G. F. Unger Sonder-Edition Collection 40 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Sonder-Edition Collection 40 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

5 spannende Westernromane von G. F. Unger lesen, nur 4 bezahlen!

G. F. Unger wird zu Recht als der beliebteste und erfolgreichste deutschsprachige Western-Autor gefeiert. Mit einer Rekordauflage von über 250 Millionen Exemplaren gehört er zur internationalen Spitzenklasse der Spannungsliteratur. Seine Epoche ist das späte 19. Jahrhundert, seine Schauplätze sind die unermesslichen Weiten des amerikanischen Westens, deren Grenzen von unerschrockenen Frauen und Männern immer weiter nach Westen verschoben werden, bis sie schließlich die Küste des Pazifiks erreichen.

Erleben Sie den amerikanischen "Wilden Westen", wie nur G.F. Unger ihn schildern kann: hart, authentisch, leidenschaftlich.
Dieser Sammelband enthält die Folgen 196 bis 200 der G.F. Unger Sonder-Edition:
Folge 196: Broughers Fährten
Folge 197: Der Zehntausend-Dollar-Job
Folge 198: Passage Station
Folge 199: Die Falle in den Bitter Roots
Folge 200: Gila Paso

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 927

Veröffentlichungsjahr: 2025

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G. F. Unger
G. F. Unger Sonder-Edition Collection 40

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben

Für die Originalausgaben:

Copyright © 2020 by

Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6 – 20, 51063 Köln

Vervielfältigungen dieses Werkes für das Text- und Data-Mining bleiben vorbehalten.

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Für diese Ausgabe:

Copyright © 2024 by

Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6 – 20, 51063 Köln

Covermotiv: © Manuel Prieto/Norma

ISBN: 978-3-7517-8303-3

https://www.bastei.de

https://www.luebbe.de

https://www.lesejury.de

G. F. Unger Sonder-Edition Collection 40

Cover

Titel

Impressum

Inhalt

G. F. Unger Sonder-Edition 196

Broughers Fährten

G. F. Unger Sonder-Edition 197

Der Zehntausend-Dollar-Job

G. F. Unger Sonder-Edition 198

Passage Station

G. F. Unger Sonder-Edition 199

Die Falle in den Bitter Roots

G. F. Unger Sonder-Edition 200

Gila Paso

Guide

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Contents

Broughers Fährten

Es war in Santa Fé, als ich ihn zum ersten Mal in meinem Leben sah und noch nicht wissen konnte, dass ich eines Tages seiner Fährte folgen würde, um ihn zu töten.

Ich saß mit anderen Gästen auf der Veranda des Old Pueblo Saloons und hatte noch ein halbvolles Glas vor mir stehen, in welchem roter spanischer Wein funkelte. Dazu rauchte ich eine Zigarre. Ich fühlte mich wohl. Es ging mir gut. Ich hatte ein Rudel zugerittener Pferde abgeliefert und dreihundert Dollar in der Tasche. Hier in Santa Fé würde ich bis morgen einige Sünden begehen. Und dann würde ich wieder meiner Wege reiten.

Santa Fé war in New Mexiko sozusagen der Nabel einer besonderen Welt. Siedler, Gold- und Silbersucher, Jäger, Spieler und Revolverschwinger, Satteltramps und Banditen, Frachtfahrer und alle denkbaren Sorten von Menschen trafen sich hier.

Die Pueblostadt wurde im Jahre sechzehnhundertzehn unter dem Namen »La Villa Real de la Santa Fé de San Francisco« von den Spaniern gegründet. Als Hauptstadt der spanischen Kolonie Nuevo Mexico, die mit einer zwölfjährigen Unterbrechung nach einem Indianeraufstand von 1680 bis 1821 Bestand hatte, war Santa Fé das Zentrum einer turbulenten Kolonial- und Christianisierungsepoche.

Von 1821 an bis 1848 gehörte es zu Mexiko und stand nun unter US-Amerikanischer Herrschaft.

Das also wusste ich alles.

Gegenüber auf der anderen Seite befand sich das City House, in welchem sich die Verwaltung und auch das Sheriff's Office und das Gefängnis befanden.

Ein Reiter kam mit einem Packpferd angeritten und verhielt vor diesem City House.

Quer über dem Packpferd lag eine besondere Last. Es war ein toter Mann.

Einer der Gäste, der wie ich auf der Veranda saß, Wein trank, eine Zigarre rauchte und das Leben und Treiben beobachtete, sagte zu seinem Nachbarn: »Siehst du den da, Barney?«

»Den sehe ich«, erwiderte der mit Barney Angeredete. »Diesen verdammten Hurensohn kenne ich. Sein Name ist Brougher, John Brougher. Der jagt Menschen für Geld. Er ist der berüchtigste Kopfgeldjäger des ganzen Südwestens. Und er jagt nur jene Sorte, auf deren Steckbrief tot oder lebendig steht. Man erzählt sich, dass er noch nie einen der Gesuchten lebend abgeliefert hätte. Auch der arme Teufel da quer über dem Gaul ist gewiss tot. Vielleicht stinkt er sogar schon in der Hitze. Wie viele Verfolgte mag dieser Hurensohn schon getötet haben am Ende seiner Fährten? Ich hasse Kopfgeldjäger. Sie sind nicht besser als Skalpjäger, die für Apachenskalpe Prämien kassieren.«

Der Mann verstummt bitter.

Und jener, der ihn Barney nannte, spricht böse: »Vielleicht knallt ihn jemand mal ab. Auch John Broughers Fährten werden irgendwann und irgendwo enden. Jede Fährte endet einmal.«

Der Mann – er war mein Nachbar – verstummte überzeugt.

Dann sahen wir, wie Brougher ins Sheriff's Office trat. Er hatte aus seiner Satteltasche eine Papierrolle herausgenommen. Damit ging er hinein. Ich konnte mir vorstellen, dass er drinnen die zusammengerollten Steckbriefe zeigte.

Wenig später kam er mit dem Sheriff heraus. Der Sheriff hielt einen Steckbrief in der Hand, trat damit zu dem Mann, der ja noch quer über dem Pferd lag, und fasste in das Haar des Toten, zog so den Kopf herum, damit er sich das Gesicht ansehen konnte.

Er nickte dann. Sie gingen wieder hinein. Aber wenig später kam ein Deputy heraus und führte das Tier mit dem Toten weg – wahrscheinlich zum Leichenbestatter.

Wir alle auf der Veranda warteten schweigend. Und vor dem City House hatten sich einige Dutzend Neugierige versammelt.

Wenig später kam John Brougher heraus. Gewiss hatte er drinnen die ausgesetzte Prämie kassiert und bereits weggesteckt.

Die schweigende Versammlung der Neugierigen starrte ihn an.

Aber er kümmerte sich nicht um diese Menschen, für die er ja so etwas wie ein menschliches Raubtier war. Er saß auf und ritt davon.

Ich hatte mir John Brougher genau angesehen, und ich wusste, ich würde ihn auch noch in zehn Jahren überall wiedererkennen.

Er war ein riesiger Bursche. Über seiner dunklen Kleidung trug er einen dieser hellen Reitmäntel, die nicht wärmen, sondern vor dem Staub schützen sollten. Sein schwarzer Hut hatte keinen Kniff. Auch die Krempe war nicht verbogen. Der Hut allein drückte schon unbeugsame Starrsinnigkeit aus. Er war ein Mann, der unbeirrbar seinen Weg ging – mochte es im guten oder bösen Sinne sein. Ja, allein schon sein Hut und die Art, wie er ihn trug, drückten das für mich aus.

Vorn im Hosenbund sah man unter dem offenen Mantel einen Revolvergriff. Er trug die Waffe also nicht in einem Holster, sondern einfach hinter dem Hosenbund.

Quer über die Schulter, vor der Brust von links nach rechts, trug er einen Patronengurt, der mit Patronen für eine Buffalo Sharps bespickt war.

Sein Vollbart ließ nicht viel von seinem Gesicht erkennen, aber es war ein hart wirkendes Gesicht, ziemlich dunkelhäutig, so als wäre er zu einem Viertel ein Comanche. Und sein dunkles Haar hing ihm bis zu den Schultern nieder. Er trug ein rotes Halstuch.

Ja, er war das, was man einen Ironman nannte. Seine Bewegungen und seine ganze Gestalt prägten sich mir ein. Obwohl er mich gar nicht bemerkte und keinen einzigen Blick zu mir oder überhaupt zur Saloonveranda herüberwarf, spürte ich seine Ausstrahlung. Er war wohl tatsächlich so etwas wie ein menschliches Raubtier, bei dessen Anblick man ein Gefühl der Vorsicht und Wachsamkeit verspürte.

Er ritt also davon.

Mein Nachbar sagte zu seinem Partner Barney: »Der besucht jetzt die Badeanstalt, denke ich. Jemand hat ihn mal in Taos abschießen wollen, als er dort in einem Badefass saß. Doch er hatte seinen Colt in Reichweite, tauchte selbst unter und behielt nur die Hand mit dem Colt draußen. Er schoss sozusagen blind. Das dicke Holz des Badefasses und das Wasser schützten ihn. Er traf die beiden Jackson-Brüder mit den ersten zwei Schüssen, schoss aber seinen Revolver leer, bevor er wieder auftauchte. Kannst du dir das vorstellen, Barney? Er taucht unter, behält nur seine Hand mit dem Unterarm über Wasser und schießt, ohne sein Ziel zu sehen. Er muss mit dem Teufel verbündet sein.«

»Ja, das muss er wohl«, pflichtete Barney seinem Partner bei.

