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G. F. Unger wird zu Recht als der beliebteste und erfolgreichste deutschsprachige Western-Autor gefeiert. Mit einer Rekordauflage von über 250 Millionen Exemplaren gehört er zur internationalen Spitzenklasse der Spannungsliteratur. Seine Epoche ist das späte 19. Jahrhundert, seine Schauplätze sind die unermesslichen Weiten des amerikanischen Westens, deren Grenzen von unerschrockenen Frauen und Männern immer weiter nach Westen verschoben werden, bis sie schließlich die Küste des Pazifiks erreichen.
Erleben Sie den amerikanischen "Wilden Westen", wie nur G.F. Unger ihn schildern kann: hart, authentisch, leidenschaftlich.
Dieser Sammelband enthält die Folgen 191 bis 195 der G.F. Unger Sonder-Edition:
Folge 191: Gefährliche Fährten
Folge 192: Die Rechnung war zu hoch
Folge 193: Jarrisons Horde
Folge 194: Die Ehre der Quaids
Folge 195: Der Squawman
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 946
Veröffentlichungsjahr: 2025
BASTEI LÜBBE AG
Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben
Für die Originalausgaben:
Copyright © 2020 by
Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6 – 20, 51063 Köln
Vervielfältigungen dieses Werkes für das Text- und Data-Mining bleiben vorbehalten.
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Für diese Ausgabe:
Copyright © 2024 by
Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6 – 20, 51063 Köln
Covermotiv: © Manuel Prieto/Norma
ISBN: 978-3-7517-8302-6
https://www.bastei.de
https://www.luebbe.de
https://www.lesejury.de
Cover
Titel
Impressum
Inhalt
G. F. Unger Sonder-Edition 191
Gefährliche Fährten
G. F. Unger Sonder-Edition 192
Die Rechnung ist zu hoch
G. F. Unger Sonder-Edition 193
Jarrisons Horde
G. F. Unger Sonder-Edition 194
Die Ehre der Quaids
G. F. Unger Sonder-Edition 195
Der Squaw-Mann
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Contents
Gefährliche Fährten
Das Gehalt eines US-Deputy-Marshals war damals recht kümmerlich. Außer dem kargen Grundgehalt bekam er Wegegeld, wenn er dienstlich unterwegs war. Dieses Wegegeld betrug sechs Cents für die Meile; doch man musste Quittungen vorlegen, was zumeist unmöglich war, weil es in der Wildnis niemanden gab, der solche Quittungen ausstellen konnte.
Außerdem gab es für eine Verhaftung zwei Dollar, ganz gleich, ob der Verhaftete ein kleiner Ladendieb oder ein berüchtigter Mörder war. Für die Zustellung einer Zeugenvorladung erhielt man fünfzig Cents. Wenn ein US-Deputy-Marshal zum Beispiel fünfhundert Meilen weit einen Mörder verfolgte und ihn schließlich verhaftete – was nicht so selten vorkam –, so musste er darauf achten, den Verhafteten lebend abzuliefern. Sonst erhielt er kein Meilengeld, keine Verhaftungsprämie – nichts.
Ein US-Deputy konnte seine Einkünfte auch dadurch aufbessern, dass er Verbrecher einbrachte, auf die Belohnungen ausgesetzt waren.
Im Schnitt kam ein US-Deputy nach Abzug all seiner Unkosten auf etwa fünfhundert Dollar im Jahr. Gewiss, das war mehr als ein Cowboylohn, denn Cowboys verdienten nur zwischen drei- und vierhundert Dollar.
Dennoch waren die meisten der Männer, die sich den Stern eines US-Deputies anstecken ließen, nicht aufs Geldverdienen versessen. Sie hatten andere Gründe.
Auch Virg Cheshire hatte andere Gründe. Er sah nicht auf das Geld, als er US-Deputy wurde...
☆
An einem schönen Spätsommernachmittag kommen sie mit der Wildpferdherde aus dem Mesaland und sehen die kleine Stadt Tonto.
Der Ort rings um den Pueblo hat sich in den sechs Monaten ihrer Abwesenheit kaum verändert.
Virg Cheshire und Will Burnett haben alle Hände voll zu tun, um die kleine Pferdeherde unter Kontrolle zu halten. Pferde, die bis vor wenigen Wochen noch in der Wildnis lebten und jetzt nur unvollkommen eingebrochen sind. Sie wittern die kleine Stadt, werden scheu und nervös, möchten ausbrechen und den beiden Reitern entkommen.
Es sind etwa dreißig erstklassige Pferde, ausgesucht unter mehr als hundert Tieren, die sie im Verlauf vieler Wochen in der Canyonfalle gesammelt hatten.
Diese Tiere sind weit über dem Durchschnitt.
Virg Cheshire und Will Burnett vermeiden es, sich anzusehen. Ihre Bewegungen werden immer schneller und ungeduldiger. Es ist, als könnten sie beide das Ende des Treibens nicht abwarten.
Virg Cheshire wirkt hager; er ist dunkel wie ein Indianer.
Will Burnett ist gelbhaarig, doch kein hellhäutiger Typ. Er ist muskulös, stark und geschmeidig.
Als die Sonne im Westen schon fast hinter den Mesas verschwunden ist, erreichen sie die Corrals der Arizona-Overland-Company. Dort hat man sie längst kommen sehen, öffnet die Corralgatter und hilft ihnen, die Pferde hineinzujagen.
Der Agent der Overland-Company sitzt auf einer der oberen Corralstangen und betrachtet die Tiere aufmerksam.
Virg und Will lenken ihre Pferde neben ihn, beugen sich vor und legen die Hände auf die Sattelhörner. Sie sind müde und ausgebrannt. Dennoch glimmt in ihren Augen ein erwartungsvolles Feuer. Ihre lässige Haltung täuscht, denn innerlich sind sie angespannt, ja sogar ungeduldig.
Der Agent wendet sich nach einer Weile zu ihnen und nickt.
»Gute Pferde! Genau die Sorte, die wir haben wollten. Und keines älter als zwei Jahre, denke ich. Aaah, wir werden Mühe haben, aus ihnen Gespanntiere für unsere Postkutschen zu machen – Führungspferde! Aber dies ist die Sorte, die ohne Pause dreißig Meilen traben kann. Nur diese zähe Sorte kann das. Deshalb brauchen wir sie. Gut gemacht! Ich zahle tausend Dollar. Das ist ein stolzer Preis für halbwilde Biester, mit denen man noch Monate arbeiten muss.«
Virg und Will nicken. Sie hatten im besten Fall mit neunhundert Dollar gerechnet.
»Einer von uns wird das Geld morgen in Ihrem Büro abholen«, sagt Virg Cheshire und zieht sein Pferd herum.
Will Burnett folgt ihm.
Als sie außer Hörweite sind, sagt Will: »Das war die eine Sache. Jetzt kommt die andere. Es bleibt bei der Abmachung, ja?«
Virg sieht ihn forschend an. Sie sind Freunde seit ihrer Jugend. Auch während des Bürgerkrieges waren sie zusammen.
»Ja, es bleibt bei unserer Abmachung«, sagt er. »July Adams hat nun sechs Monate Zeit gehabt, um sich für einen von uns zu entscheiden. Wir haben ihr damals jeder ein Seidentuch geschenkt. Wessen Tuch sie tragen wird, wenn wir vom Wildpferdfang zurück sind, für den hat sie sich entschieden. Und weil wir beide arme Hunde sind, bekommt der Glücklichere von uns beiden auch den gesamten Erlös, damit er mit July einen besseren Start hat. So war es abgemacht. So soll es sein. Der, für den July sich entschieden hat, ist der große Glücksjunge.«
Will nickte zu diesen Worten.
»Wir sind Freunde und werden es immer bleiben«, murmelte er. »Zu dumm, dass wir uns in das gleiche Mädchen verliebten. Aber eigentlich ist das nicht dumm. Besser, einer von uns bekommt sie als ein dritter Mann. Ich würde sie keinem anderen Burschen außer dir gönnen, Virg.«
»Und ich keinem anderen außer dir«, knurrt Virg. »Doch der Verlierer muss verschwinden. Wir haben beide zu sehr um sie geworben und lieben sie zu sehr, als dass der Verlierer...«
Er winkt ab.
»Es gibt immer ein Ende und einen neuen Anfang«, sagte er. »Also gut, finden wir es heraus! July hat versprochen, dass sie einen von uns beiden nehmen und sich während unserer Abwesenheit entscheiden würde. July ist ein Mädel, das Wort hält.«
Sie reiten wortlos weiter. Es sind nur noch hundert Schritte bis zu den ersten Häusern des Ortes.
So eilig sie es bisher hatten und so sehr sie mit Ungeduld angefüllt sind, mit Spannung, Erwartung – vielleicht auch geplagt von Zweifeln und Befürchtungen, jetzt reiten sie langsam. Es ist, als wollten sie das, was kommen wird, hinausschieben.
Für wen July sich auch entscheiden wird, auf jeden Fall ist dieser Tag heute das Ende ihres gemeinsamen Weges. Die Tage der Sattelpartnerschaft sind vorbei, und nie wieder werden sie zusammen an einem Campfeuer sitzen und versuchen, die Sterne zu zählen. Sie werden nie wieder ihre Gedanken austauschen, und die Zeit, da sie sich in Not und Gefahr aufeinander verlassen konnten, sie ist vorbei.
