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Kate Dunn kannte den Westen bisher nur vom Hörensagen und aus Filmen, Büchern und Magazinen. Sie hat eine lange Reise hinter sich, kam von Chicago nach Arizona und sitzt jetzt in der Kleinbahn, die sie nach Starville bringen soll.
Für die Großstädterin bedeutet diese Fahrt ein Erlebnis. Kate kann sich an der gewaltigen Natur des Landes nicht sattsehen. Die ganze wilde Schönheit der Berge flößt ihr Furcht ein und lässt ihr Selbstbewusstsein schwinden. Das will viel heißen, denn Kate ist sonst sehr selbstsicher; so sicher, wie eine selbstständige Frau, die außerdem noch Sportlehrerin ist, nur sein kann und muss.
Ihre Blicke schweifen durch den Wagen. Er ist nicht stark besetzt. Männer mit großen Hüten und braunen Gesichtern sitzen rauchend oder Karten spielend auf den Bänken.
Ihr gegenüber flegeln sich zwei Männer, die Kate für Cowboys hält, weil sie breitrandige Hüte tragen und an den Absätzen ihrer Stiefel große Sporen klingeln.
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Seitenzahl: 102
Veröffentlichungsjahr: 2019
Cover
Impressum
Ranch zu verkaufen
DIE RANCH DER VIEHDIEBE - Teil 2
Vorschau
Wissenswertes
BASTEI ENTERTAINMENT
Vollständige eBook-Ausgabe der beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe
Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG
© 2019 by Bastei Lübbe AG, Köln
Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller
Verantwortlich für den Inhalt
Titelbild: Heinrich Berends
Datenkonvertierung eBook: César Satz & Grafik GmbH, Köln
ISBN 978-3-7325-7985-3
www.bastei-entertainment.de
www.lesejury.de
www.bastei.de
Liebe Western-Leser, liebe Unger-Freunde!
Das Werk von G.F. Unger, einem der größten und beliebtesten Wildwest-Autoren über die Grenzen Deutschlands hinaus, ist umfangreich. Dazu zählen auch seine Beiträge zu den Serien BILLY JENKINS, TOM PROX, JOHNNY WESTON und PETE in den 50er-Jahren.
Als »sein« Verlag wollen wir Ihnen – zusätzlich zur Sonder-Edition, in der wir Ungers Taschenbücher ungekürzt im Heftformat auflegen –, in einer Classic-Edition jetzt auch diese Romane präsentieren, die neben ihrem nostalgischen Reiz nichts von ihrer Dramatik verloren haben. Wir beginnen mit seinen Billy-Jenkins-Romanen – 71 Hefte und 8 Leihbücher. Die Serie wurde erstmals im Werner-Dietsch-Verlag in den Jahren 1934–1939 veröffentlicht und zwischen 1951 und 1958 vom Uta-Verlag neu aufgelegt und fortgeführt. G.F. Unger stieg bei Band 50, mit dem wir auch die Classic-Edition begonnen haben, in die Serie ein.
Wir wünschen allen Sammlern und Lesern viel Vergnügen und spannende Unterhaltung bei dieser Zeitreise!
Ihre G.F Unger-Redaktion
PS: Einige Bezeichnungen in den Romanen wie »Neger« gelten heutzutage als diskriminierend. Sie waren zur Zeit der Romanhandlung aber gebräuchlich und sollten im historischen Kontext verstanden werden, weshalb sie im Text belassen wurden.
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Nach Berichten des Westmannes Billy Jenkins
Erzählt von G.F. Unger
Kate Dunn kannte den Westen bisher nur vom Hörensagen und aus Filmen, Büchern und Magazinen. Sie hat eine lange Reise hinter sich, kam von Chicago nach Arizona und sitzt jetzt in der Kleinbahn, die sie nach Starville bringen soll.
Für die Großstädterin bedeutet diese Fahrt ein Erlebnis. Kate kann sich an der gewaltigen Natur des Landes nicht sattsehen. Die ganze wilde Schönheit der Berge flößt ihr Furcht ein und lässt ihr Selbstbewusstsein schwinden. Das will viel heißen, denn Kate ist sonst sehr selbstsicher; so sicher, wie eine selbstständige Frau, die außerdem noch Sportlehrerin ist, nur sein kann und muss.
