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Amb reißt blitzschnell die Waffe hoch. Auch die anderen Männer bringen ihre Revolver in Anschlag. Doch bevor sie abdrücken können, kracht es seitlich aus dem dichten Gebüsch. Die Schüsse fallen so schnell, wie sie nur von einem Zweihandschützen abgegeben werden können.
Nun schießt auch Amb und springt hinter sein Pferd, das er als Deckung benutzt. Das Tier wird getroffen und bricht zusammen, und Ambrose verspürt ein heißes Brennen auf der Schulter. Eine zweite Kugel streift seine Wange und hinterlässt eine rote Strieme. Eine dritte Kugel schlägt in seine leere Colttasche.
Der Schütze seitlich hinter Amb schießt immer noch. Zwei Reiter flüchten in die Buschgruppen. Einer von ihnen kippt aus dem Sattel.
Amb erhebt sich. Nur ein einziger Gegner ist auf seinem Pferd entkommen. Ohne den unbekannten Helfer wäre Ambrose nicht mehr am Leben...
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Seitenzahl: 112
Veröffentlichungsjahr: 2022
Cover
DIE LETZTE KUGEL
Kapitel 10 Die Rote Nell schießt
Kapitel 11 Tom setzt alles auf eine Karte
Kapitel 12 Tom verliert seine Trümpfe
Kapitel 13 Tom muss mit John Donald boxen
Kapitel 14 Mac Donald und Ambrose in Schwierigkeiten
Kapitel 15 Ellen erkennt das Spiel
Kapitel 16 Ein harter Kampf
Kapitel 17 Das Ende des großen Spiels
Ausklang
Vorschau
Impressum
DIE PERSONEN DER GESCHICHTE
Tom Prox –den wir in hartem Kampf mit gerissenen Verbrechern auf der Höhe seines Könnens erleben
Ambrose Sulliwan und Andy Baxter –Toms Verbündete, die sich von ihrem Meister zu ungewöhnlichen Leistungen hinreißen lassen
Mac Donald –ein tüchtiger Ingenieur, der keine unüberwindlichen Schwierigkeiten kennt
John Donald –sein gleichgearteter Sohn, der die erste Feuerprobe seines Lebens zu bestehen hat
James Lahs –ein sympathischer Oldtimer und Stadtmarshal, der den Verbrechern ein ziemlicher Dorn im Auge ist
Allan Greene –Sheriff, der ein falsches Spiel spielt
Steward Botton –Richter mit höchst zweifelhafter Berufsauffassung
Dan Cameron –Wirt der Central-Bar
Die Rote Nell alias Nell Morell-Kent –die Schwester Camerons, eine schöne Frau mit viel Verstand und wenig Herz
Sidney Jackson –ein reicher Rancher, den der Reichtum nicht zufrieden, sondern gierig macht
Ellen Jackson –seine Stieftochter, die das Herz auf dem richtigen Fleck hat und eine wichtige Rolle spielt
Big Monkey –ein Bandit, der trotz seiner gewaltigen Körperkräften Tom Prox nicht gewachsen ist
Slim Lane –ein Gehilfe des Mannes im Hintergrund, der dessen Spiel durchschaut und trotzdem mitspielt
Außerdem: Banditen, Cowboys, Aktionäre und mehr oder weniger brave Bürger
Liebe Western-Leser, liebe Unger-Freunde!
Das Werk von G.F. Unger, einem der größten und beliebtesten Wildwest-Autoren über die Grenzen Deutschlands hinaus, ist umfangreich. Dazu zählen auch seine Beiträge zu den Serien BILLY JENKINS, JOHNNY WESTON, TOM PROX und PETE in den 1950er-Jahren.
Als »sein« Verlag wollen wir Ihnen – zusätzlich zur Sonder-Edition, in der wir Ungers Taschenbücher ungekürzt im Heftformat auflegen –, in der Classic-Edition auch diese Romane präsentieren, die neben ihrem nostalgischen Reiz nichts von ihrer Dramatik verloren haben. Den BILLY-JENKINS-Western und den JOHNNY-WESTON-Leihbüchern folgten Ungers TOM-PROX- und PETE-Heftromane aus den Jahren zwischen 1951 und 1954 im »Doppelpack« – und nun zum Schluss seine zehn Leihbücher um Tom Prox in jeweils zwei Teilen.
Wir wünschen allen Sammlern und Lesern viel Vergnügen und spannende Unterhaltung bei dieser Zeitreise!
Ihre G.F Unger-Redaktion
PS: Einige Bezeichnungen in den Romanen wie »Neger« gelten heutzutage als diskriminierend. Sie waren zur Zeit der Romanhandlung aber gebräuchlich und sollten im historischen Kontext verstanden werden, weshalb sie im Text belassen wurden.
