1,99 €
Die drei Mörder ergreifen die Zügel der Pferde und führen sie durch das Maisfeld hinter der Hütte. Als sie aufsitzen und die Pferde anspringen, erwacht Tom aus seiner Bewusstlosigkeit. Mit dem Pulsschlag wallt stechender Schmerz durch seinen Körper. Dazu kommt, dass er mit dem Kopf nach unten hängt.
Tom macht schon jetzt eine kleine Hölle durch. Und es wird ihm bereits in den nächsten Minuten klar, dass er sich in der Gewalt von Männern befindet, die bestialisch genug sind, ihm eine Hölle auf Erden zu bereiten.
Tom denkt daran, wie diese drei Männer damals nach einem Tropfen Wasser heulten, wie sie sich ohne Gegenwehr gefangen nehmen ließen, nur um Wasser zu bekommen. Das haben sie nicht vergessen. Sie hätten ihn sofort töten können. Sie taten es nicht - ihr Hass auf den Mann, der sie schwach, hilflos und wimmernd gesehen hatte, lässt es nicht zu. So schlimm saß er noch nie in einer Patsche...
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 129
Veröffentlichungsjahr: 2022
Cover
REITER OHNE SPOREN
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Vorschau
Impressum
DIE PERSONEN DER GESCHICHTE
Rogan Cliffort I. – ein Plutokrat
Rogan Cliffort II. – eine Seele von Mensch
Hugh Hay –ein ganz gefährliches Schwergewicht
Bood, Bullok und Maxwell –schwere Jungs, die das Höllen-Trio bilden
Tex Texter –vom selben Kaliber, Vormann
Rancher Buck Morton –muss sterben, weil er Recht sprach
Ester Morton –sieht in ihm ihren Vater
Ted Gibson –arbeitet sich hoch und will Ester heiraten (kriegt sie auch wirklich)
Allan Clarke –heißt eigentlich Morton und muss sterben, weil er Gold fand
Jim Lester –Vormann, Prox' bester Kampfgenosse
Bankier Wolters –ruiniert in Todesnot sich selber
Ellen Wolters –seine Frau und bald eine Witwe, kämpft furchtlos für Kind und Ehre
Manuel Rocha –ständig geprügelt, weiß sein Fell dennoch zu retten
Fellow –liebt Tom bis zum Heldentode
und selbstverständlichTom Prox
Nebenher wimmelt es von Gevatter Schuster, Schneider, Totengräber, von Cowboys, Spitzbuben und Schüftchen
Liebe Western-Leser, liebe Unger-Freunde!
Das Werk von G.F. Unger, einem der größten und beliebtesten Wildwest-Autoren über die Grenzen Deutschlands hinaus, ist umfangreich. Dazu zählen auch seine Beiträge zu den Serien BILLY JENKINS, JOHNNY WESTON, TOM PROX und PETE in den 1950er-Jahren.
Als »sein« Verlag wollen wir Ihnen – zusätzlich zur Sonder-Edition, in der wir Ungers Taschenbücher ungekürzt im Heftformat auflegen –, in der Classic-Edition auch diese Romane präsentieren, die neben ihrem nostalgischen Reiz nichts von ihrer Dramatik verloren haben. Den BILLY-JENKINS-Western und den JOHNNY-WESTON-Leihbüchern folgten Ungers TOM-PROX- und PETE-Heftromane aus den Jahren zwischen 1951 und 1954 im »Doppelpack« – und nun zum Schluss seine zehn Leihbücher um Tom Prox in jeweils zwei Teilen.
Wir wünschen allen Sammlern und Lesern viel Vergnügen und spannende Unterhaltung bei dieser Zeitreise!
Ihre G.F Unger-Redaktion
PS: Einige Bezeichnungen in den Romanen wie »Neger« gelten heutzutage als diskriminierend. Sie waren zur Zeit der Romanhandlung aber gebräuchlich und sollten im historischen Kontext verstanden werden, weshalb sie im Text belassen wurden.
REITER OHNE SPOREN
Das Urteil
Ein Abenteuer aus dem Wilden Westen,berichtet von G.F. Unger
Die drei Mörder ergreifen die Zügel der Pferde und führen sie durch das Maisfeld hinter der Hütte. Als sie aufsitzen und die Pferde anspringen, erwacht Tom aus seiner Bewusstlosigkeit. Mit dem Pulsschlag wallt stechender Schmerz durch seinen Körper. Dazu kommt, dass er mit dem Kopf nach unten hängt.