Sie kommen bis vor das Hotel, das July für den Storebesitzer führt. Es ist ein kleines Hotel, und es wirft nicht viel Gewinn ab. July und ein Chinesenjunge bewirtschaften es allein.
Als sie ihre Pferde anhalten, tritt July heraus.
Sie trägt das grüne Seidentuch, das einen Kontrast zu ihrem roten Haar bildet.
Ihr Lächeln ist ernst, etwas traurig. Nur in ihren Augen erkennt man die Hoffnung auf Glück. Das grüne Tuch schenkte ihr Will Burnett. Für ihn entschied sie sich während der sechs Monate, in denen sie Zeit hatte, sich über ihre Gefühle klarzuwerden.
»July!«, ruft Will Burnett mit wilder Freude.
Virg Cheshire aber zieht vor July den alten Hut. Er schwingt ihn mit einer fast feierlich anmutenden Bewegung.
»Viel Glück für euch!«, sagt er.
Ihre Augen bitten ihn um Verzeihung. »Es ist schon in Ordnung, July«, hört er sich reden und wundert sich über seine Worte. »Du hast eine feine Nase, Mädel. Denn Will ist gewiss der bessere Mann von uns beiden. Viel Glück!«
Er setzt seinen Hut wieder auf, zieht sein Pferd herum und reitet davon.
July und Will blicken ihm nach. Will beißt sich auf die trockenen Lippen.
Dann sieht er auf July nieder und sitzt mit einer geschmeidigen Bewegung ab. Sie kommt in seine Arme, und sie küssen sich. Er flüstert in ihr Haar, in das er sein Gesicht drückt: »Du wirst es nie bereuen müssen, July! Ich schwöre es dir! Du bist jetzt mein kostbarster Besitz. Ich werde alles tun, um dich glücklich zu machen.«
Einige Leute von Tonto beobachten diese Szene. Sie sehen auch, wie Virg Cheshire aus der Stadt reitet – ein sehr dunkler, hagerer, stoppelbärtiger, abgerissener Reiter, der auf seinen Anteil an der Pferdeherde verzichtet, weil das so ausgemacht war und weil Will Burnett an seiner Stelle nicht anders gehandelt hätte.
Dennoch gibt es ein oder zwei Leute in Tonto, die der Meinung sind, dass nicht Will der bessere Mann von beiden ist. Es sind Leute, die es wissen müssen – zum Beispiel der Sheriff, der sich mit Männern auskennt, und dann der Storebesitzer, für den July das Hotel führt.
Doch vielleicht irren sie sich, diese beiden scharfäugigen Burschen.
Auf jeden Fall ist auch Will Burnett ein prächtiger Bursche; er sieht besser aus als Virg Cheshire. Und er ist sehr viel lustiger. Virg war nie so lebhaft und fröhlich wie Will. Vielleicht gab das den Ausschlag bei July, vielleicht wollte sie einen lachenden Mann, bei dem immer die Sonne scheint.
Wer kann das einem Mädel verdenken, dessen Jugend traurig war und das vom dreizehnten Lebensjahr an selbst für sich sorgen musste, nachdem ihre Eltern von Apachen totgeschlagen wurden?
Der Storebesitzer kommt auf dem Plankengehsteig heran. »Da kann man wohl gratulieren, und ich muss mir für das Hotel jemanden suchen, der July ersetzen kann?«
»So ist es«, sagt Will. »Ich besitze jetzt etwas Geld und kann eine kleine Ranch übernehmen. Wir werden es schaffen.«
☆
Virg Cheshire reitet nach Süden. Doch das geschieht nicht bewusst. Er muss ganz einfach irgendwohin reiten – und die Richtung ist ihm völlig gleich.
Obwohl er müde und erschöpft ist, hungrig und mit Schweiß und Staub bedeckt, kann er jetzt nicht anhalten. Er muss reiten – irgendwohin.
Eine tiefe Resignation ist in ihm, eine Leere, von der er glaubt, sie niemals wieder füllen zu können.
Sie hat Will genommen!, denkt er immer wieder. Was kann sie dazu gebracht haben, Will zu nehmen? Was ist an ihm besser? July ist kein Mädchen, das nach Äußerlichkeiten entscheidet. Will sieht besser aus als ich. Gegen ihn wirke ich wie ein Büffelwolf gegen einen prächtigen Berglöwen. Aber sie nahm ihn nicht wegen seines Aussehens. Es muss etwas anderes sein. Aber ist Will besser als ich? War es die ganzen Jahre nicht so, dass er ein leichtsinniger Bursche war und ich ihn immer wieder bremsen musste, wenn er etwas Unüberlegtes tun wollte? Wäre es nach ihm gegangen, so hätten wir keine Pferde gejagt, sondern auf schnellere Weise Geld verdient. Aaah, Will ist ungeduldig und möchte...
Nein, er will nicht weiter darüber nachdenken. Es kommt ihm gemein und ungerecht vor, Wills Schwächen aufzuzählen.
Will ist ein Mann von fünfundzwanzig Jahren. Die Verantwortung wird ihn gewiss reifer machen. Er wird keine Dinge mehr wagen, die verwegen und gefährlich sind.
Die Liebe zu July und das Bewusstsein ihres Besitzes werden von nun an sein Handeln bestimmen.
Das glaubt Virg Cheshire, und das wünscht er auch.
Denn sonst...
Virg Cheshire reitet in dieser Nacht nach Süden – bis sein müdes Pferd stehenbleibt und er endlich erkennt, dass er dem Tier eine längere Rast gönnen muss.
Er macht kein Feuer, liegt jedoch bis zum Sonnenaufgang wach in den Decken.
Sein Hunger, der gestern schon groß war, als sie die Pferde in die Corrals brachten, ist noch schlimmer. In seinem Bündel hinter dem Sattel befindet sich kein Proviant mehr.
Doch Virg kennt diese Gegend. Es ist ein noch völlig wildes, einsames Land. Manchmal durchstreifen es Apachen, denn immer wieder kommt es vor, dass Krieger aus den Reservaten ausbrechen, um sich einem der noch kriegführenden Häuptlinge anzuschließen.
Auf diese Weise wollen sie möglichst viel Beute machen und Weiße erschlagen.
Es ist ein gefährliches Land. Nur weit verstreut gibt es Ranches oder Siedlungen.
Virg Cheshire erinnert sich an die Watsons, die hier in der Nähe eine kleine Ranch besitzen. Bei ihnen wird er gewiss Vorräte kaufen können. Ohne sich noch länger aufzuhalten, macht er sich auf den Weg. Nach etwa drei Meilen, die er auf einem manchmal kaum erkennbaren Pfad reitet, kommt er über einen Hügelsattel und sieht das Haus der Watsons vor sich.
Alles dort unten wirkt noch primitiv und kümmerlich. In diesem Land verbrauchen die Menschen viel von ihrer Kraft, um sich am Leben zu erhalten. Sie müssen immer wieder aufbauen, was Feinde zerstören.
Die Watsons dort unten wurden zweimal von Apachen überfallen, die ihnen das Vieh töteten und Scheune und Stall abbrannten.
Als Virg hinunterblickt, wirkt alles sehr still und friedlich – zu still und zu friedlich. Denn um diese Tageszeit müssten Leute wie die Watsons längst auf den Beinen sein und harte Arbeit leisten.
Virg Cheshire ist ein Sohn dieses Landes. Selbst scheinbar bedeutungslose Zeichen übersieht er nicht.
Langsam und wachsam reitet er näher, unterdrückt seinen Hunger und achtet auf die Signale seines Instinktes. Vor dem Anwesen schlägt er einen Halbkreis und betrachtet die Tiere in den Corrals.
Er erkennt drei Pferde, die vor nicht langer Zeit noch hart und rau geritten wurden. Es sind drei abgetriebene, mit einer schmierigen Schicht aus Schweiß und Staub bedeckte Tiere. Sie stehen mit müde gesenkten Köpfen da. Niemand kümmert sich um sie. In diesem Land sind Pferde ein kostbarer Besitz. Die Watsons würden sich um die drei Tiere bestimmt kümmern, wenn sie es könnten.
Virg Cheshire gleitet aus dem Sattel. Er hält mit einer raschen Bewegung seinen Revolver in der Hand und nähert sich langsam der kleinen Ranch. Das Pferd benutzt er als Deckung. Er führt es so geschickt zwischen sich und der Ranch, dass man ihn mit einem Schuss aus einem der schießschartenähnlichen Fenster kaum erwischen könnte.
Als er näher kommt und die offene Haustür sieht, ruft er: »Hoiii, ihr Watsons! Hoiii, seid ihr daheim? Hier ist Cheshire, Virg Cheshire. Johnny! Pat! Hört ihr mich?«
Er braucht nicht lange zu warten.
Patricia Watson kommt heraus und winkt ihm zu.
»Sie haben Johnny niedergeschossen! Sie haben ihn zusammengeschossen, weil er ihnen unsere guten Pferde nicht überlassen wollte. Es waren Jack Trevor und die beiden Ringolds.«
Virg läuft auf die Frau zu. Er bemerkt ihre Verzweiflung, drängt sich an ihr vorbei – und sieht dann Johnny Watson. Patricia hatte ihren Mann ins Haus gezogen, doch sie schaffte es nicht, ihn ins Bett zu heben. Er liegt mitten auf dem Fußboden auf einer Decke und hat ein Kissen unter dem Kopf.
Pat hatte versucht, seine Wunden zu verbinden, aber er war ihr unter den Händen gestorben. Er ist tot.
