G. F. Unger Tom Prox & Pete -46 - G. F. Unger - E-Book

G. F. Unger Tom Prox & Pete -46 E-Book

G. F. Unger

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Beschreibung

Im Banne El Bravos

"Ay, ay! Lass los, Gringo!", heult der kleine schlanke Mexikaner. "Ay caramba carambota caracho!"
Der Amerikaner Dick Hanson hält mit seiner mächtigen linken Faust beide Handgelenke des heulenden Taschendiebes umklammert und starrt dem Kleinen völlig gleichgültig ins braune Gaunergesicht. Es handelt sich um einen geschmeidigen, aalglatten Kerl, einen von der Sorte, die binnen einer Sekunde fünf Wurfmesser hervorzaubern können und auf zwanzig Schritt ein Ziel von der Größe einer Postkarte zu treffen vermögen.
Der Taschendieb brüllt Flüche und Verwünschungen, aber es ist ihm unmöglich, nach seinen verborgenen Dolchen zu greifen. Der Amerikaner hält seine Hände fest. Die gewaltige Faust des Gringos umspannt die schlanken Handgelenke mit der Druckkraft eines Schraubstocks.
"Ay caramba! Gringo de mierda! Per todos los santos! Du zerbrichst mir ja die Knochen, höllischer Gringo! Lass los! Meine Compañeros werden dich in die Kakteen werfen, wenn du nicht sofort loslässt!"

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Inhalt

Cover

Impressum

IM BANNE EL BRAVOS

JOHN KÄMPFT UM SEIN RECHT - Teil 1

Vorschau

Wissenswertes

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Heinrich Berends

Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln

ISBN 978-3-7325-8406-2

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Liebe Western-Leser, liebe Unger-Freunde!

Das Werk von G.F. Unger, einem der größten und beliebtesten Wildwest-Autoren über die Grenzen Deutschlands hinaus, ist umfangreich. Dazu zählen auch seine Beiträge zu den Serien BILLY JENKINS, TOM PROX, JOHNNY WESTON und PETE in den 50er-Jahren.

Als »sein« Verlag wollen wir Ihnen – zusätzlich zur Sonder-Edition, in der wir Ungers Taschenbücher ungekürzt im Heftformat auflegen –, in einer Classic-Edition jetzt auch diese Romane präsentieren, die neben ihrem nostalgischen Reiz nichts von ihrer Dramatik verloren haben. Wir beginnen mit seinen Billy-Jenkins-Romanen – 71 Hefte und 8 Leihbücher. Die Serie wurde erstmals im Werner-Dietsch-Verlag in den Jahren 1934–1939 veröffentlicht und zwischen 1951 und 1958 vom Uta-Verlag neu aufgelegt und fortgeführt. G.F. Unger stieg bei Band 50, mit dem wir auch die Classic-Edition begonnen haben, in die Serie ein.

Wir wünschen allen Sammlern und Lesern viel Vergnügen und spannende Unterhaltung bei dieser Zeitreise!

Ihre G.F Unger-Redaktion

PS: Einige Bezeichnungen in den Romanen wie »Neger« gelten heutzutage als diskriminierend. Sie waren zur Zeit der Romanhandlung aber gebräuchlich und sollten im historischen Kontext verstanden werden, weshalb sie im Text belassen wurden.

Im Banne El Bravos

Nach Berichten des Westmannes Billy Jenkins

Erzählt von G.F. Unger

»Ay, ay! Lass los, Gringo!«, heult der kleine schlanke Mexikaner. »Ay caramba carambota caracho!«

Der Amerikaner Dick Hanson hält mit seiner mächtigen linken Faust beide Handgelenke des heulenden Taschendiebes umklammert und starrt dem Kleinen völlig gleichgültig ins braune Gaunergesicht. Es handelt sich um einen geschmeidigen, aalglatten Kerl, einen von der Sorte, die binnen einer Sekunde fünf Wurfmesser hervorzaubern können und auf zwanzig Schritt ein Ziel von der Größe einer Postkarte zu treffen vermögen.

Der Taschendieb brüllt Flüche und Verwünschungen, aber es ist ihm unmöglich, nach seinen verborgenen Dolchen zu greifen. Der Amerikaner hält seine Hände fest. Die gewaltige Faust des Gringos umspannt die schlanken Handgelenke mit der Druckkraft eines Schraubstocks.