Ich hörte das also alles.

Und ich ahnte noch nicht, dass ich mit diesem John Brougher noch mächtig viel zu tun bekommen würde.

Übrigens, lieber Leser meiner Geschichte, mein Name ist Ben Harper.

Es war im Südwesten kein besonderer Name und nur wenigen Menschen bekannt. Denn ich gehörte nicht zu jenen hirnlosen Burschen, die sich und der ganzen Welt immerzu beweisen mussten, dass sie keinem Streit aus dem Weg gingen, weil sie sonst nicht mehr die stolzen Revolverschwinger waren, und die ihr dummer Revolverstolz unablässig zwang, sich bei jeder Kleinigkeit herausgefordert zu fühlen.

Und wenn sie dann einige Male Glück hatten, besaßen sie plötzlich jenen Revolverruhm, der ihnen ständig das Gefühl gab, unbesiegbar und mächtig zu sein.

Ich konnte es gewiss mit jedem dieser Narren aufnehmen. Und dennoch ging ich jedem Streit aus dem Weg.

Deshalb hatte ich keinen besonderen Namen im Südwesten.

Und das war mir recht.

Ich war viele Fährten geritten und hatte viele Dinge versucht. Zumeist jedoch hatte ich mich treiben lassen. Und auch Frauen gab es da und dort, die mich gern zu ihrem Prinzgemahl und Beschützer gemacht hätten.

Doch dann hätte ich bleiben müssen.

Aber ich wollte immer wieder herausfinden, was hinter dem nächsten Hügel war. Und so ritt ich – symbolisch gemeint – immer wieder über viele Hügel.

Zurzeit war ich ein Wildpferdjäger.

Eine Wildpferdherde zu fangen und dann jedes dieser Tiere zuzureiten war eine große Herausforderung für mich, ein Abenteuer.

So war ich nun mal. Einmal hatte mir eine schöne Frau gesagt, ich würde mein Leben verschwenden. Wahrscheinlich war es so.

Ich hatte irgendwo einige Brüder und auch eine Schwester. Wir alle waren damals als sehr junge Menschen, als unsere Eltern starben, ausgeschwärmt in alle Richtungen, also nach Osten, Süden, Westen und Norden. Jeder von uns wollte auf seine Art etwas erobern und erleben. Nichts mehr hatte uns auf der Hügelranch am Concho Creek gehalten. Jeder war seiner eigenen Wege geritten. Und meine Schwester zog damals mit einem berufsmäßigen Spieler in die weite Welt.

Manchmal schrieben wir uns postlagernd, aber das kam nur alle halbe Jahre vor. Und dann war es nicht selten, dass diese Briefe noch Wochen oder gar Monate von uns nicht abgeholt wurden.

Aber dennoch wussten wir immer – oft jedoch mit monatelanger Verspätung – was wir Harper-Brüder und auch unsere Schwester so trieben.

Gewiss fragte sich jeder von uns, von wem wir unser unruhiges Blut geerbt hatten. Von Vater und Mutter konnte es nicht gewesen sein. Es mussten irgendwelche Vorfahren die Schuld haben.

Nun, ich verbrachte den Nachmittag auf der Veranda des Old Pueblo Saloons zu Santa Fé, trank dann und wann einen Schluck und rauchte zwei Zigarren nacheinander mit Behagen.

Dann wurde es Nacht, und nun kam die alte Pueblostadt auf andere Weise in Betrieb.

Ich erhob mich und machte mich auf den Weg, um ein paar Sünden zu begehen. Mein Weg würde mich durch alle Lokale, Amüsierhallen, Spielhallen und Etablissements führen, immer auf der Suche nach etwas, das es, wie ich wusste, gar nicht gab, aber angetrieben von der Hoffnung auf Ausnahmen von der Regel.

Und so kam ich nach Mitternacht auch in die Casa Blanca Rosa.

Es war ein prächtiges Haus, einst von einem spanischen Hidalgo mit Hilfe vieler Sklaven errichtet und dann von allen späteren Besitzern stets in einem guten Zustand erhalten.

Nun war dieses Haus der weißen Rose ein Edelbordell, in dem eine Menge mehr geboten wurde als nur fleischliche Sünden.

Der riesige Türsteher betrachtete mich im Schein der beiden Lampen eingehend und nickte schließlich, so dass ich in den Innenhof durfte.

Hier war rings um den Brunnen ein blühender Garten mit duftenden Blumen. Musik spielte. Unter den Arkaden saßen die Paare und lernten sich erst einmal etwas näher kennen, bevor sie nach oben verschwanden. Denn hier legte man auf Stil und Niveau großen Wert.

Eins der Mädchen kam zu mir und lächelte im Laternenschein zu mir empor.

Ihre grünen Katzenaugen funkelten, und ihr Mund lächelte. Zwischen ihren roten, lebendigen und vollen Lippen blinkten ihre makellosen Zahnreihen.

Ihre Stimme besaß ein kehliges Timbre.

Gewiss war sie älter, als sie aussah. Sie trug ein Kleid wie eine Lady aus New Orleans. Solche Kleider kamen aus Frankreich.

»Señor, Sie sind sehr groß«, sprach sie. »Möchten Sie, dass wir uns näher kennenlernen, oder bin ich Ihnen zu klein?«

Die letzten Worte sprach sie scherzend und mit einem Lachen in der Kehle.

Ja, ich war ziemlich lang geraten. Sie aber war als Frau durchschnittlich groß und dennoch zwei Köpfe kleiner als ich.

Ich grinste auf sie nieder.

»Señorita«, sprach ich – denn sie war mexikanischer Abstammung –, »mein Name ist Ben. Ich freue mich, Ihre Bekanntschaft zu machen. Gewiss haben Sie einen Namen, der zu Ihrer Schönheit passt.«

»Ach, ich bin nur Angela«. Sie lachte. Dann hängte sie sich bei mir ein und führte mich in eine Nische unter den Arkaden.

Wir setzten uns, tranken Wein und kamen ins Gespräch. Sie war klug und gebildet. Ich musste mir Mühe geben, um ihr gegenüber nicht ungebildet zu wirken. Und als sie dann erfuhr, dass ich zurzeit Wildpferdjäger war, da verriet sie eine Menge Sachverstand, was Pferde betraf.

Doch dann wurde plötzlich alles sehr viel anders.

Die ganze freundliche und menschlich warme Atmosphäre hier im Innenhof wurde gestört. Die Insel hier, die an den Garten Eden denken ließ, also an ein Paradies des entspannten Glücklichseins, wurde plötzlich durch ein Gebrüll verändert.

Eine harte Stimme brüllte: »Brougher, jetzt bezahlst du für den Mord an unserem Bruder Joe Stringer! Komm raus dort, komm raus!«

Die Musik spielte nicht mehr.

Und es herrschte jäh eine totale Stille, so als hielte alles den Atem an und wäre erstarrt.

Ich aber hatte den Namen gehört: Brougher!

Verdammt, war er hier?

Hatte er sich von der Badeanstalt aus nach hier begeben, um sich für einen Teil der verdienten »Jagdprämie« ein paar schöne Stunden zu kaufen?

Denn bei allem Niveau der Gastgeberinnen, die ja ihre Dienste mit einer gewissen Ästhetik verkauften, war dieser »Laden« nun mal ein Hort der käuflichen Sünden.

Hier kamen auch Burschen wie dieser John Brougher herein, wenn sie sauber gewaschen und gekleidet waren und Geld in der Tasche hatten.

So war das nun mal.

Geld war Geld, mochte Blut an den Dollars kleben oder nicht.

Ich sah nun die beiden Stringer-Brüder, von denen einer laut genug gebrüllt hatte.

Und dann sah ich auch John Brougher aus den Arkaden heraus in den Innenhof treten.

Auch er hatte dort offenbar mit einer der Schönen beim Wein gesessen und geplaudert, wie es ja hier zum Ritual gehörte.

Ja, da war er, angeleuchtet vom Licht der vielen Laternen, die den blühenden Innenhof rings um den plätschernden Brunnen beleuchteten.

Jetzt trug er nicht mehr den hellen Reitmantel.

Schwarz war seine Kleidung. Und sein Revolverkolben ragte aus dem Hosenbund.

O ja, er hatte sogar bei der Schönen seinen Colt nicht abgelegt.

Immer noch war es still. Und selbst die Grillen, welche sonst überall im blühenden Innenhofgarten zirpten, waren nicht zu hören.

In die Stille hörten wir Broughers Stimme sagen: »Ihr zwei Narren, legt euch lieber nicht mit mir an! Euer Bruder hat das auch versucht. Ihr Stringers seid doch alle Banditen. Auch für euch werde ich noch die Kopfprämien kassieren. Ihr seid Narren.«

Gewiss wäre es zu einem Revolverkampf gekommen.

Doch da trat die Patrona der Casa Rosa Blanca, Doña de Coronado nannte sie sich, in den Innenhof. Sie kam zum Vorschein wie die große Primadonna auf einer Opernbühne.

Ihre Stimme war stark und geschult wie die einer Opernsängerin.

