G. F. Unger Sonder-Edition Collection 7 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Sonder-Edition Collection 7 E-Book

G. F. Unger

0,0
8,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

5 spannende Westernromane von G. F. Unger lesen, nur 4 bezahlen!


G. F. Unger wird zu Recht als der beliebteste und erfolgreichste deutschsprachige Western-Autor gefeiert. Mit einer Rekordauflage von über 250 Millionen Exemplaren gehört er zur internationalen Spitzenklasse der Spannungsliteratur. Seine Epoche ist das späte 19. Jahrhundert, seine Schauplätze sind die unermesslichen Weiten des amerikanischen Westens, deren Grenzen von unerschrockenen Frauen und Männern immer weiter nach Westen verschoben werden, bis sie schließlich die Küste des Pazifiks erreichen.

Erleben Sie den amerikanischen "Wilden Westen", wie nur G.F. Unger ihn schildern kann: hart, authentisch, leidenschaftlich.


Dieser Sammelband enthält die Folgen 31 bis 35 der G. F. Unger Sonder-Edition:

Folge 31: Ich warte auf dich, McGill!

Folge 32: Die Todgeweihten

Folge 33: Duell mit dem Tod

Folge 34: Die Wolfsfallen

Folge 35: Quincannons Ranch

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Seitenzahl: 927

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Impressum

BASTEI ENTERTAINMENT Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG Für die Originalausgaben: Copyright © 2015 by Bastei Lübbe AG, Köln Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller Verantwortlich für den Inhalt Für diese Ausgabe: Copyright © 2018 by Bastei Lübbe AG, Köln Coverillustration: Manuel Prieto/Norma ISBN 978-3-7325-6729-4

G. F. Unger

G. F. Unger Sonder-Edition Collection 7 - Western-Sammelband

Inhalt

G. F. UngerG. F. Unger Sonder-Edition 31 - WesternImmer mehr Rinder verschwinden von der Weide. Im Land wimmelt es von zwielichtigen Gestalten, die im Saloon von Arapaho City eine Menge Geld ausgeben. Und in dunklen Nächten streicht ein Killer mit der Sharps durch die Hügel und verstreut seine blutige Saat. Die kleinen Rancher bangen um ihr Leben. Und niemand weiß, wer hinter dem grausigen Geschehen steht. Das wird mit einem Schlag anders, als sich die Viehdiebe auch auf John McGills Weide wagen. Entschlossen erklärt der ehemalige Revolverkämpfer dem unsichtbaren Drahtzieher den Krieg. Und bald muss dieser erkennen, dass er gegen McGill nur eine Chance hat: Er muss aus dem Dunkel hervortreten und es im offenen Duell mit ihm austragen...Jetzt lesen
G. F. Unger Sonder-Edition 32 - WesternLieutenant Bannet hatte die Tochter des Kommandanten von der Postkutsche abgeholt. Es war nicht mehr weit bis zum Fort, dennoch hatte Major Weaver mich, seinen Scout, der Eskorte mitgegeben, um jedes Risiko auszuschließen. Die Gegend wimmelte nämlich von Enzimenzins Kriegshorden, und Bennet gierte nach Heldentaten. Dabei war er ein blutiges Greenhorn, das weder das Land noch die Apachen kannte. Als dann die ersten roten Gestalten auftauchten und Bennet, entgegen der ausdrücklichen Weisung des Majors, ihre Verfolgung befahl, stieg mir der Verdruss wie Brandgeruch in die Nase. Der Mann war wahnsinnig! Wie konnte er offenen Auges ins Verderben rennen, zumal sich auch noch der Horizont verdunkelte und das Aufziehen eines verheerenden Wirbelsturms ankündigte!Jetzt lesen
G. F. Unger Sonder-Edition 33 - WesternDieser Lewis Cowley, der mir grinsend gegenüberstand, war gefährlich wie eine Klapperschlange. "Habt ihr das gehört, Jungs? Er will mich festnehmen!", rief er. "Seit langem hat mir keiner mehr einen so guten Witz erzählt, Sheriff!" Er lachte schallend und das Rudel seiner Begleiter fiel johlend ein. Doch ich ließ mich nicht täuschen. Es war nur ein Trick von ihnen. Ich sollte glauben, dass nichts geschah, so lange sie lachten. Als Cowley zog, reagierte ich reflexhaft. Es war wieder einmal soweit. Ich befand mich mitten im Duell. Im Duell mit dem Tod. Nun gut, ich blieb Sieger. Wie stets bisher. Aber wie stets stellte ich mir die bittere Frage: Wie lange noch ging das gut? Wie lange konnte ein Mann gegen diesen Gegner Sieger bleiben?Jetzt lesen
G. F. Unger Sonder-Edition 34 - WesternUnd dann kamen sie von allen Seiten. Pettersons wilde Horde hatte mich in der verlassenen Hütte aufgestöbert. Diese Männer waren bis zum Letzten entschlossen. Sie mussten mich töten, um ihre Macht in diesem Lande aufrechtzuerhalten. Nur mein Tod würde für sie alle Schwierigkeiten beseitigen. Alles wäre für mich halb so schlimm gewesen, wenn meine Braut Sally nicht bei mir gewesen wäre. Jetzt war sie wahrscheinlich dazu verdammt, mit mir zusammen zu sterben. Meine letzte Hoffnung waren die Wolfsfallen, die ich rings um die Hütte aufgestellt hatte ...Jetzt lesen
G. F. Unger Sonder-Edition 35 - WesternEin mörderischer Job in Mexiko hatte John Quincannon zum rechtmäßigen Eigentümer der Hacienda Santa Verde gemacht. Aber das ehemalige Herrenhaus war verfallen, das Land wimmelte von Maverickjägern, und Quincannon war ohne alle Barmittel. Keinen lausigen Cent hatte er mehr in der Tasche, und der Aufbau der Riesenranch würde Hunderttausende verschlingen. Besessen von dem Willen, sich ein gewaltiges Rinderimperium zu errichten, suchte John Quincannon nach einem Weg, um an Geld zu kommen. Doch als er ihn gefunden hatte, wusste er, dass es ein Weg war, der ihn mitten durch die Hölle führte. Und er wusste auch, dass er sich den Teufel persönlich zum Todfeind machte ...Jetzt lesen

Inhalt

Cover

Impressum

Ich warte auf dich, McGill!

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Vorschau

Ich warte auf dich, McGill!

1

Als die schwarze Nacht über dem weiten Land und den Seven-Sisters-Hills liegt, weil am Himmel die Sterne verborgen bleiben, da vermag McGill die Rinderfährte nicht mehr sehend zu verfolgen.

Dafür aber kann er sie gewissermaßen mit der Nase wittern, weil die kleine Herde den Staub des trockenen, weiten Landes aufwirbelte, der sich noch lange in der Luft hält, bevor er sich endlich senkt und die Luft wieder klar und rein wird.

Doch selbst wenn der Staub in der schwarzen Nacht nicht in der Luft schwebte, McGill ist sich schon seit dem Nachmittag darüber klar, wo die Fährte enden wird.

Eine halbe Stunde später reitet er aus der Schwärze der Seven Sisters Hills hinaus auf die Ebene, auf der die Schwärze jetzt wie ein unerforschliches Geheimnis liegen würde, wenn … ja, wenn dort draußen nicht ein paar Lichter wären.

McGill hält seinen grauen, narbigen Wallach an. Und plötzlich ist alles ganz einfach.

Er weiß, dass sein langer Ritt zu Ende ist.

Denn die Lichter gehören zum Endpunkt einer Nebenlinie der Union Pacific. Es ist nur eine kleine Nebenlinie, die zum großen Schienenstrang führt. Sie endet hier bei einem kleinen Verladebahnhof.

Und so weiß er, dass dort seine Rinder verladen werden sollen, wahrscheinlich noch in dieser Nacht.

Er reitet wieder an, und es ist nun ein bitterer Zorn in ihm. Er hasst Rinderdiebe, so genannte Rustler. Sie sind für ihn nicht weniger schlimm als Pferdediebe.

In weiser Voraussicht beginnt er nun auf der Ebene einen weiten Bogen zu schlagen, denn er weiß, dass er nicht auf der Fährte seiner Rinder zu den Lichtern kommen darf. Er muss aus einer völlig anderen Richtung kommen.

Er wird sich der kleinen Verladestation von Norden her nähern, so als käme er von Cheyenne.

Er reitet also ein Stück nach Norden, und als er dann nach Süden abbiegt, da sieht er wieder die Lichter der Station und dahinter die geheimnisvolle Kette der Seven Sisters Hills vor sich, aus der er ja auf der Fährte kam. Die Nacht wurde etwas heller und damit auch alle Dinge, die sich gegen den Himmel abhoben.

Er reitet auf einem von Radfurchen und Hufspuren geprägten Weg, welcher wirklich von Cheyenne her kommen mag. Doch genau weiß er es nicht. Es hat sich in diesem Land seit dem Bau der Union Pacific eine Menge verändert. Und auch die gewaltigen Büffelherden, deren Hufe alle anderen Fährten und Wege löschten, sind nicht mehr vorhanden. Nur ihre Knochen liegen überall und bleichen in Sonne, Wind und Regen.

