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Reiten für Gerechtigkeit
Es ist zur Zeit des großen Viehauftriebs. Die Rancher des Distrikts haben ihre Herden bereits sortiert und gezählt, haben die Jährlinge gebrändet und die Stierkälber kastriert. Nun treiben sie die zum Verkauf bestimmten Rinder über die unendlichen Ebenen nach Ringsville. Manche der Herden sind wochenlang unterwegs. Sie kommen über die Pässe der Kuhschwanz-Berge, durch die Red Canyons oder durch die "Wilden Löcher", die der Teufel wohl im Zorn erschaffen hat.
Ringsville wäre ein elendes Drecksnest, wenn es nicht einen Verladebahnhof aufweisen würde, der den Ort zum Mittelpunkt des großen Viehdistriks macht. Die Linie der Zweigbahn endet in Ringsville. Dahinter breitet sich die Wildnis der Prärien, Savannen und Einöden aus.
Harte Reiter bringen die großen Herden aus dem Hinterland heran. In den ausgedehnten Korrals am Bahnhof drängt sich das Vieh, brüllend, blökend und stampfend. Über allem schwebt dauernd eine Staubwolke. Dicke Fliegen schwirren in ganzen Schwaden umher, und es riecht durchdringend nach Rindern und Pferden.
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Seitenzahl: 99
Veröffentlichungsjahr: 2019
Cover
Impressum
Reiten für Gerechtigkeit …
DIE RANCH DER VIEHDIEBE - Teil 3
Vorschau
Wissenswertes
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Heinrich Berends
Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-7986-0
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Liebe Western-Leser, liebe Unger-Freunde!
Das Werk von G.F. Unger, einem der größten und beliebtesten Wildwest-Autoren über die Grenzen Deutschlands hinaus, ist umfangreich. Dazu zählen auch seine Beiträge zu den Serien BILLY JENKINS, TOM PROX, JOHNNY WESTON und PETE in den 50er-Jahren.
Als »sein« Verlag wollen wir Ihnen – zusätzlich zur Sonder-Edition, in der wir Ungers Taschenbücher ungekürzt im Heftformat auflegen –, in einer Classic-Edition jetzt auch diese Romane präsentieren, die neben ihrem nostalgischen Reiz nichts von ihrer Dramatik verloren haben. Wir beginnen mit seinen Billy-Jenkins-Romanen – 71 Hefte und 8 Leihbücher. Die Serie wurde erstmals im Werner-Dietsch-Verlag in den Jahren 1934–1939 veröffentlicht und zwischen 1951 und 1958 vom Uta-Verlag neu aufgelegt und fortgeführt. G.F. Unger stieg bei Band 50, mit dem wir auch die Classic-Edition begonnen haben, in die Serie ein.
Wir wünschen allen Sammlern und Lesern viel Vergnügen und spannende Unterhaltung bei dieser Zeitreise!
Ihre G.F Unger-Redaktion
PS: Einige Bezeichnungen in den Romanen wie »Neger« gelten heutzutage als diskriminierend. Sie waren zur Zeit der Romanhandlung aber gebräuchlich und sollten im historischen Kontext verstanden werden, weshalb sie im Text belassen wurden.
Reiten für Gerechtigkeit …
Nach Berichten des Westmannes Billy Jenkins
Erzählt von G.F. Unger
Es ist zur Zeit des großen Viehauftriebs. Die Rancher des Distrikts haben ihre Herden bereits sortiert und gezählt, haben die Jährlinge gebrändet und die Stierkälber kastriert. Nun treiben sie die zum Verkauf bestimmten Rinder über die unendlichen Ebenen nach Ringsville. Manche der Herden sind wochenlang unterwegs. Sie kommen über die Pässe der Kuhschwanz-Berge, durch die Red Canyons oder durch die »Wilden Löcher«, die der Teufel wohl im Zorn erschaffen hat.
Ringsville wäre ein elendes Drecksnest, wenn es nicht einen Verladebahnhof aufweisen würde, der den Ort zum Mittelpunkt des großen Viehdistriks macht. Die Linie der Zweigbahn endet in Ringsville. Dahinter breitet sich die Wildnis der Prärien, Savannen und Einöden aus.