Sie rief beherrscht, doch mit dem Klang von absoluter Autorität: »Hier wird nicht gekämpft, Caballeros, nicht hier bei mir, denn hier ist die Insel der Liebe, des Glücks und des Friedens. Hier gibt es nur die Seligkeit! Raus hier! Caramba, raus hier, wenn ihr euch töten wollt!«

Zuletzt wurde ihre so volle und geschulte Stimme hart und spröde, ließ etwas von der Härte dieser Frau erkennen.

Sie war massig wie eine Walküre.

Und ihre Worte hatten Wirkung.

Denn die beiden Stringer-Brüder gehorchten nach einigem Zögern. Als sie sich zum Gehen wandten, rief einer Brougher zu: »Wir warten auf dich, du verdammter Kopfprämienjäger!«

Und der andere Stringer rief: »Oder bist du zu feige? Dann knallen wir dich irgendwann aus dem Hinterhalt ab!«

Als er verstummte, hörten wir Broughers kehliges Lachen.

Und dann folgte er den beiden Stringers.

Ihm aber folgten andere Männer. Es waren Neugierige. Sie kamen unter den Arkaden hervor, wo sie in den Nischen bei den Schönen gesessen hatten.

Nun wollten sie sehen, wie die Stringers Brougher umbrachten – oder Brougher die beiden Stringers. Zwei kamen bei Angela und mir vorbei. Ich hörte einen sagen: »He, ich setze zwanzig Dollar auf diesen Brougher. Hältst du dagegen, Hank?«

»Nein«, erwiderte der andere Mann.

Ich blieb bei Angela in der Nische sitzen. Sie fragte: »Und Sie gehen nicht, Señor Ben?«

Ich schüttelte den Kopf. »Er wird sie töten«, murmelte ich. »Und dann wird er wieder in den Innenhof kommen. Was wird das Mädchen tun, zu dem er zurückkehrt, um von ihr...«

Da unterbrach mich Angela, und nun klang auch ihre Stimme spröde. Sie sagte: »Was dort draußen passiert, geht uns nichts an. Hier drinnen ist Frieden. Wir verkaufen Wärme, Zärtlichkeiten, Freuden. Hier ist das Paradies. Dort draußen ist die Hölle. Brougher ist der Gast von Natascha. Sie soll eine russische Gräfin sein, welche über Alaska vor den Häschern des Zaren flüchten musste. Sie wird ihm für seine Dollars den fairen Gegenwert liefern. So ist das.«

Als sie verstummte, verspürte ich ein tiefes Bedauern, eine Art Abscheu.

Wir schwiegen eine Weile und lauschten. Die massige Patrona stand noch beim Brunnen und lauschte ebenfalls.

Plötzlich hörten wir das Krachen der Revolver, und wir wussten, dort draußen kämpften die Stringer-Brüder gegen Brougher.

Sie hätten ihn gewiss auch aus dem Hinterhalt abzuschießen versuchen können. Doch das ließ ihr Revolverstolz nicht zu. Sie wollten ihn von vorn erledigen. Er sollte wissen, warum er starb.

Ich zählte fünf Schüsse.

Dann wurde es wieder still.

Wir warteten.

Und da kam er. Ja, Brougher kam zurück und verschwand unter den Arkaden, wo diese Natascha, welche angeblich eine russische Gräfin war, auf ihn wartete.

Ich hatte keine Lust mehr, die Nacht in den Armen von Angela zu verbringen.

Wahrscheinlich spürte sie das, denn sie rückte näher an mich heran und flüsterte in mein Ohr: »Komm mit mir, Ben. Ich werde dich das Böse auf dieser Welt für einige Stunden vergessen lassen.«

Und da ging ich mit ihr.

Denn ich war kein Heiliger, sondern nur ein Wildpferdjäger, der bald wieder viele Wochen keine Frau mehr sehen würde.

Das Leben ging weiter. Die kleine und süße Angela hatte mir gutgetan. Und so war ich wieder einmal zufrieden mit meinem Leben, als ich mit meinen wenigen Siebensachen zum Mietstall ging, um dort mein Pferd zu holen.

An einem der Wassertröge wuschen sich zwei Männer. Sie taten das aber nicht, um sich zu säubern, sondern mehr, um nach einer gewiss ausschweifenden Nacht wieder klare Köpfe zu bekommen.

Es waren Chico und Paco, meine beiden Helfer bei der Wildpferdjagd. Sie waren mexikanischer Abstammung, aber man hätte sie auch für reinblütige Indianer halten können, die sich wie Mexikaner kleideten.

Als sie mich sahen, bekamen sie hoffnungsvolle Gesichter. Und Paco sagte: »Ay, Señor, Sie sind unsere ganze Hoffnung.«

»Si«, sagte auch Chico und nickte heftig. Doch dann griff er sich mit beiden Händen an den Kopf und stöhnte. »Sie haben uns in der Puta-Casa etwas in den Tequila oder Pulque getan«, behauptete er dann und setzte hinzu: »Der Mietstall gibt unsere Pferde nicht heraus, weil wir nicht für Futter und Unterbringung zahlen können. Vielleicht können Sie uns einen Vorschuss geben, Patron.«

Ich betrachtete sie grimmig, denn sie waren Narren, die sich hatten ausnehmen lassen in einem dieser Häuser, in denen man nur auf Hombres wie sie wartete.

Sie hatten eine Menge Pferdeverstand, wenn es sich um Wildpferdjagd handelte. Doch sonst...

Dabei hatte ich sie gewarnt, weil ich wusste, dass sie nach einigen Gläsern Tequila oder Pulque selbst ihren Pferdeverstand verlieren würden.

Sollten Sie mir leidtun? Oder galt auch für Dummköpfe die Lebensregel, dass jeder Mann sein eigener Hüter ist?

Ich hatte sie gestern nobel ausgezahlt und ihnen noch dazu eine gute Prämie für gute Arbeit dazugelegt. Sie konnten sich nicht beklagen.

Doch nach nur einer Nacht waren sie auch schon wieder blank.

Nun, ich hatte gestern in einer der Spielhallen beim Black Jack mehrmals gewonnen und meine Einsätze verdoppeln können. Und selbst nach der Nacht mit der süßen Angela besaß ich noch mehr als vierhundert Dollar.

Und so entschloss ich mich, griff in meine Tasche und gab jedem zehn Dollar.

»Das ist kein Vorschuss«, sagte ich dabei. »Ich gehe nicht mehr auf Wildpferdjagd. Ihr müsst euch einen anderen Patron suchen. Diese Dollars sind ein Geschenk an euch zwei Dummköpfe.«

Ja, ich war grimmig. Denn ihren Lohn, für den sie fast drei Monate lang harte Arbeit geleistet hatten – besonders beim Zureiten der Biester –, hatten sie in einer einzigen Nacht verloren, auf welche Weise auch immer.

Ich ging an ihnen vorbei. Sie waren Narren und deshalb arme Hunde, denen man immer wieder irgendwie die Haut abziehen würde. Solche Dummköpfe gab es auf der ganzen Erde massenhaft. Ihnen war nicht zu helfen.

Paco rief mir nach: »Patron, wir danken Ihnen. Sie sind ein nobler Hidalgo. Haben Sie wirklich keine Verwendung mehr für uns?«

Ich gab ihnen keine Antwort.

Drinnen sattelte ich mein Pferd, zurrte meine Sattelrolle hinter dem Zwiesel fest und legte auch die beiden Satteltaschen über den Nacken meines zähen, grauen Wallachs.

Der Stallmann sah mir zu und sagte dann: »Ich gehe jede Wette ein, dass die beiden Hombres jetzt wieder losziehen, um sich noch mal zu amüsieren.«

Er hatte also durch das offene Stalltor alles mitbekommen.

Ich sah hinaus. Und tatsächlich, Chico und Paco waren weg. Eigentlich hätten sie mit mir in den Stall kommen müssen, um für ihre Pferde zu bezahlen und die Tiere ausgehändigt zu bekommen.

Aber sie waren weg.

Der Stallmann sagte: »Sie werden bald für die Stadt einige Tage die Abortgruben leeren müssen. Zu was taugen sie eigentlich?«

»Zur Wildpferdjagd und zum Zureiten«, erwiderte ich. »Da taugen sie wirklich was. Und wenn sie die Abortgruben der Stadt leeren müssen, werden sie über die Ungerechtigkeit auf dieser Erde schimpfen.«

»So ist es.« Der Stallmann grinste.

Ich saß auf und ritt aus dem Stall.

Draußen auf der Straße hielt ich nochmals meinen Wallach an und überlegte, in welche Richtung ich reiten sollte – nach Norden in Richtung Taos und von dort über den Raton-Pass nach Colorado hinüber – oder nach Süden in Richtung Tucson.

Ich zog den Kopf meines Wallachs nach Süden.

Ich ließ mich treiben, ritt auf dem Wagenweg durch das Rio Grande Valley, kam nach Albuquerque und geriet im Rio Saloon in eine Pokerrunde. Wir spielten zwei Nächte und auch den ganzen Tag zwischen den beiden Nächten.

Als ich schließlich weiter in Richtung Socorro ritt, besaß ich schon mehr als tausend Dollar. Und diese gut sechshundert Dollar, um die ich nun reicher war, hatte ich leichter und schneller verdient als durch die Wildpferdjagd und das Zureiten.

Dennoch wollte ich kein berufsmäßiger Spieler werden. Das war nichts für mich. Ich suchte andere Herausforderungen.

Und ich wusste, dass mein Schicksal solche Herausforderungen immer wieder für mich in Bereitschaft hielt. Irgendwo und irgendwann würde ich darauf stoßen.