Tom macht schon jetzt eine kleine Hölle durch. Und es wird ihm bereits in den nächsten Minuten klar, dass er sich in der Gewalt von Männern befindet, die bestialisch genug sind, ihm eine Hölle auf Erden zu bereiten.
Tom denkt daran, wie diese drei Männer damals nach einem Tropfen Wasser heulten, wie sie sich ohne Gegenwehr gefangen nehmen ließen, nur um Wasser zu bekommen. Das haben sie nicht vergessen. Sie hätten ihn sofort töten können. Sie taten es nicht – ihr Hass auf den Mann, der sie schwach, hilflos und wimmernd gesehen hatte, lässt es nicht zu. So schlimm saß er noch nie in einer Patsche ...
Der Ort heißt Custerville. Ein unbedeutendes Städtchen wie hundert andere auch im weiten Rinderland. Gute, weniger gute und schlechte Menschen in ihm halten sich ziemlich die Waage und freuen sich ihres Daseins, ihres kostbaren Lebens. Und damit sie sich recht lange daran freuen können, gebrauchen sie mitunter sehr fleißig ihre Schießeisen.
Die Custerviller Gegend ist eine wilde, raue und gefährliche Ecke. Die Menschen sind von jener Sorte, die nicht viel Worte macht, dafür aber mit Nachdruck ihre Wünsche durchsetzt.
Es gibt in Custerville keinen elektrischen Stuhl für Mörder. In Custerville werden Mörder und dergleichen noch schlicht und zuverlässig an den mehr oder weniger schmutzigen Hälsen aufgehängt.
Auch jene drei wenig ehrenwerten Gentlemen in den Zellen des Ortsgefängnisses, die zum letzten Male den Sonnenuntergang durch vergitterte Fenster bewundern, wissen von dem schlichten Brauche der Custerviller – zumal ihnen vor einer Stunde mitgeteilt wurde, dass sie bei Sonnenaufgang baumeln werden.
Kein Mensch – auch der schlimmste Hundesohn nicht! – lässt sich gern vom Leben zum Tode befördern. Auch die drei Gefangenen in den Todeszellen sind mit ihren Zukunftsaussichten unzufrieden – und wenn ein Mensch mit gewissen Dingen unzufrieden ist, gebraucht er fleißig sein Köpfchen und grübelt wie jener Mann, der einst feststellte, dass die Erde rund ist.
Die drei Unzufriedenen sind zurzeit wohl die gemeinsten, schlechtesten und niederträchtigsten Schufte, die man in den Südstaaten auftreiben könnte. Weder in Arizona noch in New Mexiko oder in Texas gibt es schlimmere Giftpilze. Sehen wie Menschen aus, sind aber sicherlich in der Hölle geboren und von dort verjagt worden – selbst dem Teufel zu schlecht!
Viehdiebstahl, Bankraub, Eisenbahnüberfall, Schmuggel, Menschenraub, Mord! Mord, Mord und nochmals Mord! Das war die deutliche Fährte auf dem Wege, den das Höllen-Trio gezogen war. Zuletzt hatten sie die Bank von Custerville ausgeraubt und dabei drei Tote und fünf Verwundete zurückgelassen.
Dann wurden sie fünf Tage durch die Berge gejagt. Am sechsten Tage hatten sie die Verfolger abgeschüttelt und ritten in die Wüste hinaus. Am siebenten Tage erreichten sie halbtot und völlig erledigt die kümmerliche Wasserstelle, die sie wieder zum Leben erwecken sollte.
Doch da war schon ein Mann zur Stelle. Dieser Mann hieß Tom Prox. Seine Rechnung war aufgegangen. Das Höllen-Trio konnte nicht mehr kämpfen – es hatte ja schon sieben Tage und Nächte gekämpft. Die drei Gentlemen waren fertig, so fertig, als hätte ihnen jemand mit einem Strohhalm das Mark aus den Knochen gesaugt – und das Gehirn mit dazu.
Tom Prox, Führer der so genannten Gespenstergarde, ließ die Kerle nicht ans Wasser! Sie heulten wie heisere Wölfe. Schießen konnten sie nicht, denn ihre Munition war in den sieben Tagen verpulvert.