»Ay caramba! Gringo de mierda! Per todos los santos! Du zerbrichst mir ja die Knochen, höllischer Gringo! Lass los! Meine Compañeros werden dich in die Kakteen werfen, wenn du nicht sofort loslässt!«

In seiner ganzen wuchtigen Massigkeit steht der Athlet vor dem Taschendieb und grinst. Dabei bewegt sich seine mächtige Kinnlade gleichmäßig im Rhythmus des Gummikauens. Er achtet scheinbar nicht auf den Kreis der Zuschauer, die auf das Gezeter des Diebes herbeigeeilt sind.

»Callate la boca! Halt den Schnabel!«, sagt Dick jetzt, und seine tiefe Bassstimme lässt den Gauner verstummen. »Jetzt hör mal gut zu, du blaulockiger Hundefloh! Ich sollte dich eigentlich ungespitzt in den Boden schlagen, pobre pendejo! Aber du würdest wieder herauskrabbeln und eine Minute später schon wieder deine Langfinger in die Taschen ehrenwerter Caballeros stecken. Deine Tätigkeit wird vielen Muchachos Kummer und Leid bringen und die Freude an diesem schönen Fest verderben. Ay, ay, mein kleiner Hundefloh – dagegen weiß ich ein wirksames Mittel. Du wirst für die Dauer des Festes ein wahrhaft ehrlicher Mensch bleiben!«

Nach diesen Worten packt Dick eine Fingerspitze des Diebes und drückt sie. Dick Hanson vermag mühelos eine Nuss zwischen Daumen und Zeigefinger zu zerbrechen. Jetzt quetscht er rasch hintereinander alle zehn Fingerspitzen des Taschendiebes.

Der Mexikaner heult vor Schmerz und Wut und verflucht den Gringo, aber als Dick ihn loslässt, verschwindet er in der staunenden Menge wie ein Aal im hohen Gras.

Ringsum sieht Dick natürlich viele drohende Gesichter, denn Amerikaner sind auch in der Gegend von Hermosillo nicht beliebt, doch Dick ist nicht allein. Seine Freunde Billy Jenkins und Jim Chester haben sich den Zwischenfall lächelnd mit angesehen.

»Komm, Dick!«, sagt der hochgewachsene blonde Billy, und die Freunde setzen sich wieder in Bewegung. Man macht ihnen eifrig Platz. Einige der Zuschauer grinsen sogar freundlich. Auch die Mexikaner verstehen Spaß. Man hätte es den Gringos ja gegönnt, dass ihnen die Taschen geleert worden wären, doch Dicks drastisches Erziehungsmittel hat vielen Zuschauern Freude bereitet.

Langsam schlendern die Freunde weiter.

»Dem seine Fingerspitzen passen für die nächsten acht Tage nicht mehr in schmale Taschen hinein!«, knurrt Dick zufrieden. Plötzlich bleibt er stehen, rollt die Augen und fingert an seinen Taschen herum.

»Was is’n los, Dicker?«, fragt der schlanke, schwarzhaarige Jim. »Hat der Kerl dir ’n Floh aufgehängt?«

»Mein Geldbeutel ist weg!«, grollt Dick. »Muss mir ein anderer Gauner geklaut haben, als wir uns durch die Zuschauer drängten!«

»Du siehst plötzlich so wohlhabend aus!«, frotzelt Jim.

»Well, die stehlen hier wie die Raben!«, sagt Billy. »Da kann man nicht genug aufpassen! Hättest du wissen müssen, Dick!«

»Ach rutscht mir doch den Buckel runter!«, schnaubt Dick und geht seiner Wege. Er hat noch Banknoten in der Brieftasche. Aber damit wird er hier nicht viel anfangen können. Die Händler nehmen nur Silbergeld.

Billy Jenkins und Jim Chester schlendern weiter, beobachten interessiert das bunte Leben und Treiben ringsum. –

Die große Remonte-Schau der Guardia Rural ist ein wahres Volksfest. Von weither sind die Menschen ins Tal gekommen, um dabei zu sein.

Wenn man auf einem der Berge steht, kann man das Ganze gut übersehen. In weitem Kreis wuchten die Berge gen Himmel. Das lang gestreckte Tal ist grün. Es lebt von einem Nebenfluss des Rio Sonora. Grüne Hänge, bunt von Yukkablumenkerzen, darüber Laubwald und ganz oben die Felsenkappen. Um die Blumen herum schwirren Bienen, taumeln Schmetterlinge und zucken funkelnde Leiber honigsaugender Kolibris.