Sie kniet wieder bei ihm. Virg hört sie immer wieder sagen: »Was soll ich ohne dich auf dieser Welt tun, Johnny? Sag mir, was soll ich tun ohne dich? Warum gabst du diesen Banditen nicht unsere Pferde? Warum nicht? Was sind schon drei gute Pferde, wenn man so einen Preis dafür zahlen muss? Johnny, warum...«
Sie bricht ab, bedeckt ihr Gesicht mit beiden Händen und weint bitterlich.
Virg legt seine Hand auf ihre Schulter und streicht über ihr Haar.
Sie hatte schon immer Pech, denkt er. Einst fingen die Watsons hier mit großen Hoffnungen an. Im vergangenen Jahr starb ihr einziger Sohn, der schon ein tüchtiger Bursche war. Und jetzt...
Sie sieht ihn plötzlich hart an. Sie weint nicht mehr. Ihre Stimme klingt fest. Nun ist sie wieder die Frau, die mit einer Schrotflinte auf wilde Apachen schoss.
»Es waren Jack Trevor und Bill und Shorty Ringold«, sagt sie. »Sie hatten die Überlandpost angehalten und elftausend Dollar erbeutet. Zuerst wollten sie die Pferde kaufen und boten einen guten Preis. Virg, diese Banditen und Mörder dürfen doch nicht...«
»Nein«, unterbricht er sie, macht sich sanft von ihr los und erhebt sich aus der knienden Stellung. Er blickt auf Johnny Watson nieder, einen hageren, abgearbeiteten Mann von knapp vierzig Jahren. Watson war ein furchtloser Mann mit Gottvertrauen gewesen. Er hatte stets daran geglaubt, dass es der Armee gelingen würde, die Apachen zu befrieden.
Dass ihn einmal weiße Banditen töten würden, hätte er gewiss nie für möglich gehalten.
»Nein, diese Mörder dürfen und werden nicht entkommen!«, unterbricht Virg Cheshire die Frau. »Ich kenne Jack Trevor flüchtig und die beiden Ringolds etwas besser. Wenn Sie mir etwas Proviant einpacken würden, Pat, dann könnte ich die Fährte aufnehmen. Dass die Burschen hier frische Pferde holten, deutet auf eine Flucht hin. Sie werden gewiss verfolgt oder rechnen fest damit. Es könnte sein, dass schon in den nächsten Minuten ein Aufgebot kommt. Vielleicht aber dauert es auch länger. Ich will die Fährte aufnehmen und deutliche Zeichen hinterlassen.«
☆
Virg Cheshire versteht sich auf Fährten wie ein Indianer. Schon in seiner frühesten Jugend hing sein Leben oft genug davon ab, dass er eine Fährte richtig deuten konnte. Die Spur der drei Banditen ist am Anfang mühelos zu verfolgen. Es liegt klar auf der Hand, dass sie sich auf den frischen Pferden sicher fühlten und ihren Vorsprung vergrößern wollten.
Virg isst im Sattel Fleisch und Brot und trinkt aus der Flasche von dem kalten Tee. Er fühlt sich danach etwas besser und überlegt, wohin sich die drei Banditen gewandt haben könnten.
Mexiko! Ja, das erscheint ihm selbstverständlich. Die Fährte führt geradewegs nach Süden. Für Banditen und Mörder, die den Aufgeboten entkommen wollen, ist die Grenze die sicherste Sache.
Außerdem ist jeder amerikanische Dollar drüben in Mexiko so groß wie ein Wagenrad. Nicht wenige Banditen gehen über die Grenze, wenn sie nicht nur untertauchen, sondern auch gut leben wollen.
Virg Cheshire schätzt den Weg bis zur Grenze auf etwa zweihundertsechzig Meilen.
Das ist keine große Entfernung in diesem Land. Jack Trevor und die beiden Ringolds sind harte, zähe Burschen, richtige Langreiter, die nach einem geglückten Überfall einige Tage und Nächte im Sattel sitzen können, bis auch das ausdauerndste Aufgebot nicht mehr kann.
Für Virg sieht es so aus, als wollten die Banditen ins San Pedro Valley und in diesem entlang nach Süden. Das ist der kürzeste Weg.
Virg lässt seinen grauen Wallach laufen. Dieser Grulla ist hager und narbig. Er ist ein Apachenpferd und braucht nicht viel Nahrung. Manchmal glaubt Virg, dass dieser rammsnasige Bursche auch von einer Handvoll Kirschkerne existieren könnte.
Die wenigen Ruhestunden zwischen Mitternacht und Morgen taten dem Wallach gut. Er trabt willig vorwärts, unaufhörlich weiter und weiter. Auf lange Distanz überholt der Graue jeden Renner.
Virg Cheshire reitet den ganzen Tag auf der Fährte. Diese führt schnurgerade nach Süden – soweit das Gelände eine gerade Richtung zulässt.
Von Patricia Watson weiß Virg, dass die drei Banditen etwa eine Stunde Vorsprung hatten. Dieser Vorsprung ist gewiss noch größer geworden, weil sie am Anfang sehr schnell ritten.
Als es Mittag wird, glaubt Virg, dass er aufholt.
Die Pferde der Banditen sind inzwischen müde, und sie werden immer noch angetrieben und scharf geritten. Ihre Schnelligkeit verringert sich gewiss mit jeder weiteren Meile. Virgs Grauer trottet noch wie in der ersten Stunde.
Virg denkt über die Banditen nach. An dieser Flucht ist etwas, was ihm nicht gefällt.
Er vermutet, dass die drei Mörder nach Anbruch der Dunkelheit die Richtung wechseln werden.
Das wäre der große Trick! Wenn ein Aufgebot die Überzeugung gewinnt, dass die Flüchtlinge über die Grenze wollen, wird es auch nach Anbruch der Nacht nach Süden reiten – und die Fährte verlieren. Es müsste bei Tag zurück und die Spur neu aufnehmen. Eine ganze Nacht und wahrscheinlich der folgende Tag gingen verloren.
Mit so einem Vorsprung brauchten die Banditen nicht nach Mexiko. Sie könnten überall untertauchen.
Virg Cheshire beschließt, alles auf eine Karte zu setzen. Er klopft seinem Wallach den Hals und ruft knapp: »Los, Texas, los!«
Der Graue schnaubt willig und beginnt zu galoppieren. Er wird dieses Tempo bis zum Anbruch der Nacht beibehalten können, dann jedoch am Ende seiner Kraft sein.
Wenn Virg bis zum Abend die drei Banditen nicht eingeholt hat, wird er sie nie mehr einholen. Sie werden ihm und jedem Aufgebot glatt entkommen.
Am späten Nachmittag wird die Fährte immer frischer. Virg ist kaum mehr als zehn Minuten hinter den Banditen.
Die Sonne sinkt. Langsam kriechen die Schatten der Nacht näher und verdrängen den blutrot sterbenden Tag. Bald schon kann Virg die Fährte nicht mehr erkennen.
Er hält an und lauscht.
Was jetzt? Er kann nur noch wenige Minuten hinter den Banditen sein. Die Burschen müssen sich ganz in der Nähe befinden.
Doch wo?
Als er sich diese Frage stellt, denkt er darüber nach, in welcher Gegend er sich hier befindet. Die Banditen müssen auf ihren erschöpften Tieren angehalten haben. Texas, sein unübertrefflicher Wallach, ist ebenfalls am Ende seiner Kraft. Er musste in den vergangenen Tagen schon viel leisten.
Virg kommt zu der Überzeugung, dass es für die Banditen nur zwei Möglichkeiten gibt. Entweder haben sie frische Pferde in der Nähe, oder sie müssen eine längere Rast einlegen.
Frische Pferde! Virg ist sicher, dass sich die Kerle frische Pferde besorgen werden. Aber wo?
Es ist ein großer Vorteil für Virg Cheshire, dass er dieses Land gut kennt. Hier jagte er Wildpferde, trieb Rinder und folgte als Armee-Scout mit seinem Freund Will Burnett den Spuren der Apachen.
Deshalb weiß er nach einigem Nachdenken schon bald eine Möglichkeit für ein Pferdeversteck. Es ist ein kleiner Talkessel mit einer winzigen Quelle. Es gibt dort eine Hütte, in der ein Halbblut mit einer Squaw lebt und in einer Höhle Schnaps brennt. Sein Feuerwasser findet reißenden Absatz, denn in diesem Land gibt es eine Menge Männer aller Schattierungen, die in verborgenen Camps leben und auf geheimen Pfaden reiten – geächtet, gejagt und gehasst – und die auf Feuerwasser nicht verzichten können, weil ein Rausch allein sie all die Dinge vergessen lässt, nach denen sie sich sehnen und die ihnen für immer verloren sind.
Es ist nicht weit, keine halbe Meile. Der Weg dorthin führt zwischen zwei kleinen Mesas hindurch bis zu einem langen Lava-Rücken. Schluchten führen hinein und durchbrechen ihn.
Virg Cheshire reitet im Schritt. Nun weiß er, dass die Banditen zumindest so lange rasten werden, bis sie ihre Pferde umgesattelt und eine Mahlzeit eingenommen haben.
Und dann?
Virg Cheshire spürt einen Moment das Gefühl einer Furcht. Er begreift in diesen Minuten, dass es allein auf ihn ankommen wird, ob die Banditen entkommen können. Das Aufgebot ist gewiss längst abgehängt und hatte keine Gelegenheit, frische Pferde zu bekommen. Die Banditen aber wechseln wahrscheinlich dort bei dem Halbblutmann zum zweiten Male ihre Pferde.