Er fragt sich, wen er dort bei der kleinen Station wohl vorfinden wird. Kennt er die Viehdiebe? Stand er vielleicht schon in Arapaho mit ihnen dann und wann an der Bar oder saß mit ihnen am Spieltisch? Was dann?

Er findet keine Antwort auf diese Frage. Und so reitet er weiter und weiter.

Als er nahe genug ist, hört er das Gebrüll seiner Rinder aus einem Corral. Es ist gewiss ein Verladecorral, von dem aus man die Rinder direkt in die Viehwaggons treiben kann. Er weiß, die Tiere sind nach dem gnadenlosen Treiben – sie müssen von den Treibern vorwärtsgeprügelt worden sein – nervös und deshalb wild. Die ohnehin auf der Heimatweide schon halb wilden Longhorns wittern Unheil.

Und so brüllen sie.

McGill reitet langsam im Schritt, erreicht den Schienenstrang zwischen zwei Schuppen und überquert ihn.

Nun sieht er die Station. Zu ihr gehören ein kleiner Store und ein Saloon. Das alles wird umgeben von Magazinen, halb offenen Schuppen, Corrals und etwas weiter entfernt von einem großen Stapel von Bahnschwellen.

Vor dem Saloon stehen einige Sattelpferde.

Im Stationshaus tickt der Telegraf. Er kann es recht deutlich hören, indes er sein Pferd anhält, bewegungslos im Sattel verharrt und in die Runde wittert. Ja, es ist ein Wittern, und vielleicht ist er jetzt eine Art zweibeiniger Wolf, der genau weiß, dass Jäger auf ihn lauern.

Aus dem Stationshaus kommt ein Mann gelaufen, der vor dem Saloon verhält, die Tür öffnet und laut in den Saloon ruft: »Der Zug kommt in etwa einer Stunde!«

Dann kehrt der Stationsmann wieder zum Stationshaus zurück.

John McGill reitet vorwärts, und als er sein Pferd vor dem Saloon neben die anderen Tiere an den Wassertrog stellt, da tritt ein Mann hinter der Hausecke hervor und schnippt die aufsprühende Zigarettenkippe dicht vor McGills Füße.

»Hey«, sagt der Mann dann. »Ziemlich spät noch unterwegs. Kommen Sie von Cheyenne herüber?«

»Es sieht so aus, nicht wahr?« In McGills Stimme ist ein Klang von Spott.

Der Mann kommt nun näher. Im Lichtschein einiger Laternen und der aus den Gebäuden fallenden gelben Barriere betrachten sie sich.

McGill kann wittern, dass der Mann noch stark nach Pferdeschweiß, Staub und Rindern riecht. Und so weiß er, dass es einer der Treiber sein muss, die seine Rinder fast drei Tage und Nächte durch das raue Land vorwärts prügelten.

Ja, dieser Mann stinkt nach Herdenarbeit.

Aber er kennt den Mann nicht, den er nun fragt: »Bekommt man im Saloon auch ein Steak und was sonst noch dazugehört?«

»Gewiss«, murmelt der Mann, wippt auf den Fußsohlen und fragt: »Wohin wollen Sie eigentlich, mein Freund?«

»Nach Süden, einfach nur nach Süden«, erwidert McGill.

Der Mann tritt nun näher an McGills Wallach heran, und es ist klar, dass er sich das Brandzeichen ansehen will.

Aber der Wallach trägt nicht den M-im-Kreis-Brand wie McGills Rinder. McGill war nicht so dumm, auf einem Pferd mit diesem Brand hinter seinen Rindern herzureiten. Dieser Wallach trägt noch den Brand der ehemaligen Texasbrigade.

Und so tritt der Mann wieder zurück bis an die Hauswand und lehnt sich dort dagegen, um sich eine neue Zigarette zu drehen.

McGill aber betritt den Saloon.

Er braucht etwa eine Sekunde, um sich an die veränderten Lichtverhältnisse zu gewöhnen, und er ist in dieser Sekunde voller Sorge.

Doch dann kann er alle Anwesenden im Lampenschein recht gut sehen. Seine Sorge legt sich von einem Atemzug zum anderen, denn weil er keinen der Anwesenden kennt, kann er wohl annehmen, dass er auch ihnen unbekannt ist.

Drei Männer, denen man ansieht, dass sie vor etwa noch einer Stunde Rinder durch raues Land trieben, stehen am Schanktisch. Sie wandten sich dem Eintretenden mit noch halb vollen Gläsern in den Händen zu.

Doch weil ihr Partner draußen den Fremden eintreten ließ, sind sie noch recht sorglos. Man sieht ihnen auch an, dass sie erschöpft und ausgebrannt sind vom harten und langen Treiben.

Der Mann hinter dem Schanktisch aber fragt: »He, Mister, wollen Sie ein Abendbrot? Dann sage ich meiner Frau in der Küche Bescheid.«

»Ja, ein großes Steak, wenn’s geht. Und ein Bier, wenn Sie welches haben«, erwidert McGill und geht zu einem Tisch in der Ecke.

Am Tisch in der anderen Ecke sieht er einen Mann sitzen, der sich das Äußere eines seriösen Geschäftsmannes gibt, also einen Anzug trägt mit Hemd und Krawatte. Auf seinem Kopf sitzt eine zurückgeschobene Melone. Sein Bart ist gepflegt.

Der Mann hat noch ein halb volles Bierglas vor sich stehen und trommelt mit den Fingern auf der Tischplatte, so als könnte er seine Ungeduld nicht anders bekämpfen.

Ja, dieser Mann macht für McGill den Eindruck, als säße er auf einer heißen Ofenplatte.

Er hatte offenbar auch gegessen. Denn ein leerer Teller, den er vor sich schob bis in die Tischmitte, lässt darauf schließen.

Es riecht nach Steak und Bratkartoffeln.

Aus der Ferne hört man das Pfeifen einer Lok. Sie muss noch einige Meilen weit entfernt sein mit ihren scheppernden Wagen, denn über die Prärie klingt sogar ein Schuss in dieser stillen Nacht meilenweit.

Die Lokomotive pfeift immer wieder. Wahrscheinlich muss oder will sie irgendwelche Tiere vom Schienenstrang jagen. Es gibt ja auch noch kleine Büffelrudel im Land da und dort, die zu jagen es sich nicht mehr lohnt.

Einer der Männer an der Bar sagt in die Stille: »Da kommt er. He, Mister Miller, da kommt der Zug!« Gemeint ist der Mann in der Ecke, welcher wortlos nickt und dann das Bierglas leert.

»Wollen Sie noch ein Bier, Mister Miller?« So fragt der Mann hinter der Bar.

Aber der Mann mit der Melone knurrt: »Nein, Fargo. Dies ist kein Bier, sondern Affenpisse. Und es würde mir beim nächsten Glas wieder aus den Ohren herauslaufen.«

Als er verstummt, herrscht eine Weile Schweigen. Dann bringt Fargo das Bier zu McGill an dessen Tisch und sagt dabei: »Mister, dies ist gewiss keine Affenpisse. Probieren Sie. Das ist gutes Bier.«

Nach diesen Worten kehrt er wieder hinter den Schanktisch zurück.

»Das Steak kommt gleich«, sagt er von dort.

McGill trank indes einige Schlucke vom Bier.

Da fragt der Wirt: »Na, ist es Affenpisse oder nicht, Mister?«

»Es schmeckt irgendwie nach einem toten Hund«, erwidert McGill.

Die Männer an der Bar – aber auch jener mit der Melone – beginnen zu lachen. Einer spricht dann heiser: »Ja, ich habe das schon mal mit Whiskey erlebt. Das war an der Red-River-Furt in Drawson’s Saloon bei der Fähre. Der Whiskey war gar nicht so schlecht, aber er hatte einen besonderen Geschmack. Und so wetteten sie im Saloon, was für ein Tier wohl im Fass schwimmen würde. Der Wirt nahm dann sogar Wetten an. Und wir setzten auf alle möglichen Tiere – von der Ratte bis zum Skunk. Aber als wir dann das Fass aufmachten, lag ein kleiner Hund drinnen.«

Die drei Viehdiebe lachen nun wiehernd.

Dann aber tönt in der Ferne wieder das Pfeifen der Lok, nun jedoch schon deutlich näher.

Der Wirt bringt das Steak mit Bratkartoffeln aus der Küche zu McGill an den Tisch und knurrt dabei: »Mister, Sie tun mir verdammt Unrecht. In meinem Bierfass schwimmt kein toter Hund.«

Beleidigt kehrt er wieder zu seinem Platz hinter den Schanktisch zurück und beginnt dort Gläser zu putzen, die er aber wahrscheinlich mit dem Tuch schmutziger macht, als sie zuvor schon waren.

McGill beginnt das Steak zu verputzen. Denn er ist angefüllt mit Hunger, der wie ein böses Tier in seinem leeren Magen zu knurren schien.

Und abermals tönt das Pfeifen der Lok.

Einer der drei Viehdiebe wendet sich wieder an den Mann mit der Melone in der Ecke »Nun, Mister Miller. Jetzt zahlen Sie uns endlich aus. Der Zug ist gleich hier. Und wenn wir die Rinder …«

»Wenn die Rinder verladen sind«, unterbricht der Mann mit der Melone ihn, »keine Sekunde früher.« Und er wirft einen forschenden Blick zu McGill herüber.

