G. F. Unger Tom Prox & Pete -42 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Tom Prox & Pete -42 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Halbblut

Drei Reiter kommen von Westen her. Sie reiten langsam, denn eines der Pferde hinkt leicht.
Der Mond steht über den fernen Hügeln und wirft sein bleiches Licht über die Weiden. Der Wind bringt noch die Wärme des Tages, aber auch die Geräusche der Nacht von Norden mit.
Die unscheinbar gekleideten Männer reiten nebeneinander, und hinter ihnen wallt der Staub wie dunstiger Nebel im Mondlicht.
"Wenn meine 'Zwiebel' ihr Eisen nicht verloren hätte, könnten wir schon längst in Presto sein!", sagt Dick Hanson, dessen massiger Körper einen besonders großen Schatten auf den Boden wirft. "Aber man weiß nie, zu was so was gut ist! 'Zwiebel' tut nichts ohne Grund. Sie verliert weder 'n Eisen, noch 'n goldiges Äpfelchen ohne Grund. Schon ihr Vater konnte in die Zukunft sehen. Ihr wisst ja, liebe Kollegen, dass 'Zwiebels' Vater 'Löwenzahn' hieß ..."
"Well - er soll wie 'n Kamel auf Dackelbeinen ausgesehen haben!", sagt Jim Chester, ein schmaler, sehniger Mann mit rassigem Spaniergesicht.

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Seitenzahl: 101

Veröffentlichungsjahr: 2019

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Inhalt

Cover

Impressum

HALBBLUT

JOHN KÄMPFT UM SEIN RECHT - Teil 5

Vorschau

Wissenswertes

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Heinrich Berends

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-8722-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Liebe Western-Leser, liebe Unger-Freunde!

Das Werk von G.F. Unger, einem der größten und beliebtesten Wildwest-Autoren über die Grenzen Deutschlands hinaus, ist umfangreich. Dazu zählen auch seine Beiträge zu den Serien BILLY JENKINS, TOM PROX, JOHNNY WESTON und PETE in den 50er-Jahren.

Als »sein« Verlag wollen wir Ihnen – zusätzlich zur Sonder-Edition, in der wir Ungers Taschenbücher ungekürzt im Heftformat auflegen –, in einer Classic-Edition jetzt auch diese Romane präsentieren, die neben ihrem nostalgischen Reiz nichts von ihrer Dramatik verloren haben. Wir beginnen mit seinen Billy-Jenkins-Romanen – 71 Hefte und 8 Leihbücher. Die Serie wurde erstmals im Werner-Dietsch-Verlag in den Jahren 1934–1939 veröffentlicht und zwischen 1951 und 1958 vom Uta-Verlag neu aufgelegt und fortgeführt. G.F. Unger stieg bei Band 50, mit dem wir auch die Classic-Edition begonnen haben, in die Serie ein.

Wir wünschen allen Sammlern und Lesern viel Vergnügen und spannende Unterhaltung bei dieser Zeitreise!

Ihre G.F Unger-Redaktion

PS: Einige Bezeichnungen in den Romanen wie »Neger« gelten heutzutage als diskriminierend – gerade in diesem Band, in dem das Schimpfwort »Nigger« häufig benutzt wird. Sie waren zur Zeit der Romanhandlung aber gebräuchlich und sollten im historischen Kontext verstanden werden, weshalb sie im Text belassen wurden.

Halbblut

Nach Berichten des Westmannes Billy Jenkins

Drei Reiter kommen von Westen her. Sie reiten langsam, denn eines der Pferde hinkt leicht.

Der Mond steht über den fernen Hügeln und wirft sein bleiches Licht über die Weiden. Der Wind bringt noch die Wärme des Tages, aber auch die Geräusche der Nacht von Norden mit.

Die unscheinbar gekleideten Männer reiten nebeneinander, und hinter ihnen wallt der Staub wie dunstiger Nebel im Mondlicht.

»Wenn meine ›Zwiebel‹ ihr Eisen nicht verloren hätte, könnten wir schon längst in Presto sein!«, sagt Dick Hanson, dessen massiger Körper einen besonders großen Schatten auf den Boden wirft. »Aber man weiß nie, zu was so was gut ist! ›Zwiebel‹ tut nichts ohne Grund. Sie verliert weder ’n Eisen, noch ’n goldiges Äpfelchen ohne Grund. Schon ihr Vater konnte in die Zukunft sehen. Ihr wisst ja, liebe Kollegen, dass ›Zwiebels‹ Vater ›Löwenzahn‹ hieß …«

»Well – er soll wie ’n Kamel auf Dackelbeinen ausgesehen haben!«, sagt Jim Chester, ein schmaler, sehniger Mann mit rassigem Spaniergesicht.