Also waren ihr Überfall auf die Watson-Ranch und der Pferderaub geplant. Sie wussten, dass sie bei den Watsons gute Pferde bekommen würden, und kalkulierten das für ihre Flucht ein.
Virg Cheshire reitet durch eine der kurzen Schluchten, die den Lava-Rücken durchbrechen, und gelangt in den Talkessel, in dem Flachnase-Pete Kimbel mit seiner Ute-Squaw lebt.
Unter einer überhängenden Felswand steht die Hütte. Ein Feuer brennt davor. Durch die offene Tür leuchtet der Schein einer Lampe.
Im Corral bewegen sich Pferde. Andere Tiere sind außerhalb des Corrals angebunden, schon gesattelt und reitfertig. Der Flammenschein des Feuers beleuchtet einige Männer.
Virg Cheshire weiß nun, dass er noch zur rechten Zeit kam. Die drei Banditen sind noch da.
Was nun?
Sie sind in der Überzahl, denkt er. Und sie sind gefährlich wie Raubtiere. Wenn ich jetzt hinübergehe, dann...
Was dann? Er fragt sich, was er denn eigentlich zu verlieren hat.
Er hat keinen Freund mehr, und er bekam das Mädchen nicht, das er liebt. Gleichzeitig aber musste er erkennen, dass es noch schlimmeres Leid gibt als seines. Denn er sah den toten Watson und dessen unglückliche Frau.
Und dort sind die Schufte, die Mörder!
Virg Cheshire steht vor einer Entscheidung. Die Chancen stehen drei zu eins gegen ihn. Was wird passieren, wenn er den Versuch macht, die Mörder aufzuhalten?
Plötzlich steigt ein wildes Gefühl in ihm auf. Er gleicht mit einem Male einem Spieler, der bis auf einen einzigen Chip alles verlor und diesen letzten Chip noch einmal als Herausforderung in das Spiel wirft.
Ihm wird plötzlich leichter ums Herz. Der Gedanke an July Adams und Will Burnett, die ein glückliches Paar wurden, schmerzt nicht mehr so sehr.
Er steigt aus dem Sattel. Jetzt erinnert er sich an Flachnase-Petes großen Wolfshund. In diesem Moment schnaubt der Graue erschreckt und weicht zur Seite.
Virg wirbelt herum und zieht den Colt. Seine Bewegung kommt so unwahrscheinlich schnell, dass der ihn anspringende Hund nicht seine Kehle findet, sondern ins Leere schnappt. Der Hund streift mit der Schulter Virgs Brust, und Virg lässt den Revolverlauf niedersausen. Er trifft das gefährliche Tier, das lautlos aus der Dunkelheit angriff, zwischen die Ohren. Knurrend fällt der Hund zur Seite, schon halb betäubt. Virg wirft sich vor und trifft nochmals, diesmal noch genauer und härter.
Der Hund stößt seufzend die Luft aus. Es klingt wie bei einem Menschen. Dann streckt er sich und bewegt sich nicht mehr.
Virg Cheshire atmet auf.
Das war knapp. Diese wilde Bestie, die nur auf Flachnase-Pete und dessen Frau hört, hätte ihm glatt die Kehle durchgebissen. Gewöhnlich ist der Hund angebunden. Doch wahrscheinlich ließ man ihn frei, um nicht überrascht zu werden. Dieser vierbeinige Wächter war bestimmt gefährlicher als jeder Mann.
Virg hatte Glück, dass er im richtigen Moment herumwirbelte und damit seine Kehle vor dem zuschnappenden Fang in Sicherheit bringen konnte. Ein zweiter Glücksumstand war, dass er den Colt zum Schlag bereithielt und auch traf. Es waren mehr oder weniger nur Reflexbewegungen.
Heiliger Rauch, denkt er, was habe ich Glück gehabt!
Er lässt sein müdes Pferd und den bewusstlosen Hund zurück und bewegt sich langsam zu Fuß vorwärts. Das Gras, das hier wächst, ist von den Tieren völlig abgeweidet. Virg kommt fast ohne jedes Geräusch vorwärts.
Er braucht sich jedoch nicht besonders vorzusehen. Das Feuer dort drüben knistert, die dicht in der Nähe angebundenen Pferde und die Männer selbst machen genügend Geräusche, die seine leisen Schritte übertönen.
Er wird auch nicht bemerkt, als er sich im Halbkreis nähert. Erst an der Hüttenecke bleibt er stehen. Mit der linken Schulter lehnt er an der Hütte. Die rechte Hand hält den Colt auf die Männer am Feuer gerichtet.
Die Hütte wäre zu klein für alle. Über dem Feuer brät ein großes Ferkel am Spieß.
Der warme Schein des Feuers macht die harten, stoppelbärtigen Gesichter der Männer nicht weicher – im Gegenteil, die Szene wirkt primitiv und wild, und die Gefahr hängt wie eine unsichtbare Wolke über allen Dingen.
Jack Trevor ist ein großer, sehniger Bursche. Er sieht aus, als wäre er niemals jung gewesen, sondern immer schon ein erfahrener Wolf unbestimmbaren Alters. Seine Haut ist lederhäutig, und seine Augen leuchten im Feuerschein wie zwei Wolfslichter.
Er ist ein Bandit, der keine Gnade kennt. Virg Cheshire weiß es genau.
Die Brüder Bill und Shorty Ringold sind klein und gedrungen. Sie wirken wie Apachen in der Kleidung weißer Männer. Ihr Ruf als Revolverhelden und Straßenräuber ist nicht geringer als der von Jack Trevor. Dennoch sind Burschen ihrer Sorte in diesem Land keine Seltenheit.
Das Gesetz im Arizona-Territorium ist noch sehr schwach und die Apachengefahr zu groß. Nur in den größeren Städten gibt es eine Sicherheit und Ordnung. In Tucson zahlt man für Apachenskalps noch Belohnungen. Virg Cheshire weiß, dass Jack Trevor und die beiden Ringolds früher oft auf Skalpjagd gingen.
Als er die Kerle dort am Feuer hocken und essen sieht, steigt abermals ein Gefühl der Furcht in ihm auf. Er kennt die Banditen gut genug. Dann und wann begegneten sie sich in abgelegenen Siedlungen, in verborgenen Camps oder auf einsamen Wegen.
Die Männer schneiden sich immer wieder große Stücke vom Schweinebraten ab und schlingen diese mit etwas Brot hinunter. Dazu trinken sie viel schwarzen Kaffee. Virg kann den Kaffee riechen.
Die drei Burschen sind ausgehungert wie Wölfe nach einem wochenlangen Blizzard. Da sie schon länger als sechsunddreißig Stunden in den Sätteln sitzen, haben sie eine Menge Kraft und Zähigkeit verbraucht. Jetzt stärken sie sich erst einmal.
Flachnase-Pete und seine Frau stehen bei ihnen und sehen zu. Das runde Gesicht der Squaw ist ausdruckslos. Was sie auch denken mag, es bleibt tief in ihr verborgen. Selbst die schrägen Augen der Ute-Indianerin sind fast geschlossen und verraten nichts.
Flachnase-Pete ist ein schwächlich wirkender Bursche mit einem Schimpansengesicht. Er trägt keine Waffe, doch Virg weiß, dass Pete wenigstens drei Wurfmesser unter seiner Kleidung verborgen hat, die er auf zehn Schritt genau dorthin wirft, wohin er will – auch wenn das Ziel nicht größer als eine Spielkarte ist.
Flachnase-Pete sagt gerade: »Das ist ein guter Braten, nicht wahr? Ein Ferkel auf mexikanische Art, ha! Meine Juanita kann noch mehr als solche Ferkel braten. Schade, dass ihr nicht länger bleibt. Dann bekämt ihr jeden Tag eine köstliche Mahlzeit. Wollt ihr Schnaps? Ich brenne den besten Schnaps auf hundert Meilen in der Runde. Ihr könnt Maisschnaps, aber auch echten Mescal oder Pulque bekommen. Wollt ihr?«
»Sauf ihn selber!«, antwortet Jack Trevor grob. »Wir wissen genau, was gut für uns ist. In fünf Minuten sind wir hier fertig und brechen auf. Schnaps ist für uns zurzeit so schlimm wie Gift.«
»Aber einen Schluck...«, beginnt Bill Ringold.
»Nein!«, sagt Jack Trevor hart. »Ich besaufe mich genauso gerne wie ihr. Doch nicht jetzt und hier!«
Er wischt sein Messer an den ledernen Chaps ab, die sie alle drei tragen, weil sie durch raues Land reiten und Kakteen und Dornenbüsche ihnen die Beine aufreißen würden, wenn sie sich nicht mit diesen ledernen Überhosen schützten.
Als er sich erhebt, sagt er: »Los, wir reiten weiter! Stopft euch nicht zu sehr voll! Hört auf! Wir reiten!«
Die Ringolds brummen unwillig. Sie sind jünger und deshalb in manchen Dingen leichtsinniger.
