G. F. Unger Sonder-Edition Collection 4 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Sonder-Edition Collection 4 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

5 spannende Westernromane von G. F. Unger lesen, nur 4 bezahlen!


G. F. Unger wird zu Recht als der beliebteste und erfolgreichste deutschsprachige Western-Autor gefeiert. Mit einer Rekordauflage von über 250 Millionen Exemplaren gehört er zur internationalen Spitzenklasse der Spannungsliteratur. Seine Epoche ist das späte 19. Jahrhundert, seine Schauplätze sind die unermesslichen Weiten des amerikanischen Westens, deren Grenzen von unerschrockenen Frauen und Männern immer weiter nach Westen verschoben werden, bis sie schließlich die Küste des Pazifiks erreichen.

Erleben Sie den amerikanischen "Wilden Westen", wie nur G.F. Unger ihn schildern kann: hart, authentisch, leidenschaftlich.


Dieser Sammelband enthält die Folgen 16 bis 20 der G. F. Unger Sonder-Edition:

Folge 16: Büffeltöter

Folge 17: Scout-Ehre

Folge 18: Blizzard-John

Folge 19: Ein Mann wie Kirby

Folge 20: Bandoleros

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Seitenzahl: 945

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Impressum

BASTEI ENTERTAINMENT Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG Für die Originalausgaben: Copyright © 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller Verantwortlich für den Inhalt Für diese Ausgabe: Copyright © 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln Coverillustration: Manuel Prieto/Norma ISBN 978-3-7325-6726-3

G. F. Unger

G. F. Unger Sonder-Edition Collection 4 - Western-Sammelband

Inhalt

G. F. UngerG. F. Unger Sonder-Edition 16 - WesternBen Chadwicks jüngerer Bruder erwischte einen Falschspieler bei einem Kartentrick. Seitdem stecken zwei Derringergeschosse in seinem Körper und kein Arzt in Saint Louis wagt es, sie ihm herauszuholen. Die Chirurgen im Osten sind tüchtiger, aber auch viel teurer. Um den Bruder vor einem lebenslangen Siechtum zu bewahren, braucht Ben Chadwick eine Menge Geld. Und er sieht nur eine Chance, es in möglichst kurzer Zeit zu verdienen: die Büffeljagd. Ben ahnt nicht, welch ein höllischer Sommer vor ihm liegt....Jetzt lesen
G. F. Unger Sonder-Edition 17 - WesternEin Halbblut und zwei weiße Revolvermänner hatten zwei von War Clouds Kriegern grausam zu Tode gefoltert, um von ihnen die Lage eines Goldverstecks zu erfahren. Ich, der Armeescout Sitta Riverkid, hatte davon natürlich keine Ahnung und glaubte, die Kavallerieabteilung mit der Kutsche durch friedliches Indianergebiet zu führen. Eine kleine Unvorsichtigkeit von mir genügte und wir saßen in der Falle. Der Häuptling nahm den Lieutenant und die beiden Frauen gefangen, und von mir verlangte er etwas geradezu Unmögliches: Ich sollte ihm die Mörder seiner Krieger bringen, nur dann würden die drei Geiseln am Leben bleiben! Was blieb mir anders übrig, als das Unmögliche zu versuchen? Schließlich ging es um drei unschuldige Menschenleben - und um meine Ehre als Scout....Jetzt lesen
G. F. Unger Sonder-Edition 18 - WesternGerade noch vor dem ersten Blizzard hat John Jennison die letzte Post des Jahres nach Two Dance gebracht. Dann versinkt die Stadt im Schnee und ist von der Außenwelt völlig abgeschnitten. John freut sich auf die Winterpause und will sich zunächst einmal gründlich ausschlafen. Doch es kommt anders, ganz anders. Bad-Bud O'Nally, ein halbverrückter Pelztierjäger, hat im Mayflower House den Geldschrank ausgeräumt, eins der Mädchen erschlagen und ein zweites geraubt. Nun ist er mit ihr im tobenden Blizzard unterwegs in die Bitter Roots. Als die Chefin des Mayflower House bei John erscheint und ihn um Hilfe bittet, kann er nicht nein sagen. May Mayflower hat nämlich einiges gut bei ihm. Und so reitet auch er in den Blizzard - ohne wirklich zu ahnen, welch ein Albtraum für ihn begonnen hat....Jetzt lesen
G. F. Unger Sonder-Edition 19 - WesternKirby ist allein. Es gibt keinen Menschen hier im Saloon, der ihn gegen Ballinger und sein wildes Rudel unterstützen würde. Kirby weiß das, aber er ist trotzdem gekommen. Ruhig sagt er: "Ballinger, Sie sind ein feiger, großspuriger, verdammter Schuft. Sie haben sich den falschen Gegner ausgesucht. Ringo und Saquero habe ich bereits erledigt. Jetzt sind Sie dran, Ballinger ...".Jetzt lesen
G. F. Unger Sonder-Edition 20 - WesternSie waren armselige Straßenräuber. Keine stolzen Banditen, sondern gnadenlose, hinterhältige Mörder. Für ein Paar Stiefel, ein Hemd oder eine Flasche Tequila gingen sie jedem an die Gurgel. Sie wollten überleben, und um zu überleben, scheuten sie vor den gemeinsten Verbrechen nicht zurück. Und zu diesen Strolchen war ich unterwegs nach Santa Rosa, denn dort, in diesem verwüsteten Land, lebten sie wie Ungeziefer an einem fast toten Körper. Nie hätte ich, der ehemalige Südstaatencaptain, mir träumen lassen, dass ich einmal mit solch einem Abschaum gemeinsame Sache machen würde. Aber was hätte ich tun sollen? Sue, die Frau, die ich liebte, war in ihrer Gewalt. Und außerdem brauchte ich Hilfe gegen die Besatzer aus dem Norden, die uns Texanern das letzte Blut aus den Adern saugten..Jetzt lesen

Inhalt

Cover

Impressum

Büffeltöter

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Vorschau

Büffeltöter

Der Büffel war das größte aller amerikanischen Säugetiere. Er wurde bis zu drei Meter lang und bis zu tausend Kilogramm schwer, konnte also eine Tonne wiegen.

Es gab etwa vierzig bis fünfzig Millionen Büffel auf den Prärien zwischen Kanada und Mexiko, aufgeteilt in vier große Herden.

Als die Eisenbahnlinien weit genug nach Westen vorgedrungen waren und auch die Schiffe vom Ohio in den Mississippi und weiter den Missouri hinauf eine gewaltige Transportkapazität möglich machten, begannen Büffeltöter die Tiere zu Hunderttausenden abzuschießen.

Binnen zwölf Jahren waren die Büffel bis auf einen kläglichen Rest von etwa tausend Tieren abgeschlachtet. Nur wegen ihrer Häute. Ihre Kadaver verkamen auf der Prärie – und später sammelten Siedler die Knochen für die Düngerfabriken im Osten.

Aber nicht nur schnödes Profitstreben war die Ursache für die Ausrottung dieser Tiere, auch die unvorstellbare Armut vieler Menschen nach dem blutigen Bruderkrieg war daran schuld.

Tausende von entlassenen Kriegsveteranen wurden damals Büffeltöter.

Man konnte diese Büffeltöter nicht als Jäger bezeichnen. Denn den Büffel musste man nicht jagen. Es war unwahrscheinlich leicht, Hunderte von Büffeln aus einer lagernden Herde abzuschießen, ohne dass die Herde die Flucht ergriff. Die Büffel besaßen keine natürlichen Feinde, bis der Mensch sie auszurotten begann.

Die Indianer töteten nur so viele Büffel, wie sie zum Leben nötig hatten.

Die Büffel wären heute ausgestorben, hätte die amerikanische Bison-Gesellschaft Ende der siebziger Jahre nicht die tausend überlebenden Tiere in einen Nationalpark getrieben und unter Naturschutz gestellt.

G. F. Unger

1

Es ist gegen Ende der Nacht, als Ben Chadwick aus dem Fair Play Saloon von Kansas City kommt und solange im Lichtschein der Lampe verharrt, dass seine Brüder Jack und Kirby ihn gewiss erkennen können.

Sie treten auch sofort aus der gegenüberliegenden Gasse auf die staubige Fahrbahn heraus und winken ihm zu.

Ben Chadwick tritt an den Rand des Plankengehsteigs und scheint dort durch tiefes Ein- und Ausatmen die frische Luft der sterbenden Nacht zu genießen, als hinter ihm ein weiterer Gast den Spielsaloon verlässt. Auch dieser Mann verharrt erst einmal, um frische Luft in seine Lungen zu pumpen.

Es wurde endlich still in Kansas City.

Die Stadt ist das große Ausfalltor nach Westen und Norden. Hier sammeln sich Glücksjäger, die sich jetzt nach dem Krieg nach irgendwelchen Chancen umsehen und diese im Westen oder Norden vermuten. Denn im Westen liegt das weite Land, das wie sie glauben, nur darauf wartet, von ihnen in Besitz genommen zu werden.

Und im Norden – hoch oben in Montana –, da wird Gold gefunden.

Ben Chadwick wendet sich zur Seite und sieht den hinter ihm aus dem Saloon herausgekommenen Mann an.

»Das tut gut, nicht wahr?« So fragt er. »Reine Luft kann einen nach dem Gestank dort drinnen fast umhauen. Und die Stadt ist jetzt so still und friedlich. Ich glaube, wir wohnen im selben Hotel.«

»Dort sah ich Sie noch nie«, erwidert der andere Mann.