Harte Reiter bringen die großen Herden aus dem Hinterland heran. In den ausgedehnten Korrals am Bahnhof drängt sich das Vieh, brüllend, blökend und stampfend. Über allem schwebt dauernd eine Staubwolke. Dicke Fliegen schwirren in ganzen Schwaden umher, und es riecht durchdringend nach Rindern und Pferden.
Cowboys, Rancher, Farmer, Viehhändler, Makler, Tramps und Gauner bevölkern die Straßen. Staub wirbelt auf, wenn ein Reitertrupp vorüberprescht. Auch in den Saloons, Cafés, Drugstores drängen sich die Gäste. Es sind nur wenige Frauen darunter. Die Gasthäuser sind überbelegt. Alles drängt und schiebt sich auf den Straßen, in den Lokalen und am Bahnhof herum. Und vor der Bank! Befriedigt schmunzelnde oder grimmig fluchende Rancher – es kommt darauf an, ob sie gut oder schlecht verkauft haben – lösen die Schecks der Viehaufkäufer ein. Manche lassen die Summen ihrem Konto gutschreiben, andere brauchen das bare Geld, um ihren Reitern den Jahreslohn auszuzahlen oder Geräte und Vorräte einzukaufen. Die Stores machen gute Geschäfte. Bier und Schnaps fließen in Strömen. Der Sheriff und seine beiden Gehilfen haben viel zu tun. Die Zellen des Gefängnisses sind schon voll: betrunkene Burschen, die zu sehr über die Stränge schlugen und im Gefängnis ihren Rausch ausschlafen.
Auf der Bank liegt ungefähr eine halbe Million Dollar in Bargeld. Deshalb ist Captain Jenkins in Ringsville. Deshalb lehnt sein Kollege Jim Chester am Pfosten des überdachten Gehsteiges neben der Sattlerei und blinzelt rauchend in die Sonne. Deshalb steht Dick Hanson an der Ecke der Straßenkreuzung, Gummi kauend und scharf beobachtend.
Billy Jenkins, der Captain der Special-Police, ist mit seinen beiden Kollegen erst seit zwanzig Minuten hier. Man sieht den dreien den langen Ritt an – ihre zivile Reitkleidung ist verstaubt, und ihre Augen sind leicht gerötet. Ihre Pferde stehen erschöpft im Korral eines Mietstalles und erholen sich. Die Reiter selbst aber dürfen nicht ausruhen.
Vor zwei Tagen stellten die Polizeireiter ein Mitglied der Drei-Staaten-Bande. Billy Jenkins musste den Bankräuber niederschießen; denn der steckbrieflich gesuchte Verbrecher kämpfte bis zuletzt. Als der tödlich Getroffene seine letzten Minuten nahen fühlte, bekam er wohl Angst vor dem höheren Richter im Jenseits. Seine letzten Worte waren: »Ringsville … die Bank … soll ausgeraubt … werden …« Dann starb er.
Die drei Männer der Special-Police saßen dann vierundzwanzig Stunden im Sattel. Sie mussten Ringsville aufsuchen; denn eine Telefon- oder Telegrafenverbindung dahin bestand nicht.
Die Polizeireiter sind davon überzeugt, dass die Drei-Staaten-Bande noch oder schon in Ringsville ist. Genau so sicher ist es, dass der geplante Bankraub jeden Augenblick durchgeführt werden kann. Da anzunehmen ist, dass das Sheriffs-Office von Spähern der Bande beobachtet wird, ließen sich die drei Policemen beim Sheriff gar nicht erst sehen. Sie warten in der näheren Umgebung der Bank, wollen kein Risiko eingehen und die Bande auf frischer Tat ertappen. Da sie die Arbeitsweise der Bande zur Genüge kennen, wissen sie ungefähr, was sie zu erwarten haben.
Es wird Mittag. Die Straße leert sich. Dafür füllen sich die Gasthäuser und Speiselokale. Die Bank schließt ihre Schalter.
