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10 spannende Westernromane von G. F. Unger zum absoluten Sparpreis in einem Band!
G. F. Unger wird zu Recht als der beliebteste und erfolgreichste deutschsprachige Western-Autor gefeiert. Mit einer Rekordauflage von über 250 Millionen Exemplaren gehört er zur internationalen Spitzenklasse der Spannungsliteratur. Seine Epoche ist das späte 19. Jahrhundert, seine Schauplätze sind die unermesslichen Weiten des amerikanischen Westens, deren Grenzen von unerschrockenen Frauen und Männern immer weiter nach Westen verschoben werden, bis sie schließlich die Küste des Pazifiks erreichen.
Erleben Sie den amerikanischen "Wilden Westen", wie nur G.F. Unger ihn schildern kann: hart, authentisch, leidenschaftlich.
Dieser Sammelband enthält die Folgen 211 bis 220 der G.F. Unger Sonder-Edition:
Folge 211: Apachengold
Folge 212: Tod auf der River Queen
Folge 213: Als Rudledge kam
Folge 214: Ritt für Jennifer
Folge 215: Marshal der verlorenen Stadt
Folge 216: Kinkaids Ruhm
Folge 217: Sycamore
Folge 218: Keine Rache für Tillburn
Folge 219: Big-Muddy-Gesetz
Folge 220: Abrechnung in Montana
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 1982
Veröffentlichungsjahr: 2024
BASTEI LÜBBE AG
Vollständige eBook-Ausgaben der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgaben
Für die Originalausgaben:
Copyright © 2021 by
Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6 – 20, 51063 Köln
Vervielfältigungen dieses Werkes für das Text- und Data-Mining bleiben vorbehalten.
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Für diese Ausgabe:
Copyright © 2024 by
Bastei Lübbe AG, Schanzenstraße 6 – 20, 51063 Köln
Covermotiv: © Manuel Prieto/Norma
ISBN: 978-3-7517-6496-4
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https://www.luebbe.de
https://www.lesejury.de
Cover
Titel
Impressum
Inhalt
G. F. Unger Sonder-Edition 211
Apachengold
G. F. Unger Sonder-Edition 212
Tod auf der River Queen
G. F. Unger Sonder-Edition 0213 - Western
Als Rudlegde kam
G. F. Unger Sonder-Edition 0214 - Western
Ritt für Jennifer
G. F. Unger Sonder-Edition 0215 - Western
Marshal der verlorenen Stadt
G. F. Unger Sonder-Edition 0216 - Western
Kinkaids Ruhm
G. F. Unger Sonder-Edition 0217 - Western
Sycamore
G. F. Unger Sonder-Edition 0218 - Western
Keine Rache für Tillburn
G. F. Unger Sonder-Edition 0219 - Western
Big-Muddy-Gesetz
G. F. Unger Sonder-Edition 0220 - Western
Abrechnung in Montana
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Contents
Apachengold
Vorwort
Lieber Leser, für viele Begebenheiten dieser Geschichte gibt es historische Beispiele. In den Städten damals zu beiden Seiten der Grenze wurden tatsächlich Prämien für Apachenskalpe gezahlt – und zwar auch für Frauen- und Kinderskalpe. Zu diesen Städten, deren Bürger sich fälschlich für Christen hielten, gehörte damals auch Tucson. In Tucson zahlte man noch bis gegen 1880 Prämien für Skalpe.
Und noch ein Beispiel sei hier erwähnt, durch welches ebenfalls die Bürger von Tucson zu heute trauriger Berühmtheit gelangten: In den siebziger Jahren überfielen etwa zweihundert Bürger der Stadt Tucson im Ariwaipa-Canyon das Dorf des Ariwaipa-Apachen-Häuptlings Ezkimenzin, der mit seinen Leuten sogar sesshaft geworden war und Ackerbau betrieb. Sein Dorf war fast ein richtiges Farmer- oder Siedlerdorf geworden.
Die zweihundert Bürger hatten überdies auch noch Glück, denn der Häuptling und die meisten seiner Männer waren nicht daheim, sondern zum Pferdehandel in Mexiko.
Die Leute aus Tucson töteten und skalpierten einhundertacht Frauen und Kinder und brachten neunundzwanzig Apachenkinder als Gefangene nach Tucson.
Dort wurden diese »Gefangenen« als Sklaven an einen mexikanischen Händler verkauft, der sie zu den Plantagen in Mexiko transportieren ließ.
Der Häuptling Ezkimenzin fand nach seiner Rückkehr seine Frau und seine fünf Kinder tot und verstümmelt unter all den anderen Leichen im zerstörten Dorf.
Natürlich begann er wieder gegen die Weißen zu kämpfen.
Es gab auch noch andere Häuptlinge, denen es so ähnlich erging wie jenem Ezkimenzin. Auch sie versuchten Rache zu nehmen.
Einer dieser Häuptlinge war Chaco. Er baute eine Falle. Und der Köder war Gold, Apachengold!
✰
Cid Shaynnon reitet vorsichtig durch das Land, denn er kennt sich aus. Wenn eine Überlandkutsche überfällig ist, dann gibt es eigentlich nur drei Möglichkeiten, nämlich Radbruch, Banditen oder Apachen.
Diesmal sind es gewiss Apachen. Daran kann es kaum einen Zweifel geben, nachdem die Bürgermiliz von Mesa über Chacos wanderndes Dorf herfiel, die meisten der Frauen und Kinder tötete und alle anderen in alle Winde jagte.
Chaco und dessen Krieger aber waren nicht bei ihrem wandernden Dorf. Sie waren vorausgeritten, weil ihre Späher ihnen eine große Wildpferdherde meldete, die sie gerne fangen wollten.
Dies alles wurde in den vergangenen Tagen bekannt. Auch Cid Shaynnon hörte es.
Und als dann die Postkutsche von Santa Fé überfällig wurde, begann er sich Sorgen zu machen.
Jetzt also reitet er ihr entgegen. Dies tut er nicht nur aus eigenen Beweggründen, sondern auch im Auftrag der Post- und Frachtlinie.
Er hält sich abseits des staubigen Wagenwegs, bleibt aber dennoch in Sichtnähe. Immer wieder hält er in guter Deckung an, prüft, späht, wittert.
Ein Mann wie Cid Shaynnon verlässt sich in diesem Lande oftmals nur allein auf seinen Instinkt. Denn hier ist es so, dass man manchmal die Apachen zuerst wittern kann, bevor man sie sieht. Und sieht man sie endlich, ist es zumeist schon zu spät. Dann kann man nur noch verzweifelt ums Leben kämpfen.
Das Land ist staubig, hitzeverdorrt. Nur da und dort gibt es etwas Grün bei roten Felsen. Dort an diesen Stellen ist noch etwas Wasser in den Löchern des Creeks. Oder unterirdische Quellen befinden sich dicht unter der Oberfläche, so dicht, dass die Wurzeln bis zu ihnen reichen.
Und dann sieht Cid Shaynnon die Frau.
Ja, es ist eine Frau. Sie quält sich am Rande des Wagenweges entlang nach Süden, kommt ihm also entgegen und aus der Richtung, aus der auch die überfällige Postkutsche kommen müsste, nach deren Staubwolke er bisher immerzu Ausschau hielt mit einer immer schwächer werdenden Hoffnung.
Sie ist eine noch junge Frau, und sie trägt ein recht modernes Reisekostüm, wie man es in diesem Lande hier selbst in Städten wie Tucson nur selten zu sehen bekommt. Es scheint die neueste Mode aus New Orleans oder östlich des Mississippis zu sein, vielleicht jedoch aus Saint Louis.
In solch einer Kleidung reist man hier in diesem Lande nur in Postkutschen. Nein, so geht man nicht zu Fuß, reitet auch nicht so.
Cid Shaynnon atmet langsam aus.
Ja, nun ist er sicher, dass der überfälligen Postkutsche etwas zustieß und diese Frau dort entweder Hilfe holen will oder die einzige Überlebende ist.
Zu anderen Schlüssen kann ein erfahrener Bursche wie Cid Shaynnon in diesem Land und im Bewusstsein der Apachengefahr nicht kommen.
Noch einmal blickt er in die Runde, überzeugt sich, ob sich irgendwo etwas bewegt. Doch er ist nun ziemlich sicher, dass keine Apachen in der Nähe sind. Sonst hätten sie sich längst schon diese junge Frau geholt.
Diese kam nun etwas näher. Sie ist ziemlich zerzaust, voller Staub, auch gewiss voller Dornen. Ihr aus der Ferne so modern und elegant wirkendes grünes Reisekostüm wirkt aus der geringeren Entfernung nun doch arg mitgenommen.
Sie muss durch Dornenbüsche gekrochen sein – oder sich in Dornenbüschen versteckt haben. Es kann nicht anders sein.
Er entschließt sich nun und reitet aus seiner Deckung heraus und zum staubigen Wagenweg hinunter.
Al sie ihn sieht, verharrt sie wie ein witterndes Reh, bereit zur Flucht, doch aber auch erst prüfend, was da auf sie zukommt.
Er winkt ihr beruhigend zu.
Und da entspannt sie sich etwas. Sie streicht sich die wirren Haare zurecht, versucht ihre Kleidung zu ordnen.
Dann sieht sie ihm fest entgegen, und je näher er kommt, umso höher reckt sie ihr Kinn. Als er vor ihr verhält, muss sie zu ihm aufsehen. Denn er ist ein großer, hagerer Bursche auf einem großen hageren Pferd.