Billy Jenkins, der hochgewachsene blonde Texaner, stimmt zu: »Sicher. Pecos-Joe, dem ›Löwenzahn‹ gehörte, verwendete sein Pferd auch zur Fuchsjagd. Einmal soll sich der Gaul in einem Fuchsbau verirrt haben!«

»Nun«, lacht Dick, »so krumme Beine hatte ›Löwenzahn‹ nun auch wieder nicht, dass er in einen Fuchsbau hineinschlüpfen konnte. Das war eben eine verdammte Lüge von dir, Billy!«

Jim lacht. »Aber Hellsehen konnte er. Davon habe ich schon gehört, Dick. Er wusste immer schon vorher, wenn Regen erwartet wurde. Da nahm er sich ’nen Regenschirm ins Maul!«

Dick murmelt einen Fluch. »Ihr werdet sehen, liebe Zeitgenossen, dass ›Zwiebel‹ nicht ohne Grund ihr Eisen verloren hat! Der Wallach wollte einfach, dass wir zu spät nach Presto kommen!«

»Sicher!«, stimmt Jim zu. »Dein Satansgaul will, dass du noch ’n bisschen Kohldampf schiebst und ein Viertelpfund abnimmst, damit du nicht mehr ganz so schwer wie ’n Sack Zement bist!«

»Ihr habt ja ’nen Mondstich!«, grollt Dick und schweigt fortan.

Langsam reiten die Männer weiter. Sie erreichen den oberen Rand einer Bodensenke, halten und lauschen. In der Senke unter ihnen ist ein Wäldchen, an dem der Weg vorbeiführt. Buschgruppen bedecken den Hang, und in deren Schatten reiten die Männer jetzt langsam hinunter. Als sie sich dem Wäldchen nähern, hören sie verdächtige Geräusche und zügeln ihre Pferde. Vorsichtig lugen sie durch die Büsche.

»Vermummte sind’s!«, murmelt Jim. »Sie wollen einen hängen!«

»Tatsächlich!«, flüstert Dick. »Wir kommen zufällig im letzten Augenblick! Ein Dutzend maskierte Reiter schätze ich!«

»Wartet hier und gebt mir Deckung!«, zischt Billy Jenkins und bricht mit seinem Rappen durch die Büsche. In jeder Hand einen Revolver, galoppiert der Police-Captain vorwärts.

Mit fünf langen Sätzen ist sein Rappe zwischen den Vermummten, rammt ein anderes Tier zur Seite und drängt stürmisch vor. Schon befindet sich Billy Jenkins an der Seite des Mannes, dem man die Hände auf den Rücken gebunden hat. Von dem starken Ast, unter dem der Unglückliche steht, hängt eine Schlinge herab.

Nun lässt der Police-Captain sein Pferd mit der Vorderhand steigen. Die Hufe des Tieres wirbeln umher. Die vermummten Reiter nehmen ihre scheuenden Pferde zurück. Billy Jenkins brüllt: »Zurück, Leute! Was geht hier vor?«

Das Stampfen, Wiehern und Schnauben der Pferde verstummt. Die Flüche der Vermummten verklingen. Sattelzeug knarrt, und die Pferde mahlen auf den Gebissen der angezogenen Zügel. Dann schließt sich die Masse der maskierten Reiter um Billy und den Mann unter der Schlinge.

»Du bist wohl fremd im Bezirk, he?«, ruft einer der Maskierten mit heiser krächzender Stimme.

