G. F. Unger Sonder-Edition Großband 21 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Sonder-Edition Großband 21 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

10 spannende Westernromane von G. F. Unger zum absoluten Sparpreis in einem Band!

G. F. Unger wird zu Recht als der beliebteste und erfolgreichste deutschsprachige Western-Autor gefeiert. Mit einer Rekordauflage von über 250 Millionen Exemplaren gehört er zur internationalen Spitzenklasse der Spannungsliteratur. Seine Epoche ist das späte 19. Jahrhundert, seine Schauplätze sind die unermesslichen Weiten des amerikanischen Westens, deren Grenzen von unerschrockenen Frauen und Männern immer weiter nach Westen verschoben werden, bis sie schließlich die Küste des Pazifiks erreichen.

Erleben Sie den amerikanischen "Wilden Westen", wie nur G.F. Unger ihn schildern kann: hart, authentisch, leidenschaftlich.
Dieser Sammelband enthält die Folgen 201 bis 210 der G.F. Unger Sonder-Edition:
Folge 201: Union Pacific
Folge 202: Der siebente Reiter
Folge 203: Im Schatten der Mächtigen
Folge 204: Ein hinkender Wolf
Folge 205: Stadt der toten Hunde
Folge 206: Alle Chips auf Cash
Folge 207: Sei gut, Cowboy
Folge 208: Weaver
Folge 209: Hinter den Hügeln
Folge 210: Overland Stage

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 2019

Veröffentlichungsjahr: 2024

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G. F. Unger
G. F. Unger Sonder-Edition Großband 21

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben

Für die Originalausgaben:

Copyright © 2020/2021 by

Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6 – 20, 51063 Köln

Vervielfältigungen dieses Werkes für das Text- und Data-Mining bleiben vorbehalten.

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Für diese Ausgabe:

Copyright © 2024 by

Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6 – 20, 51063 Köln

Covermotiv: © Manuel Prieto/Norma

ISBN: 978-3-7517-6495-7

https://www.bastei.de

https://www.sinclair.de

https://www.luebbe.de

https://www.lesejury.de

G. F. Unger Sonder-Edition Großband 21

Cover

Titel

Impressum

Inhalt

G. F. Unger Sonder-Edition 201

Union Pacific

G. F. Unger Sonder-Edition 202

Der siebente Reiter

G. F. Unger Sonder-Edition 203

Im Schatten der Mächtigen

G. F. Unger Sonder-Edition 204

Ein hinkender Wolf

G. F. Unger Sonder-Edition 205

Stadt der toten Hunde

G. F. Unger Sonder-Edition 206

Alle Chips auf Cash

G. F. Unger Sonder-Edition 207

Sei gut, Cowboy

G. F. Unger Sonder-Edition 208

Weaver

G. F. Unger Sonder-Edition 209

Hinter den Hügeln

G. F. Unger Sonder-Edition 210

Overland Stage

Guide

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Contents

Union Pacific

Sergeant Bill Banner vom 7. Kavallerie-Regiment, stationiert in Fort Riley, Kansas, im Moment irgendwo in den Laramie Mountains in der schlimmsten Klemme seines Lebens, zählt gelassen seine wenigen Patronen. Dann wendet er sich an seinen Freund und Saufkumpan so mancher durstigen Nächte und sagt trocken: »Ich habe noch elf nette kleine Freunde, Jimmy. Und sie stehen ganz auf meiner Seite.«

Korporal Jim Chester zählt ebenfalls seine Patronen, und als er damit fertig ist und das Gewehr wieder aufgeladen hat, grinst er breit und sagt noch trockener: »Diesmal kannst du mich nicht schlagen, Bill, mein Junge. Ich habe genau dreizehn fleißige Bleibienen bereit. Und selbst wenn ich mir einen Fehlschuss erlaube, werde ich immer noch um einen roten Hundesohn besser sein als du. Ich bin heute gar nicht zu schlagen, selbst von einem großmäuligen Master Sergeant nicht.«

Sergeant Bill Banner bekommt sofort einen traurigen Gesichtsausdruck. »O Jimmy, wo hast du nur deinen Verstand gelassen?«, fragt er sanft und so mitleidig, wie es ein hartgesottener Kavallerie-Sergeant vom härtesten Regiment der Armee vermag. »Jimmy, du hast wieder einmal vergessen, dass die Dreizehn deine Unglückszahl ist. Also gib mir lieber eine der kleinen Summbienen. Dann haben wir jeder zwölf.«

Jim Chester brummt ärgerlich.

»Yeah«, sagt er dann, »am dreizehnten wurde ich geboren, und das war schon ein verdammtes Pech! Dreizehn Jahre später jagte mich mein Vater zum Teufel, weil ich der älteste von seinen dreizehn Söhnen war und er der Meinung war, ich könnte schon allein für mich sorgen. Inzwischen saß ich jedes Jahr an diesem dreizehnten in einer Klemme. Und später trat ich an einem dreizehnten in die Armee ein, kam mit dir zusammen und diene jetzt schon dreizehn Jahre. Ich war dreimal Soldat, dreimal Korporal und dreimal Sergeant. Ich hoffte, dass ich es dieses Jahr wieder einmal schaffen würde, meinen bis jetzt höchsten Dienstgrad zu erreichen! Aber weil heute wieder einmal der dreizehnte ist und ich Geburtstag habe, sieht es wohl wirklich nicht gut aus für mich. Hier hast du eine Patrone!«

Er gibt sie ihm.

Und dann spähen sie beide über ihre Deckung hinweg auf die Indianer, die soeben einen Angriff auf die Abteilung versucht haben und noch einmal zurückgeschlagen wurden.

Es sind noch etwa vierhundert Sioux der Hochprärie. Es sind keine zahmen Agentur-Indianer, sondern richtige wilde und heidnische Oglalas.

Ihr letzter Angriff hatte sie jedoch eine Menge Verluste gekostet, und sie wichen noch einmal zurück, obwohl einige von ihnen sogar so dicht an das kleine Armeekommando herangekommen waren, dass sie sich von den Pferden herunter zwischen die Soldaten stürzen konnten.

Aber es waren nur sehr wenige Krieger, und sie lebten auch nicht mehr lange.

Das Kommando, zu dem Sergeant Bill Banner und Korporal Jim Chester gehören, hat eine gute Verteidigungsstellung bezogen. Es ist eine kleine und tiefe Mulde, die so aussieht, als wäre einmal ein Himmelskörper hier in die Erde gezischt. An den Rändern liegen Felsbrocken, und es sind auch einige Büsche und Bäume da.

In diesem runden Loch befinden sich jetzt noch etwa vierzig Reiter der Unionskavallerie, aber die Hälfte davon ist mehr oder weniger schlimm verwundet. Sie haben nur noch drei oder vier Pferde, kaum noch Munition und überhaupt kein Wasser.

Und sie haben gegen die vierhundert Oglalas keine größeren Chancen als Lachse in einer Wasserpfütze.

Nein, für dieses Kommando sieht es gar nicht gut aus. Aber das wissen sie alle. Sie wissen es, weil jeder von ihnen schon seit Jahren hier an der Indianergrenze Dienst tut und weil sie die Spielregeln zu genau kennen.

In diesem Spiel hier haben die Reste der B-und K-Kompanie nicht mehr viel mitzubieten.

Das weiß auch Captain John Trent, denn er ruft jetzt: »Sergeanten und Korporale zu mir!«

Bill Banner und Jim Chester folgen diesem Ruf und begeben sich zur Mitte des Loches. Der Feldarzt hat den Captain gerade verbunden, und weil dies vorerst seine letzte Arbeit war, wischt er sich die blutigen Hände unter den Achselhöhlen sauber, dann den Schweiß aus dem Gesicht und hockt sich müde auf die Absätze.

Auch alle anderen Männer, die sich hier versammelt haben, hocken am Boden. Denn die Mulde ist nicht mehr tief genug, dass ein Mann aufrecht darin stehen könnte, ohne was in den Kopf zu bekommen, was ihn sehr schnell töten würde.

Der Captain, zwei Sergeanten, fünf Korporale, zwei Landvermesser der Union Pacific und der Scout Drango McKeene sind da.

Jetzt warten sie darauf, was der Captain zu sagen hat.

Er sagt es ihnen schlicht und trocken.

»Sie werden heute keinen Angriff mehr machen, denn die Sonne sinkt nun. Es wird Nacht, und ich kenne keinen Indianer, der es riskiert, in der Dunkelheit sterben zu müssen.«

»Stimmt, Sir«, knurrt Bill Banner. »Die Paviane glauben daran, dass ihre Seelen dann nicht den Weg nach Wanagi Yata finden, dem Sammelplatz aller Indianerseelen, die Aufnahme finden wollen in das gute Reich dort oben.« Er grinst. »Sie werden morgen kommen, Sir. Und ich bin sehr traurig darüber, weil ich in der Kantine von Fort Riley eine Menge Schulden habe. Ob die Armee wohl die Schulden eines skalpierten Sergeanten bezahlen wird?«

Er grinst noch grimmiger und spuckt dann kräftig vor sich auf den Boden. »Die Armee wird nicht zahlen«, fügt er hinzu. »Und dabei erspart sie sich doch wieder einmal für eine Menge guter Jungens die Beerdigung.«

Der Captain starrt seinen Ersten Sergeanten grimmig an. Er ist schon eisgrau, dieser Captain, ledern, hart und falkengesichtig. Während des Bürgerkrieges gegen die Südstaaten war er Oberst, aber wie alle Offiziere, die aktiv blieben, wurde er dann um einige Ränge zurückversetzt. Dieser Oberst auf Kriegszeit und jetzige Captain sagt nun trocken: »Jemand wird seine Chance bekommen. Vielleicht sind Sie es, Sergeant Bill Banner!«

Der starrt ihn verwundert an. Auch die anderen Männer wundern sich. Aber sie brauchen nicht lange zu warten. Der Captain erklärt es ihnen ganz genau.