Er sitzt mit einer ruhigen, gleitenden und unwahrscheinlich leichten Bewegung ab und nimmt die Wasserflasche vom Sattelhorn. Sein scharfer Blick schweift noch einmal in die Runde.
Sie betrachtet ihn in diesem Moment besonders aufmerksam. Denn sie fragt sich, was für ein Mann er ist. Er ist groß und dunkel. Die Krempe seines flachen Stetsons beschattet sein hageres Gesicht. In diesem Hutschatten sind seine graugrünen Augen. Er trägt einen sichelförmigen Bart. An seiner linken Wange ist eine Narbe, und auch sein Nasenbein scheint mal etwas abbekommen zu haben.
Aber so hart und zäh er auch wirkt, sie spürt nun ein gutes Gefühl. Ihr Instinkt warnt sie nicht vor diesem Manne.
Und so öffnet sie die Flasche und trinkt.
Er lässt ihr Zeit. »Machen Sie sich ruhig auch das Gesicht zur Erfrischung nass«, sagt er. »Wir finden ein Stück zurück wieder Wasser. Hier brauchen wir nicht zu sparen.«
Seine Stimme gefällt ihr ebenfalls. Sie klingt ruhig und sanft, aber sie ist die Stimme eines harten Mannes.
Wieder betrachten sie sich.
»Sind Sie aus der Postkutsche gesprungen?«, fragt er.
»Ich musste auf dem Rastplatz mal in die Büsche«, erwidert sie schlicht. »Und da kamen die Apachen. Ich kroch noch tiefer in die Dornenbüsche und hielt den Atem an, so gut ich konnte. Ich hörte alles, doch ich rührte mich nicht. Sie fanden mich nicht. Als sie weg waren, machte ich mich auf den Weg.«
Er nickt langsam.
Dann stellt er die für sich selbst so bange Frage: »War noch eine Frau in der Kutsche? Eine blonde -«
»Sally Mitchum«, unterbricht sie ihn. »Ja, Sally Mitchum hieß sie. Wir freundeten uns unterwegs an. Sie wollte zu ihrem Verlobten Cid Shaynnon und...«
»Der bin ich«, unterbricht er sie. »Was ist mit ihr?« Nun klirrt seine Stimme.
Er kann sehen, wie sie die Augen schließt und herbe ihre Lippen zusammenpresst.
»Sie ist tot«, murmelt sie dann. »Sie alle sind tot – noch eine zweite Frau, ihr Mann, zwei weitere Männer – und der Fahrer mit seinem Begleitmann. Sie alle sind tot – und nackt – ausgeraubt – verstümmelt. O Mister Shaynnon, warum waren die Apachen so bestialisch...«
»Das haben sie von uns Weißen gelernt«, unterbricht er sie tonlos. Seine Stimme ist nur ein heiseres Flüstern. Er wischt sich mit der Hand über das Gesicht.
Und er stellt keine Fragen mehr. Er weiß zu gut, was rachelüsterne und auf äußerste gereizte Apachen mit Frauen machen. Er kann es ihnen nicht mal verübeln, weil ihnen zuvor das angetan wurde, was sie nun selbst tun.
Denn sie wollen nur zurückzahlen – möglichst mit Zinsen noch –, was man ihnen antat. Er kann sie verstehen, und dennoch muss er sie jetzt hassen.
Denn sie haben seiner Sally gewiss Schlimmes angetan, bevor sie sie dann endlich töteten, erlösten.
Ja, in ihm ist ein böser Hass.
Die junge Frau neben ihm betrachtet ihn.
»Sie also sind Cid Shaynnon«, sagt sie. »Sally freute sich so sehr auf das Wiedersehen mit Ihnen. So sehr...«
Sie bricht ab, reicht ihm die Wasserflasche zurück und murmelt: »Wie weit ist es noch bis Mesa? Ich glaube, ich bin schon tausend Meilen gelaufen. Bringen Sie mich nach Mesa, Cid Shaynnon?«
Sein Blick kommt wieder in die Wirklichkeit zurück und betrachtet sie.
»Sicher, Ma'am«, murmelt er. »Ich bringe Sie nach Mesa. Wollten Sie nach Mesa?«
Sie nickt leicht. »Ja, ich wollte nach Mesa«, sagt sie, »und möchte immer noch hin. Ich bin Georgia Wagoner. Die Leute von Mesa haben mich als Lehrerin verpflichtet, zuerst einmal für ein Jahr auf Probe. Aber ob ich in diesem Lande auch nur noch eine einzige Woche bleiben werde...«
Sie verstummt bitter und voller Verachtung. Dann deutet sie nach Norden.
»Mein ganzes Gepäck ist noch bei der Kutsche. Doch die Apachen haben es auseinandergerissen, zum Teil mitgenommen. Meine Bücher – ein ganzer Koffer voll war es gewesen – zerstreuten sie. Sie machten Feuer in der Kutsche damit, so dass sie auch von innen heraus abbrannte.«
Er nickt nur.
Es gibt nichts mehr zu sagen.
Sein scharfer Blick schweift wieder in die Runde. Und sein Instinkt warnt ihn immer stärker.
Er kniet nieder und nimmt dabei das Messer aus dem Stiefelschaft. Damit schlitzt er Georgia Wagoner den Rock bis über die Knie auf zu beiden Seiten. Sie will heftig abwehren. Doch er sagt etwas barsch: »Lass das, Mädchen! Ich glaube, wir stecken böse in der Klemme. Und wie willst du mit diesem engen Rock sonst reiten?«
Sie hält nun still, lässt ihn gewähren.
Trotz seiner Sorgen, der Bitterkeit und des Schmerzes wegen Sally und seines Wunsches nach Vergeltung, ja, nach Rache, entgeht ihm nicht beim Aufschlitzen ihres Rockes, dass sie bemerkenswert wohlgeformte Beine hat, die in zierlichen, nun arg schon mitgenommenen Stiefeletten stecken mit sehr, sehr kleinen Füßen.
Er sitzt dann auf und macht ihr einen Steigbügel frei, reicht ihr die Hand.
Es ist zugleich eine Prüfung oder Probe. Er will wissen, ob sie eine gute oder schlechte Reiterin sein wird.
Und da kann er wohl beruhigt sein. Denn sie begreift sofort seine Absicht. Sie muss ihren Fuß sehr hoch heben, um ihn in den Steigbügel stellen zu können. Mit ihrer Hand fasst sie kräftig die Seine. Und dann schwingt sie sich hinter ihn.
Er fragt: »He, Schwester, bist du auf einer Rinder-Ranch aufgewachsen?«
»Auf einer Pferde-Ranch«, erwidert sie und umfasst seinen Gürtel, hält sich daran fest.
Er will nun anreiten.
Doch dann sieht er, dass es schon zu spät ist und sie keine Chancen mehr zu einem Entkommen haben.
Die Apachen sind ganz plötzlich da.
Mehr als zwei Dutzend sind es.
Vielleicht wird er drei oder vier Apachen töten können. Denn er ist sehr schnell und fast unfehlbar mit dem Colt. Aber dann werden sie auch ihn mit ihren Kugeln treffen.
Denn Apachen schießen gut. Sie mussten schon sehr früh lernen, mit einem einzigen Schuss ihre Beute oder den Feind zu erlegen. Munition ist zumeist knapp bei ihnen. Und auch das Wild in ihrem Gebiet ist scheu. Oftmals gibt es nur eine Chance für einen einzigen Schuss.
Sie kommen aus allen vier Himmelsrichtungen und können ihm und der Frau hinter ihm leicht den Weg verlegen.
Eine Flucht hat keinen Sinn.
Er sagt bitter: »Schwester, wir stecken in einer bösen Klemme. Ich werde zwar noch einige von ihnen töten – doch das rettet uns nicht. Tut mir leid, Georgia Wagoner. Ich hätte dich gerne nach Mesa gebracht. Tut mir wirklich leid, aber wir müssen uns aufs Sterben vorbereiten. Wir sitzen jetzt ab, nehmen mein Pferd als Rückendeckung. Es bleibt stehen, wenn die Zügelenden am Boden liegen. Es bleibt auch im Gewehr- und Revolverfeuer stehen. Wenn du möchtest, kannst du mein Gewehr aus dem Sattelholster nehmen und schießen. Doch retten wird uns das nicht. Tut mir leid, Georgia Wagoner!«
Dieses »Tut mir leid« muss er mehrmals sagen, denn in ihm ist ein tiefes Bedauern, weil er dieser Georgia Wagoner nicht helfen kann. Nun wird sie letztlich auch den Apachen in die Hände fallen, denen sie schon entkommen zu sein glaubte.
Sie sitzen ab.
Und sie stellt sich neben ihn, nimmt das Gewehr aus dem Sattelholster. Er aber wartet mit schussbereitem Colt.
Die Apachen kommen im Schritt näher aus allen vier Himmelsrichtungen.
Von Norden her führt Chaco selbst seine Gruppe an. Cid Shaynnon kennt ihn. Sie begegneten sich schon einige Male im Lande. Und einmal tränkte der Apache mit ein paar Kriegern die Pferde an Cid Shaynnons Brunnen, interessierte sich auch für Shaynnons Pferde in den Corrals.
Aber sie ritten wieder davon, machten keinen Ärger.
Doch das war noch vor dem großen Massaker in Chacos Dorf. Damals versuchten Weiße und Apachen in diesem Gebiet hier in Frieden zu leben.
Cid Shaynnon hört Georgia Wagoner neben sich sagen: »Daheim in Texas nannten sie mich Gigi – meine Eltern, die Geschwister, die guten Freunde. Alle sagten Gigi zu mir. Bruder, du solltest mich auch so nennen. Nicht wahr? Du hättest ein Recht darauf, Cid.«
»Danke, Gigi«, murmelt er und behält dabei die Apachen im Auge.