Ihre Blicke schweifen durch den Wagen. Er ist nicht stark besetzt. Männer mit großen Hüten und braunen Gesichtern sitzen rauchend oder Karten spielend auf den Bänken.
Ihr gegenüber flegeln sich zwei Männer, die Kate für Cowboys hält, weil sie breitrandige Hüte tragen und an den Absätzen ihrer Stiefel große Sporen klingeln.
Kate ist enttäuscht. Sie hatte gehört und gelesen, dass Cowboys Frauen gegenüber sehr schüchtern und ritterlich sein sollten. Diese beiden Kerle aber sind alles andere als schüchtern. Sie haben ihre Hüte in den Nacken geschoben und die Beine lang ausgestreckt, sodass Kate immer fürchten muss, die Sporen könnten ihre Strümpfe zerreißen. Wiederholt haben die beiden versucht, ihr auf plumpe Art den Hof zu machen, aber als sie in keiner Weise darauf einging, gaben sie es auf.
Die beiden Männer sind Kate widerlich. Sie spürt die auf sich gerichteten forschenden Blicke und fühlt sich äußerst unbehaglich. Sie ist die einzige Frau im Wagen.
Kate Dunn ist schön. Sie ist von jener herben Schönheit, die nicht nur äußerlich wirkt. Man muss dieser Frau in die Augen sehen, die eine seltsame graugrüne Farbe haben. Die Pupillen sind groß und werden von langen dunklen Wimpern überschattet. Aber der Ausdruck der Augen ist es, der den Betrachter anzieht. Es liegt Offenheit, Stolz und vornehmes Denken darin. Kate ist eine Dame, zweifellos. Aber man muss sie sprechen hören und sich bewegen sehen, dann wird jedem klar, dass alles an ihr frisch, echt, natürlich und schön ist.
Immer wieder studiert Kate den Taschenfahrplan. Sie vergleicht die angegebenen Zeiten mit ihrer Uhr und kommt zu dem Schluss, dass sie bald am Ziel sein muss.
Der Zug fährt langsamer. Rechts und links tauchen Häuser auf. Da ist auch schon die Station. »Starville« liest Kate und atmet auf. Sie erhebt sich, um ihr Gepäck herunterzunehmen. Sie hofft, dass die beiden Kerle ihr nicht helfen werden, doch da ist der eine schon aufgestanden und greift nach dem Koffer. »Ich mach das schon, Madam!«, knurrt er mit tiefer Bassstimme.
Mit einem harten Ruck hält der Zug. Kate erhebt sich. Sie zögert, weiß nicht recht, wie sie sich verhalten soll. Sie hat gehört, dass es im Westen für jeden Mann Pflicht ist, einer Dame zu helfen. Unmöglich kann sie diese Hilfe zurückweisen. Die Männer würden beleidigt sein. Scheu blickt sie den »Kavalier« an. Es ist ein Riesenkerl mit breiten Schultern und mächtigen Fäusten. Unter dem schwarzen Schnurrbart blitzen weiße Zähne, als er lachend nach Kates übrigen Gepäckstücken greift. »Kommen Sie, Madam!« Er drängt sich durch die Tür auf die Plattform und springt auf den Bahnsteig hinunter. Seih Begleiter folgt ihm grinsend und hilft Kate beim Aussteigen.
»Na, wo soll’s hingeh’n, Madam?«, fragt der Riese lachend. »Well, Baby, ich bringe Sie in ein feines Hotel!«
»Ich danke Ihnen für Ihre Hilfe!«, sagt Kate mit etwas zitternder Stimme. »Ich werde abgeholt. Bitte stellen Sie die Koffer hin!«
»Kommt ja gar nicht in Frage!«, lacht der Mann. »Schätze, dass ich Sie in ein feines Hotel bringen werde, Madam! Wissen Sie – ich hatte schon immer ’ne Schwäche für kastanienbraune Locken. Sie gefallen mir, Baby! Ich bin Black Steward. Sie kommen aus dem Osten, das sieht man. Sind Sie vielleicht die neue Lehrerin? Na, wo wollen Sie hin, he?«
Kate stampft ärgerlich mit dem Fuß auf. »Ich habe Ihnen doch erklärt, dass ich erwartet werde! Stellen Sie bitte mein Gepäck ab!«
Der Schwarzbärtige lacht nur und wendet sich zum Gehen. »Also geh’n wir ins Hotel ›Zur blinden Kuh‹ und mieten dort Zimmer!«, bestimmt er. Sein Partner grinst schadenfroh, als Kate den Riesen am Ärmel zurückhalten will. »Lassen Sie das Theater, Baby!«, lacht er. Will Kate nicht auf ihr Gepäck verzichten, so muss sie hinterherlaufen. Sie ist rot vor Zorn. Verzweifelt schaut sie sich um. Gibt es denn keinen Polizisten hier?