Plötzlich dröhnt ein Büffelhorn, und eine Stimme brüllt: »Feuer! Hoihoooo! Feurio! Die Heuvorräte am Verladebahnhof steh’n in Flammen! Hoihoooo! Die Rinder werden toll! Kommt! Helft!« Wieder tönt das Büffelhorn.
Der Verladebahnhof befindet sich am anderen Ende des Ortes. Binnen weniger Minuten ist die Straße leer. Nur die vielen Pferde und Fuhrwerke längs der Haltestangen, Wassertröge und des hölzernen Gehsteigs bleiben zurück. Alles rennt nach dem Bahnhof, um zu helfen oder die Neugierde zu befriedigen.
Dick Hanson steht immer noch an der Ecke und kaut auf seinem Gummi herum. Jim Chester lehnt noch immer neben der Sattlerei, und Billy Jenkins sitzt noch immer auf der Holzveranda der Gentleman-Bar. Er dreht die Daumen über der Schnalle seines Waffengürtels.
Es scheinen aber noch andere Männer am Ausbruch des Feuers nicht interessiert zu sein. Drei Cowboys kommen langsam aus Millers »Pumahöhle«. Zwei langbeinige Reiter schlendern sporenklirrend aus der Querstraße um die Ecke. Sie müssen an Dick vorbei, den sie mit misstrauischen Blicken mustern. Dann stellen sie sich an die Haltestange gegenüber der Bank, dreißig Meter von Dick entfernt.
Der athletische Polizeireiter spuckt seinen Kaugummi aus und schiebt den schäbigen Hut in den Nacken. Dann steckt er einen neuen Gummi in den Mund, kaut und blickt mit scheinbarer Gleichgültigkeit auf seine Umgebung.
Zwei Cowboys kommen aus der Gentleman-Bar. Sie bemerken den hochgewachsenen blonden Captain, mustern das kühle Wikingergesicht und steigen die Stufen der Veranda hinunter. Unten bleiben sie stehen. Ein Hund streunt über die Straße.
Schräg gegenüber der Gentleman-Bar schließt der glatzköpfige Barbier seinen Laden und eilt in Richtung Bahnhof davon. Als er an Jim Chester vorbeiläuft, ruft er: »Feuer am Bahnhof, Mann!«
Der schlanke schwarzhaarige Polizeireiter grinst nur und angelt ein Stück Papier aus der Brusttasche. Schmunzelnd dreht er sich eine Zigarette. Als er sie angezündet hat und den ersten Zug tut, tritt in seine dunklen Augen plötzlich ein harter Glanz.
Am oberen Ende der Straße wird ein Reiter sichtbar. Er galoppiert, als sei der Teufel hinter ihm her. Eine Staubwolke folgt ihm. Aus einer Seitenstraße kommen plötzlich vier Reiter heraus. Sie reiten langsam, hocken lässig in den Sätteln.
Dick Hanson langt durch den Spalt des offenstehenden Reiterhemds und kratzt sich andächtig auf der Brust.
Der galoppierende Reiter ist nun vor der Bank angelangt. Er zügelt sein Pferd, lässt es mit der Vorderhand hochgehen. Plötzlich beugt er sich dicht neben dem Geländer des hölzernen Gehsteigs aus dem Sattel und wirft mit geschickter Bewegung einen kleinen Gegenstand durch die Gitterstäbe des offenen Bankfensters. Es kracht dumpf, dann dringt grauweißer Qualm aus dem Fenster. Der Reiter gleitet aus dem Sattel und hat plötzlich eine Gasmaske in den Händen. Die vier anderen Reiter sind jetzt ebenfalls heran, springen ab und streifen sich Gasmasken über.
Von dem Augenblick an, als der galoppierende Reiter die Bank erreichte, geschahen noch andere Dinge. Die beiden Cowboys vor der Gentleman-Bar wirbelten herum und rissen ihre Revolver heraus, derer Mündungen sie auf den blonden Captain richteten.