Sie müssen nun nicht mehr lange warten, bis die Apachen einen Kreis um sie und das Pferd gebildet haben.
Er richtet seinen Colt auf Chaco, doch mehr als ein halbes Dutzend Krieger zielt mit den Gewehren auf ihn.
So verharrt alles einige Atemzüge lang.
Schließlich sagt Chaco: »Wir kennen uns, nicht wahr?«
Cid Shaynnon nickt nur. Seine Kehle ist wie verkrampft. Ihn dauert diese Gigi neben ihm so sehr. Aber auch ihm wird das Sterben gewiss nicht leichtfallen. Er würde gerne noch eine Weile leben. Daran ändert auch das bittere Bedauern wegen Sally nichts. Sein Schmerz wurde verdrängt durch die Not, in der er sich mit Gigi befindet.
Chaco spricht weiter: »Du gehörst nicht zu den Leuten von Mesa. Du bist keiner von diesen Frauen- und Kindermördern, die sich aufhetzen ließen von ein paar gold- und landgierigen Lügnern, denen wir Apachen im Wege waren. Deshalb möchte ich dich als Boten verwenden. Reite hin zu den Leuten von Mesa und sage ihnen, dass sie ihre Gefangenen herausgeben sollen. Ich will die fünf Frauen und die acht Kinder meines Dorfes wiederhaben. Hier!«
Bei seinem letzten Wort wirft er etwas vom Sattel aus vor Cid Shaynnons Füße. Es ist ein Lederbeutel, und er ist schwer. Das kleine Ding ist gewiss ein Kilo schwer. Solche Beutel benutzen die Goldsucher, um darin ihren Goldstaub aufzubewahren.
»Das ist Gold«, sagt Chaco. »Die Leute von Mesa brauchen also ihre Gefangenen nicht an die Sklavenplantagen in Mexiko zu verkaufen. Hier ist der Kaufpreis. Also, willst du das tun?«
Chaco spricht die englische Sprache mit spanischem Akzent, wie viele Menschen hier in diesem Lande. Wahrscheinlich ging er als Knabe mal auf die Missionsschule der Patres.
Cid Shaynnon betrachtet ihn fest. Er sieht einen gut und intelligent aussehenden Apachen in seinem Alter. Wie alle Apachen ist Chaco untersetzt. Doch seine ganze Gestalt verrät große Körperkraft. Ja, man würde ihn unter hundert und noch mehr Kriegern sofort als den Anführer und Häuptling herausfinden.
Bei den Apachen werden die Häuptlinge gewählt. Diese Würde ist nicht erblich. Auch die Frauen haben bei den Apachen Wahlrecht. Häuptlinge können nur wirklich erstklassige Männer bleiben. Sonst werden sie ganz demokratisch wieder abgewählt.
Ihre Blicke halten einander eine Weile stand.
»Damit du es weißt, Chaco«, spricht Cid Shaynnon nach einigen Atemzügen. »In der Kutsche saß die Frau, die ich kommen ließ, um mit ihr Hochzeit zu halten. Die blonde Frau war meine.«
Chaco nickte.
»So ist das, wenn man Krieg macht mit uns. Viele meiner Krieger verloren ihre Frauen und Kinder – viele. Glaubt ihr, wir würden das hinnehmen? Einst kamen wir Apachen in grauer Vorzeit aus dem Norden als Eroberer in dieses Land. Wir nannten uns Enjus oder Yndyes. Und es wurde unser Land, bis die Weißen kamen. Nun, reden hat keinen Sinn mehr. Du kannst reiten. Die Frau bleibt hier. Als Pfand. Und wenn die Leute von Mesa nicht bald die fünf Frauen und Kinder freilassen, werden wir noch mehr Geiseln nehmen. Reite!«
Cid Shaynnon spürt, wie Georgia Wagoner neben ihm zu zittern beginnt. Er hört ihr gepresstes Stöhnen, und er weiß, dass sie mit allergrößter Mühe einen wilden Aufschrei zurückhält. Sie war nach ihren so schlimmen Erlebnissen ohnehin mit ihrer Nervenkraft fast am Ende – aber sie glaubte sich jetzt schon gerettet. Sie war glücklich und dankbar, dass die Not bald vorbei sein würde.
Nun aber ist es schlimmer als zuvor.
Sie soll mit den Apachen reiten und bei den Apachen leben für eine Weile.
»O Cid«, murmelt sie neben dem großen Manne, »o Cid, was können wir tun?«
»Nichts«, sagt er. »Aber sieh die Sache mal anders. Wir waren schon fast so gut wie tot, glaubten, dass wir keine Chance mehr hätten. Und nun haben wir doch noch einmal eine. Sieh es mal so, Gigi. Du wirst am Leben bleiben.«
»Glaubst du das wirklich?« Sie flüsterte es mit einem Klang von Unglauben und Hoffnung zugleich in der Stimme. Ja, es ist wirklich der Klang von Unglauben und Hoffnung, so unwirklich dies hier auch vielleicht beim Lesen dieser Geschichte wirken mag.
»Ja, das glaube ich wirklich«, sagt er schlicht.
Er sieht Chaco an.
»Dein Wort, dass ihr nichts passiert? Ich bekomme sie so zurück, wie ich sie dir jetzt übergebe?«
Da grinst Chaco.
»So kann nur ein Weißer reden«, sagt er. »Bekommen wir denn die fünf Frauen aus Mesa so zurück, wie sie waren, bevor sie in die Hände der Strolche aus Mesa fielen?«
Seine Stimme höhnt.
Und er scheint sich daran zu weiden. Denn sein Schmerz muss schlimm sein.
Cid Shaynnon versteht ihn gut. Er verachtet die Leute von Mesa. Und dennoch, er ist ein Weißer.
Cid Shaynnon sucht nach Worten. Aber er weiß nicht mehr, was er noch sagen soll. Er müsste betteln, und er würde es gewiss tun, wenn er einen Sinn darin sehen könnte. Aber er weiß, dass die Apachen ihn und Gigi verachten würden, sollten sie sich nun aufs Betteln verlegen.
»Es gibt nur eines, Gigi«, flüstert er zu ihr nieder. »Wir müssen uns durch unser Verhalten wenigstens ihre Achtung verschaffen. Also sei stolz. Zeige ihnen deine Lebenskraft. Ich gäbe jetzt auf der Stelle meinen Arm – meinen rechten –, könnte uns das helfen. Aber wir haben nur diese eine Wahl. Wir können kämpfen und sterben – oder wir können unsere Chance nutzen. Aber du musst entscheiden, nur allein du! Jetzt auf der Stelle und in diesen Sekunden.«
Sie begreift es.
Und sie schließt ihre Augen. Einen Moment steht er so da. Alle Augen sind auf sie gerichtet.
Trotz ihres zerzausten Zustandes ist sie deutlich erkennbar eine mehr als nur hübsche Frau. Sie hat schwarze Haare, leuchtend blaue Augen und ein paar Sommersprossen auf ihrer kleinen Nase. Sie strömt sogar jetzt noch etwas aus, was nur wenige Frauen ausstrahlen. Man spürt es, fühlt es – und kann es dennoch nicht so richtig beschreiben. Wahrscheinlich ist es eine Art Zauber.
Ausstrahlung nennt man es, und es steckt so sehr viel hinter diesem Begriff.
Georgia Wagoner steht also einige Sekunden mit geschlossenen Augen bewegungslos da. Aber dann macht sie die Augen wieder auf und bewegt sich.
Sie tritt vor und hebt den Beutel mit dem Gold auf. Sie reicht ihn Cid und sagt dabei kehlig: »Hole mich, Cid – bitte vergiss mich nicht, und hole mich von diesen Apachen weg, ja? – Hier, nimm das Gold, damit die Leute in Mesa die Gefangenen nicht als Sklaven nach Mexiko verkaufen.«
Er nimmt das Gold, weiß nicht, was er erwidern soll.
Sie wendet sich ab und geht auf Chaco zu.
»Hier bin ich, Häuptling«, sagt sie mit einer Stimme, die fast so klingt wie Glas, welches bald zerspringen wird.
Cid Shaynnon kann nicht länger zusehen.
Es ist nicht Feigheit, die ihn auf sein Pferd sich werfen lässt. Er reitet los, ohne sich noch einmal umzusehen.
Denn sonst würde er vielleicht doch lieber kämpfen und sterben.
Er beginnt einen rauen Ritt nach Mesa. Dorthin sind es noch etwa siebzehn Meilen.
✰
Es sind so viele Gefühle in ihm. Er spürt Bitterkeit, Schmerz und den Wunsch nach Rache, wenn er an seine Sally denkt, die er endlich kommen ließ, weil er ein Heim für sie und sich geschaffen hatte nach all den vielen Zickzackfährten, die er ritt.
Sie kam – und sie reiste nicht ins Glück, sondern in ihr Verderben.
Ja, er spürt Schmerz und bitterstes Bedauern, wenn er an Sally Mitchum denkt.
Aber zugleich auch ist er mit seinen Gedanken bei Georgia Wagoner, die sich in den Händen der Apachen befindet – und dies nicht zuletzt deshalb, weil die Bürger der kleinen Stadt Mesa Chacos Dorf überfielen und ein Massaker veranstalteten. Dabei machten sie einige Frauen und Kinder zu Gefangenen.
Er spürt Wut und Verachtung, wenn er an die Bürger von Mesa denkt.