»Allerdings!«, erwidert der Police-Captain scharf. »Schätze, ich kam zur rechten Zeit! Lynch-Justiz, he?«

»Du mischst dich in Dinge, die dich nichts angehen, Fremder!«

»Verhinderung von Verbrechen gehen jeden Staatsbürger an! Ihr habt hier ein Verbrechen vor und …«

»Vergiss, was du hier gesehen hast, Buddy! Klemm die Schenkel zusammen und reite weiter! Reite hundert Meilen, Fremder!«

»Ihr seid doch kein Gericht!«, warnt Billy Jenkins. »Auf Lynch-Justiz stehen harte Strafen, Leute!«

»Hahaha … ein schwarzer Hund gehört nicht vor ein anständiges Gericht! Wer von den Niggern in unserem Bezirk ’ne weiße Frau anfällt, der baumelt!«

»Der Mann hier ist doch kein Neger!«, sagt Billy verwundert. »Abgesehen davon dürft ihr …«

»Woher willst du wissen, Fremder, dass es kein Nigger ist? Das kannst du im Dunkeln nicht richtig erkennen. Ist ’n verdammtes Halbblut.«

Der Hammer eines Revolvers knackt. Billy Jenkins, der den Laut wohl vernommen hat, warnt: »Versucht keine Mätzchen, Leute! Ich nehme bestimmt einige von euch mit, bevor ich ins Gras beiße!«

Die heisere Stimme zischt einen »Befehl: »Lass die Stange stecken, Ke-!« Mitten im Wort bricht die Stimme ab, und Billy merkt sich die erste Silbe eines Namens.

»Mach endlich, dass du fortkommst, Fremder!«, krächzt der Vermummte mit der heiseren Stimme. »Ich kann meine Leute nicht länger im Zaum halten und …«

Der Maskierte bricht ab, denn aus dem Hintergrund klingt die Stimme Jims: »He, Billy! Sollen wir die Weihnachtsmänner aus den Sätteln putzen?«

Von der anderen Seite dröhnt Dicks Bass: »He, Billy! Sag den Nachtschattengewächsen, dass sie keine Chance haben! He, ihr Schnakenhascher! Ihr habt nicht mehr Chancen als ’n paar Regenwürmer am Angelhaken!«

In die Reiter kommt Bewegung. Einige reißen ihre Pferde herum und geben ihnen die Sporen.

»Sie haben uns eingekreist! Die verfluchten Nigger haben sich Killer besorgt! Eine Falle!«

Alle weiteren Rufe und Flüche, das wilde Geheul und einige scharfe Befehle des Anführers gehen im Gewieher und Getrampel der Pferde unter. Fünf, sechs Reiter brechen nach Westen aus und verschwinden zwischen den Büschen. Nun folgen die anderen Reiter, die noch unschlüssig auf die weitere Entwicklung warteten.

»Ihr Hundesöhne! Für Geld kämpft ihr um schwarze Felle! Pfui Teufel!«, krächzt der Boss der Bande und folgt fluchend seinen Komplicen.

Billy Jenkins gleitet aus dem Sattel. Jim und Dick kommen herbeigeritten.

»Folge ihnen, Jim!«, sagt Billy rasch. »Sie werden wahrscheinlich nach Presto reiten!«

»Okay!«, erwidert Jim und wendet seinen Fuchs.

Billy ist schon dabei, dem Opfer die Hände loszubinden. »Du brauchst keine Angst mehr zu haben!«, sagt er zu dem Zitternden.

»Danke, Gents! Fremd hier?«

»Allerdings.«

»Dann verschwinden Sie so schnell wie möglich! Sie können mir doch nicht mehr helfen, Gents! Sie müssen sich jetzt selbst helfen. Sie haben die Rache der Bande zu fürchten und …«

Billy hat seine Taschenlampe angeknipst und leuchtet dem Mann ins Gesicht. Es ist das gut geschnittene Gesicht eines intelligenten weißen Mannes, dessen Haut bronzebraun ist. Nur das gekräuselte Haar und die dunklen Augen mit dem leichten Gelb im Augapfel deuten auf Negerblut. Gewissheit aber bringen die Halbmondschatten auf den Fingernägeln des Mannes.

»Was haben Sie denn mit der Lady gemacht?«, fragt Billy lässig.

»Lady? Hahaha … feine Lady! Gehen Sie ins ›Blinde Kuhauge‹ und sehen Sie sich dort mal die ›Lady‹ an! Man nennt sie die ›Rote Lily‹! Die Männer fanden mich im Zimmer der Lily! Aber ich habe diese Frau nicht belästigt, das schwöre ich. Ich konnte ’s ja gar nicht! Ich suchte etwas in dem Zimmer und …«

»Was suchten Sie denn?«

»Das geht nur mich und die ›Mixed-Ranch‹ etwas an!«

»Okay. Wie heißen Sie, und wo wohnen Sie?«, fragt Billy.