»Weil Sie zu spät frühstücken«, erwidert Ben Chadwick und hat ein amüsiertes Lachen in der Kehle. Er wendet sich nach rechts und wartet nicht ab, ob der andere Mann mit ihm geht, sagt nur über die Schulter: »Nun, gehen Sie mit?«

Er tritt vom Plankengehsteig hinunter in den Staub der Fahrbahn und überquert diese schräg zur anderen Seite hinüber. Nun erst folgt ihm der andere, der wie ein berufsmäßiger Spieler gekleidet ist, also einen schwarzen Anzug trägt, mit einem gefältelten Hemd und einer dicken goldenen Uhrkette über der Brokatweste. Er macht ein paar lange Schritte und holt Ben Chadwick ein.

Dies beweist aber nur, dass er ein erfahrener Bursche ist. Denn er sah, dass Ben Chadwick einen Revolver im Holster trägt. Und da er selbst wahrscheinlich nur einen kleinen Taschencolt, vielleicht nur einen Derringer, bei sich hat, muss er jeder Gefahr möglichst nahe sein.

Mit einem ausgewachsenen Colt trifft man besser auf größere Entfernung als mit einer kurzläufigen Waffe. Dies berücksichtigt dieser Spieler in der stillen Stunde zwischen Nacht und Morgen hier auf der Main Street zu Kansas City.

Ben Chadwick ist jedoch schon stehen geblieben und wartet auf ihn, kaum dass sie jene Gassenmündung überquert haben, in deren Dunkelheit sich seine Brüder verborgen halten.

Als der Spieler bei ihm ist, sagt Ben Chadwick: »Hatten Sie heute Erfolg beim Pokern?«

»Was geht Sie das an?«, fragt der Spieler unwirsch zurück und hält etwa drei Yard vor Ben an. Aber er achtet dabei nicht auf die dunkle Gassenmündung rechts hinter sich.

Aus dieser Gasse kommt nun das Ende einer langen Maultiertreiberpeitsche und wickelt sich wie eine Schlange um den Hals des Spielers.

Dann taumelt er auch schon – von einem Ruck gezogen – nach hinten.

Jack und Kirby Chadwick empfangen ihn in der Gassenmündung, und er hat keine Chance mehr mit seinem kleinen Taschencolt, weil er instinktiv nach der würgenden Lederschnur der Peitsche greift.

Ben Chadwick aber ist mit zwei Sprüngen bei ihm und jagt ihm die Faust in die Magenpartie.

Dann haben sie ihn und schleifen ihn tiefer in die Gasse hinein, die von den Seitenwänden der Häuser gebildet wird und so eng ist, dass ein Mann sie von Hauswand zu Hauswand mit ausgebreiteten Armen sperren könnte.

Der Spieler kommt wieder einigermaßen zu sich, überwindet seine Atemnot und auch die bösen Schmerzen in der Magengegend. Denn Ben Chadwicks Faust traf ihn fast wie ein Huftritt.

»Oh, ihr Hurensöhne«, keucht er, »das habt ihr wirklich gut gemacht. Aber dennoch seid ihr armselige Straßenräuber. Habt ihr denn keinen Stolz, euch anders zu ernähren?«

»So wie du es tust mit Kartentricks, gezinkten Karten und einem Derringer im Ärmel?« Ben Chadwicks Frage klingt hart und unversöhnlich.

»Immer noch besser als Straßenraub«, keucht der Spieler.

»Du heißt Coffee«, sagt Ben Chadwick. »Wir sind schon seit der Sache in Saint Louis hinter dir her.«

»Welche Sache?« Jed Coffee, der Spieler, fragt es ahnungsvoll, und es ist keine gute Ahnung.

»Unser kleiner Bruder bekam deine beiden Derringerkugeln, als er dich bei einem Kartentrick erwischte«, erwidert Ben Chadwick. »Die beiden Kugeln stecken immer noch in seinem Körper – und kein Arzt in Saint Louis wagt es, sie ihm herauszuholen. Unsere Mom muss unseren Kleinen nach Osten schaffen, wo es bessere Chirurgen gibt, von denen es vielleicht einer wagen wird. Verstehst du, Spieler, du hast uns Schaden zugefügt.«

»Euer Kleiner war ein zwei Yard hoher und zweihundert Pfund schwerer Bulle«, ächzt der Spieler. »Er hätte mich erschlagen, wenn ich …«

»Du hättest ihn nicht betrügen sollen«, unterbricht Ben Chadwick den Kartenhai und sagt dann zu seinen Brüdern Jack und Kirby: »Also räumt ihn aus. Nehmt ihm alles weg – alles, was Wert besitzt, auch die Uhr mit der dicken Goldkette. Unsere Mom wird für unseren Kleinen jeden Dollar im Osten nötig haben, jeden Cent sogar. Räumt ihn aus.«

Sie tun es, leeren Jed Coffee sämtliche Taschen und nehmen ihm auch den Geldgürtel ab, den er auf der bloßen Haut trägt.

»Und jetzt – was werdet ihr jetzt mit mir tun?« Der Kartenhai fragt es mit böser Vorahnung. Seine Stimme klingt heiser. Jed Coffee ist ein kaltblütiger Bursche, und er saß auf seinen Wegen schon oft in der Klemme. Doch noch nie so böse und chancenlos wie jetzt.

Er hat es mit drei Texanern zu tun, denn dies verrät ihm ihre gedehnte Sprechweise. Wahrscheinlich waren sie mal Cowboys, die dann in den Krieg zogen.

Er erinnert sich noch gut an den Burschen, den er zusammenschoss. Ja, auch dieser war solch ein Texaner, so dass er wirklich der Bruder dieser drei Männer sein konnte.

Einer von ihnen fragt nun die beiden anderen: »Ja, was machen wir mit ihm?«

Und der andere sagt: »Ben, Strafe muss sein, nicht wahr? Dass wir ihm sein Geld abnahmen, ist nicht genug. Vielleicht wird unser Kleiner sterben oder für immer ein Pflegefall bleiben. Sollen wir diesen Dreckskerl von einem Kartenhai nicht einfach totschlagen wie eine Ratte?«

Nun hat der Kartenhai Jed Coffee doch eine Menge Sorgen. Oh, er hat schon viele Mitspieler betrogen und ausgenommen. Doch stets kam er einigermaßen heil aus jeder Klemme heraus.

Und dabei hatte dieser große Junge nur zwanzig Dollar zu verspielen gehabt. Wegen zwanzig Dollar hatte er ihn betrügen wollen und war dabei ertappt worden. Denn so dumm und unerfahren war dieser große Junge nicht, obwohl er kaum mehr als achtzehn Jahre zählen mochte. Auf zwanzig Dollar hatte er, Coffee, nicht verzichten wollen.

Und verdammt, jetzt steckt er deshalb in der Klemme.

Doch er bereut seine Tat zu spät. Sie haben ihn. Was werden sie mit ihm machen? Werden sie ihn nun tatsächlich totschlagen oder gar erschießen?

Er macht sich wirklich große Sorgen.

Schweigend nehmen sie ihn in ihre Mitte und gehen zum Ende der Gasse.

Hier stehen drei gesattelte Pferde. Coffee denkt: Die haben alles gut vorbereitet und mich zuvor einige Tage beobachtet. Die wussten genau, welchen Weg ich nehmen würde gegen Ende der Nacht zum Hotel.

Er bekommt plötzlich von hinten einen Schlag in den Nacken, der ihn sofort bewusstlos macht. Es ist ein gekonnter Schlag, wahrscheinlich oft geübt während des Krieges oder daheim in Texas angewandt im Kampf gegen Comanchen und mexikanische Bandoleros.

Sie legen den bewusstlosen Mann quer über ein Pferd. Ben Chadwick sitzt dahinter auf. Und dann reiten sie alle zum Flusshafen der Stadt hinüber, der noch Westport heißt und aus dem ein Stück weiter landeinwärts Kansas City wurde.

Als sie die Hafenstraße erreichen, wo auch die Anlegebrücken der Dampfboote sind, wird der Gestank der dort gestapelten Büffelhäute fast unerträglich.

Zehntausende lagern hier in großen Stapeln, hart getrocknet, besudelt mit Fett und trockenem Blut, und warten auf den Abtransport.

Ben Chadwick sagt: »Wir lassen ihn eine Flasche Schnaps austrinken und geben ihn für ein paar Dollars einem der Dampfboote mit. Dort, dieses da wird bald ablegen. Es muss schon Dampf ablassen, weil ihm sonst die Kessel platzen.«

Jed Coffee ist inzwischen wieder zu sich gekommen.

Sie lassen ihn zu Boden nieder, wo er schwankend verharrt. Jack und Kirby schwingen sich von ihren Pferden. Jack holt eine Flasche Brandy aus einer Satteltasche, hält sie dem Spieler hin und sagt hart und unversöhnlich: »Mach sie leer, richtig leer! Nur so bleibst du am Leben. Sauf sie aus, los!«

Jed Coffee zögert nur wenige Atemzüge.

Dann nimmt er die Flasche, hebt den Boden gegen den grauen Morgenhimmel und beginnt zu schlucken: Wenig später bringen sie ihn zu der Landebrücke der Isabelle. Der Bootsmann an der Gangway wendet sich ihnen zu.