»Ach was«, sagte Bill, »unser Vorsprung ist groß. Wir könnten uns sogar einige Stunden aufs Ohr legen.«
»Nein«, entgegnete Jack Trevor. »Wir reiten jetzt! Los, kommt hoch! Ich will aus diesem Tal heraus. Pete, pfeif deinem Hund! Wir möchten ihn nicht erschießen müssen, wenn er uns anspringt.«
Pete nickt. »Ich bekomme Geld von euch! Drei Pferde für je hundert Dollar. Dann ein gutes Essen und Gastfreundschaft, während mein Hund für eure Sicherheit wacht. Ich erinnere mich, dass ihr mir fünfhundert Dollar geben wolltet.«
»Ja«, knurrt Jack Trevor, »doch wir hatten Pech. Unsere Beute ist nicht so groß, wie wir es erhofften. Wir hatten Pech, weil diesmal ein nur sehr kleiner Betrag in der Geldkiste befördert wurde. Wir bekamen nur die Hälfte von dem, was wir erwartet hatten. Deshalb können wir dir auch nur die Hälfte geben, Pete.«
»Aber da zahle ich ja drauf!« Petes Stimme klingt heiser. »Diese drei Pferde haben mich schon allein...«
»Ach was, die haben dich gar nichts gekostet. Du hast sie bestimmt gestohlen. Du bist nicht nur der beste Schnapsbrenner, sondern auch der größte Pferdedieb auf hundert Meilen in der Runde. Du kannst nicht mehr als zweihundertfünfzig Dollar bekommen. Hier!«
Er greift in die Tasche, holt Geld hervor und zählt einige Scheine ab. Als Pete sie nicht nehmen will, wirft er sie zu Boden und wendet sich ab, um zu den Pferden zu gehen.
Die Brüder Ringold haben sich inzwischen erhoben, doch sie halten immer noch Fleisch und Brot in den Händen, kauen und schlingen.
Virg Cheshire kann nicht mehr länger warten. Er darf nicht zulassen, dass Jack Trevor sich aus dem Feuerschein entfernt und bis zu den Pferden beim Corral neben der Hütte gelangt.
Er tritt einen halben Schritt hinter der Hüttenecke hervor und sagt ruhig: »Keine Bewegung!«
Es ist eine ernste und ruhige Warnung, ein Befehl.
Hätte er scharf gebrüllt, dann hätten die drei Banditen wahrscheinlich vor Schreck instinktiv nach ihren Waffen gegriffen.
Doch nun können sie überlegen und ihre Chancen abwägen. Dieser ruhige Befehl versetzt sie nicht in Panik, sondern veranlasst sie zur Vorsicht.
Langsam wenden sie sich Virg zu.
»Bist du nicht Cheshire, Virg Cheshire, der stets mit Will Burnett herumreitet?«, fragt Jack Trevor. Er blickt Virg an. Die beiden Ringolds hören auf zu kauen. Ihre unruhigen Blicke schweifen suchend umher.
»Dann ist Will Burnett wohl auch hier?«, fragt Jack Trevor gedehnt und beugt sich lauernd vor. Er trägt zwei Revolver im Kreuzgurt. Die Fingerspitzen seiner langen Hände berühren das Holz der Kolben.
Virg gibt ihm keine Antwort, sondern befiehlt: »Schnall die Waffen los und lass sie fallen, Trevor!«
Doch Trevor schüttelt den Kopf. »Lasst euch nicht bluffen!«, sagt er zu den Ringolds, ohne seinen Blick von Cheshire zu nehmen.
»Was willst du?«, knurrt er heiser. »Einen Anteil? Du hast uns belauscht, nicht wahr? Was ist mit dem verdammten Hundewolf von Pete? Hat er dich nicht angegriffen?«
»Ich bin von der Ranch der Watsons aus hinter euch her«, sagt Virg Cheshire. »Watson ist tot.«
In seiner Stimme ist ein so bitterer und grimmiger Klang, dass er kein weiteres Wort sagen muss.
Die Banditen spüren deutlich, warum er hinter ihnen her ist.
Sie bleiben still, warten, überlegen und starren ihn an.
Pete und seine Frau treten langsam zurück, bis sie dicht an der Hüttenwand stehen. Die Tür an ihrer Seite ist offen, doch sie gehen nicht hinein.
»Halt dich heraus, Pete«, sagt Cheshire ruhig.
Wieder wird es still. Flachnase-Pete sagt nichts. Er starrt zuerst auf die Geldscheine am Boden, dann auf Jack Trevor. Er grinst, doch sein Grinsen ist nicht zu deuten – noch nicht.
Die Ringolds spähen unaufhörlich in die Runde.
Man hört nur das leise Knistern des glühenden Holzes und etwas weiter entfernt die Geräusche der Pferde.
Die Stille verstärkt das Gefühl von Gefahr, das in den Männern ist.
»Zum Teufel, wo mag nur Will Burnett stecken? Diese beiden Hombres sind doch sonst immer zusammen«, murmelt Bill Ringold.
»Er ist nicht dabei«, sagt Jack Trevor hart. »Wir haben es nur mit Cheshire zu tun, und er will uns aufhalten, nicht fortlassen. Er kann vielleicht schon in wenigen Minuten nicht mehr allein sein. Versteht ihr, Jungens?«
Sie verstehen es nun.
Ein Mann will sie aufhalten – nur ein einziger Mann!
Das kommt ihnen lächerlich vor. Selbst wenn sie dabei einkalkulieren, dass Virg Cheshire ein gefährlicher Bursche ist, schnell und sicher mit dem Colt und zu einem Kampf entschlossen.
»Hau ab!«, ruft Jack Trevor.
»Nein!« Als Jack Trevor Virgs Ablehnung hört, sieht es aus, als wollte er einen Wutanfall bekommen. Er reißt seinen alten Hut vom Kopf und wirft ihn zu Boden. Dabei flucht er.
Doch das ist nichts anderes als ein Ablenkungsmanöver, das Virg Cheshires Aufmerksamkeit auf sich ziehen soll. Dieses Kleeblatt ist aufeinander eingespielt.
Virg Cheshire sieht aus dem Augenwinkel, wie Shorty Ringold, der sich am weitesten rechts von ihm befindet, nach dem Revolver schnappt.
Er richtet den Colt auf Shorty Ringold und muss auch schon abdrücken, um ihm zuvorzukommen. Shorty zog unheimlich schnell.
Noch schneller zieht Jack Trevor, und Shorty war so gut, ihm die Chance zu verschaffen. Trevers Kugel trifft Cheshire, als dieser seinen Revolver auf ihn richtet. Auch Bill Ringold hat jetzt seine Waffe in der Hand und beginnt zu schießen.
Virg Cheshire und seine Gedanken bleiben weit hinter den Dingen zurück. Nur noch der Wille zum Überleben beherrscht ihn und lässt ihn instinktiv handeln.
Sein Colt kracht immer wieder. Er spürt den Rückstoß, spürt aber auch, wie ihn Kugeln treffen, und wundert sich, dass er immer noch steht.
Der Kampf dauert nur wenige Sekunden.
Dann ist es still.
Jack Trevor wendet sich langsam ab und stolpert einige Schritte in Richtung zu den Pferden. Dann stockt er, seufzt und fällt auf das Gesicht.
Shorty Ringold fiel ins Feuer.
Sein Bruder Bill kniet noch, kann aber den Revolver nicht mehr heben. Die Waffe ist ihm zu schwer geworden. Er kippt zur Seite um. Bill hat eines von Petes Wurfmessern in der Brust. Das hinderte ihn daran, Virg Cheshire besser zu treffen.
Virg Cheshire lehnt an der Hüttenecke. Er spürt Schmerzen in der Hüfte, an der Schulter und am Oberschenkel. Dreimal rissen ihm Kugeln blutige Furchen, fetzten seine Kleidung auf.
Er ist jedoch nicht schwer verletzt.
Sein Blick richtet sich auf Flachnase-Pete. »Danke«, sagt er. »Bill Ringold hätte mich in aller Ruhe erwischen können. Warum hast du mir geholfen, Pete?«
Petes Gesicht bleibt ausdruckslos wie das seiner Frau. Er deutet auf die Geldscheine, die Trevor zu Boden fallen ließ.
»Fünfhundert Dollar waren ausgemacht«, sagt er. »Sie wollten mich betrügen. Außerdem kommt wohl bald ein Aufgebot. Ich möchte nicht hängen! Cheshire, du brauchst dich nicht zu bedanken. Ich tat es für mich und meine Frau.«
☆
Am Mittag des nächsten Tages kommt das Aufgebot. US-Marshal Tab Delahanty führt es selbst – ein mittelgroßer, graubärtiger, verwitterter Mann auf einer roten Stute, ein Mann mit ruhigen, hellen Augen, deren Blick tief eindringt – ein Mann, der wenige Worte macht, jedoch meistens richtig handelt. Er nickt Virg zu.
»Patricia Watson sagte, dass Sie die Bande gewiss einholen und stellen würden«, murmelt er und blickt Virg Cheshire lange an.
Müde sitzt er ab. Bei ihm sind sechs Reiter, die sich sofort dranmachen, die erschöpften Pferde zu versorgen, bevor sie an sich denken.
Der Marshal betrachtet die drei Toten, hört sich die Geschichte an und nickt Flachnase-Pete zu.
»Dein Glück, Pete«, sagt er, und in seiner Stimme ist ein Klang, der selbst einen Burschen wie Pete eine Gänsehaut kriegen lässt bei dem Gedanken, was ihm passiert wäre, wenn die Banditen entkommen wären. Dieser Marshal hätte nicht geglaubt, dass sie Pete die Pferde mit Gewalt abnahmen.
Der Marshal wendet sich ab und geht, um sich ein paar Stunden Ruhe zu gönnen.