»Einer bekommt eine Chance«, sagt er. »Einer von uns muss es schaffen. Einer von uns muss die Pläne durchbringen. Der beste Mann von uns muss das machen, und wir wollen jetzt darüber abstimmen, wer von uns der beste Mann für diese Arbeit ist. Ich selbst scheide von vornherein aus. Auch der Doc scheidet aus. Aber einer von euch hier muss es machen. Ihr alle wisst, warum es so sein muss!«

Ja, das wissen sie alle.

Sie denken darüber nach, zwei Sergeanten, fünf Korporale, zwei Vermessungsingenieure der Union Pacific und Drango McKeene, der Scout, denken darüber nach.

Es ist ganz einfach.

Denn sie haben drei Monate benötigt, um den Weg des Schienenstranges zu vermessen und genaue Pläne und Unterlagen zu erstellen.

Natürlich war die ungefähre Route schon vorher festgelegt. Aber die Bauleitung braucht genaue und sehr maßgerechte Unterlagen. Flüsse, Pässe, Schluchten und viele andere Hindernisse müssen vom Bahnbau überwunden werden. Es müssen Brücken gebaut, Tunnels gebohrt, Terrassen gesprengt und viele andere Vorbereitungsarbeiten vollbracht werden, bevor die Planierer, die Schwellenleger und die Schienenleger nach Westen strömen können.

Und dazu braucht man genaue Vermessungspläne.

Diese Pläne wurden von diesem Kommando hier beschafft. Das heißt, die Soldatenabteilung gab einem Vermessungstrupp der Union Pacific Hilfe und Schutz. Von diesem Vermessungstrupp sind jetzt nur noch zwei Ingenieure übrig.

Wenn die Indianer den letzten Weißen totgemacht haben, werden auch die Pläne verloren sein. Das wird den Bahnbau dann nicht nur Monate, sondern den ganzen Winter bis zum nächsten Frühjahr aufhalten. Der Bahnbau wird abgestoppt werden, und damit kommt das Vorwärtsstürmen einer ganzen Nation zum Stillstand. Tausend Planungen, Vorbereitungen und ein gewaltiger Schwanz von tausenderlei Dingen sind dann unnütz.

Die Männer, die hier beim verwundeten Captain in der Mulde hocken, wissen das.

Sie wissen auch, dass sie verloren sind.

Aber müssen deshalb auch die wichtigen Pläne verloren sein?

Die Idee ist jetzt in ihren Köpfen. Einer von ihnen könnte vielleicht doch eine Chance haben, mit den Plänen durchzukommen. Wenn, ja wenn ihm die anderen zu dieser Chance verhelfen!

Diese Männer sind von besonderer Art. Sie wurden hartgebrannt von diesem Leben hier im Indianerland. Sie sind furchtlos und hart. In all den Jahren sahen sie oft dem Tod ins Auge. Sie sind erfahren in diesem Land. Jetzt denken sie darüber nach, wer von ihnen wohl die besten Chancen hätte.

Einer der beiden Ingenieure schluckt schwer, räuspert sich und sagt dann heiser: »Ich und Jack scheiden ebenfalls aus, Captain. Der Mann, der es wagt, wird früher oder später die ganze Horde auf den Fersen haben. Nach Laramie ist es verdammt weit. Wir würden es nicht schaffen.«

Als er verstummt, nickt sein Kollege. »So ist es«, sagt er. »Wir haben die Route vermessen und die genauen Unterlagen erstellt, präzise und genaue Unterlagen, nach denen die Bauleitung den Schienenstrang mehr als dreihundert Meilen weiter nach Westen bauen kann. Wir sind auch keine Milchknaben, sondern konnten überall gut für uns sorgen. Aber wir könnten den Roten nicht entkommen. Wir verzichten auf die Chance. Denn es gibt nur diese eine Chance für einen einzigen Mann. Wenn die Roten ihn erwischen, sind die Pläne verloren.«

Als dies gesagt ist, ist es eine Weile still. Auch die Roten, die einen dichten Ring um die Belagerten bilden, heulen nicht mehr.

»All right«, sagt der Captain.

Dann blickt er seine Männer an. Zuletzt den Scout Drango McKeene. McKeene ist kein Armeescout. Er untersteht der Leitung des Bahnbaus, aber jetzt diesem Offizier.

Er erwidert den Blick des Offiziers ruhig und ausdruckslos. Was in diesem großen Manne auch sein mag, es ist tief in ihm verborgen.

Nun blicken sie ihn alle an. Sergeant Bill Banner grinst plötzlich und sagt: »Unser Captain war schon immer fair. Er hat uns zusammengerufen, damit wir entscheiden, wer der beste Mann ist. Er hätte aber auch ganz einfach einen Befehl erteilen können. Well, er ist fair!«

Er wendet langsam den Kopf und blickt den zweiten Sergeanten und dann die fünf Korporale der Reihe nach an.

»Jungens«, fragt er sanft. »Jungens, ist jemand besser als ich, wenn es sich um eine Sauferei oder um Indianer handelt?«

Sie erwidern seinen harten Blick. Sie kennen ihn. Sie kennen ihren Master-Sergeant so gut wie Söhne ihren Vater. Sie wissen, was er kann. Wenn dieser Sergeant Bill Banner nicht manchmal so unmilitärisch wäre und wenn er sich nicht so oft betrinken würde, dann wäre er sicherlich der beste Sergeant der ganzen Unionsarmee.

Jemand sagt trocken: »Du bist schon in Ordnung, Bill! Du könntest es schaffen, besser als jeder von uns. Das ist richtig! Du bist fast eine Rothaut, die sich aus irgendeinem Grunde nur in die Armee verirrt hat. Du bist so hart, zäh und schlau wie ein Hochprärie-Sioux, und du kannst kämpfen wie ein Berglöwe. Von uns ist keiner besser als du. Deshalb bieten wir in diesem Spiel nicht länger mit. Es ist nur noch ein Zweimänner-Spiel!«

Bill Banner nickt zufrieden. Er weiß genau, auf welche Chance jeder dieser prächtigen Burschen verzichtet. Er weiß es genau.

Aber er selbst ist nicht viel kleiner.

Denn er grinst wieder auf seine verwegene Art und deutet mit dem Daumen auf Drango McKeene.

»Jungens«, sagt er rau, »Jungens, ihr seid nicht so gut wie ich! Und ich bin nicht so gut wie Drango! Das wissen wir alle, und das weiß auch der Captain. Nur weil er fair ist, ließ er uns das selbst feststellen. Er wollte nicht, dass sich einer von uns für übergangen und benachteiligt hält.«

Wieder grinst er, und nun wendet er sich an Drango McKeene.

»Ich passe, alter Junge. Auch ich biete nicht mehr mit.«

Und damit wäre alles gesagt.

Aber Drango McKeene schüttelt seinen Kopf. In seinen rauchgrauen Augen tanzen nun helle Lichter. Er ist ein sehr großer Mann, mit einem stillen und ruhigen Gesicht. Aber es ist ein Gesicht, in dem es dunkle Linien gibt. Es ist ein hartes Gesicht, sonnengebräunt und hager. Seine Haare sind so pechschwarz wie das Gefieder eines Raben. Er ist in Leder gekleidet, trägt zwei Colts, weiche Stiefel aus Alabama und einen Hut aus Texas. Auf seinem Handrücken sind Lassonarben, die darauf schließen lassen, dass er einmal Cowboy war.

Seine Schultern sind sehr breit und muskulös. Seine Taille jedoch fast wie die eines Mädchens. Er besitzt auch einen ziemlich traurigen Ruhm als Revolverkämpfer. Vor einigen Monaten tauchte er im Hauptbüro der Bauleitung auf und bat um Arbeit. Er bekam sie, und es war eine Arbeit von besonderer Art.

Die Union Pacific stellte ihn als »Friedenstifter« und »Unruheverhüter« ein. Und weil er auch Indianererfahrung besitzt, schickte man ihn dann mit dem Vermessungstrupp nach Westen. Als Scout dieser Abteilung hat er während der drei Monate gute Arbeit geleistet. Vor einer Woche hatte er dann die Indianergefahr gemeldet und verlangt, dass die. Abteilung sofort aufbrechen und aus diesem Lande reite solle. Doch die Ingenieure und der Captain wollten erst noch den letzten Rest der Arbeit verrichten. Sie glaubten nicht, dass die Indianer so schnell über sie herfallen würden.

Aber sie kamen.

Und dass der Rest der Abteilung sich in diese Mulde retten konnte, verdankt sie Drango McKeene.

Er schüttelt also den Kopf und sagt in der lässigen und schleppenden Sprechweise eines Texaners: »Zum Teufel mit den Plänen und zum Teufel mit der verdammten Eisenbahn! Ich bleibe hier! Man kann nie genau voraussagen, was die Indianer tun werden. Vielleicht sieht es morgen für uns viel besser aus. Vielleicht können wir uns doch noch durchschlagen. Überdies sind wir überfällig. Die Brüder Casement werden der Armee inzwischen schon mächtig zugesetzt haben. Sicherlich ist schon ein starkes Kommando unterwegs, um nach uns zu sehen. Ich bleibe also!«

Er sagt es sehr bestimmt und entschieden.