Ich ließ mich also treiben und ritt keinen einzigen Tag weiter als dreißig Meilen. Denn in solchen Abständen gab es am Wagenweg stets eine Station der Post- und Frachtlinie. Hier wechselten die Expresskutschen ihre Sechsergespanne und wurden auch stets Ersatzmaultiere für die Frachtwagenzüge in Bereitschaft gehalten. Zu jeder dieser Relaisstationen gehörte ein Gasthaus mit einem kleinen Store. Und in den Scheunen konnte man übernachten.

Ich ritt also in diesen Tagen langsam durch das Land. Manchmal rastete ich lange an Wasserstellen oder am Fluss, fing mir Fische und briet sie an Stecken über der Glut meines Feuers.

Ich beobachtete das Land, die Tiere und genoss es, frei zu sein und zu leben, den Wind, die Sonne und all die Düfte des Landes zu spüren.

Manchmal beobachtete ich die Kolibris, wie sie wie funkelnde Edelsteine um die bunten Blüten der Kakteen schwirrten und Honig saugten.

Es war schön, zu atmen und all die wundervollen Dinge zu erleben, die auf dieser Erde waren.

Der Wagenweg war ziemlich belebt. Postkutschen und Wagenzüge kamen mir entgegen. Oder sie überholten mich, wenn ich rastete. Auch Siedler waren unterwegs auf Landsuche.

Und einige Treibherden beobachtete ich.

Das Rio Grande Valley war eine Lebensader des Landes.

Hinter Socorro würde ich den Wagenweg verlassen müssen, um durch das Silver County nach Westen zu reiten. Denn dort im Westen zwischen Silver City und der Datil Range gab es viele Silberminen, viele Camps bis nach Fort Thomas hinüber. Ich würde zum San Pedro reiten und dann durch die Santa Catalinas nach Tucson gelangen. Es war ein sehr weiter Weg, doch ich hatte Zeit und niemand trieb mich vorwärts.

Vielleicht war ich wirklich ein schattenhaft Treibender, der sein Leben verschwendete und nichts zustande brachte, was ihn eines Tages überleben würde.

Denn eigentlich sollte es das Ziel jedes Mannes sein, etwas zu hinterlassen auf dieser Erde.

Manchmal dachte ich an diesen John Brougher, der in Santa Fé die drei berüchtigten Stringer-Brüder getötet hatte und dafür Kopfprämien kassierte.

Der Mann fiel mir immer wieder ein.

Und dennoch ahnte ich noch nicht, dass wir vom Schicksal sozusagen füreinander bestimmt waren und wir uns noch mehrmals wiedersehen würden, bevor es zwischen uns ausgetragen werden musste.

Es war dann in San Manuel, als ich ihn zum zweiten Mal sah.

Ich saß wieder in einer Pokerrunde. Meine Mitspieler waren zwei Minenbesitzer, der Boss und Besitzer eines Frachtwagenzuges von fast hundert Frachtwagen und ein hartgesichtiger Bursche, der schwer einzuschätzen war. Man konnte ihn für einen seriösen Bankier oder erfolgreichen Geschäftsmann halten. Seine Kleidung war die eines Gentleman auf Reisen. Er trug einen wertvollen Ring, eine Brillantnadel in seiner Seidenkrawatte und eine dicke Uhrkette über seiner Brokatweste.

Aber seine Augen wirkten kalt und ausdruckslos wie Fischaugen. Und wenn er die Karten mischte, geschah es mit einer Fingerfertigkeit, wie sie nur ein berufsmäßiger Spieler besaß.

Aber offenbar spielte er ehrlich, denn seine Gewinne hielten sich in Grenzen. Er zog uns nicht das Fell über die Ohren, wie man so sagte.

Es war eine Pokerpartie, die Freude bereitete, zwar ein psychologischer Kleinkrieg, aber dennoch mit gegenseitigem Wohlwollen.

Aber dann – gegen Mitternacht, als wir mal eine Pause machen wollten, um einen Drink zu nehmen, da wurde alles anders.

Ich sah ihn wahrscheinlich zuerst, denn ich konnte von meinem Platz aus zum Eingang blicken.

Ja, es war John Brougher, der da eintrat. Wie immer war er unter seinem hellen Reitmantel dunkel gekleidet und trug auch wieder seinen Hut, an dem kein Kniff und auch die Krempe nicht verbogen waren.

Er verhielt einen Moment, bis sich seine Augen an den Lampenschein gewöhnt hatten.

Dann trat er drei oder vier Schritte näher, hielt inne und rief: »Hannibal Sturges! Steh auf, dreh dich um und lass dich ohne Gegenwehr verhaften!«

Es war sofort alles klar.

Auch wer gemeint war, wussten wir sofort. Es war jener Mitspieler, der so seriös wirkte, aber so gekonnt die Karten mischte und den ich, obwohl er gewiss noch ehrlich spielte, für einen berufsmäßigen Spieler hielt.

Denn dieser Hannibal Sturges saß jetzt geduckt auf seinem Platz.

Dann wandte er langsam seinen Kopf und blickte über die Schulter zurück. Ganz ruhig fragte er: »Meinen Sie mich, Mister? Aber mein Name ist nicht Hannibal Sturges. Und überhaupt, Sie konnten bis jetzt doch nur meinen Rücken sehen. Wer sind Sie überhaupt? Und warum wollen Sie einen Hannibal Sturges verhaften?«

John Brougher ließ ein kehliges Lachen hören. Es war ein Lachen ohne jede Freundlichkeit, ein böses, gnadenloses Lachen.

Dann hörten alle im Saloon ihn sagen: »Ich habe dich vorhin durch das Fenster lange genug ansehen können. Die Lampe hat dich gut angeleuchtet. Und überdies bin ich schon einige Tage auf deiner Fährte, so dass sie auch meine Fährte wurde. Du bist Hannibal Sturges. Auf deinem Steckbrief ist eine Belohnung von tausend Dollar angegeben. Man erkennt dich an deinem linken Ohr. An diesem Ohr fehlt ein Stück. Also, Hannibal Sturges, ich kann dich tot oder lebendig zum nächsten Gerichtsort bringen. Wie willst du es haben?«

Nun war wirklich alles gesagt.

Wir verließen den Tisch nach allen Seiten. Auch einige andere Gäste brachten sich aus den voraussichtlichen Schusslinien. Und alle waren wir gespannt darauf, was dieser Hannibal Sturges nun tun würde. Ihm fehlte tatsächlich ein Stück von seinem linken Ohr. Doch es sah nicht wie ein Schnitt aus, sondern mehr wie ein Biss. Vielleicht hatte ihm mal ein Hund oder gar Wolf ein Stück vom Ohr abgebissen.

Wäre es mit einem sauberen Schnitt abgetrennt worden, hätte man ihn für einen Viehdieb halten können, der er mal in jüngeren Jahren war. In Texas schnitt man jungen Vieh- und Pferdedieben, die man zum ersten Male erwischte, ein Stück von den Ohren ab. Das war dann das Zeichen, falls man sie nochmals bei diesem Tun erwischte. Denn dann hängte man sie auf.

Es wehte der Atem von bevorstehender Gewalttat im Raum.

Was also würde dieser Hannibal Sturges tun? Er musste eine Menge Untaten begangen haben. Sonst hätte auf seinem Steckbrief nicht »tot oder lebendig« gestanden. Er war also wahrscheinlich von einem Gerichtshof schon mal zum Tod verurteilt worden. Und tausend Dollar Belohnung waren keine Kleinigkeit.

Es war still geworden. Nicht mal Füßescharren war zu hören.

Er hockte noch einige Atemzüge lang auf seinem Sitz. Dann bewegte er sich langsam, erhob sich und wandte sich John Brougher zu.

Dann sah er, dass Brougher ihn nicht mit seiner Waffe bedrohte. Broughers Colt steckte immer noch hinter dem Hosenbund. Nur der Kolben ragte schräg daraus hervor.

Und da glaubte dieser Hannibal Sturges tatsächlich an seine Chance.

Sein rechter Arm schnellte nach vorn. Aus seinem Ärmel flog ein kleiner Derringer in seine Hand. Doch bevor er damit schießen konnte, trafen ihn zwei Kugeln aus Broughers Waffe.

Ich konnte nur staunen.

So schnell konnte nach meiner bisherigen Meinung niemals ein Mann seine Waffe aus dem Hosenbund ziehen.

Doch ich hatte mich getäuscht. Er könnte es.

Die schweren Kugeln trafen jenen Hannibal Sturges in die Brust und in den Bauch. Er fiel rücklings über unseren Pokertisch und blieb darauf liegen. Wir alle hörten sein letztes Ausatmen.

Und John Brougher wartete mit dem rauchenden Colt in der Faust, ob sich jemand einzumischen gedachte.

Doch dieser Hannibal Sturges war allein.

Und so hörten wir Brougher hart fragen: »Hat jemand etwas dagegen, dass ich ihn mitnehme?«

Niemand sagte etwas, auch ich nicht.

Nur der Mann hinter dem Schanktisch fragte: »Warum wurde er steckbrieflich gesucht? Was hat er verbrochen?«

»Eine Menge«, erwiderte Brougher kehlig. »Zuletzt vergewaltigte er in El Paso eine junge Frau. Es war die Frau eines Sheriffs, der ihn mal verhaftet hatte. Doch er saß nicht lange in einer Strafanstalt. Ihm gelang die Flucht. Und so rächte er sich an dem Sheriff auf seine Weise, nachdem er ihn umgebracht hatte.«

Er steckte seinen Colt weg, trat zum Tisch und warf sich den Toten über die Schulter. Er besaß offensichtlich gewaltige Kräfte, denn der Tote wog gewiss um die fünfundsiebzig Kilo.