»He, Mister, woher kommen Sie eigentlich?« So fragt er.

McGill schiebt sich mit der Gabel erst noch ein Stück Fleisch in den Mund, lässt ihn noch eine Weile auf Antwort warten. Dann erwidert er endlich: »Aus Cheyenne. Warum interessiert Sie das, Mister Miller?«

»Aaah, nur so«, murmelt dieser und will sich erheben. Doch John McGills Stimme spricht nun ganz ruhig, doch mit klirrender Härte »Bleiben Sie sitzen, Mister Miller.«

Dieser hält im Ansatz der Bewegung inne.

»Was meinen Sie?«

»Dass Sie sitzen bleiben sollen«, wiederholt McGill seinen Befehl. Ja, es ist zweifellos ein Befehl. Man erkennt es am Klang seiner Stimme.

Und plötzlich weht der Atem von Gefahr und bevorstehender Gewalttat durch den Raum. Jäh ist jetzt alles völlig anders.

»He«, macht der Mann mit der Melone, der den Allerweltsnamen Miller führt.

Die drei Viehdiebe an der Bar aber gleichen nun gestellten und in die Enge getriebenen Wölfen.

Sie wenden sich lauernd McGill zu, und einer stellt fest: »Der kommt nicht aus Cheyenne. Der kam auf unserer Fährte. Ist es so, Mister?«

»Ihr habt meine Rinder gestohlen und bis hierher getrieben«, erwidert McGill klirrend. »Und wenn ihr mir sagt, wer euch dazu angeworben hat, dann lasse ich euch laufen. Ich will euren Hintermann, nicht euch kleinen Ratten.«

Als sie das hören, ist für sie alles klar. Sie halten ihn nun für einen Narren, denn er sitzt ja noch hinter seinem erst halb verspeisten Steak am Tisch. Ja, sie müssen ihn eigentlich für einen Narren halten, weil sie zu wenig von ihm wissen.

Und noch eines wissen sie nicht, nämlich, dass er seinen Revolver unter dem Tisch verborgen auf seinem Oberschenkel liegen hat.

Und so sind sie die Narren, als sie aufbrüllend nach ihren Revolvern schnappen und sich dabei alle Mühe geben, möglichst schnell zu sein.

Aber sie haben keine Chance.

John McGill war früher, bevor er Rancher wurde, ein Revolvermann der ganz besonderen Sorte, zu der nur die wenigen ganz Großen gehören, von denen es kaum mehr als ein Dutzend gibt und die sich von den ruhmsüchtigen Revolverhelden und den drittklassigen Revolverschwingern unterscheiden wie Königstiger von Coyoten und Ratten.

Er gehört zu der Sorte, die Gutes tut auf böse Weise – aber dennoch Gutes.

Sie haben ihre einzige Chance nicht begriffen. Er hätte sie laufen lassen, wenn sie ihm den Namen ihres Hintermannes genannt hätten.

Doch sie wollten lieber kämpfen und zogen, um ihn zu töten.

Nun sterben sie.

Als das Krachen der Revolver verstummt – auch die drei Viehdiebe kamen noch zum Schuss, brachten jedoch ihre Revolverläufe nicht mehr hoch und die Mündungen in Richtung auf das Ziel –, da spricht der Mann mit der Melone heiser: »Ich bin nicht mit im Spiel. Ich passe! Meine Waffe steckt im Schulterholster. Und meine Hände liegen auf dem Tisch. Ich kämpfe nicht.«

Der Wirt hinter der Bar aber ächzt heiser: »O Vater im Himmel, was ist das für eine Welt …«

Draußen aber klingt der Hufschlag eines davonjagenden Pferdes herein.

Jener Mann dort draußen, der die Bande hätte warnen sollen, hat wahrscheinlich nur einen schnellen Blick durchs Fenster geworfen und begriffen, dass er sein Heil in einer raschen Flucht suchen sollte. Und so jagt er davon in die Nacht – irgendwohin, nur weg von hier.

Die drei Viehdiebe liegen am Boden. Sie machen – ihre letzten Atemzüge. McGill musste schnell schießen und voll auf die Gegner halten. Er hatte keine andere Wahl.

Er sieht zu jenem Miller hin: »Wie viele Rinder sind es, Mister Miller?«

»Siebenundfünfzig, Mister. Wer sind Sie?«

»McGill ist mein Name. Sie werden jetzt für die siebenundfünfzig M-im-Kreis-Rinder eintausendeinhundertundvierzig Dollar zahlen.«

»Sooo, muss ich das?« Miller fragt es mit einem Klang von Trotz.

»Das ist nun mal mein Preis, zu dem ich liefere. Ich will meine kleine Herde nicht sechzig Meilen allein zurücktreiben. Also, wollen Sie kaufen oder als Viehdieb gelten?«

Jener Miller schweigt einige Atemzüge lang.

Dann knirscht er: »Ich zahle. Und was sonst noch?«

»Dann dürfen Sie die Rinder verladen lassen. Und wenn Sie hier nochmals gestohlene Rinder aufzukaufen versuchen sollten, dann werden Sie hängen. Dann haben Sie die Rinderzüchter-Vereinigung im Nacken. Verstanden?«

»Ich zahle den doppelten Marktpreis«, knurrt Miller. »Verdammt, ich bin ja auch nur ein kleiner Wicht im großen Spiel.«

»Und wer teilt die Karten aus?« McGill fragt es hart. Aber Miller schüttelt nur den Kopf.

»Was weiß ich … Ich kaufe hier nur Rinder und verlade sie.«

2

Die Müdigkeit liegt wie Blei in seinen Gliedern, und die innerliche Anspannung löst sich allmählich auf. Er sitzt immer noch an seinem Tisch in der Ecke und lauscht nach draußen.

Dort hält nun der Zug. Stimmen tönen. Jener Miller ist draußen, um das von ihm gekaufte Vieh verladen zu lassen.

Der Wirt ließ inzwischen die Toten fortschaffen und tritt nun zu ihm an den Tisch, fragt mürrisch: »Und wer bezahlt die Beerdigung der Kerle? Die hatten insgesamt nur fünf Dollar und ein paar Cents in den Taschen. Die waren arme Hunde. Wer also zahlt die Beerdigung – also Särge und …«

»Sie kamen auf drei Pferden«, unterbricht ihn McGill. »Verkaufen Sie die drei Tiere. Dann machen Sie noch einen guten Gewinn – oder?«

Der Wirt zerbeißt einen Fluch auf den Lippen und kehrt wieder hinter den Schanktisch zurück.

Es ist still im Saloon. Draußen brüllen die Rinder. Sie lassen sich nur mit Schlägen und Flüchen in die beiden Viehwaggons treiben.

McGill fragt hart: »Wurden hier viele Rinder verladen von diesem Miller? Hat der hier viele Rinder gekauft?«

Der Wirt knurrt vorerst nur böse. Doch nach einer Weile spricht er unwillig »Ja, es kamen immer wieder kleine Herden hier an, zumeist nur von drei oder vier Reitern hergetrieben. Miller zahlte sie stets nach dem Verladen aus. Sie ließen dann ein paar Dollar hier bei mir im Saloon. Die Geschäfte gehen schlecht. Dies ist eine kleine Station. Hier ist sozusagen der Arsch der Welt. Und jetzt wird es noch stiller werden.«

John McGill nickt nur. Was soll er auch sagen? Diese kleine Station lebte von den Viehdieben, die hier einen Abnehmer hatten, der die Rinder sofort verladen lassen konnte.

Erst wenn das Umland besiedelt wird und aus der Station eine kleine Stadt entsteht, die sich im Umkreis von dreißig Meilen zum Nabel einer kleinen Welt entwickelt, ändert sich alles.

Doch das kann dauern.

»Wollen Sie noch ein Bier?«, fragt der Wirt nach einer Weile mit einem versöhnlichen Klang in der Stimme.

McGill schüttelt den Kopf.

Er verspürt Unentschlossenheit und fragt sich, ob er hier im Heu oder Stroh einer Scheune übernachten oder lieber hinaus auf die Prärie reiten soll, um sich dort hinzulegen.

Er hat hier kämpfen und töten müssen und wird deshalb trotz Müdigkeit gewiss keinen Schlaf finden – schon gar nicht hier im Saloon.

Wahrscheinlich also ist es besser für ihn, wenn er hinaus in die Prärie oder in die Seven Sisters Hills reitet, um über sich die Sterne zu sehen und sie fragen zu können, was das Schicksal für ihn bereithält.

Denn eines ist ihm klar: Die Viehdiebstähle in dem Land der Arapaho Hills, die werden organisiert. All die kleinen Rustlerrudel – wie die drei Burschen, die er in Selbstverteidigung erschießen musste, um nicht selbst erschossen zu werden –, die werden dirigiert.

Und so wie ihm, ergeht es gewiss mehr als einem Dutzend Ranchern in diesem Arapaho-Hills-Gebiet rings um die kleine Stadt Arapaho.

Er kann sich ausrechnen, dass die ganze Sache eskalieren wird und es zu einem Krieg der Rinderzüchter gegen die Rustler kommt.

Und dann? Ja, was wird dann sein?

Wer will auf diese Weise einen Krieg? Und was verspricht er sich davon?