Und er will Georgia Wagoner retten, ja, ja, ja! Es ist ihm, als könnte er auch an Sally etwas gutmachen, wenn er wenigstens Georgia zu retten versuchte.
Denn Sally ist tot.
Aber Georgia lebt noch. Und auch sie kam vertrauensvoll in dieses Land, um sich hier auf einen neuen Lebensabschnitt vorzubereiten.
Und so reitet er rau durch das wilde Land und schont seinen hageren Wallach nicht.
Etwa zehn Meilen weiter und sieben Meilen vor Mesa, da trifft er auf Leutnant Carl Skinner und dessen Patrouille.
Der Leutnant ist ein schon graubärtiger Bursche, verwittert und falkenäugig, zäh und hart. Er war aus dem Mannschaftsstand aufgestiegen und während des Krieges Captain auf Kriegszeit gewesen. Danach war er in der reorganisierten Armee wie alle Kriegsoffiziere um zwei Ränge zurückgestuft worden.
Und nun reitet er wieder wie schon vor dem Kriege mit Patrouillen durch das Land, damals als Sergeant, heute als Leutnant.
Als Cid Shaynnon das Pferd vor ihm anhält, betrachtet er ihn schmaläugig und nickt ihm zu. »Sie haben es aber eilig«, sagt er. »Sie sind doch der Pferdezüchter aus den Antilopehügeln, ja?«
Cid Shaynnon nickt. Er sagt: »Die Postkutsche kommt nicht mehr. Sie wurde überfallen. Alle sind tot. Nur eine Frau lebt. Es ist Georgia Wagoner, die neue Lehrerin von Mesa. Chaco ließ mich laufen, damit ich den Leuten in Mesa sage, dass sie die Apachenfrauen und -kinder freilassen. Er will einen Tausch machen. Und er hat mir ein Kilo Goldstaub mitgegeben. Verstehen Sie, Leutnant? Gold!«
Der graubärtige Offizier senkt den Kopf und denkt nach.
Dann sieht er den Pferdezüchter wieder an.
»Wie viele Krieger hat er bei sich?«, fragt er.
»Viermal so viel wie Sie Soldaten. Wenn der euch erwischt, macht er euch alle. Ihn könnten die Leute von Mesa nicht so überfallen wie seine Frauen und Kinder.«
Der Leutnant nickt wieder.
»Aber ich muss mit meiner Patrouille den vorgeschriebenen Weg reiten«, sagt er. »Wir werden die Toten der überfallenen Postkutsche bestatten. Die Gefangene kann ich Chaco nicht abnehmen. Ich muss froh sein, wenn er uns nicht angreift.«
Er macht den Ansatz zu einer Bewegung, als wollte er wieder anreiten und seiner wartenden Patrouille das Zeichen geben, ihm zu folgen – da verhält er noch einmal.
»Gold?«, fragt er. »Ein Kilo Gold?«
Cid Shaynnon nickt.
Der Leutnant wiegt nachdenklich seinen grauen Kopf.
»Wenn er es Goldgräbern abgenommen hat«, sagt er, »ist das wohl das kleinere Übel. Aber wenn die Apachen eine Goldmine kennen, irgendwo einen reichen Claim haben...«
Er spricht nicht weiter, und das braucht er auch nicht. Denn Cid Shaynnon weiß längst, was dies bedeuten könnte. Er hat während seines Zehnmeilenrittes immer wieder daran gedacht.
»Die Leute von Mesa werden den Gedanken kaum ertragen können, dass die Apachen Gold haben und sie nicht«, sagt er zum Leutnant. Und dieser nickt heftig.
Dann hebt er die Hand und ruft: »Trabt an! – Joooohooooo!«
Die Patrouille reitet an Cid Shaynnon vorbei. Er betrachtet sie Mann für Mann. Es sind zumeist erfahrene Soldaten, die schon lange in diesem Territorium reiten. Die Armee war nach dem Krieg die letzte Zuflucht für sie. Weil sie Soldaten blieben, wurden sie keine Satteltramps. Sie hatten einen festen Platz. Die Armee wurde ihre Heimat, ihre Familie, ihr einziger Halt.
Sie betrachten ihn Mann für Mann, indes sie in Zweierreihe an ihm vorbeireiten im typisch klirrenden Trab der Kavallerie.
Dieses Klirren und Rasseln wird von ihren vielen Ausrüstungsgegenständen erzeugt, auch von den Metallteilen am Zaumzeug.
Er mag diesen klirrenden Trab nicht. Solch eine Patrouille kommt ihm dann wieder wie eine Katze vor, der man eine Glocke umhängt.
Doch dies passt nun mal gut zu der Sturheit der Armee. Sie ändert sich nicht.
Und sie wird immer unbeholfen mit dem Kopf durch die Wand wollen.
Er blickt der Patrouille noch eine Weile nach, obwohl er es doch eilig hat.
Aber er fragt sich, ob er diese Soldaten noch einmal wiedersehen wird.
Denn wenn Chaco will, kann er diese Patrouille vernichten. Es fragt sich nur, ob er es will. Denn dieser alte Leutnant wird sich gewiss nicht in eine Falle locken lassen. Ihn und seine Reiter wird man nur im offenen Angriff vernichten können. Das aber kostet hohe eigene Verluste.
Vielleicht lässt Chaco ihn reiten.
Cid Shaynnon lässt sein Tier wieder anspringen.
Nach Mesa sind es nur noch sieben Meilen.
Die beiden gewaltigen Tafelberge, zwischen denen die Stadt liegt, sind nun fast greifbar wirkend nahe. In der klaren, trockenen Luft dieses Landes wirken alle Dinge greifbar nahe. Doch das scheint oft nur so.
✰
Als er vor dem Office der Post- und Frachtlinie hält, in deren Auftrag er ebenso geritten ist wie auch aus eigenem Antrieb, laufen die Leute herbei. Er bleibt im Sattel, damit sie ihn alle besser hören können. Schnell bildet sich ein Kreis um ihn und sein schnaufendes Pferd.
Er sieht auch den Bürgermeister und die drei maßgebenden Stadträte, dazu den Town-Marshal. Es sind alle maßgebenden Bürger von Mesa unter den Neugierigen. Und alle wollen seine Nachricht hören.
Denn dass er eine Nachricht bringt, ist völlig klar.
Warum ist er sonst auf einem Pferd zurück, welchem man einen rauen Ritt über viele Meilen ansieht?
Er spürt die fragenden Blicke und nickt.
»Ja, sie haben die Postkutsche erwischt und alle getötet bis auf eure neue Lehrerin. Die haben sie als Geisel. Und dies hier schicken sie euch überdies noch.«
Er bringt den kleinen Beutel mit Gold zum Vorschein und wirft ihn dem Bürgermeister zu. Dieser fängt ihn – will ihn fangen. Aber er ist nicht darauf vorbereitet, dass dieses kleine Ding so schwer ist. Er entfällt ihm. Doch er hebt ihn schnell aus dem Staube, wiegt ihn in der großen Hand.
»Gold«, sagt er. »Das ist Gold, Leute! Die Apachen schicken uns Gold.«
Es entsteht sofort eine erregte Unruhe, und diese Erregung ist nicht Angst, Sorge, nein, eher schon Gier. Und so ist die Unruhe nicht aus Furcht und Sorge geboren, sondern aus gieriger Erregung. Deshalb muss man sie also statt besorgter oder furchtsamer Unruhe wohl eine »erregte« Unruhe nennen – obwohl eine Unruhe ja an sich zumeist aus einer Erregung kommt.
Cid Shaynnon betrachtet diese Bürger von Mesa vom Sattel aus, und er weiß nicht, ob er Mitleid mit ihnen haben oder sie verachten soll.
Ja, er weiß es nicht.
Denn diese Stadt ist fast schon am Verhungern. Sie alle leiden Not, sind verschuldet und könnten nicht mal mehr an einem anderen Ort neu beginnen. Denn wer von hier fortgehen muss, geht als Bettler fort.
Er weiß das zu gut.
Diese Stadt wurde einst vor dem Krieg gebaut, als es noch keine Apachengefahr gab und die Schutztruppen alles unter Kontrolle hielten. Als aber dann während des Krieges die Schutztruppen abgezogen wurden, um auf den Kriegsschauplätzen zu kämpfen und überdies auch noch viele Männer fortritten, um für den Süden zu kämpfen, da wuchs die Apachengefahr ständig. Bald beherrschten die Apachen das Land, kontrollierten alle Wege und Straßen. Städte wurden von allen Verbindungswegen abgeschlossen und glichen einsamen Inseln, zu denen keine Schiffe mehr kamen. Kleinere Ortschaften und Siedlungen wurden aufgegeben. Und viele Minen mussten ihre Förderung einstellen.
Die ganze Entwicklung im Arizona-Territorium wurde um Jahrzehnte zurückgeworfen, und alle Investitionen brachten keinen Gewinn.
Die kleine Stadt Mesa war auch solch eine Investition.
Sie wollte der Mittel- und Versorgungspunkt eines aufblühenden Landes sein.
Aber es kamen keine Siedler, aus denen Farmer und Rancher wurden.
Mesa lebte nur von dem wenigen Durchgangsverkehr und von einigen wagemutigen Pionieren und Goldsuchern. Cid Shaynnon, der in den nahen Hügeln eine kleine Pferderanch besitzt, gehört zu den wenigen Menschen, die dann und wann ein paar Dollar in Mesa lassen.
Dies alles geht ihm durch den Sinn, indes er im Sattel sitzend die Leute betrachtet.