»Nehmt ihn mit bis Saint Louis«, sagt Ben Chadwick. »Der hat sich nur zu schlimm betrunken. Hier sind zwanzig Dollar. Langt das für einen Deckplatz?«

»Sicher, das langt.« Der Bootsmann grinst. »Aber er wird in Saint Louis stinken wie ein verfaulter Büffel so wie wir alle. Wir haben den ganzen Mistkahn voller Büffelhäute. Nicht mal für den doppelten Preis wollen die Huren etwas mit uns zu tun haben. Wer auf solch einem Kahn fährt und Büffelhäute transportiert, wird gewissermaßen aussätzig, hahaha!«

Er verstummt mit einem grimmigen Lachen in der Kehle.

»Ach, der stinkt ohnehin«, sagt Kirby Chadwick grimmig.

Jack fügt hinzu: »Auch wenn er nicht auf Büffelhäuten schläft. Gestank macht ihm nichts aus.«

Sie übergeben den sinnlos Betrunkenen dem Bootsmann, der nun zwei seiner Deckmänner herbeiruft, die ihn übernehmen.

Wenig später wird die Gangway eingeholt, nachdem die Heck- und Bugleinen losgemacht wurden.

Das Dampfboot geht in den Strom hinaus mit patschendem Schaufelrad am Heck.

Die drei Chadwick-Brüder sehen ihm schweigend nach.

Dann fragt Kirby: »Und jetzt? Was jetzt, Ben?«

»Das werde ich euch sagen«, erwidert Ben, »wenn wir das Geld gezählt haben. Ja, dann werde ich es euch sagen.«

2

Als im Osten die Sonne aufsteigt und ein leichter Morgenwind über den Missouri streicht, so dass er kleine Wellen bildet, da hocken sie abseits der Landebrücken am Ufer und zählen das Geld des Kartenhais.

»Fünftausendsiebenhundert Dollar«, stellt Ben Chadwick schließlich fest. Und er fügt hinzu: »Er muss eine Menge Mitspieler gerupft haben, eine ganze Menge.«

Sie nicken zu seinen Worten.

Dann murmelt Kirby bitter: »Ja, er nimmt auch Jungens wie unseren Hank aus, die nur zwanzig Dollar bei sich haben. Er lässt sich also auch kleine Gewinne nicht entgehen. Doch unser Kleiner hat scharfe Augen.«

Als Kirby nach diesen Worten schweigt, fragt Jack ungeduldig: »Und was ist nun? He, was machen wir? Für dieses Geld könnten wir uns daheim in Texas eine schöne Ranch kaufen, größer als unsere alte, die uns der Steuereintreiber der Yankees wegnahm, weil wir kein Geld für die Steuern der letzten fünf Jahre hatten. Ganze zwanzig Dollar besaßen unsere Mom und unser Kleiner. Und so kam der Junge auf die Idee, mit zwanzig Dollar sein Glück beim Spiel zu versuchen. Aaah, wenn wir nur zwei Wochen früher aus der Gefangenschaft der Yanks entlassen worden wären, nicht wahr?«

Sie nicken nach seinen Worten.

Denn es war wohl wirklich so. Sie kamen zwei Wochen zu spät heim.

Da war die Ranch schon versteigert. Und ihre Mom lebte mit dem schwer angeschossenen Bruder in einer armseligen Hütte. Der Bruder hatte zwei Derringer-Kugeln in der Brust, die ihm kein erreichbarer Arzt herauszuholen wagte.

Das war die Situation damals.

Sie hatten etwas Geld bei sich, zusammen kaum fünfzig Dollar. Diese ließen sie bei Mom und Hank – und dann machten sie sich auf den Weg, um den Spieler zu finden, den Hank ihnen gut beschrieb.

Es war ein langer Weg von Texas, ein sehr, sehr langer Weg.

Doch der Spieler Jed Coffee hinterließ überall seine Zeichen. In fast jeder kleinen Stadt, wo eine Spielhalle war, erinnerte man sich an ihn. Und oft genug musste er diese kleinen Orte fluchtartig verlassen. Es war leicht, seine Fährte zu verfolgen.

Hier in Kansas City, nach fast fünfzehnhundert Meilen, holten sie ihn endlich ein.

Sie schweigen nach Jacks Worten eine Weile und werden sich ihrer Situation noch einmal bewusst.

Dann aber trifft Ben wie fast immer – denn er ist der älteste Chadwick – die Entscheidung. Er sagt: »Eine Ranch in Texas hilft unserem Kleinen wenig. Nur ein berühmter Doc kann ihm helfen. Mom muss eine beschwerliche Reise nach Osten organisieren. Sie braucht Helfer, einen besonderen Wagen – und Hank braucht viel Glück. Denn wenn sich diese beiden Mistdinger von Kugeln auch verkapselt haben, so können sie doch zu wandern beginnen. Wenn sie nur nicht so dicht beim Herzen säßen. Also, wir kaufen keine Ranch. Mom und Hank leben in einer armseligen Hütte bei Fort Worth. Mom wäscht dort für die Soldaten der Besatzungstruppe. Wenigstens hat sie deshalb eine feste Adresse. Heute noch schicken wir ihr fünftausend Dollar. Damit kann sie Hank nach dem Osten bringen, zuerst mit einer Kutsche, dann mit der Eisenbahn oder auf einem Dampfboot den Ohio hinauf. Irgendwie wird sie es schaffen.«

»Und was machen wir?« Kirby fragt es fast böse und fügt hinzu: »Warum kehren wir nicht alle drei zu Mom und Hank zurück mit dem Geld?«

»Weil wir mehr Geld haben wollen, sehr viel mehr«, erwidert Ben Chadwick. »Weil wir aus unseren siebenhundert Dollar siebentausend machen wollen.«

»Und wie?«

Kirby und Jack fragen es zweistimmig.

Da sagt es ihnen Ben ganz ruhig: »Wir müssen nur an die zehntausend Büffel töten. Dann werden wir nach Abzug aller Unkosten siebentausend Dollar Reingewinn haben. Kapiert?«

Sie starren ihn ungläubig an.

»Büffelkiller sollen wir werden?« Wieder fragen es Kirby und Jack zweistimmig. Doch das ist kein Wunder, sie sind Zwillinge, deren Denken und Fühlen fast immer in gleichen Bahnen verläuft.

Ben sieht sie fest an und nickt. »Warum nicht?« So fragt er zurück und fügt hinzu: »Während des Krieges mussten wir Menschen töten und wurden dafür belobigt und befördert. Nun aber haben wir es leichter. Wir müssen für Dollars nur an die zehntausend Büffel abschießen und ihnen die Häute abziehen. Es gibt genug Büffel, wahrscheinlich sogar zu viel. Farmer und Rinderzüchter werden das Land in Besitz nehmen. Man wird Eisenbahnen nach Westen bauen. Die Büffel sind im Weg. Sie sind zum Untergang verurteilt. Uns und anderen bringen sie blanke Dollars.«

Sie starren Ben an. Er ist ihr älterer Bruder. Und er brachte es in der Texas-Brigade bis zum Captain.

Nun aber werden sie sich bewusst, wie hart er wurde. Aber wurden sie das nicht alle?

Jack schluckt ein wenig würgend und spricht dann langsam Wort für Wort: »Büffel töten und ihnen die Haut abziehen … Wir werden stinken wie diese Häutestapel an den Landebrücken und auf den Schiffen. Fett und Blut, faulende Kadaver, vollgefressene Wölfe, Coyoten und andere Aasvertilger – und Geier am Himmel. Es ist ja so leicht und einfach, aus großer Entfernung mit einem schweren Gewehr einen harmlosen Büffel zu töten, so kinderleicht, wenn man nur ein guter Schütze ist. Bruder, hast du keine bessere Idee? Muss es dieses blutige Abschlachten sein, das gewiss noch viel blutiger und erbärmlicher ist, als wir es uns jetzt vorstellen können?«

Er verstummte heftig, fast anklagend.

»Wir könnten auch Banditen werden«, grinst Ben die Brüder hartlippig an. »Oder uns darauf spezialisieren, andere Kartenhaie auszunehmen. Auch Geldtransporte der Yankees in Texas könnten wir überfallen. Wir brächten sehr schnell eine starke Bande zusammen. Na, was würde euch denn mehr liegen?«

In Bens Stimme ist bitterster Sarkasmus.

Jack und Kirby schweigen eine Weile. Dann fragt Kirby: »Wie hast du dir das Ganze denn gedacht, Ben!«

»Wir haben siebenhundert Dollar. Dafür kaufen wir drei Wagen mit Gespannen, Büffelgewehre, Munition und Ausrüstung. Dann nehmen wir einige Abhäuter unter Vertrag, denn wir können uns mit dem Abhäuten nicht aufhalten. Wir müssen Büffel töten, immer nur töten. Das Abhäuten, Trocknen und Zu-Stapeln-Pressen, dies besorgen andere. Auch einen Koch werden wir brauchen. Wenn wir das alles zusammenhaben, ziehen wir los auf die weite Prärie, wo Millionen von Büffel auf uns warten. So einfach ist das, Jungs.«

Sie starren ihn an. Und sie wissen, was auf sie wartet dort draußen auf der weiten Prärie.

Denn wenn sie auch Greenhorns sind in diesem blutigen »Geschäft«, können sie sich doch vorstellen, was sein wird.

Jack fragt: »Und die Indianer?«

»Nicht nur die«, sagt Ben und grinst ihn an. »Auch Häutediebe werden bei uns ihr Glück versuchen. Brüder, wir waren fünf Jahre im Krieg. Doch jetzt geht dieser Krieg auf andere Weise weiter. Wenn wir ihn gewinnen, dann wird unser Kleiner im Osten von den Ärzten wieder gesund gemacht, und wir besitzen daheim in Texas wieder eine Ranch. Dann erst werden wir in Frieden leben.«

Jack und Kirby nicken langsam.