Nach sechs Stunden – es ist schon Abend – brechen sie auf. Sie haben die Toten auf deren Pferde gebunden.
Auch Virg Cheshire ist zum Abritt fertig. Seine Verletzungen sind gut versorgt worden. Petes Ute-Squaw versteht eine Menge von Wundbehandlung. Auch hatte Virg viele Stunden schlafen und ausruhen können.
Als der Marshal und dessen Aufgebot aufsitzen, steht Virg noch unschlüssig bei seinem Pferd. Er weiß nicht, in welche Richtung er reiten soll.
Wieder einmal wird ihm bewusst, dass er überhaupt kein Ziel mehr hat. Gleichgültigkeit und Leere sind in ihm, und er möchte sich ganz einfach treiben lassen – irgendwohin. Es wird ihm wieder so gehen wie an jenem Abend in Tonto, als er July und den Freund verlor. Ich werde wohl nach Süden reiten, denkt er.
Während er noch überlegt, kommt der Marshal zu ihm und blickt vom Sattel aus auf ihn nieder. Im letzten Licht des sterbenden Tages erkennt Virg das verständnisvolle Forschen in des Marshals Blick, und er hört ihn sagen: »Reite ein Stück mit mir, Virg – willst du?«
Virg zögert, sieht den Marshal an und spürt einen Strom von Verständnis und Sympathie.
»Gern«, sagt Virg nach einer Weile und sitzt auf.
Mit dem Marshal setzt er sich an die Spitze des Trupps. Einige Meilen reiten sie wortlos. Der Mond geht auf, wirft sein bleiches Licht auf das wilde Land, wird strahlender und silberner. Es ist eine helle Arizonanacht.
Die Männer reiten nicht dicht aufgeschlossen; sie halten etwas Abstand, zumal sie auch die drei Pferde mit den Toten an den Leinen mitziehen.
Der Marshal und Virg Cheshire sind manchmal fünfzig Schritte voraus.
Als sie über eine kleine Ebene reiten, fragt Tab Delahanty ruhig: »Warum hast du es getan, Virg Cheshire? Möchtest du mit mir darüber sprechen?«
Virg Cheshire überlegt und sieht den Marshal an. Er wird sich noch einmal darüber klar, neben was für einem Mann er reitet. US-Marshal Tabhunter Delahanty ist nach dem für dieses Land zuständigen Bundesrichter der wichtigste Mann. Er vertritt das Bundesgesetz in diesem Teil des Territoriums, und selbst der Gouverneur kann ihm keine Befehle geben.
Tab Dalahantys Ruhm als Banditenjäger war vor dem Krieg schon legendär. Er ist ein Mann, der sich von ganz unten heraufgearbeitet hat.
»Ja, ich möchte mit Ihnen darüber sprechen, Sir«, murmelt Virg. »Doch ich fürchte, dass ich Ihnen nicht viel sagen kann. Ich musste es ganz einfach tun, als ich begriff, was Patricia Watson verloren hatte.«
»Na gut«, murmelt Delahanty. »Aber du wolltest doch erst nur die Fährte nicht kalt werden lassen und für uns deutliche Zeichen machen. Dann aber hast du dich zu einem Kampf entschlossen, der dein Tod sein konnte. Warum brachtest du diesen Mut auf? Oder war es gar kein Mut? War es dir gleich, wie es ausgehen würde – oder bist du ein Dummkopf, der keine Furcht kennt und an sein Glück glaubt wie ein Spieler, der einige Male gute Karten erhielt und überzeugt ist, es würde immer so bleiben?«
Virg denkt über diese Fragen nach. Während er das tut, wird er sich auch über sich selbst klar. Er kann nun alles erkennen und begreifen. Es gibt keine Rätsel mehr.
Nach einer Weile sagt er nachdenklich: »Ich verlor vor einigen Tagen das Mädchen, das ich liebte, an meinen besten und einzigen Freund. Ich glaube, mir war jeder Ausgang des Kampfes recht. Sir, ich bin ein Reiter ohne Ziel. Vielleicht würde ich selbst dem Teufel ins Auge spucken, und es wäre mir gleich, was danach kommt. Als ich mich entschloss, die drei Banditen aufzuhalten, da wusste ich, dass es zum Kampf kommen würde. Furcht spürte ich nur zweimal, ganz kurze Augenblicke. Vielleicht werde ich mich im nächsten Saloon betrinken und einen Streit anfangen, und wahrscheinlich werde ich immerzu reiten müssen, rastlos und unstet. Pat Watson tat mir leid, und ein Kampf mit ein paar Schuften kam mir gerade recht. Für eine kurze Zeit hatte ich ein Ziel. Das war es wohl. Sir, ich kann mich jetzt etwas besser verstehen. Doch ich frage mich, wie es mit mir weitergehen soll.«
»Dir blutet das Herz, mein Junge«, murmelt Delahanty. »Ich kenne das. Mir erging es in deinem Alter so ähnlich. Deshalb konnte ich wohl spüren, was dich bedrückt. Du wirst darüber hinwegkommen. Eines Tages wirst du wieder ein Ziel ins Auge fassen und keine Zickzackfährte mehr reiten. Aber ich weiß einen Weg, der verhindern könnte, dass du dich einfach treiben lässt. Ich habe dir ein Angebot zu machen, mein Junge.«
Virg sagt nichts. Er ahnt, was es mit dem Angebot für eine Bewandtnis haben könnte.
Tab Delahanty fragt plötzlich fast schroff: »Willst du Deputy-Marshal werden, Virg Cheshire?«
»Wäre das gut?«
»Ja, mein Junge – für dich und für alle, die die Hilfe des Bundesgesetzes brauchen. Nimm an! Dann kannst du gefährliche Fährten reiten – doch nicht mehr nutzlos und ohne Ziel. Virg, ich spreche aus eigener Erfahrung. Versuch es wenigstens!«
Virg denkt nach.
Er weiß, dass der Marshal nicht nur seine Hilfe haben möchte, sondern ihm helfen will. So ein Stern auf der Weste bedeutet Pflichten.
Virg wäre kein Mann mehr, der ohne Ziel und Sinn reitet. Seine Fährten wären wahrscheinlich gefährlich. Er müsste reiten und ruhelos sein. Dennoch hätte alles einen Sinn. Er würde sich nicht verschwenden, sondern eine Aufgabe erfüllen. Vielleicht käme er so besser über seine Probleme hinweg.
»Ich will es versuchen, Sir«, sagt er.
»Gut«, erwidert Tabhunter Delahanty. »Glaub mir, ich kenne dich ziemlich gut. Denn früher war ich wie du.«
☆
Eine Woche später reitet US Hilfsmarshal Virgil Cheshire von Phoenix aus nach Norden. Hinter ihm bleibt eine noch sehr junge Stadt zurück.
Noch ist Phoenix ein kümmerliches Nest, doch überall sind schon die ersten Anstrengungen zur Bewässerung des Landes im Gange. Man weiß noch nicht, dass Phoenix einmal Hauptstadt und Handelszentrum eines reichen Landwirtschaftsgebietes sein wird – doch es stecken jetzt schon tausend Hoffnungen in dieser Stadt.
Virg Cheshire reitet auf die Bradshaw Mountains zu. In seiner Satteltasche sind ein Dutzend Zeugenvorladungen und Haftbefehle.
Auf einigen Haftbefehlen steht »tot oder lebendig«, und für die Ergreifung eines dieser Verbrecher sind von verschiedenen Banken, Städten und Behörden Belohnungen von zusammen dreitausend Dollar ausgesetzt.
Der Gesuchte heißt Toro Wheerock und ist der Anführer einer Bande, mit der er überall auftaucht, rücksichtslos zuschlägt, Beute macht und wieder verschwindet.
»Toro« ist die Bezeichnung für einen andalusischen Kampfstier oder dessen mexikanische Nachkommen. Dieser Toro, hinter dem Virg her ist, ist gewiss gefährlicher, als Jack Trevor es war.
Virg Cheshire soll ihn tot oder lebendig einbringen.
Es ist fraglich, ob er überhaupt auf Toro Wheerocks Fährte stoßen wird. Einen Haftbefehl für Toro Wheerock bekommt jeder Deputy-Marshal mit, der irgendwohin reitet, um andere Aufträge zu erledigen.
Virg stellt in den beiden nächsten Wochen alle Zeugenvorladungen zu, schlichtet einen Krieg zwischen einem Großrancher und ein paar Siedlern, die sich auf das Heimstättengesetz berufen, nach dem jeder fünfundsechzig Hektar Land beanspruchen kann. In diesem Fall lag das Land, das die Siedler in Besitz nehmen wollten, in einem Gebiet, das von der Ranch als Weidegrund benutzt wurde.
In der dritten Woche folgt Virg zwei Apachen, die aus der Camp-Verde-Reservation ausgebrochen waren, um einen fahrenden Händler zu töten, mit dem ihre Schwester gegangen war. Mit einem Kind war sie später ins Reservat zurückgekehrt. Sie wurde verstoßen und fortgejagt.
Es ist Nacht, als Virg Cheshire am Feuer des Händlers beim Abendbrot sitzt. Virg trägt keinen Stern und wirkt wie einer der Satteltramps, die dann und wann zu Apachen-Joe Henderson ins Camp kommen, um sich mit notwendigen Dingen zu versehen und eine Mahlzeit zu schnorren.
Kauend sieht Virg zu, wie der Händler und dessen Gehilfe mit einer Hopi-Sippe um die Preise für ein Messer, ein Beil, ein Säckchen Zucker und einige Töpfe feilschen. Die Hopis wollen diese Sachen mit selbstgewebten Decken bezahlen.