Es war also für den Ranger-Captain eine ganz einfache Sache. Er brüstete sich auch nicht, als er die vor Wut fast platzende Banditen-Gemeinschaft einige Tage später in Custerville ablieferte.
Die Freude der Custerviller kannte keine Grenzen.
Tom Prox ritt weiter.
Dann sprach die Jury ihr Urteil.
Jetzt verbringen die drei Mörder ihre letzten Stunden auf dieser Erde.
Cyd Bood steht vor dem vergitterten Fenster. Ein massiger Fleischberg. Aber an ihm ist kein Gramm überflüssiges Fett. Er ist ein Bulle. Solche Typen feiern als Freistilringkämpfer Triumphe.
Cyd Bood besteht aus zwei Zentnern Knochen und gewaltigen Muskeln. Einen Hals besitzt er nicht. Sein kugelrunder Kopf sitzt kurz auf den unwahrscheinlich breiten Schultern. Seine Ohren sind nicht größer als die eines Säuglings. Glasklare, ein wenig hervorquellende Froschaugen. Eine Nase, die eigentlich keine Nase, sondern ein kleiner Knorpel ist, nicht größer als ein Flaschenkork. Das Kinn breiter als die Stirn; es könnte ohne Sorge den Huftritt eines Pferdes aushalten.
Das ist Cyd Bood, der Bulle. Sein Innenleben ist denkbar schmutzig, sein Verstand denkt nur Schlechtigkeiten – aber er ist schlau! Schlau wie ein Fuchs und gerissen wie ein alter erfahrener Rauwolf.
Zurzeit denkt er daran, wie schön es wäre, wenn er den Richter, die ganze Jury und vor allen Dingen diesen spöttischen Tom Prox in die Hölle mitnehmen könnte. Er malt sich aus, was er mit den Männern alles anstellen würde, wenn...
Sein Zellennachbar ist Gene Bullok, ein langer, sehniger, gelbhaariger Texasmann, sozusagen prächtige Edelbestie aus Texas. Auch seine Augen sind farblos, glashell und zugleich eiskalt. Blickt man in diese Augen, so denkt man an Blizzard oder Klapperschlange. Sein Mund ist nicht erkennbar, da ein gelber Schnurrbart ihn verdeckt. Das Kinn ist aggressiv und kantig. Gene Bullok wiegt trotz seiner sehnigen Magerkeit seine hundertachtzig Pfund. Obgleich er sich lässig und pomadig gibt, kann er schnell sein wie der Blitz.
Auch er steht am Fenster, betrachtet den Sonnenuntergang und denkt ungefähr dasselbe wie sein Spießgeselle Cyd Bood.
Außer diesen beiden Ober-Schuften ist noch Bill Maxwell vorzustellen. Maxwell ist keine Augenweide. Sein mieses Äußere ist wohl ein Abglanz seiner räudigen Seele. Ja, man muss das Kind beim Namen nennen. Kein Wort ist hart und brutal genug für die Beschreibung und Charakterisierung dieser drei Schufte.
Maxwell ist klein, krummbeinig, schiefrückig, mit schielenden Augen, Pockennarben und einem Kinn, das fast noch spitzer ist als seine Hakennase. Mit seinen Ohren könnte er einem Pascha Kühlung zufächeln. Obwohl er kaum hundertfünfzig Pfund wiegt, ist er gefährlicher als eine Dynamitstange mit brennender Lunte. Auf den ersten Blick erkennt man, dass er aus purer Bosheit ständig sozusagen eine Menge Gift aus allen Poren schwitzt.
Das beweist er in den nächsten Minuten: Denn er hängt nicht hoffnungslosen Rachegedanken nach, sondern handelt.
Der Leidtragende ist der Gefängniswärter. Ein älterer, wortkarger Mann, Familienvater und Besitzer eines grauen Haarschopfes. Gerade die grauen Locken sollen dem Wärter verhängnisvoll werden und der Familie Kummer und Leid bringen.
Bill Maxwell nimmt seine Blechtasse und hält sie durch die Gitterstäbe der Zellentür.
»He, Buddy! Zum Teufel, soll ich hier vor Durst verrecken, bevor ich hänge? Ich bin nicht zum Tode durch Verdursten verurteilt!«
»Mann, Mann, o Mann! Was werde ich froh sein, wenn ich deine giftige Klappe nicht mehr hören muss!«, knurrt der Gefängnisaufseher und schlurft herbei.