Er will sich erheben, um sich draußen um sein Pferd zu kümmern. Denn der Wallach ist in den vergangenen zwei Tagen fast siebzig Meilen durch raues Land gelaufen, immer auf der Fährte der Rinder, welche zwei Tage und Nächte Vorsprung hatten, den es einzuholen galt. Es war ein raues Reiten.

Er wird das Tier gewiss länger als eine Stunde abreiben und durchmassieren müssen. Auch mit einigen Eimern Wasser wird er es übergießen. Das Wasser aus dem großen Tränketrog wird vom langen Sonnentag lauwarm sein. Der Wallach wird zufrieden schnauben.

McGill will sich also erheben, doch es bleibt beim Ansatz zu dieser Bewegung.

Denn von draußen tritt eine Frau ein.

Gleich an der Tür verharrt sie, um ihre Augen an das Lampenlicht zu gewöhnen. Sie blinzelt ein wenig, wischt sich übers Gesicht und streicht sich die Haare aus der Stirn. Es sind rotgolden im Licht schimmernde Haare.

Sie muss mit dem Zug gekommen sein.

Der Wirt spricht schnell: »Treten Sie näher, Ma’am. Was kann ich für Sie tun? Möchten Sie etwas essen? Meine Frau ist noch in der Küche. Ich muss ihr nur Bescheid sagen bezüglich Ihrer Wünsche.«

»Ein Steak würde ich gerne essen«, spricht die schöne Frau mit kehliger Stimme und tritt näher.

Ja, sie ist eine Schönheit. Und sie ist noch jung. Ihre Mädchenzeit liegt noch nicht lange hinter ihr. Sie bewegt sich selbstbewusst, so als wäre sie sich ihres Wertes niemals unsicher.

»Und auch einen Kaffee könnte ich gebrauchen, wenn er stark genug ist und nicht nur eine braune Brühe.«

»Meine Frau kocht guten Kaffee, Ma’am«, versichert der Wirt und verschwindet.

Die Schöne sieht sich um. Ihr Blick fällt auf McGill. Der hat den Hut weit in den Nacken geschoben und greift nun an die Hutkrempe.

»Willkommen am Ende der Welt, Ma’am«, spricht er. »Die Steaks hier sind gut. Über den Kaffee kann ich nichts sagen.«

Sie nickt kaum merklich und überlegt dann offensichtlich, an welchem der sechs Tische im Raum sie Platz nehmen soll.

McGill erhebt sich und macht eine einladende Bewegung zu seinem Tisch.

»Kommen Sie, Ma’am«, spricht er ruhig. »Wir beide sind Fremde an diesem Ort. Das sollte uns vereinen. Oder sind Sie hier nicht fremd?«

»Doch«, murmelt sie. »Dies ist ein verdammt armseliges Nest, nicht wahr? Und wie kommt man von hier weiter? Oder wissen Sie das nicht, weil auch Sie hier fremd sind?«

»Wir werden es herausfinden.« Er lächelt und hält ihrem festen Blick stand.

An diesem geraden und festen Blick erkennt er endgültig, dass sie eine Frau ist, die trotz junger Jahre schon das Leben kennt, eine Frau, die sich unter Männern behaupten musste.

Sie aber wird sich darüber klar, dass sie einen besonderen Mann sieht, einen von der Sorte, von denen eine Unerschütterlichkeit ausgeht, die in Not und Gefahr andere Männer um sich schart.

Er ist groß, dunkel und hager. Seine breiten Schultern verraten Kraft, die sich bis in die langen Arme fortsetzt. Die schmale Taille verrät den Reiter. Und sie sieht ihm auch jetzt im Lampenschein an, dass er lange und rau hergeritten ist.

Ja, er ist ein Mann von jener Sorte, die ihr gefällt.

In seinem Gesicht sind einige winzige Narben, die ihr verraten, dass sein Leben ziemlich rau war.

»Kommen Sie!« Er lächelt wieder. »Ich kann die Gesellschaft einer schönen Frau wirklich gebrauchen, um wieder daran glauben zu können, dass es auf dieser Erde auch noch schöne Dinge gibt.«

Sie lacht leise, und abermals ist dieser kehlige und dennoch melodische Klang in ihrer Stimme.

»He«, sagt sie lachend, »die Welt ist voller schöner Dinge. Alles ist wunderschön, denn die Welt ist weit, groß und …«

Sie bricht ab, denn der Wirt tritt aus der Küche hinter den Schanktisch und spricht von dort heiser und spröde: »Er hat vor kaum mehr als einer halben Stunde drei Männer getötet. Sehen Sie da die Sägespäne, Lady? Darunter ist noch Blut. Ja, dieser Mann will jetzt wieder an das Gute auf unserer Erde glauben. Und Sie, Lady, sind jetzt wohl so etwas wie ein Stern in dunkler Nacht für ihn. Das Steak und der Kaffee kommen in zehn Minuten.«

Die Schöne hört es und sieht McGill an, blickt fest in seine rauchgrauen Augen.

Dann spricht sie langsam und ruhig: »Oh, ich weiß, wenn man getötet hat, dann gerät man in die Hölle und möchte so schnell wie möglich wieder heraus aus ihr.«

Sie bewegt sich nun endlich und tritt zu ihm an den Tisch, nimmt mit einer raschen und geschmeidigen Bewegung auf einem der Stühle Platz.

Auch McGill setzt sich wieder. Und so sitzen sie sich einige Atemzüge lang schweigend gegenüber und sehen sich an, versuchen gewissermaßen im jeweiligen Gegenüber einzudringen mit feinem Instinkt.

»Gewiss hatten Sie einen Grund«, murmelt sie schließlich.

Er nickt leicht. Doch der Wirt spricht etwas schrill vom Schanktisch her »Viehdiebe … Als er sie hier einholte, zogen sie zu dritt gegen ihn. Aber sie hatten keine Chance gegen ihn. Ja, der braucht jetzt eine reine Seele in seiner Nähe.«

Sie schüttelt den Kopf. »Aber ich bin keine reine Seele, mein Freund. Sagen Sie mir lieber, wann hier eine Postkutsche vorbeikommt, damit ich weiter komme.«

»Wohin wollen Sie, Lady?« Der Wirt fragt es ernst und dennoch irgendwie witternd.

»Irgendwohin«, erwidert sie.

»Das wird nicht so schnell möglich sein«, murmelt der Wirt. »Hier kommt nur jede Woche einmal eine Postkutsche vorbei. Und das war gestern. Vielleicht fahren Sie lieber mit dem Viehzug wieder zurück zur Hauptlinie. Von Cheyenne aus fahren Postkutschen in alle Richtungen weg von der Bahnlinie. Sind Sie auf der Flucht, Lady?«

Es ist zuletzt eine ziemlich brutale Frage.

Aber sie lacht kehlig und lässt seine Frage unbeantwortet.

Sie sieht wieder McGill an.

»Wenn Sie Viehdiebe verfolgten«, murmelt sie, »dann kommen Sie von einer Ranch, nicht wahr? Wo liegt diese Ranch?«

»In einem der Täler der Arapaho Hills«, erwidert er, »etwa siebzig Meilen von hier, also zwei Tagesritte durch raues Land nach Süden durch die Seven Sisters Hills. Arapaho ist eine kleine, hübsche Stadt ohne Sheriff.«

»Ich muss keinen Sheriff fürchten«, murmelt sie. »Aber ich kann hier nicht länger bleiben, nicht bis der nächste Zug herkommt. Nehmen Sie mich mit, Mister …«

»McGill, John McGill«, sagt er.

»Mein Name ist Porter, Susan Porter, und ich habe in Omaha einen Mann getötet, der mir etwas antun wollte. Ich handelte in Notwehr. Es gab Zeugen. Der Sheriff musste mich laufen lassen. Doch die Brüder des von mir Getöteten sind nun hinter mir her. Ich sage Ihnen das, damit Sie wissen, in was Sie sich einkaufen, wenn ich mit Ihnen reiten darf. Doch mein Vorsprung ist groß genug. Sie würden nicht in Gefahr geraten. Ich muss hier nur weiter.«

Er sieht sie an und nickt.

»Haben Sie Reitzeug bei sich? Ja, haben Sie überhaupt Gepäck?«

»Nur wenig. Aber es gibt hier ja einen Store, wie ich gesehen habe. Ich kann alles kaufen, auch ein gutes Pferd. Nehmen Sie mich also mit, Mister McGill?«

Er blickte in ihre grünen Augen und spürte ihre Ausstrahlung. Ja, sie strömt etwas aus, was ihn in Bann nimmt. Er kennt sich aus mit Frauen. Früher auf seinen Wegen gab es diese oder jene. Er lernte alle Sorten kennen. Und niemals hatte er Mühe, eine Frau zu bekommen.

Und wahrscheinlich würde er auch diese bekommen können.

Das Abenteuer lockt ihn. Abenteuer dieser Art machten für ihn das Leben schon immer schön. Er ist ja kein edler Heiliger, sondern nahm sich stets, was er bekommen konnte.

Und diesmal möchte er so schnell wie möglich vergessen, dass er getötet hat, will nicht mit seinen Gedanken allein sein. Ja, die schöne Susan Porter wird ihn das Böse vergessen lassen.