»Das wird ein blutiger und stinkender Sommer«, spricht Kirby.

Und Jack ächzt nickend. »Yeah.«

***

Eine Woche später verlassen sie Kansas City und fahren nach Westen. Denn irgendwo dort im Westen zwischen dem Cimarron im Süden und dem Republican im Norden wandern die großen Herden über die Prärie.

Wahrscheinlich ist der Auszug der Chadwick-Brüder vergleichbar mit der Abfahrt eines Walfängerschiffes, das aufs Meer hinaussegelt, um dort den Wal zu jagen.

Denn die Prärie ist wie ein Meer in ihrer scheinbar grenzenlosen Weite, wie ein erstarrtes, braunes Meer, in dem man sich verlieren kann – und in dem so sehr viel verborgen ist.

Sie haben drei Wagen, von denen jeder von vier starken Maultieren gezogen wird. Zu diesen Wagen gehören drei Abhäuter und ein Koch.

Die Chadwick-Brüder reiten.

Der Koch fährt einen kleinen, nur zweirädrigen Wagen, der von einem Pferd gezogen wird und den man nicht als Häutewagen zählen kann, denn er befördert nur den Proviant und die Ausrüstung.

Hinter jedem der Wagen sind Reservetiere angebunden.

So ziehen sie also hinaus, so wie viele andere Büffeltöter-Mannschaften, sieben Mann auf der blutigen Jagd nach Dollars.1)

Die drei Abhäuter sind Halbblutmänner, schon ziemlich bejahrte, doch sehr zäh und erfahren wirkende Burschen.

Ben Chadwick holte sie aus dem Gefängnis und zahlte für sie die Strafen von je zwanzig Dollar, die sie wegen einer Schlägerei mit Soldaten erhalten hatten.

Der Koch ist ein riesiger Neger, wahrscheinlich ein ehemaliger Sklave, den sein Herr als Preiskämpfer ausbilden ließ, um ihn dann kämpfen zu lassen wie einen Hahn beim Hahnenkampf.

Sie legen am ersten Tag gut dreißig Meilen zurück, am zweiten vierzig und am dritten noch etwas mehr.

Sie verlassen am dritten Tag den Wagenweg, der nur aus Radfurchen und Hufspuren besteht und erreichen am vierten Tag eine große Büffelfährte, die sich wie ein viele Meilen breiter Acker nach Westen zieht.

Als sie den Rand der Fährte erreichen, halten sie an. Einer der Abhäuter – er nennt sich Slade und kleidet sich wie ein Weißer, trägt sogar eine Melone – deutet auf die zerstampfte Prärie.

»Das war eine Stampede – vor vielen Tagen, wahrscheinlich sogar Wochen. Hier ist eine Riesenherde von mehreren Millionen Tieren nach Westen gedonnert. Hier hat die Erde gebebt. Und die Büffel wurden zu einem Element, das nicht aufzuhalten war. Ich denke, wir sollten weiter nach Norden und dann erst wieder nach Westen, auf jeden Fall aber erst über den Smoky Hill River, weil die Büffel dort drüben wahrscheinlich nicht in Stampede ausbrachen, sondern friedlich weiden.«

»Gut«, beschließt Ben Chadwick, »ziehen wir nach Norden bis auf die andere Seite des Smoky Hill River.«

Sie biegen also ab und überqueren die breite Fährte der Stampede.

Sie ist vier Meilen breit. Die Prärie ist völlig zerstampft. Überall liegt Büffeldung, einziges Brennmaterial für die Camp- oder Kochfeuer.

Noch am selben Tag erreichen sie den Smoky Hill dicht oberhalb der Saline-River-Mündung und finden noch vor Sonnenuntergang eine Furt.

Drüben hockt ein Mann bei einigen Gräbern. Es sind frische Gräber. Der Mann aber hat sich einen blutgetränkten Fetzen um den Kopf gewickelt und sieht ihnen bewegungslos entgegen.

Als die drei Chadwicks zu ihm reiten, sehen sie, dass er auch am Bein verwundet wurde und sich wahrscheinlich deshalb nicht erhoben hat.

Er sieht zu ihnen hoch und verzerrt sein stoppelbärtiges Gesicht zu einem Grinsen. »Hoiya, schön, dass ihr kommt«, krächzt er. »Nun wird es mir wohl bald etwas besser gehen – oder?«

»Was ist geschehen?« Ben Chadwick fragt es vom Sattel aus nieder.

Und der Mann am Boden erwidert trocken: »Häutediebe! Wir waren mit vier Wagen voller Häute unterwegs nach Kansas City. Die Häutediebe hielten auch mich für tot und ließen mich liegen. Aber außer der Kugel im Bein bekam ich nur einen Streifschuss am Kopf ab. Es war nicht einfach, meine drei Partner zu beerdigen. Ich hatte ja nur meine Hände.«

Als er die letzten Worte spricht, zeigt er ihnen seine Hände.

Und deren Finger sehen tatsächlich so aus, als hätte er mit ihnen den weichen Prärieboden unter der Grasnarbe ausgekratzt, um die Toten hineinlegen und wieder zudecken zu können.

Er muss ein harter Mann sein, dieser nicht mehr junge Bursche.

»Vielleicht kann ich von euch ein Pferd bekommen«, sagt er nun. »Dann könnte ich die Kerle vielleicht in Kansas City finden. Es sind immer einige Büffeljägermannschaften dort, die mich kennen. Man nennt mich Buffalo Mac. Sie alle würden mir helfen. Denn gegen Häutediebe und Mörder halten wir zusammen. Gebt ihr mir ein Pferd?«

»Sicher«, erwidert Ben Chadwick. »Und noch eine Menge mehr, Buffalo Mac. Oder hast du keinen Hunger, Bruder?«

»Und wie«. Der Alte grinst. »Und für eure Hilfe kann ich mich mit einigen guten Ratschlägen revanchieren. Ihr seid Texaner, nicht wahr, ehemalige texanische Rindermänner, die zu lange im Krieg waren und nun Dollars machen wollen? Aber das ist ein hartes Geschäft als Büffeljäger in diesem Lande.«

Als er verstummt, sitzen die Brüder ab. Auch die Wagen rollen heran.

Man wird hier bei den Gräbern an der Smoky-Hill-Furt erst einmal ein Camp aufschlagen.

Der Fluss bekam seinen Namen, weil er aus den Smoky Hills in Colorado kommt.

Hier aber ist die Prärie flach wie ein erstarrtes Meer.

3

Drei Tage später endlich erreichen sie die Südflanke der großen Herde, so wie es Buffalo Mac ihnen vorausgesagt hat.

Sie sehen Büffel, nichts als Büffel, die sich wie ein langsamer Strom bewegen, wie ein dicker, fast schwarzer Brei.

Wie vom Kamm einer erstarrten Meeresdünung blicken sie von einer leichten Bodenwelle aus über die Herde. Und bis zum Horizont im Norden können sie im Dunst nichts anderes sehen als Büffel.

Sie hören das Brummen, Schnaufen und Husten der Tiere, und die Herde kommt ihnen wie ein gewaltiger Klangkörper vor.

Da und dort lagern die Tiere. Andere wandern umher und suchen nach den letzten Halmen Büffelgras.

»Mann, o Mann«, keucht Kirby. »Was sind dagegen schon unsere texanischen Longhorns! Das ist ja ungeheuerlich!«

Bevor einer der beiden anderen Brüder etwas erwidern kann, hören sie in der Feme das Krachen von Gewehren.

Immer wieder kracht es donnernd.

Ben Chadwick sagt: »Sharpsbüchsen, schwere, vierzehnpfündige Gewehrkanonen. Da ist eine ganze Mannschaft von Jägern an der Arbeit – östlich von uns an der Herdenflanke. Ich denke, wir sollten es ebenfalls probieren. Brüder, unsere Jagd beginnt jetzt!«

Er ruft die letzten Worte ungeduldig, drängend, fast wild, so als wäre er noch Captain in der Texas-Brigade und müsste seine Schwadron zum Angriff führen und das Kommando zum Losreiten geben.

Seine Brüder zögern noch. Sie blicken sich nach den Wagen um, von denen sie sich die schweren Büffelgewehre holen müssen mitsamt der Munition. Denn in ihren Sattelholstern führen sie nur Spencerkarabiner mit sich.

»Das wird eine verdammte Schlächterei«, murrt Kirby. »Aber wir haben ja wohl all unser Geld in die Sache investiert. Nun müssen wir es wohl machen.«

Die Wagen kommen nun ebenfalls heraufgefahren und halten neben ihnen.

Die Entfernung bis zum Südrand der Büffelherde beträgt etwa eine Drittelmeile. Blue Pete, einer der Abhäuter ruft begeistert: »Heute gibt es Arbeit! Ich wette, ihr könnt mehr als hundert Tiere abschießen, bevor die Herde hier an dieser Flanke auch nur ein wenig nervös wird!«

Er ruft es jubelnd. Die Chadwick-Brüder aber sehen sich noch einmal an.

»Na dann …«, seufzt Kirby schließlich.

Sie übernehmen nun die schweren Sharpsgewehre. Sie haben ein Kaliber von 50 mm Durchmesser und wiegen an die vierzehn Pfund. Ihre Läufe sind achteckig. Man hat mit Stahl nicht gespart, damit man sie nicht so schnell heiß schießen kann.