Sie starren auf das kleine Ledersäckchen in Stapp Johnsons Hand. Denn Stapp Johnson, so heißt der hagere, kahlköpfige Bürgermeister von Mesa.
»Ihr sollt die Apachenfrauen und deren Kinder freilassen«, spricht Shaynnon klar und hart. »Sie schicken euch das Gold, damit ihr die Gefangenen nicht als Sklaven nach Mexiko verkauft, um etwas Geld zu bekommen. Und sie lassen auch Miss Georgia Wagoner frei, die ihr als Lehrerin kommen ließet, obwohl ihr sie kaum bezahlen könnt. Ich traf unterwegs auf Leutnant Skinner und dessen Patrouille. Doch die Apachen sind der Patrouille zu überlegen. Der Leutnant kann im besten Falle die Toten bestatten. Das ist alles, was ich zu berichten habe. Ihr solltet euch sofort entscheiden. Gebt die gefangenen Apachenfrauen und auch die Kinder frei.«
Er verstummt fordernd.
Aber sie scheinen ihn gar nicht richtig zu hören.
Sie starren noch zu sehr auf das Gold.
Denn Stapp Johnson hat inzwischen den Beutel geöffnet und ein wenig vom Inhalt in die hohle Hand geschüttet.
»Ja, es ist Gold«, sagt jemand. »Diese roten Hurensöhne haben Gold.«
»Und das ist ungerecht«, murrt eine andere Stimme. »Diese verdammten Heiden brauchen kein Gold. Denn die Hölle ist umsonst. Und wir sollten sie endgültig zur Hölle schicken. Wir machten damals nur halbe Arbeit.«
Der letzte Sprecher erhält Zustimmung.
Und als das Gemurmel wieder etwas abklingt, sagt eine dritte Stimme aus dem dichten Kreis: »Nur ein Beutel Gold – – – das ist nicht genug für die Gefangenen. Wir müssen für jeden Gefangenen, mag es eine Squaw oder ein Kind sein – einen Beutel fordern.«
Das Gemurmel wird wieder laut, und es ist vollste Zustimmung.
Cid Shaynnon sitzt immer noch im Sattel und blickt auf sie alle nieder.
»Und eure Lehrerin, die ihr kommen ließet, obwohl ihr sie wahrscheinlich nicht mal voll bezahlen könnt? He, was soll aus ihr werden? Denkt ihr nur an Gold allein und nicht an eure Pflicht als Christen?«
Nun sehen sie ihn alle an.
Er spürt plötzlich eine Feindschaft. Ja, es sind feindliche Ströme, die gegen ihn prallen.
Jemand sagt: »Christen? Sicher sind wir Christen. Aber zuerst müssen wir an unsere Familien denken und zweitens, dass diese Stadt endlich den Aufschwung erlebt, auf den wir alle schon so viele Jahre warten. Wer hält denn diesen Aufschwung auf? Und wer schuldet uns deshalb eine Menge? – He! Doch nur diese verdammten Apachen! Wer sonst? Also sollen sie zahlen, zahlen, zahlen!«
Die Stimme wird zuletzt misstönig, böse, gierig.
Cid Shaynnon begreift, dass mit diesen Leuten nicht zu reden ist.
Sie wollen raus aus ihrer Stagnation und in eine bessere Zeit.
Und die Apachen verhindern die Besiedlung des Landes.
So einfach ist das.
Jetzt wollen die Leute von Mesa nicht nur die Apachen vernichten oder zumindest aus diesem Teil des Territoriums vertreiben. Nein, jetzt wollen sie auch noch das Gold der Apachen.
Denn sie glauben plötzlich daran, dass die Apachen irgendwo eine reiche Goldmine oder einen reichen Claim besitzen, wahrscheinlich, weil sie die Besitzer töteten.
Cid Shaynnon möchte noch etwas sagen, obwohl ihm sein Verstand sagt, dass es sinnlos ist. Doch der Bürgermeister von Mesa – Stapp Johnson – übernimmt nun das Kommando. Er ruft über die Versammlung hinweg: »Habt ihr gehört, Leute? Leutnant Skinner ist mit einer Patrouille unterwegs und wird die Toten der Postkutsche bestatten. Die Apachen werden sicherlich auch dort zu finden sein. Also reiten wir! Reiten wir hin! Zusammen mit der Patrouille können wir sie vielleicht stellen und kleinmachen. Und wenn wir noch einige weitere Gefangene machen, werden wir vielleicht herausfinden, wo sie ihre Goldmine oder den Claim haben. Alle Männer zwischen zwanzig und vierzig Jahren reiten mit mir! In zehn Minuten geht's los!«
Cid Shaynnon hört es und weiß, dass die sogenannte »Bürgermiliz« von Mesa nicht mehr aufzuhalten ist.
Er lenkt sein Pferd aus der zusammengelaufenen Menge, die sich jetzt aber auch auflöst. Denn alle Männer zwischen zwanzig und vierzig Jahren sind in der Bürgermiliz, in der Reitenden Bürgermiliz. Alle anderen brauchbaren Männer gehören der Stadtwehr an, also jenem Teil der Bürgermiliz, die den Schutz der Stadt übernimmt, wenn die ausreitende Miliz fort ist.
Diese Einrichtung wurde damals bei Kriegsbeginn geschaffen und bewährte sich einige Male. Man behielt sie bei, nachdem der Krieg gegen die Nordstaaten schon längst vorbei war.
Cid Shaynnon bringt sein Pferd in den Mietstall, denn er ist auf dem Tier nun an die vierzig Meilen geritten. Der hinkende Shorty trifft erst nach ihm beim Stall ein, denn er war mit bei der Versammlung vor der Post-Agentur.
»Vielleicht werden wir alle noch reich«, sagte Shorty zu ihm, indes er ihm das Pferd abnimmt. »Es wäre wohl auch ungerecht, wenn die Apachen Gold besäßen und wir hier dahinvegetieren wie Schiffbrüchige auf einer einsamen Insel. Ich habe mal in einem Buch gelesen, dass Schiffbrüchige auf eine einsame Insel verschlagen wurden und dort an die zehn Jahre kümmerlich lebten. Aber dann begann ihre große Glückssträhne. Einer von ihnen fand einen alten Piratenschatz, und als sie noch überlegten, was sie mit diesem Schatz auf einer einsamen Insel schon groß anfangen könnten, kam ein Schiff. Hey, was waren die glücklich! Und warum sollen wir nicht endlich auch mal solch ein Glück haben wie diese Schiffbrüchigen in dem schönen Buch?«
Cid Shaynnon möchte eigentlich nichts sagen, denn es scheint ihm zu sinnlos zu sein. Diese armselige Stadt Mesa ist vom Goldfieber erfasst.
Jawohl, so ist es. Goldfieber!
Chaco hat das sicherlich vorausgesehen, als er ihm den Beutel mit Gold vor die Füße warf. Chaco kennt die Weißen gut genug, auch ihre Goldgier. Denn schon der erste Weiße, jener Coronado, der mit einer Schar eisengepanzerter Abenteurer einst in dieses Land kam, wurde von der Gier nach Gold angetrieben.
Chaco kann fast völlig sicher sein, dass die Bürgerwehr aus Mesa, die sein wanderndes Dorf überfiel und ein Massaker unter den Frauen, Kindern und wenigen alten Kriegern anrichtete, wieder ausreiten wird.
Das Gold wird sie locken.
Und so wird er eine Falle stellen.
Oder sollte er es anders machen wollen? Kann es sein, dass er die von den meisten wehrfähigen Männern entblößte Stadt überfallen wird?
Beides ist möglich. Chaco und dessen Apachen kann man alles zutrauen.
Was kann er tun? Was sollte er tun?
Er denkt an seine kleine Pferde-Ranch. Er hat ein Halbblut dort als Helfer. Diesem Halbblutmann würden die Apachen wahrscheinlich nichts tun. Aber die Pferde würden sie ihm stehlen.
Eigentlich müsste sogar er daran interessiert sein, dass man die Apachen entweder vertreibt oder vernichtet. Erst dann könnte er mit größerer Zuversicht in den Hügeln seine Pferde züchten – obwohl er dann wahrscheinlich mehr auf weiße Pferdediebe achten müsste.
Er entschließt sich plötzlich, weil er an diese Georgia Wagoner denken muss.
Ja, er muss mitreiten wegen Georgia, die er Gigi nennen durfte in den Minuten höchster Gefahr, als sie beide schon ans Sterben denken mussten.
Er kann es nicht den Soldaten und auch nicht der Bürgermiliz von Mesa überlassen, etwas für Georgia Wagoner zu tun.
Er hatte sie bei den Apachen lassen müssen.
Und er hatte ihr versprochen, dass sie eine Chance haben würden.
Er folgt Shorty und sagt: »Gib mir ein gutes Pferd, Shorty. Ich reite mit! Gib mir für meinen Wallach ein gleich gutes Pferd.«
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Sie sind siebenundzwanzig Mann zwischen zwanzig und vierzig Jahren. Nur der Bürgermeister Stapp Johnson ist einige Jahre älter.
Aber er ist ja auch der Anführer. Er darf wahrscheinlich älter sein.
Als sie sehen, dass sich auch Cid Shaynnon auf einem frischen Pferd beim Sammelplatz einfindet, nicken ihm die maßgebenden Männer zu.
Stapp Johnson sagt: »Gut, dass Sie mitreiten, Shaynnon. Und obwohl Sie kein Bürger unserer Stadt sind, werden Sie einen redlichen Anteil erhalten, sollten wir große Goldbeute machen bei den Apachen.«
Er erwidert nichts. Es hätte wenig Sinn. Aber er begreift, dass sie alle von heißen Wünschen nach Gold angetrieben werden.