DIE LETZTE KUGEL
Alles auf eine Karte
Ein Abenteuer aus dem Wilden Westen,berichtet von G.F. Unger
Amb reißt blitzschnell die Waffe hoch. Auch die anderen Männer bringen ihre Revolver in Anschlag. Doch bevor sie abdrücken können, kracht es seitlich aus dem dichten Gebüsch. Die Schüsse fallen so schnell, wie sie nur von einem Zweihandschützen abgegeben werden können.
Nun schießt auch Amb und springt hinter sein Pferd, das er als Deckung benutzt. Das Tier wird getroffen und bricht zusammen, und Ambrose verspürt ein heißes Brennen auf der Schulter. Eine zweite Kugel streift seine Wange und hinterlässt eine rote Strieme. Eine dritte Kugel schlägt in seine leere Colttasche.
Der Schütze seitlich hinter Amb schießt immer noch. Zwei Reiter flüchten in die Buschgruppen. Einer von ihnen kippt aus dem Sattel.
Amb erhebt sich. Nur ein einziger Gegner ist auf seinem Pferd entkommen. Ohne den unbekannten Helfer wäre Ambrose nicht mehr am Leben ...
Kapitel 9Ambrose wird gehetzt
Ambrose ist am Nachmittag weggeritten. Schon nach einem Zehn-Meilenritt pfeift die erste Kugel an ihm vorbei.
Man verlegt ihm also den Weg. Er biegt nach Osten aus und versucht, einen Bogen zu schlagen und von den Bergen wegzukommen. Aber es hilft nichts. Aus den Hügeln kommen Reiter hervorgejagt, die ihn verfolgen.
Nach fünf Meilen muss Ambrose nordöstlich halten, denn die ganze Talhälfte ist von West nach Ost abgesperrt. Überall werden einzelne Reiter sichtbar, die strahlenförmig auf ihn zuhalten. Auch zum Camp kann Amb nicht zurück. Er muss nordöstlich reiten, denn nur in dieser Richtung ist der Weg noch frei. So entfernt er sich immer mehr von Gold-Creek.
Fluchend und wütend, aber kampflustig, hockt er im Sattel seines prächtigen Grauschimmels. Er möchte jetzt schon kämpfen, aber sein Verstand sagt ihm, dass zu viel auf dem Spiel steht.
Wenn er vom Pferd geschossen wird, dann sind die Zeichnungen verloren und der Bahnbau verzögert sich. Jeder Tag kostet für die Rocky Star Union Tausende von Dollars. So bleibt Ambrose Sulliwan also nichts anderes übrig, als zähneknirschend zu fliehen.
Sein Pferd ist ausgeruht und gut. Die Verfolger haben keine schnelleren Tiere zur Verfügung. Einige bleiben zurück, aber sechs von ihnen halten Fühlung mit ihm.
Die Dämmerung fällt über das Tal. Amb wird immer noch gejagt. Er muss jetzt auf der Höhe von Lucky-City sein.
Die Berge im Norden, die mit wild zerhackter Mauer das Riesental begrenzen, sind ihm schon fast greifbar nahe gerückt. Amb hält stur darauf zu und erreicht mit Anbruch der Nacht einen Canyon. Er fegt hinein und erkennt im letzten Tageslicht einen Felsspalt zur Rechten.
Sofort reißt er sein Pferd herum, drängt es rückwärts hinein, gleitet aus dem Sattel und hält dem Tier die Nüstern zu. Hier in der Felsnische ist es schon völlig dunkel. Einige Minuten vergehen, während denen Amb nur den Atem seines Pferdes hört.
Dann klingen prasselnde Hufschläge heran. Eine halbe Minute später sieht Amb die Schatten von sechs Reitern vorbeijagen. Er wartet noch ein wenig, zieht sein Tier heraus, schwingt sich in den Sattel und prescht ohne weiteren Zeitverlust aus dem Canyon.
Draußen biegt er sofort nach links ab, reitet hundert Meter und verhält im Schatten eines Felsens. Er braucht nicht lange zu warten. Schon trommeln die Hufe der ersten Nachzügler heran. Sie kommen einzeln und in weitem Abstand. Amb zählt noch fünf Reiter, die alle in den Canyon hineinreiten.
Nun wendet er sich in langem Galopp nach Süden.
Nach seiner Ansicht ist der Weg jetzt frei. Es wird ein langer Ritt, über dem die ganze Nacht vergeht. Amb rastet eine Stunde am Ufer eines Creeks und reibt seinen Grauschimmel trocken. Dann geht es weiter.