Ben Chadwick nickt seinen Brüdern zu.

»Ich denke, wir reiten bis auf etwa zweihundertfünfzig Yard heran und beziehen dann unsere Stellungen. Ihr habt gehört, dass man zuerst die Leittiere abschießen muss – und dann diejenigen Tiere, die nervös zu werden beginnen. Und jeder Schuss muss sofort töten. Angeschossene Tiere können eine Stampede auslösen. Also los, Brüder! Jetzt machen wir Dollars für unsere Ranch in Texas.«

Nach diesen Worten reitet er an, lässt sein Pferd ruhig traben.

Kirby und Jack folgen seinem Beispiel, jedoch streben sie von ihm nach rechts und links weg, so dass die Zwischenräume zu ihm bald mehr als fünfzig Yard betragen.

Als sie auf dreihundert Yard an die Herdenflanke herangekommen sind, lassen sie ihre Tiere in Schritt fallen und halten schließlich vor einer kleinen Bodenwelle an, die sich von Ost nach West meilenweit zieht und ihnen einen erhöhten Stand ermöglicht, so dass sie über die Herde blicken können.

Sie lassen ihre Pferde am südlichen Fuß der langen Bodenwelle stehen und gehen mit ihren Gewehren, den Munitionsgürteln und den Wasserflaschen zum Kamm hinauf, der nur etwa drei bis vier Yard hoch zu erklimmen ist und von seinem Fuß an auf einer Länge von mehr als zwanzig Yard ansteigt, also eine sehr mäßige Steigung hat.

Der Wind steht sehr günstig, denn er kommt von der Herde her, also von Norden zu ihnen. Sie können in diesem Wind die Herde riechen. Es ist ein starker, eigenartiger Geruch.

Es ist Ben Chadwick, der den ersten Schuss abgibt.

Auf dem Bauch liegend, das Gewehr mit dem Lauf auf eine Stütze gelegt, sucht er nach dem Leittier des Rudels vor ihnen. Als ihm ein großes Tier auffällt, das nicht so ruhig wirkt wie die anderen und zu ihm herüberwittert, so als ahnte es instinktiv die Gefahr, die mit dem Wind jedoch nicht zu wittern ist, zielt er kurz und drückt ab.

Der Büffel – wahrscheinlich ist es eine Kuh – erhält einen Stoß, bleibt jedoch auf den Hufen und wirft den gehörnten Kopf hoch, so als wollte er sich aufbäumen. Dann aber knicken dem Tier die Vorderbeine ein. Es kniet nieder und legt sich dann auf die Seite, streckt sich noch einmal und liegt still.

Indes Ben Chadwick nachlädt, beobachtet er die Herde.

Nichts verändert sich dort. Der Knall hat die Büffel nicht erschreckt. Rechts und links neben ihm beginnen nun seine Brüder zu schießen. Auch sie erzielen Volltreffer, so dass die getroffenen Tiere sofort zusammenbrechen, so als würde sie sich niederlegen, um zu ruhen und zu kauen. Heiliger Rauch, denkt Ben Chadwick, es ist ja fast so, als würde man kleine, unschuldige Kinder töten. O Himmel, was tun wir da?

Er hat seine Sharps nun wieder geladen, doch er zögert noch. Etwas sträubt sich in ihm, ein neues Ziel aufzunehmen, also ein weiteres unschuldiges Tier anzuvisieren. Es ist, als würde er sich jetzt erst über sein Tun so richtig klar.

Die Herde verhält sich immer noch ruhig. Es ist, als würden die Büffel das donnernde Krachen der Gewehre gar nicht wahrnehmen.

Die Büffel ruhen entweder am Boden oder stehen rudelweise beisammen, scheinen zu dösen.

Es ist ein schöner Frühsommertag. Nur allein die Büffelmücken, eine große Bremsenart, sind störend. In dichten Wolken schweben sie über der Herde – und nicht wenige kommen sogar herüber zu den Jägern und deren Pferden. Sie empfangen auch die Maultiere, als die Wagen heranrollen.

Wenn diese Büffelmücken nicht wären, würde alles noch friedlicher sein.

Doch dieser Frieden wird nun von ihnen, den Büffeltötern, grausam gestört. Sie knallen ahnungslose Tiere ab. Ben Chadwick wird sich dieses Frevels deutlich bewusst.

Aber sie wollen Dollars machen, viele Dollars für eine Ranch. Ihrer Mom haben sie die Mittel verschafft, den Bruder zu den besten Ärzten schaffen zu können.

Nun geht es darum, wieder eine Ranch in Texas besitzen zu können.

Denn obwohl sie im Krieg waren, sind sie Rinderzüchter geblieben.

Rinder und Pferde, dies war ihr Leben.

In den Krieg ritten sie für Texas, damit dort alles so bleiben sollte, wie es war.

Ben Chadwick muss schlucken.

Er hört rechts und links von sich kein Krachen von Gewehren. Es ergeht seinen Brüdern wahrscheinlich in dieser Minute nicht anders als ihm. Auch sie wurden sich ihres Tuns jetzt erst so richtig bewusst.

Abermals muss er würgend schlucken.

Dann aber knirscht er einen bitteren Fluch.

Und zugleich kommt ein wilder Trotz in ihm hoch. Verdammt, denkt er, bin ich ein Heiliger? Auf dieser Erde hat es schon immer ein Töten gegeben, schon lange bevor sie Christus ans Kreuz nagelten. Schon immer brachten sich alle Lebewesen dieser Erde gegenseitig um. Und wir wollen eine Ranch in Texas. Wenigstens wollten wir deshalb keine Banditen werden in dieser miesen Zeit jetzt nach dem Krieg für alle Texaner.

Er visiert nun den zweiten Büffel an und drückt ab. Das donnernde Krachen seiner Sharps dröhnt in seinen Ohren.

Der Rückstoß prellt ihm die Schulter, so als wollte er ihm das Schlüsselbein brechen.

Und drüben bekommt ein großer Büffel – wahrscheinlich ein Bulle – einen Stoß. Der Büffel macht einen langsamen Schritt nach vorn, dreht den Kopf zur Seite und wittert in die Richtung, aus der die Kugel kam.

Dann aber bricht er zusammen und rollt auf die Seite. Seine Beine zittern noch einige Male.

Dann liegt er still.

Tausend Kilo Leben wurden gefällt von einer einzigen Kugel.

Ben Chadwick lädt nach.

Rechts und links neben sich hört er nun die Brüder schießen. Drüben aber fallen die Büffel – und so geht es weiter und weiter, bis die Läufe der Gewehre zu heiß geworden sind und sie eine Pause einlegen müssen.

Die Büffel scheinen sich an das Krachen der Gewehre gewöhnt zu haben, denn selbst stehende Tiere tun sich sorglos nieder und beginnen wiederzukäuen, friedlich und ahnungslos.

Ben Chadwick gießt Wasser in die Mündung seiner Sharps, um den Lauf schneller abzukühlen. Dann reinigt er den Lauf mit Stock, Werg und Waffenfett.

Und dabei denkt er immer wieder: O Himmel, wirst du uns verzeihen können?

Aber es gibt keine Antwort, es sei denn, sein eigenes Gewissen würde sie ihm geben. Doch da steht der heiße Wunsch nach einer Ranch dagegen.

Und so macht er sein Gewehr wieder schussbereit und beginnt weiterzufeuern, bis der Lauf abermals zu heiß wird und er das Gewehr wieder kühlen und säubern muss für das nächste Töten.

Und die Büffel?

Es ist unfassbar, aber diese Tiere sind immer noch ahnungslos.

Das Krachen der schweren Gewehre irritiert sie nicht – vielleicht halten sie es für Gewitterdonner. Und wenn sich einzelne Tiere den bewegungslos am Boden liegenden Opfern der Jäger nähern, diese beschnuppern und manchmal sogar mit den Hörnern anstoßen, so als wollten sie die Artgenossen auffordern aufzustehen, kommt es nur darauf an, diese Tiere ebenfalls abzuschießen, bevor sie durch den Blutgeruch wild werden und in Stampede ausbrechen.

Es wird Nachmittag.

Stunden vergingen inzwischen.

Manchmal machen die drei Büffeltöter eine Pause. Die Büffel ruhen immer noch wiederkäuend oder stehen dösend umher.

Mehr als zweihundert tote Büffel liegen da und dort auf der Prärie. Es ist fast unglaublich, dass die große Herde nicht schon längst in Stampede ausbrach. Die einzige Erklärung hierfür ist, dass die Büffel seit Urzeiten keine Feinde hatten außer den wenigen indianischen Jägern, welche jedoch für ein ganzes Dorf stets nur wenige Dutzend töteten.

Der Büffel brauchte niemals einen Instinkt für Gefahr zu entwickeln.

Gewiss wird sich das binnen weniger Jahre ändern.

Doch jetzt – am Anfang der großen Büffelvernichtung – ist es noch so, dass sich die Tiere ahnungslos abschießen lassen.

Als Ben Chadwick wieder einmal sein Gewehr gekühlt und gereinigt hat, steigt der Widerwille in ihm so stark hoch, dass er nicht mehr weiterschießen kann.

Es ist genug, denkt er. O Hölle, es ist genug für heute.

Und so erhebt er sich, blickt nach rechts und links. Auch seine Brüder erheben sich. Ihre Gesichter sind pulvergeschwärzt. Sie winken ihm irgendwie müde, bitter und resigniert wirkend zu. Ja, er kann unschwer erkennen, dass sie genug haben und wie er aufhören wollen.