»Ich hab's an der Leber – muss ständig was trinken«, stöhnt Bill Maxwell. »Mir darfst du keinen Wunsch abschlagen – wo ich doch morgen hängen werde.«
»Ganz Arizona wird sich freuen«, murmelt Davis, der Gefängniswärter. Er greift nach der Blechtasse. Maxwell lässt sie wohl zu früh los, und sie fällt zu Boden.
Mit bösem Schnauben bückt sich Davis nach dem Blechdings.
Hierauf hat Maxwell gewartet!
Sein langer Affenarm schnellt zwischen den Stäben hindurch und packt mit festem Griff in den dichten Haarschopf des Aufsehers. Mit kräftigem Ruck zieht er den Kopf an die Eisenstäbe. Einmal – zweimal – dreimal!
Schon beim zweiten Male war Davis hinüber.
Ist Bill Maxwell eine gemeine, gefährliche Bestie oder nicht?
Na also!
Der Mann bricht zusammen, als würde jäh die Luft aus ihm herausgelassen. Maxwells lange Arme schleifen den schlaffen Körper bis dicht an die Zellentür. Dann reißt er ihm den Schlüsselbund vom Gürtel und schließt seine Zelle auf.
Seine beiden Partner stehen bereits an den Gittertüren ihrer Zellen und grinsen voller Vorfreude.
»Unser kleiner Giftzwerg hat wieder mal 'ne Idee gehabt!«, jubelt Cyd Bood.
Gene Bullok kaut mit seinen gelben Zähnen an seinem gelben Schnurrbart und zieht sich mit einem Ruck die Hosen hoch. Das tut er übrigens alle fünf Minuten. Bei seinen Hüften, die eigentlich gar keine Hüften sind, muss er Hosenträger benutzen – aber die hat man ihm weggenommen.
Bill Maxwell kichert nur. Es klingt wie das Lachen eines Kojoten. Dann öffnen sich auch die anderen Zellentüren – und die drei größten Schufte der Südstaaten sind wieder in Freiheit!
Die Todeszellen befinden sich im Seitenflügel des Stadtgefängnisses. Deshalb gibt es hier keine anderen Gefangenen. Die Giftpilze sind durchaus unter sich. Der arme Wächter zählt ja nicht mehr.
»Jetzt noch den Marshal!«, grollt Cyd Bood.
»Den überlasst mir!«, zischt Bill Maxwell. »Bei dem müssen wir nämlich 'nen Trick anwenden.«
Die anderen folgen ihm leise auf den Gang, der vor der Tür des Marshal-Office endet.
Lanky Ide war dreißig Jahre Sheriff gewesen. Nun ist er alt und kann nicht mehr dreißig Stunden im Sattel sitzen. Deshalb hat er den Posten eines Stadt-Marshals übernommen. Seine Befugnisse reichen nicht über die Ortsgrenzen hinaus. Für den Distrikt ist der Sheriff zuständig – war zuständig, denn er wurde vor einer Woche beerdigt. Gene Ballons Kugel war die Ursache dieser Beerdigung. Ein neuer Sheriff wurde noch nicht gewählt; die Leute streiten sich noch, wen sie zum Nachfolger wählen sollen, wollen, werden und müssen.
Lanky Ide sitzt an seinem Schreibtisch und schreibt einen Bericht, als er hinter sich die Tür gehen hört. Das Geräusch klingt nicht außergewöhnlich. Ide hebt nicht einmal den Kopf. Er murmelt nur: »Davis, du kannst mir mal 'n Glas Bier rüberholen.«
»Du brauchst kein Bier mehr, Marshal«, antwortet eine heisere Stimme. Lanky Ide will sich aus dem Sessel werfen und dabei seinen Colt herausschnappen, da setzt ihm Cyd Bood die kinderkopfgroße Faust auf den Schädel. Worauf Lanky Ide das Bewusstsein verliert.
»Du hast ihm doch nicht etwa den Schädel eingeschlagen?«, forscht Bill Maxwell besorgt.