Vor den Waggons ist Gedränge. Reiter werfen ihre Sättel und ihr Gepäck aus den Fenstern, begrüßen sich und werden begrüßt. Rancher, Viehverkäufer, Makler und Cowboys sind es, die den Bahnsteig bevölkern. Nur wenige Frauen und Kinder sind zu sehen. Alles redet und lacht durcheinander. Ein Polizist ist nirgends zu sehen.
Black Steward wendet den Kopf. »Na, Baby, hier geht’s ’n bisschen rauer zu als im Osten, he? Sie kennen das noch nicht, aber wir sind alle okay. Ich werde Ihnen sehr behilflich sein können. Sie gefallen mir sehr, Baby!«
»Aber Sie gefallen mir nicht!«, schreit Kate. Sie hat jetzt genug von dem Kerl. Sie will lieber auf ihr Gepäck verzichten, als weiter mit diesem Furcht und Widerwillen einflößenden Manne zu gehen. Sie sind schon ein Stück vom Bahnsteig weg und befinden sich jetzt zwischen mehreren Schuppen. »Ich gehe keinen Schritt mehr mit Ihnen! Stellen Sie mein Gepäck hin! Es ist eine Unverschämtheit, sich so aufzudrängen!«
Während Kate mit vor Wut zitternder Stimme diese Worte ruft, irren ihre Blicke umher. Sie sieht den Kumpan des Bärtigen. Der Kerl hat die Hände in den Hosentaschen, grinst und folgt langsam.
Zwei Männer stehen da drüben am Schuppen, mit dem Rücken an die Wand gelehnt. Sie rauchen und blicken zum Zug hin. Einer der beiden Cowboys ist dunkelhaarig, geschmeidig von Gestalt und hat ein rassiges Spaniergesicht. Seinen schwarzen Sombrero hat er in den Nacken geschoben. Er muss Kates Worte gehört haben, denn er wendet jetzt den Kopf und blickt sie an. Als er die flehenden Blicke der Frau gewahrt, wird sein lächelndes Gesicht ernst. Er stößt seinen Freund mit dem Ellbogen in die Seite und setzt sich in Bewegung.
Der Freund folgt sofort. Es ist ein athletisch wirkender, sehr breitschultriger Mann mit einem gutmütigen runden Gesicht, einer knolligen Nase und einem massigen Kinn. Die zusammengekniffenen Augen verraten, dass er die Situation gleich richtig einschätzt.
Der schlanke Cowboy vertritt Black Steward den Weg, blickt jedoch auf Kate. »Madam, kann ich Ihnen helfen?«, fragt er und lüftet den Hut.
Der Riese murmelt einen wilden Fluch, geht weiter und rammt den Koffer gegen die Beine des Schlanken. »Aus dem Weg, Buddy!«, brummt er. Im nächsten Moment taumelt er zurück und setzt das Gepäck ab.
Kate konnte nicht sehen, was der Retter getan hatte. »Ich werde von diesen beiden Kerlen belästigt!«, ruft sie. »Er hat mir einfach das Gepäck weggenommen!«
»Okay, Madam!«, sagt der Schlanke lässig und wendet sich an Black Steward: »Gib die Sachen her und verschwinde!«
Der Riese holt schnaufend Luft und blickt sich um. Als er seinen Kumpan kommen sieht, zischt er dem schlanken Cowboy zu: »Aus dem Weg, Cowpuncher, sonst zerreiße ich dich!«
Der athletische Freund des Schlanken meldet sich jetzt: »Bring die Dame weg, Jim! Die beiden hier besorge ich schon!«
»Okay, Dick!«, lacht der Schlanke, nimmt das Gepäck auf und entfernt sich mit Kate. »Reiß ihnen aber nicht gleich die Köpfe ab!«, ruft er über die Schulter zurück.