Noch einmal blickt er auf die Büffelherde, an deren Südflanke sie dieses blutige Gemetzel anrichteten. Nun beginnen die Tiere langsam nach Westen zu wandern, so als wollten sie der sinkenden Sonne folgen. Sie wandern an ihren toten Artgenossen vorbei, beschnuppern sie manchmal oder stupsen sie an.

Aber es gibt keine Stampede.

Die Büffel bleiben arglos.

Sie ziehen nach Westen, ruhig und friedlich. Bei den Rudeln der Kühe sind hochbeinige Kälber, deren Fell nachdem sie das rötliche Erstlingsfell abgelegt haben schwärzlich braun glänzt. Andere Gruppen bestehen nur aus Kälbern, die bereits der Muttertiere entwöhnt sind.

Die Brunstzeit ist vorüber. Deshalb bilden die Bullen würdige Gruppen für sich innerhalb der Herde.

Die drei Chadwick-Brüder stehen immer noch auf dem Kamm der meilenlangen Bodenwelle, als die Wagen heraufgefahren kommen.

Ihre Abhäuter und Fahrer stoßen zufriedene Rufe aus, als sie die vielen Büffel auf der Prärie liegen sehen. Ohne anzuhalten fahren sie hinunter und ziemlich dicht an die Herdenflanke heran. Keine fünfzig Yard von den toten Büffeln entfernt halten sie an, binden ihre Reitmaultiere los, sitzen auf und reiten das letzte Stück.

Auch die Chadwick-Brüder holen ihre Pferde und reiten ebenfalls hinüber.

Dort sind die Abhäuter schon bei der Arbeit. Zum ersten Male sehen die drei Texaner das gekonnte Abhäuten eines Büffels. Es ist fast wie Zauberei.

Es ist Blue Pete, der ihnen seine »Kunst« zeigt.

Er schneidet dem Büffel, den er auf den Rücken rollte, wobei er dessen Beine wie Hebel benutzte, die seine Kraft vervielfachten, die Haut von der Kehle bis zum Schwanz auf. Dann folgen kreisförmige Schnitte unterhalb der Knie und von dort aus nach oben bis zu den Kugelgelenken und abermals Rundschnitte in Höhe der Ohren.

Dies alles wird mit geraden Messern vollzogen.

Nun aber nimmt Blue Pete ein gekrümmtes Messer und beginnt Hals und Beine freizulegen, dann den Bauch bis zum Rückgrat.

Er wälzt den Büffel – wieder mit Hilfe der Beine als Hebel – auf eine Seite und befestigt am Hauptlappen des Halses ein Seil, an dessen anderes Ende sein Maultier gespannt ist.

Mit einem schaurigen Fluch treibt er das Maultier an – und wahrhaftig, es zieht dem Büffel die Haut ab.

Nun stößt Blue Pete einen wilden Schrei aus. Er hat den ersten Büffel abgehäutet und dies vor den beiden anderen Abhäutern geschafft.

Er macht das Seil vom Büffel los und stürzt sich auf das nächste tote Tier.

Die drei Brüder starren auf den nun nackten Kadaver und dann wieder auf die blutige Innenseite des Fells.

Die Fliegen und Büffelmücken summen, stürzen sich auf Tier und Fell, um das Blut zu saugen. Es stinkt nach Blut, Fett und Fell.

»O Hölle«, ächzt Jack.

Kirby zieht wortlos sein Pferd herum und reitet die Bodenwelle abwärts bis zum Küchenwagen, der dort angehalten hat.

Bimbo, der riesige Koch, fragt ihn begierig: »Sind es viele Büffel? Soll ich Fleisch holen für ein paar Steaks? Oder wollt ihr Büffelhöcker zur Feier des Tages?«

»Geh zur Hölle, Bimbo«, erwidert Kirby und wendet sich im Sattel an seine herbeireitenden Brüder.

»Könnt ihr heute Büffelsteaks essen?« So fragt er böse.

Sie schütteln ihre Köpfe.

»Nein, heute nicht«, erwidert Ben.

4

Da es eine helle Mondnacht mit strahlenden Sternen wird, arbeiten die drei Abhäuter Stunde um Stunde, so als befänden sie sich in einer Art Rausch.

Und als es dann wieder Tag wird und die Sonne hochkommt, da schleifen sie die »grünen« Häute zum Camp.

Die drei Abhäuter sind mit Fett und Blut besudelt, geradezu damit getränkt und zusammen mit ihrem eigenen Schweiß stinken sie eine Meile gegen den Wind.

Dennoch grinsen sie zufrieden.

Slade, der Älteste von ihnen, ruft: »Das war eine gute Jagd! Aber jetzt müsst ihr weitermachen. Die große Herde wandert wieder. Bevor vielleicht schon in einigen Stunden das Ende hier vorbeizieht, solltet ihr noch möglichst viele abschießen.«

Calico und Blue Pete nicken heftig zu Slades Worten. Doch dann reiten sie auf ihren Maultieren wieder fort, um weitere Felle herbeizuschleifen.

Die Wagen stehen nun im Viereck auf der Prärie in einer kleinen Bodensenke, so dass man sie nicht aus meilenweiter Entfernung sehen kann.

Die Männer müssen hier ständig mit Indianern rechnen, wahrscheinlich mit Kiowas, Comanchen oder gar mit südlichen Cheyenne.

Bimbo hat das Frühstück fertig, aber die drei Abhäuter scheinen keinen Hunger zu haben. Liegt es am Gestank, den die »grünen« Häute nun auch im Camp verbreiten, am Gestank der Abhäuter – oder am Blutgeruch?

»Es sind frische Biskuits«, preist Bimbo sein Frühstück an. »Ahornsirup, frische Biskuits und gebratenen Speck. Was wollt ihr noch mehr?«

Er rollt böse mit seinen Augen, denn er will nicht umsonst gearbeitet haben.

Auch Kaffee hat er gekocht. Und den schlürfen die drei Brüder nun. Sie hocken wie Cowboys auf den Absätzen und starren sich manchmal böse an, so als gäben sie sich gegenseitig die Schuld daran, dass sie Büffel töten.

Schließlich sagt Ben: »Wir müssen weitermachen. Um so schneller bringen wir es hinter uns. Wir müssen zehntausend Büffel töten und die Häute zu einer Abnahmestelle in Kansas City bringen. Je schneller wir es hinter uns bringen, umso …«

»Hör auf, Ben«, grollt Kirby. »Das alles wissen wir längst.«

Sie nehmen nun doch ein paar Bissen in den Mund und machen sich dann fertig für einen zweiten Tag des Büffelmordes.

Als sie wenig später wieder hinauf zu jener meilenlangen Bodenwelle reiten, da kommen ihnen schon die Abhäuter mit weiteren Häuten entgegen. Mit ihren Maultieren schleifen sie die Häute an Seilen hinter sich her.

Sie werden sie in weiter Runde um das Camp ausbreiten zum Trocknen und mit Gift gegen Ungeziefer bestreuen. Dann werden sie mit dem Fell nach unten am Boden ausgespannt und mit Pflöcken befestigt. Einige Tage müssen sie so trocknen, bevor man sie umdreht und die Haarseiten richtig trocken sind.

Dann werden diese Häute bretthart und steif sein. Man wird sie auf den Häutewagen mit Hilfe eines langen Hebels zusammenpressen und festbinden. Jeder Wagen wird Hunderte dieser Häute transportieren.

Ja, so wird es sein.

Doch zuvor müssen die Chadwick-Brüder jeden Tag möglichst viele Tiere töten.

Noch ist die Entfernung zur Büffelherde nicht weit. Doch wenn sie vorbeigezogen ist, müssen sie ihr folgen und die Häutewagen mit der Ausbeute zurücklassen. Dann wird Bimbo, ihr Koch, ein verdammt einsamer Bursche sein im Camp auf der weiten Prärie.

Sie beziehen wieder ihre Stellungen, fast so wie am vergangenen Tag.

Bevor sie zu schießen beginnen, hören sie in der Ferne zu ihrer Rechten, also im Osten, das Krachen von anderen Büffeltöter-Gewehren.

Wahrscheinlich stehen noch andere Mannschaften da und dort an den Flanken der Herde und töten, töten, töten. Ben Chadwick beginnt wieder als Erster der Brüder zu schießen. Aber wenig später krachen auch die Gewehre von Kirby und Jack.

Manchmal hört er sie Flüche heulen.

Und auch er flucht immer wieder voll Bitterkeit.

Aber sie befinden sich in einem Teufelskreis. Sie können nicht aufhören. Denn sie haben zuviel investiert. Und sie wollen wieder eine Ranch in Texas für sich, für ihre Mom und den Bruder Hank.

Es wird ein Tag wie der gestrige.

Und immer noch nicht ist das Ende der Herde an ihnen vorbeigezogen. Die Büffel weichen nur vor den stinkenden Kadavern ihrer toten Artgenossen ein wenig zur Seite, vielleicht auch deshalb, weil sich dort schon Wölfe, Coyoten, Geier und andere Aasfresser mästen.

Denn diese Aasfresser kümmern sich ebenfalls nicht um das Schießen und zeigen keine Scheu vor den Männern. Offenbar betrachten sie die Menschen als ihre Freunde und Ernährer und wissen längst schon, dass die Schützen keine Kugel an sie verschwenden.

Denn jede Kugel soll möglichst einen Büffel bringen.

Es ist unglaublich, aber sie töten jeden Tag mehr als hundert Büffel, manchmal zweihundert. Die drei Abhäuter aber arbeiten fast ohne Schlafpausen, solange die Nächte hell genug sind.