Er verschwand mit ihm in der Nacht.

Hier im Saloon war es noch eine Weile still. Dann sagte jemand: »Wenn er eine Frau vergewaltigt hat...«

Wir spielten nicht mehr weiter.

Das Geld des Toten – es war nicht viel, welches er vor sich liegen hatte – ließen wir dem Wirt.

Er würde sich ein wenig entschädigt fühlen, denn fast alle Gäste verließen den Saloon, und auch ich verspürte nicht mehr den Wunsch nach Zerstreuung. Wir alle hatten einen Mann sterben sehen, der sich eine Chance ausgerechnet hatte, als er seinen kleinen Derringer aus dem Ärmel schüttelte.

Gewiss hatte er das unzählige Male geübt, so dass er diesen Trick beherrschte wie ein Zauberkünstler. Doch es hatte ihn nicht vor dem Tod retten können.

Wahrscheinlich war dieser Hannibal Sturges wirklich ein Mistkerl gewesen, den man am Hals aufgehängt hätte. Sonst wären nicht tausend Dollar Belohnung auf ihn ausgesetzt worden, ganz gleich, ob man ihn tot oder lebendig einbrachte.

Dennoch war gewiss fast allen Gästen die Konsequenz – also die Folgerichtigkeit eines verpfuschten Lebens bis zu dessen Ende – klargeworden. Diesen Hannibal Sturges hatte sein Schicksal ereilt.

Niemand mehr wollte noch spielen, trinken, sich unterhalten. Es war spät geworden, schon längst nach Mitternacht.

Ich machte mich auf den Weg zum Mietstall. Dort hatte ich mein Pferd untergestellt. Ich würde mich einige Stunden ins weiche Heu legen und bei Tagesanbruch meinen Weg weiter fortsetzen. Eine andere Unterkunft hatte ich nicht haben wollen, denn in diesen kleinen Orten waren die Betten nicht so sauber und ungezieferfrei wie das gute Heu.

Als ich den Mietstallhof betreten wollte, kam John Brougher herausgeritten.

Er hatte ein zweites Pferd dabei, über dem die in einer Zeltplane eingewickelte Gestalt des toten Hannibal Sturges lag.

Ich trat etwas zur Seite in der Hofein- und Ausfahrt, ließ Brougher mit seinem Opfer vorbei. Im Mond- und Sternenschein sah er vom Pferd aus auf mich nieder. Wir sahen uns nur an, sprachen kein Wort.

Und dennoch wusste ich, dass er sich noch in zehn Jahren an mein Gesicht erinnern und mich wiedererkennen würde.

Sein Blick war scharf und warnend zugleich. Irgendwie konnte ich spüren, dass er den Anprall meiner Abneigung gegen ihn instinktiv wahrnahm.

Er ritt mit dem Toten nach Norden.

Wahrscheinlich wollte er mit Hannibal Sturges nach Socorro. Dort gab es einen Gerichtshof oder zumindest einen Sheriff, der ihm die ausgesetzte Belohnung zahlen würde.

Ich sah ihm nach. Und als würde er meinen Blick spüren, wandte er sich noch einmal im Sattel um und blickte zu mir zurück.

Es war eine helle Nacht mit einem Vollmond und dem strahlenden Sternenhimmel. Man konnte meilenweit sehen. Und so betrachteten wir uns nochmals. Irgendwie spürte ich plötzlich, dass wir füreinander bestimmt waren.

Irgendwo und irgendwann würden wir uns wieder begegnen.

Und dann...?

Als ich in den Hof des Mietstalles trat und mich zur Scheune wandte, tauchten hinter den hier abgestellten Wagen zwei Männer auf. Ich begriff sofort, dass sie sich dort verborgen gehalten hatten.

Nun traten sie mir in den Weg.

In der hellen Nacht betrachteten wir uns. Ich konnte sehen, dass es sich um zwei Burschen von der harten Sorte handelte. Ich hatte sie vorher schon im Saloon gesehen, und sie waren vor mir hinausgegangen.

Sie mussten hier auf mich gewartet haben.

»Nun, Freunde«, sprach ich, »was soll's denn sein?«

Sie grinsten blinkend unter ihren Hutkrempen. Einer war mexikanischer Abstammung und trug stolz einen Schnurrbart. Der andere Bursche war hager und trug zwei Revolver im Kreuzgurt um seine schmalen Hüften.

Nun, ich hatte noch niemals vor solchen »Zweihandmännern« Respekt gehabt. Ich war stets davon überzeugt, dass sie niemals beide Waffen so schnell herauszaubern konnten wie ein Einhandmann, der sich sehr viel besser auf seine Revolverhand konzentrieren konnte.

Er sagte: »Wir haben vorhin im Saloon gesehen, dass du beim Poker ein wenig Glück hattest. Auch hattest du eine Menge eigenes Spielkapital vor dir auf dem Tisch liegen, um mitbieten zu können bis in die Hölle und zurück. Ich denke, dass bei dir an die tausend Dollar zu holen sind. Möchtest du sie uns nicht lieber schenken wie guten Amigos? Weißt du, wir hatten eine Pechsträhne. Die Welt kann manchmal sehr hart und ungerecht sein. Wir haben bei einem Hahnenkampf auf den falschen Hahn gewettet. Also, Amigo, wie möchtest du es haben?«

Sie waren also Straßenräuber, Townwölfe. Und sie trauten sich eine Menge zu.

Nun, was sollte ich tun? Ihnen mein Geld geben? Oder sollte ich sie kleinmachen?

Nur ein Narr oder eine Pfeife hätte sich von ihnen ausrauben lassen.

»Jungs, ihr seid aber sehr waghalsig und unvorsichtig«, sagte ich. »Habt ihr denn überhaupt keine Sorgen, dass ihr mal an den falschen Mann geraten könntet?«

»Nein«, erwiderte er. »Denn wir sind zu zweit, du aber bist allein. Also sei nett zu uns und rück deine Dollars heraus. Ein paar Bucks werden wir dir lassen. Also los, Hombre!«

Zuletzt wurde seine Stimme scharf.

Seine beiden Hände schwebten griffbereit über seinen Revolverkolben.

Mir machte der Mexikaner mehr Sorgen.

Er stand etwas seitlich und spielte mit zwei Fingern an seinem Ohrläppchen.

Es sah so harmlos aus, aber ich kannte mich aus und wusste Bescheid.

Ich war sicher, dass er in seiner Nackenscheide einige Wurfmesser stecken hatte. Deshalb spielte er scheinbar harmlos mit seinem Ohrläppchen. Seine Hand aber würde blitzschnell im Nacken unter den offenen Hemdkragen fahren, dort ein Wurfmesser aus der Nackenscheide holen und es sofort schleudern.

Ich steckte wahrhaftig in der Klemme.

Mit dem Zweirevolvermann würde ich zurechtkommen. Das traute ich mir zu. Den würde ich schlagen können.

Aber zugleich würde das Wurfmesser des anderen Kerls schon unterwegs sein. Und schoss ich zuerst auf den Messermann, dann wäre ich nicht mehr schnell genug gegen den Zweirevolvermann.

Ja, ich steckte in der Klemme. Was also sollte ich riskieren?

Als ich mir das noch überlegte, hörte ich das Schnauben eines Pferdes. Und so wurde mir klar, dass sie ihre Pferde hinter den abgestellten Wagen stehen hatten. Sie wollten so schnell wie möglich abhauen mit der erhofften Beute.

Ich erkannte also doch noch eine Chance.

Und so holte ich mein Geld hervor. Ich trug das Papiergeld in der Innentasche meiner Lederjacke und das Hartgeld in einem Lederbeutel in der Hosentasche.

Der Mann sagte: »Leg alles auf das Fußbrett vom Fahrersitz des Wagens. Und dann solltest du deinen Revolvergurt abschnallen und weit genug fortwerfen, am besten in den Wassertrog! Na los, Amigo! Sei schlau! Denn sonst schieß ich dich einfach von den Beinen!«

Er fühlte sich nun ganz und gar überlegen, denn sie glaubten wahrhaftig, dass ich kniff. Sollten Sie das nur ruhig glauben. Sie würden sich wundern, da war ich mir sicher.

Als ich an den Wagen trat, das Geld auf das Fußbrett des Fahrersitzes legte und dann meinen Waffengurt abschnallte und tatsächlich hinüber in den Wassertrog warf, so dass es aus dem Trog spritzte, da sah ich die lange Maultiertreiberpeitsche auf dem Fahrersitz liegen.

Nun war ein grimmiger Jubel in mir. Sie waren großspurige Narren, welche jetzt davon überzeugt waren, dass sie gewonnen hatten.

Ich trat weit genug zurück, so dass der Mexikaner sich das Geld holen konnte.

Dann verschwanden sie um den Wagen herum, denn dort standen ja ihre Pferde. Ich wusste, sie schwangen sich nun in die Sättel.

Und dann kamen sie auch schon um das Wagenende herumgeritten und wollten durch die Einfahrt hinaus auf die Straße.

Doch sie hatten es ja mit einem Mann zu tun, der auch ein guter Wildpferdjäger war, sich also mit Pferden auskannte.