Bald darauf reiten sie los. Er braucht sie nicht zu führen, denn sie wollen ja zur Patrouille aufschließen, die sie dort vorzufinden hoffen, wo die Postkutsche überfallen wurde und die Soldaten die Toten bestatten wollen.
Er reitet mal vorne, dann wieder etwas zurückfallend ziemlich am Ende. Sie reiten nicht wie Soldaten in Zweierreihen. Ihre Formation ändert sich fortwährend ein wenig. Manche Reiter reiten zu dritt nebeneinander, andere wieder zu zweit. Er reitet zumeist allein.
Er überlegt, wie viele lebend nach Mesa zurückkommen würden.
Denn sie reiten jetzt nicht gegen Chacos Dorf, welches nur von wenigen alten oder sehr jungen Kriegern beschützt worden war.
Nein, jetzt reiten sie gegen Chaco selbst und dessen Krieger.
Jetzt wird es anders sein als damals.
Er betrachtet sie alle Mann für Mann. Die meisten sind harte Burschen. Die leben schon lange im Lande.
Der Schmied nickt ihm zu. Neben dem Schmied reitet der Sattler mit seinem Sohn. Auch der Storehalter mit seinem Gehilfen ist mit. Vom Wagenhof der Post- und Frachtlinie sind ein Fahrer und dessen Begleitmann dabei. Denn sie sollten hier die Postkutsche übernehmen und weiter bis Nogales fahren. Das wären fast zweihundert Meilen gewesen.
Cid Shaynnon erkennt noch viele Männer. Auch der Saloonwirt Phil O'Rourke ist dabei, ein bulliger Ire, der einst als Preiskämpfer am Mississippi einen Namen hatte als Irish Bull.
Ja, sie sind harte Burschen, und sie witterten wie hungrige Wölfe eine Chance, um aus allen Schwierigkeiten herauszukommen. Sie witterten Beute und tun dies immer noch.
Er macht sich Sorgen.
Denn solche beutelüsternden Burschen reiten leicht in eine Falle.
Je länger er darüber nachdenkt, umso mehr muss er Chacos Schlauheit bewundern.
Ein einziger Beutel mit Gold hatte genügt, um die Bürgermiliz von Mesa, die damals auch das Massaker in Chacos Dorf veranstaltete, aus der Stadt zu locken.
Und er, Cid Shaynnon, reitet mit ihnen. Er prüft sich sehr ehrlich und gründlich, lauscht in seinen innersten Kern hinein.
Und so kann er sich ehrlich sagen, dass er nicht wegen der Hoffnung auf das Apachengold mit ihnen reitet.
Nein, er tut es wegen dieser Gigi.
Ihr soll es nicht so ergehen wie seiner Sally.
Sally konnte er nicht mehr helfen.
Deshalb muss er es bei Georgia Wagoner versuchen. So einfach ist das.
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Nach zwanzig Meilen erreichen sie den Ort. Leutnant Skinner und dessen Männer sind soeben fertig mit dem Bestatten der Toten und rasten noch, nur einen Steinwurf weit von den frischen Gräbern entfernt. Die Überland-Postkutsche ist verbrannt bis auf die Eisenteile.
Der Leutnant tritt dem Aufgebot aus Mesa entgegen.
»Das habe ich mir so ähnlich gedacht«, sagt er zu Stapp Johnson. »Das Gold hat euch wahrscheinlich um den Verstand gebracht. Aber diesmal überfallt ihr kein fast wehrloses Apachendorf, welches sich überdies auch noch auf der Wanderschaft zu einem neuen Platz befand – nein, diesmal werdet ihr mexikanischen Pfeffer in eure Hintern geblasen bekommen, Apachenpfeffer!«
Die Stimme des grauköpfigen Leutnants knirscht vor Bitterkeit.
Aber Mesas Bürgermeister Stapp Johnson geht auf diese höhnenden Worte gar nicht ein, ja, er scheint sie gar nicht gehört zu haben. Denn er sagt: »Die Armee hat in diesem Lande den verdammten Auftrag, ja sogar die allererste Pflicht, die Zivilbevölkerung zu schützen und alles zu tun, damit in diesem Lande endlich der wirtschaftliche Aufschwung in Gang kommt und der Bürger in die Lage versetzt wird, Geld zu verdienen und Steuern zahlen zu können. Denn von diesen Steuern der Bürger lebt nicht zuletzt auch die Armee. Verstanden, Leutnant?«
Er macht eine kleine Pause. Doch der Leutnant grinst nur wortlos.
Da spricht Johnson weiter und sagt: »Wir haben aus Kriegszeiten noch das Notgesetz, nach dem Bürgermiliz die Aufgaben der Armee zum Schutze der Zivilbevölkerung zu übernehmen hat. Dieses Gesetz wurde bisher noch nicht außer Kraft gesetzt. Und so reiten wir jetzt als Bürgermiliz zum Schutze der Zivilbevölkerung gegen die Apachen. Dass dies notwendig ist, beweisen diese Gräber und die niedergebrannte Postkutsche dort drüben. Ich fordere Sie auf, Leutnant, mit uns zu reiten und uns Hilfe zu geben. Sonst...«
»Nur ruhig, Johnson, nur ruhig«, unterbricht ihn der Leutnant nun trocken. »Und keine drohenden Versprechungen, mein Bester. Sie haben Glück. Denn mein Patrouillenauftrag lautet, festzustellen, wie stark Chaco ist an Kriegern. Und dies habe ich bis jetzt noch nicht feststellen können. Ich muss ihn erst sehen mit all seinen Kriegern. Und dann soll ich mit ihm Fühlung halten und einen Kurier zum Major senden. Sie haben Glück, Verehrtester, denn ich kann Ihnen und Ihren Männern nicht verbieten, hinter uns herzureiten.«
Stapp Johnson grinst breit, als er dies hört.
Und er sagt: »Dann sind wir uns ja einig, Leutnant. Ich lasse meine Männer nun absitzen. Ist die Wasserstelle brauchbar? Können wir unsere Pferde dort tränken?«
Der Leutnant nickt und wendet sich um, will zu seinen Männern zurück.
Doch Cid Shaynnon schwingt sich leicht vom Pferd und sagt: »Einen Moment, Leutnant.« Er tritt vom Pferd weg und zu ihm hin.
Der Offizier sieht ihn etwas grimmig an.
»Dass Sie mit dieser Bande aus Mesa reiten...«, sagt er. »Die wollen doch nur das Gold der Apachen und sonst nichts. Sind Sie auch...«
»Eine der Toten – es war eine blonde Frau – war meine Braut«, unterbricht ihn Cid Shaynnon. »Es war Sally Mitchum. Sie wollte zu mir, damit wir heiraten. Sie, Leutnant, haben sie beerdigt. Ich möchte wissen, wie sie gestorben sein könnte und was die Apachen mit ihr gemacht haben. Wollen Sie mir das sagen, Leutnant?«
Carl Skinner sieht ihn eine Weile schweigend an. Er muss zu Cid Shaynnon aufsehen, denn dieser ist fast einen Kopf größer als der untersetzte Leutnant.
Schließlich schüttelt der Leutnant seinen grauen Kopf.
»Nein«, sagt er, »das sage ich Ihnen nicht, Cid Shaynnon. Wir haben ihren Leichnam in eine Decke gehüllt und bestattet. Sie liegt im dritten Grab von links. Mehr erfahren Sie nicht von mir. Denn Hass führt in die Hölle. Und Ihr Hass auf die Apachen ist schon groß genug.«
Er wendet sich und geht endgültig davon.
Cid Shaynnon aber begibt sich zu den Gräbern hinüber.
Als er dann bei Sally Mitchums Grab steht, nimmt er seinen Hut ab.
Er murmelt: »Es tut mir leid, Sally – oh, es tut mir so sehr leid. Wenn wir uns damals in Santa Fé nicht kennengelernt hätten, würdest du noch leben. Denn dann hätte dich kein Narr in dieses verdammte Land gelockt. O Sally, du wolltest hier mit mir glücklich werden – und bekamst den Tod. Wenn ich wüsste, dass du im Jenseits glücklich bist, würde mich das ein wenig trösten. Verzeih mir, Sally!«
Er wendet sich wieder ab.
Wenig später findet er zwei Bretter von einer zertrümmerten Kiste. Die Apachen hatten die Kiste aus dem Gepäckfach der Kutsche geholt und zerschlagen, um den Inhalt herausholen zu können, wahrscheinlich irgendein wichtiges Expressgut.
Nun macht er aus diesen beiden Kistenbrettern ein Kreuz.
Und er schnitzt die Worte ein:
Sally Mitchum 1842 – 1867
Mehr kann er für Sally nicht tun.
Doch für diese Georgia Wagoner kann er noch etwas tun. Er schnitzt immer noch, als die Soldaten aufsitzen und auch Johnson seine Bürgerwehr in die Sättel bringt.
Aber eine halbe Stunde später hat er sie wieder eingeholt. Er reitet zur Spitze vor und drängt sein Pferd neben das Tier des Leutnants.