Der athletische Dick ist an den Riesen herangetreten. »Wen willst du zerreißen, Großer?«, fragt er interessiert.
Black Steward schlägt blitzschnell mit der Faust zu. Sein Aufwärtshaken trifft Dick am Kinn und lässt den athletischen Cowboy zurücktaumeln. Der Riese will nachsetzen, doch er läuft in einen wuchtigen Stoß hinein, der ihm den Magen fast zum Rücken hinaustreibt. Er klappt wie ein Taschenmesser zusammen, fängt im nächsten Moment einen Uppercut ein und bekommt fast gleichzeitig einen wilden linken Schwinger ans Ohr, der ihn für die Zeit zu Boden schickt.
Als Dick Schritte hinter sich hört, wirbelt er herum. Der Freund des Niedergeschlagenen stürzt heran, und er hat ein Messer in der Faust. Den niederstoßenden Arm des Angreifers fängt Dick ab, indem er seine rechte Handkante gegen den Unterarm des Gegners schlägt. Im nächsten Augenblick hat Dick seinen linken Unterarm so in die Armbeuge des Angreifers gelegt, dass seine linke Hand den eigenen rechten Oberarm packen kann. Nun drückt Dick mit seiner Rechten die messerbewehrte Hand weiter zurück. Gleichzeitig vollführt sein Körper eine Drehung. Sein rechtes Bein setzt er hinter den nun schon wehrlosen Feind und drückt die messerbewehrte Hand nach hinten. Die Hebelwirkung dieses Griffes ist überraschend. Der Messerheld muss, ob er will oder nicht, rückwärts zu Boden stürzen. Dick lässt sich mitfallen, und sein beachtliches Körpergewicht drückt auf den umklammerten Arm. Mit einem Wutgeheul lässt der heimtückische Angreifer das Messer los. Unmittelbar darauf trifft ihn ein Faustschlag aufs Kinn.
Dick erhebt sich schnaufend und staunt. Eine Menschenmenge hat sich angesammelt. Ein dicker Mann, der einen Sheriffstern auf der Brust trägt, drängt sich durch die Reihen. Als er den Riesen erkennt, der sich eben taumelnd erhebt, ruft er scharf: »Natürlich wieder dieser Black Steward! He, Steward! Habe ich dich nicht gewarnt, in den Bezirk zurückzukommen, eh?«
»Ich kann hingeh’n, wo ich will! Ich möchte keine Verdächtigungen von Ihnen hören, Sheriff! Zum Teufel! Ich bin ein freier Bürger in einem freien Land!«
Der Sheriff kaut an seinem Schnurrbart und wendet sich an Dick: »Sie sind von den beiden Strolchen angefallen worden, Mister? Der Kerl da hatte ein Messer, eh? Erheben Sie Anzeige?«
»Das Ganze ist nich’ der Rede wert!«, lacht Dick. »Die beiden haben ’ne Dame belästigt. Lassen Sie sie laufen!«
Dick tippt an seinen Hut und drängt sich durch die Menge. Er blickt nach dem Verladebahnhof. Dort stehen die dem Zug angehängten Güterwagen an der Verladerampe. Gerade führt ein großer blonder Mann einen wundervollen Rappen aus dem Viehwagen.
Der athletische Cowboy ändert sofort seine Richtung und steht bald vor dem Blonden: »Hallo Billy! Wir dachten schon, du wärst gar nich’ mit diesem Zug gekommen!«
»Hallo Dick! Na wie geht’s, mein Junge? Wo ist Jim?«
»Der bringt ’ne wunderschöne Lady aus dem Osten ins Hotel. Ich hab ihm zu diesem Job verholfen. Haha – musste deswegen zwei Knilche ’n bisschen unsanft behandeln … Black Steward und einen seiner Kumpane. Bisher waren die Brüder gerissen genug, sich nich’ beim Viehstehlen erwischen zu lassen. Komm, ich bring dich zu Jim und zu ’nem verdammt feinen Frauenzimmer, Billy! Ay caramba! Kastanienbraune Locken hat sie und – – Beine oh! Is kein junges Ding mehr, no … aber große Klasse, Billy! Schätze, dass ich ’n Idiot war! Hätte ebenso Jim die Arbeit machen lassen können … dann säße ich jetzt bei der Schönen und täte Süßholz raspeln!«