Mitten im weiten Tal, dort, wo der kleine Fluss sich zu einem ovalen See verbreitert, sieht man einige weiße Häuser, und um diese herum wimmelt es von unzähligen Menschen und Tieren. Man sieht Holzverschläge, rasch zusammengeschlagene Stände für Händler, Buden und Zelte und viele Korrals, in denen sich Pferde drängen.

In der Mitte der ganzen Anlage ist ein freier Platz, auf dem die Pferde vorgeführt werden. Zweitausend Menschen und zwölftausend Pferde sind hier im Tal versammelt. Siebentausend Pferde will die Truppe auf dieser Remonteschau ankaufen, und die Pferdezüchter kamen von weither mit ihren Tieren.

Es sind herrliche Pferde zu sehen, Rassetiere mit kleinen Köpfen und stahlharten Hufen. Aber auch die weniger schönen, ausdauernden Steppenpferde sind vertreten. Es sind Tiere, die es gewöhnt sind, tagelang durch sonnendurchglühte Wüste zu laufen und Wasser aus bestimmten Kakteenarten zu saugen. Mit ihnen kann man durch die riesigen Kakteenfelder reiten, ohne befürchten zu müssen, dass sie beim ersten Stich eines Stachels scheu werden. Diese Tiere sind wie ihre Herren, die halbwilden Indianer der Sierra.

Überall am Boden hocken Händler mit Früchten und Speisen aller Art. Zu wahren Bergen stapeln sich die Melonen, Bananen und Orangen. Hühner gackern in ihren Flechtkörben oder hängen mit gebundenen Füßen bündelweise an Stangen.

An verschiedenen Ständen wird gebacken und gebraten. Hier kann man Fleischpasteten oder Backwerk kaufen. Auch viel Zuckerwerk wird angeboten. Alle Händler schreien durcheinander, überbieten sich in ihren Reden. Überall schwirren Fliegen in ganzen Wolken, und ein durchdringender Gestank hängt in der sonnendurchglühten Luft.

Billy und Jim drängen sich durch die Menschenmassen und haben ein waches Auge auf alles. Überall dunkle Gesichter. Barfüßige Gauchos, die ihre Beine in Pferdehaut genäht haben. Vaqueros mit großen Hüten und Lederanzügen, Hacendados in kostbaren Charrokleidern, silberklimpernd und betresst, schnurrbärtig, mit feurigen Augen. Indianerinnen mit ihren Kindern auf dem Rücken. Betrunkene Raufbolde, Bettler und Spitzbuben.

Feuer brennen. Frauen klatschen Maistortillas. Pulqueflaschen kreisen. Gitarren klimpern. Zauberkünstler und Artisten zeigen ihre Künste.

Auf dem großen, abgesperrten Platz führen die Züchter ihre Pferde vor. Männer in breiten schwarzen, silberbortierten Hüten, schwarzen Reitanzügen und mächtigen Säbeln an der Seite begutachten die Tiere. Das sind die berühmten »Schwarzen Reiter«, wie man die Angehörigen der Guardia Rural hierzulande nennt.

Major Valla wendet sich um, als er die beiden Amerikaner sieht. »Ay amigos!«, ruft er mit strahlenden Augen. »Das sind Pferde, was? Bereuen Sie, dass Sie meiner Einladung gefolgt sind? So viele herrliche Pferde auf einem Haufen gibt es nirgends in der Welt! Kommen Sie, amigos, da hinten stehen ein paar besonders schöne Tiere!«

Dick Hanson ist wütend, weil er zum Schaden auch noch den Spott erhielt. Eine Schande ist das, jawohl. Da gehört man zu der von allen Verbrechern gefürchteten amerikanischen Special Police und lässt sich das kostbare Silbergeld von diesen braunen Spitzbuben abnehmen! Ho, das Geld muss wieder her!

Und so läuft Dick mit grimmigem Gesicht herum und sucht. Vielleicht erkennt er einen der Kerle wieder, die dem Zwischenfall zuschauten.

Ein großes Viereck ist mit einem mannshohen Mattenzaun eingegrenzt. Innen stehen viele Tische und Bänke, die alle besetzt sind. Am Eingang auf zwei Pfählen ein Schild mit der Aufschrift »Taberna«. Hier gibt es Wein, Pulque und Schnaps.