Es ist geradezu eine Orgie des Tötens und des blutigen Abhäutens.

Und immer dann, wenn sie eine blutige Büffelhaut im Wert von etwa zwei Dollar zu all den vielen anderen Häuten zählen können, bleiben zwölf bis zwanzig Zentner Kadaver auf der Prärie liegen. Denn wahrhaftig, die ganz großen und schweren Bullen wiegen so viel, fast doppelt so viel wie ein Pferd. Es ist ein brutales, sinnloses Geschäft.

Die drei Texaner müssen jeden Abend bis spät in die Nacht hinein die leeren Patronenhülsen auffüllen, ständig in den mitgeführten Formen Bleikugeln gießen.

Die schon oft gebrauchten Patronenhülsen werden mit Zündkapseln versehen, mit Pulver nachgefüllt und dann wird darauf die Kugel festgeklemmt, so dass alles zusammen wieder eine schussfähige Patrone ergibt.

Es ist dies eine langwierige Kleinarbeit.

Auch ihre Gewehre müssen sie sorgfältig pflegen, denn ohne diese Sharpsbüchsen sind sie aufgeschmissen.

Es ist dann in einer dieser Nächte und fast schon Mitternacht, als sie in ihrem Camp Besuch bekommen.

Die Abhäuter sind noch draußen auf der Prärie bei der Arbeit, als Bimbo, ihr riesiger schwarzer Koch, von außerhalb ihrer kleinen Wagenburg nach innen kommt und halblaut sagt: »Reiter! Ich sehe Reiter aufs Camp zukommen.«

Die drei Texaner erheben sich und verlassen die Nähe des Feuers, welches ihnen bei der Arbeit Licht spendete. Sie werfen sich die Revolvergürtel um die Hüften und lüften die Revolver in den Holstern, um sicher zu sein, dass sie schnell ziehen können, sollte dies notwendig werden.

Als sie in die Lücken der Wagenburg treten, sehen sie die Reiter kommen.

Es ist ein Rudel von acht Mann. Sie haben zwei Packpferde dabei.

Im Mond- und Sternenlicht sind sie fast so gut zu erkennen wie bei Tage. Denn die Nacht auf der Kansas-Prärie ist wieder einmal sehr hell. Man hat meilenweite Sicht. Und Schatten gibt es fast nirgendwo.

Jack sagt ruhig: »Vielleicht ist es die Mannschaft, deren Gewehre wir in den vergangenen Tagen krachen hörten, und sie machen uns nur einen freundlichen Besuch.«

»Um Mitternacht?« So fragt Ben ironisch zurück.

»Nein, gewiss nicht«, spricht Kirby trocken. »Das ist eine Mannschaft, die in den Nächten unterwegs ist.«

Die Reiter kommen bis dicht vor die kleine Wagenburg geritten und halten dann an, bilden eine Reihe. Schon an ihrer Kleidung kann man erkennen, dass sie ein sehr gemischtes Rudel sind, welches sich nicht nur aus Weißen, sondern auch aus Halbblutmännern und Indianern zusammensetzt, denn einige tragen Federn an den Hüten.

Eine Stimme ruft herüber: »He, ihr Leute dort in eurer prächtigen Wagenburg, seid ihr noch wach? Wäre euch ein freundlicher Besuch angenehm? Man trifft ja so selten ein paar Mitmenschen auf der weiten Kansas-Prärie. Vielleicht habt ihr etwas Tabak und einen Schluck Feuerwasser, ja?«

Die drei Chadwick-Brüder lachen leise.

Kirby sagt dann grimmig: »Das würde den Hurensöhnen so passen!«

Jack aber sagt: »Die zählen jetzt schon die Häute, die überall rings um unser Camp am Boden zum Trocknen ausgespannt sind. Die wollen herausfinden, wann wir unsere Wagen voll haben. Da wette ich drauf. Das ist eine lausige Bande.«

Ben Chadwick aber ruft zu den Reitern hinüber: »Reitet weiter! Hier gibt es weder Tabak noch Feuerwasser! Stört nicht länger unsere Nachtruhe!«

Einige Atemzüge lang bleibt es still. Dann ruft die Stimme aus der Reihe der Reiter herüber: »Ihr seid aber sehr unfreundlich, Leute! Das gehört sich nicht unter redlichen Menschen hier auf der Kansas-Prärie, das gehört sich wirklich nicht unter Christenmenschen! He, eure Abhäuter sind ja noch drüben bei der Arbeit. Wie könnt ihr da schlafen wollen? Hattet ihr eine gute Jagd? Sind eure Wagen schon voll? Was würdet ihr denn tun, wenn man euch in einer schwarzen Nacht die Zugtiere wegjagt, hahaha?!«

Er verstummt mit einem wilden bösen Lachen, und seine Frage zuvor war nichts anderes als eine Drohung, wahrscheinlich aus Wut, dass man ihn und sein Rudel nicht ins Wagencamp lassen will.

Als er zum Schluss das böse Lachen anstimmt, tun dies auch die anderen Reiter.

Sie halten nebeneinander in einer Reihe und biegen sich johlend in den Sätteln, so als freuten sie sich schon auf einen Spaß.

Nur einer der Reiter sitzt still und bewegt sich nicht.

Es scheint ein ziemlich junger Bursche zu sein, dem die Lederkleidung zu weit ist, so als hätte er sie von seinem großen Bruder zum Auftragen bekommen. Unter dem großen Hut, dessen Krempe sein Gesicht beschattet, ist von diesem Gesicht nicht viel zu erkennen.

Doch nun geht das Pferd dieses schmächtig wirkenden Reiters ein Stück zurück, so dass der Reiter sich hinter der Reihe befindet. Der schmächtige Reiter reißt sich den Hut vom Kopfe – und sofort fällt eine helle Haarpracht, die unter dem Hute verborgen war, auf die Schultern des Reiters nieder.

Der Reiter muss eine Reiterin sein, eine Frau oder ein Mädchen also.

Sie gibt ihrem Pferd nun die Sporen, lässt das Tier anspringen. Und als sie durch die Lücke in der Reihe galoppiert, hat ihr Tier schon einige Sprünge gemacht und die mögliche Höchstgeschwindigkeit bereits erreicht.

Es ist alles sofort klar: Diese Reiterin setzt alles auf eine Karte – einfach alles. Sie will in den Schutz der Wagenburg, weg von dieser Mannschaft, und setzt dabei ihr Leben aufs Spiel.

Oder ist sie sicher, dass niemand auf sie schießen wird?

Die johlend lachende und wie verrückt kreischende Bande wird tatsächlich überrascht. Die Reiterin ist schon ein Dutzend Pferdesprünge weit weg, als das Johlen in ein Wutgebrüll übergeht.

Ein paar Schüssen krachen, doch die Kugeln treffen die flüchtige Reiterin nicht. Nur ihr Pferd stolpert plötzlich, läuft jedoch noch weiter.

Eine böse Stimme brüllt: »Nicht schießen! Verdammt, erschießt sie mir nicht, ihr verdammten Hurensöhne! Aufhören mit dem Schießen!«

Sie schießen nun nicht mehr hinter ihr her, beobachten nur noch. Ihr Pferd, das am Anfang nur stolperte, bricht nun nach einem weiteren Dutzend von Galoppsprüngen zusammen. Sie kommt gut aus dem Sattel, fällt auf Hände und Knie, springt wieder auf und rennt, als ginge es um ihr Leben.

Keuchend kommt sie durch die Wagenlücke. Ben Chadwick fängt sie auf mit beiden Armen, hält sie fest und blickt auf ihr Gesicht nieder.

Ja, sie ist eine junge Frau.

Und sie keucht: »Helfen Sie mir! Liefern Sie mich nicht an diese Mistkerle aus. Es ist eine böse Horde. Helfen Sie mir, wenn Sie nicht ebenfalls zu dieser Sorte von Mistkerlen gehören.«

»Keine Sorge, Lady«, erwidert Ben Chadwick und gibt sie sachte frei, so als würde er sich nicht sicher sein, dass sie ohne seine Hilfe stehen könnte.

Doch sie kann es, obwohl sie immer noch heftig keucht, weil sie um ihr Leben lief. »Keine Sorge, Ma’am«, wiederholt er und fügt hinzu: »Sie sind jetzt hier bei Texanern, Lady.«

Er richtet seine Aufmerksamkeit wieder nach draußen, wo die Reiter nun verharren und schweigend herüberstarren. Sie erinnern an ein Wolfsrudel, dem die Beute entkam, der sie gierig nachsehen.

Ihr Anführer ruft nach einer Weile: »He, schickt die Frau zurück! Sie gehört zu mir! Ich will sie zurückhaben! Oder ihr werdet eure Unfreundlichkeit bedauern! Los, schickt sie zurück! Oder lasst sie mich persönlich abholen. Dann komme ich hinüber!«

»Wer ist das?« So fragt Ben die Frau.

»Bloody Madigan, so nennen sie ihn«, erwidert sie heiser, so als würgte sie etwas in der Kehle. »Er ist der Anführer dieser verdammten Bande. Sie überfielen die Postkutsche nach Medicine Lodge. Ich war die einzige Frau in der Kutsche. Deshalb überlebte ich, denn er beanspruchte mich als Beute. Ich gehörte ihm, verstehen Sie? Und wenn ich könnte, würde ich ihn töten.«

Sie stößt diese Worte bitter heraus.