Ich hatte auch schon Berglöwen – also Pumas – gejagt. Und so wusste ich, wie ein angreifendes Pumaweibchen schrie.

Es war ein fauchender Schrei, der einem durch Mark und Bein ging.

Ich stieß den Schrei aus.

Die beiden Pferde der Kerle standen fast auf ihren Köpfen, so sehr feuerten sie mit ihren Hinterhänden aus. Und die beiden Kerle flogen fast so schön wie Enten durch die Luft und über die Hälse und Köpfe ihrer Tiere hinweg, wie riesige Enten oder Gänse sozusagen. Sie landeten ziemlich hart.

Und dann gab ich es ihnen.

Denn ich hatte mit einem Griff die Maultiertreiberpeitsche in der Hand und rollte sie mit einer schnellen Bewegung aus dem Handgelenk aus. Es war ein langes Ding, mit dem ein Maultiertreiber auch noch die vorderen Tiere eines Achtergespanns erreichen konnte. Am Ende des geflochtenen Leders war auch noch ein Metallknaller.

Es war ein böses Ding.

Ich konnte damit umgehen. Und so gab ich es ihnen. Meine Schläge knallten. Und dann hörte man das Brüllen der Kerle in der Nacht. Gewiss hörte man es überall in dem kleinen Ort San Manuel.

Nein, ich kannte keine Gnade.

Warum auch?

Dann – als sie wimmernd und stöhnend am Boden lagen – holte ich mir ihre Waffen und mein Geld.

Der Stallmann war aus dem Stall gekommen, wo er seinen Schlafverschlag hatte. Der Lärm hatte ihn geweckt.

Und von der Straße her kamen noch einige Leute in den Hof. Vielleicht wollten auch sie wie ich im Heu in der Scheune schlafen, weil sie ebenfalls ihre Pferde hier eingestellt hatten.

Wir umgaben dann die beiden Kerle.

»Sie wollten mein Geld«, sprach ich ruhig.

Da nickten die Leute. Einer sagte: »Aber sie haben sich wohl den falschen Mann ausgesucht. Was wäre gewesen, wenn ich an Ihrer Stelle zuerst in den Mietstallhof gekommen wäre?«

Ein anderer Mann sprach böse: »Man sollte sie aufhängen.«

Ich steckte mein Geld ein und ging dann zum Wassertrog, um meinen Waffengürtel und den Revolver wieder herauszuholen. Ihre Waffen warf ich dafür hinein.

Dem Stallmann sagte ich: »Ich will mein Pferd. Hier hält mich nichts mehr.«

Und so machte er das Stalltor auf. Wir gingen hinein.

Wenig später war ich unterwegs. Irgendwo würde ich den verlorenen Schlaf dieser Nacht nachholen.

Als ich durch die Einfahrt nach draußen ritt, lagen die beiden Dummköpfe immer noch im Staub und stöhnten.

Aber ich ritt wortlos an ihnen vorbei und zog die Nase meines Pferdes nach Süden.

Nun, lieber Leser meiner Geschichte, ich ließ mich weiter durch das weite Land treiben. Es war ein herrliches Land, manchmal aber auch gefährlich und böse. Ich blieb da und dort in Ortschaften. Als ich einmal eine Ranch erreichte und dort eigentlich nur mein Pferd tränken und meine Wasserflasche am Brunnen füllen wollte, da lud mich die Rancherin zum Essen ein.

Sie war eine von den Frauen, die nicht lange ohne Männer auskommen können. Ihr Mann war mit seinen Reitern unterwegs, um eine Rinderherde nach Fort Thomas zu bringen. Die Rinder sollten in ein Indianerreservat.

Als wir uns beim Essen gegenübersaßen, da fragte sie mich: »Würden Sie mich Tage und Nächte allein lassen, wenn ich Ihre Frau wäre?«

Ich sah sie an und wurde mir bewusst, dass sie nicht viel älter war als ich und alles an ihr richtig war. Sie hatte eine Menge Feuer in sich, und gewiss vergingen ihr die Jahre zu schnell, so dass sie sich jeden Tag fragte, ob das alles war in ihrem Leben.

»Nein«, erwiderte ich. »Ich würde Sie keine einzige Nacht allein lassen.«

Wir wussten beide, dass dies gelogen war.

Und so sagte sie: »Bleiben Sie diese Nacht hier. Mein Mann und die Reiter kommen erst in zwei Tagen wieder heim. Ich lebe hier sehr einsam. Seit zwei Jahren lebe ich hier in der Einsamkeit. Ich hätte nicht herkommen sollen. Es war falsch.«

»Und wo lebten Sie vorher?« So fragte ich.

Sie lachte kehlig.

»Wo schon?« So fragte sie zurück. »Ich wollte nicht länger umherziehen von Saloon zu Saloon, Karten austeilen, manchmal zu singen und...«

Sie brach ab und machte eine wegwerfende Handbewegung.

»Ich wollte einen festen Platz, Sicherheit. Aber hier lebe ich wie auf einer einsamen Insel und fürchte mich vor den Apachen. Mein Mann ist hart. Ihm sind Rinder und Pferde wichtiger. Gefalle ich Ihnen, mein Freund?«

Sie fragte es zuletzt fast brutal.

Und ich wusste, ich musste mich entscheiden.

Irgendwie tat sie mir leid. Und so erwiderte ich: »Du bist wunderschön. Ich bleibe diese Nacht. Wie ist dein Name?«

»Georgia«, murmelte sie und ließ mich in ihren Augen erkennen, dass sie mir eine Menge geben würde, wenn sie dafür nur alles reichlich zurückbekam.

Als ich am nächsten Vormittag die Ranch verließ, sagte sie von der Veranda her zu mir herüber, indes ich schon mein Pferd antraben ließ: »Denke nur nicht zu schlecht von mir, Ben.«

»Nein«, erwiderte ich und ritt davon.

Während der nächsten Meilen dachte ich dann über mich nach. Verdammt, ich war eigentlich nichts anderes als ein Herumtreiber, ein Streuner, Abenteurer, ein Bursche ohne Ziel und Ehrgeiz. Ich verschwendete wahrhaftig mein Leben.

Auf was konnte ich eigentlich stolz sein?

Nun, ich war endlich auf dem Weg nach Tucson. Dort bei der Posthalterei würde ich vielleicht wieder einen postlagernden Brief von meinen Geschwistern vorfinden. Dann würde ich nach langer Zeit erfahren, wie es ihnen ergangen war und immer noch ging.

Und dann?

Ja, was würde dann sein? Würde ich mich weiter treiben lassen?

Ich durchfurtete in diesen Tagen den San Pedro, ritt durch die Santa Catalinas und erreichte den Santa Cruz etwa zehn Meilen nördlich von Tucson.

Ich blieb im Sattel, obwohl mein Pferd müde war.

Es war dann schon späte Nacht, als ich Tucson erreichte, die alte Garnison der spanischen Eroberer.

Jetzt war Tucson sozusagen der Nabel eines Minenlandes. Besonders Silber wurde überall gefunden. Es war eine wichtige Stadt am Wagenweg. Aus Mexiko kamen von Nogales her Waren jeder Art ins Arizona-Territorium – aber auch Rinderherden, welche in Mexiko gestohlen wurden – und Banditen, sogenannte Bandoleros, die sich hier reiche Beute erhofften.

Tucson war eine wilde und gefährliche Stadt in einem Grenzland. Und für Apachenskalpe zahlte man hier immer noch Prämien.

Ich kam in einem Hotel unter und konnte mein Pferd in den Corral des Hotels stellen.

Am anderen Morgen ging ich zur Posthalterei und fragte nach Post für Ben Harper.

Der Posthalter erinnerte sich an mich, denn ich hatte in den vergangenen zwei Jahren schon drei- oder viermal nach Post gefragt.

»Da haben Sie aber Glück«, sprach er. »Die Lady hat gestern erst diesen Brief hier abgegeben. Ja, sie ist selbst in Tucson.«

Ich wollte es zuerst nicht glauben, aber es konnte sich nur um meine Schwester Josie handeln. Also war Josie hier in Tucson, einem der vier Orte, wo wir Harper-Geschwister uns postlagernd schrieben und so eine wenigstens lose Verbindung zueinander hielten.

»Wissen Sie, wo die Lady wohnt?« So fragte ich, indes er mir den Brief gab.

»Wahrscheinlich im Coronado-Hotel«, erwiderte er. »Vielleicht steht es auch im Brief, den die Lady gestern hier abgab.«

Ich ging mit dem Brief hinaus und öffnete ihn.

Und da konnte ich lesen:

Bruder Ben, vielleicht fügt es das Schicksal, dass du schon bald nach Tucson kommst. Unser Bruder Warren wurde hier beerdigt. Sein Grab findest du dort, wo man die Gesetzlosen bestattet. Und sie haben ihn unter dem Namen Jesse Carradine beerdigt. Aber er war nicht der gesuchte Mörder und Bandit. Ein gewisser John Brougher, ein Kopfgeldjäger der üblen Sorte, hat ihn als Jesse Carradine tot abgeliefert und die Kopfprämie kassiert. Ben, du musst diesen John Brougher finden und für den Mord an deinem Bruder zur Rechenschaft ziehen. Ich bin nicht lange hier in Tucson. Denn auch ich will diesen Brougher suchen.

Deine Schwester Josie

Ich las die Zeilen dreimal.