Und so nickt er: »Ich besorge ein Pferd. Morgen bei Sonnenaufgang reiten wir los. He, Wirt, ich nehme eines der drei Pferde.«

»Dann müssen Sie mit Sattel zwanzig Dollar zahlen«, erwidert der Wirt vom Schanktisch her spröde. »Soviel kostet die Beerdigung für einen der Toten.«

***

Als draußen die Sonne aufgeht, sitzen sie schweigend beim Frühstück. Susan Porter trägt die Kleidung eines Mannes. Sie ist ihr zu weit, aber dies ist ihr nur recht, denn die Weite verbirgt alles, was bei einer Frau reizvoll ist für einen Mann. Sie will nicht provozieren. Er begreift es, indes sie schweigend das Frühstück einnehmen.

Die Nacht verbrachten sie getrennt, sie in einer Kammer des Storehalters, er in einer Scheune und dort im Stroh.

Er fragt schließlich: »Können Sie länger als nur ein paar Meilen im Sattel bleiben, in einem Cowboysattel?«

Sie lächelt ihn mit einem Gesichtsausdruck von Nachsicht an.

»Da machen Sie sich nur keine Sorgen«, spricht sie.

Er nickt.

»Dann ist es ja gut«, murmelt er schließlich.

Mehr sprechen sie nicht an diesem Morgen beim Frühstück. Und als sie später hinaus zu den Pferden treten, da muss er ihr ziemlich großes Bündel als Sattelrolle hinter dem Zwiesel festschnallen. Und eine Reisetasche hängt sie selbst ans Sattelhorn. Sie überprüft dann nur noch die Länge der Steigbügel und stellt fest, dass er sie richtig bemessen hat nach Augenmaß. Er beobachtet dann, wie sie sich in den Sattel schwingt, und hilft ihr absichtlich nicht dabei. Nun kann er erleichtert feststellen, dass sie sich auskennt wie ein Cowgirl. Ihre Bewegungen sind geschmeidig. Ihre kleinen Füße finden sofort die Steigbügel, und sie bringt das Pferd ohne Schwierigkeit unter Kontrolle, zeigt dem Tier die Sicherheit, die es spüren muss, um gehorsam zu sein. Ja, sie sitzt prächtig im Cowboysattel, scheint mit dem Pferd verwachsen zu sein.

Er nickt zufrieden, sitzt ebenfalls auf.

Schweigend reiten sie davon.

Die paar Leute der armseligen Bahnstation sehen ihnen nach. Und der Wirt des Saloons sagt dann heiser: »Was für ein Mann … Und was für eine Frau … Hey, was für ein Paar! Leute, da reitet ein zweibeiniger Tiger mit einer zweibeinigen Tigerkatze, die sich als Lady tarnt, aber vielleicht gar keine ist.«

»Du musst es ja wissen, Fargo«, knurrt der Stationsmann. »Du hast ja Erfahrung mit schönen Weibern, nicht wahr? He, ob dieser Miller mit dem nächsten Zug wieder nach hier zurückkommt, um weiterhin gestohlene Rinder zu kaufen und nach Osten zu schicken?«

Sie alle sehen den Wirt Fargo an. Aber der schüttelt den Kopf und spricht dann überzeugt: »Nein, Miller kommt nicht wieder her. Der hat gesehen, wie dieser Revolvermann die drei Narren von den Beinen schoss, als sie nach den Revolvern griffen. Der hat begriffen, dass man ihn tatsächlich hängen würde. Ich möchte wissen, was für ein hartes Spiel da im Süden hinter den Seven Sisters Hills im Arapaho-Land gespielt wird.«

Er kratzt sich hinterm Ohr und geht in den Saloon zurück.

Dort räumt seine Frau das Geschirr vom Tisch, an dem das Paar gefrühstückt hat.

Sie sieht ihren Mann schweigend an. Es ist ein bitterer Blick. Sie hätte auch sagen können: »Fargo, warum hast du uns hier hergebracht und all unsere Chips auf diese armselige Station gesetzt? Wie lange können wir hier noch durchhalten, wenn uns jetzt auch noch die paar Dollar von Miller und dessen Viehdieben fehlen?«

Ja, das hätte sie sagen können, würde sie ihren bitteren Blick mit Worten interpretieren. Doch er versteht es auch so.

Und so knurrt er: »Das wird schon werden, Nelly. Die Station am Fuße der Seven Sisters Hills wird noch eine Goldmine für uns. Sie wird als Verladestation für Rinder zu sehr benötigt. Es werden andere Aufkäufer kommen. Und andere Rustler werden kleine Herden herbringen. Denn für viele Reiter in diesem Land ist es leichter, Rinder zu stehlen als aufzuzüchten. Gestohlene Rinder bringen schneller Geld. Mach dir nur keine Sorgen, Nelly.«

3

Eine Weile reiten sie schweigend, und für McGill bietet sie ständig einen erfreulichen Anblick, obwohl sie in der ihr zu reichlichen Männerkleidung gewiss nicht als Frau zu wirken vermag.

Als sie einmal nach einer langen Steigung anhalten, um die Pferde verschnaufen zu lassen, da sagt er: »Ich würde jede Wette darauf eingehen, dass Sie auf einer Rinderranch aufgewachsen sind, einer Ranch in Texas. Sie sind Texanerin. Richtig?« Sie sieht ihn an und schenkt ihm abermals ein nachsichtiges Lächeln.

»Na gut«, spricht sie dann, »erzählen wir uns was über uns. Klären wir uns gegenseitig auf: Sind Sie nur ein bezahlter Revolvermann, den die Rinderzüchter angeworben haben, damit er möglichst viele Rinderdiebe abschießt? Oder sind Sie ein Rancher, der selbst um seine Herde kämpft, die er für sich und nicht für Viehdiebe aufgezogen hat. Was sind Sie?«

»Mir gehört die M-im-Kreis-Ranch«, erwidert er. »Ich habe fünf Jahre harter Arbeit investiert. Als ich herkam, gab es hier noch feindliche Indianer und Büffel, auch noch ehemalige Guerillas, die keine ehemaligen Südstaatler dulden wollten. Ich habe immer nur um meine Ranch gekämpft, standgehalten gegen alles und bin nicht weggelaufen. Auch ich bin Texaner. Und nun zu Ihnen, Susan Porter, nun zu Ihnen.«

Sie lacht leise und spricht dann ruhig: »John, Sie wissen längst, zu welcher Sorte ich gehöre. Darauf würde ich wetten. Also, beschreiben Sie mich mit Ihren Worten. Na los! Ich will sehen, wie groß Ihre Menschenkenntnis bezüglich Frauen ist. Na los, sagen Sie mir, für was Sie mich halten!«

»Sie sind eine schöne Frau«, erwidert er. »Aber Ihre Schönheit ist es nicht allein, denn Schönheit ohne Ausstrahlung ist letztlich stets eine Enttäuschung.«

»Und ich habe diese Ausstrahlung?« Sie fragt es mit Spott in der Stimme, doch in ihren grünen Augen ist dieser Spott nicht zu erkennen. Diese Augen blicken ernst.

»Sie kennen das Leben«, murmelt er und blickt in diese Augen hinein. »Ja, Sie wanderten schon auf rauen Wegen, und deshalb ist Ihnen nichts mehr fremd. Doch irgendwie behielten Sie Ihren Stolz. Sie ließen sich noch nie zerbrechen. Und wenn Sie fielen, dann standen Sie verdammt schnell wieder auf. Und all das liegt in Ihrer Ausstrahlung. Ich wette, Sie sind mal als junges Ding weggelaufen, um sich die Welt erobern zu können. Ihre Schönheit sollte Ihnen dabei helfen. Aber so ganz hat es noch nicht geklappt. Den ganz großen Coup vermochten Sie als Glücksjägerin noch nicht zu landen. Und nun mussten Sie in Cheyenne sogar einen Mann erschießen. War es an einem Pokertisch?«

»Ja, so war es«, nickt sie. »Er war ein Falschspieler und wollte sich mit meinem Geld im Hut den Weg freischießen. Eigentlich war er nur ein großer, wilder und verwegener Junge. Seine Brüder sind älter, härter und gnadenloser. Sie würden mich töten.«

Als sie verstummt, nickt McGill. »Ja, solche Burschen gibt es«, murmelt er.

Dann reiten sie weiter und legen abermals schweigend Meile um Meile zurück.

Es ist ein raues Land, zerklüftet und voller Felsblöcke, die von der Erosion zernagt wurden seit Ewigkeiten.

Es ist auch ein unübersichtliches Land mit tausend verborgenen Winkeln, zu denen verschlungene alte Pfade führen.

Aber sie selbst reiten immer noch auf der Fährte, auf welcher McGill gestern geritten kam, auf der Fährte seiner Rinder also, folgen ihr zurück nach Süden in Richtung ihres Ausgangspunktes.

Es ist dann gegen Mittag – und sie haben mehr als fünfzehn Meilen durch raues Land hinter sich gebracht – als sie am oberen Rande eines Wasserloches verhalten.

Schon zuvor hörten sie das Brüllen der Rinder.

Nun sehen sie die kleine Herde dort unten. Die Tiere wurden hart getrieben und stehen bis zu den Knien im Wasser. Und indes sie saufen, verunreinigen sie es zugleich, lassen ihren Urin darin ab und auch ihren Dung.