»Leutnant, wir sind nicht mehr allein«, sagt er. »Es sind zumindest drei Apachenspäher zu unseren Flanken und hinter uns. Die melden durch Blinksignale alles, was wir tun. Und Chaco ist vor uns immer im Bilde. Ist Ihnen klar, Leutnant, dass er uns wahrscheinlich in eine Falle locken will?«
»Völlig klar«, nickt Carl Skinner. »Doch wir haben die Chance, ihn zu schlagen. Mit meiner Patrouille allein hätte ich das nicht gekonnt. Aber mit der Bürgermiliz von Mesa schon. Es ist auch die Chance für mich. Denn die Rente eines Leutnants ist kümmerlich. Ich würde gerne als Captain in Pension gehen. Das sage ich Ihnen ganz ehrlich, Pferdezüchter. So hat wohl jeder von uns seine Motive. Die Leute aus Mesa wollen das Gold der Apachen. Denn nur die Vernichtung der Apachen und das Apachengold können in Mesa noch einen Aufschwung bringen und die Bürger dieser Stadt für all die verlorenen Jahre entschädigen. Sie, Shaynnon, wollen wahrscheinlich Rache für Ihre Braut – und Sie denken in diesem Zusammenhang an die Gefangene der Apachen. Denn wenn Sie schon Ihre Braut nicht retten konnten, wollen Sie wenigstens dieses andere Mädchen nicht in der Not lassen. Ich aber will befördert werden. Das werde ich, wenn ich der Armee einen mühsamen und aufwendigen Feldzug gegen Chaco erspare. Denn wenn dieser Chaco noch eine Weile Erfolg hat, werden ihm die Krieger von allen Stämmen zulaufen wie einem neuen Messias. Dann hat er bald hundert, zweihundert, dreihundert Mann. Und um dreihundert Apachen einzufangen und wieder ins Reservat zu schaffen, braucht die Armee dreitausend Soldaten. Dreitausend! Diese müssen dann wochenlang in den Sätteln sitzen, bis die Apachen eingekreist sind und sich ergeben. So ist das! Wir hier ziehen alle an einem Lasso. Ich habe darüber nachgedacht.«
Nachdem Cid Shaynnon dies gehört hat, lässt er sich wieder zurückfallen, bis er ziemlich am Schluss der Bürgermiliz reitet.
Und er fragt sich, was wohl passieren wird.
Aber es passiert vorerst nichts. Sie haben die staubige Wagenstraße längst schon verlassen und folgen der Apachenfährte durch das immer rauer und unübersichtlicher werdende Land.
Es ist ein bergiges Land, mit roten Felsen, Canyons und engen Schluchten. Da und dort gibt es Quellen mit tiefem Grün in der Umgebung, welches zum Rot der Felsen einen wunderschönen Kontrast bildet.
Immer wieder unterbrechen kleine Ebenen dieses unübersichtliche Gebiet. Auf diesen Ebenen wachsen Kakteenbäume, vor allen Dingen der Saguero, der wohl der Monarch unter all diesen Kakteenbäumen ist.
Der Tag nähert sich dem Ende. Die Sonne steht schon weit im Westen – und genau in diese Sonne hinein reiten die Weißen aus so unterschiedlichen Motiven.
Es ist heiß. Noch flimmert die Hitze über dem Boden.
Um bunte Kakteenblüten schwirren Kolibris und andere Insekten.
Der Leutnant führt unentwegt. Sie sitzen nun schon viele Meilen in den Sätteln. Einige Pferde zeigen bereits die ersten Ermüdungserscheinungen. Auch einige der Reiter sind schon ziemlich erschöpft. Solche langen Ritte sind sie mangels Übung doch nicht gewöhnt, so hart sie auch sein mögen oder geworden sind in diesem gnadenlosen Lande.
Aber sie werden durchhalten. Und wenn sie sich zehnmal wundreiten, ihre Knochen spüren, Magen, Nieren und Rückgrat gepeinigt werden bei jedem Schritt ihrer Pferde. Sie werden durchhalten.
Immer stärker fragt Cid Shaynnon sich, was passieren wird. Denn es muss etwas passieren. Warum sonst lockt der Apache sie alle hinter sich her?
Denn dass er Letzteres tut, ist Cid Shaynnon klar. Und nicht nur ihm.
Dass sie dennoch nicht das Gefühl haben, wie dumme Hammel in eine Falle zu rennen, ist ihr Selbstvertrauen, Chaco und dessen Apachen schlagen zu können.
Der Leutnant reitet immer vorsichtiger, hat auch ständig einen Mann als Vorhut und je einen Mann rechts und links als Flankensicherung.
Als sie in einem breiten Canyon an einer Felsengruppe vorbeireiten, tönt von dort das Schnauben eines Pferdes. Aus der Kolonne der Reiter wiehert ein Hengst. Und nun tönt aus den Felsen nicht nur ein Schnauben, sondern gleichfalls ein Wiehern zur Antwort.
Es ist klar, dass zwei Hengste sich ihre Herausforderung zu wiehern.
Aber der Hengst dort zwischen den Felsen ist gewiss kein Wildhengst.
Der Flankenreiter bekommt vom Leutnant durch Armbewegung sofort ein Zeichen. Und von der Bürgermiliz lösen sich auf Stapp Johnsons knappen Befehl drei Reiter zur Unterstützung des Soldaten, der ja nur einen reichlichen Steinwurf weit weg an der rechten Flanke der Kolonne reitet.
Ein Apache reitet bald darauf zwischen den Felsen und dem Grün der deren Basis umgebenden Büsche hervor. Er wollte offenbar die Abteilungen an sich vorbeilassen und sich mit den folgenden Spähern vereinen. Doch jetzt will er vor der Kolonne wieder den Canyon entlang.
Cid Shaynnon treibt sein Pferd an. Es ist ein gutes Pferd. Shorty vom Mietstall gab ihm ein gleichwertiges Tier, und er wusste, dass er es einem Mann mit »Pferdeverstand« gab, einem Pferdezüchter.
Er reitet an der Kolonne vorbei.
Der Leutnant ruft ihm zu: »Lebend, Shaynnon, lebend, wenn's geht!«
Das Apachenpferd ist ein kleiner, zäher Mustang, der ganz gewiss auf hundert Meilen und in wasserloser Wüste jeden langbeinigen Renner schlagen könnte, auch jedes schwerere Pferd von großer Zähigkeit.
Doch jetzt verliert er.
Cid Shaynnon ist ihm bald schon dicht auf den Fersen. Der Soldat und die drei Reiter der Bürgermiliz holen zwar ebenfalls auf, doch nicht so schnell wie der Pferdezüchter aus den Antilopehügeln.
Das ungleiche Rennen ist kaum länger als eine Viertelmeile. Dann ist Cid Shaynnon nahe genug. In der klaren Luft des Arizona-Territoriums und gegen die sinkende Sonne ist das alles noch recht gut zu erkennen.
Cid Shaynnon zeigt, dass er als einstiger Wildpferdjäger eine Menge kann mit seinem Rohleder-Lasso. Solch ein Lasso benutzen nur die wirklich großen Meister, die Künstler der Lassogilde.
Er fängt den Apachen mit dem Lasso, holt ihn vom galoppierenden Pferd.
Und obwohl er dabei unwillkürlich einen triumphierenden Ruf ausstößt, ist ihm von seinem Instinkt her nicht ganz wohl dabei.
Denn etwas ist falsch, nicht richtig, irgendwie fast schon unglaublich.
Gewiss, Cid Shaynnon ist mit dem Lasso ein Meister, und er kann damit den wildesten Hengst aus einer flüchtenden Herde fangen.
Aber einen Apachen mit dem Lasso vom Pferd reißen... Oha, dies ist eigentlich unglaublich.
Erst als Cid Shaynnon absitzt und mit schussbereitem Colt zu dem Apachen tritt, wird ihm die Sache etwas glaubhafter.
Denn er sieht, dass der Apache verwundet wurde, vielleicht sogar beim Überfall auf die Postkutsche. Nun konnte er wohl nicht mehr länger im Sattel bleiben und mit Chaco und dessen Kriegshorde reiten. Er wollte deshalb die Verfolger – wenn es überhaupt Verfolger sind und nicht in die Falle gelockte Narren – an sich vorbeilassen, um sich ausruhen zu können.
Ja, so könnte es sein. Denn der Apache muss ziemlich böse verwundet sein, wie zwei blutgetränkte, primitive Verbände erkennen lassen. Dass er vom Platz des Überfalls auf die Postkutsche bis hier zu diesem Ort überhaupt reiten konnte, war schon eine großartige Leistung.
Er scheint nun bewusstlos zu sein. Vielleicht aber auch verstellt er sich nur.
Leutnant Skinner führt nun seine Patrouille heran. Aber noch schneller sind die Anführer der Bürgermiliz aus Mesa bei Shaynnon und dem Apachen.
Stapp Johnson sagt sofort: »Durchsucht ihn und sein Bündel! Durchsucht alles nach Gold! Wenn die Apachen Gold haben, dann verteilen sie es auf alle Krieger und Pferde. Gold ist schwer!«
Sie machen sich also über den Apachen her, nehmen ihm die Waffen weg und durchsuchen alles. Das Pferd trägt einen alten Kavalleriesattel mit Satteltaschen und einem Bündel, welches am Hinterzwiesel festgeschnallt ist.
Aus diesem Bündel holt einer der Männer ein Ledersäckchen hervor. Es ist ein fast gleiches Säckchen wie jenes, welches Cid Shaynnon nach Mesa brachte.
Ja, es ist mit Gold gefüllt.
Stapp Johnson stellt das schnell fest.
Der Leutnant hat inzwischen seine Soldaten halten lassen, ist abgesessen und tritt hinzu.
»Wahrscheinlich sollte ich das Gold im Auftrag der Armee...«, beginnt er.