Das Pferd ist fast am Ende seiner Kraft. Es ist gut seine hundert Meilen gelaufen. Gegen Morgen rastet Amb noch einmal eine halbe Stunde, führt das Tier langsam im Kreis herum und lauscht dabei sorgsam in die Nacht. Dann tränkt er es, achtet aber darauf, dass es nicht zu viel Quellwasser nimmt.
Er befindet sich jetzt ziemlich dicht an den Berghängen des Long Fish. Wenn er nicht mehr aufgehalten wird, kann er Gold-Creek kurz nach Sonnenaufgang erreichen.
Langsam reitet er weiter. Am Himmel wird es immer heller. In einer halben Stunde ist es Tag. Das Gelände wird unübersichtlich.
Amb passt scharf auf, er hat in der Nacht hinter sich Feuersignale bemerkt, die nur für gewisse Leute in Gold-Creek bestimmt sein konnten. Amb rechnet damit, dass man ihn nicht an das Baulager heranlassen wird. Als er nun durch eine schmale Hügellücke kommt, reitet er trotz aller Vorsicht in die Falle.
»Stopp! Flossen hoch! Runter vom Gaul!«, dröhnt eine scharfe Stimme von oben herunter.
Amb beugt sich über den Pferdehals und lässt seinen Grauschimmel noch einmal galoppieren. Schüsse aus mehreren Colts krachen hinter ihm her. Sein Pferd wiehert einmal schmerzvoll, jagt jedoch mit unverminderter Schnelligkeit weiter. Erst nach einer halben Meile reitet er wieder langsamer.
Sein Pferd kann nicht mehr. Im Schritt gehend, lauscht er nach Norden. Bald darauf vernimmt er schnelle Hufschläge.
»Damned, jetzt ist mir alles egal!«, schimpft er und bringt sein Tier hinter einem Felsblock zum Halten, denn er weiß, dass er mit diesem müden Pferd doch nicht entkommen kann und nun also kämpfen muss. Er holt schnell die Pläne aus der Satteltasche, presst sie vor die Brust und knöpft seine enge Weste fest darüber. Dann nimmt er seine Colts zur Hand und wartet.
Der rasselnde Atem des Pferdes sägt durch die Stille. Die Hufschläge nähern sich. Ambrose wartet, aber die drei Reiter jagen an ihm vorbei. Sie haben ihn und sein Pferd hinter dem Felsen nicht bemerkt. Mit einem erleichterten Seufzer steckt er die Colts in die Holster zurück und reitet langsam hinter seinen Verfolgern her.
Buschgruppen tauchen in der Dämmerung auf. Amb ist höchstens noch acht Meilen von Gold-Creek entfernt. Doch jetzt trommeln hinter ihm wieder Hufschläge auf, die diesmal mehr von rechts kommen.
Amb will sein Tier in die Büsche treiben, als ein lauter Ruf erklingt: »Halt, wer reitet da? Hier ist der Sheriff! Stopp!«
Amb vernimmt nun auch rechts und links von sich Hufschläge. Man hat ihn also eingekreist. Er könnte nur noch durch die Büsche den steilen Hügelhang hochreiten, aber das schafft sein müdes Tier nicht mehr.
»Bleibt stehen, sonst knallt es!«, ruft er scharf und gleitet aus dem Sattel.
»Heh, hier ist der Sheriff!«, klingt es wütend zurück.
»Zeig dich mal, Sheriff!«, ruft Amb skeptisch.
Da taucht ein Reiter zwischen den Buschgruppen auf und nähert sich im Schritt. Es ist Allan Greene, der neue Sheriff und ehemalige Untersheriff des Distrikts, zu dem Gold-Creek, Lucky-City und Wels City gehören. Ambrose erkennt ihn sofort und lässt den Colt sinken, behält ihn jedoch in der Hand. Er denkt an die Worte des alten Town-Marshal, die für Allan Greene nicht gerade schmeichelhaft gewesen sind.
»Ah, Sie sind ja der Eisenbahn-Ranger«, sagt der Sheriff grinsend und bringt fünf Meter vor Amb sein Pferd zum Stehen.
»Yeah«, nickt Amb und beobachtet vorsichtig.
Der Sheriff setzt sich im Sattel bequemer, holt Tabak und Blättchen aus der Hemdtasche und beginnt mit großer Ruhe, sich eine Zigarette zu drehen.
Es ist inzwischen Tag geworden, obwohl die Sonne noch nicht über die Bergspitzen gekommen ist. Die beiden anderen Reiter nähern sich von links und warten. Sie grüßen nicht und sitzen scheinbar gelangweilt in den Sätteln. Amb erkennt, dass sie ihn scharf beobachten.