Captain John Trent betrachtet ihn fest.

»Drango«, sagt er dann trocken. »Drango, morgen sind wir hier alle tot. Das ist so! Der nächste Angriff, der bei Sonnenaufgang kommen wird, erledigt uns. Und wenn dabei auch die Vermessungspläne zum Teufel gehen, sterben wir nutzlos und umsonst. Das ist es, Drango! Wir hier können nichts anderes mehr tun, als nochmals gut zu kämpfen, und wenn wir die Gewissheit haben, dass unser bester Mann die Pläne durchzubringen versucht, werden wir wenigstens eine kleine Freude haben. Du musst es versuchen, Drango! Bei Morgengrauen greife ich mit meinen Leuten die Roten an. Wir werden alle auf uns locken. Für einige Minuten wird dann der Weg für einen erfahrenen Mann frei sein. So wird es gemacht. Oder kannst auch du es nicht schaffen?«

Drango McKeene lächelt bitter.

»Vielleicht«, murmelt er. »Aber ich will es erst gar nicht versuchen. Ich bleibe! Captain, du musst dir schon einen anderen Mann suchen. Ich bin nicht der Mann, der solch eine Chance ausnutzt.«

Er sagt es endgültig.

Eine Weile schweigen sie alle. Als sich der Captain schon dazu entschließt, nun der Sache durch einen Befehl ein Ende zu bereiten, da holt Sergeant Bill Banner ein schmutziges Kartenspiel aus der Tasche.

»Des Teufels Gebetbuch wird uns helfen«, grinst er. »Wer die höchste Karte zieht, der muss reiten! Ist das in Ordnung, Captain?«

John Trent blickt seinen Sergeanten eine Weile stumm an, und er glaubt, in Bill Banners Augen eine feste Absicht zu erkennen. Er weiß viel über seinen Sergeanten – sehr viel. Denn sie ritten schon im Bürgerkrieg zusammen.

»Das ist in Ordnung, Bill«, sagt er sanft.

Bill Banner mischt die Karten und lässt seinen Freund Jim Chester abheben. Dann teilt er aus, und er teilt jedem der Männer eine Karte zu. Er wirft sie ihnen vor die Füße, denn sie hocken ja dicht nebeneinander im engen Kreis zusammen.

Alle Karten liegen verdeckt auf dem Boden.

Die Männer starrten darauf. So manch einer mag jetzt tief in seinem Herzen darauf hoffen, dass er der Mann ist, der die Chance bekommt.

»Deckt auf und zeigt her«, murmelt der Captain.

Und dann sehen sie alle das Kreuz-As in Drango McKeenes Hand.

»Du verdammter Kartenjongleur!«, sagt dieser zu Bill, der ihn breit angrinst.

»Ich habe jetzt lange genug herumgetändelt«, sagt der Captain hart. »Sie unterstehen mir, Drango! Und ich gebe Ihnen den Befehl! Wenn Sie sich weigern, halte ich wegen Befehlsverweigerung vor dem Feinde ein Kriegsgericht ab und lasse Sie erschießen. Sie werden reiten, Drango!«

Die ganze Härte und Kraft eines erfahrenen Offiziers, der manchmal nicht viel von militärischem Drill hält und oft die Dinge auf seine Art erledigt, kommt nun zum Ausdruck.

»Ich will nichts mehr hören! Wenn wir vor Morgengrauen angreifen, brechen Sie mit den Plänen durch, Drango! Ich werde Ihnen noch einen genauen Bericht an den General mitgeben.«

»Ihr Sergeant ist ein verdammter Kartenjongleur«, sagt Drango bitter. »Ich wünschte, ich hätte mit der Armee und diesem Bahnbau niemals einen Vertrag gemacht, der mich wie einen Soldaten unter Kriegsrecht stellt.«

Es bleibt die ganze Nacht still in der Mulde, und das ist so, weil jeder der Männer mit sich ganz allein ist. In dieser Nacht müssen sie alle und jeder für sich allein damit zurechtkommen, dass sie morgen tot sein werden.

Captain John Trents Männer sind hart, keine Greenhorns. Diese Männer gehören schon Jahre zu einer regulären Truppe, die im Bürgerkrieg und später im Indianerland kämpfte.

Ja, sie werden morgen in den letzten Kampf gehen, und jeder muss mit allen Dingen abschließen.

Deshalb ist es still in der Mulde.

Nur die Roten sind nicht still. Sie haben ihren dichten Belagerungsring etwas gelockert. Sie haben drüben, dort zwischen den Felsen, die wie eine versteinerte Elefantenherde wirken, einige große Kriegsfeuer angezündet.

Zuerst hört man den Totengesang, der ihren Gefallenen gilt. Aber gegen Morgen erklingt dann der Kriegsgesang.

Die Männer in der Mulde hören nun ständig das »Hunhunheh! H›g'un! H›g'un! Ni'inaei! Hunhunhe! Hopo! Hopo! Ni'inaei! H›g'un!«

Füße stampfen den Kriegstanz! Die Oglalas machen sich Mut. Denn wenn die Sonne aufgeht, wollen sie es nochmals versuchen. Sie wollen die Blaubäuche, wie sie die blaugekleideten Unions-Soldaten nennen, bei Sonnenaufgang töten.

Und deshalb singen sie jetzt immer wieder: »Mut! Gute Jagd! Vorwärts! Gehen wir! Gute Jagd! Mut!«

Drango McKeene weiß nicht genau, was in seinen Kameraden hier in der Mulde vorgeht. Aber es ist eine bittere und einsame Sache, wenn Männer sich für den letzten Kampf vorbereiten.

Und weil er ebenfalls ein Mann ist, zu dessen Grundsätzen ein starker Stolz gehört, verspürt er eine zornige Bitterkeit darüber, dass er dazu ausersehen ist, mit den wichtigen Vermessungsplänen auch seinen Skalp zu retten.

Es kommt ihm wie eine feige Flucht vor, zu der man ihn zwingt.

Er denkt auch noch an andere Dinge, an Dinge, die ihn damals dazu brachten, sich dem Bahnbau zur Verfügung zu stellen. Er weiß, dass er sich mit diesen Dingen noch wird auseinandersetzen müssen, später, wenn er es wirklich schaffen sollte zu entkommen.

Oh, er hätte nie gedacht, dass sich alles so entwickeln würde. Er hätte nie gedacht, dass...

Aber darauf wird diese Geschichte hier noch später zurückkommen, später, wenn es an der Zeit ist.

Er setzt sich auf, als der Captain zu ihm kommt, sich bei ihm auf die Absätze hockt und ihm einen Beutel übergibt. Es ist ein wasserdichter Beutel. Und der Captain sagt: »Hier sind die Vermessungspläne und ein Bericht an mein Regiment. Drango, du musst es schaffen! Betrachte deine Aufgabe nicht als eine Flucht. Wir sterben hier nutzlos und ohne Sinn, wenn nicht wenigstens unsere Aufgabe gelöst wird. Und die Lösung unserer Aufgabe ist die Ablieferung der Pläne! Drango, ich hätte dich erschießen lassen und dann dem Sergeanten Bill Banner den Befehl erteilt. Aber du weißt genau, dass er nur halb so viele Chancen gehabt hätte wie du.«

Er machte eine kleine Pause und atmet tief ein.

Dann spricht er weiter: »Nimm den braunen Wallach! Er ist das beste unserer vier noch vorhandenen Pferde. Und viel Glück!«

Er legt seine Hand kurz auf Drangos Schulter und gleitet davon. Man hört dann seine leisen Befehle.

Sergeant Bill Banner kommt nun zu Drango. Als er sich bei ihm niederhockt, sagt der Texaner grimmig: »Scher dich zum Teufel, du verdammter Kartenbetrüger!«

»Ich bin bald in der Hölle und brate über einem Feuer meine tausend Sünden aus«, kichert der Sergeant. »Es ist nicht besonders schade um mich. Ich bin dem Suff verfallen, und eines Tages hätte mir die Armee meine Sergeantenstreifen weggenommen. Meine Dienstzeit läuft bald ab, und sie wäre nicht verlängert worden. Ich habe überall Schulden. Die Armee hätte mich nicht mehr haben wollen. Vielleicht wäre ich dann wirklich ein verdammter Kartenhai geworden, ein Sattelstrolch und Trunkenbold. Für mich ist heute ein guter Tag. Ich kann mich mit Anstand von dieser Welt verabschieden. Hier ist meine Uhr, verkaufe sie und bezahle in der Kantine meine Schulden. Viel Glück, alter Kuhschwanz aus Texas. Mir ist mächtig wohl ums Herz!«

Er drückt ihm eine Uhr in die Hand und huscht davon.

Drango erhebt sich nun ebenfalls. Er hängt sich den Beutel um den Hals und stopft ihn unter das Lederhemd. Er steckt die Uhr in die Tasche und tritt zu einem der Pferde. Er nimmt dem Tier den Sattel ab und ist dann fertig.

Indes haben sich die Soldaten formiert.

In dieser Nacht starben auch die drei Schwerverwundeten, denn der Feldarzt konnte nichts für sie tun. Die anderen Verwundeten werden auf den Beinen stehen und auch noch kämpfen können.

Einer der beiden Vermessungsingenieure kommt noch zu Drango.