Dann steckte ich den Brief weg und starrte ins Leere. John Brougher!

Dieser Name war wie ein Schrei in meinen Gedanken.

Und nun war auch klar, dass er und ich füreinander bestimmt waren.

Doch wie konnte es sein, dass man Warren mit jenem Jesse Carradine verwechselte? Was war da geschehen? Natürlich kannte ich Jesse Carradine. Er war ein Mörder und Bandit zu beiden Seiten der Grenze. Und während des Bürgerkrieges hatte er sich als Bloody Carradine einen schrecklichen Namen gemacht, führte eine Guerillabande an, die nichts anderes als eine Mörderbande war.

Auf seinen Kopf wurden mehr als dreitausend Dollar ausgesetzt.

Und die wollte sich John Brougher auf Teufel komm raus verdienen.

Doch das war nur möglich, wenn mein Bruder Warren und dieser Jesse Carradine sich sehr, sehr ähnlich sahen, so ähnlich fast wie Zwillingsbrüder.

Auch irgendwelche besonderen Merkmale mussten stimmen.

Heiliger Rauch, was war da geschehen?

Nun, ich würde es bald wissen.

Und so machte ich mich auf den Weg zum Coronado-Hotel und hoffte, dass meine Schwester Josie noch dort sein würde.

Sie war noch da. Es war ja noch früher Morgen, und so fand ich sie im Speiseraum beim Frühstück. Als ich eintrat, hob sie den Blick und sah mich an, als hätte ich ihren Namen gerufen. Aber ich wusste, sie hatte meine Nähe gespürt.

Josie und ich, wir hatten als Kinder schon ein sehr inniges Verhältnis. Mit mir verstand sie sich von all ihren Brüdern am besten.

Und sie war jetzt noch schöner geworden. Ich sah eine wunderschöne Frau. Sie musste jetzt einunddreißig Jahre alt sein, war also ein Jahr älter als ich.

Sie erhob sich, um in meine Arme zu kommen. Dann küssten wir uns wie Geschwister. Ein paar Gäste sahen uns zu.

Dann fragte sie laut genug, um die Neugierde der Gaffer zu befriedigen: »Hast du schon gefrühstückt, Bruderherz?«

»Noch nicht, Schwesterherz«, erwiderte ich. Dann setzten wir uns.

Ich sah mich nach der Bedienung um und bestellte ein Frühstück.

Dann sahen Josie und ich uns an.

Ihre Stimme klang leise, doch für mich war jedes ihrer Worte gut zu verstehen.

Sie sagte: »Du wirst diesen John Brougher töten müssen, Ben.«

Ich nickte. »Sicher, das werde ich. Aber du solltest mir die Geschichte von Anfang an erzählen. Ist es denn absolut sicher, dass man unseren Bruder Warren für den vogelfreien Jesse Carradine halten konnte? Wie hast du das alles überhaupt erfahren? Warst du zuletzt bei ihm?«

Sie schüttelte ihren schönen Kopf.

»Warren und ich, wir wollten uns in Nogales treffen«, sprach sie dann. »Ich habe inzwischen in Nogales einige Objekte, nämlich ein Hotel, einen Saloon mit Spielhalle und gründete auch eine Grund- und Bodengesellschaft. Ich bin in Nogales eine erfolgreiche Geschäftsfrau geworden.«

»Und dein Mann?« Ich fragte es staunend.

Sie hob ihre geraden Schultern und ließ sie wieder sinken. »Du weißt ja, Ray McKinnon war stets ein Spieler, ein ruheloser Abenteurer. Ich habe viel von ihm gelernt. Er war ein volles Dutzend Jahre älter als ich. Damals, als ich mit ihm von daheim weglief, da war ich ein sehr junges und dummes Ding. Und jetzt bin ich, was meine Erfahrungen auf dieser Erde betrifft, eine alte Frau. Ray McKinnon starb am Spieltisch. Er saß drei Tage und drei Nächte mit vier hartgesottenen Spielern beim Poker und fiel gegen Ende der dritten Nacht plötzlich tot vom Stuhl. Wenigstens hatte er eine Menge gewonnen. Sie betrogen mich nicht um seinen Spielgewinn und gaben ihn mir. Und so hatte ich einiges Betriebskapital.«

Sie verstummte spröde und hart. Ich sah in ihren Augen, dass sie stahlhart geworden war. Nun war sie eine berechnende Geschäftsfrau, die sich in einer rücksichtslosen Männerwelt behaupten konnte.

Wahrscheinlich hatte sie auch einige Beschützer.

Ich sah zum Nebentisch hin. Dort saßen zwei Männer, die sich für Revolvermänner hielten. Vielleicht waren sie Josies Begleiter.

Die Bedienung brachte mir das Frühstück. Ich leerte zuerst eine Tasse Kaffee. Und dabei dachte ich an meinen Bruder Warren.

Und plötzlich war John Broughers Bild vor meinen Augen.

Verdammt, ich hatte immer wieder bei seinem Anblick gespürt, dass wir miteinander zu tun bekommen würden. Mein Instinkt hatte mir das schon vor vielen Monaten gesagt. Ich hatte es warnend gefühlt.

Ja, gab es denn so etwas? Konnten Menschen schon vorher spüren, dass sie mal Feinde werden würden? Oder besaß ich – was diesen Brougher betraf – übersinnliche Fähigkeiten? Ich wusste, dass es auf dieser Welt oft merkwürdige Geschehnisse gab.

Warum nicht auch in Zusammenhang mit diesem Brougher und mir?

Ich begann ohne Appetit meine Eier mit Speck und die frischen Biskuits mit Ahornsirup zu essen und immer wieder mit Kaffee nachzuspülen.

Dabei jagten sich meine Gedanken.

Und Josie beobachtete mich ernst.

Nach einer Weile sagte sie: »Du bist noch härter geworden, Ben. Hoffentlich bist du so hart wie dieser Brougher. Denn du musst ihn töten.«

Ich nickte nur.

Dann waren wir fertig mit dem Frühstück. Josie erhob sich. »Gehen wir auf mein Zimmer«, sprach sie. »Dort zeige ich dir alles. Und dort können wir auch ungestörter reden.«

Auch die beiden Revolvermänner am Nebentisch wollten sich erheben. Doch Josie winkte ihnen, dass sie sitzen bleiben sollten. Sie waren also doch ihre Beschützer.

Wir gingen nach oben.

Dort holte sie ein zusammengerolltes Blatt aus der Kommodenlade und rollte es auseinander.

Es war der Steckbrief dieses gesuchten Mörders, Exguerillas und Banditen Jesse Carradine.

Das Bild war von einem guten Zeichner gemacht worden, und als ich es betrachtete, musste ich zugeben, dass unser Bruder Warren mit diesem Carradine tatsächlich eine große Ähnlichkeit hatte. Sie sahen beide gut aus.

Ich schüttelte den Kopf und sagte: »Und dennoch konnte man Warren niemals für diesen Carradine halten. Hier auf dem Steckbrief steht doch unter besonderen Kennzeichen angegeben, dass er auf seinem linken Handrücken einen Schlangenkopf tätowiert hat und der Schlangenleib sich um seinen Unterarm bis hinauf zur Armbeuge ringelt. Solch eine Tätowierung hatte Warren nicht – oder?«

Josie trat ans Fenster und blickte auf die Mainstreet hinunter.

Ohne sich mir wieder zuzuwenden sprach sie mit Bitterkeit: »Warren war mit einer Frau zusammen. Ja, er hatte eine Lebensgefährtin gefunden. Sie wollten heiraten. Doch dann war er plötzlich verschwunden. Das war in El Paso. Julia Henderson suchte ihn in El Paso überall, ließ auch einige Männer nach ihm suchen. Sie bekamen heraus, dass er von einem Kopfgeldjäger geschnappt wurde. Der Beschreibung nach war es jener John Brougher. Man hatte sie beide reiten gesehen. Warrens Handgelenke waren ans Sattelhorn gebunden. Er war eindeutig als Gefangener zu erkennen. Warrens Lebensgefährtin Julia Henderson kam zu mir nach Nogales. Sie wusste von Warren, dass ich in Nogales eine erfolgreiche Geschäftsfrau geworden war. Warren wollte ja auch von El Paso aus mit ihr zu mir. Ich sollte sie kennenlernen. Bei mir wollten sie heiraten. Nun, sie kam also allein und berichtete mir, was alles vorgefallen war und sie herausgefunden hatte. Inzwischen wurden dann auch bei mir in Nogales alle Steckbriefe von Jesse Carradine eingezogen. Es hieß, er wäre erschossen und nach Tucson eingebracht worden.«

Sie machte eine Pause.

Ich aber fragte: »Diese Tätowierung...?«

Sie wandte sich um und nickte.