»Wir hörten Schüsse«, beginnt der Sheriff und reibt ein Zündholz an seinen ledernen Chaps an.
»Bin verfolgt worden«, sagt Amb trocken.
»Ah, Banditen?«
»Yeah!«
»Mann, hier bin ich Sheriff und hier gibt es keine Banditen! Die gibt es nur in Gold-Creek!«, versetzt Greene scharf, wobei er höhnisch grinsend und genießerisch den Rauch aus der Lunge stößt. Amb grinst ebenfalls – es ist ein hartes, gefährliches Grinsen.
»Ich kannte mal einen Mann«, sagt er lässig, »der so viel Läuse im Pelz hatte, dass er sie nicht mehr sehen und fühlen konnte. Yeah, er war sozusagen blind geworden. Vielleicht wollte er sie aber auch nicht sehen – die Läuse.«
Allan Greene beantwortet Ambs zweideutige Worte mit einem spöttischen Lächeln.
»Was haben Sie unter Ihrer Weste?«, fragt er dann mit lauernder Stimme.
Amb lässt sich mit der Antwort Zeit und beobachtet inzwischen die Begleiter des Sheriffs. Einer hält zehn Meter halblinks und der andere zehn Meter halbrechts von Amb, der Sheriff selbst genau vor ihm.
Alle drei Männer befinden sich zu weit auseinander, als dass Amb sie gleichzeitig im Auge behalten könnte. Er weiß, dass seine Aussichten denkbar schlecht sind. Aber noch will er nicht ganz daran glauben, dass der Sheriff ein Bandit ist, der ebenfalls für den Unbekannten im Hintergrund arbeitet.
»Vermessungspläne sind's«, antwortet Amb endlich bedächtig.
»Ich möchte sie sehen«, erklärt der Sheriff mit Nachdruck.
»Nein.«
»Doch.«
»Probier es aus«, sagt Amb, und in seinen Augen brennt eine heiße Flamme. Er weiß, dass er jetzt kämpfen muss.
Der Sheriff gehört also doch zu den Leuten, die gegen den Bahnbau sind. Man will die Vermessungspläne vernichten, um zu erreichen, dass Mac Donald neu vermessen lassen muss. Das würde zwei Wochen Aufenthalt verursachen, die die Rocky Star Union ein Vermögen kosten würden.
Der Sheriff raucht immer noch an seiner Zigarette. Er beobachtet Amb und leckt seine Unterlippe. So vergehen wieder einige Sekunden. Amb macht es große Mühe, alle drei Reiter im Auge zu behalten.
Plötzlich klingen Hufschläge auf. Amb duckt sich unmerklich, denn jetzt wird die Sache für ihn noch schlimmer. Er vermutet, dass jetzt seine Verfolger zurückgeritten kommen. Sie haben gemerkt, dass Amb sie an sich vorbei gelassen hat.
Schon kommt der erste Reiter zum Vorschein und reißt mit einem Fluch sein Tier auf die Hinterhand. Da sieht er die Gruppe und erkennt den Sheriff. Auch die beiden anderen Kerle stutzen.
Amb ist neugierig. Jetzt muss es sich entscheiden, auf welcher Seite der seltsame Sheriff steht. Im nächsten Augenblick weiß es Amb.
»Hallo, Greene, habt ihr ihn? Verflucht, wir sind an ihm vorbeigeritten! Der Hund ist mehr als gerissen!«
Der Sheriff grinst böse nach Amb hin. »Lass den Colt fallen und mach keine Dummheiten«, knurrt er.
Amb aber reißt blitzschnell die Waffe hoch. Auch die anderen Männer schnappen ihre Revolver heraus und bringen sie in Anschlag. Doch bevor Amb oder seine Gegner abdrücken können, kracht es seitlich hinter dem kleinen Ranger aus dem dichten Gebüsch. Die Schüsse fallen so schnell, wie sie nur von einem Zweihandschützen abgegeben werden können.
Nun schießt auch Amb und springt gleichzeitig hinter sein müdes Pferd, das er als Deckung benutzt. Das Tier wird getroffen und steigt wiehernd mit der Vorderhand in die Höhe.
Amb schießt dennoch weiter, tänzelt hinter dem sich aufbäumenden Tier und feuert seinen Colt leer. Dann reißt er den linken heraus und schießt weiter. Das Pferd bricht zusammen, und Amb verspürt ein heißes Brennen auf der Schulter. Eine zweite Kugel streift seine Wange und hinterlässt eine rote Strieme. Eine dritte Kugel schlägt in seine leere Colttasche.
Der Schütze seitlich hinter Amb schießt immer noch. Zwei Reiter flüchten in die Buschgruppen. Einer von ihnen kippt plötzlich aus dem Sattel.