Doch Stapp Johnson schnappt: »Diese Apachen sind Mesa und der Postlinie verdammt viel schuldig. Dieses Gold begleicht nur einen sehr geringen Teil dieser Schulden. Nein, Leutnant, die Armee wird das Gold nicht beschlagnahmen – ganz bestimmt nicht, Sir!«
In Stapp Johnsons Stimme klingt die entschlossene Härte.
Und seine Männer nicken dazu und stoßen unmissverständliche Laute aus, Flüche und Worte.
Der Leutnant sagt nichts mehr wegen des Goldes. Er blickt auf den Apachen.
»Er ist unser Gefangener«, erklärt Stapp Johnson. »Einer von uns hat ihn gefangen. Oder sehen Sie das anders, Leutnant?«
Leutnant Carl Skinner kaut an seinen Schnurrbartenden.
Er erwidert nichts, starrt nur nachdenklich auf den Apachen. Schließlich wendet er sich an Cid Shaynnon.
»Ich halte Sie für einen vernünftigen Mann, Pferdezüchter«, sagt er. »Deshalb frage ich Sie, was Sie von dieser Sache halten. Also?«
Cid Shaynnon weiß sofort, was der Leutnant meint. Es geht nicht ums Gold, auch nicht, wer den Gefangenen gemacht und nun gewissermaßen besitzt. Nein, der Leutnant will etwas anderes wissen und dazu Shaynnons Meinung hören.
Shaynnon sagt deshalb: »Es ist alles möglich, Leutnant. Sie können sich die Sache hin und her überlegen, es ist alles möglich. Chaco ist ein schlauer Bursche, und er will mit uns Katze und Maus spielen, wobei wir die Maus sein sollen. Der hat sich vielleicht genau ausgerechnet, dass die Leute aus Mesa verrückt sind nach dem Gold und gerne wüssten, wo es liegt in solchen Mengen, dass jeder Apache welches mit sich herumschleppt. Dieser Apache da zu unseren Füßen soll uns vielleicht noch verrückter machen nach dem Gold und uns endgültig in die Falle locken. Es könnte aber auch sein, dass er wirklich nicht mehr weiter konnte und uns nur an sich vorbeilassen wollte, um sich dann ohne Sorge ausruhen zu können.«
Der Leutnant nickt.
Er deutet auf die Felsen, aus denen der Apache kam, weil sein Pferd ihn verraten hatte.
»Dort scheint eine Quelle zu sein«, sagt er. »Das Grün ist sehr üppig. Wir übernachten auf diesem Platz. Oder haben Sie wieder etwas dagegen, Johnson?«
Seine Frage gilt dem Bürgermeister von Mesa.
Dieser grinst und erwidert: »Nein – nichts! Wir müssen auch erst wieder den Apachen hochpäppeln und zum Reden bringen. Das dauert gewiss eine lange Nacht.«
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Es sind zwei Camps, die für die Nacht aufgeschlagen werden. Soldaten und Zivilisten vermischen sich nicht gerne. Aber jede Truppe – und mag es sein, wo es will auf dieser Welt – ist nun mal eine Kaste für sich.
Der Gefangene liegt im Camp der Bürgermiliz. Er ist gefesselt, und der Barbier von Mesa – er war einst Sanitäts-Sergeant bei der Konföderierten-Armee – hat ihn längst schon versorgt.
Es ist dann schon nach Mitternacht, als sich die Anführer der Bürgermiliz den Gefangenen vornehmen. Sie ziehen ihn an den gefesselten Beinen so dicht an das Feuer heran, dass er dessen Hitze gewiss an den Fußsohlen spüren muss. Sie zogen ihm natürlich zuvor die Apachenstiefel aus.
Cid Shaynnon liegt auf der anderen Seite und ein Stück vom Feuer entfernt. Doch er kann über das Feuer hinweg alles beobachten und auch sehen. Die meisten Männer im Camp vermögen das. Sie liegen da und warten ab.
Die Anführer der Miliz nahmen die Sache in die Hand.
Und Stapp Johnson hat das Kommando.
Er zeigt dem Apachen das Säckchen mit dem Gold und fragt im spanisch-englischen Slang der Grenze: »Ay, Hombre, verstehst du mich? Es wäre gut, wenn du antworten würdest. Denn wir können dir natürlich auch wehtun und mal ausprobieren, was ein verwundeter Apache noch so alles aushält. Na?«
»Ich verstehe euch gut, ihr Hurensöhne«, sagt der Apache.
Er ist ein schon älterer Krieger, untersetzt und von der Hagerkeit eines Wüstenwolfes. Er ist ganz bestimmt ein erfahrener Krieger, der seinen Mut längst schon hundertfach bewiesen hat und sich nicht mehr selbst beweisen muss, dass er als Apache keine Pfeife ist.
Jemand tritt ihm in die Seite.
»Sag es noch einmal«, grollt der Treter dabei. »Selber ein Hurensohn, du Pferdeäpfelfresser. Pass nur auf deine Zunge auf!«
Der Apache stöhnt und weiß, was ihn nun noch alles erwartet.
Und er sagt nach einer Weile: »Oh, ich weiß, was ihr von mir wollt! Ihr würdet sogar meine Füße in das Feuer legen, nicht wahr? Ihr nennt euch Christen und handelt entgegengesetzt nach eurer Religion. Oh, ich hörte von den Patres in der Mission einst viel vom Christentum. Aber ihr Lügner und Heuchler lebt nicht nach eurem Glauben. Und wenn euch die Goldgier erfasst hat, tötet ihr eure eigenen Brüder, kennt keine Gnade. Ich weiß, dass ihr etwas wissen wollt über das Apachengold, nicht wahr?«
Sie schweigen erst eine Weile.
Und sie alle denken nach.
Seine verächtlichen Worte treffen fast jeden tief in seinem innersten Kern.
Sie wollten ehrenwerte Bürger sein, eine schöne Stadt aufbauen und in einem Land den Aufschwung bringen.
Doch sie waren all die Jahre Verlierer.
Nun aber wittern sie die große Chance: Gold! Apachengold!
Und das hat sie fast von einem Moment zum anderen verändert.
Als Cid Shaynnon ihnen das erste Säckchen Apachengold brachte, als sie den Goldstaub in der hohlen Hand ihres Bürgermeisters sahen, da wurden sie zu Goldwölfen.
Und der Apache wittert das.
Stapp Johnson sagt fast milde: »Wie heißt du, Apache? Wie ist dein Name? Sage uns deinen Namen und erzähle uns dann etwas von eurem Gold! Und lass uns nichts mehr fragen. Wir sind nämlich ziemlich ungeduldig. Also!«
Der Apache wartet wirklich nicht mehr länger. Er ist wahrscheinlich so klug, wie ein alter Apachenkrieger nur sein kann.
Schon ein Wildhengst, der nicht mehr gegen ein Lasso ankämpft, weil er erkannt hat, dass er keine Chance dagegen hat, ist klug genug, sich das Leben etwas zu erleichtern.
Dieser Apache möchte nicht mit den Füßen ins Feuer gelegt werden.
Denn es würde ihm wenig helfen, aushalten zu wollen.
Also redet er.
»Das Gold«, sagt er, »stammt aus einer alten spanischen Mine, in der sogar noch die Eisenpanzer und Waffen der spanischen Soldaten und Ritter liegen. Es ist eine reiche Mine, die mit Hilfe von hundert und mehr Sklaven ausgebeutet wurde. Und alles Gold lagerten die Spanier in einem gesonderten Raume. Vielleicht wollten sie es eines Tages auf hundert Packtieren transportieren.«
Er macht eine kleine Pause, scheint sich schwach zu fühlen.
Aber dann erzählt er weiter: »Chaco fand die Mine durch Zufall, als wir einem Puma folgten, der eine Antilope schleppte, die er erbeutet hatte. Wir wollten vor allen Dingen die Antilope. Der Puma verschwand in einem Loch. Als wir es vergrößerten, fanden wir den Eingang der alten Mine und das Gold. Ihr werdet es gewiss nicht bekommen, selbst wenn ich euch hinführen würde. Denn Chaco und seine Krieger werden euch töten.«
Sie schweigen.
Dann sagt der Sattler von Mesa hart und heiser: »Vielleicht einige von uns, ja, vielleicht einige. Doch jene, die überleben können, werden reich sein, reich, und endlich aller Sorgen ledig. Die Überlebenden werden all die verlorenen Jahre in dieser verdammten Stadt und diesem Mistland aufholen und ausgleichen können. Sie werden entschädigt für...«
Seine Stimme geht unter in all dem anderen Gemurmel. Plötzlich reden sie alle durcheinander. Jeder hat etwas zu sagen. Es bricht aus ihnen heraus. Sie können nicht anders.
Auch Cid Shaynnon muss sich unwillkürlich vorstellen, was sein würde, wenn sie wirklich das Gold finden, Chaco und dessen Krieger vernichten und wieder nach Mesa zurückgelangen könnten.
Wenn er zehntausend Dollar in Gold als Anteil bekommen könnte...
Er bricht diesen Gedanken ab. Georgia Wagoner fällt ihm wieder ein, die bei den Apachen ist und die er Gigi nennen durfte.
Und plötzlich zweifelt er auch daran, dass dieser Apache unfreiwillig in ihre Hände fiel. Er glaubt fast an das Gegenteil, nämlich, dass dieser alte und erfahrene Krieger, der ihre Sprache so gut spricht, sie alle in die Falle locken soll.
Er hört sich laut über das Feuer hinweg und durch das Gemurmel und Gerede der Männer fragen: »Und wie ist dein Name, Apache? – He, wie ist dein Name?«
Nun sind sie alle still.