Dick geht hinein. Er sieht Zecher, Kartenspieler, breite Hüte, Schnurrbärte, schöne Mädchen, Ohrringe, gebratene Hühnerkeulen, Bohnen mit Hammelfleisch und in einem Kreis eine schöne Tänzerin mit feurigen Augen, die zu den Klängen eines kleinen Orchesters tanzt.

Dick schlendert zwischen den Tischen hindurch. Er entdeckt drei Amerikaner; alle anderen sind Einheimische. In einer Ecke hockt der Taschendieb im Kreise seiner Freunde. Der Kerl saugt abwechselnd an seinen Fingerspitzen. Die Gauner scheinen Dick nicht bemerkt zu haben. Sie stecken gerade die Köpfe zusammen und schnattern leise miteinander.

Dick Hanson verdrückt sich durch einen zweiten Ausgang. Er kommt an Kistenstapeln und leeren Fässern vorbei und sucht die Stelle zu erreichen, an der die Gauner hinter der Strohmatte sitzen.

Jetzt steht Dick an der Stelle, legt das Ohr an die Matte und hört das Geschnatter der Gauner. Dick kann nicht alles verstehen, aber was er hört, lässt ihn die Stirne runzeln.

Plötzlich hört der Lauscher Geräusche hinter sich. Er fährt herum – fängt den Schlag eines Knüppels mit der linken Schulter auf. Im Bruchteil einer Sekunde hat er begriffen. Drei Kerle sind es, die ihm ans Leder wollen.

Der Mann mit dem Knüppel bekommt Dicks gewaltige Faust an den Kopf, fliegt vier Meter rückwärts und überschlägt sich. Der zweite Bandit wird fast gleichzeitig durch einen Magenhaken ausgeschaltet. Inzwischen hat der dritte sein Messer gezogen und stürzt sich auf den Amerikaner.

Der grinst nur, schlägt die brettharte Handkante gegen den Unterarm des Angreifers, das Messer wirbelt durch die Luft, und dann packt Dick zu. Wie ein Gepäckstück wird der schmächtige Kerl hochgerissen, zappelt kreischend und fliegt mit Wucht gegen die Strohmatte, hinter der die schnatternden Taschendiebe sitzen.

Dick hätte den Strolch besser in eine andere Richtung werfen sollen, doch er war zu sehr in Fahrt. Die Strohmatte reißt, und als Dick in die Lücke tritt, um sich den Erfolg seines Wurfes anzuschauen, bekommt er plötzlich einen schweren Tonkrug gegen den Schädel, taumelt zurück und lehnt sich für einige Sekunden bescheiden gegen den Kistenstapel.

»Der Gringohund! Es ist der Gringohund!«, keift eine wütende Stimme. Dann flitzen sechs geschmeidige Gauner durch die Zaunlücke und stürzen sich auf Dick.

Das plötzliche Verschwinden der Mexikaner wird von den anderen Gästen kaum bemerkt. Die ganze Angelegenheit spielt sich jetzt hinter dem Zaun ab.

Dick ist noch etwas benommen. Sein Schädel ist bestimmt härter als eine Kokosnuss, aber so ein Pulquekrug ist immerhin ein totes Ding, das keine Schmerzen spürt. In Dicks Kopf scheint ein Motor zu rattern.

Einer der Kerle schlägt die Faust gegen Dicks Kopf. Der Amerikaner schüttelt nur brummend den Kopf. Diesen Schlag verdaut er mit Leichtigkeit. Der stinkende Greaser hätte ebenso gut versuchen können, mit einer Fliegenklatsche einen Büffel zu betäuben.

Mit aller Energie bezwingt Dick seine Schwäche und stößt sich von dem Kistenstapel ab. Er kriegt auch gleich zwei der Kerlchen zu fassen und knallt ihre Köpfe zusammen. Plötzlich tritt ihm ein Gegner von hinten mit dem Fuß in die Kniekehlen mit dem Erfolg, dass der immer noch etwas benommene Athlet auf die Knie fällt.

Vier Mann werfen sich auf ihn. Sie geben sich alle Mühe, aber es sind nur Leichtgewichte. Dick schüttelt sie ab wie ein Bär eine Hundemeute. Sie fliegen nur so nach allen Seiten.