Virg hebt kaum den Kopf, als aus der Dunkelheit zwei Apachen auftauchen, zwei gedrungene Gestalten, halb wie Indianer und halb wie Weiße gekleidet. Sie tragen Revolver und Gewehre und ziehen ihre Pferde hinter sich her.
Nun stehen sie da und sehen den Händler an. Sie warten geduldig, bis dieser endlich seinen Handel mit der Hopi-Sippe abgeschlossen hat.
Virg Cheshire blickt die beiden Apachen an.
Er weiß nicht, ob es sich um die beiden aus dem Reservat entwichenen Krieger handelt. Sie wirken auch gar nicht feindlich, sondern sehr geduldig, als wären sie hergekommen, um etwas Tabak zu kaufen. Virg möchte jedoch gerne wissen, ob es die Burschen sind, die dem Händler ans Leder wollen.
Deshalb wartet er.
Es dauert nicht lange, dann geht es los. Der Händler ist mit den Hopis fertig. Sein schwarzer Gehilfe verstaut die Decken, die sie eintauschten. Apachen-Joe Henderson wendet sich den beiden Indianern zu.
»Nun, Amigos, was kann ich für euch tun? Tabak? Whisky? Oder Munition?«
Er hat wahrscheinlich vergessen, dass der Satteltramp am Feuer zuhört. Sonst hätte er nicht Whisky oder Munition angeboten. Vielleicht glaubt er auch, dass der vermeintliche Satteltramp, dem er Abendbrot gab, selbst auf krummen Wegen reitet und sich nicht daran stört, was ein Händler den Apachen verkauft.
»Wir wollen tausend Dollar!«, sagt einer der Apachen. »Tausend Dollar, Henderson.« Er spricht kehlig, doch gut verständlich die Sprache der Weißen. Sein Gefährte nickt. Ihre Augen funkeln.
Ihre Blicke schweifen über das Camp, verweilen kurz auf dem Neger, der beim Wagen steht, und auf dem stoppelbärtigen Weißen, der beim Feuer kauert und den Kaffeebecher fortstellt. Sie sehen das Pferd des Satteltramps und wissen, dass dieser wahrscheinlich ebenso zu Besuch hier ist wie sie.
Ihre Aufmerksamkeit konzentriert sich wieder auf den Händler.
»Tausend Dollar? Seid ihr verrückt, Amigos? Wisst ihr, was tausend Dollar sind? Ein Vermögen! Dafür kann man sich eine Menge kaufen. Was wollt ihr wirklich? Wer seid ihr? Wo kommt ihr her? Dürft ihr außerhalb des Reservates herumreiten? Oder seid ihr Armee-Scouts?«
Apachen-Joe wird nervös und unsicher. Deshalb stellt er wohl so viele Fragen. Er ist ein riesiger, dunkler Bursche, der sein Haar lang trägt, und von dem etwas Wildes und Verwegenes ausgeht. Er ist ein Mann, der sich überallhin wagt und stets darauf vertraut, dass er mit jeder Situation fertig wird.
»Tausend Dollar für unsere Schwester, die ein Kind von dir bekam«, sagt einer der Apachen. »Sie braucht das Geld für deinen Sohn, Henderson. Und sie wird es bekommen, denken wir.«
»Zur Hölle werdet ihr gleich fahren!«, ruft der Händler grob und hat die Hand am Revolvergriff. Doch er ist noch unsicher. Seine Augen richten sich immer wieder irgendwohin in die Nacht. Er glaubt sicher, dass dort draußen noch mehr Apachen sind, die ihn vielleicht schon über einen Gewehrlauf anvisieren.
Virg Cheshire erhebt sich langsam vom Feuer und tritt etwas zurück, bis er den Händlerwagen hinter sich hat. Die glitzernden Augen der Apachen tasten ihn immer wieder ab. Henderson fragt, ohne seinen Blick von den beiden Roten zu wenden: »He, Fremder, sind Sie auf meiner Seite?«
»Das kommt darauf an«, erwidert Cheshire. »Ich kann diese beiden roten Jungens gut verstehen. Sie haben eine Schwester, die mit einem Baby heimkehrte, nachdem sie einem Weißen vertrauensvoll gefolgt war. Wenn die beiden nichts anderes wollen als eine Unterstützung für ihre Schwester und dann wieder heimkehren ins Reservat, dann wäre gar nichts dagegen einzuwenden. Henderson, an Ihrer Stelle würde ich Kavalier sein und zahlen. Man muss für alles zahlen – immer, auch für einen Spaß mit einer Squaw, der für die Squaw gar keiner ist.«
»Du Schuft!«, sagt Henderson mit Überzeugung. »Du bist in mein Camp gekommen und hast an meinem Feuer als mein Gast gegessen. Ich wollte dir sogar einen Job anbieten, einen guten Job. Und jetzt hältst du zu zwei verlausten Heiden.«
»Ihre Schwester war dir gut genug«, murmelte Virg.
Der Händler wendet leicht den Kopf und blickt auf seinen Neger. Dieser hat die Schrotflinte, die hinten im Wagen liegt, noch nicht zur Hand. Er wird ein oder zwei Sekunden benötigen, um das Ding herauszunehmen und abzufeuern.
Die beiden Apachen stehen ruhig vor Henderson, und dieser glaubt nun sicher, dass sie draußen in der Nacht noch einen Mann haben, der mit einem Gewehr auf ihn zielt. Sonst wären sie gewiss nicht so offen und sorglos ins Camp gekommen, um ihre Forderungen zu stellen.
»Ihr Schweine!«, sagt Henderson bitter. »Ich werde zum Indianeragenten der Camp-Verde-Reservation gehen und...«
»Sie geben uns das Geld für unsere Schwester und das Kind freiwillig«, unterbricht ihn einer der Apachen. »Wir wollen nicht lange darum betteln. Ich zähle bis fünf.«
Er hebt seine Hand, als wollte er jemandem ein Zeichen geben.
Er beginnt zu zählen. Henderson nimmt an, dass er danach die erhobene Hand als Zeichen für einen dort draußen in der Dunkelheit lauernden dritten Mann schnell senken wird.
Das Zeichen zum Schuss!
Henderson ist ein hartgesottener Bursche. Doch jetzt schwitzt er. Er muss sich entscheiden. In den glitzernden Augen der beiden Indianer erkennt er unversöhnliche Härte.
Bevor der Apache die Hand herunternehmen kann, sagt er schnell: »Halt! Hört auf! Ich gebe euch das Geld. Schließlich ist es ja für meinen Sohn.«
Er wendet den Kopf und ruft dem Neger zu: »Tom, bring tausend Dollar! Los, geh in den Wagen und hole sie!«
Der Schwarze gehorcht.
Wird er das Geld wirklich holen, oder wird er schießen?
Das fragt sich nicht nur Virg Cheshire, sondern auch die beiden Apachen.
Doch ihre Augen blicken weiterhin hart und glitzernd.
Virg steht seitlich hinter Henderson und erkennt, wie dieser am ganzen Körper zittert – vor Wut und Angst zugleich.
Der Neger bringt das Geld aus dem Wagen.
»Gib es ihnen«, knurrt Henderson.
»Wir wollen es von Ihnen«, sagt der Apache.
Henderson flucht. Er überragt die Apachen um einen Kopf und wiegt gewiss fünfzig Pfund mehr. Dennoch ist er jetzt ein kleiner und vor Furcht zerbrochener Mann.
Er übergibt folgsam das Geld.
Die Apachen gehen zu ihren Pferden und wenden Henderson achtlos ihren Rücken zu. Das bestärkt nur noch Hendersons Überzeugung, dass draußen wenigstens noch ein Mann lauert. Er spürt eine heiße Furcht, dass nun, da er gezahlt hat, noch ein Schuss krachen und die Kugel ihn treffen könnte.
Es bleibt still. Die Apachen sitzen auf und verschwinden in der Nacht, die immer heller und klarer wird.
Auch Virg Cheshire geht zu einem Pferd.
»Du verdammter Satteltramp!«, knurrt Henderson ihm zu. »Wenn du mir geholfen hättest, würde ich es gewagt haben. Ich hatte dir doch einen guten Job versprochen. Doch du bist ja feige! Ich brauche dich als Zeugen. Wir werden...«
»Wir werden nichts«, erklärt Virg. Er nimmt den Stern aus seiner Westentasche und steckt ihn an.
»Ich bin Deputy-Marshal der Vereinigten Staaten«, sagt er. »Und ich kann bezeugen, dass Sie soeben diesen beiden Apachen, die Sie um Geld für ihre Schwester und deren Kind baten, freiwillig tausend Dollar gaben. Freiwillig! Es fielen keine Drohungen. Sie taten es aus freien Stücken. Henderson, ich hätte große Lust, Sie festzunehmen, denn Sie boten den Indianern Whisky und Munition an. Wenn ich irgendwann in diesem Land Klagen über Sie höre, dann...«
Er spricht nicht weiter, sitzt auf und reitet davon.
Die Nacht ist hell genug, dass er der Fährte der beiden Roten folgen kann.
Eine Meile hinter dem nächsten Hügel warten sie auf ihn. Sie stehen neben ihren Pferden und halten ihre Gewehre im Hüftanschlag.
Da er jetzt den Stern trägt, wissen sie, dass er kein Satteltramp ist.