Billy Jenkins, der das alles kommen sah, hat seine beiden Colts schon feuerbereit, bevor seine Gegner schießen können. Zwei Schüsse krachen, zwei Verbrecher sinken zu Boden. Der Captain aber schnellt sich seitwärts durch die Pendeltür in den Gastraum des Lokals hinein. Am Fenster taucht er wieder auf und feuert sofort auf einen Banditen, der soeben eine Dynamitstange vor die geschlossene Banktür werfen will. Der Kerl taumelt. Die Dynamitpatrone fällt zu Boden. Die Zündschnur glimmt.
Die vier anderen Reiter, die noch auf der Straße neben ihren Pferden stehen und sich eben die Gasmasken übergestreift haben, zeigen jetzt ihre rasche Auffassungsgabe und Geistesgegenwart. Sofort sind sie im Sattel, feuern einige Schüsse auf Billys Fensterplatz und verschwinden in einer Staubwolke um die Ecke. In diesem Augenblick explodiert die Dynamitstange. Der Mann, dem sie entfiel, lehnte halb zusammengesunken an der Brüstung der Veranda und wird nun von der Explosion zerfetzt.
Der Gewaltstreich auf die Bank ist zunächst vereitelt. Aber wenn Captain Jenkins gedacht hat, dass die vier Reiter geflohen sind, so irrte er sich. Die vier Banditen liegen hinter der Veranda der Bank und decken sein Fenster mit Kugeln ein. Er hilft sich, indem er von einem Fenster zum andern springt und nach jeder Schussfolge Stellungswechsel vornimmt.
Die beiden Banditen, die sich in einiger Entfernung von Dick Hanson postiert hatten, um ihn »abzudecken«, wirbeln zu spät herum. Ehe sie ihre Waffen auf ihr Opfer richten können, werden sie schon von den Kugeln des Polizeireiters erwischt. Doch kaum hat Dick die beiden Verbrecher ausgeschaltet, als er Feuer aus einer anderen Richtung bekommt. Die vier Reiter, die hinter der Ecke lauern und Captain Jenkins bekämpfen, haben Dick erspäht und schießen nun auch auf ihn. Eine Kugel fetzt in Dicks Breeches-Hose an der Seite zwei Löcher, eine zweite brennt über den linken Unterarm. Dick muss den Rückzug antreten. Er drückt sich in eine Mauernische und ist zunächst gedeckt. Als er die Klinke der Mauerpforte niederdrückt, geht die Tür auf, Dick schlüpft hinein. Er befindet sich in einem Hof. Von hier aus gelangt er durch mehrere Gärten und Höfe an der Rückseite des Lokals »Gentleman-Bar« vorbei nach der anderen Nebengasse.
Die drei Kerle, die aus Millers »Pumahöhle« gekommen waren, bereiten Jim Chester einige Sorgen. Die Kerle haben hinter einem Planwagen Deckung gefunden und schießen »aus allen Knopflöchern«. Jim liegt schon längst im Laden der Sattlerei und feuert auf jedes Zipfelchen, das er von seinen Gegnern erspähen kann.
Der Sattlermeister, ein kleines, dürres Männchen, kommt mit einer Flinte aus seiner Werkstatt gelaufen und kreischt: »Banditen! Zu Hilfe, ihr Leute!« Er macht Anstalten, seine Schrotspritze auf Jim anzulegen. Das Männchen ist offensichtlich falsch informiert. Jim schießt blitzschnell, sich halb zur Seite wendend. Er hat auf ein Bild gezielt, das an einem Faden über der Tür hängt. Die Kugel trifft den Faden, und das Bild fällt auf den Glatzkopf des schießwütigen Männchens. Der Kleine geht in die Knie; seine Flinte poltert zu Boden.
»Ich bin von der Polizei, Mann!«, brüllt Jim den Kleinen an. »Die Banditen sind da draußen! Sie wollen die Bank überfallen!«
Der Sattler reibt sich die Glatze, dann dämmert ihm die Erkenntnis. Sofort packt er seine Doppelflinte, kriecht neben Jim und feuert die beiden Schrotläufe nutzlos über die Straße ab. Dann aber muss er in seine Werkstatt zurückkriechen, denn er hat keine Patronen mehr. –