmelt Socorro Chip. »Ich glaube dir jedes Wort. Weißt du, ich konnte mich schon immer auf meinen Instinkt verlassen und stets spüren, wenn jemand mit falscher Zunge redete. Erledigt! Ich freue mich, dir einen Gefallen getan zu haben. Na gut! Kannst du noch reiten, oder sollen wir rasten?«

»Ich … ich glaube, ich werde gleich aus dem Sattel fallen«, murmelt Sinclair und schwankt wie ein Betrunkener.

Denn nun, nachdem Socorro Chip sagte, dass er ihm glaubt, löst sich in Sinclair die Anspannung, die ihn aufrecht gehalten hatte.

Er sitzt mit letzter Kraft ab und legt sich zu Boden.

Er kann nicht mehr.

Als er erwacht, scheint die Sonne und verwandelt sich schon allmählich in jenen Feuerball, der den Lebewesen dieses Landes einen langen Tag zusetzen wird.

Socorro Chip hat die Pferde schon reitfertig gemacht.

»Wir haben nicht mehr viel Wasser und Proviant«, sagt er. »Doch ich kenne dreißig Meilen weiter östlich eine Wasserstelle. Danach erreichen wir den Santa Cruz River. Ich denke, wir reiten nach Tucson. Oder hast du andere Pläne?«

Die Frage kommt ganz leicht und lässig. Doch Sinclair, der sich aufgesetzt hat und ihn ansieht, spürt, dass dies vielleicht der Beginn einer Freundschaft sein könnte.

Freundschaft?

Er hatte nie Freunde, denn er verlor schon als Junge den Glauben an die Welt und die Menschen.

Soll er mit Socorro Chip reiten?

Sucht dieser seine Freundschaft?

Spürt auch Socorro Chip, dass sie irgendwie von einer Sorte sind, als wären sie Zwillingsbrüder?

Sie betrachten sich lange, und sie spüren und fühlen mehr, als gebrauchten sie eine Menge Worte.

»Ja, reiten wir erst mal nach Tucson!«, sagt Sinclair.

Sie erreichen die kleine Tinaja. Das Land verändert sich von Meile zu Meile, die sie nach Osten reiten.

Gewiss, das alles ist Wildnis, tiefste Wildnis, Apachenland. Dennoch ist es schön.

Die Spätnachmittagssonne macht die Schatten lang und alle Farben noch wärmer.

Es gibt unheimlich viele Farben in diesem Land.

Die Hügel und Mesas, Felsen, Zinnen und die Formationen baumbedeckter Höhenzüge, sie sind rot, rosa, gelb, braungelb, lachsfarben, blau und schwarz. Das alles scheint von einem riesigen Pinsel bemalt worden zu sein.

Hier bei der ersten Wasserstelle vor dem Fluss sind vielerlei Tiere, Stachelschweine, Truthähne – und eine Menge Blauhäher. Sie fliegen auf, als sich die beiden Reiter nähern, ein Zeichen, dass an der Wasserstelle keine anderen Menschen weilen – oder lauern. In diesem Land muss man stets mit verborgenen Feinden rechnen.

Im Osten sind Hügel und Berge mit tausend Felsspitzen und Türmen in den verschiedensten Farben.

Während Sinclair müde und erschöpft absitzt und sich beim Wasser auf den Bauch legt, um seinen Kopf zu waschen und zu trinken, reitet Socorro Chip Drago noch einen weiten Kreis und sucht nach Spuren oder irgendwelchen Zeichen.

Doch er findet nichts, was auf Gefahren hindeuten könnte.

Und so kehrt auch er zum Wasser zurück und legt sich neben Sinclair auf den Bauch. Nachdem er sich ebenfalls erfrischt hat, blicken sie sich an – und dann müssen sie grinsen.

»Na«, sagt Socorro, »ich glaube nicht, dass wir Schönheiten sind. Wenn ich mich richtig erinnere, so war meine Mutter die einzige Frau auf dieser Welt, die mich hübsch fand. Doch das ist lange her. Seit einiger Zeit habe ich eine Pechsträhne«, murmelt er. »Als ich dich so laut von fünfzehn Kilo Gold reden hörte, machte ich mir gewisse Hoffnungen. Ich muss gestehen, dass ich abgebrannt bin. Ist dort, wo du das Gold holtest, vielleicht noch mehr davon?«

Sinclair nickt. »Gewiss«, sagt er. »Die Mine war rentabel. Pro Tonne Gestein soll sie für über zweihundert Dollar Gold gebracht haben. Doch die Apachen haben alles angezündet – das Stampfwerk und die Wasserleitung aus den Bergen. Es würde uns schwerfallen, das Gold zu gewinnen. Überdies schlagen die Apachen dort jeden Weißen tot. Nein, Socorro Chip – oder soll ich dich Virg nennen? Da ist kaum was zu machen. Die fünfzehn Kilo Gold waren von einer ganzen Mannschaft gewonnen worden, als die Mine noch arbeitete. Das ist keine Goldader, die man nur herauszuschlagen braucht.«