Zehn Schritte vor ihnen hält er an. Er hat den Revolverlauf auf dem Sattelhorn liegen. Die Mündung zeigt genau zwischen die beiden Apachen. Er wird also zuerst auf jenen schießen, der die erste feindliche Bewegung macht.
»Ihr seht, dass ich Marshal bin. Ihr aber habt die Reservation verlassen. Ich muss euch verhaften und zurückbringen.«
»Und was sonst noch?«, fragt der Apache, der die englische Sprache fast wie ein Amerikaner spricht.
»Sonst nichts«, erklärt Virg. »Natürlich müsst ihr eure Waffen abliefern. Ich sah schon, dass es Waffen aus dem Reservat sind, mit denen die Indianerpolizei und die Jäger ausgestattet sind. Ihr habt nicht gestohlen und auch keine Überfälle verübt – jedenfalls ist mir in dieser Hinsicht noch nichts bekannt. Eure Gründe sind mir klar. Vielleicht wollt ihr sogar freiwillig zurück. Dann wird eure Strafe nur eine Maßregelung sein. Ich würde für euch sprechen, denn ihr wart nur fort, um Apachen-Joe Hendersons Geschenk für seinen Sohn zu holen. Er gab es euch aus freien Stücken. Das kann ich bezeugen. Geht ihr freiwillig ins Reservat zurück?«
»Warum sind nicht alle Weißen so wie Sie, Marshal?«, fragt der eine der Apachen staunend.
Virg zuckt mit den Schultern.
»Ihr wisst selbst, dass die Menschen verschieden sind. Das ist so. Ich werde eine halbe Meile hinter euch reiten.«
Sie nicken und reiten weiter – in Richtung zur Camp-Verde-Reservation.
Für ihre Schwester und den kleinen Neffen taten sie, was sie konnten. Mehr als tausend Dollar waren nicht zu bekommen, das wussten sie genau. Sie hatten eine Menge riskiert und würden noch einigen Ärger mit dem Reservats-Agenten haben.
Aber sie gehörten nicht zu den wilden Burschen ihres Stammes, die ausreißen, um sich den kriegführenden Häuptlingen anzuschließen, zu rauben und zu morden. Sie kehren zurück.
Sie hatten Glück, dass der Marshal, der auf sie stieß, Virg Cheshire war. Virg Cheshire aber spürt ein Gefühl der Zufriedenheit. Heute bereitet ihm die Tatsache, dass er US-Hilfsmarshal ist und den Stern trägt, eine ruhige Freude.
Er hat eine Arbeit auf seine Weise erledigt. Es standen ihm mehrere Möglichkeiten offen, doch er konnte fair sein.
Während er den Apachen in einigem Abstand folgt, begreift er zum ersten Male, dass sein Amt nicht nur mit Verdruss und Gefahr verbunden ist.
Zum ersten Male nach langer Zeit verspürt Virg das Gefühl von Zufriedenheit.
☆
Etwa eine Woche später ist der US-Hilfsmarshal ein Stück weiter im Süden. Er durchritt das Tonto-Becken und nähert sich immer mehr der Mogollon Mesa und dem wilden Land.
Verschiedene Hinweise, die er im Reservat erhielt, weil die Apachen dort plötzlich alle seine Freunde waren, lassen darauf schließen, dass der berüchtigte Bandit Toro Wheerock vor nicht langer Zeit zum Mogollon-Mesa-Land gezogen ist und im Bereich des gewaltigen Rims zu finden sein könnte.
Aber wo?
Es gibt viele verborgene Camps dort, Siedlungen und kleine Ortschaften. Rinder- und Schafzüchter kämpfen dort um die Vorherrschaft, und jene Partei, die eines Tages stärker sein wird, hat bei den Wahlen der Bürgerschafts- und Gesetzesvertreter, die ja einmal kommen werden, die größeren Chancen.
Doch noch ist im Mogollon-Mesa-Land alles im Werden. Noch gibt es kein Gesetz. Banditen finden mühelos Zuflucht und verstärken die feindlichen Parteien.
Auch Toro Wheerock soll in diesem Land sein. Virg Cheshire kennt sich einigermaßen aus. Er war als Armee-Scout mit Will Burnett dort gewesen, als es galt, Coloradas Locos und dessen Apachenbande aufzuspüren und zu vernichten.
Inzwischen entstanden in diesem Land Siedlungen und Ortschaften, zogen Rinder- und Schafzüchter hinauf.
Wo könnte Toro Wheerock zu finden sein?
Wie lange wird Virg Cheshire suchen müssen?
Wenn er den Banditen und dessen Bande wirklich aufspüren sollte – was dann?
Er stellte sich diese Frage oft in den folgenden Tagen. Ständig ist er unterwegs und reitet auf seiner Suche eine Zickzackfährte.
Ja, was wird er dann tun?
Er hat das Recht, Gehilfen anzuwerben. Er könnte ein Aufgebot zusammenstellen, wüsste er nur Männer, die mit ihm für kargen Lohn ritten.
Wahrscheinlich fände er kaum Männer in diesem Land, die ihm helfen. Selbst die käuflichen Revolverschwinger wären uninteressiert. Denn er könnte ihnen pro Tag nur einen einzigen Dollar zahlen, es sei denn, er zahlte aus seiner eigenen Tasche noch hinzu.
Virg Cheshire reitet also allein. Es ist nicht viel anders als damals auf der Fährte von Jack Trevor und den Ringold-Brüdern. Er weiß noch nicht, was er tun wird, sollte er irgendwo auf Toro Wheerock stoßen.
Irgendwie ist er mit dem Leben, das er jetzt führt, zufrieden. Er würde – wäre er kein Marshal auf gefährlichen Fährten –, gleichfalls ruhelos herumreiten. Er weiß, dass er nirgends Ruhe fände.
So aber – mit dem Stern – hat sein ständiges Reiten einen Sinn, und er braucht nicht dauernd unbewusst oder bewusst nach einem Glück zu suchen, das es nicht gibt. Er braucht sich keine Hoffnungen auf Dinge zu machen, die er gar nicht nennen könnte. Er hat jetzt andere Ziele.
Natürlich reitet er nicht mit dem Stern an der Weste durch dieses Land. Er stellt auch keine auffälligen Fragen, wenn er dann und wann in kleine Ortschaften kommt, im Saloon ein stiller Gast ist, der meist nur zuhört, oder im Store kleine Einkäufe tätigt. Er wirkt wie einer dieser streunenden Satteltramps, wie ein Revolverschwinger, der umherstreift wie ein Wolf.
Hier ist ein wildes, unübersichtliches Land mit ein paar Verbindungslinien und vielen geheimen Pfaden, die nur wenigen Menschen bekannt sind. Dennoch verbreiten sich Nachrichten schnell.
In diesen Tagen reitet Virg durch die vulkanische San-Francisco-Kette, deren höchste Gipfel fast dreizehntausend Fuß erreichen. Er macht einen Bogen um Flagstaff und taucht in die vielen Täler und Canyons ein, deren Hänge mit gewaltigen Fichten und Zedern oder mit riesenhaften Wacholdersträuchern bedeckt sind.
Eines Tages wird man hier die berühmte Pima anbauen, die beste langfaserige Baumwolle der Welt.
An einem Spätnachmittag erblickt Virg im Süden die gewaltige Mesa Mogollon – und darüber Tafel- und Nadelberge, die sich nochmals an die tausend Fuß höher erheben.
☆
Vielleicht hat Virg Cheshire ganz einfach Glück – vielleicht leitet ihn sein Instinkt – vielleicht ist es aber auch Schicksal und Fügung, dass er einige Tage später an einer Quelle dicht neben einem Weg auf einen Mann stößt, der sein Gesicht mit dem kalten Quellwasser kühlt.
Da auch er und sein Pferd einen erfrischenden Trunk nötig haben und Virg die Wasserflasche füllen will, reitet er hinüber.
Der Mann springt auf und betrachtet ihn voller Furcht und Schrecken. Sein Gesicht ist von Fäusten zerschlagen, deren Spuren er nie wieder verlieren wird.
»Hat Wheerock Sie mir nachgeschickt?«, ruft der Fremde heiser. »Lasst mich endlich zufrieden! Ich habe euch doch meinen Saloon überlassen! Ich gebe auf. Da ich in diesem Land nirgendwo Hilfe bekommen werde, bin ich sicherlich keine Gefahr für euch. Also...«
»Ich komme nicht von Wheerock«, unterbricht ihn Virg. »Aber ich suche Wheerock. Wo kann ich ihn finden?«
Der Mann betrachtet ihn, so gut er das mit seinen zugeschwollenen Augen kann. Er ist ein massiger und wahrscheinlich sehr starker Mann. An den »Blumenkohlohren« erkennt Virg, dass der Fremde einmal Preiskämpfer war. Aus seinen Worten geht hervor, dass er irgendwo in der Nähe einen Saloon besessen haben muss.
Das kann eigentlich nur in Mesatown sein, einem kleinen Nest, von dessen Existenz Virg gestern hörte und zu dem er unterwegs ist. Einige Meilen zurück stieß er auf einen Wegweiser. Der Ort ist noch so unbedeutend, dass er von keiner Postkutschen-Nebenlinie berührt wird.
Der Mann betrachtet Virg. Wahrscheinlich hält er ihn zuerst für einen Burschen, der zu Wheerock stoßen möchte, um sich diesem anzuschließen. Doch als er in Virgs Augen sieht, ändert er seine Meinung.