»Der Bahnbau darf nicht zum Stillstand kommen«, sagt er heiser. »Dieser Bahnbau ist das größte Werk unserer Nation. Bestell den Brüdern Casement einen Gruß von uns, Drango. Sage ihnen...«

Die Stimme versagt ihm.

Und bevor er noch einmal anfangen kann, tönt Captain John Trents Stimme leise, aber scharf und präzise: »Korporal Chester, Sie tragen die Fahne unserer glorreichen Armee! Sergeant Banner, Sie bleiben bei der Fahne. Sie darf nicht vor dem letzten Mann fallen!«

»All right, Sir!«, erwidert Sergeant Bill Banners Stimme. »Dieser Korporal und ich, wir sorgen dafür!«

Und dann kommt der leise Befehl: »Abteilung Marsch!«

Sie verlassen die Mulde. Einige Soldaten fluchen bitter. Aber sie folgen gehorsam ihrem Offizier.

»Oh, ihr Jungens«, sagt Drango McKeene bitter hinter ihnen her. Dann schwingt er sich in den Sattel, duckt sich zusammen und wartet.

Er braucht nicht lange zu warten, denn Captain John Trents Kommando stößt bald auf die vorgeschobenen Wachposten der Roten. Ein schriller Alarmschrei durchschneidet den noch dunklen und grauen Morgen.

Dann wird es zwei Sekunden lang still.

Und dann geht es los! Gewehre krachen. Eine Trompete schmettert. Vierhundert Indianer beginnen zu brüllen, und obwohl Drango McKeene es nicht sehen kann, weiß er, wie die Sache dort draußen aussieht.

Dort wird jetzt eine Soldatenabteilung, die in dichter Formation geschlossen zum letzten Kampf antritt, von den Roten von allen Seiten angefallen wie ein Elch von einem Rudel Wölfe.

Aber sie werden kämpfen, diese blauen Jungens von der Unionskavallerie. Sie werden wild und wütend kämpfen und den Sioux den Sieg sehr schwer machen.

Denn dies dort sind Jungens vom 7. Regiment, das von General Custer kommandiert wird und als das beste Regiment der Armee gilt. Dieses Kommando dort besteht aus den besten Männern dieses Regiments, und weil sie alle heute noch sterben müssen, werden sie niemals erfahren, dass ihr Regiment und General Custer zehn Jahre später von den Sioux bis auf den letzten Mann getötet werden.

Das wird noch kommen.

Aber heute sind sie an der Reihe.

Drango McKeene wartet lange genug. Aber als er sicher ist, dass alle Indianer ihre Plätze verlassen und sich auf die Abteilung gestürzt haben, reitet er nach Osten zu aus der Mulde und beginnt seinen Weg.

Er lenkt das Pferd mit den Schenkeln und hält beide Colts in den Händen. Das ist gut, denn nicht alle Indianer sind fort. Auf den ersten trifft er fünfzig Yards weiter. Der Krieger springt ihn von der Seite her an wie ein Berglöwe, der hinter einer Deckung hervor auf ein Wild stürzt.

Drango McKeenes Kugel hält ihn auf.

Sein Pferd galoppiert nun. Und dreißig Yards weiter versuchen es zwei brüllende Krieger. Einer schießt sein nagelneues Gewehr ab, aber die Kugel fliegt zwei Zoll an Drangos Kopf vorbei. Er aber schießt sich den Weg frei und presst seine langen Beine wie ein Schraubstock um den Pferdeleib, als das Tier schnaubend über die beiden zu Boden fallenden Oglalas springt.

Das waren schnelle und sichere Schüsse. Drango McKeenes trauriger Ruf als Revolvermann ist groß. Dieser dunkelhaarige Texaner kann von einem Pferd aus ein hüpfendes Eichhörnchen treffen oder einem laufenden Kaninchen den Kopf abschießen.

Und weil er das kann, hat er einige Chancen, seinen Auftrag zu erfüllen. Dieses Land hier ist grausam und hart, und weil das so ist, schuf es auch Geschöpfe, die so sind. Diese Geschöpfe heißen hier Sioux und Cheyenne.

Und wenn ein weißer Mann am Leben bleiben will, muss er hart, schnell und entschlossen sein. Er darf nicht zögern, denn das würde ihn das Leben kosten.

Drango McKeenes Pferd galoppiert nun schneller. Er reitet nach Osten zu, auf den hellen Lichtstreifen am Horizont zu. Dort kommt der Tag herauf. Dort, zweihundert Meilen entfernt, liegt Laramie. Dort irgendwo befindet sich die Kopfstation des Bahnbaus.

Wird Drango McKeene dieses Ziel erreichen?

Hinter ihm sind jetzt vierhundert Rote dabei, die letzten Soldaten zu töten. Noch krachen dort Gewehre, Revolver und tönt das wilde Gebrüll des Kampfes.

Aber bald werden die Roten auf Drango McKeenes Fährte sitzen.

Das ist so sicher wie der anbrechende Tag dort im Osten, der nun schon die Wolken in rotes Licht taucht.

Vielleicht ist Drango McKeene gar nicht der große Glückspilz. Vielleicht dauert sein Weg in den Tod nur viel länger. Vielleicht waren John Trent und seine Männer viel besser dran, weil sie das Unvermeidliche schneller hinter sich bringen konnten.

Eine Jagd kann grausamer sein.

Drango McKeene reitet also schnell, aber es stellt sich niemand mehr in seinen Weg. Er kommt nun glatt und mühelos davon. Nach fünf Meilen zügelt er sein Tier, denn er ist erfahren und weiß, dass in diesem Lande ein langsamer Reiter auf die Dauer schneller ist, wenn es sich um weite Entfernungen handelt. Er wird die Ausdauer seines Pferdes noch sehr nötig haben.

Die aufsteigende Sonne scheint ihm nun ins Gesicht.

Es ist schön, noch am Leben zu sein. Viele Männer an Drango McKeenes Stelle würden jetzt einen Jubelruf ausstoßen! Doch in ihm ist Bitterkeit.

Er verspürt eine tiefe Schuld. Den Männern, die hinter ihm tot zurückgeblieben sind, kann er diese Schuld nicht mehr bezahlen. Er denkt darüber nach, und da kommt er zu der Erkenntnis, dass dies alles so kam, weil die Bahn die Vermessungspläne nötig hat und er der am besten geeignete Mann der Abteilung war, um die Pläne ans Ziel zu bringen. Er begreift, dass sich die Männer für das große Werk ihrer Nation opferten und dass er seine Schuld nur dann bezahlen kann, wenn er dafür sorgt, dass ihr Tod nicht nutzlos war.

Am späten Nachmittag hat er eine weite Ebene überquert und eine neue Bergmauer erreicht. Er muss nun zum Pass hinauf, und wenn der Weg zu steil wird, springt er aus dem Sattel und läuft zu Fuß.

Sein Tier ist ziemlich am Ende und hätte eine längere Rast nötig. Es ist ein gutgenährtes Armeepferd, groß, stark und schnell. Aber er wünschte, es wäre weniger schwer. Er wünschte, er hätte eines der zähen Indianerpferde unter sich, die zwar nicht so stark und schnell sind, aber auf die Dauer ihre Zähigkeit ausspielen können.

Auf halber Höhe des Passes hat er freien Ausblick über die Ebene. Er hält an und späht hinunter. Nun kann er seine Verfolger gut erkennen. Es sind mehr als vierzig gutberittene Oglalas, und weil sie erfahrene Jäger sind, reiten sie nicht im Galopp, sondern lassen ihre zähen Mustangs wie Wölfe trotten. Sie kommen aber dennoch stetig und schnell näher.

Er schätzt, dass sie nicht viel mehr als fünf Meilen hinter ihm sind. Er fragt sich, wie sie wohl herausgefunden haben, dass ein Mann entkommen konnte. Aber die Antwort auf diese Frage ist leicht.

Sie hatten in den letzten Wochen den Vermessungstrupp ständig beobachtet und kennen auch ihn, den Scout. Er war nicht unter den Toten! Vielleicht auch wussten sie schnell Bescheid, weil einer der drei Indianer, die sich ihm entgegenwarfen, nicht getötet wurde und ihnen erzählen konnte, dass ein Weißer nach Osten durchgebrochen ist.

Er fragt sich jedoch, warum sie ihm so hartnäckig auf der Fährte sitzen. Ist es wirklich nur der Ehrgeiz, dass es keinen Überlebenden der Vermessungsabteilung geben soll?

Er denkt noch darüber nach und lässt sein schweißbedecktes Tier verschnaufen, als er etwas entdeckt, was ihn zusammenzucken und einen leisen Fluch ausstoßen lässt.

Denn er sieht, wie aus der Staubfahne, die von den vorderen Verfolgern erzeugt wird, nun ein Reiter zur Spitze vorstößt, der sich von den Indianern so sehr unterscheidet wie ein Geier von Jagdfalken.

Dort an der Spitze der Roten reitet ein weißer Mann.

Unter seiner braunen Hautfarbe wird Drango etwas bleich. Er erkennt diesen Mann, und er kennt ihn gut. Dort unten reitet Cheyenne-Slim, ein Squaw-Mann und Renegat.

Drango beginnt zu ahnen, dass dieser Bursche nicht auf seiner Fährte reitet, um aus purem Spaß an einer Menschenjagd seiner roten Vettern teilzunehmen.

Drango ahnt noch mehr, und diese Ahnung wieder hat einen Zusammenhang mit gewissen Dingen, die schon vor vielen Monaten an Drango McKeene herantraten.