»Ich fand es heraus«, sprach sie dann hart. »Ich ließ überall bei den Tätowierern nachforschen in allen Städten und Dörfern – überall. Ich hatte ein Dutzend Männer angeworben. Und sie fanden dann jenen Tätowierer, zu dem Brougher unseren Bruder Warren hinbrachte. Dort bekam Warren die Schlange tätowiert. Länger als eine Woche blieben sie dort. Dann war die Tätowierung von einer älteren nicht zu unterscheiden. Und dann brachte John Brougher, der berüchtigte und auf böse Art legendäre Kopfgeldjäger, unseren Bruder tot als Jesse Carradine nach Tucson. Er kassierte dreitausendfünfhundert Dollar als Prämie. Sie verscharrten unseren Bruder unter falschem Namen unter all den anderen Sündern. Ich wollte ihn umbetten und unter seinem richtigen Namen nochmals christlich beerdigen lassen. Doch man sagte mir, dass ich erst Beweise bringen müsste für John Broughers Betrug. Der US-Marshal war ein verständnisvoller Mann. Ich wollte auch jenen Tätowierer als Zeugen zu ihm schaffen lassen, doch das war nicht mehr möglich. Der Mexikaner war fort. Vermutlich ist er nun drüben in Sonora. Ja, er ist geflüchtet. Jetzt weißt du alles, Ben. Was wirst du tun?«

Sie hatte alles gesagt. Nun wollte sie eine Antwort auf ihre Frage. Und sie war eine harte Frau geworden auf ihren Wegen. Ihr Name war ja jetzt Josie McKinnon.

Ihr grünäugiger Blick war fordernd. Die Sonne schien durch das Fenster und ließ ihr Haar wie Rotgold glänzen.

Sie war eine wunderschöne Frau, aber hart und entschlossen zur Rache.

Ich aber war Warrens Bruder, so wie er ihr Bruder war. Ich stand in der Pflicht.

Ja, was würde ich tun?

John Brougher war inzwischen viele Fährten geritten, welche kaum noch zu finden, geschweige zu verfolgen waren.

Es würde eine lange Jagd für mich werden.

Josie sagte: »Gehen wir zu seinem Grab. Sieh dir an, wo sie ihn als Banditen und Mörder unter einem falschen Namen verscharrt haben.«

Wieder war das harte Fordern in ihrer Stimme.

Ich aber dachte an John Brougher, den ich töten musste – ja, ich musste ihn töten, nicht nur aus Rache, sondern auch, weil es die Gerechtigkeit erforderte.

Ich wusste längst, dass man von Recht und Gesetz nicht immer Gerechtigkeit erhielt. Manchmal musste man selbst dafür sorgen.

Und so fragte ich mich, wo sich der richtige Jesse Carradine jetzt wohl verkrochen hatte. Er konnte jetzt ja eigentlich überall unbesorgt leben. Es gab keine Steckbriefe mehr von ihm. Er galt als tot, eingebracht von einem Kopfgeldjäger in Tucson und verscharrt zwischen anderen Sündern.

Es war ein glattes Spiel gewesen. Brougher kassierte die Prämie – und der richtige Jesse Carradine – er würde sein Aussehen verändert haben – kannte nun keine Sorgen mehr.

Ja, es war ein sauberes Spiel.

Wir gingen zum Friedhof. Josies beide Beschützer folgten uns in einigem Abstand.

Und dann stand ich an meines Bruders Grab.

Auf dem Brett stand zu lesen:

Jesse Carradine

Mörder und Bandit

18?? – 1868

Man wusste also sein Geburtsjahr nicht, nur das Sterbejahr.

Josie sagte neben mir: »Ich wollte das Brett entfernen und einen Grabstein hinstellen lassen mit seinem richtigen Namen. Doch das verboten sie mir. Für das Gesetz ist Jesse Carradine tot. Also mach dich auf den Weg, Bruder Ben. Suche Broughers Fährte, nehme sie auf und folge ihr, bis du ihn gestellt und getötet hast. Das fordern wir alle von dir. Und sobald ich Verbindung mit unseren anderen Brüdern habe, werde ich das auch von ihnen fordern. Ich kann dir auch einige Revolvermänner mitgeben, denn ich bin wohlhabend und...«

»Nein«, unterbrach ich sie. »Brougher gehört mir, mir ganz allein.«

Wir wandten uns um und gingen zurück in die Stadt.

Josie sagte knapp. »Ich nehme die Mittagspost zurück nach Nogales. Ich muss mich dort wieder um meine Geschäfte kümmern. Brauchst du Geld? Deine Suche nach Brougher kann lange dauern.«

»Nein, ich brauche kein Geld«, erwiderte ich.

Wir hatten uns dann nicht mehr viel zu sagen. Warrens tragischer Tod und dass er als ein Mörder und Bandit begraben worden war, belastete uns zu sehr. Und Josie war auch eine harte Frau geworden, bei all ihrer Schönheit. Gewiss waren ihre Wege an Ray McKinnons Seite manchmal rau gewesen, so dass die beiden Mal oben und ganz tief unten waren. Ihr war wahrscheinlich kaum noch etwas fremd auf dieser Welt und unter den Menschen.

Ich brachte sie zum Hotel, denn sie musste noch ihre Sachen packen.

Ihre beiden Beschützer waren ständig in unserer Nähe. Als sie im Hotel verschwunden war, trat einer zu mir und sagte: »Sie werden ihr nicht übelnehmen, dass sie zurück nach Nogales will. Sie hat es nicht leicht dort unter den hartgesottenen Großen der Stadt. Sie kann ihre Geschäfte nicht lange allein lassen.«

»Schon gut.« Ich nickte.

Dann ging ich weiter und erreichte das Marshal's Office.

Jener richtige Jesse Carradine wurde ja von den Bundesbehörden steckbrieflich gesucht. Er hatte gegen viele Bundesgesetze verstoßen. Und als Guerillaführer hatte er sich gegen das Kriegsrecht vergangen. Die Armee hätte ihn gehenkt.

Und so war der US-Marshal zuständig für mich.

Er empfing mich. Aber als ich ihm den Grund meines Kommens erklären wollte, da unterbrach er mich mit den Worten: »Ich habe das alles schon mit Ihrer Schwester diskutiert. Und nun sage ich auch Ihnen, Mr. Harper: Wenn Sie mir den echten Jesse Carradine bringen, werde ich überall Steckbriefe auf John Broughers Kopf verteilen lassen. Mann, ich brauche Beweise. So ist nun mal das Gesetz. Ich habe selbst nach diesem mexikanischen Tätowierer forschen lassen. Aber er ist nicht zu finden. Wahrscheinlich ist er drüben in Mexiko. Und auch dieser John Brougher ist verschwunden.«

Ich sagte nichts mehr, erhob mich und ging zur Tür.

Es gab nichts mehr zu sagen.

Langsam ging ich zurück zum Coronado-Hotel.

Die Postkutsche aus dem Bradshaw Mountain County jenseits des Gilas kam von Norden her in die Stadt gerollt und hielt vor dem Coronado-Hotel.

Ich beeilte mich und machte lange Schritte. Als Josie mit ihrem wenigen Gepäck aus dem Hotel trat, war ich zur Stelle und konnte sie nochmals in meine Arme nehmen.

Die Postkutsche hatte schon am Stadtrand ihr Sechsergespann gewechselt und fuhr mit Josie und deren beiden Beschützern sofort ab, kaum dass sie eingestiegen waren.

Ich sah ihr nach, bis sie im aufgewirbelten Staub am Ortsausgang unsichtbar wurde.

Langsam betrat ich die Hotelveranda und setzte mich dort in einen der Schaukelstühle. Hier saßen gewiss oft Müßiggänger und beobachteten das Treiben.

Ich ließ mir ein Bier herausbringen und drehte mir dann eine Zigarette. In meinem Kopf kreisten die Gedanken.

Was sollte ich tun, was in Gang bringen?

Mein Gespräch mit dem US-Marshal ging mir nicht aus dem Kopf.

Für die Behörden war die ganze Sache erledigt. Ein Kopfgeldjäger hatte einen gewissen Jesse Carradine tot eingebracht und die ausgesetzte Prämie kassiert. Es gab auch keinen Zweifel daran, dass es sich wirklich um diesen Jesse Carradine handelte.

Um dies alles widerlegen zu können, musste ich zumindest für Zweifel sorgen.

Wie konnte ich das?

John Brougher würde sein böses Spiel um eine hohe Prämie nicht zugeben. Er war ein harter Bursche. Niemals würde er ein Geständnis ablegen. Denn das machte ihn für die Justiz zum Mörder an einem Unschuldigen. Dann war er selbst ein gesuchter Killer, auf den ein Kopfpreis ausgesetzt sein würde.

Nein, diesen John Brougher konnte ich nur töten und so Genugtuung bekommen für den Mord an meinem Bruder. Brougher würde nichts gestehen.

Und so würde unser Bruder Warren weiterhin unter falschem Namen an Jesse Carradines Stelle unter den Sündern in einem abgelegenen Teil des Friedhofs von Tucson begraben liegen.

Es gab eigentlich für mich nur zwei Möglichkeiten: Ich musste den echten Jesse Carradine finden und einliefern. Oder ich musste den Tätowierer finden, der meinem Bruder das besondere Kennzeichen verpasst hatte.

Aber wo konnte ich ihn finden? Meine Schwester hatte einige erfahrene Männer nach diesem verdammten Hurensohn überall suchen lassen, sogar im mexikanischen Sonora.

Niemand hatte ihn finden können.

Aber sein Aufspüren war die einzige Möglichkeit, die Dinge auf den richtigen Weg zu bringen. Und so war der Tätowierer für mich vorerst wichtiger als John Brougher.

Ich begann es endlich zu begreifen.

Und so würde dieser Brougher vorerst noch seine Fährten ziehen können überall auf der Jagd nach Kopfprämien. Ich musste ihn gewähren lassen, durfte noch nicht nach ihm suchen.

Den Tätowierer musste ich finden.

Würde mir das gelingen? Vielleicht musste ich Wochen oder gar Monate nach ihm suchen.