»Nee, er soll doch wieder aufwachen und unser Gespräch belauschen«, grinst Bood. Gene Bullok bringt ein Lasso herbei und hilft Bood beim Fesseln des Bewusstlosen. Sie binden ihm auch ein Handtuch über den Mund. Dann bewaffnen sie sich und grinsen zufrieden, da die Waffen, die sie sich von dem Regal nehmen, ihre eigenen sind. An den Colts sind Zettelchen angebunden, auf denen zu lesen ist, dass Bood, Bullok oder Maxwell die Eigentümer waren – und dass diese drei Männer den Tod durch den Strang gestorben sind.
»Nu sieh einer an! Die haben sogar schon unseren Nachlass geordnet!«, faucht Maxwell – es klingt wie das wütende Pfeifen einer großen Ratte.
»Grund, dass wir noch besonders lange leben werden«, gurgelt Bood kehlig. Überhaupt klingt Boods Stimme immer so, als hätte er einen Knödel im Hals.
»Und jetzt?«, fragt Bullok.
»Warten! – Er muss gleich aufwachen! Wird aber noch 'ne Weile den Bewusstlosen spielen. Sucht inzwischen hier nach Geld und was wir sonst noch brauchen können. Ich pass schon auf.«
Maxwell hockt sich nach diesen Worten neben den Bewusstlosen und spielt mit seinem Colt. Dabei behält er auch die Tür im Auge. Cyd Bood steht neben dem Fenster und späht auf die dunkle Straße. Es ist eine kleine Querstraße. Er kann jedoch in die Hauptstraße einsehen.
Ein beleuchtetes Schild hängt dort. Auf diesem Schild steht:
Arizona-Quelle
Hotel – Bar – Generalstore – Pool-Rooms – Mietstall
Inhaber: Rogan Cliffort
Davor stehen an der Haltestange einige Dutzend Pferde. Bood weiß, dass die Hälfte dieser Pferdebesitzer bald auf der Fährte der Ausbrecher reiten wird. Aber zugleich fällt Bood ein, dass Bill Maxwell sich ja einen Trick ausgedacht hat.
Er hat doch den besten Kopf von uns, dieses kleine Scheusal, dieser räudige Giftpilz!, denkt er zufrieden und beobachtet den Verkehr auf der Hauptstraße. Plötzlich spürt er das Verlangen nach einem guten Glase Whisky.
Hinter ihm beobachtet Bill Maxwell die Augenlider des Bewusstlosen. Als diese leicht vibrieren und zittern, erhebt er sich leise. Nach einer halben Minute zischt er: »Beeilt euch! Wir müssen weg, wenn wir den Abendzug noch erreichen wollen! Wir müssen auch 'n paar gute Pferde klauen, denn wir haben erst volle drei Stunden zu reiten. Gegen Mitternacht kommt 'n Güterzug an der Station vorbei, mit dem müssen wir aus dem Distrikt kommen.«
»All right! Gehen wir! Was ist mit dem Marshal?«
»Der? Lasst ihn. Wird so bald keinen Lärm machen. Und ich – ich arbeite nicht mit 'nem Messer. Los! Weg jetzt!«
Die drei Kerle grinsen sich an, verschwinden durch die Hintertür, schleichen durch einige Gärten, überklettern einige Zäune und erreichen nach einer halben Stunde das Haus des Bankiers. Sie steigen lautlos durch das Küchenfenster und setzen sich still um den großen Küchentisch.
Der bewusstlos gewesene Marshal war schon lange genug bei Besinnung, dass er Maxwells Worte hören konnte. Er hatte sich mühsam das Handtuch abstreifen können. Dann war er zum Fenster gerollt und hatte sich trotz seiner Fesseln an der Wand aufgerichtet.
Jetzt brüllt Lanky Ide aus voller Brust.
Männer kommen gelaufen, hören, verstehen, begreifen, handeln. In der Stadt wird es lebendig. Selbst Marshal Ide glaubt daran, dass die drei Ausbrecher in Richtung zur Bahnlinie geflüchtet sind. Er schwingt sich selber in den Sattel und fegt an der Spitze aller waffenfähigen Männer aus dem Orte. Was sich jetzt noch in Custerville aufhält, das sind nur Feiglinge, Greise oder Spitzbuben und Galgenvögel, die sich nie dazu hergeben, in einer Posse zu reiten.
Das Höllen-Trio, gefährlicher als eine starke Bande, könnte jetzt den ganzen Ort anzünden. Sie würden nicht viel Widerstand finden.