Aber inzwischen wurde eine ganze Menge völlig anders. Inzwischen wurde aus Drango McKeene ein anderer Mann.

Überdies erkennt er jetzt erst richtig, in welche Sache er damals hineingeriet, als er sich mit Wess Bridger auf ein Geschäft einließ.

Drango schwingt sich wieder in den Sattel, aber das ist nicht wörtlich gemeint, denn sein Sattel besteht nur aus einer Decke, die ganz bestimmt keine fünfzig Pfund wiegt und das Pferd somit von Anfang an entlastete.

Er reitet weiter und erreicht eine Stunde später oben auf der Wasserscheide die enge Kerbe des Passes. Es ist ein tiefer Einschnitt, den die Sprengtrupps des Bahnbaus sehr stark erweitern werden müssen. Jetzt ist dieser Einschnitt so schmal, dass ein Reiter die Felswände mit ausgestreckten Armen rechts und links mit den Fingerspitzen berühren kann. Hinter diesem Einschnitt, der einen zackigen Felskamm durchbricht, führen sanfte Hänge zu einer weiteren Ebene nieder. Den tiefsten Punkt dieser Ebene bildet das Bett des tief zwischen steilen Ufern rauschenden Wildcat-Creek, der nur eine einzige Furt besitzt, die schon seit Jahrtausenden von Büffeln benutzt wurde.

Auch durch diesen Einschnitt hier drängten sich seit Jahrtausenden Büffel.

Drango hält an und sitzt ab.

Dann wartet er geduldig auf Cheyenne-Slim, der gewiss an der Spitze der roten Kriegshorde kommen wird. Drango hat eine Menge Gründe, um auf diesen Renegaten zu warten.

Um die Wartezeit nützlich zu verwenden, kümmert er sich um sein Pferd, reibt es gründlich ab und massiert es durch. Dann setzt er sich auf einen Stein und raucht eine Zigarette.

Dann ist es soweit. Drango McKeene hört den Hufschlag unbeschlagener Hufe. Und er macht sich dazu bereit, einen Weißen zu bestrafen, der zum Verräter seiner eigenen Rasse wurde, der ein Bandit ist und den ein Standgericht der Armee sofort aufknüpfen würde.

Und doch gibt es für Drango McKeene auch noch einige andere Gründe, die ihn so handeln lassen. In ihm ist nämlich seit der Minute, da er Cheyenne-Slim in der Kriegshorde erkannte, ein kalter und mitleidloser Zorn.

Dass Cheyenne-Slim vierzig Rote hinter sich haben wird, darum kümmert sich Drango im Moment nicht. Denn dieser Ort hier ist wie dazu geschaffen, dass ein einziger Mann eine kleine Armee für zumindest eine Stunde aufhalten kann.

Er bindet nun sein Pferd an, nimmt die Colts in die Fäuste und wartet. Die Sonne sinkt nun schon im Westen, aber es ist noch hell genug, um erkennen zu können, worauf ein Mann zu schießen beginnt.

Der Hufschlag verstummt vor der Felsspalte. Da diese einen Knick macht, kann Drango das Rudel nicht beobachten. Doch er hört das Schnauben und Keuchen der Indianergäule, das Stampfen ihrer Hufe und dann die kehligen Laute einiger Stimmen.

Dann kommt ein Reiter durch die Passage. Als er um die Biegung geritten kommt, erkennt ihn Drango. Es ist Cheyenne-Slim. Er lässt ihn bis auf etwa zehn Schritte herankommen, dann tritt er vor.

»Das ist weit genug!«, sagt er fest.

»Ich dachte es mir, dass du uns hier aufhalten würdest, bis die Nacht anbricht und alle Katzen grau sind«, erwidert der Renegat heiser und ganz und gar nicht überrascht. Er hält sein Pferd gehorsam an und zeigt Drango nach Indianerart die Handflächen.

»Du hast die Vermessungspläne«, sagt er.

»Ich habe sie«, nickt Drango.

Cheyenne-Slim nickt. »Und du weißt, dass Wess Bridger sie haben will? Du weißt, dass er sie immer noch haben will? Er hat dir damals ein gutes Geschäft vorgeschlagen. Du hast es abgelehnt. Aber jetzt bist du nicht mehr in der Lage, ein solches Geschäft abzulehnen. Gib mir also die Vermessungspläne. Gib sie mir, mein Junge. Und dann will ich bei den roten Affen ein gutes Wort einlegen. Dann darfst du sicherlich deinen Skalp behalten.«

»Du bist gütig«, Drango grinst. »Aber es hätte dir nichts ausgemacht, wenn ich mit dem Vermessungstrupp und den Soldaten umgebracht worden wäre?«

Wieder zeigt Cheyenne-Slim friedlich seine Handflächen. »Ich bin nur ein kleiner schmutziger Renegat«, sagt er. »Ich habe mal den Indianern Schnaps verkauft und als die Armee das herausfand, jagte sie mich. Nun lebe ich in einem stinkenden Tipi und muss zusehen, dass die Roten meine Freunde bleiben. Warum lässt die Armee nicht zu, dass ein ehrlicher Händler den Roten guten Whisky verkauft?«

Er lehnt sich etwas im Sattel vor. »Die Zeit der Indianer geht dem Ende zu«, sagt er härter. »Dieses Land wird durch den Bahnbau schnell besiedelt, und Burschen wie ich, die verlieren ihre letzte Zuflucht. Wir müssen etwas tun für unsere Zukunft. Und Wess Bridger zahlt mir für die Pläne eine Menge Geld. Damit könnte ich nach Oregon gehen. Gib mir also die Pläne! Das ist gut für dich und gut für mich.«

Drango McKeene schweigt und betrachtet den Mann. Obwohl Cheyenne-Slim rotköpfig ist, wirkt er dennoch fast wie ein Indianer, der sich die Haare rot gefärbt hat. Aber er ist ein Weißer. Drango kennt ihn gut aus jener Zeit, da Cheyenne-Slim noch kein Renegat war. Er weiß, wie hart und gefährlich dieser Mann ist und wie sehr diesem Manne sozusagen das Messer an der Kehle sitzt.

Die Zeiten der Indianer in diesem Lande hier sind gezählt. Renegaten wie Cheyenne-Slim werden wirklich sehr bald ihre letzte Zuflucht verloren haben. Der große Indianerkrieg steht vor der Tür oder hat sogar schon jetzt begonnen. Selbst ein weißer Schuft wie dieser Mann dort muss jetzt daran denken und zusehen, wie er möglichst heil aus dieser Sache herauskommen kann.

Auch alles andere ist klar.

Wess Bridger, ein skrupelloser Geschäftemacher, will Einblick in die Vermessungspläne des nächsten Bauabschnittes haben. Für einen Mann wie Wess Bridger sind diese Informationen sehr wichtig. Er hat versucht, sich Drango McKeenes Hilfe zu sichern. Aber Drango lehnte ab, und nun hat sich Wess Bridger einen Burschen wie Cheyenne-Slim angeworben.

Drango schüttelt den Kopf und sagt kühl: »Du bekommst etwas von mir, Slim, aber es werden nicht die Pläne sein.«

Er schiebt seine Colts in die Holster und wartet mit hängenden Armen, deren Hände hinter den Kolben griffbereit geöffnet sind.

Cheyenne-Slim begreift sofort die Unmissverständlichkeit dieser Geste. Er grinst wieder.

»Auch das kannst du haben, Drango McKeene. Ich weiß zwar, wie schnell du bist, aber ich glaube, ich kann dich schlagen. Und ich muss dich schlagen, weil ich mir fünftausend Dollar verdienen will. Doch ich möchte es noch einmal in aller Güte versuchen. Was macht es schon aus, wenn Wess Bridger Einblick in die Pläne nehmen kann? Was macht es schon aus? Er will doch nur die genaue Route des Schienenstranges kennen, um all den anderen Burschen, die längs des Schienenstranges Land erwerben und mit Grundstücken spekulieren wollen, eine Nasenlänge voraus sein zu können.«

Er macht wieder eine kleine Pause und leckt mit der Zunge über seine schmalen Lippen. Sein Mund ist sehr breit, grausam hartlippig und breit.

Dann hebt er langsam die Hand und deutet hinter sich.

»Die Roten haben eine Armeeabteilung vernichtet. Also wird die Armee eine Strafexpedition ausschicken und alle Indianer aus diesem Land vertreiben und weiter nach Norden jagen. Dadurch wird das Land frei. Die Regierung gibt es als Siedlerland frei, und jeder Heimstätter kann sich ein Stück davon abstecken. Wess Bridger hat genügend Jungens zur Hand, die längs des Bahndammes Siedlerstätten errichten und sie dann an ihn verkaufen werden, sobald sie die Besitztitel erworben haben. Das ist doch kein unsauberes Geschäft? Wess Bridger sorgt nur für eine besonders schnelle Besiedlung. Und er wird ganze Städte errichten und das Land zu beiden Seiten des Schienenstranges zur Blüte bringen. Natürlich wird er guten Verdienst dabei haben, aber dafür riskiert er ja auch eine Menge und investiert ein Vermögen. Du solltest einem Mann wie Wess Bridger nicht im Wege stehen. Das wäre dumm! Denn er kann dich zerquetschen wie eine Indianerlaus. Also gib mir die Pläne!«

Er sagt es jetzt hart, endgültig und drohend.