Jack Chadwick aber tritt zu ihr und reicht ihr seinen Spencerkarabiner.

»Dann tun Sie’s doch«, sagt er. »Oder können Sie nicht gut genug schießen? Sie hätten ihn jetzt gut vor der Mündung. Es ist hell genug, und die Entfernung beträgt keine fünfzig Yard. Wollen Sie es ihm zurückzahlen?«

Es ist ein Klang von Verständnis in Jacks Stimme.

Die junge Frau starrt ihn an.

Doch Ben Chadwick sagt neben ihr: »Nehmen Sie auf uns keine Rücksicht. Wenn diese Bande noch mehr Tote haben will, dann soll sie nur kommen.«

Da greift sie mit einem fauchenden Laut zu dem ihr hingehaltenen Gewehr, tritt zwei Schritte vor, so dass sie freies Schussfeld hat, legt an, zielt kurz und drückt ab. Die Kugel stößt den Anführer dieser Bande fast vom Pferd, doch er kann sich letztlich doch am Sattelhorn festhalten.

Einer seiner Kumpane neben ihm ergreift die Zügel und reitet mit ihm davon.

Einen Moment lang sieht es so aus, als wollte die Horde angreifen. Aber sie sind trotz ihrer Wut zu klug, frontal gegen heißes Blei zu reiten. Sie kennen sich aus und wissen, dass Büffeltöter erstklassige Schützen sind.

Nein, so dumm sind sie nicht, in einer hellen Nacht einen Frontalangriff zu wagen, der einige von ihnen das Leben kosten würde.

Aber sie brüllen böse Verwünschungen, stoßen wilde Drohungen aus und folgen dann ihrem verwundeten Anführer, der zusammengesunken im Sattel hockt und sein Pferd nicht mehr selbst lenken kann. Der Reiter neben ihm muss ihn stützen.

Die Frau aber lässt das Gewehr sinken.

»Hoffentlich verreckt er langsam«, flüstert sie. Und damit wird den drei Texanern richtig klar, dass dieser Bloody Madigan ihr das Schlimmste angetan haben muss, was man einer Frau antun kann.

Sie reicht Jack Chadwick das Gewehr zurück. »Danke«, sagt sie, »das war sehr freundlich von Ihnen, Mister.«

»Chadwick, Jack Chadwick«, erwidert er. »Das sind meine Brüder Ben und Kirby. Bei uns sind Sie sicher wie bei Brüdern, Lady.«

»Ich bin Laura Hartley«, spricht sie und wischt sich über Stirn und Augen. »Ich bin sehr müde. Ich …«

Ihre Beine wollen sie nun nicht mehr tragen. Die Knie knicken ihr ein. Ben, der ihr am nächsten steht, fängt sie auf.

Aber als er sie in den Armen hält, sagt er: »Schnell, auf die Pferde! Wir müssen dafür sorgen, dass diese Bande nicht aus Wut über unsere Abhäuter herfällt.«

Kirby und Jack beeilen sich. Sie haben ohnehin ständig gesattelte Pferde innerhalb ihrer Wagenburg. Deshalb müssen sie nur die Bauchgurte strammziehen und aufsitzen, um losreiten zu können.

Ben bleibt mit der Frau in seinen Armen zurück. Wohin soll er sie legen?

In zwei der Wagen sind noch keine Büffelhäute. Er könnte sie dort hinlegen. Doch er entschließt sich, sie dorthin zu legen, wo er seine eigenen Decken für das Nachtlager ausgebreitet hat.

Dann nickt er Bimbo zu. »Pass gut auf«, sagt er zu ihm. »Behalte deine Schrotflinte in Reichweite.«

Nach diesen Worten eilt auch er zu seinem Pferd und folgt bald darauf den beiden Brüdern.

Diese folgten der Bande, doch diese entfernt sich nach Süden, nicht in die Richtung, wo die Abhäuter noch auf der breiten Büffelfährte beim Abhäuten sind. Die letzten Büffel zogen nach Westen.

Sie werden bald dieser Herde folgen müssen, sobald die grünen Häute trocken sind und zusammengepresst in die Wagen geladen werden können.

Ben stößt nach kurzer Zeit auf seine beiden Brüder, die der Bande nachblicken und von einer Bodenwelle aus gute Sicht nach Süden haben.

Sie sehen ihn von rechts und links an, als er in ihrer Mitte verhält.

»Das war was«, sagte Jack. »Diese Frau … Oho, habt ihr gesehen, wie schnell sie sich dazu entschied, diesen Hundesohn abzuknallen, der ihr Schlimmes antat? Warum musste sie in solch eine Pechsträhne geraten? Habt ihr gesehen, wie schön sie ist? Ihre Haare sind wie Gold. Wenn dieser Mistkerl ihr ein Kind gemacht hat, wird sie ihr ganzes Leben lang …«

Die Stimme versagt ihm vor grimmiger Bitterkeit.

Ben und Kirby schweigen. Sie blicken der Bande nach, so lange sie diese in der hellen Mond- und Sternennacht noch sehen können.

Als sie in das Camp zurückkommen, sind dort auch die drei Abhäuter. Denn sie hatten die Schüsse gehört und waren deshalb beunruhigt.

Bimbo hat sie inzwischen über das Geschehen informiert.

Blue Pete, der wohl von ihnen der erfahrenste Mann ist in diesem Lande, sagt zu den Chadwick-Brüdern: »Wenn das Bloody Madigan war, dann wäre es besser, die Frau hätte ihn wirklich so schlimm getroffen, dass er verrecken wird. Denn sonst – wenn er wieder auf die Beine kommen sollte – werden wir noch mit ihm zu tun bekommen. Was ist? Können wir noch die Häute zum Camp schleifen – oder wollt ihr euch aufs Ohr legen? Es ist ja erst kurz nach Mitternacht. Seid ihr müde?«

Er fragt es ein wenig herausfordernd, so als wollte er den Texanern klar machen, dass die Abhäuter wahrscheinlich den schwereren Teil der Arbeit erledigen, den blutigeren und sehr viel dreckigeren.

»Ja, sicher, wir helfen euch«, entschließt sich Ben. »Wie viel Häute sind es denn geworden?«

»Hundertsiebenundzwanzig.« Calico lacht heiser. »Aber ein paar Tage müssen wir nun an einem Platz bleiben, bevor wir der Herde folgen. Haben wir noch genügend Wasser in den Fässern?«

»Für drei Tage«, erwidert Ben Chadwick. Er blickt dorthin, wo er die Frau unter einem der Wagen in seine Decken gelegt hat.

Ihm fällt wieder ein, dass ja noch Laura Hartleys Pferd dort draußen liegt. Vielleicht hatte sie dort einiges Gepäck in der Sattelrolle und in den Satteltaschen. Bloody Madigan ließ sicherlich zu, dass sie etwas mitnehmen konnte, als er sie aus der Postkutsche holte und auf sein Pferd setzte. Sie trägt ja auch keine Frauenkleidung mehr, sondern Hosen, Hemd und Jacke wie ein Mann.

»Ich hole nur ihren Sattel und was sie sonst noch auf dem Pferd hatte«, sagt er über die Schulter. »Dann komme ich nach.«

5

Als der Morgen kommt und die Sonne den Tau vom braunen Büffelgras trocknet, da weckt Bimbo sie mit der Einladung zum Frühstück.

»Und benehmt euch anständig«, fügt er hinzu. »Flucht nicht beim Hochkommen. Wir haben jetzt eine Lady im Camp. Vergesst es nicht.«

Er meint es wahrscheinlich richtig ernst, denn seine Stimme klingt so.

Sie rollen sich knurrend und murrend aus den Decken, denn sie bekamen nur etwa zwei Stunden Schlaf, nachdem sie die Büffelhäute zu ihrem Camp geschleift und ausgebreitet hatten.

Kirby sagt dann wenig später, als sie um das Feuer stehen und den heißen Kaffee schlürfen: »Es ist seltsam, ich weiß, dass ich zehn Meilen gegen den Wind stinke und dies auch bei euch nicht anders ist. Aber ich rieche unseren Gestank nicht mehr. Könnte es sein, dass unser Geruchssinn von diesem Gestank so sehr gepeinigt wurde, dass er gewissermaßen starb, weil er sich einfach weigert, weiterhin so sehr leiden zu müssen?«

Er stellt die Frage sehr ernsthaft und sieht Rat suchend von einem zum anderen.

Besonders die drei Abhäuter sehen schlimm aus. Ihre Lederkleidung ist besudelt mit Blut und Fett. Man könnte dieses Zeug mit einem Messer von ihnen abkratzen wie getrocknete Pampe.

Auch die drei Jäger sehen nicht viel besser aus, denn sie halfen ja beim Transport, dem Ausbreiten und Anpflocken und Verladen der Häute.

Und auf der Prärie gab es schon tagelang keinen Creek oder zumindest eine Wasserstelle von einer unterirdischen Quelle für sie. Mit ihren Wasservorräten mussten sie sparsam umgehen. Sie konnten sich also nicht waschen.

Aber nicht nur sie stinken. Ihr ganzes Camp und die Umgebung stinkt. Denn es sind ja Hunderte von Häuten ausgebreitet oder zum Teil schon zusammengepresst. Und die Kadaver faulen in der Sonne.

Besonders in der Mittagshitze stinkt alles gewaltig. Sie schlürfen also den Kaffee, kauen die zu Würsten zusammengerollten Pfannkuchen mit Speck und verspüren wieder einmal mehr den Widerwillen gegen alles, was sie hier auf der Kansas-Prärie tun.