Drei Reiter sitzen in den Sätteln. Sie haben sich Zigaretten gedreht, rauchen und gönnen den müden, staubigen und vorwärts geprügelten Rindern eine kurze Rast.

Nun entdecken sie das Paar oben am Rande der tiefen Senke, in der sich das flache Wasserloch befindet. Sie werden sofort sehr wachsam. Man sieht es ihnen an, wie angespannt sie lauern.

John McGill sagt zu Susan: »Bleiben Sie hier oben. Das Wasser ist ohnehin jetzt für Tage versaut.«

Nach diesen Worten reitet er hinunter.

Sie empfangen ihn nebeneinander verhaltend, starren ihm misstrauisch entgegen.

Er aber wirft einen Blick auf die Brandzeichen der Rinder.

Es ist der Topfhenkel-Brand seines Nachbarn Ben Willow, der seine kleine Ranch in einem Seitental betreibt.

Ben Willow ist mehr als sein Nachbar, er ist sein Freund.

Er sieht nun die drei Viehdiebe an. Ja, es gibt für ihn keinen Zweifel, sie sind Viehdiebe. Und auch sie wollen die Herde zu jener Bahnstation treiben, wo sie jenen Miller glauben.

Es ist für McGill alles klar.

Aber soll er schon wieder zum Colt greifen?

Er verspürt einen heftigen, bitteren Widerwillen und fühlt sich wie der Gefangene einer Pflicht.

Denn Ben Willow ist sein Nachbar und Freund. Und dies sind Ben Willows Rinder.

Die drei Viehdiebe starren ihn feindlich an, so als könnten sie wittern, dass er gewiss nicht ihr Freund, sondern eher ihr Feind ist.

Er nickt ihnen zu und spricht: »Freunde, dies ist heute kein guter Tag für euch. Wir kommen von der Seven Sisters Hills-Bahnstation. Dieser Miller kauft keine Rinder mehr. Er ist weg mit dem letzten Zug. Und es gab drei tote Rustler. Aber wenn ihr es dennoch versuchen wollt … Es ist euer Spiel, nicht meins.«

Er will sein Pferd herumziehen, um wieder hinauf zu Susan Porter zu reiten, da stößt einer der Viehdiebe hervor: »He, wer bist du überhaupt? Und was redest du für einen Schwachsinn von einem Miller und drei Toten? Was geht uns das an?«

Er verstummt böse.

Auch seine Partner rechts und links neben ihm wirken böse und verärgert.

John McGill schüttelt bedauernd den Kopf.

»Jungs«, spricht er, »ihr habt verdammt schlechte Karten. Ihr müsst euch eine andere Weide suchen. Die Rinder da habt ihr umsonst getrieben.«

Abermals will er sein Pferd herumziehen.

Doch da brüllt ihr Sprecher fast kreischend: »Ich habe dich gefragt, wer du bist, verdammt! Gib mir endlich eine Antwort! Oder soll ich dir erst die Ohren abschießen, damit du besser hören kannst?«

Als der wilde Bursche verstummt, da sehen sie plötzlich den Revolver in McGills Hand. Wie durch Zauberei taucht die Waffe darin auf.

Und da begreifen sie endlich, an wen sie geraten sind. Denn noch niemals sahen sie einen Mann so schnell seine Waffe herauszaubern.

Sie versuchen nichts, gar nichts, so wild und verwegen sie auch sein mögen. Da sie ja selbst Revolverschwinger sind, wissen sie Bescheid.

»Gut, gut, Mister«, stottert ihr Sprecher: Sie heben die Hände und gleichen jetzt in die Enge getriebenen Coyoten, was ihre Furcht betrifft. Ja, sie spüren Furcht und sind böse. Wenn sie könnten, würden sie sich zu gerne an ihm rächen für das, was er ihnen soeben antat. Er hatte sie überrumpelt und ihren Stolz verletzt.

Er spricht ruhig: »Ich sagte es euch ja schon. Dies ist kein guter Tag für euch. Ihr kennt mich also nicht. Nun, ich bin John McGill. Ein paar von eurer Sorte hatten meine Rinder zu diesem Miller getrieben. Nun sind sie tot. Und Miller ist weg. Der kommt nicht wieder. Ihr aber werdet jetzt absitzen. Los, herunter von den Pferden! Oder muss ich euch aus den Sätteln schießen?«

Er fragt es barsch. Und er konnte ihnen ansehen, dass sie seinen Namen kennen.

Sie waren nicht lange im Arapaho-Land, um ihn persönlich gesehen zu haben. Doch gehört haben sie schon von ihm.

Sie gehorchen schweigend. Keiner versucht eine schnelle Bewegung.

Und als sie neben ihren Pferden stehen, da sagt er barsch: »Schnallt die Revolvergürtel ab und hängt sie an die Sattelhörner. Dann macht ihr das auch mit euren Stiefeln. Ihr könnt die Socken jedoch anbehalten. Na los!«

Sie zögern. Und sie haben die Lippen zusammengepresst. Einer von ihnen stößt einen pfeifenden Ton aus der Nase.

Doch auch dann gehorchen sie. Was bleibt ihnen auch anderes übrig! Sie hörten ja von ihm, was bei der Bahnstation geschehen ist. Und sie glauben ihm.

Susan Porter beobachtet das alles von oben, hört auch die Stimmen und versteht fast jedes Wort.

Nun sieht sie ihn mit den Pferden fortreiten. Sie umrundet die Senke und holt ihn dann wieder ein. Zurück im Wasserloch bei den Rindern bleiben die drei Viehdiebe, barfuß und ohne Waffen.

Als sie neben ihm reitet und ihm beim Treiben der drei Sattelpferde hilft, da ruft sie ihm zu: »John, Sie sind ein harter Mann.«

Er ruft fragend zurück: »Was hätte ich denn anderes tun sollen, Ihrer Meinung nach, Susan? Es sind gestohlene Rinder. Ihr Besitzer ist mein Freund und Nachbar. Was also hätte ich anderes tun sollen?«

»Wir hätten die Rinder zurücktreiben können auf ihrer eigenen Fährte«, erwidert sie. »Und dann hätte ich Ihnen gezeigt, dass ich auch wie ein Cowboy arbeiten kann.«

»Das glaube ich auch so«, erwidert er.

Als es Abend wird, erreichen sie den Seven Sisters Creek und finden abseits der Fährte einen guten Rastplatz.

Er versorgt die Pferde, indes sie Kaffee kocht und Speck brät.

Es ist dann schon Nacht, als sie sich am Feuer gegenübersitzen und sich im Flammenschein ansehen.

Einmal sagt er: »Sie haben Katzenaugen.«

Sie will etwas erwidern, doch da hören sie beide trommelnden Hufschlag, der jäh verklingt.

Er murmelt: »Die haben jetzt unser Feuer gesehen in der Nacht. Die kommen jetzt langsam und vorsichtig im Schritt und hoffen, dass sie Rinder hören können.«

Sie schweigt.

Eine Weile müssen sie noch warten. Dabei können sie hören, dass die Reiter offenbar ihr Camp und das Feuer umzingeln.

Dann tönt eine harte Stimme aus der Dunkelheit zu ihnen herüber: »He, Feuer! Wer campiert dort am Creek? Gebt Antwort!«

John McGill hatte sich erhoben und war aus dem Lichtkreis in den Schatten eines Baumes zurückgetreten. Susan sieht, dass er die Hand am Revolverkolben hat, sie dann jedoch wieder sinken lässt.

Und sie alle hören seine Stimme: »He, bist du das, Ben Willow? Dann komm her zu mir. Hier ist McGill. Kommt her!«

Sie müssen nicht lange warten, dann tauchen ein halbes Dutzend Reiter auf, die auf schnaubenden Pferden verharren. Sie sind hart und rau geritten. Eine Pferdeschweißwolke umgibt sie.

»He, Ben, was machst du hier?« So fragt einer der Reiter und sitzt ab. Und als er zu ihnen ans Feuer kommt, da erkennt er, dass McGill eine Frau bei sich hat.

Er greift sofort an den Hut, und noch bevor er etwas sagen oder fragen kann, spricht McGill: »Wenn du dich beeilst, dann hast du morgen in aller Frühe deine Rinder eingeholt. Und drei barfüßige Viehdiebe werdet ihr auch leicht finden. Die können nur wenige Meilen gewandert sein und haben ihre Füße jetzt gewiss voller Dornen. Da, diese Sattelpferde, die gehörten ihnen, auch die Waffengurte mit den Colts. Du kannst das alles haben, Ben, sozusagen als Entschädigung für deine Mühe. Susan, dies ist mein Nachbar Ben Willow, und er ist jetzt ebenso hinter seinen Rindern her, wie ich vor einigen Tagen. Also reite, Ben. Ich konnte meine Rinder noch bei der Bahnstation für zwanzig Dollar das Stück verkaufen. Aber der Aufkäufer – ein Bursche, der sich Miller nennt – ist weg. Ich versprach ihm, dass er hängen würde, wenn er nochmals wiederkommen sollte. Und ich musste drei Viehdiebe erschießen. Du wirst dort die frischen Gräber sehen. Also reite, Ben!«

Dieser nickt heftig. Dann deutet er auf Susan Porter: »Aber wie kommst du an diese Lady, John?«

»Die Geschichte erzähle ich dir später einmal bei einem Drink in Arapaho. Reite lieber, Ben, bevor sich deine Rinder zerstreuen und ihr sie mühsam zusammensuchen müsst. Die bleiben nur während der Nacht zusammen. Reitet los, und nehmt die drei Sattelpferde mit.«

»Wozu?« Ben Willow ist ein rothaariger Bursche. Dies erkennt man im Feuerschein, als er vor Susan den Hut zieht. »Wozu die Sattelpferde?« So fragt er nochmals und setzt hinzu: »Wenn wir die barfüßigen Rustler finden, brauchen sie keine Pferde mehr – nie mehr. Aber wir nehmen die Gäule mit als Ersatzpferde. Denn jetzt werden wir wie die Teufel reiten.«

Er schwingt den Hut vor Susan und wirft sich dann mit einem Comanchesprung in den Sattel. Seine Reiter schwiegen die ganze Zeit. Sie wirken verwegen, zäh und hart, ganz und gar wie Ritter der Weide.