Und Drango McKeene weiß nun noch besser Bescheid. Er weiß jetzt, dass Captain John Trent und all die anderen Männer nicht nur deshalb gestorben sind, damit ein schmutziger Renegat für einen schuftigen Geschäftemacher die Vermessungspläne beschaffen konnte.

Dieser Renegat hat auch noch etwas anderes in Gang gebracht. Er hat die Roten aufgehetzt und auf die Vermessungsabteilung gehetzt, damit die Armee Grund zu einer Strafexpedition bekommt und für die Leute, die Wess Bridger aussenden will, damit sie überall Landstücke abstecken, das Land von den Indianern säubert.

Das alles ist ein schmutziger Plan und ein schmutziges Geschäft. Und wenn Wess Bridger von Cheyenne-Slim die Pläne bekommt, wird er sich Kopien davon machen lassen. Dann wird er einen Weg finden, um diese Pläne der Bauleitung zu übergeben. Er braucht nur irgendeinen als Prärieläufer oder als Büffeljäger getarnten Handlanger mit den Plänen zur Bauleitung zu schicken. Dieser Bursche braucht dann nur eine nette Geschichte zu erzählen, zum Beispiel die, dass ihm ein sterbender Überlebender der Abteilung diese Pläne übergeben hätte, damit er sie für guten Lohn zur Bauleitung bringt.

Oh, es gibt da viele Möglichkeiten!

Drango McKeene denkt darüber nach. Und weil er ein Mann ist, der manchmal alles auf eine Karte setzt, ist mit einem Male eine bestimmte Idee in seinem Kopf.

Es ist die Idee, wie man Wess Bridger erledigen kann. Diese Idee ist verwegen und sicherlich auch gefährlich. Aber wenn die Ausführung klappen sollte, ist Wess Bridger für alle Zeiten erledigt.

»Du hast doch überhaupt keine Chance, Drango McKeene«, sagt Cheyenne-Slim nochmals. »Der Weg ist weit, und wir erwischen dich. Gib mir also die Pläne. Nur so kannst du deinen Skalp retten!«

Drango McKeene hat sich nun entschlossen. Er nickt, und es gelingt ihm, seinem Gesicht einen resignierten Ausdruck zu geben. Er wirkt nun wie ein Mann, der keine Hoffnungen mehr hat und der aufgeben will.

»Ich selbst könnte die Pläne erst zu Wess Bridger bringen«, sagt er heiser, »bevor ich sie bei der Bauleitung abliefere.«

Aber Cheyenne-Slim grinst und schüttelt den Kopf.

»Ich will mir fünftausend Dollar verdienen«, sagt er. »Du solltest damit zufrieden sein, wenn dein Skalp auf deinem Kopf bleibt.«

Drango zögert scheinbar. Dann seufzt er, hebt seine Linke und öffnet sein Lederhemd. Er holt den Beutel hervor, zieht die Schlinge über seinen Kopf und wirft den Beutel vor die Hufe von Cheyenne-Slims Pferd.

»Da sind sie«, sagt er. Und er weiß, dass sich in diesem Beutel nur noch die Vermessungspläne befinden. Den Bericht, den Captain John Trent an sein Regiment geschrieben und den Plänen hinzugefügt hatte, nahm Drango schon im Laufe des Tages heraus, faltete ihn zusammen und brachte ihn unter dem Schweißleder seines Hutes unter. Das entsprang seiner ständig vorhandenen Vorsicht. Denn für ihn ist dieser Bericht wichtiger als die Pläne. Für ihn bedeutet dieser Bericht des Captains, dass man ihn nicht als Feigling ansehen kann, der als Scout seine Abteilung verließ, um sich allein zu retten.

»Nun gut, du kannst reiten«, sagt Cheyenne-Slim zu ihm. »Ich halte dir die Roten vom Leib. Du kannst unbesorgt reiten! Aber ich würde an deiner Stelle nicht zum Bahnbau reiten. Verstehst du auch, warum das schlecht für dich wäre?«

»Yeah«, sagte Drango. »Wenn der Scout einer Abteilung als einziger Mann am Leben bleibt, dann sieht das so aus, als hätte er rechtzeitig die Flucht ergriffen und seine Leute feige im Stich gelassen.«

»Genauso ist es, mein Junge«, grinst Cheyenne-Slim. »Reite nach Westen. Das ist besser für dich. Denn der Mann, der diese Pläne abliefern wird, wird auch die letzten Grüße der Vermessungsabteilung bestellen und nicht gut für dich sprechen.«

»Wess Bridger hat mich smart erledigt«, murmelt Drango. Er wendet sich ab, um zu seinem Pferd zu gehen.

Da sieht er aus dem Augenwinkel, wie Cheyenne-Slim seinen Revolver zieht, aber darauf war er vorbereitet. Er konnte sich denken, dass Slim ihn nicht entkommen lassen würde. All das Gerede sollte ihn nur täuschen.

Er duckt sich, wirbelt herum und zieht ebenfalls.

Beide Schüsse krachen zur gleichen Zeit.

Drango bekommt Cheyenne-Slims Kugel hoch in die Schulter. Seine Kugel jedoch trifft das sich aufbäumende Pferd des Renegaten. Es wirft Cheyenne-Slim ab und fällt auf den Beutel mit den Plänen. Cheyenne-Slim aber rollt sich geschmeidig hinter das Tier. Er hält seine Waffe noch in der Hand und beginnt wieder zu schießen. Und durch die enge Passage kommen nun die Indianer brüllend herangeritten.

Drango McKeene muss sich beeilen. Er erreicht sein Pferd, löst mit einer einzigen Bewegung die Schlinge, mit der er das Tier angebunden hatte, wirft sich mit einem Satz auf das Tier und reitet davon.

Er wird nicht sogleich verfolgt, denn Cheyenne-Slims getötetes Tier versperrt noch eine Weile die Passage. Und das Pferd wurde noch nicht geboren und gibt es auch nicht, welches über einen toten Artgenossen tritt.

Drango McKeene entkommt in der zunehmenden Nacht.

Das Blut läuft aus seiner Wunde. Er betastet sie unter dem Kragen und Ausschnitt seines Lederhemdes. Es ist keine schlimme Wunde. Die Kugel verletzte ihn noch oberhalb des Schlüsselbeins. Es ist eigentlich nur ein Streifschuss. Aber die Wunde blutet stark, und er kann seinen linken Arm nur unter Schmerzen bewegen, weil die Muskeln auf seiner Schulter verletzt wurden.

Doch er kann reiten. Er ist ein harter Mann. Diese Wunde bedeutet nicht viel für ihn.

Irgendwann hält er in der Nacht an und lauscht.

Er hört nichts.

Dann nimmt er sein Halstuch, presst es auf die Wunde und knöpft das Hemd bis zum obersten Knopf zu.

Dann setzt er seinen Ritt fort.

Es ist fünfzig Stunden später, als Drango McKeene an das große Campfeuer einer Holzfällermannschaft geritten kommt. Als er von seinem Pferd rutscht, bricht das Tier seufzend auf die Knie. Es legt sich zur Seite und stirbt.

Damit ist Drango McKeene der allerletzte Überlebende der Vermessungsabteilung.

Die Holzfäller staunen noch.

Es sind mehr als drei Dutzend harte Burschen, so hart wie Holzfäller aus Kentucky nur sein können. Diese Mannschaft gehört zu den vielen Trupps, die dem Bahnbau vorauseilen und dafür sorgen, dass der hungrige Schienenstrang genug Schwellen zu fressen bekommt.

Diese Mannschaften legen ganze Wälder nieder, und noch bevor die Planierer kommen, wachsen überall längs der voraussichtlichen Route riesige Stapel von Bahnschwellen empor. Zu diesen Holzfällern gehören auch Frachtfahrer, die manchmal die Bahnschwellen endlose Meilen weit durch die Wildnis zum zukünftigen Schienenstrang schaffen.

Die Männer staunen also über den Mann, der da auf einem sterbenden Pferd aus der Nacht an ihr großes Feuer kommt, und sie sehen diesem Manne an, dass er einen mörderischen Ritt hinter sich hat.

Drango McKeene schwankt zu dem kleineren Kochfeuer, das neben dem Küchenwagen brennt. Er späht in den Kaffeekessel, nimmt die Kelle, schöpft was heraus und trinkt von dem schwarzen Gebräu, das so heiß ist wie die Hölle.

»Das war ein gutes Armeepferd«, sagt ein Mann bitter. »Haben Sie es nur totgeritten, weil Sie Appetit auf Kaffee hatten?« Er sagt es mit einem drohenden Unterton.

Drango McKeene schnauft. Er lehnt sich gegen das Hinterrad des Küchenwagens, und der Kaffee brennt heiß in seinem leeren Magen und regt seine Lebensgeister wieder an.

»Yeah, es war ein gutes Pferd«, sagt er heiser. »Es trug mich zweihundert Meilen. Und fast fünfzig Meilen lief ich zu Fuß.«

Sie betrachten ihn eine Weile stumm. Sie sehen sich auch die Reste seiner Stiefel an. Und sie glauben ihm jedes Wort.

»Bruder«, sagt der Koch. »Bruder, hast du etwas gegen ein gutes Abendbrot?«

»In meinem Magen sitzt ein Wolf, und der frisst alles«, krächzt Drango. »Gib mir nur eine gebratene Stiefelsohle!«

»Meine Steaks sind erstklassig«, knurrt der Koch. »Und ich habe noch Bratkartoffeln und Bohnen.«

Drango McKeenes Mund verzieht sich seltsam. Sein Magen knurrt so laut wie ein Büffelwolf, der einen Nebenbuhler vertreiben möchte. Er weiß jedoch, dass die Männer hier auf eine Erklärung warten.