»Ich bin Abraham Sulliwan, ein halbblütiger Hundesohn, der vermessen genug ist, in diesem Bezirk eine Ranch zu leiten, auf der nur Farbige leben. So ist das, Gents! Ich danke Ihnen wirklich von Herzen. Mister, aber ich weiß nicht, ob Sie mir und sich einen Gefallen getan haben. Meine Feinde werden mich früher oder später doch kriegen …«

»Warum verlassen Sie denn dann den Bezirk nicht, bevor es zu spät ist?«, fragt Billy und blickt den Mischling aufmerksam an. »Oder sollte was anderes als diese Story mit der roten Lady dahinterstecken?«

»Natürlich steckt etwas anderes dahinter! Es ist für meine Feinde leicht, mir etwas in die Schuhe zu schieben, da man auf Neger und Halbblütige hier schlecht zu sprechen ist. Ich kann Ihnen nicht mehr erzählen, Mister, aber ich rate Ihnen: Reiten Sie schnell und lange, damit Sie aus diesem verdammten Bezirk herauskommen Kann ich jetzt gehen?«

»Natürlich«, erwidert Billy und wendet sich seinem Freund zu: »Komm, wir reiten!«

Als Jim Chester die ersten Häuser von Presto erreicht, kann er die ganze Hauptstraße des Ortes einsehen. Presto weist nur diese einzige Straße auf, die von einigen Fahrwegen gekreuzt wird. Lichtschein fällt aus den Fenstern der Häuser. Weiter unten leuchten zwei große Laternen auf einer langen Veranda.

Im Licht dieser Laternen sieht Jim, dass die von ihm verfolgten Reiter vor dem Hause halten und ihre Tiere an die Haltestange binden. Dann gehen die Reiter über die Veranda ins Haus hinein. Es ist ein großes Gebäude, dessen untere Fenster sämtlich erleuchtet sind.

Langsam reitet Jim in den Ort hinein und murmelt: »Das ist ’n Amüsierlokal mit vielen Gästen. Ich werde die Scheiche kaum herausfinden können. Kenne ja nicht mal ihre Visagen!«

Er gelangt nun ebenfalls an die Vorderfront des Lokals und liest das Aushängeschild. »Zum blinden Kuhauge« steht darauf. Unter dem großen Schild ist ein Plakat an den Verandapfahl angeschlagen. Mit wenig Kunstverständnis, aber in knalligen Farben ist die Zeichnung ausgeführt, die eine tanzende Frau in altspanischer Tracht zeigt. Darunter stehen die Worte: »Die Rote Lily singt und tanzt für Euch!«

»… für alle guten und schlechten Menschen – und auch für mich!«, murmelt Jim und gleitet aus dem Sattel. Er überzeugt sich, dass im Tränktrog genügend Wasser vorhanden ist, löst dem Fuchs den Bauchgurt und flüstert dem Tier ins Ohr: »Tut mir leid, Sunnyboy, dass ich dich noch nicht in den Stall bringen kann! Musst noch was warten, Partner!«

Dann schiebt Jim seinen schwarzen Hut in den Nacken, rückt seine Colts zurecht und betritt das Lokal. Neben der Pendeltür stellt er sich an die Wand und dreht sich eine Zigarette, während seine Blicke wachsam durch den großen Raum schweifen und jede Einzelheit vermerken.

Es befinden sich etwa hundert Gäste im Lokal. Es sind nur Männer, und alle starren sie nach der kleinen Bühne. Dort oben steht eine hübsche junge Frau in einem altspanischen Kostüm. Ihr brandrotes Haar lugt unter der Mantille hervor.

Mit ihrer angenehmen dunklen Altstimme singt sie ein feuriges spanisches Lied, und zwischen den Versen macht sie ein paar wirbelnde Tanzschritte und klappert mit den Kastagnetten, die sie in ihren Händen hält.

Jim grinst genießerisch, schlendert nach links hinüber und findet an der vierzig Fuß langen Bar eine Lücke zwischen den lauschenden und starrenden Männern. Er hakt einen Absatz hinter die Fußstange und stützt seine Ellenbogen auf den Schanktisch, als er sich mit dem Rücken dagegen lehnt.

Die Rote Lily ist ’n ganz hübscher Käfer!, denkt Jim und betrachtet den wirbelnden Körper mit wohlgefälligen Blicken.

Plötzlich geht das Licht aus.