John McGill kennt sie alle.

Drei von ihnen nehmen die Sattelpferde der Rustler mit.

Und dann verschwindet die Mannschaft nach Norden zu in der Nacht. Der Hufschlag verklingt langsam in der Ferne.

Susan und McGill nehmen wieder ihre Plätze am Feuer ein.

Susans Stimme fragt ernst: »Und er wird sie hängen?«

»Wahrscheinlich«, erwidert McGill. »Es ist Krieg. Ja, so muss man es wohl sehen. Im Arapaho-Land kämpfen die Rinderzüchter gegen zahlreiche Banden von Viehdieben. Und diese Rustlermannschaften werden fast generalstabsmäßig eingesetzt. Jemand dirigiert das alles aus dem Hintergrund. Und es könnte sein, dass es einer von uns Ranchern ist, der sich das ganze Arapaho-Land erobern will. Irgendwann wird er Farbe bekennen müssen. Aber vorerst …«

Er bricht mit einer Handbewegung ab.

Doch Susan beendet seinen abgebrochenen Satz mit den Worten: »… beschäftigt er euch Rancher, lässt euch kämpfen. Einige von euch sollen resignieren. Auch Reiter werden euch fortlaufen, wenn es die ersten Toten gibt draußen auf der Weide. Ich kenne das, weil ich es schon erlebt habe in Texas.«

Er nickt.

Dann spricht er noch einmal die Worte, die er sprach, bevor sie den Hufschlag der Topfhenkel-Ranch-Mannschaft hörten »Sie haben Katzenaugen, Susan.«

»Und das gefällt dir?« Sie fragte es geradezu.

»Sehr«, erwidert er.

»Und du überlegst schon die ganze Zeit, wie du mich unter deine Decke bekommen kannst?«

In ihrer Stimme ist nun ein melodisches Klirren, in dem das Wissen einer Frau zu spüren ist, die sich auskennt.

»So ist es«, erwidert er. »Darüber denke ich schon viele Stunden nach.«

Die grünen Katzenaugen auf der anderen Seite des Feuers werden schmal.

Dann hört er sie kehlig sagen: »John, mein Instinkt sagt mir, dass du ein Mann von jener Sorte bist, die einer Frau entweder gar nicht oder in ihrem ganzen Leben nur ein- oder zweimal begegnet. Ich weiß auch, dass du die Toten in dieser Nacht vergessen möchtest. Ja, auch ich denke schon eine Weile darüber nach, wie es sein würde, wenn wir uns unter deiner oder meiner Decke liebten. Du kannst mich haben diese Nacht, so wie ich dich haben will. Und keinen von uns wird es danach zu etwas verpflichten. Jeder von uns wird danach frei sein. Gut so?«

»Gut so«, wiederholt er.

4

Es ist spät am Abend des nächsten Tages, fast schon Nacht, als sie in der Ferne inmitten des Haupttals der Arapaho Hills die Lichter der kleinen Rinderstadt Arapaho erblicken.

Sie halten an. Er hört sie leise sagen: »Das sind freundlich wirkende Lichter. Wie sind die Menschen dort?«

»Wie Menschen sind«, erwidert er, »die hart kämpfen mussten, um sich etwas aufzubauen – wachsam, misstrauisch, abwartend. Bis man zu ihnen gehört, dauert es lange. Doch dann ist man nicht mehr allein. Aber was kümmert es dich, du willst ja so schnell wie möglich weiter – oder nicht mehr? Soll ich dich beschützen?«

»Weil wir uns eine Nacht unter deiner Decke liebten? Nein, nicht deshalb, John. Ich wollte mir deinen Schutz nicht kaufen. Ich wollte in deinen Armen liegen, weil ich das Verlangen dazu hatte. Und ich habe mich in meinen Erwartungen nicht getäuscht. Du hast mich für einige Stunden glücklich gemacht, mir gezeigt und mich spüren lassen, wie herrlich das Leben sein kann. Aber vielleicht haben die Jennison-Brüder meine Fährte verloren. Sie wissen auch nicht, wie ich aussehe. In Cheyenne hätten sie mich leicht finden können. Dort hätte man ihnen den Weg zu mir gezeigt. Doch hier …«

Sie bricht ab und zeigt zu den Lichtern hin.

»Sie wirken so freundlich und gut. Vielleicht ist das eine gute Stadt. John, gibt es dort eine Frau, der du verpflichtet bist?«

Sie spürt, dass er einige Sekunden lang nachdenkt. Doch dann hört sie ihn antworten: »Nein, ich bin dort in Arapaho keiner Frau verpflichtet – und wohl auch sonst nirgendwo.«

Als er es sagt, denkt er an Stella Warwick, die Rancherin, die vor einem Jahr ihren Mann verlor, und verspürt ein leises Gefühl der Schuld.

»Gut«, sagt Susan knapp und reitet wieder an.

Er folgt ihr, und er ist ein wenig unsicher, weiß nicht, was sie vorhat. Er weiß nur eines: Sollten die Jennison-Brüder sie bedrohen, ihren Bruder rächen wollen, dann wird er sie beschützen.

Sie reiten also schweigend auf die Stadt zu. Ein langer Hang führt hinunter ins Valley. Vom Wagenweg zweigen dann und wann andere Wege ab, die zu Nebentälern führen. Die Nacht ist nun mond- und sternenhell. Man kann die Durchgänge – es sind zumeist Canyonmäuler – zu den Nachbartälern gut in dem gewaltigen Ring der Arapaho Hills erkennen.

Der Wald auf all den Hängen wirft Schatten und scheint in diesen Schatten Geheimnisse zu verbergen. Und dann – als hätte ein Theaterregisseur es so gewollt – kommt von rechts eine hart reitende Mannschaft um ein Waldstück herumgejagt. Sie bilden unter dem strahlenden Himmel im Licht der Gestirne eine dichte Traube, welche ständig ihre Form verändert.

Ja, sie reiten offenbar um die Wette.

Doch der Reiter an der Spitze wird von keinem anderen überholt, so wie ja auch bei einem Wolfsrudel keiner dem Leitwolf den Platz an der Spitze streitig macht.

Es ist eine starke Mannschaft, die da galoppiert, als ginge es ums nackte Leben und wäre sie auf der Flucht vor dem Teufel.

Doch es ist ein Wettreiten. Denn die Reiter stoßen begeisterte Schreie aus, lassen gellende Pfiffe durch das vorhin noch so stille Tal ertönen.

Dicht vor dem Paar erreicht das starke Rudel den Hauptweg und biegt darauf ein.

Aber der Reiter an der Spitze biegt zur Seite ab und hält an, schickt die Mannschaft weiter, wartet, bis McGill und Susan herangeritten sind.

Von Anfang an hat Susan Porter nun das instinktive Gefühl, dass sich etwas jäh verändert hat. Es ist, als spürte sie den Atem eines Unheils, einer Gefahr. Doch sie kann sich noch nicht vorstellen, dass dieser Atem von dem wartenden Reiter ausgeht, so beachtlich der Mann auf seinem mächtigen Hengst auch wirkt.

»Hey, McGill«, hört sie den Mann nun mit röhrend klingender Stimme fragen, »wen hast du denn da bei dir? Ist das eine Frau in Männerkleidung? He, holst du dir eine Frau auf die Ranch? Das wäre gut für dich und würde alles endgültig klären.«

Der riesige Mann drängt seinen Hengst dichter an Susan Porters Tier heran und beugt sich zu ihr hinüber, um sie im Mond- und Sternenschein besser betrachten zu können.

Dann stößt er einen bewundernden Pfiff aus.

»Heiliger Rauch«, spricht er dann mit einem Klang von ehrlicher Bewunderung in der röhrenden Stimme, »diese Lady ist ja mindestens so schön wie Stella Warwick. Mann, McGill, wo hast du sie her?«

Er wartet jedoch nicht auf Antwort, sondern wendet sich wieder Susan Porter zu, lüftet sogar den Hut, schwingt ihn dann wie ein spanischer Grande.

»Lady, ich bin Blake Carrington, der größte Rancher auf mehr als hundert Meilen in der Runde. Wer sind Sie? McGill hat wohl Angst, mich Ihnen vorzustellen. Er befürchtet wohl, dass ich Sie ihm wegschnappen könnte, hahahahaha! Aah, das war nur ein Scherz, Lady!«

Er lacht abermals schallend und gibt sich ganz und gar wie ein Ungetüm. Er ist ein löwenhaft wirkender Mann, einer von der Sorte, die alles aus dem Weg stößt oder überrollt.