Er gibt sie ihnen und sagt heiser und krächzend: »Ich bin der Scout der Vermessungsabteilung. Ich bin der Letzte von all den Jungens, der noch am Leben ist. Eine Kriegshorde ist immer noch hinter mir her, aber sie ist nicht stark genug, um dieses Camp angreifen zu können. Ihr solltet diese Nacht jedoch auf eure Pferde achten. Und eure Wachtposten sollten sehen, dass sie ihre Skalps behalten.«

Er hebt die Hand und deutet nach Westen.

»Dort sind viele Indianer. Und wenn ihr der einzige Holzfällertrupp seid, der dem Bahnbau so weit vorausgeeilt ist, werdet ihr bald mehr Rote auf den Pelz bekommen als ein Indianerhund Flöhe ins Fell.«

»Diese Warnung ist ein gutes Abendbrot wert«, murmelt der Koch in die Stille. Dann macht er sich vor der heruntergeklappten Hinterwand des Wagens zu schaffen.

Der Boss dieser Holzfällermannschaft aber nickt Drango zu und sagt dann zu seinen Männern: »Das ist es also wieder einmal! Nun, nehmt eure Gewehre, Jungens! Vielleicht bekommt ihr was vor die Läufe!«

Er sagt es hart und trocken und ist keine Spur erregt. Denn er und seine Männer mussten in Kansas und Nebraska schon oft genug gegen die Indianer kämpfen, die sich stets mit Vorliebe auf die Holzfällertrupps und die Schwellenfahrer stürzten, da diese manchmal sehr weit vom Bahnbau entfernt in den Wäldern das Holz schlagen und ganz auf sich allein gestellt sind.

Drango McKeene aber hockt nun auf den Fersen, lehnt an dem Wagenrad und stillt seinen wütenden Hunger. Er ist ausgehöhlt und erschöpft. Dieser Ritt hat sein gutes Pferd getötet und ihn selbst zermürbt bis ins Mark der Knochen. Er führt seinem Körper neue Säfte und Kräfte zu und legt sich dann auf die Seite, um in einen todesähnlichen Schlaf zu fallen.

Nur einmal erwacht er kurz, als irgendwo vom Rande des Camps Gewehre krachen und einige Indianer ein gellendes Gebrüll ertönen lassen.

Eine Stimme ruft grimmig: »Sie wollten wahrhaftig unsere Pferde stehlen! Aber wir haben zwei dieser Schufte erwischt!«

Er hört es, dreht sich auf die andere Seite und schläft wieder ein. Er weiß nicht einmal, dass der Koch eine Decke über ihn geworfen hat.

Ein anderer Mann hätte sicherlich vierundzwanzig Stunden ohne Unterbrechung schlafen müssen, um sich danach wieder einigermaßen in Ordnung zu fühlen, und es hätte ein Mann sein müssen von der hartbeinigen Sorte.

Drango McKeene genügen acht Stunden. Daran kann man erkennen, wie hart und zäh er ist. Denn ein Durchschnittsmann würde sich einige Tage nach solch einem Ritt und all den anderen Anstrengungen ausruhen müssen.

Er bekommt ein gutes Frühstück. Dann rasiert und wäscht er sich. Er kauft vom Boss dieses Camps für dreißig Dollar eine hässliche Grulla-Stute und legt als Sattel die alte Decke auf.

Dann reitet er weiter. Er reitet immer noch durch ein gefährliches Land. Gegen Mittag erreicht er abermals das Camp einer Holzfällermannschaft, bekommt ein gutes Essen und macht sich bald darauf wieder auf den Weg. Am späten Nachmittag erreicht er einen Creek, über den eine Mannschaft eine Brücke baut. Von hier aus ist der Weg dann sicherer, denn jenseits des Creeks sind schon die ersten Trupps der Planierer tätig. Sie bereiten den Unterbau des Schienenstranges vor. Endlose Schlangen von schweren Murphy-Frachtwagen schaffen Material heran, Männer mit Spitzhacken, Schaufeln, Spaten und Schubkarren arbeiten hier wie die Ameisen.

Die rauen Stimmen der Vorleute tönen durch den späten Nachmittag. Die Sonne des Indianersommers brennt noch einmal heiß hernieder. Wasserträger bedienen die durstigen Männer.

Camp reiht sich nun an Camp. Die Stapel der Bahnschwellen reißen kaum noch ab.

Ja, dies hier sind die Vorposten des Bahnbaus.

Vor einem Zelt sitzt der leitende Ingenieur dieses Vorbereitungsabschnittes über seinen Plänen. Als Drango sein Pferd verhält, steht er auf und blickt ihn an.

»Hallo, Drango«, sagt er zufrieden, »es ist gut, dass die Vermessungsabteilung nun zurückkommt. Bis zum Creek dort und der Brücke kenne ich die Route und die Landmarken, nach denen ich mich zu richten habe. Aber wenn wir nicht bald über den Creek hinweg weiter nach Westen stürmen können, holen uns die verdammten Schwellen- und Schienenleger eines Tages ein. Zum Teufel, ich muss doch wissen, wie viele und wo ich Brücken zu bauen habe, wo ich sprengen muss und...«

Drango unterbricht ihn mit den Worten: »Steve, Sie werden die Pläne bald bekommen. Nur keine Sorge. In wenigen Tagen bekommen Sie von der Bauleitung die genauen Anweisungen für die nächsten dreihundert Meilen.«

Dann reitet er weiter, denn er möchte noch nicht erzählen, was alles dort im Westen der Bergkette geschehen ist. Er weiß, dass sich die Nachricht wie ein Lauffeuer verbreiten würde. Das wäre nicht gut.

Er reitet weiter. Steve Harris ruft ihm einige Fragen nach, aber er blickt sich nicht mehr um und gibt keine Antwort.

Als die Sonne im Westen versinkt, erreicht er die ersten Kolonnen der Schwellenleger. Sie arbeiten bis zum Anbruch der Nacht, und sie alle sind raue und starke Burschen, die von dem wilden Ehrgeiz besessen sind, die Planierer einzuholen und den Schienenlegern davonzustürmen. Er reitet an ihnen vorbei, und die Vormänner, die ihn kennen, rufen ihn an. Aber er gibt nur nichtssagende Antworten, winkt manchmal und reitet stetig weiter. Er kommt an Camps vorbei, an Wagenkolonnen und einer kleinen Rinderherde, die bald geschlachtet werden wird.

Noch kurz vor Anbruch der Dunkelheit erreicht er die Schienenleger. Es ist schon zu dämmerig, dass ihn die Vormänner erkennen können. Eine Arbeitslok stößt die Schienenwagen vor sich her. Einige starke Karbidlampen verbreiten etwas Helligkeit.

Eine heisere Stimme brüllt immer wieder: »Hoch! – Vorwärts! – Hoch! – Vorwärts!«

Das ist der unaufhaltsame Rhythmus.

Zwölf Mann auf jeder Seite zerren je eine Schiene von dem Flachwagen, der am äußeren Ende der Schienen steht. Sie laden diese Schienen auf einen Rollwagen um. Sie laden vierzig Schienen darauf und vergessen die dazugehörigen Schienenstühle und Bolzen nicht.

Dann werden zwei Schienen vorgelegt, und ein Maultiergespann zieht den Rollwagen weiter. Dieser Rollwagen kommt gar nicht zum Stillstand, denn bevor er das Ende der losen Schienen erreicht hat, sind ihm je zwölf schwitzende und keuchende Männer auf jeder Seite mit neuen Schienen voraus.

Und diesen zweimal zwölf Männern gilt das ständige: »Hoch! – Vorwärts!«

Hoch! Das heißt, sie reißen eine neue Schiene vom Rollwagen.

Vorwärts! – Das heißt, sie laufen mit der Schiene dem Rollwagen voraus und werfen sie auf die Schwellen. Das geschieht zu beiden Seiten zu gleicher Zeit. Es ist gewissermaßen der Puls des Bahnbaus. Mit jeder Minute wird der Schienenstrang dreißig Fuß länger.

Die Schienen liegen fast auf den Millimeter genau, und noch bevor sie befestigt sind, rollt der Rollwagen weiter. Erst dahinter kommen andere Männer, die die Schienenstühle und die Bolzen neben jeder Schwelle zu Boden fallen lassen. Dann kommen die Bolzeneinschläger mit ihren seltsam anmutenden Hämmern. Sie treiben die Bolzen mit genauen und mächtigen Schlägen in die Schwellen.

Jede Bewegung ist genau abgezirkelt. Alles ist berechnet. Das Ganze geht mit einer unheimlichen Präzision vonstatten. Es gibt keinen falschen Handgriff oder auch nur den Ansatz einer falschen Bewegung.

Ja, so stürmt dieser Bahnbau unaufhaltsam nach Westen. Die Planierer eilen voraus. Sie werden gejagt von den Schwellenlegern. Und diese wieder werden gehetzt von den Schienenlegern.

Hoch! Vorwärts! Hoch! Vorwärts!

So stürmen die Rotten über weite Ebenen, bezwingen Gebirgsketten, überqueren Flüsse. Und all die fahrenden Camps, die Amüsierhöllen, Baulager und Materiallager folgen ihnen. Hinter ihnen kommt die Zivilisation. Hinter ihnen entstehen Städte, Bahnhöfe, Stationen. Diese schuftenden Rotten, die mit entblößten Oberkörpern arbeiten, sind eine ungeheuere und mächtige Maschine. Sie sind die Verkörperung einer vorwärtsstürmenden Kraft.

Diese Schienenleger jagen mehr als zweitausend Planierer, Holzfäller, Brückenbauer, Frachtfahrer und sonstige Wegbereiter vor sich her. Sie treiben sie mit ihrem gewaltigen Schwung vorwärts, und sie ziehen alle den Nachschub wie eine starke Strömung hinter sich her.

Dann ist es plötzlich vollkommene Nacht.

Ein schriller Pfiff ertönt.

Und dann ist es plötzlich still.

Bis zum ersten Morgengrauen ist nun Ruhe.

»Bei Gott, das ist etwas!«, sagt Drango McKeene respektvoll und reitet weiter. Er reitet nun längs des Schienenstranges und überholt die heimkehrenden Rotten der Bahnarbeiter. Er überholt Wagenzüge, die von starken Maultieren gezogen werden. Der Arbeitszug kommt nun vom Schienenkopf zurück. Alle Flachwagen sind mit Arbeitern besetzt. Der Herzschlag des Bahnbaus hat nun für eine Weile angehalten. Dafür aber beginnt an anderer Stelle ein heftiges und pulsierendes Leben.

Es beginnt schon weit vor der Kopfstation, die eine wilde und immer wieder wandernde Stadt ist, die man alle paar Tage ein Stück weiter nach Westen verlegt.

Die Baracken- und Zeltquartiere der Arbeiter füllen sich. Die Speiseküchen geben ihre Portionen aus. Überall brennen Lampen, Pechfässer und Feuer.

Die Fahrstraße neben dem Schienenstrang ist mit heimkehrenden Männern, Fahrzeugen und Reitern bedeckt. Alles strömt nun zurück zu den Quartieren, Unterkünften, Speiseküchen und zu den vielen Amüsierunternehmen der fahrenden Amüsierhölle.

Denn dieser Bahnbau hat nicht nur all die harten und arbeitswilligen Burschen angezogen, die jeden Tag fünf Dollar verdienen, also ungefähr den fünffachen Lohn eines guten Spitzencowboys. In dieser fahrenden Amüsierhölle warten auch all die anderen Sorten von Menschen, die stets überall dort zu finden sind, wo der Dollar rollt und sich Leidenschaften, Laster und all die vielen menschlichen Schwächen austoben. Hier in dieser fahrenden Amüsierhölle sind alle Glücksritter des Westens versammelt: Kartenspieler, Revolverhelden, Spekulanten, Betrüger, Kundenfänger, Tanzmädchen, Satteltramps, Raufbolde, alle Sorten sind da, die gekommen sind, wie die Bienen zum Honig, und die sich darauf verstehen, den hart und schwer arbeitenden Bauarbeitern das Geld aus den Taschen zu ziehen.

Auch dieses wilde Camp mit dieser hartgesottenen und mitleidlosen Meute gehört zum Bau der Union Pacific.

Der Boss dieser Meute ist Wess Bridger.

Drango McKeene weiß das. Ja, er gehört zu den wenigen Menschen, die darüber informiert sind, dass das wilde Rudel der Betrüger, Halsabschneider, Kartenhaie, Saloonwirte, der hartgesottenen Mädchen und all der anderen Sorten fest organisiert ist und von einem Boss, der verborgen im Hintergrund sitzt, die Befehle bekommt.

Dieser Boss heißt Wess Bridger, und er hat sich gut getarnt. Aber wer von der hartgesottenen Meute ihm nicht gehorcht, der bekommt seine mitleidlosen Jungens auf den Hals. Die zerbrechen jeden Rebellen, der sich gegen jenen Boss auflehnen und an ihn keine Abgaben leisten will.

Drango McKeene weiß das. Auch viele leitende Männer des Bahnbaus wissen das.

Nur endgültige Beweise gibt es nicht – noch nicht!

Aber diese Beweise möchte Drango McKeene jetzt beschaffen. Aus diesem Grunde überließ er Cheyenne-Slim die Vermessungspläne und begann somit ein scharfes und sicherlich auch gefährliches Spiel.

Indes er auf die vielen Lichter der Amüsierstadt zureitet, die sich immer wieder dicht bei der Kopfstation des Bahnbaus aufbaut und mit ihr nach Westen wandert, indes er schon aus der Ferne das auf und abschwellende Brausen und Summen vernimmt, das aus den tausend Lauten und Geräuschen der Amüsierstadt geboren wird, indes er sich also seinem Ziele nähert, hofft er mit der ganzen Kraft seines Herzens, dass es ihm gelingen könnte, Wess Bridger zu erledigen.

Er umreitet den Ort, erreicht ein Abstellgleis und eine hier abgestellte Kette von Wohnwagen. Er hält sich jedoch außerhalb der herausfallenden Lichtbahnen und hält dann zwischen zwei Bauholzstapeln an. Hier lässt er sein Pferd stehen und geht zu Fuß weiter.

Bald darauf besteigt er die Vorderplattform eines Wagens, öffnet die Tür und betritt das Büro der Bauleitung.

Er hat Glück.

Denn sein erster Blick fällt auf die Brüder Dan und Jack Casement, die Bosse dieses Bahnbaus nach Westen. Es sind große, dunkelhaarige und bärtige Männer, und sie sind nicht nur körperlich groß. Diese Brüder Casement sind die Seele des Bahnbaus. Ihre Ingenieure und Assistenten gehen für sie durchs Feuer.

Dan Casement setzt gerade seine Kaffeetasse ab, und sein Bruder Jack wollte sich gerade eine Zigarre anstecken.

Als Drango McKeene eintritt, starren sie ihn an wie einen Geist. Und dann sagt Dan Casement: »Mein böser Traum war also Unsinn. Jack, dieser Indianer hat eine ziemliche Ähnlichkeit mit Drango McKeene.«

»Ich glaube, das ist Drango«, sagt Jack Casement grinsend. »Es sieht so aus, als bekämen wir jetzt Nachricht von unserem Vermessungstrupp. He, Drango, wir bearbeiten schon seit vier Tagen die Armee, dass sie eine Patrouille aussendet, um nach euch zu sehen. Zum Teufel, warum bekamen wir zuletzt keine Nachrichten mehr?«

Drango setzt sich hier in einen der Sessel. Dan Casement schenkt eine Tasse voll Kaffee ein und schiebt sie ihm zu. Dann ruft er über die Schulter in den Nebenraum: »Schneeball, zwei Portionen Abendessen für Mister McKeene!«

»Yes, Sir«, erwidert die kehlige Stimme eines Schwarzen. Er zeigt sich kurz in der Tür der Pantry, nickt Drango zu und verschwindet wieder.

»Dieser schwarze Pfannenschwenker wird gleich dein großes Loch füllen, Drango«, brummt Dan Casement. »Du hast eine Menge Gewicht verloren und siehst so mitgenommen aus wie ein Wolf nach einem Sieben-Tage-Blizzard. Bringst du uns gute oder schlechte Nachrichten, Texasmann?«

Drango trinkt von dem Kaffee. Der ist gut und mächtig stark. Er stellt die Tasse zurück und sagt bitter: »Bevor Captain John Trent seine prächtigen Jungens in den letzten Kampf führte, schrieb er noch einen Bericht. Er ist für sein Regiment bestimmt, aber Sie können ihn lesen. Das erspart mir viele Worte.«

Er nimmt den zusammengefalteten Zettel aus seinem Hutschweißband. Es ist ein Zettel, der aus einem Armee-Patrouillen-Tagebuch gerissen wurde. Schweiß hat ihn verfärbt. Aber Captain John Trents Bericht ist gut zu lesen.

Die Brüder Casement lesen ihn dreimal.

Dann blicken sie Drango wieder an.

»Diese guten, prächtigen und tüchtigen Jungens«, murmelt Dan Casement bitter. »Was nützt ihnen jetzt, dass die Armee eine Strafexpedition aussenden wird, die die Indianer mächtig weit nach Norden jagen wird und viele dabei tötet? Was nützt es diesen prächtigen Jungens, die dort draußen die Strecke vermessen, damit wir hier...«

Er bricht heiser ab. Auch sein Bruder schweigt eine Weile. Dann aber hebt er ruckartig den Kopf und fragt hart: »Und was hast du aus deiner Chance gemacht, Drango?«

»Das wird sich bald herausstellen«, erwidert dieser ruhig. Und dann erstattet er einen genauen Bericht, der mit den Worten schließt: »Cheyenne-Slim bekam von mir also die Pläne, und er wird mit ihnen nicht viel langsamer geritten sein. Er wird jetzt damit vielleicht schon bei Wess Bridger sein. Der wird sich die notwendigen Anhaltspunkte abzeichnen und notieren. Ich wette, dass noch im Laufe dieser Nacht jemand die Pläne zu Ihnen bringt, Gents. Wenn wir diesen Mann dazu bringen, dass er darüber aussagt, wer ihm die Pläne gegeben hat, nun, dann haben wir Wess Bridger erledigt. Dann nützen ihm seine Kenntnisse nichts mehr. Dann steht eine verdammt harte Anklage gegen ihn. Dann wird es ihm schwerfallen, am Bahnbau zu schmarotzen. Noch schwerer wird es ihm fallen, weiterhin der stille Boss und Drahtzieher dieser fahrenden Amüsierhölle zu bleiben, die uns immer wieder Kummer macht.«

Die Brüder Casement denken über Drangos Worte nach. Dann nicken sie.