Er wendet sich an McGill: »Gut gemacht, McGill!« Er grinst unter seinem Sichelbart. »Da kommen wir uns wenigstens auf diesem Gebiet nicht mehr in die Quere. He, ich hörte im Saloon, dass du hinter einigen Viehdieben hergesaust wärest, die dir eine kleine Herde wegtrieben. Ganz allein bist du ihnen nach. War das nicht gefährlich, hahahaha?«

»Sie sind tot, Carrington, mausetot. Und der Käufer ist jetzt weg! Er zahlte noch zwanzig Dollar pro Rind an mich und fuhr selbst mit. Der kommt nicht mehr zur Seven Sisters Station. Dort ist jetzt niemand mehr, der gestohlene Rinder kauft.«

Als McGill verstummt, da starrt ihn Blake Carrington einige Atemzüge lang wortlos an. Doch dann schnalzt er anerkennend mit der Zunge und spricht: »Gut, gut, McGill. Ich wusste schon immer, dass man dir nicht so einfach Vieh stehlen kann. Du und ich, wir gehören zu einer besonderen Sorte. Nur gut, dass wir keinen Streit mehr bekommen können.«

Wieder wendet er sich an Susan Porter.

»Lady, nimmt er Sie mit auf die Ranch, oder bleiben Sie in der Stadt?«

»Das wird sich finden«, erwidert sie. »Und auf welchem Gebiet kommen Sie sich nun nicht mehr in die Quere?«

Er lacht wieder mit seiner röhrenden Stimme, so als hätte sie ihm eine sehr lustige Frage gestellt.

»Fragen Sie ihn doch«, spricht er dann und reitet an. Er jagt seiner Mannschaft nach, als wollte er diese noch vor der Stadt wieder einholen. Eine Wolke aufgewirbelten Staub lässt er zurück.

Und so warten sie, bis der Staub sich gelegt hat, um nicht darin reiten zu müssen.

Dann spricht sie ruhig: »Also, dann frage ich hiermit. Was hat er da angedeutet? Doch du musst nicht antworten.«

Nun lacht er ein wenig nachsichtig. Dann spricht er: »Es gibt da in Arapaho eine schöne Witwe, deren Trauerjahr bald beendet ist. Carrington und ich, wir machten ihr den Hof. Und er meint, dass er jetzt ohne Konkurrenz ist.«

»Ist er das jetzt wirklich?«

»Das wird sich finden«, spricht er.

»Ist sie schöner als ich?« Sie fragt es ernst.

»Das ist schwer zu sagen«, erwidert er und reitet an.

Sie folgt ihm, und als sie wieder neben ihm auf gleicher Höhe reitet, da sagt sie: »Jetzt bin ich neugierig, mächtig neugierig. Er ist dein Feind. Weißt du das?«

»Wahrscheinlich werden wir uns eines Tages gegenseitig zu töten versuchen«, erwidert er. »Für uns beide ist die Welt zu klein.«

»Und warum ist das so?« Sie fragt es ernst.

Er schweigt eine Weile, als müsste er selbst noch darüber nachdenken. Doch dann erwidert er durch den vom Staub des Weges gedämpften Hufschlag ihrer Pferde: »Weißt du, Susan, das ist manchmal so. Da begegnen sich Männer und wissen vom ersten Moment an, ob sie Freunde oder Feinde sein werden, also ob sie sich mögen können oder ablehnen. Irgendwie strömen sie etwas aus. Und dieser Blake Carrington fühlte sich stets von mir herausgefordert, wenn er mich nur sah. Er ist ein Bursche, der keinen gleich großen neben sich duldet. Wir werden es eines Tages unter uns klären müssen.«

Als er verstummt, da schweigt sie lange, und sie sind der Stadt mit den freundlichen Lichtern nun schon sehr nahe, als sie wieder spricht: »Ja, ich habe gespürt, dass er einer von der Sorte ist, die sich die ganze Welt erobern und untertan machen will, nichts neben sich duldet. Hat er wirklich eine so große Ranch? Ist er der mächtigste Rancher in diesem Land?«

»Er hat schon einige kleine Nachbarn gefressen«, erwidert McGill. »Und irgendwann wird er mich fressen wollen. Denn wenn ihm das geglückt ist, geben die anderen auf. So einfach ist das, Susan.«

»Heiliger Rauch«, spricht sie wild, »so einfach ist das! Und es geschieht überall auf unserer Erde. Es gibt immer welche, die von den Wölfen gefressen werden.«

Er erwidert nichts.

Wenig später reiten sie zwischen den ersten Hütten und Häusern in die kleine Stadt hinein und erreichen das Arapaho-Hotel neben der Posthalterei.

Susan Porter hält ihr Pferd an. Auch er tut es und fragt: »Willst du hier …«

»Ja, ich bleibe hier«, unterbricht sie ihn und lässt ihn seine Frage gar nicht vollenden. »Sie werden hier wohl ein Zimmer für mich haben, und auch eine Badewanne voll warmen Wassers wäre jetzt gut. Willst du dich um mein Pferd kümmern, John?«

»Sicher«, erwidert er. »Ich bringe es zum Mietstall.« Sie sitzt ab und stampft mit den Füßen in den Staub, um die Blutzirkulation zu beleben. Dann schnallt sie ihre Sattelrolle vom Hinterzwiesel los und nimmt ihre Reisetasche vom Sattelhorn, über welches sie den Tragegriff gehängt hatte.

»Besuche mich, wenn du nach Arapaho kommst«, spricht sie. »Und vergiss nicht, John McGill, dass ich dich sehr mag.«

Nach diesen Worten geht sie die drei Treppenstufen zur Veranda des Hotels hinauf.

Dort hält sie inne und wendet sich noch einmal halb.

»Und ich bin verdammt neugierig auf diese Frau«, spricht sie.

Dann verschwindet sie im Hotel.

Er verharrt noch im Sattel auf seinem ruhig stehenden Wallach und »lauscht« auf seine Gefühle. Ja, er lauscht gewissermaßen in sich hinein.

Er spürt ein Bedauern und weiß dieses Gefühl dennoch nicht einzuordnen. Was also bedauert er? Dass er nicht mit ihr ins Hotel geht, um dann mit ihr in einem Bett zu liegen? Oder was bedauert er sonst?

Er kann es nicht herausfinden.

Und so beugt er sich im Sattel nieder zur Seite, um die Zügel des anderen Pferdes in die Hand zu bekommen. Dann reitet er weiter zum Mietstall.

Der Stallmann Smoky Wells sitzt drinnen auf der Futterkiste beim Abendbrot. Doch er nimmt den Blechteller von den Knien, stellt ihn neben sich und kommt dann heraus. Klein und krummbeinig blickt er zu dem Reiter hoch und fragt: »Weit geritten, Mister McGill? Die beiden Pferde sehen so aus. Bleiben Sie in der Stadt?«

»Dieses Pferd gehört einer Lady. Sie wohnt im Hotel. Und für meinen Wallach hast du eine Stunde Zeit. Versorge ihn gut, Smoky.«

»Das tue ich immer, Mister«, erwidert der Ex-Cowboy. »Selbst als ich noch jung war, hatten es die Pferde besser bei mir als die Mädchen oder Frauen.«

McGill grinst, sitzt ab und geht wortlos davon.

Als er wenig später in den Saloon tritt, hat er davor schon die mit Schweiß und Staub bedeckten Sattelpferde der Carrington-Mannschaft an den Haltebalken und Wassertrögen gesehen. Und er weiß deshalb, dass Carrington mit seinen Reitern drinnen an der Bar stehen wird.

Dennoch geht er hinein.

Denn das gehört zum Ritual zwischen Carrington und ihm. Sie zeigen sich immer wieder, dass keiner dem anderen aus dem Weg geht.

Denn täte das einer, würde dies sofort im ganzen Land bekannt werden. Denn es ist so, dass die Menschen im Land ziemlich sicher sind, dass Carrington und McGill eines Tages aneinandergeraten werden – es sei denn, einer von ihnen würde deutlich seine Unterwerfung zeigen.

Er tritt also ein, nachdem er sich draußen mit seinem Hut den Staub von der Kleidung klopfte.

Nach zwei Schritten hält er inne und überfliegt mit einem schnellen Rundblick die Situation, nimmt diese in sich auf, so dass er sie auch mit geschlossenen Augen vor sich sehen könnte.

Ja, da stehen sie mit ihrem löwenhaft wirkenden Boss, zwölf harte und verwegene Reiter der C-im-Kreis-Ranch.

Sie kamen von irgendwoher und wollen heim zur Hauptranch. Und weil der Weg an der Stadt vorbeiführte, kehrte ihr Boss mit ihnen ein, um ihnen einen oder zwei Drinks zu spendieren und sich mit ihnen in der Stadt zu zeigen.

Es ist eine Demonstration der Stärke.

Ihre Gesichter sind ihm zugewandt, und einige grinsen herausfordernd.

Am anderen Ende der langen Bar aber sieht John McGill seine Freunde.

Nur Ben Willow fehlt, denn dieser ist ja hinter seinen Rindern her.